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C'era una volta...

Oder ein Schal auf Schatzsuche
von

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Jeder Mensch ist käuflich, lediglich der Preis variiert

Aus dem Tagebuch des Captain Scarf
 

Eine der wenigen Erinnerungen an mein Vater ist ein gemeinsamer Nachmittag, welchen wir auf dem Markt verbrachten. Damals sagte er mir, dass jeder Mensch käuflich ist, die Huren und Säufer am ehesten. Aber ausgenommen sei keine Seele, manchmal müsse man nur besonders tief in die Tasche greifen.

Und er gab mir damals noch ein Rat: Mein Sohn, selbst wenn dir ein Mann, der nichts hat, seine Tochter als Pfand für die nächste ausstehende Zahlung anbietet, jage ihn zum Teufel und lass ihn seine Göre an ein Bordell verkaufen. Du hast nur Scherereien mit einem solchem Luder und musst hinterher noch mehr Mäuler stopfen.

Ich weiß bis heute nicht, ob er aus Erfahrung gesprochen hat. Damals war ich gerade einmal vier Jahre alt, verstand den Sinn seiner Worte nicht, erachtete sie aber als wichtig und trug sie in meinem Herzen. Und bald erkannte ich, dass er recht hatte. Ob ich mir Freunde mit Süßigkeiten kaufte, die warme Umarmung einer adeligen Maid... nichts war unerreichbar.

Aber jetzt gerade bin ich davor aufzugeben. Der Preis, den dieser Marco da von mir verlangt, ist zu hoch. In einem Moment der Wut hatte ich ihm das Angebot offeriert, aber nun will ich es lieber zurückziehen. Marco verlangt die Wahrheit und diesen Preis bin ich nicht bereit zu zahlen!

Also ignoriere ich die Schmerzen in meinem Gesicht und an meiner Seite und mache mich auf das kommende Feilschen gefasst. Ich spüre, wie sich meine Miene lockert, sich ein Lächeln auf meine aufgesprungene Lippe legt und ich mich wieder unter Kontrolle habe.
 

„Nun... soweit mein Plan. Aber um ein großer Captain zu werden, bedarf es eines fähigen ersten Maats. Und dafür habe ich dich vorgesehen.“

Ich klopfe mir den Dreck von der Hose, beobachte Marcos Minenspiel aus dem Augenwinkel.

Erst scheint er noch erstarrt wegen meines vorhergegangenen Ausbruchs, aber so langsam fängt er sich. Seine Augenbrauen rutschen kritisch nach unten und so nah zusammen, dass sie sich fast berühren. Zwischen ihnen bildet sich eine Falte, die für einen kurzen Moment meine gesamte Aufmerksamkeit in Beschlag nimmt. Seine Haut ist noch weich, kaum ein Anzeichen von Bartwuchs.
 

„Warum... ausgerechnet ich? Kannst du nicht jemand anderen nehmen und ihm auf die Nerven gehen?“
 

Ich muss zugeben, das ist eine berechtigte Frage seinerseits. Also tue ich ein paar Sekunden so, als würde ich ernsthaft darüber nachdenken und tippe mir dann an meine arme schmerzende Lippe.
 

„Nein, tut mir leid. Die Vorhersehung hat bestimmt, dass du mein erster Maat wirst und niemand anderes! Und dabei bleibt es.“
 

Marco verdreht die Augen, flucht leise vor sich hin und starrt mich leicht erbost an.

„Vorhersehung? Nur Narren glauben an das Schicksal!“
 

Dies wiederum entlockt mir ein aufrichtiges Lachen.
 

„Dann bin ich ein Narr. Ich glaube an so etwas und soweit ich weiß, sind alle Seemänner sehr abergläubig.“
 

„Nur die, die eh nicht lange leben. Aberglaube macht die Männer zu ängstlich und dann sind sie zu nichts zu gebrauchen.“ Er scheint sich beruhigt zu haben, von ihm geht im Moment keine aggressive Ausstrahlung aus und auch sein Ton ist eher einer plaudernden Lage gewichen.

Fast schade. Seine Augen blitzen herrlich, wenn er wütend ist und seine Gesichtsfarbe wechselt schneller als die eines Chamäleon. Abgesehen davon wird seine Körpersprache immer unbeherrschter je mehr er sich aufregt und es macht mir Spaß ihn in diesem Zustand zu beobachten.

Aber ich habe nur einen beschränkten Zeitraum gewehrt bekommen, indem ich Marco für mich gewinnen muss. Und weitere Zwiste sind da nicht gerade förderlich.
 

„Kennst du in diesem Hafen eine Herberge, die für saubere Betten und warmes Wasser bekannt ist?“

Ich muss dringend mein Gesicht waschen, so vollgeblutet und verdreckt wie jetzt im Moment war ich noch nie zuvor in meinem Leben. Und das beschert mir ein nicht gerade wohliges Gefühl. So sehr es mich auch ärgert, aber ich kann ein wenig Eitelkeit einfach nicht abstreifen. In diesem Punkt werde ich niemals so werden können wie der einfache Junge von der Straße.
 

„Ja, da hinten gibt’s so ein Haus, ist jedoch ziemlich überteuert. Aber wenn du solche Ansprüche stellst, dann...“
 

Ich winke ab.
 

„Geld ist nicht das Problem.“ Ich bemerke seine Irritation und muss schmunzeln. „Wirklich nicht. Meinst du etwa, ich wäre ein Hochstapler?“
 

Er schnaubt und zuckte die Schultern. Während er spricht, macht er auf den Hacken kehrt und steuert die besagte Herberge an.
 

„Nein, aber ich denke du bist ein Idiot so lauthals mit deinem Geld zu prahlen. Dir wird noch jemand die Kehle durchschneiden. Und höchstwahrscheinlich werde ich es sein!“
 

Ich schließe schnell zu ihm auf, meine Schritte greifen sehr viel weiter als seine. Er ist ungewöhnlich klein und ich mag es auf seinen Schopf herabzublicken. Ich kann die Wirbel in seinem schwerem Haar sehen, die weiße Haut darunter. Warum faszinieren mich an diesem wildfremden Jungen so belanglose Kleinigkeiten? Mir fallen Dinge an ihm auf, die mir bei keinem Mädchen sonst ins Auge gesprungen sind... Ist es tatsächlich meine neue Lebenslage, die mich so anders empfinden lässt? Ich hätte schon viel viel früher aus meinem Leben ausbrechen sollen.
 

„Es wäre dumm mich wegen des Geldes zu ermorden, welches ich bei mir trage.“ Ich schlage einen lässigen Ton an, wohlwissend dass ein normaler Mann mit meinem Geldbeutel wohl einige Wochen dauerbesoffen sein könnte. „Ich habe woanders noch so viel mehr und tot könnte ich niemandem verraten, wo es ist.“ Ich zwinkere Marco zu. In seinen Augen blitzt eine verschlagene Gier auf. Ich werfe einen Köder aus, habe mehrere aber noch in der Hinterhand. „Willst du das Geld haben?“
 

„Hmm... Willst du um dein Leben betteln?“ Er grinst mich herausfordernd an.
 

„Das hätte wohl kaum einen Sinn.“ So irritiert wie er mich anschaut muss ich kichern. „Ein so gnadenloser Pirat wie du wird wohl kaum so weichherzig sein und mich für ein paar tausend Dublonen am Leben lassen.“
 

„T... tau...send?“ Seine Stimme wird ein Flüstern, seine Augen reißt er ganz weit auf.

Ich gebe mich ertappt, kratze mich linkisch am Hinterkopf und ziehe zerknirscht eine Schnute. Was weh tut, weil ich schon wieder meine kaputte Lippe vergessen habe.
 

„Ahje... Schon wieder verplappert.“

Ich seufze leise und bleibe vor der Herberge stehen. Von Außen sieht sie hochtrabend aus, aber bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass es mehr Schein als Sein ist.

Das auf Hochglanz polierte Schild mit der Aufschrift „Zur güldenen See“ hängt etwas schief und die Fenster könnten auch einmal eine Säuberung vertragen. Dieses Haus ist mir direkt sympathisch. Ich trete ein und muss blinzeln, da ich wegen der Helligkeit draußen hier drinnen nicht mal die Hand vor Augen sehen kann. Marco läuft unbeirrt direkt in mich rein und flucht leise über mein Unvermögen ein Haus vernünftig betreten zu können. Aus einer Ecke links von mir erklingt eine rauchige Stimme und langsam kann ich die Figur einer verbrauchten älteren Frau ausmachen.
 

„Was wollt ihr Drecksbengel hier? Die Kneipe ist eine Tür weiter links!“

Ich setze mein freundlichstes Lächeln auf, trete an den Tresen, hinter dem der Schießköter von einer Frau hockt, und schlage einen geschäftlichen Ton an.
 

„Wir haben die richtige Tür gewählt, verehrte Dame. Wir wünschen ein Zimmer für den heutigen Tag und die Nacht, selbstverständlich mit zwei getrennten Betten. Mein Freund und ich haben zudem von Eurer vorzüglichen Küche gehört und begehren daher auch eine warme Mahlzeit zu Abend.“
 

Als Antwort erfolgt erst ein zweifelndes Schweigen, dann geht mein Gesprochenes durch die verkalkten Windungen ihres Hirnes und sie starrt mir mit offenem Mund an. Ich kann mir ein kleines ironisches Aufseufzen nicht verkneifen, da fängt die alte Hexe doch tatsächlich an zu lachen.
 

„Als ob ihr kleinen Bastarde Geld hättet! Raus mit euch, Gesindel! Oder ich hole den Hund!“

Sie schlägt auf den Tresen und baut sich bedrohlich dahinter auf. Sie ist dick und sie stinkt ungewaschen. Nicht unbedingt die beste Werbung jemanden wie die alte Schabracke an den Empfangsplatz zu setzen.

Marco stellt sich neben mich und holt tief Luft um dem Weib irgendetwas Unverschämtes an den fettigen Schädel zu werfen, aber ich habe keine Lust mir noch eine andere Herberge zu suchen. Es gefällt mir hier. Also lege ich meinem Begleiter eine Hand auf die Schulter und beuge mich zu ihm herab, bis meine Lippen beinahe den äußeren Bogen seines Ohres berühren. Seine Haare kitzeln meine malträtierten Lippen und ich spüre ihn jäh unter meiner Hand erschauern. Dummerweise vor Wut, nicht vor Behagen.
 

„Lass mich das regeln“, wispere ich leise und lange in meinen Beutel, der von meinem Gürtel herabbaumelt. „Sieh zu und lerne.“
 

Ich bin mir ziemlich, dass Marco mir für den überflüssigen Körperkontakt später eine reinhauen wird und schon bereue ich die Minuspunkte, die ich mir auf meiner Werde-bester-Freund-Skala eingefahren habe.

Zwischen meinen Fingerspitzen halte ich eine kleine runde silberne Münze, welche ich gut sichtbar für die Alte empor halte. Ich lasse sie langsam zwischen meinen Fingern wandern und nehme meine andere Hand von Marcos Schulter. Die Augen des Weibstücks haben sich an dem Geldstück festgesogen, sie giert und geifert stumm danach und ich spüre ein hämisches Lachen in meiner Brust. Aber ich verkneife es mir, ich will ja schließlich mein Ziel erreichen und hier mein Zimmer haben. Aus dem Augenwinkel zwinkere ich Marco zu, der sich genervt abwendet.
 

„Nun denn. Welches Zimmer dürfen wir beziehen?“
 

Das Weib lässt den Blick nicht von der Münze, sie schluckt laut hörbar und spricht leise:
 

„Nehmt... das Zimmer die Treppe hinauf genau geradeaus. Das ist unser bester Raum, mein Herr!“
 

„Ich danke Euch.“

Anstatt die Münze auf den Tresen zu legen, schnipse ich sie empor und gehe zur Treppe. Ich höre das Metall auf den Boden aufschlagen, gefolgt von dem weichen Geräusch des runzeligen Körpers der Alten, die grunzend die Erde absucht. Als ich mich umdrehe, schaue ich direkt in Marcos angewidertes Gesicht und ich kann nicht ausmachen, ob es der Hexe oder meinem versnobten Benehmen gilt. Ich bleibe am Treppenansatz stehen, verneige mich leicht vor meinem zukünftigen ersten Maat und deute hoch.
 

„Nach Ihnen, der Herr.“
 

„Hör mit diesem dämlichen Theater auf!“

Mies gelaunt stampft er an mir vorbei und ich pfeife fröhlich ein kleines Liedchen. Während ich die Stufen erklimme, drehe ich mich noch mal um und beobachte das hutzelige Weiblein, wie es gierig schnaufend unter einen Tisch robbt.

Mein Vater hatte ja so recht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Captn
2009-05-07T14:16:29+00:00 07.05.2009 16:16
Jaaaarrr, endlich Zeit, dein neues grandioses Kapi zu lesen! X3
Aber befor ich Kommentiere:
"Mies gelaunt stampft er an mir vorbei und pfeife fröhlich ein kleines Liedchen."
Fehlt da nich ein "ich" vor dem "pfeife"?
So, jetzt zum Kommi:
....
.....*zuck*......... schw..... schwwwwwwww.....SCHWUUUUL! *gargel*
ALso.. also das....also dieser Käpt'n.... ARGH!
Der macht mich fettich!
Der hat gerade eine glatte 8 auf der Homo-Skala erreicht.
Armer Marco, er ist frischfleisch...ohne Bartwuchs.... *prust*
Und wir wissen doch alle, was mit Jungs passiert, die noch keinen Bartwuchs haben....XD
So, das wars ertma zur homoerotik. Fällt mir natürlich immer am ehesten ins Auge.
Ich find die alte,stinkende Hexe übrigens geil! XD Nimm die mit aufs Schiff! Als Smutje! Sonne heiße Braut wie die macht bestimmt Stimmung!
Da bin ich ja mal aus nächste Kapi gespannt..
Eine Nacht im Love-Hotel....Boharharhar!



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