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Néko und Tora 1.1

von

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Training und Mord

„Ruhe dich aus, wir beginnen morgen.“, sagte die Killerin. Enni bettete ihr Haupt wieder aufs Kopfkissen. Sie war nervös, denn sie wusste nicht, was sie erwartete. Erst schlichen die Minuten, die Stunden der Nacht vor sich hin. Sie versuchte während der ganzen Zeit einen klaren Gedanken zu fassen, aber es gelang ihr nicht. Zu viel war in den letzten achtundvierzig Stunden geschehen.

Plötzlich war es morgen. Sakada kam es vor als hätte er gar nicht geschlafen, als Tora an die Tür klopfte:

„Enni, zieh dich an.“, sagte sie. Die Kleine kam wenig später aus dem Zimmer zum großen Tisch im Hauptraum und setzte sich an das spartanische Frühstück. Dieses bestand aus Brot, Butter und Wasser:

„Hast du es dir noch einmal überlegt?“, fragte Tina.

„Was überlegt?“

„Ob du wirklich bei mir bleiben willst.“

„Ich habe so wieso keine richtige Alternative.“, meinte Enni.

„Also gut, wenn wir mit dem Frühstück fertig sind, beginnt das Training.“ Als sie alles weggeräumt hatten, gingen die beiden in einen Trainingsraum, der sich ebenfalls in dem Bunker befand. Dieser war mit Judomatten ausgelegt, Boxsäcke hingen von der Decke. An der einen Seite hing ein Schrank mit allen möglichen Nahkampfwaffen, zusätzlich war obendrauf ein Glaskasten mit einem original japanischen Schwert. Auf der anderen Seite war ein Schießstand:

„Nimm dir ein Messer und geh auf die Matten.“, sie tat es: „Und jetzt greife mich an.“ Enni zögerte, doch dann ging sie auf Tora los. Diese konnte die Attacke leicht abwehren und im null Komma nichts lag sie entwaffnet auf dem Boden:

„Bevor ich eines vergesse. Bis ich sage, dass du soweit bist, tust du nur das was ich dir sage. Du wirst dich hundert prozentig an meine Anweisungen halten, sonst wird es für dich gefährlich. Ist das klar?!“, fragte Tina unmissverständlich. Sakada nickte und stand auf: „Also gut, wie ich das sehe, hast du noch nie Kampfsport gemacht...“

Die ersten Trainingseinheiten waren sehr anstrengend. Es gab bei Enni sehr häufig blaue Flecken und Prellungen, aber Tina sagte nur, dass sie auch lernen müsse etwas einzustecken.

Sechs Monate übten sie fast täglich. Während dieser Zeit kam es vor, dass Tora mal eine Nacht weg blieb und jeden Tag gegen ein Uhr morgens für etwa fünfundvierzig Minuten das Versteck verließ.

An diesem Morgen schaffte es Enni das erste mal, Tina im Kampf einen deftigen Schlag zu versetzen:

„Mein lieber (dt.) Herr Gesangsverein. Das Training macht sich doch langsam bemerkbar.“, rieb sie sich das Brustbein: „Na gut es wird Zeit für den nächsten Schritt.“

Sie gingen zu dem Schießstand. Tora suchte verschiedenste Pistolen heraus und erklärte Bestandteile und Funktionsweisen. Als erstes gab sie Enni eine Walther PKK05:

„Stell dich in den Stand... So dass du fest stehst... Hebe die Waffe... Versteife dich nicht. Bleibe ganz locker... ziele und wenn du bereit bist.“ Die Lehrerin wartete, dann:

„PENG“

hallte der Schuss durch den Raum. Die Mentorin dachte sie hätte verfehlt, aber in der Scheibe klaffte ziemlich Mittig ein Loch:

„Wow, schieß noch mal.“, sagte Tora und gab ihr eine andere Waffe, eine fünfundvierziger Magnum. Sie nahm die Pistole in die Hand und feuerte:

„Nein, die gefällt mir nicht.“ Sie probierte noch verschiedenste Modelle und schließlich entschied sie sich für ein heimisches Modell, einer New Nambu.

Das nächste was sie lernte, war Auto fahren, die Anatomie des menschlichen Körpers, toxische Chemie und den Umgang mit Sprengstoffen, außerdem forderte Tina weiterhin tägliches Nahkampftraining. Das ganze dauerte weitere sechs Monate.

Als Enni an diesem Tag am Frühstückstisch saß, legte ihr Tora eine Akte auf den Tisch:

„Was ist das?“, fragte Sakada.

„Es wird Zeit für deinen ersten Job, Néko*.“, sagte sie: „Mach den Hefter auf: „Also, dieser Typ da auf dem Foto ist ein mittlerer Fisch im Tokioer Drogenkartell.“ Enni sah auf einen Japaner Mitte dreißig, mit einem Allerweltsgesicht. Das einzig auffällige war ein Riss im linken Ohrläppchen:

„Sein Name ist Mayoi Kenjin. Er wohnt in der Midori no dono. Ich will, dass du ihn vorerst nur beobachtest und seinen Tagesablauf kennen lernst. Sei aber bitte diskret. Hier hast du einen Fotoapparat, Ausweis und Führerschein.“ Ebenfalls übergab sie ihr ein Handy und Néko machte sich auf den Weg.
 

Etwas abseits von Mayois Hauseingang, von wo man dennoch einen guten Einblick hatte, stellte Enni ihr Fahrzeug ab, wartete und beobachtete. Sie vertrieb sich die Zeit mit Soduku.

Am Nachmittag kam endlich etwas Bewegung in die Sache. Zwei Männer in schwarzen Anzügen betraten das Haus. Einer von ihnen viel besonders auf, durch sein schneeweißes Haar. Sie wartete und nach kurzer Zeit kamen die beiden wieder raus. Néko schoss Fotos.

Kurz darauf fuhr auch Kenjin weg. Sie folgte ihm, fast zu dicht, fand Tora, aber sie wurde nicht entdeckt.

Nach fünf Tagen erstattete Enni per Handy Bericht:

„Dieser Mayoi trifft sich tagsüber mit verschiedenen Leuten. Am Abend geht er in eine Sauna in der Nähe des Tokio Towers, immer in weiblicher Begleitung. Ach ja, so wie es vor seinem Haus aussah, hat er eine solche bei sich einbauen lassen. Es standen entsprechende Firmenfahrzeuge vor der Tür.“

„War es immer die gleiche Frau, die mit ihm in die Sauna gegangen ist?“, fragte Tina.

„Nein.“

„Bist du sicher?“

„Ja.“, antwortete sie.

„Gut, überlege dir, wie du an ihn ran kommst und schicke ihn über den Jordan. Du hast jetzt die Chance zu beweisen, ob du dazu fähig bist. Viel Glück.“, sagte Tora und legte auf.

Enni hatte Angst vor diesem Moment gehabt, seit sie bei Tina angefangen hatte. Dennoch war der Augenblick jetzt da und sie konnte ihn nicht übergehen oder weglaufen. Sie überlegte:

- Einbrechen? Könnte zu viel Aufmerksamkeit erregen. Am besten er lässt mich von selbst rein. -, sie setzte sich eine Perücke auf und fuhr vor Kenshins Haus. Dort ließ sie den Wagen ein paar mal absaufen. Sie machte die Motorhaube auf und sabotierte den Wagen, mit einem Griff ernsthaft, ging dann zum Haus und klingelte:

„Ja bitte?“, schallte es ihr aus der Sprechanlage entgegen:

„Entschuldigen sie bitte, aber mein Auto ist kaputt. Könnten sie mir vielleicht helfen oder den Abschleppdienst rufen.“, fragte die Katze naiv. Mayoi sah aus dem Fenster zu Enni:

- Wow, na da werde ich doch helfen. -, dachte er sich und ging runter.

„Wie kann ich ihnen behilflich sein?“, fragte er unten angekommen.

„Ich habe Probleme mit meinem Wagen, er ging plötzlich aus.“

„Ich werde mir das mal ansehen. Mein Name ist Mayoi Kenshin.“ Er verbeugte sich kurz vor ihr:

„Néko Kioko.“ Sie führte ihn zu ihrem Auto.

„Na dann lassen sie mal sehen.“, er schaute in den Motor wie ein Schwein ins Uhrwerk: „Tja.“, meinte er fachmännisch: „Die Einspritzanlage für das Benzin ist kaputt.“

Sie musste fast laut lachen, eigentlich hatte sie nur eine Sicherung gelöst:

„Wie komme ich denn jetzt zum Fujijama? Wissen sie ob noch ein Zug fährt?“

Kenshin wandte sich zu ihr:

„Der fährt nur morgens.“, sagte er, obwohl er keine Ahnung hatte.

„So ein Mist, gibt es ein Hotel in der Nähe?“, fragte sie.

„Aber meine Dame, ich habe genügend Gästezimmer.“

„Ich denke, ich bin ihnen schon genug zur Last gefallen.“

„Ach was, das mache ich doch gerne. Kommen sie.“, forderte er auf.

„Ich danke ihnen, Mayoi- san.“, sagte Néko.

„Nennen sie mich Kenshin.“, meinte er als er half ihre Tasche aus dem Kofferraum zu holen.

- Respekt Néko. -, dachte Tora, die sie beobachtete. Enni ging mit ihrem vermeidlichen Opfer ins Haus.

„Darf ich mich kurz frisch machen gehen?“, fragte sie.

„Natürlich, die Treppe rauf und dann links.“, erklärte er und Enni verschwand. Im Bad holte sie einen Löffel und eine beige feste Substanz in der Größe einer Münze hervor. Sie legte sie auf den Löffel und hielt ein Feuerzeug darunter. Sie machte es an und das unbehandelte Bienenwachs schmolz. Danach packte sie es weg und tauchte nun einzeln jeden Finger in die heiße Flüssigkeit.

Das Wachs legte sich in die Fingerabdruckzwischenräume, so dass es nicht möglich war auf den Abdrücken etwas zu erkennen.

Enni ging aus dem Bad, nachdem sie wieder alles aufgeräumt hatte und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer.

Sie betrat den riesigen luxuriösen Raum. Ein großer Plasma- Fernseher hing an der Wand. In den teuren Regalen waren zahlreiche DVD´s zu sehen. Eine gemütliche Designercouch und ein edler Glastisch auf dem Perserteppich vollendeten das Ambiente:

„Setzen sie sich doch.“, bot er an: „Möchten sie vielleicht etwas trinken?“

„Gerne, haben sie Wasser mit Kohlensäure?“, lächelte Néko. Als Kenshin mit Gläsern rein kam, tat sie so als würde sie gerade mit ihrem Handy einer Freundin bescheid geben, wo sie war.

Mayoi sah sie interessiert an:

„Aijana, wenn ich ihr nicht gleich bescheid gebe, ruft sie die Nationalgarde.“, erklärte sie ihm als sie aufgelegt hatte.

Er reichte ihr ein Glas mit einer klaren, sprudelnden Flüssigkeit.

Sie unterhielten sich eine Weile über dies und das. Sie tat als wäre sie durch die lange Autofahrt sehr müde:

„Es tut mir leid, Kenshin, aber ich bin so kaputt. Ich würde gerne ins Bett gehen.“

„Wenn sie verspannt sind und gut schlafen wollen, können sie gerne noch die Sauna benutzen. Ich werde heute bestimmt reingehen, vielleicht haben sie Lust?“

„Ich weiß nicht.“, blickte sie schüchtern nach unten.

„Es wirkt Wunder, glauben sie mir und ich bin ein Gentleman.“, meinte er.

„Also gut, aber nur wenn wir uns mit Handtüchern umwickeln.“, sagte sie. Darauf hin standen sie auf und gingen sich umziehen.

Enni stand in ihrem Gästezimmer und überlegte:

- Pistole? Könnte etwas laut sein. Messer... schlecht wenn er sich wehrt. Gift! -, entschied sie sich. Néko zog ihre Sachen, außer die Unterwäsche aus und legte sich ein Handtuch um. Sie nahm ein Fingerüberzug aus Latex und befestigte darauf mit Sekundenkleber ein Reiszwecke. Diese beträufelte sie mit einem hochwirksamen Kontaktgift.

Anschließend ging sie in die Sauna. Mayoi saß schon da und sie setzte sich daneben.

Fast zehn Minuten waren sie schon drin. Enni war nervös. Konnte sie das tun? Er merkte, dass sie sich nicht wohl fühlte:

„Ich kann bestimmt etwas tun, dass es ihnen besser geht.“, grinste er. Sie überkam Ekel und das war genau das was sie brauchte, um den Mut zu finden das durchzuziehen.

Sie sah ihn an und schlug ihm die Reiszwecke in die Halsschlagader:

„Ah, du Wildkatz...“, seine Sprache wich einem Röcheln und keine zwei Minuten später war er tot. Aus seinem Hals trat ein wenig Blut.

Die Katze verließ die Sauna und packte ihre Sachen. Mucksmäuschenstill und unbemerkt ging sie aus dem Haus, reparierte das Auto, stieg ein und fuhr los.

Im Bunker saß Enni auf ihrem Bett und schwieg. In gewisser Weise konnte Tora sie verstehen und ließ sie vorerst in Ruhe.

Einen Tag später wurde Mayoi Kenshin von seiner Putzfrau gefunden. Hiro Tamao war mit als erster am Tatort. Die Sauna war die ganze Zeit angewesen, weshalb die Leiche kein schöner Anblick war.

„Und Kataro- san, können sie schon etwas sagen?“, fragte der Polizist.

„Er ist tot!“, antwortete der Pathologe leicht genervt.

„Ich habe eigentlich an die Todesursache gedacht.“ Hiro konnte mit dem Humor des Rechtsmediziners nichts anfangen.

„Er hat einen kleinen Einstich am Hals. Eventuell Drogen, nach der Autopsie kann ich bestimmt mehr sagen.“, meinte Kataro und erhob sich.

Am späten Nachmittag lag Tamao der vorläufige Bericht der Spurensicherung und des Leichenbeschauers auf dem Tisch:

„In der Wohnung wurden zwar Abdrücke gefunden, aber diese waren unbrauchbar, da keine Wirbel oder Schleifen zu erkennen waren. Außerdem wurde an den Abdrücken Bienenwachs gefunden.“

Kataro hatte am Einstich das Kontaktgift entdeckt.
 

Enni war immer noch außer Stande irgendwas zu tun. Sie machte sich berechtigte Vorwürfe.

„Néko, komm mal bitte her!“, rief Tora. Die Schülerin kam zum Schreibtisch und guckte auf den Computerbildschirm:

„Siehst du diese Jugendlichen?“ Auf dem Bildschirm waren Fotos von sechs jungen Menschen in ihrem Alter. Sie waren heruntergekommen, spindeldürr und ihr Blick verriet Hoffnungslosigkeit:

„Drei von denen sind bereits tot, wegen den Machenschaften von Mayoi und Co. Die Polizei hat nicht die Macht alle aus dem Verkehr zu ziehen. Dazu haben sie viel zu Gute Kontakte und Geld...“

Plötzlich blinkte ein kleines Warnlicht auf dem PC auf. Tina schloss die Datei und klickte auf die Hana- cam.

In seinem Büro stand eine Frau von eventuell 35 Jahren. Ihre langen schwarzen Haare fielen über ihre Schultern und der Armanie- Hosenanzug verfehlte nicht seine Wirkung.

Hana öffnete die Tür und brüllte Hiros Namen quer durchs Revier. Tamao kam rein:

„Was ist, Chef?“, fragte er.

„Was sagen die Ermittlungen im Fall Mayoi?“

„Na ja, er war ein Weiberheld und hatte viele Feinde. Die Drogenfahndung war auch immer wieder hinter ihm her, konnte ihm aber nie was nachweisen.“

Hana schaute ihn böse an:

„Er wurde vergiftet, durch einen Einstich am Hals. Es wurden keine Haare und DNS gefunden. Die Fingerabdrücke sind nicht zu gebrauchen. Das einzig nennenswerte sind Spuren von Bienenwachs an diesen Abdrücken.“, berichtete Hiro weiter.

„Gibt es verdächtige?“, fragte plötzlich die Frau, er hatte sie gar nicht bemerkt:

„Inspektor Hiro, darf ich vorstellen, die neue Staatsanwältin Mitamura Nazumi.“, sagte Hana. Tamao nickte ihr nur zu. Sie ergriff wieder das Wort:

„Ich habe die Berichte der Spurensicherung und des Pathologen ebenfalls gelesen und auf diese Art und Weise arbeiten nur Profis. Ich habe die Sonderkommission Inu bereits angefordert. Ich erwarte, dass sie diese unterstützen...“

„Scheiße!“, fluchte Tora an ihrem PC: „Da kriegen wir reichlich Probleme.“



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