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Tanaras

von

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Es ist schon längst dunkel draußen, als ich wach werde, weil ich mal ganz dringend wohin muss. Hoffentlich bemerkt keiner mich, wenn ich eben schnell zu den Aborten eile, denn mitten in der Nacht sind da doch die Priester neugierig, wenn sie einen Auszubildenden erwischen. Leise schlüpfe ich in meine Schlappen. Ein Glück, dass ich nicht oben im Hochbett schlafe. In einem Zimmer befinden sich immer vier Auszubildende, nur die Priester und spezielle Besucher des Klosters haben ein Zimmer für sich allein. Oben höre ich wie Fresarus sich hin- und herwälzt, die beiden anderen Jungen, Redor und Jan schlafen friedlich. Ich taste mich vorsichtig zur Tür, weil es stockfinster im Zimmer ist, der Mond hat sich wohl hinter einigen Wolken verkrochen.
 

Einige Minuten später fühle ich mich schon viel besser, als ich im obersten Stockwerk des Klosters zum Zimmer zurückkehre. Ich hab mich doch recht gut an den wenigen Priestern, welche Aufsicht haben, vorbeigeschlichen. An einer Balustrade vorbei schleiche ich geduckt, regelmässig über das Geländer spitzend, wo die Priester gerade sind. Unten geht es aus dem Kloster hinaus, zu meiner rechten auf der Erhöhung befindet sich der große Saal für die Messen und Opferzeremonien. Und rundherum sind Gänge, die zu den Zimmern führen, wobei die Räumlichkeiten der Priester und Besucher direkt neben dem Messesaal liegen.

"Wen haben wir denn da... solltest du nicht im Bett sein?", fragt mich da eine tiefe Stimme, die mich herumfahren lässt. Ich blicke ihn das zarte Gesicht des Exorzisten von heute Nachmittag.

"I- Ich war nur kurz auf dem Abort, deswegen..."

"Wie heißt du?", will er ohne eine Gesichtsregung wissen.

"Justus... ich bin Auszubildender..." Ich werde immer leiser, das ist jetzt peinlich, wenn ich auch noch von einem Fremden erwischt worden bin. Er streckt mir die Hand zum Gruß hin, worauf ich ihn etwas überrascht ansehe. Aber ich schüttle sie dann doch, nicht, dass er einen falschen Eindruck bekommt. Er stellt sich vor "Aschel Hadewan."

"Hadewan? Seid ihr mit Brendan Hadewan verwandt, dem Gelehrten, der auch..." Er fällt mir ein weiteres Mal ins Wort "Ja, bin ich. Mein Bruder hat das Lexikon über Dämonen verfasst. Um genau zu sein, hat er viele seiner Erkenntnisse von mir. Interessierst du dich etwa für Dämonen?"

"Jeder Auszubildende muss das Lexikon mit sich führen, es soll uns schützen."

"Verstehe.", sagt er knapp, "Das ist vernünftig, es gibt viele hinterlistige Dämonen." Ich komme mir etwas unhöflich dabei vor, ihn zu fragen, ob er deswegen Wache halte, aber tue es trotzdem.

"Das gehört zu meinen Aufgaben als Exorzist. Ich muss dieses Kloster beschützen, solange ich mich hier aufha-" Er verstummt und blickt Richtung Eingang. Als hätte er es vorausgesehen, lässt uns ein plötzlicher, grauenvoller Schrei zusammenzucken. Einer der Priester stürmt mit blutiger Kleidung in den Saal, in gleichmäßigen Abständen fängt er sich immer rechtzeitig, um nicht zu stolpern. Er öffnet seinen Mund, er will etwas schreien, doch in dem Moment blitzt etwas hinter ihm auf und er stürzt hinab auf die Treppe. Der Kadaver rollt noch ein Stück hinunter und hinterlässt mehrere Flecken roten Blutes auf den Stufen. Was in der Götter Namen passiert hier grade? Aus dem Dunkel des Ganges tritt ein Mann, relativ groß, ein wahrer Schrank von Mensch, was man besonders gut an seinem Waschbrettbauch erkennen kann wegen seines offenen Hemd. Das braune Haar, das er sich nach hinten gekämmt hat, steht gegen Ende leicht in alle möglichen Richtungen ab. Sieben dicke Strähnen stehen über seiner Stirn nach oben, während eine dünnere hinunter bis zu seiner Nase hängt. Die stechend blauen Augen, mit denen er sich umsieht, glänzen fast auf im Licht wie sein Schwert, an dem frisches Blut klebt. Aus Ekel weiche ich zurück hinter den Exorzisten, der nichts unternimmt. Warum macht er denn nichts?! Da steht ein Mörder! Und so wie er schaut, belässt er es nicht bei nur einer Leiche!

"Was geht hier vor sich?" Mehrere Mädchen stürmen aus einem Gang direkt neben dem seltsamen Mann in weißem Hemd und einer schwarzen Pluderhose. Sie bemerken ihren Fehler erst zu spät. Ein blondes Mädchen, das ihr Haar zu einem langen Zopf geflochten hat, bleibt wie angewurzelt stehen im Gegensatz zu den anderen, die bereits in den Gang zurück stolpern. Der Mann sieht wütend aus und blickt das Mädchen aus den Augenwinkeln an. "Zisch ab.", sagt er knapp und schlägt sie mit einer Hand zu Boden. Ich schaue gar nicht so schnell, da prallen bereits das Schwert des Fremden und eines der Langschwerter des Exorzisten aneinander.

"Hm... ein Exorzist. Willste dich etwa mit mir anlegen, Langohr?", fragt der Fremde provokativ, aber ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern.

"Deines Sieges scheinst du dir sehr sicher zu sein, Dämon. Was führt eine Kreatur wie dich an diesen Ort? Bist du so dumm, zu glauben, dass du-" Weiter kommt er nicht, denn der Dämon - zumindest laut Aschel ist es einer - schlägt mit der freien Faust nach ihm, der Haden knapp entgeht.

"Ach, mach deinen Kopf zu, dein Gelaber interessiert mich n feuchten Dreck!", ruft der Dämon und schlägt mit dem Schwert nach ihm. Hadeban wehrt ab und fragt "Aber mich interessiert, wieso ein Sündedämon sich hierherwagt." Ich beobachte das ganze wie einen Traum, es wirkt einfach nicht echt... Dieselben Fragen wie die von Aschel drängen sich in mir auf. Warum st er hier? Nur um zu töten? Glaubt er, er kann es mit einem Exorzisten dieses Ranges aufnehmen? Meine Zweifel, ob der Dämon überhaupt eine Chance hat, legen sich langsam, denn er pariert die vielen Angriffe des Exorzisten erstaunlich gut. Hadeban springt zurück und greift an seinen Gürtel nach einem der Fesslungspapiere. "Du scheinst dich auf das Kämpfen zu verstehen, ich nehme an du bist aus mehreren Morden entstanden. Aber gegen das hier wappnet dich das nicht." Aus dem Handgelenk heraus schleudert Aschel ihm das geweihte Papier entgegen. Nur knapp entgeht dieses Sündenprodukt dem Streifen, greift dafür aber sofort wieder Hadeban an, der darüber nur müde lächelt und die Klinge an der Rüstung abprallen lässt, bevor er dem verdutzten Dämonen sein eigenes Schwert in die Schulter rammt. Unter einem lauten Schrei knickt er leicht an. Er runzelt die Stirn nur noch mehr und greift gleich noch mal an, diesmal jedoch springt er dann zur Seite und verpasst Aschel eine mitten ins Gesicht! Der Kampf fesselt mich so sehr, dass ich kaum bemerkt habe, wie die Mädchen und die restlichen Priester sich neben mich gestellt haben.

"Kannst dir gleich die nächste Faust abholen, ich werd grade erst warm!", lacht der Sündedämon, während er den Elf mit einem Tritt gegen die schwere Rüstung die Treppe hinunterwirft, nur um gleich selber hinterherzuspringen.

"Ich habe bereits eine Reihe stärkerer Dämonen besiegt, die auch noch vollwertig sind." Sein Gesicht ist kühl wie eh und je, aber sein rechtes Auge schwillt schon leicht an. Ich frage mich, wieso der Dämon so leicht die Verletzung in der Schulter wegstecken kann, es ist fast so, als sei das für ihn nur ein blauer Fleck! Aschel hat sich zum Glück wieder aufgerappelt und pariert all die Schwertstreiche des Dämons perfekt, aber genauso verfehlt er oft genug mit den Fesslungspapieren. eines hat der Dämon sogar im Flug mit dem Schwert zerschnitten. Langsam regt sich doch etwas im sanften Elfengesicht von Aschel, leiser Zorn, verständlich in seiner Lage. Sollten wir ihm nicht helfen? Kaum habe ich allerdings den Mund aufgemacht, damit ich die anderen anspornen kann, höre ich ein leises Knurren. War das der Dämon?

"Das ist eine Fessel fünfter Stufe. Fühle dich geehrt, ich verwende so starke nur selten."

"Auf die Ehre scheiße ich! Das Zeug krieg ich schon irgendwie auf!" Ein leuchtendes, blaues Band hat sich um seinen Oberkörper gelegt und ihm die Arme auf den Rücken gefesselt. Doch seine Beine hat er noch zur Verfügung und selbst jetzt entkommt er noch - zwar meist haarscharf - Aschel Hadebans Manövern. Auf seiner Flucht rennt er plötzlich die Treppe hinauf, die zum Messesaal führt und begegnet uns. Wir alle weichen zurück, doch er rückt nach. Er verlangt von mir "Los, Junge, mach die Fesseln auf, oder du wirst genau wie der Waschlappen da drüben tot hier rumliegen!" Er scherzt oder?

"Weiche von mir, du Dämon!", entgegne ich. Ich stehe an die Wand gedrängt und habe keine Chance, seinem Fuß auszuweichen. Mein Magen dreht sich um, er hat fest in meinen Bauch getreten. "Los, mach, blöder Knirps!", schreit er mich an.

"Wage es nicht, dem Jungen etwas zu tun, du Höllengeburt!", ruft Hadeban von der Treppe. Von hinten will sich einer der Priester auf den Dämonen stürzen, doch er merkt es und kickt ihm ebenfalls in den Bauch, bloß härter, denn der Mann geht mit zusammengebissenen Zähnen zu Boden und verkrampft sich dort.

"Hör auf, wie ne Ölsäule rumzustehen, mach die Fesseln auf, Hosenscheißer!! Kannst noch n Nachschlag haben von meinem Fuß!" Meine Gedanken fahren Karusell. Da drüben kommt Hadeban, aber der Dämon wird mir vielleicht mit einem geschickten Tritt mindestens das Bewusstsein nehmen, wenn ich nicht spute. Zu meinem Glück wirft Aschel ein weiteres Fesslungspapier mit den Beinen des Dämons als Ziel. Der weicht deswegen aus und ich kann wegrennen. Weg von diesem Saal, weg von diesem Kampf, weg von diesem Dämon! Mein Herz bleibt für einen Moment stehen, als er vor mir plötzlich auf beiden Füßen landet. "So läuft das nicht, Furzer, ich hab von dir was verlangt und das machst du gefälligst, oder soll ich dich gleich zu Asche verwandeln?!"

"Er hat mit diesem Kampf nichts zu tun, Dämon. Lass ihn da raus." Aschel nähert sich langsamen Schrittes, während der Dämon spöttisch eine Augenbraue hebt. Er meint mit Verachtung in der Stimme "Du hast mir verdammt noch mal die Arme gefesselt! Glaubste, ich kämpfe so mit dir?" Sein Blick gilt wieder mir. "Und jetzt mach hinne, oder soll ich dir erst ein Loch in den Bauch treten?!" Er dreht sich um und erwartet, dass ich das Band löse, dabei weiß ich doch nicht mal, wie solch eine Fessel löst! "I- ich habe keine Ahnung, wie!"

"Laber nicht, das wird schon irgendwie gehen, du Schweinepriester!" Plötzlich packt er mein Handgelenk - soweit kann er die Arme unter dem Griff des Fesslungspapiers noch bewegen - und springt ganze fünf Meter durch die Luft. Von oben sehe ich Hadeban, wie er gerade einen Schwertschlag beendet hat, wo wir gerade noch standen. Der Dämon landet wieder, ich knicke derweil fast ein, so plötzlich fühlt sich die Landung an.

"Und jetzt zack zack, ich kann nicht warten, bis du alt und grau wirst, Zwerg!"

"I- ich tu ja, was ich kann!", jammere ich und versuche herauszufinden, ob man ihn überhaupt entfesseln kann. Ein weiteres geweihtes Blatt fliegt in unsere Richtung, aber der Sündedämon fährt herum und springt über die Brüstung nach unten. Er zieht scharf die Luft ein und flucht in einer so vielfältigen Weise, dass ich versuche wegzuhören, allein der Anfang klang schlimm genug! Hadeban lacht sich ins Fäustchen. "Mit Fluchen kommst du hier nicht raus, Ausgeburt der Hölle!" Die Ausgeburt der Hölle, wie Aschel den Kerl nennt, schmeißt nur weiter mit Flüchen um sich, während er merkt, dass mittlerweile auch Hohepriester angerückt sind, die sich bereits auf einen gemeinsamen Zauber vorbereiten.

"Pah, mit denen machst du mir doch keine Angst! Außerdem vergisst du, dass ich ne verdammte Geisel hab, klar?! Ich bring den Jungen um, wenn ihr mir zu nahe kommt, dafür brauch ich mein blödes Schwert nicht!"

"Es ist egal." Was? Was hat er da gerade gesagt?! "Es ist egal, ob er überlebt, wenn wir dafür nur dich vom Antlitz der Erde tilgen können. Du bist zu gefährlich, dass wir dich auch nur einmal laufen lassen können, du bist in ein Kloster eingebrochen, hast verletzt und sogar einen Priester getötet. Eine Leiche ist verschmerzbar im Vergleich zu Hundert." Ich will meinen Ohren nicht trauen. Heißt das, ich werde mit ihm sterben?! Sie wollen mich wirklich töten, solange er auch dabei vernichtet wird?! Ist das sein Ernst?!

"Scheiße...", flüstert der Dämon. Ohne mich anzusehen, sagt er zu mir "Sieht so aus, als wärste jetzt genauso in Gefahr wie ich."

"Ein schwacher Trost...", bringe ich nur heraus und muss mich mit den Tränen zurückhalten. Ein paar der anderen Auszubildenden sehen mich bedrückt an, das macht die Sache nur schmerzlicher. Aschel aber versucht mich von der Ballustrade aus aufzuheitern "Keine Sorge... du wirst gen Himmel fahren, denn du bist ein lauteres Wesen. Jedoch der Dämon, der dich hier in seiner Gewalt hat, wird hinabgezogen in die Hölle, wo das Fegefeuer ihn verschlingen wird!"

"Musst du dir immer so deinen Mund fusslig reden, Exorzist?!" Er spannt die Muskeln an, das Band wird ein wenig weitergezogen. Das kann doch nicht...

"Während du hier dein dämliches Maul nicht halten kannst, hab ich mal n wenig deine Fesseln gelockert!"

Ich sehe Aschels Schrecken, er hebt eine Hand und die Hohepriester versinken in Meditationen. Oh nein, jetzt ist es aus!!

"Mach dich auf was gefasst, Kleiner, das wird nicht einfach...", warnt der Sündedämon mich. Liegt er im Glauben, er könne rechtzeitig entko- Die Fesseln rutschen hinunter und bleiben leuchtend am Boden liegen, der Dämon streckt seine Arme auseinander und hält sein Schwert triumphierend nach oben. Ich spüre den festen Griff seiner Hand an meinem Kragen, merke, wie der Boden unter meinen Füßen sich entfernt, er springt hinauf, ein gleißendes Licht erhellt den ganzen Saal, der Knall scheint mir das Trommelfell zu zerfetzen, ohne etwas zu hören sehe ich schwere Brocken herabfallen, manche nur knapp vor mir. Und dann tauche ich plötzlich in das Dunkel der Nacht, der sternenklaren Nacht über dem Gebirge, auch über dem Berg des Klosters, dessen Decke nicht weit von uns entfernt liegt. Noch immer strahlt ein unnatürlich helles Licht aus dem Loch im Dach, aber das alles entfernt sich immer weiter.

"Hmpf... jetzt kommt der schwierige Teil..." Der Dämon hält mich nach wie vor fest, sein offenes Hemd flattert im Wind, der aufkommt bei unserem Sturz ein ganzes Stück neben dem Berg immer tiefer nach unten, vorbei an dem Ort, den ich für mehrere Jahre mein zuhause genannt habe, in dem ich heute Nachmittag noch meinem Freund Fresarus gratuliert habe zu seinem neuen Ziel, nämlich selbst sein Geschwisterchen zu taufen, wo ich erst Aschel Hadeban kennen gelernt habe, bevor er plötzlich mein Leben bedroht hat, weil ein Dämon neben mir stand, mit dem ich jetzt auf dem kürzesten Weg hinabrase. Das ganze raubt mir den Atem, alles wird nur noch dunkler, immer dunkler, bis alles um mich herum scheinbar fort ist und mir ist, als löse mein Geist sich von meinem Körper.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  NightFoXx
2009-05-27T15:52:36+00:00 27.05.2009 17:52
muss schon sagen, du schreibst gut :)
...der dämon rockt XD guter kampf, wirklich^^
ich fands so stark, wo der so sagte:"Sieht so aus, als wärste jetzt genauso in Gefahr wie ich." XD als wenn der arme junge das nich auch wüsste^^ ganz sympatisch der gute^^
grüßel


Von: abgemeldet
2009-04-19T13:43:26+00:00 19.04.2009 15:43
Ouha, das war mal ein Kampf, und das gleich schon am Anfang der Story. ô,o Der Dämon (ich Depp hab seinen Namen vergessen XP) is ja echt mal n verbaler Schmutzfink (XD), mal schauen, was da noch draus wird. ^^


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