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Pyaara Khatra

Liebliche Gefahr
von

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Schweigend saßen Ganga und Amar nebeneinander auf dem Baumstamm neben Srikanths Haus. „Du hast Srikanth ganz schön den Kopf verdreht, meine Liebe.“, meinte Amar schließlich und grinste. Als sie ihn fragend anschaute, fügte er hinzu: „Normalerweise hat er sich nie auf nur eine Frau festlegen lassen, aber seit er dich getroffen hat, ist er wie ausgewechselt. Ich hoffe, du weißt zu schätzen, was er für dich tut...“ Ganga starrte vor sich auf den Boden und meinte nach einer Weile nachdenklich: „Ja, das weiß ich... Auch wenn ich ihn nie darum gebeten habe... Ich verstehe nicht, wieso er das alles tut...“ „Wie gesagt: Du hast ihm vollkommen den Kopf verdreht. Wenn er sich erstmal eine Sache in den Kopf gesetzt hat, zieht er sie auch durch bis er sein Ziel erreicht hat, das kannst du mir glauben...“, erwiderte Amar und blickte in den Himmel. „... Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das hier alles will... Nach meiner Meinung hat er mich nie gefragt...“, gab sie zurück. Amar wusste darauf keine Antwort und so verfielen sie wieder in Schweigen.

Als Srikanth schließlich wiederkam, stand Amar auf und verabschiedete sich von Ganga. Bevor er verschwand, besprach er noch kurz etwas mit Srikanth und verabschiedete sich dann auch von ihm.

Auf der Kochstelle in seinem Haus bereitete Srikanth einen einfachen Gemüseeintopf zu. Er reichte Ganga eine Schüssel, woraufhin sie gierig zu langte. Er musste grinsen und begann dann ebenfalls zu essen. „Ich bin sicher, Girish wird sich schon auf den Weg hierher gemacht haben...“, stellte er schließlich nach einer Weile fest. „Aus diesem Grund werde ich mit Amar morgen noch vor dem Morgengrauen meinen Verkaufsstand abbauen. Wenn das erledigt ist, werden wir beide uns auf der Stelle auf den Weg nach Kashi machen.“ „Kashi?“, fragte Ganga nach. „Ji, ich denke, das ist weit genug entfernt, damit wir dort vor Girish in Sicherheit sind.“, bemerkte Srikanth, woraufhin sie stumm nickte. „Wir werden etwa vier bis fünf Tagesmärsche bis dorthin brauchen, da wir schließlich noch unser gesamtes Gepäck und die ganzen Armreifen meines Standes auf dem Karren mitnehmen müssen...“ Srikanth gefiel der Gedanke nicht, Ganga in ihrem geschwächten Zustand diese lange Reise zumuten zu müssen, doch er hatte keine andere Wahl. Sie mussten so schnell wie möglich von hier verschwinden, damit für Girish keine Chance bestand, ihre Spur zu finden.
 

Als sie sich später schließlich zum Schlafen hingelegt hatten, lag Srikanth noch lange wach. Er lag auf dem Boden, starrte an die Decke und dachte über seine ungewisse Zukunft nach. Er konnte es selbst kaum glauben, dass er alles, was er besaß für Ganga aufgeben würde, doch es fühlte sich für ihn nicht falsch an. Wenn sie Kashi erst einmal erreicht haben würden, dann würde sich schon alles fügen, da war er sich sicher. Nur der Weg dorthin machte ihm noch Sorgen.

Plötzlich hörte er, wie Ganga sich bewegte. „Bist du noch wach?“, fragte er mit gedämpfter Stimme, woraufhin sie ein leises „Ja, ich kann nicht schlafen...“ von sich gab. „Ich auch nicht...“, erwiderte er. „Ist denn bei dir alles in Ordnung? Du warst heute so still...“, stellte er vorsichtig fest. „... Was erwartest du denn?“, gab sie zurück und er sah in der Dunkelheit, wie sie sich aufsetzte. „Ich frage mich die ganze Zeit, wie es Gayatri geht... Ich will gar nicht daran denken, was Girish Babu mit ihr angestellt hat...“, meinte sie bevor ihre Stimme brach. Srikanth wusste, dass sie Recht hatte und er hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen deswegen. Er versuchte allerdings trotzdem, Ganga etwas zu beruhigen. Er stand auf, setzte sich neben sie und meinte ruhig: „Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst, aber meinst du wirklich, Girish würde seine Hand gegen sie erheben? Sie ist...“ „Wenn er wütend ist, macht er vor nichts und niemandem Halt. Und dass ich verschwunden bin, wird ihn so wütend gemacht haben, wie noch nie zuvor... Schließlich hat er das Geld für mich schon erhalten und nichts ist ihm so wichtig, wie sein guter Ruf. Er wird alles tun, um mich zu finden...“ Ihre Worte verunsicherten Srikanth noch mehr und er war sich sicher, dass er in dieser Nacht nun ganz sicher keinen Schlaf mehr finden würde. „Je länger wir hier bleiben desto unsicherer ist es für uns.“, stellte er fest und stand auf. „Ich werde jetzt gehen, um meinen Stand abzubauen und mich von Amar zu verabschieden. Wenn ich wiederkomme, werden wir uns sofort auf den Weg machen.“
 

Ganga saß in Srikanths Haus und wartete in der Dunkelheit darauf, dass er zurückkam. Sie fühlte sich merkwürdig leer und war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Alles kam ihr zu unwirklich vor. Srikanth tat alles für sie, dabei kannte er sie kaum. Ein vollkommen neues Leben mit ihm zu beginnen, erschien ihr gleichzeitig aufregend und angsteinflößend. Sie wusste nicht, was alles auf sie zu kommen würde, doch sie war sich sicher, dass die Angst, dass Girish Babu sie eines Tages doch erwischen könnte, nie verschwinden würde. Es war Wahnsinn, dass sie es überhaupt versucht hatten. Sie schloss die Augen, lehnte ihren Kopf an die Wand hinter ihr und atmete tief durch. Sie hatte sich in ihrem Leben noch nie so plan- und machtlos gefühlt.

Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit bis Srikanth wieder da war. „Die Sachen von meinem Stand habe ich alle auf den Karren geladen. Jetzt müssen wir nur noch den Rest meiner Sachen zusammenpacken und dann können wir los.“, meinte er und machte sich daran, seine Habseligkeiten zusammenzusammeln, um sie dann auf den Karren, den er vor der Tür stehen gelassen hatte, zu verstauen. Ganga half ihm dabei und so waren sie innerhalb kürzester Zeit fertig.

„Los, setz dich mit drauf.“, meinte Srikanth und deutete auf den vollbeladenen Wagen. „Aber der ist schon schwer genug. Da will ich nicht auch noch...“, widersprach Ganga. „Jetzt mach schon. Wenn es zu schwer wird, sage ich Bescheid.“, beharrte er, woraufhin sie widerwillig nachgab und sich einen Platz suchte. „Sitzt du richtig? Dann können wir ja los...“, vergewisserte sich Srikanth und setzte unter einiger Anstrengung den Wagen in Bewegung. „Willst du dich denn gar nicht nochmal umdrehen...?“, wunderte sich Ganga. „Ich meine, wer weiß, ob du jemals...“ „Ich blicke nicht zurück. Das würde mir den Abschied noch schwerer fallen lassen...“, entgegnete er. Ganga bekam bei seinen Worten ein schlechtes Gewissen, da sie schließlich der Grund dafür war, dass er alles zurücklassen musste, doch dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass er sich selbst und aus freiem Willen dazu entschlossen hatte, ihr zu helfen. Somit waren die Schuldgefühle also überflüssig.
 

Ganga übermannte irgendwann die Müdigkeit, während Srikanth den Wagen immer weiter zog. Sein Kopf war leer, denn er wollte im Moment nur eines: So schnell wie möglich so weit weg aus Girishs Dunstkreis wie es ging. Alle anderen Gedanken und Sorgen verdrängte er erst einmal, um sich einzig und allein darauf zu konzentrieren.

Kurz vorm Morgengrauen verließen ihn allerdings seine Kräfte und er legte eine Zwangspause ein. Als er den Wagen abstellte, erwachte Ganga durch den kleinen Ruck, der verursacht wurde. „Alles in Ordnung?“, fragte Ganga und steckte sich eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Ja, aber ich brauche eine kurze Verschnaufpause...“ Sie nickte daraufhin und stieg vom Wagen ab, um ihm etwas Wasser zu reichen, dass sie in einem Lederbeutel dabei hatten. „Ich würde sagen, du ruhst dich jetzt erstmal eine Weile aus, bevor wir weitergehen.“, schlug sie vor. „Dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen...“ „Sei still. Was nützt es, wenn du irgendwann vollkommen erschöpfst zusammenbrichst?!, unterbrach sie ihn harsch. „Wir machen jetzt eine Pause und damit Ende der Diskussion.“ Srikanth überraschte ihr plötzlich wieder so aufbrausendes Wesen und zeigte sich einverstanden. Gemeinsam suchten sie ein geschütztes Plätzchen im Wald, durch den sie gerade liefen, wo sie sich niederlassen und eine kleine Rast machen konnten.



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