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Tunnel der Erinnerungen

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Tunnel der Erinnerungen

Die Sonne schien, die Vögel sangen ihre Lieder und lediglich einige vereinzelte Wölkchen waren am hellen Frühlingshimmel zu sehen. Alles in Allem würde man es als friedlichen, wunderbaren Tag bezeichnen, oder nicht?

Ich war mir da nicht so sicher; immerhin hätten aus diesen vereinzelten Wolken schnell eine Große heranwachsen können, die aus der strahlenden Sonne eine Geisel des schlechten Wetters machen würde – doch damit wollte ich meine Gedanken nicht ruinieren, als ich meiner Umgebung einen achtlosen Blick schenkte.

Es hatte sich trotz der vielen Jahre, in denen ich nicht hier war, so wenig verändert. Selbst der schlecht gemähte Rasen der umliegenden Grünflache war weiterhin von der Sonne ausgebleicht, wo nicht mal der Winter hatte helfen können. Es war wirklich ironisch…

Was früher direkt neben dem Park ein Paar Geschäftchen lagen, in denen man sogar als Dreikäsehoch unbeschwert reingehen konnte, befanden sich hier nun schmierig wirkende Spielkasinos, deren Schilder bereits von Weitem zeigten, dass du zum einen VIEL Geld haben solltest – und zum anderen Volljährig sein musstest.

Nicht, dass mich diese Beschränkungen interessierten. Ich war seit zwei Jahren volljährig, hatte sogar einiges zusammen sparen können, aber wozu sollte man so ein Etablissement betreten, wenn das Interesse fehlte?

Ganz genau – nämlich gar nicht.

Doch… das war auch gar nicht mein Ziel. Meine Schritte lenkten mich von den verschiedenen Gebäuden hinfort, hin zu den grüneren, versteckteren Ebenen dieses ehemals ruhigen Parks, der früher vor Spielplätzen nur so wimmelte – okay, ich musste also zu geben, etwas schien sich doch geändert zu haben.

Im Gegensatz zu früher konnte ich kaum eine Menschenseele hier entdecken. Die dadurch entstandene Stille wirkte nahezu bedrückend auf, aber wie sagte er immer so schön?

„Du hast ein viel zu schwaches Gemüt, Heulsuse.“

Offenbar hatte er mehr als nur recht behalten, huh?

Ein schwaches, kaum sichtbares Lächeln fand den Weg auf meine Lippen, die von meinem Pflegestift milchig glänzten, und verschwand meinen restlichen Weg kein Stück, während es über einige hervorstechende Wurzeln, durch zugewachsene Büsche hin zu einem kleinen Abhang ging, der mir im Vergleich zu früher regelrecht… minderwertig vorkam.

Früher dachte ich immer, wie unglaublich steil diese Stelle unserer Hügellandschaft doch war und dass man sich ohne Weiteres verletzen würde, würde man zu unaufmerksam hinab schliddern.

So wie er es immer getan hatte…

Seufzend schüttelte ich meinen Kopf und überwand das Hindernis zu meinem Ziel. Mit einem leisen Platschen – oder eher einem schmatzenden Geräusch kamen meine Füße am Boden an, ehe ich mich umblickte.

Wenn man hier in den übriggebliebenen Pfützen der letzten Regenfälle stand, kam es einem doch erstaunlich vor, wie… winzig man sich auf einmal fühlte, während man links und rechts von schrägen, aber dennoch hohen Wänden aus Erde, mit Gras bewachsen, umgeben war. Ja, selbst das Gefühl hatte sich kein Stück in mir verändert.

Es war, sollte es eine Veränderung gegeben haben, höchstens stärker geworden, denn ich mochte keine hohen Wände, was vielleicht daran lag, dass ich einfach… ‚übergroß‘ war, wie er es immer bezeichnet hatte.

Ich war nicht umsonst immer das „kleine (nutzlose) Etwas“ gewesen, das man beschützen musste. Nicht nur meine Familie hat das immer so gesehen, selbst meine Freundinnen und Freunde haben mich oft genug gefragt, ob ich denn genug Milch trinken würde – schließlich würde es den Knochen beim Wachsen helfen, so dass ich irgendwann auch mal über die Tischkante blicken könnte.

Oh man, was war heut mit mir los, dass ich so nostalgisch war?

Ob es daran lag, dass ich kurz bevor stand jenen Ort zu besuchen, den wir als unser Geheimversteck auserkoren hatten?

Bestimmt, denn normalerweise war ich nie so… gefühlsduselig wegen der Vergangenheit.

Okay, ich war und bin ein Sensibelchen, das schnell mal den Überblick über seine Emotionen verliert, aber keineswegs nostalgisch angehaucht. Eher im Gegenteil; Vergangenes sollte Vergangenes bleiben, während Gegenwart und Zukunft eine Rolle spielten.

So war ich schon immer, auch als kleines Kind.

Plötzlich bemerkte ich jedoch, wie sich ein unangenehm klammes Gefühl an meinen Füßen bildete, was mich hinunter blicken und das Gesicht verziehen ließ. Offenbar war ich so lang in Gedanken versunken gewesen, dass der Matsch meine Unaufmerksamkeit ausnutzte um den Weg in meine Schuhe zu finden…

Was hatte ich heute Morgen aber auch die glorreiche Idee gehabt, mir Sandalen anzuziehen?

Gut, es war warm genug, aber das hatte ich nun auch davon.

Wäre er da gewesen, hätte er mich garantiert ausgelacht, da bin ich mir sicher…

„Ich fass es nicht, hast du denn gar Nichts dazu gelernt?“

Mein Lächeln verbreiterte sich; die Aufmerksamkeit lag wieder auf meiner Umgebung, die ich sorgsam mit den Augen untersuchte, während ich kleine Schritte nahm.

Irgendwo hier war es gewesen, daran erinnerte ich mich noch genau.

Aber wo nur?

Normalerweise hatte ich einen guten Orientierungssinn, doch das traf offenbar nicht für Orte zu, die ich seit Jahren nicht mehr besucht hatte. Schon komisch, dabei war das Unkraut lediglich ein bisschen stärker als früher und sah noch dazu giftiger aus.

Es schauderte mich, als ich daran denken musste, wie ich Dummkopf aus kindlicher Neugierde heraus wissen wollte, ob die Früchte der Lorbeerkirsche genauso schmeckten wie normale Kirschen – was jedoch nicht der Fall war, stattdessen hatte ich zur Belohnung mit Krämpfen, Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen.

Wo ich mir jetzt so das Unkraut hier näher betrachtete, konnte ich echt froh sein, dass der Unfall im eigenen Garten und nicht sonst wo passiert war…

Doch direkt neben einem solchen Büschel von was auch immer, staunte ich nicht schlecht, als ich eine kleine Aushöhlung im Abhang entdecken konnte, die bei näherem Besehen eindeutig in eine Art Nische führte.

Ich wollte gar nicht wissen, wie sehr mein Lächeln mittlerweile einem freudigen Grinsen wirkte, als ich mit zielstrebigen Schritten auf jenes Eckchen zu ging und es mir genauer ansah.

Kein Wunder, dass ich die Stelle erst jetzt entdeckte hatte. Bis auf wenige Stellen war der gesamte Fleck von irgendeiner Pflanze überwuchert, die auch nicht grad so aussah, als wolle sie ihre harte Arbeit aufgeben, da sie sich um ein kleines Blümchen – ich glaub, ein Gänseblümchen? Als Kind hab ich die Teile geliebt und immer Kränze draus geflochten – gewickelt hatte.

„Sorry, Pflanze. Aber ich will da rein – und du wirst mir Platz machen.“, entschuldigte ich mich im Flüsterton bei dem Ding, ehe ich mich flüchtig an den Rucksack auf meinem Rücken wandte und im Blindflug nach etwas tastete, was sich im Endeffekt als kleines Taschenmesser entpuppte. Ich hatte nämlich nicht vor, die Stängel und Blätter anzufassen, auf gar keinen Fall.

Mir reichte es schon, dass meine Beine seit einigen Minuten kribbelten und brannten. Sie wollten mir augenscheinlich klarmachen, dass es dumm war eine 7/8-Hose anzuziehen, weil ich es natürlich geschafft hatte, Brennnesseln oder weiß der Teufel was zu streifen.

Vorsichtig schob ich den Stoff meines dünnen Pullovers über meine rechte Hand, ergriff mit dieser den Pflanzenteil, der meiner Meinung nach am Meisten Probleme schaffte und fuhr einmal kräftig mit dem Messer in meiner Linken hindurch, ehe ich das Grünzeug achtlos zu Boden fallen ließ und zaghaft meinen Kopf durch die freigewordene Öffnung steckte.

„Hallo?“, rief ich überflüssig aus und vernahm wenige Sekunden später ein wirklich schwaches, aber wahrnehmbares Echo meiner eigenen Stimme, was mein Herz höher schlagen ließ.

Die Wege waren also noch tatsächlich frei!

Ich konnte kaum glauben, dass unser Versteck bis heute unentdeckt geblieben war! Es war einfach zu schön um wahr zu sein. Wäre er doch bloß hier und könnte es sehen…

„Bist du doof? Ich seh’s doch, also was hast du?“

Ich gluckste leise und zog meinen Kopf aus dem dunklen Inneren heraus, wodurch ich merkte, wie sich einige Spinnenweben auf meinem Haar verteilt hatten.

Es kostete mich einige Beherrschung um nicht erneut angewidert zu schaudern; ich war wirklich kein Naturmensch, obwohl er sie immer geliebt hatte.

Zumindest mehr als Hausaufgaben und sonstigen Kram, der in diese Kategorien fiel…

Doch nun hatte ich eine neue Aufgabe gefunden!

Schnell tauschte ich mein Taschenmesser gegen eine Handtaschenlampe aus und holte tief Luft. Mir war klar, dass ich meine Ekelgrenze jetzt SEHR gut im Griff halten müsste, denn sonst würde ich mein Ziel heute nie erreichen – und auch wenn es gerade einmal Mittagszeit war, sollte ich nicht vergessen, dass es früher oder später Dunkel werden würde.

Und im Dunkeln wollte ich garantiert nicht mehr in dieser unschönen Gegend sein, so hatte ich es mir fest vorgenommen…

Mit neuem Mut gewappnet steckte ich ein zweites Mal meinen Kopf durch die Öffnung und leuchtete mir sachte mit der Taschenlampe die groben Umrisse des Durchgangs, der mir zur Verfügung stand.

Er kam mir kleiner vor als damals, oder es lag einfach daran, dass ich ziemlich gewachsen war im Vergleich zu der Zeit. Aber dennoch hatte ich keinerlei Probleme in geduckter Haltung hindurch zu kommen und mich in einer Art düsteren Tunnel wiederzufinden.

Hach ja…

Das brachte mir so viele Erinnerungen entgegen, besonders die als wir unser Versteck gefunden und zudem gemacht hatten, was es scheinbar bis heute war.

Ein Ort, an dem wir uns zu jeder Zeit hatten aufhalten konnten, ohne irgendwelche Sorgen zu haben.
 

„Joshy, bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist? Was wenn wir Ärger bekommen…“, kleinlaut folgte ich meinem besten Freund in die beklemmende Dunkelheit, die nur spärlich vom Eingang dieser „Höhle“ beleuchtet wurde, und ergriff sofort den Arm ‚Joshys‘. „Lass uns lieber gehen!“

„Hör auf zu jammern, Heulsuse. Du wolltest unbedingt mit mir spielen, also musst du damit leben.“, nickte der Junge jedoch eingeschnappt – war er etwa bockig? – und ging achtlos weiter, nur um wenige Sekunden später ein leises „…Autsch…“ abzulassen und sich seinen freien Arm fest an den Körper zu halten. „Doofe Wand…“

Da war er doch tatsächlich in seinem Übereifer gegen eine Wand gelaufen. Am liebsten hätte ich ganz laut losgelacht, so wie es sich für schadenfrohe Achtjährige meiner Art gehörte, doch dann hätte Joshua – so war übrigens sein voller Name – mich nur wieder gehauen.

„Jo! Hör auf, dich über mich lustig zu machen!“, murrte Ebenjener bereits, als hätte er meine Gedanken erahnt und verschränkte beide Arme vor seiner Brust, so dass ich mich nicht länger an ihm festhalten konnte. „Zur Strafe, weil du dich über MICH lustig gemacht hast, werden wir diese Höhle jetzt erkunden, hast du gehört?!“

Mein Blick hätte nicht entsetzter sein können, doch ich war mir sicher, dass mein schwaches Wimmern Ausdruck genug war, denn Joshua schüttelte nur sein schwarzes Haupt und zog mir grob an den Ponysträhnen meiner Kinnlangen, blonden Haare, was mich erneut aufwimmern ließ.

„Aua, das tut weh! Warum bist du immer so gemein zu mir?“, fragte ich eingeschnappt, nachdem ich seine Hand weggehauen hatte und blickte ihn schmollend war. „Und wir können uns hier gar nicht umsehen!“

Überrascht ob meiner Widerworte zog Joshua eine Augenbraue hoch und blickte mich musternd an. Also entweder hatte er jetzt nicht mit meinen Widerworten gerechnet, oder aber er wollte schlicht und einfach wissen, warum wir seinen glorreichen Plan nicht in die Tat umsetzen konnten.

Wenn ich ganz ehrlich war – ich tippte sofort auf Letzteres, denn wann immer ich ihn etwas Persönliches gefragt hatte, war er entweder ausgewichen oder hatte es kurzum ignoriert. Es war allgemein ein Wunder gewesen, dass er mir freiwillig seinen Namen genannt und sogar erwähnt hatte, dass er bereits stolze zwölf Jahre alt war. Also volle vier Jahre älter als ich.

Doch das störte mich kein bisschen, im Gegenteil. Wenn wir uns nicht grade anzickten, verstanden wir uns wirklich gut und die Zeit mit ihm machte mir immer wieder Spaß.

Denn auch, wenn es oft nicht so wirkte, so waren wir trotzdem beste Freunde und somit immer für einander da.

„Sag schon, warum können wir uns hier nicht umsehen, Jo? Doch wohl nicht etwa, weil du… Angst im Dunkeln hast?“, trotz des Zwielichts konnte ich das schadenfrohe Grinsen deutlich erkennen, was mich nur wieder meine eingeschnappte Haltung einnehmen ließ, ehe ich den Kopf schüttelte. „Nicht? Was dann?“

„Wir sehen kaum was!“, ich deutete so ungefähr zur Wand, gegen die der Schwarzhaarige gelaufen war. „Willst du nochmal gegen sowas laufen?“

Darauf blieb Joshua vor Scham still und wartete lieber, dass ich weiter sprechen würde.

„Oh, ich hab ‘ne tolle Idee!“, vor Begeisterung grinsend klatschte ich in die Hände; das Geräusch wurde sofort von den Wänden aufgenommen und als leises Echo wiedergegeben. „Wie wär’s, wenn wir Morgen wiederkommen? Aber dann mit Taschenlampe und so!“

Joshua runzelte die Stirn und dachte scheinbar über meinen Vorschlag nach. Ich war schon recht nervös, denn normalerweise hatte er immer die Führung, während ich ihm als sein „gutes Gewissen“ durch den Tag folgte. Meine Mutter hatte mir erklärt, was ein Gewissen war – und da ich dauernd versuchte Joshua die dummen Ideen auszureden, konnte ich somit nur das gute Gewissen sein, oder nicht?

Aber andererseits… im Endeffekt machten wir dann doch immer das, was seine dummen Ideen von sich gaben. War er also somit mein schlechtes Gewissen?

„Das klingt gut! Mensch, aus dir kann wirklich noch was werden, Jo!“, grinste Joshua breit ob meines Vorschlags und zerschrubbelte gut gelaunt meine Haare, was mir dann schon etwas unangenehm war. „Mhm, dann machen wir das!“

Ich nickte froh. In letzter Zeit nahm Joshua meine Vorschläge immer öfter an, auch wenn mir nicht ganz klar war, warum. Vielleicht hatte er einfach nur eingesehen, dass ich kein dummes Balg wie andere in meinem Alter war, sondern schon in der dritten Klasse!

„Wer bringt dann was mit, Joshy?“, fragte ich neugierig und freute mich schon auf unser morgiges Abenteuer; da konnte die Schule so doof sein wie sie wollte, der Nachmittag würde lustig werden!

„Ich würde sagen… Ich bring ‘ne Taschenlampe und ein Taschenmesser mit! Und du…“, nachdenklich verfiel der Junge in ein kurzes Schweigen, ehe er mich breit grinsend ansah. „Du bittest deine Mutter darum, dass sie uns wieder so tolle Brote macht! Die waren beim letzten Mal nämlich echt lecker gewesen!“, wie immer verfiel Joshua in ein reges Schwärmen, was die Kochkünste meiner Mutter anging, obwohl es bloß simple belegte Brote waren, aber nichtsdestotrotz nickte ich sofort zustimmend.

„Okay, werd ich machen! Dann bring ich auch was zu trinken mit. Am besten nichts zu Süßes, sonst kommen nur die doofen Wespen wieder…“, ich schauderte mich ob des Gedankens, während der Ältere nur schadenfroh lachte.

„Du bist unverbesserlich, Heulsuse.“, schüttelte er schließlich nur den Kopf und verließ unsere Abenteuerhöhle vor mir (was ich jedoch schnell änderte, indem ich ihm hektisch folgte und mir den Kopf an irgendetwas stieß).

Vor unserer Höhle schenkte Joshua mir noch ein gut gelauntes Lächeln, ehe wir uns aber auch voneinander verabschiedeten und jeder seinen Nachhauseweg antrat.

Auch wenn ich den Weg alleine gehen musste, ich war so unglaublich aufgeregt, wenn ich nur an Morgen dachte, dass ich meine Angst bezüglich der dunklen Wände und dem Ungeziefer dort vollkommen vergaß.
 

Mittlerweile war ich tiefer ins Innere unseres Geheimverstecks vorgedrungen, wobei ich einige Minuten lang durch jenen Tunnel gewandert war, der mir vor so vielen Jahren solche Angst bereitet hatte. Schließlich kam ich jedoch in einem etwas größerem… Raum an. Zumindest hatte es meiner Meinung nach Ähnlichkeit mit sowas, wenn auch wesentlich kleiner. Man hätte es wohl treffender als „Flur“ bezeichnet, da viele verschiedene Gänge von ihm abzweigten.

Erneut klopfte ich mir die aufgescheuchten Spinnen samt ihren Nestern aus meinen Haaren, sowie meiner Kleidung, während ich dem Flur einen Schwenker mit der Taschenlampe verpasste.

Alles war staubig und grau. Bis auf eine etwas neuere Bierdose deutete hier nichts darauf hin, dass hier wer in den letzten Wochen gewesen war – die Rankenpflanze sprach ja auch eindeutig Bände, was Besucher anging. Dennoch spürte ich, wie das stetige Lächeln auf meinen Lippen erhalten blieb, obwohl ich ab und an das Gefühl hatte, als würde sich von Irgendwo ein Schatten bewegen, doch ich war mir sicher, dass ich bloß mal wieder Übervorsichtig war.

„Tze, du bist und bleibst ein Feigling, Jo.“

Nach einem weiteren Schwenk, der die Wände hoch ging, seufzte ich leise aus. Obwohl ich mich unterirdisch befinden musste, fühlte es sich keineswegs bedrückend oder beklemmend an; es war eher, als wäre ich nach vielen Jahren nach Hause zurückgekehrt. Selbst das leise Hallen meiner Schritte übte eine erstaunlich beruhigende Wirkung auf mich aus, was mich ganz ehrlich am Meisten überraschte.

Denn früher hatte ich gerade das am Unheimlichsten hier gefunden. Das Hallen der Schritte, das einem das unangenehme, anschleichende Gefühl gab, als würden sich weitere Leute in diesem Tunnelsystem befinden und nur darauf warten, einen bei lebendigem Leibe zu verschlingen…

Ja, ich hatte zu viele Horror- und Gruselromane gelesen, ich geb’s ja zu und teilweise ging einfach die Fantasie mit mir durch.

Er hatte mich in solchen Momenten immer als Spinner betitelt und mit Absicht laut auf dem Boden rumgestampft, damit seine Bewegungen noch deutlicher wiedergegeben wurden. Ich konnte nicht mehr sagen, wie oft ich in solchen Momenten das Bedürfnis hatte, ihm den Hals umzudrehen…

Schließlich führten mich meine Füße einen ganz bestimmten Gang entlang, den der grelle Schein der Taschenlampe für mich erhellte und der durch die entstandenen Schatten wahrlich grotesk wirkte. Aber dennoch unglaublich vertraut und schön…

Ja, diese Gänge hatten nach einer Weile eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt, obwohl selbst er immer der Meinung war, dass es reichen würde nur einen Gang zu kennen, ehe wir uns noch verirren würden. Doch im Laufe der Zeit lernten wir die übrigen Tunnel bis zu einem bestimmten Grade in- und auswendig kennen, so dass wir uns nur sehr, sehr selten – und wenn, dann durch unsere eigene Dummheit – verlaufen hatten.

Abrupt blieb ich stehen und zeigte mit der Taschenlampe nach Rechts, in einen weiteren Raum hinein – diesmal jedoch wirklich Raum und nicht Verbindungsflur – den ich mir flüchtig ansah. Mein Orientierungssinn konnte sich also wirklich noch an den Weg zu unserem… Treffpunkt erinnern. Und irgendwo tief in meinem Inneren verspürte ich eine unbeschreibliche Empfindung, die mir regelrecht das Wasser in die Augen schießen ließ.

Doch ich unterdrückte das Bedürfnis und trat langsam ein, das Lächeln auf meinen Lippen wandelte sich zu einem nachdenklichen Strich, während ich mich aufmerksam umblickte.

Es… hatte sich absolut rein gar nichts an diesem Ort verändert, nicht einmal der schwer erklärbare Wind, der abwesend über meine Wange streichelte.

„Tu mir einen Gefallen und fang nicht das Heulen an, okay?“

Das ‚Zimmer‘, indem ich mich befand, war etwas größer als der Verbindungsflur, doch wesentlich freundlicher, wenn man denn Licht hatte. Nachdem wir diesen Ort zu unserem Versteck erklärt hatten, hatten wir uns nach und nach dazu aufgemacht ein paar Möbel und Gegenstände hierher zu bringen, so dass sich nach kurzer Zeit ein kleiner Tisch, zwei Stühle – davon glich einer einem alten Chefsessel, lediglich das ehemals wohl gepflegte Lederpolster wirkte sehr mitgenommen dank der Jahre – und einem wirklich schmächtigen Regal, das mich besonders in Beschlag nahm.

Vorsichtig kniete ich mich herunter und leuchtete ins Innere. Es war ein Bücherregal, dem man seine Jahre ansah, denn es war alles andere als hübsch. Jeder Mensch mit Geschmack würde es sogar eher als potthässlich bezeichnen, doch für uns hatte es seinen Zweck erfüllt und war uns trotz allem stets treu gewesen, nachdem wir es vom Schrottplatz geholt hatten.

Wenn ich mich recht erinnerte, war es sogar unsere letzte Anschaffung gewesen, dafür aber auch die meist benutzte, neben den Stühlen.

Ein Schmunzeln machte sich breit, als ich eines der wenigen Bücher herausnahm und mir den Band genauer ansah.

Es war eines jener Bücher, die ich eines Tages mitgebracht hatte und wegen denen er mich nur angemeckert hatte.

Da hatte er doch allen Ernstes gesagt, dass in das Regal auf keinen Fall irgendwelche meiner Schundromane reinkommen würden, aber im Endeffekt war zwei Drittel des Möbelstücks mit genau diesen Büchern vollgestopft, während nur der letzte Rest einige Comics beinhaltete, auf die er bestanden hatte.

Vorsichtig stellte ich das ausgeblichene und kaum mehr leserliche Buch zurück in sein Regal, ehe ich mich dem Tisch zu wandte, auf dem tatsächlich noch unsere alte Lampe stand, die es uns neben den Taschenlampen ermöglicht hatte, etwas in diesen düsteren Katakomben zu sehen. Als ich das Gerät zum ersten Mal erblickt hatte, hatte ich ihm den wunderbaren Namen „Zwergenleuchte deluxe“ gegeben, da es mich stark an die Lampen erinnert hatte, die früher Grubenarbeiter hatten.

Plötzlich kam mir ein Gedanke.

Ob die alte Lampe noch funktionieren würde? Damals hatte ich mich nie getraut, sie anzumachen, weswegen er es immer übernehmen musste, was auf die Dauer ganz schön nervig gewesen sein musste. Doch er hatte sich nie beschwert, außer halt in seiner typischen Art rumgenörgelt.

Ich warf dem ehemals stolzen Chefsessel einen Blick zu und testete vorsichtig, ob er meinem Gewicht stand halten würde, ehe ich mich seufzend entspannte und mir meinen Rucksack zum Bauch hin drehte. Wie gut, dass ich die schlechte Angewohnheit hatte, immer ein Feuerzeug bei mir zu haben, obwohl ich nicht mal rauchte.

Aber gut, wenn dafür die Mehrheit der Freundschaften rauchte, gewöhnte man sich daran, dass es teilweise vorteilhafter war, etwas Entflammbares zu besitzen – und sei es nur um die Nerven zu schonen.

„Na, traust du dich nun, oder lässt du’s doch bleiben?“

Ganz vorsichtig nahm ich die Schutzfassung der Lampe ab, drehte am kleinen Rädchen um das Gas etwas zu befreien und prüfte schließlich mit dem Feuerzeug, welches ich herausgefischt hatte, ob sich noch etwas Petroleum drin befand, als ich den Docht anzündete. Einen Moment dauerte es, ehe der Docht abrupt reagierte und sich eine helle, wenn auch noch sehr kleine Flamme bildete, die dafür sorgte, dass mein Herz einen freudigen Satz machte.

Sie funktionierte also tatsächlich noch!

Und das obwohl so viel Zeit vergangen war…

Ich war mir sicher, hätte ich jetzt in einen Spiegel gesehen, wäre mein ausgelassenes Grinsen sicherlich dem eines Honigkuchenpferdes gleich gekommen.

Dennoch wartete ich noch einige Momente, nachdem ich die Schutzfassung wieder dran gemacht hatte, ehe ich die Taschenlampe ausmachte und mich regelrecht zufrieden an das schummrige Licht der Lampe gewöhnte, bis mir etwas… Anderes auffiel.

Ich saß auf seinem Sessel…

Es musste das zweite oder dritte Mal gewesen sein, dass ich nun auf diesem Sessel saß und das Feuerspiel beobachtete, denn eigentlich hatte er es nie gern gesehen, wenn ich seinen Stuhl in Beschlag genommen hatte.

„Siehst du mich, Joshy? Ich sitze auf deinem Stuhl!“, rief ich auf einmal lachend aus und lehnte mich demonstrativ zurück, auch wenn ich hinterher wie ein grauer Teufel aussehen würde, es war mir egal. „Na, willst du mich jetzt wieder hauen, Joshua?!“

„Treib es nicht zu weit mit mir, Jo! Du weißt, das DU zum Schluss heulen wirst!“

Mein Herz tanzte innerlich, während ich wie das kleine Kind, das ich mal war, hin und her wippte und teilweise fast mit dem wackeligen Stuhl umkippte, was mein Glucksen aber nur verstärkte.

Obwohl er nicht da war, konnte ich genau spüren, wie der Wind mich von Neuem erreichte und dieses Mal meine Hand streifte…
 

Lautes, widerhallendes Poltern durchzog den gesamten Komplex, als ich angestrengt versuchte meine schwere Last durch die Gänge zu zerren, was sich als leichter gesagt als getan erwies.

Immer wieder stieß ich mit irgendwelchen Kanten gegen die Wände, oder verhedderte mich in meinen eigenen Schritten, ehe ich schließlich nach gefühlten Zwei Stunden – es waren gewiss nur einpaar Minuten – meine Stimme anhob.

„Joshua! Ich brauch Hilfe!!“, weinerlich ließ ich das Möbelstück zu Boden fallen, dessen Bein mir genau auf den Fuß knallte und mir nur noch mehr die Tränen der Verzweiflung in die Augen schießen ließ, und schaute den kleinen Couchtisch böse an. Nur wegen dem Ding würde er mich jetzt wieder ärgern! „Joshuaaaa~!“

„Mensch, was ist denn los?!“

Abrupt hörte ich ein genervtes Murren hinter mir, weswegen ich mich umdrehte und direkt in die Augen des größeren Jungen blickte, der skeptisch zum Tisch blickte, den ich da angeschleppt hatte.

„Was zum…?“, ich mochte es, wenn solch Verwunderung und Erstaunen in seiner Stimme lagen, die tiefer als meine eigene war und blickte ihn mit einer Unschuldsmiene an. „W-wo hast du den her?!“

„Aus dem Garten! Meine Oma brauch den nich‘ mehr! Und meine Schwestern wollen ihn nicht, also haben sie ihn mir überlassen!“, grinste ich voller Stolz über meinen Fang und stemmte die Hände in meine Seiten um möglichst erhabener zu wirken. „Ist doch toll, oder?“

Doch… irgendwie wirkte der Schwarzhaarige ganz und gar nicht begeistert…

Ob ich etwas falsch gemacht hatte?

„Jo…“, zu meiner Überraschung klang seine Stimme jedoch vollkommen ruhig und gleichmäßig, als würde es ihn total kalt lassen, welch großes Opfer ich für uns gebracht hatte. „Weißt du eigentlich, dass ich mir grade für Sorgen gemacht hab?!“

„Wie…?“

Verdutzt sah ich ihn an, war nicht so ganz sicher, was ich von seinen Worten halten sollte.

„A-aber wieso denn?“

Ich musste einfach wissen warum, denn ich wollte wirklich nicht, dass er böse auf mich sein würde, auf gar keinen Fall wollte ich das!

„Du bist zu spät, was du sonst nie bist! Und auf einmal schreist du nach mir, während du klingst als wenn… als wenn...“

Joshua sah aus, als würde er jeden Moment das Weinen anfangen, was mich sehr überraschte. Obwohl wir uns schon ein Jahr lang kannten, hatte ich ihn bisher noch nie weinen gesehen, geschweige denn kurz davor so wie es jetzt der Fall war.

„T-tut mir Leid, Joshua! S-sei mir nicht böse, bitte!“, stammelte ich hektisch, wollte ihm garantiert kein falsches Bild übermitteln und ergriff hastig seine Hände. Ich hatte von meiner Mutter gelernt, dass es eine beruhigende Wirkung haben musste, wenn man die Hände einer aufgebrachten Person ergriff. „I-ich wollte doch nur, dass du dich freust!“

Hätte ich gewusst, dass meine Überraschung derart nach Hinten losgehen würde, hätte ich ihn von Anfang an gefragt, ob er mir beim Tragen helfen würde…

„Ist jetzt auch egal!“, entriss er sich meinem Griff jedoch grob und wandte sich dem kleinen Tisch zu, den er allerdings im Gegensatz zu mir recht problemlos anheben und tragen konnte. „Lass uns ins Zimmer gehen. Los, beeil dich, Jo!“

Ohne mich nochmal anzusehen, stapfte mein bester Freund auch schon los und verschwand aus meiner Sicht, was mich nur schwer seufzen ließ.

Es war wirklich gemein, dass er jetzt einen auf beleidigte Leberwurst machte und mich vollkommen ignorierte, immerhin hatte ich es nur gut gemeint!

Aber… wenn er sich wirklich solche Sorgen um mich gemacht hatte, war ich dann nicht etwas zu… unfair zu ihm?

Ich war grad mal Neun, was zerbrach ich mir hier eigentlich den Kopf über solchen Mist?

Mir jetzt erst bewusst, dass ich in vollkommener Dunkelheit stand, daher tastete ich schnell nach meiner Taschenlampe im Rucksack und hastete hinter Joshua her in den uns einzig bekannten Gang von vielen. Doch zu meiner perplexen Verwirrung konnte ich nach nur wenigen Schritten einen ganz schwachen Schein ausmachen, der eindeutig aus unserem Zimmer kam, das wir uns herrichten wollten. Also machte ich die Taschenlampe wieder aus und beschleunigte mein Tempo, so dass ich binnen weniger Minuten im beleuchteten Raum stand.

„Joshua!“

Erstaunen spiegelte sich auf meinen Gesichtszügen wieder, als mein Blick auf die kleine Lampe fiel, die auf meinem Stuhl stand und die Umgebung mit ihrem lieblich sanften Schein erleuchtete, während mein bester Freund gerade dabei war den Tisch etwas umständlich zwischen die Stühle zu stellen.

„Du hast nicht zu spät zu kommen, Jo!“, murrte mich Joshua aber nur an, ehe er dem Möbelstück einen prüfenden Blick zu warf, zufrieden nickte und es sich zum Abschluss in seinem Sessel bequem machte. „Wenn hier wer zu spät kommen darf, dann nur ich!“

Ich lachte.

Ja, das war Joshua, wie er leibte und lebte. Doch ich war unheimlich froh, dass er nicht mehr sauer auf mich war, weswegen ich mich ihm gegenüber auf meinen gepolsterten Stuhl mit dem dämlichem Blümchenmuster setzte und ihn fragend ansah. (Natürlich erst, nachdem er unsere neue Lichtquelle auf den Tisch gestellt hatte.)

„Wo hast du die Lampe her?“

„Von Papa. Er braucht die nicht mehr, also hab ich ihn gefragt.“, zuckte Joshua teilnahmslos die Schultern und wippte geschickt hin und her. „Hab mir gedacht, dass das besser ist, als immer mit der ollen Taschenlampe!“

Breit grinsend ließ der Junge ein stolzes Lachen erklingen, ehe er auf meinen Rucksack deutete.

„Hast du was zu essen mitgebracht? Ich hab Hunger…“

Mittlerweile war es Gang und Gebe bei uns, dass ich fürs Essen, sowie fürs Trinken sorgte, während er sich darum kümmerte, dass unser Zimmer an Form gewann und wir uns nicht langweilten – und ich fand, dass ihm das wirklich gut gelang!

„Natürlich!“, nickte ich sofort und legte erstmal meinen Rucksack ab, aus dem ich ein kleines verpacktes Päckchen und ganz zu Joshuas Verwunderung, zwei Gabeln nahm, ehe ich alles auf unseren neuen Tisch stellte. „Diesmal gibt’s was ganz Besonderes!“

Sorgsam enthüllte ich die Kleinigkeiten, die meine Mutter uns eingepackt hatte, bis ich schließlich beim letzten Teilchen angekommen war (Joshua hatte inzwischen einfach eines seiner geliebten belegten Brote genommen und herzhaft reingebissen) und es noch vorsichtiger auspackte.

Zum Vorschein kamen zwei recht große Stücken Kuchen, die beide eine hübsche rote Glasur mit Erdbeerstückchen im Inneren vorzuweisen hatten. Nun war ich mir sicher, dass ich die Aufmerksamkeit des Älteren hatte.

„Warum Kuchen?“

Ein bisschen genervt verdrehte ich die Augen. Hatte er denn keinerlei Ahnung, was heute für ein Tag war?

Aber andererseits… es sah ihm sowas von ähnlich, dass es mich kein Stück verwunderte, also, musste ich das anders machen!

„Abwechslung ist wichtig! Und du sagtest mal, dass du süße Sachen magst!“, grinste ich fröhlich und erhob mich von meinem Platz, jedoch nur um einen mehr als nur verwirrten Blick zu erhaschen, den ich allerdings ignorierte. „Alles Gute zum Geburtstag!!“

Fröhlich tatschte ich meinem besten Freund mehrmals auf die Schultern, der aber vor lauter Irritierung glatt das Kauen vergaß und mich einfach nur ansah. Schließlich zwang er sich dazu seinen Bissen runterzuschlucken und sich zu räuspern.

„A-aber ich hab doch gar nicht Geburtstag!“

„Na und?“

„Wie ‚Na und?‘? Bist du jetzt vollkommen doof? Warum gratulierst du mir, wenn du weißt, dass ich heute nicht Geburtstag hab?“

Nun aber wirklich!

Musste Joshua eigentlich alles hinterfragen und nahe zu immer rumnörgeln?

Das war wirklich gemein von ihm…

„Weil ich nicht weiß, wann du Geburtstag hast, darum!“, gab ich offen zu und seufzte leise, während meine Hände auf seinen Schultern ruhen blieben. „Und heute vor genau einem Jahr haben wir uns kennen gelernt! Also, ist das absofort dein Geburtstag!“

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nie gewusst, wie… durchsetzungsfähig und dominant ich rüberkommen konnte. Allerdings auch nur bis ich in das perplexe Gesicht Joshuas sah und laut loslachen musste.

„Du schaust richtig doof, weißt du das?“, gluckste ich schadenfroh und drückte ihn einfach kurz an mich. „Aber genau darum hab ich dich so lieb!“

„Jo…?“, noch immer nicht recht gefasst, konnte der Junge nichts anderes tun, als meine Umarmung zu erwidern und hörbar lächelnd zu seufzen. „Danke, Jo… Ich dich auch!“

Offenbar war meine Überraschung doch noch geglückt, wie froh mich das doch machte!
 

Sanft lächelnd kramte ich mal wieder in meinem Rucksack herum, bis sich meine Hand um etwas Kaltes, aber Festes schloss. Wenn meine Eltern gewusst hätten, was ich hier machte, hätten sie mich garantiert zum Psychiater geschickt, aber verübeln konnte ich es ihnen nicht.

Sie waren schließlich lediglich besorgt um mich gewesen, besonders wenn ich von ihm sprach, was in letzter Zeit immer öfters vorgekommen war. Aber dennoch wollte ich das nicht ändern.

Ich musste einfach von ihm sprechen, nachdem er mir so viel bedeutet hatte.

Mit einem lautlosen Klacken stellte ich das eingerahmte Foto vorsichtig mir gegenüber auf den Tisch, das sofort von meiner Lichtquelle umspielt und beleuchtet wurde.

Ich war mir sicher, hätte er Wind von diesem Bild bekommen, hätte er mich eigenhändig gelyncht…

Es war kurz vor seinen letzten Klausuren aufgenommen wurden und zeigte ihn eigentlich in einer alltäglichen Situation. Wie immer waren wir gemeinsam unterwegs gewesen, doch blickte er noch genervter drein als so schon, während wir offenbar gerade dabei gewesen waren unser Schulgelände zu verlassen.

Stimmt, wir waren sogar auf der gleichen Oberschule gewesen… Lediglich unsere Klassenstufen waren unterschiedlich; es hätten um die drei Klassen sein müssen, die zwischen uns lagen, aber dennoch waren wir weiterhin miteinander befreundet und zogen oft genug die skeptischen Blicke unserer Mitschüler auf sich.

Doch zurück zum Foto; ich konnte mich noch ganz genau daran, warum er so genervt ausgesehen hatte – und jetzt fand ich es eigentlich nur noch verdammt lustig, dass er sich so aufgeregt hatte…
 

„Joshua, Joshua!“, hektisch und außer Atem holte ich zu meinem besten Freund auf, der gelassen seinen Schulrucksack schulterte und über die andere Schulter hin zu mir sah; allerdings nicht stehen blieb.

Also dieses Mal hätte ich ihn wirklich gern gewürgt!

Er wusste ganz genau, dass ich grade erst Sport gehabt hatte und dass meine Kondition nicht die Beste war! Aber nein, er musste natürlich weitergehen, weil ich ja ach-so-gut im Rennen war!

„Me~nsch… Willst du mich umbringen?“, jammerte ich völlig fertig, als ich neben ihm zum Stehen kam – Ja, er hatte die Güte bewiesen, dann doch stehen zu bleiben – und mich schwer atmend auf meinen Knien abstützte, ich konnte also lediglich aus den Augenwinkeln heraus zu ihm sehen. „Was ziehst du denn für ein Gesicht?“

Ich kannte Joshuas schlechte Laune seit Jahren, aber… noch nie hatte er eine derartige Gewittermiene gezogen!

„Ist irgendwas passiert?“, erkundigte ich mich in leichter Besorgnis und deutete ihm mit einem Nicken, dass ich wieder gehen konnte, so dass wir uns wieder in Bewegung setzten. „Was ist denn los?“

Regelrecht mies gelaunt verdrehte Joshua die Augen und schnaufte mürrisch vor sich hin, während er einen kleinen Kiesel energievoll vor sich her kickte.

Selbst für jemanden, der ihn nicht kannte, war schnell zu erkennen, dass heute nicht gut Kirschen essen mit ihm war – eher das Gegenteil, sag was Falsches und du bekommst Schläge.

„Dieses… Mädchen hat mich angesprochen.“, fing er langsam an und blickte mich entnervt an. „Du weißt doch welches, oder? Ich hab bereits von ihr gesprochen!“

Wer jetzt glaubte, dass das eine gute Sache war, der irrte sich gehörig…

Ich kannte sie zwar nur am Rande, weil wir nur ein Jahr Unterschied hatten, doch was ich bisher von ihr gehört hatte, klang nicht grad erfreulich.

Sicher, sie sollte hübsch und attraktiv sein, aber jeder, der bisher mit ihr zusammen gewesen war, hatte es hinterher teuer bereut. Jeder meinte im Nachhinein, dass sie ein Stalker sein konnte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte…

„Und? Was hat sie dir gesagt?“

Joshua sah mich an, als wäre ich von einem anderen Planeten, dass ich nicht verstanden hatte, worauf er hinaus gewesen war.

„…Sie fragte, ob ich mich mal mit ihr treffen will.“

„Uuuh, ein Date!“, grinste ich schadenfroh, wenn auch insgeheim ein bisschen niedergeschlagen – zum einen passte es mir nicht, dass er von der Zicke gefragt wurde und zum anderen fragte ich mich, ob ICH jemals ein Date finden würde – und klopfte ihm ironisch auf die Schulter. „Dann mal viel Erfolg, mein lieber Herzensbrecher!“

„Lass den Scheiß, Jo! Du weißt ganz genau, dass ich die Schnepfe nicht leiden kann!“, fuhr er mich jedoch wenig begeistert an und verzog das Gesicht zu noch mehr Sieben-Tage-Regenwetter, obgleich es mittlerweile eher ein Zwanzig-Tage-Regenwetter-Ausdruck war, der auf seinem Gesicht wohnte.

„Wen kannst du überhaupt leiden?“, musste ich jedoch sarkastisch zurückgeben und schüttelte nur den Kopf. „Sei mal ehrlich, Joshy. Kannst du überhaupt irgendwen leiden?“

„Joo~“, schnaubend blickte mich der ältere Junge mit einer ungewohnten Ernsthaftigkeit an, die ich bisher nur selten bei ihm erlebt hatte und legte irritiert den Kopf zur Neige. „Du weißt ganz genau, dass ich DICH leiden kann. Reicht das nicht?“

„W-was…?“

Verdammt, nun hatte er es doch wieder geschafft, dass ich aus dem Konzept raus war – und das, wo ich’s endlich mal geschafft hatte, IHN zu piesacken!

Plötzlich tippte er mir jedoch mit sanftem Druck gegen die Stirn und funkelte mich provokant an, während sich seine Gewittermiene gegen seinen üblichen Ausdruck austauschte.

„Tze, du glaubst mir aber auch alles, kann das sein?“, spottete er grinsend rum und beschleunigte seine Schritte, als er seinen Bus bereits in weiter Ferne erkennen konnte. „Bis Morgen dann, Jo-Jo!“

Oh, wie ich diesen neuen Spitznamen hasste…

Doch musste ich am nächsten Tag von Mitschülern erfahren, dass Joshuas Stalkerin es tatsächlich geschafft hatte, ein hübsches Erinnerungsstück von ihm zu schießen – welches ich mir jedoch mit den entsprechenden Druckmitteln aneignete…
 

Zufrieden begutachtete ich mein Werk, das sich auf dem Tisch vor mir ausbreitete und lächelte erfreut.

Die beiden Teller standen da, wo sie stehen sollten; das Foto befand sich direkt neben einem, während sich auf den Platten jeweils ein großes Stück Erdbeerkuchen zusammen mit einer kleinen Gabel befand. Nur am Rande nahm ich wahr, wie der Wind mich erneut erreichte und die Lampe schwach zum Flackern brachte. Doch mittlerweile störte mich das stetige Hin- und Her der kleinen Flamme nicht länger, viel mehr hatte ich mich an sie gewöhnt und war froh, dass ich sie als meine Gesellschaft hatte, ehe ich mich an den Bilderrahmen wandte.

„Hey, Joshy…“, grinste ich schief. Es war komisch zu einem Bild zu sprechen, aber nicht unangenehm. Dank des unruhigen Lichtwurfs sah es teilweise so aus, als würde der Junge auf Bild zwischendurch zu mir her grinsen. „Ich weiß, normalerweise gab’s den Erdbeerkuchen meiner Mutter nur, wenn wir deinen „Geburtstag“ gefeiert haben, aber… ich dachte mir, dass du dich darüber auch heute freuen würdest?“

„Sicher, Hauptsache du hast den Kuchen nicht gemacht.“

Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fallen würde eine ruhige Stimmlage zu behalten…

„Wie lang haben wir uns nun schon nicht mehr gesehen? Sind’s Drei oder Vier Jahre mittlerweile?“, fragte ich in den außer mir leeren Raum hinein und schwieg einen Moment, als ob ich erwarten würde, dass das Bild auf dem verstaubten Tisch gleich das Sprechen anfangen würde. Aber ich war nicht mehr so dumm, ich wusste, dass Fotos nicht sprechen konnten. „Warte mal, lass mich nachrechnen…“

In Gedanken zählte ich die Jahre, während ich mir flüchtig mit der Hand durch die Haare fuhr. Sie waren so oder so vom ganzen Staub zerzaust, also störte es jetzt auch nicht länger, nicht wahr?

„Jetzt weiß ich’s wieder. Es sind… auf den Tag genau sechs Jahre, seit wir uns nicht mehr gesehen haben…“, seufzte ich schwer und griff mit ungewollt zittriger Hand nach meiner Kuchengabel, die ich schwungvoll in eine Erdbeere stach. „Du glaubst gar nicht, wie viel sich seitdem verändert hat, Joshua! So unglaublich viel…“

Lediglich, dass ich ihn noch immer vermisste, hatte sich nicht geändert…

„S-sei übrigens vorsichtig, was den Kuchen angeht. Ich hab ihn gemacht, weil Mama sich die Hand gebrochen hatte.“, grinste ich mit einem schiefen Lachen und schob mir die Erdbeere in den Mund. „Es könnte sich Eierschale im Boden befinden, aber das bist du ja von mir gewöhnt, nicht wahr?“

So fröhlich ich auch klang, mit einem Mal kämpfte ich um meine Selbstbeherrschung, während mir erneut die Tränen in die Augen stiegen, doch ich unterdrückte sie erfolgreich.

Aber wie lange ich diesen Kampf noch gewinnen würde, konnte ich jedoch beim besten Willen nicht sagen.

„Erinnerst du dich noch an meine Schwestern? Du weißt schon, Annabelle und Sophia?“, erkundigte ich mich bei meinem nicht vorhandenen Gesprächspartner und aß wieder ein Stück von meinem Kuchen; es knirschte schwach, als ich den Boden kaute – meine Vermutung bestätigte sich nun. Er hätte mich jetzt ausgelacht ohne Ende… „Annabelle hat letztes Jahr geheiratet! Und sie ist vor einigen Woche stolze Mutter geworden!“

Ich sah einige Augenblicke schweigend auf mein angefangenes Stück Kuchen herab und seufzte schwer, als ich mir des Bildes Blick bewusst wurde, das so tot und gleichzeitig lebhaft zu mir rüber starrte, dass es mich schauderte.

„Sophia ist vor ‘nem halben Jahr zu ihrem Freund gezogen. Offenbar hattest du Recht – ihm hat’s nur an Reife gefehlt.“, erzählte ich weiter und ignorierte das plötzliche Beben meiner Stimme. „Ach ja… Willst du wissen, wie Annas Baby heißt?“

Langsam kam mir die Vermutung, dass er immer Recht behalten sollte, wenn er mir gesagt hatte, dass ich ganz klar masochistisch veranlagt war, da ich mich mit ihm abgab – denn genau so kam ich mir im Augenblick vor.

Und meine Selbstbeherrschung ging immer mehr den Bach runter…

„Es ist ein kleiner Junge. Er ist wirklich niedlich, sein Name ist… Joshua.“, schluckte ich am Ende des Satzes schwer und drückte mir abrupt eine Hand vor die Augen, als mir die ersten Tränen die Wangen hinab liefen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich das Heulen angefangen hatte – dabei hatte ich doch so sehr gekämpft! „D-du… du hättest ihn gemocht…“

Ich konnte nicht länger auf sein Bild blicken, es tat zu sehr weh, zu wissen, dass ich mich trotz meiner sonstigen Vorsätze ausgerechnet jetzt an die Vergangenheit klammerte, nur aus Angst ihn zu vergessen…

Mit einem Scheppern fiel meine Gabel zu Boden, doch ich registrierte es nicht einmal. Viel zu sehr hatte ich mit der heißen Flüssigkeit auf meinen Wangen zu streiten, die einfach nicht aufhören wollte an meinem Kinn abzuperlen und feuchte Flecken auf meiner Kleidung zu hinterlassen.

„Sieh mich an…“, schluchzte ich auf einmal heiser und zwang mich sein Foto anzusehen; es glich eher einem gequälten Starren. „…Dabei hatte ich mir versprochen, dass ich nicht heulen würde, damit du mich nicht wieder Heulsuse nennen musst.“

Es war eines der wenigen Versprechen, das ich in meinem bisherigen Leben gebrochen hatte.

Ich spürte, wie der Wind – so unerklärlich er mir bis heute auch war – erneut ins Zimmer schwebte und mit einer warmen Zärtlichkeit um mich herum zog, ehe er genauso rasch wieder verschwunden war.

Doch auf einmal lächelte ich und ließ es einfach raus. Die Tränen, die ich seit sechs Jahren angesammelt und nicht vergossen hatte, während ich im Innersten wünschte, dass jener Tag nie stattgefunden hätte…
 

Joshua und ich gingen wie üblich nach der Schule durch den Park und unterhielten uns über diverse Dinge – viel mehr, ich erzählte und er hörte mir zu.

Doch es war trotzdem eine angenehme Atmosphäre zwischen uns, die ich einfach nur genoss. Es war tatsächlich mal einer jener Tage, an denen mein bester Freund richtig gute Laune hatte – ja, auch solche Momente gab es. Sie waren selten, aber sie existierten.

„Du bist heut ein richtiger Dauersmiley, Joshy…“, merkte ich nur an und unterdrückte ein müdes Gähnen; der Unterricht hatte mich mal wieder total geschafft. „Ich meine… Du hast sogar auf mich gewartet, wie kommt’s?“

Brauchte er wieder seinen Kummerkasten, weil ihn Fräulein Stalker nicht in Ruhe ließ?

Dabei dachte ich, dass ich dafür gesorgt hätte, dass sie still blieb…

„Darf ich nich‘ auch mal gut drauf sein?“, zog der Junge einen gekonnten Schmollmund und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust, wie er es immer tat, wenn ich etwas ‚Beleidigendes‘ in seinen Augen gesagt hatte. „Ich bin bloß froh, dass ich vorerst frei ha~b!“

Stimmt, jetzt wo er es erwähnte…

„Du musst Anfang nächsten Monats nur noch deine Abschlussprüfungen machen, oder?“, fragte ich sicherheitshalber nach, worauf er auch sofort mit einem fetten Grinsen nickte. „Wow, wenn ich bedenk, dass ich noch… zu viele Jahre vor mir hab…“

„Na, das kriegst du schon hin, Jo-Jo!“, winkte Joshua nur ab und gab mir ein überraschendes Daumen hoch – seine Laune war furchterregend gut. „Außerdem hast du ja immer noch mich! Wenn du was nicht verstehst, fragst du halt.“

Ich musterte ihn einen Moment lang skeptisch.

Normalerweise machte er keinem solche Angebote umsonst, sondern eigentlich nur, wenn er irgendwas im Hinterkopf hatte. Ich fragte mich nur, was?

„He! Sieh mich nicht so an, Jo!“, hob er beschwichtigend die Hände und fuhr sich durch’s kurze, aber glänzend schwarze Haar, seine klaren grünen Augen lagen direkt auf mir. „Ich hab diesmal wirklich keine Hintergedanken, versprochen!“

„Wirklich…?“

„Wirklich!“

Ich schnaufte leicht, war noch immer nicht so recht überzeugt, ob ich ihm glauben sollte und zuckte schließlich ablenkend die Schultern. War ja eigentlich auch egal, ich konnte die Hilfe gut genug gebrauchen – denn im Gegensatz zu ihm war ich nicht nur klein, sondern auch nur mittelmäßig intelligent.

Dafür hatte ich’s mit Gefühlen und er nicht. Also, alles perfekt aufgeteilt, wie man immer so schön sagte.

„Na gut, dann nehm ich’s gern an…“, meinte ich nur und seufzte innerlich leise. Sein plötzliches Rumgegrinse konnte nichts Gutes verheißen und ehe ich mich versah, befand sich auch schon eine Hand auf meiner Schulter. „Was?“

„Aber es wär natürlich echt toll, wenn du deine Mutter überreden könntest diese genialen Teilchen mal wieder zu machen! Ich dacht, ich sterb, so gut haben die geschmeckt!“

Manchmal kam mir wirklich die Frage in den Sinn, ob wir nur befreundet waren, weil er die Kochkünste meiner Mutter überalles auf der Welt liebte…

„Nö, ich denk nicht dran!“, verschränkte ich beleidigt die Arme vor der Brust und ging einen Schritt schneller, so dass seine Hand von meiner Schulter rutschen musste. „Aber wenn du bei den Prüfungen gut bist, frag ich sie.“

Ich drehte mich abrupt zu ihm um, ein Lächeln lag auf meinen Lippen.

„Sieh’s als Belohnung für die harte Arbeit, okay?“, grinste ich leicht, ehe mir jedoch noch etwas anderes einfiel. „Wenn… du deine Prüfungen fertig hast, muss ich dir auch etwas sagen, in Ordnung?“

Ich schielte zu ihm hoch und war mir sicher, dass er die peinliche Röte auf meinen Wangen wahrgenommen hatte, denn plötzlich räusperte er sich unwohl und nickte nur stumm.

Es war wirklich die einfachste Methode um Joshua zum Schweigen zu bringen – werd Sensibel und er ist still, weil er nicht mit umgehen kann.

„Okay! Wollen wir in unser Zimmer gehen?“, fragte ich als Themenwechsel und blickte ihn interessiert an, da er nachdenklich die Stirn in Falten zog. „Joshua?“

„Von mir aus… Aber meinst du nicht, dass wir uns vorher was zu essen holen sollten?“, schlug er indirekt vor und nickte seinen eigenen Worten zu; er war wirklich ein Fresssack. „Wir können uns ja was aus’m Tante Emma-Laden holen!“

Aber gut, wo er vom Essen sprach, musste ich gestehen, dass mein Magen ebenfalls Meldungen von sich gab. Was musste ich Leuchte aber auch meine Brote vergessen…

„Dafür zahlst du aber!“, entgegnete ich scherzend, während wir gemeinsam den kleinen, grünen Weg entlang gingen, der zu einem der Parkausgänge führte, in dessen Nähe der genannte Laden stand. „Immerhin war’s dein Vorschlag!“

„Ja, ja, ja~“, genervt winkte der Schwarzhaarige ab und übernahm kurzerhand die Führung zu unserem gewünschten Ziel.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis wir den Park hinter uns gelassen hatten und den naheliegenden Zebrastreifen ansteuerten, der direkt vor dem Gemischtwarenladen lag. Die Gegend war ruhig, wodurch keine Ampel von Nöten waren – die meisten der Anwohner waren sogar der Meinung, dass selbst der Zebrastreifen überflüssig war, denn sowohl tags- als auch nachtsüber fuhren auf der kleinen Straße kaum Autos, wodurch selbst kleine Kinder auf den Straßen spielen konnten, wenn das Wetter es zu ließ.

Doch heute war kein solcher Tag. Es war zwar nicht kalt, aber dafür stark bewölkt, wodurch es den Anschein machte, als würde es jeden Moment das Regnen anfangen. Wenn ich ehrlich war, wäre ich im Augenblick auch lieber irgendwo im Warmen gewesen, anstatt hier draußen…

„Jo-Jo, wie alt bist du?“, riss mich die Stimme meines besten Freundes aus den Gedanken, weswegen ich irritiert ob der Frage hochblickte.

„Das weißt du doch…?“

Was fragte er denn so dumm?

„Dein Schnürsenkel ist offen, darum frage ich.“, erwiderte Joshua gelassen und deutete mit dem Zeigefinger auf meinen linken Turnschuh, dessen Schnürbänder munter durchs Land flatterten, sobald ich einen Schritt machte. „Mach ihn besser zu, nicht, dass du noch hinfliegst.“

Seit wann war Joshua denn so… fürsorglich geworden?

Das kannte ich ja gar nicht von ihm; zumindest nicht so offensichtlich wie jetzt.

„Schau nicht so. Ich hab nur keinen Bock, dass du wieder’s Flennen anfängst, Heulsuse.“, genervt winkte er ab, aber blieb dennoch ungeduldig stehen, als ich mich hinunter kniete.

„Kannst ruhig schon vorgehen.“, lächelte ich schief zu ihm hoch, während ich den erstaunlicherweise noch intakten Knoten aufmachte und dümmlicherweise auch noch Schwierigkeiten dabei hatte. „Du weißt schließlich, was ich mag und was nicht. Mich stört’s also nicht…“

„‘Kay, wie du meinst, Heulsuse.“, nach einem kurzen Winken setzte sich Joshua in Bewegung und ließ mich alleine mit meinen Schnürsenkeln kämpfen.

Es war aber auch peinlich, dass immer nur mir solche Sachen passierten. In all den Jahren unserer Freundschaft ist es nicht einmal vorgekommen, dass er einen offenen Schuh hatte oder ihm sonst was Unangenehmes passierte – nein, denn ich zog offenbar Peinlichkeiten jeglicher Art gerade zu magisch an, wenn man es denn so nennen durfte.

Doch endlich hatte ich es nach einigen Anlaufen geschafft, meine Schleife so zu richten, dass sie sich in den nächsten Stunden nicht wieder lösen würde, weswegen ich mich schwungvoll erhob und mit raschen Schritten zu meinem Freund aufholen wollte, der gerade dabei war den Zebrastreifen zu überqueren, als aus der Ferne ein scharfes Brummen erklang, das mit stetigem Tempo immer näher kam und lauter wurde.

„Joshua…“

Ich wollte schreien, ich wollte ihn erreichen, ich ahnte, was jetzt folgen würde!

Das Motorengeräusch kam immer näher, bis schließlich nach nur wenigen Sekunden das Gefährt selbst in meiner Sichtweite war. Es war ein roter Sportwagen, ganz offensichtlich in einem vollkommen falschem Stadtviertel, doch das hielt den Fahrer oder die Fahrerin nicht davon ab, weiter aufs Gas zu drücken und so zutun, als würde die Straße allein ihm oder ihr gehören.

Und Joshua, der die drohende Gefahr nun auch wahrgenommen hatte und ihr ins Auge blickte, wurde von der Panik gepackt.

„Joshua!! Mach, dass du weg kommst, Joshua!!!“, schrie ich aus voller Kehle und wollte zu ihm rennen, ihn fortstoßen, doch meine Beine bewegten sich nicht, verweigerten mir vollkommen den Dienst. „Joshua!“

Der Wagen war bereits zu nah, als dass er sich hätte beiseite werfen können, doch er hätte es doch wenigstens versuchen müssen! Warum blickte er ausgerechnet jetzt noch einmal zu mir?!

Ich wollte das nicht sehen! Ich wollte nicht sehen, wie er vom Auto erwischt werden würde!

Doch selbst dieser Wunsch blieb mir verwehrt, desto mehr ich auch fort sehen wollte, desto mehr brannte sich die Szenerie in mein Gedächtnis ein.

Ein zu spätes, laut quietschendes Bremsen; ein langer, tiefer Schrei; die Berührung von brechenden Knochen und widerspenstigem Metall; der dumpfe Aufprall auf dem Asphalt.

In dem Moment begriff ich, dass eine geliebte Freundschaft nur wenige Sekunden brauchte, um ein unverdientes, schmerzerfülltes Ende zu finden…
 

Ich hatte schon öfters geheult, doch noch nie hatte ich so lange gebraucht wie dieses Mal. Mensch, nicht mal der Tod meines Großvaters hatte mich derartig mitgenommen!

Doch allmählich fand die Tränenflut ein Ende; nur noch vereinzelte Tropfen rutschten meine Wangen runter, während ich mittlerweile auch das Schluchzen unter Kontrolle bekam, das mich erfasst hatte.

Wie sehr er mich doch auslachen musste, wo auch immer er jetzt stecken würde…

„Sorry, jetzt hast du… wieder neue Gründe, mich ‚Heulsuse‘ zu nennen…“, ich lachte gequält und wischte mir mit meinem Pulloverärmel zum x-sten Mal übers Gesicht, doch mit wenig Erfolg. Die paar Tränen, die noch kamen, reichten vollkommen um es gleich wieder einzunässen. „Aber nun geht’s wieder, versprochen.“

Und dieses Versprechen wollte ich nicht schon wieder brechen, reichte schon, dass ich meines mir gegenüber nicht halten konnte.

„Weißt du, was ich mich immer wieder gefragt hab? Der Gedanke ist unsinnig, ich weiß…“, murmelte ich leise vor mich hin, obgleich meine Worte wieder an das Foto gerichtet waren. „…Aber, was meinst du, wäre passiert, wenn ich dich nicht vorgeschickt hätte?“

Ob er dann noch hier wäre? Hier bei mir, genau in jenem Moment?

Nur, dass ich dann vermutlich nicht am Heulen wäre, sondern am Lachen, weil er wieder irgendetwas erzählt hatte, was mich froh gestimmt hätte.

„Oder… wären wir dann beide vom Wagen erwischt worden?“

Es fiel mir schwer offen darüber zu sprechen, doch ihm gegenüber konnte ich es. Aber auch nur ihm gegenüber, schließlich waren wir beste Freunde gewesen – und beste Freunde konnten sich doch alles anvertrauen, oder etwa nicht?

„Schade, dass wir das wohl nie erfahren werden, was?“, grinste ich nur schief und seufzte schwer, als ich bemerkte, wo sich meine Kuchengabel befand. Mittlerweile hatte sich der flockenartige Staub an die verklebten Zacken gelegt, so dass ich sie mit Sicherheit nicht mehr benutzen würde. „Ich leih mir deine Gabel, okay?“

Bisher hatte mir Süßkram immer geholfen, also warum nicht auch jetzt und hier?

Noch immer schwach zitternd ergriff ich die zweite Gabel und versenkte sie im Rest meines Stücks, das glücklicherweise nicht mehr sonderlich groß war und warf Joshuas Foto einen Blick zu; die Flamme der Lampe war etwas kleiner geworden, wodurch man die ursprünglichen Bildkonturen wieder gut erkennen konnte.

„Ich weiß noch, als du mir das mit dem Nachhilfe angeboten hattest…“, erzählte ich allmählich wieder gefasster weiter und ließ mich einfach in den Erinnerungen treiben, die mich dazu gebracht hatten an unseren Ort zurückzukehren. „Aber stell dir vor, ich hab’s auch ohne deine Hilfe geschafft.“

Im Gegensatz zu ihm, da er seine Prüfungen nie hatte absolvieren können…

„Hab sogar ‘nen Uni-Platz gefunden, ganz alleine!“, ungewollt schwang etwas Stolz in meiner Stimme mit. Dabei wollte ich gar nicht prahlen, es war mir immer peinlich gewesen, wenn ich etwas gut hinbekommen hatte. Vielleicht waren meine Leistungen deswegen eher mäßig, bis halt… jener Tag gewesen war. Danach war mir jede Ablenkung recht gewesen, selbst wenn sie mit Lernen oder ähnlichen unangenehmen Sachen zutun hatte. Hauptsache, ich konnte ihn derweil für einige Momente verdrängen, auch wenn es nur selten geglückt war. „Ich… weiß nicht, an welche Uni du gewollt hättest, aber ich bin mir sicher, es wäre keine 0815-Uni gewesen, wie ich sie genommen hab…“

„Im Gegensatz zu dir, bin ich ja auch kein Taugenichts.“

Nach und nach verschwand mein Stück Kuchen, nur noch einige zerdrückte Erdbeeren lagen an meinem Tellerrand, während ich wortlos nach seinem Teller griff und diesen weiter in der Hand hielt; die Gabel tauchte wieder in eine Frucht ein.

„Aber ich bin zufrieden, wo ich bin. Sicher, es ist fremd in der neuen Stadt, aber ich komm schon klar…“, gedankenverloren nuckelte ich an den Zacken des Esswerkzeugs und seufzte leise. Meine Haut spannte über meinen Wangen und meine Augen brannten nicht nur ob des vielen Staubs, sowie der unzähligen Spinnweben hier, doch das konnte ich ignorieren. „Du meintest immer, dass ich ohne dich aufgeschmissen wäre und na ja…“

Ich vermied den Blick zum Foto, hatte mittlerweile wirklich das Gefühl, als würde er mir gegenüber sitzen und wie in alten Zeiten aufmerksam zu hören, während er sich überlegte, wie er mich als nächstes wieder auf die Palme bringen könnte, und holte tief Luft.

„Anfangs hätte ich dir ohne Umschweife Recht gegeben! Aber… ungefähr ein Jahr nach deinem… Tod…“

Warum nur, war es so verdammt schwierig dieses Wort auszusprechen?

„Weil es mit der Endgültigkeit der Tatsachen zutun hat, deswegen…“

„…zudem Zeitpunkt ist mir klargeworden, dass… ich so nicht weitermachen kann. Du würdest sonst gar nicht mehr aufhören mich zu beschimpfen, nicht wahr?“, ich wagte es mich, lächelnd zum Bilderrahmen zu sehen und nebenbei den letzten Rest seines Kuchens aufzuessen, ehe ich Teller auf Teller stellte und mich nochmal an meinen Rucksack wandte, aus dem ich eine Isolierflasche nahm. „Ich würd dir ja auch was anbieten, aber du hast mir ja damals schon klar gemacht, dass du mein Teufelsgebräu nicht leiden kannst…“

Immer, wenn ich Kaffee gekocht hatte, war er der Meinung gewesen Wasser trinken zu müssen, bis ich ihn eines Tages angesäuert zur Rede gestellt hatte.

Und was hatte er Glorreiches von sich geben?

„Brau kein Rattengift zusammen – und ich würd’s trinken, Jo-Jo-Schatz!“

Teilweise konnte er wirklich gemein sein…

„Aber inzwischen kann man meinen Kaffee trinken OHNE an Herzversagen zu sterben, das sag ich dir!“, schnaufte ich laut, goss mir schwungvoll etwas in den Deckelbecher der Kanne ein und nahm einen Schluck des zum Glück noch heißen Gebräus. „Was… ich dir schon immer mal sagen wollte…“

Ich schmunzelte schwach und blickte trübe in meinen Becher.

„…Ich hab’s gehasst, wenn du mich ‚Jo-Jo‘ gerufen hast. Immerhin bin ich kein Spielzeug gewesen…“, murmelte ich in mich hinein, auch wenn es bei Weitem nicht so eingeschnappt klang wie ich es gewollt hatte. „Aber mittlerweile vermiss ich selbst das…“

Insgeheim war ich froh, dass es nur Einbildung sein konnte, die mir das Gefühl von Gesellschaft vermittelte, denn sonst wäre ich garantiert nie in der Lage gewesen dieses Eingeständnis zu machen.

Na ja, was soll’s… Ich hatte heute schon genug peinliche Dinge von mir gegeben, also warum nicht noch einpaar mehr?

Die machten den Kohl nun auch nicht mehr fett.

Ich trank meinen Becher leer und verschloss die Isolierflasche ordnungsgemäß, bevor ich sie wieder in meinen Rucksack tat und mich leise streckte.

Auch wenn es immer noch schmerzte, es war bei Weitem nicht so schlimm, als wie ich es vermutet hatte, was mich wirklich… glücklich stimmte.

Denn ich wollte bei dem Gedanken an ihn keinen Schmerz empfinden, sondern Freude, dass wir trotz unserer gegensätzlichen Charaktere solch gute Freunde waren.

Ich warf flüchtig einen Blick auf meine Armbanduhr, wobei ich nicht schlecht staunte.

Es war wirklich schon so viel Zeit vergangen? Wow, wir konnten es also immer noch…

Stunde über Stunde verplempern, ohne überhaupt etwas dafür zutun – das sollte uns erstmal jemand nach machen!

„Ich… sollte dann auch langsam wieder los, was?“, grinste ich schief und verstaute vorsichtig das benutzte Geschirr in der mitgebrachten Plastiktüte; das echohafte Knistern und Rascheln des Plastiks war unangenehm in meinen Ohren, weswegen ich mich ein wenig beeilte. Schließlich jedoch fand sich nur mehr der Fotorahmen auf dem Tisch. „Aber ein bisschen Zeit hab ich sicherlich noch für dich…“

Früher hatten wir ja auch immer Zeit füreinander gefunden, egal was anstand. Ich wusste noch, wie ich ihn mitten in der Nacht auf dem Handy belästigt hatte, weil mir unser Hund entlaufen war – doch anstatt mich zu schimpfen, wie ich gerechnet hatte, hatte er versucht mich zu trösten und war dann sogar noch mit auf die Suche gegangen.

Hinterher war’s mir sowas von peinlich gewesen, als ich erfahren hatte, dass sich das dumme Tier beim Nachbars Hund verkrochen hatte, aber selbst da war sein Spott gut gemeint gewesen…

Ich lächelte schweigend vor mich hin, das Brennen meiner Augen hatte sich zu einem dumpfen Pochen gewandelt, das ich gut verdrängen konnte. Lediglich das immer schwächer werdende Licht der Lampe machte mir ein bisschen Sorgen, auch wenn es überhaupt an ein Wunder grenzte, dass sich noch genug Gas drin befunden hatte um so lange zu brennen. Aber ich hatte ja eh nicht mehr vor, allzu lange zu bleiben und zur Not gab es immer noch meine Taschenlampe.

„Kannst du dich noch daran erinnern, was ich… dir damals sagte?“, fragte ich auf einmal in die Luft hinein und warf einen regelrecht kleinlauten Blick zum Foto-Joshua, der direkt zu mir sah. „Also, als wir über deine Prüfungen gesprochen hatten…“

Ich wusste nicht, warum ich plötzlich auf dieses Thema zu sprechen kam. Vielleicht weil es mir in den letzten Jahren immer wieder zu denken gab oder mich daran hinderte, wirklich nach Vorn zu sehen, mit allem was dazu gehörte. Es kam mir auf einmal einfach unglaublich wichtig vor, besonders da ich nie die Gelegenheit bekommen hatte, es ihm von Angesicht zu Angesicht sagen zu können.

„Es ist komisch, obwohl es nun schon so lang zurück liegt, hat sich kaum etwas daran geändert…“, gab ich offen zu und musterte den staubigen Tisch nachdenklich. „Eigentlich hat sich sogar gar Nichts geändert.“

Ich freute mich darüber und gleichzeitig bedauerte ich es irgendwo.

Immerhin war ich hierher gekommen um endgültig mit der Vergangenheit abschließen zu können, also warum haderte ich dann jetzt so?

Mit langsamen Bewegungen erhob ich mich vom alten Chefsessel und schulterte wieder meinen Rucksack.

Es war am besten so, das sagte mir mein Gefühl.

Und bisher hatte es mich eigentlich nie angelogen gehabt – also warum nicht auch dieses Mal darauf hören?

„Joshua, ich…“, begann ich langsam und knipste meine Taschenlampe an, ehe ich die Rädchen der „Zwergenleuchte deluxe“ zu drehte und die Flamme abrupt erlosch. Nun leuchtete nur noch der Schein der tragbaren Lichtquelle auf den Bilderrahmen; es wirkte erneut, als würde er mir zu lächeln und erneut konnte ich diesen zarten Hauch von einem Wind wahrnehmen. „…ich hab dich wirklich sehr geliebt. Ich hoffe, du weißt, auf welche Art…“

Auch wenn ich eher emotional veranlagt war, war ich in solchen Geschichten noch nie sonderlich gut gewesen, drum machte ich es kurz und schmerzlos.

„U-und auch, wenn ich die Vergangenheit jetzt endgültig ruhen lasse, werde ich dich nie vergessen! Du warst mein erster bester Freund und… die erste Person, an der ich… richtiges Interesse hatte, da kann ich dich nicht vergessen!“, fuhr ich so sicher ich konnte fort, auch wenn es zwischendrin etwas holprig klang. Ich gab mein Bestes, sowohl für mich, als auch für ihn. „Wir werden uns irgendwann wiedersehen, da bin ich mir sicher…“

Ich lächelte mit einem Hauch von Nostalgie, als die Brise mir sanft über die Wange streichelte und mich in der Illusion gefangen hielt, hastige Schritte im Gang vernehmen zu können, die gefolgt von heiterem, zweistimmigem Kinderlachen näherkamen. Fast ertappte ich mich, wie ich mich voller Erwartung und Vorfreude zum Durchgang umdrehen wollte, nur um gleich zu sehen, wie er mir entgegen kommen und irgendeinen dummen Spruch ablassen würde – doch ich entkam der verführerischen Erinnerung, warf dem Bilderrahmen noch einen letzten, verabschiedenden Blick zu und ging mit entschlossenen Schritten in den Gang hinein.

„Bis Bald, Joshua…“, flüsterte ich leise und verließ ein allerletztes Mal unser geliebtes Geheimversteck; meinen Blick mutig auf die Zukunft gerichtet, die mich erwarten würde.

„Ich werd dich wirklich vermissen, meine kleine Heulsuse…“
 

~ Ende ~
 

Joa, das war's.

War's schlimm zu lesen? Denn jetzt folgt der Autoren-Kommentar xD

Als ich angefangen hatte zu schreiben, hatte ich ganz ehrlich gesagt keinerlei Schimmer, WAS ich da eigentlich schrieb. Es kam einfach von selbst, sogar dass ich die Ich-Perspektive genommen hatte. *die normalerweise ned mag*

Doch es hat seit langem wieder richtig Spaß gemacht zu schreiben - und da mir der Oneshot sehr gut gefällt, ist er halt hier *lach*

Einpaar Anmerkungen hab ich jedoch bzw. ist es eher eine Frage, die mich interessiert.

Und zwar; Was denkt ihr über "Jo"?

Ist es eine junge Frau oder ein junger Mann? Steht das "Jo" für eine Kurzform?

Denn ich muss wirklich gestehen - ich habe selber KEINE Ahnung, welches Geschlecht die Erzählperson hat, darum konnte ich es auch nicht ins entsprechende Genre einsortieren, tut mir Leid.

Ansonsten hab ich noch zu anzumerken, dass "Joshua" englisch ausgesprochen wird, während das "Jo" deutsch gesagt wird, damit der "Jo-Jo"-Effekt besser rüberkommt XD

Das wär's dann aber auch von meiner Seite ^--^
 

Ich hoffe, die Geschichte hat Gefallen gefunden.

Liebe Grüße,

Lyco



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-07-06T08:18:14+00:00 06.07.2009 10:18
wahnsinnig schön ^^
Sooo traurig, dass mir fast das Heulen kam ^^
Also ich hab Jo als Mädchen gesehen beim lesen, obwohl ein Junge auch passen würde. Das muss wohl jeder selber entscheiden.
lg deathly

Von: abgemeldet
2009-06-27T19:41:09+00:00 27.06.2009 21:41
hey ich muss sagen wirklich klasse :D
richtig gut geschrieben mir hats richtig gut gefallen^^
Von: abgemeldet
2009-06-22T21:33:25+00:00 22.06.2009 23:33
hi
ich muss sagen . . . einfach super!!! Ich glaube mehr brauch man dazu nicht sagen ich hoffe bald mehr von dir hier zu lesen. . .
Du hast eine tolle schreibweise gefällt mir

GLG
Von:  Sonnendrache
2009-06-19T17:16:21+00:00 19.06.2009 19:16
Das ist eine verdammt gute Geschichte. Ich hatte auch selber Tränen in den Augen.
Ich habe mich am Anfang auch gefragt, ob Jo weiblich oder männlich ist. Ich glaube nun am Ende, dass es eine Sie ist.
Du hast in der gesamten Geschichte die Gefühle sehr gut beschrieben und auch die Flashbacks gut in den Zusammenhang eingefügt. Das einzige über das ich etwas gestolpert bin, ist die Tatsache, dass du manchmal Formulierungen verwendest hast, die mir nicht so geläufig waren und die ich deshalb zweimal lesen musste. Das waren aber nur minimale Harken. Ansonsten alles super. Nur weitr so!

Grüße,
Sonnendrache
Von: abgemeldet
2009-06-17T16:00:56+00:00 17.06.2009 18:00
Wow, die Story ist wirklich toll. Ich musste selbst weinen.
Ist richtig toll geschrieben, die Gefühle usw. kommen richtig gut rüber, man kann sich richtig in Jo reinversetzten.
Also am Anfang der Story hab ich mich gefragt ob Jo Männlich oder Weiblich ist.
Ich finde eigentlich, dass Beides passen würden. Denke mal, dass es eine Frau ist, schien mir zwischen durch immer mal wieder so.
Ist aber eigentlich auch egal, die Geschichte ist super!
Von: abgemeldet
2009-06-17T14:22:54+00:00 17.06.2009 16:22
also am anfang hab ich gedacht Jo-jo wäre weiblich, aber irgentwann kam mir der gedanke, dass es auch ein junge sein könnte...
kann nicht sagen was besser passt

das ganze hat mich sehr berührt
ich glaub ich hab mehr geheult als Jo
(kann aber auch an mir liegen)

alles in allem ...
SEHR GUT
Von:  yukio-kun
2009-06-17T08:34:31+00:00 17.06.2009 10:34
T.T
Oh maaaaan!
Das is echt eine der wenigen storys bei denen ich fast angefangen hab zu heulen! Respekt!!!
Ist wirklich sehr schön geschrieben, mit den Flashbacks und so...
Und obwohl ich eher ein Freund von Happy Ends bin, ist das eine echt tolle Geschichte... hat mich wirklich beeindruckt.

see ya, sagoras ^__^'


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