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Schattenblut

Die Hölle ist erst der Anfang
von

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Endlose Stunden

Stille! Nichts als diese drückende Stille! Keines der schauderhaften Geräusche, die so plötzlich hereingebrochen und genauso schnell wieder verschwunden waren, war noch zu hören.

Diese Geräuschlosigkeit zog sich nun schon dahin, seit diese fremde Frau den Blicken der Familie entrissen wurde und ihr durchdringender, flehender Schrei, der auf einmal abbrach ihnen das Entsetzen auf die Gesichter gezeichnet hatte.

So sehr sich die Familie auch darauf konzentrierte, es gab keine Geräusche. Kein noch so leises Kratzen, kein Scharren, kein Zirpen. Es war einfach nichts mehr zu hören und es schien so, als würde nichts mehr um diesen Raum herum existieren und doch getraute sich niemand etwas zu sagen, denn zu groß war die Angst, dass sich vielleicht doch etwas in der Dunkelheit verstecken und lauschen konnte.

Während die Familie noch in ihrer Ecke saß und versuchte so leise wie möglich zu atmen und kein verräterisches Geräusch zu machen, nahm sich der alte Mann die Zeit, um sich ein Bild von dem Zimmer zu machen, in dem sie gefangen waren.

Sie befanden sich allesamt in einem viereckigen Raum, der um die 16 Quadratmeter groß zu sein schien, sofern dies in der Dunkelheit zu erkennen war.

Rechts neben der Tür waren die Umrisse eines großen Schrankes zu erkennen, der sich über die ganze Wand erstreckte. An der angrenzenden Wand stand ein Doppelbett, an dessen Seiten sich jeweils ein kleines Nachttischschränkchen befand.

Gegenüber des Schrankes befand sich eine Kommode, die aber zu sehr im Schatten stand, als dass sie genauer zu erkennen gewesen wäre.

Zwischen dieser Kommode und dem näheren Nachttischschränkchen hatte sich die Familie verkrochen und betete im Stillen, dass die Sonne bald aufgehen möge.

Mittlerweise erschien es der Familie, als müssten bereits etliche Stunden vergangen sein, seit diese unheimliche Stille über sie hereingebrochen war und als müsse jeden Augenblick die Sonne aufgehen, doch keiner von ihnen ahnte, dass noch nicht einmal zwei Stunden vergangen waren. Keiner, bis auf den alten Mann, der weiterhin gelassen bei der Familie hockte.

Nichts schien ihn aus der Ruhe bringen zu können und das wunderte die Familie sehr, doch die Angst etwas zu sagen und das, was in der Dunkelheit lauern konnte, auf sie aufmerksam zu machen war zu groß und so sprach keiner die Fragen aus, die ihnen allen auf der Zunge brannten. „Wer war dieser alte Kauz? Warum blieb er trotz allem was geschehen war so ruhig?“

In einem waren sich jedoch alle einig. Dieser Mann war nicht normal, denn niemanden der normal war, würde diesem Grauen mit solch einer Gelassenheit, ja sogar Gleichgültigkeit entgegenblicken.

Eine weitere Stunde zog sich schleppend dahin, bis die kleinste Tochter es wagte, eine leise Frage über die Lippen zu bringen, während sie sich an ihre Mutter klammerte. „Ist...Ist es vorbei, Papi? Sind die bösen Ungeheuer wieder weg?“ „Sei still, Sheira!“, zischte ihr Vater. „Diese Monster sind bestimmt noch in der Nähe und können dich hören!“

Bei diesen Worten zuckte die kleine Sheira zusammen und vergrub ihren Kopf in den Armen ihrer Mutter.

„Oh ja, sie sind noch hier!“, sagte der Alte plötzlich. Seine Stimme hatte sich verändert. Jegliche Freundlichkeit, die noch vor wenigen Stunden in ihr mitgeklungen hatte, war verschwunden und hatte einem dunklen und angsteinflößenden Unterton Platz gemacht. „Sie sind direkt hinter der Tür und können euch hören, aber das ist egal. Es macht keinen Unterschied ob sie euch hören oder sehen können, denn sie spüren eure Angst.“

„Und wieso zum Henker leben wir dann noch, wenn diese...Dinger genau wissen, dass wir hier sind? Was hindert sie daran uns einfach zu zerreißen oder was auch immer sie mit uns vorhaben?“

„Ich!“

Dieses Wort, diese einzelne Silbe sprach der Alte mit solch einer Kraft und Überzeugung aus, dass der Vater nicht in der Lage war, etwas darauf zu erwidern, sondern stumm in der Ecke sitzen blieb und seine Familie in die Arme nahm.

Nun war die Stimmung in dem Raum noch angespannter als vorher, denn jetzt schien es so, als würde die ganze Familie mit einem Irren eingesperrt sein.

Über eine Stunde hinweg brach eine unerträgliche Stille herein, in der nur das leise Atmen der Familie zu hören war. Schließlich brach jedoch die Mutter das Schweigen, als sie schluchzend ein „Wer sind sie überhaupt?“ hervorbrachte.

Nun war es der Alte, der mit sich selbst rang, bis er letztendlich entgegnete: „Das wollt ihr nicht wirklich wissen! Und selbst wenn, ihr würdet es mir nicht glauben!“

Niemand konnte etwas auf diese unbefriedigende Antwort entgegnen, denn genau in diesem Augenblick schien es im Gang außerhalb des Zimmers noch dunkler zu werden, wenn das überhaupt noch möglich war.

Langsam breitete sich diese Dunkelheit aus, drängte in das Schlafzimmer. Wie mit pechschwarzen Fingern tastete sie sich weiter vor und zog sich an ihnen entlang, um sich im ganzen Zimmer auszubreiten und jeden Rest von Helligkeit zu vertreiben.

Nun griff die Angst der Familie auch auf den alten Mann über, dessen Ruhe und Gelassenheit mit einem Mal aus seinem Gesicht verschwunden waren. „Mein Gott, das kann nicht sein! Das ist unmöglich“, stammelte er fassungslos vor sich hin.

Die Lage wurde zunehmend aussichtsloser, denn unaufhaltsam kroch dieses widernatürliche Dunkel voran und verschlang mehr und mehr des Raumes.

Nahezu die Hälfte war nun schon vom Schwarz verschlungen und die Familie rutschte immer weiter in die Ecke, schob sich immer weiter zusammen, um der Dunkelheit so fern, wie möglich zu bleiben.

Aus Angst vor dem, was sie erwarten mochte, wenn die Dunkelheit sie erreichte, schlossen sie die Augen und wagten es nicht mehr aufzublicken.

Der Alte jedoch hatte sich wieder gefasst und trat dem Dunkel nun entschlossen entgegen. „Ich wusste, dass es irgendwann soweit kommen würde, doch dachte ich nicht, dass es so schnell gehen würde. Jetzt macht es sowieso keinen Unterschied mehr!“

Er stellte sich in die Mitte des Raumes und streckte die Arme zu beiden Seiten. Zwei grelle Kugeln bildeten sich auf seinen Handflächen, welche langsam immer größer wurden.

Mit einem markerschütternden Schrei stieß er beide Handflächen zusammen und der Raum wurde durch eine Helligkeit erfüllt, gegenüber der das Sonnenlicht nicht mehr war, als das Leuchten einer kleinen Kerze.

Lange rangen nun Licht und Dunkelheit miteinander, doch keinem gelang es, die Oberhand zu gewinnen und so tobte der stille Kampf stundenlang, bis nach einer gefühlten Ewigkeit endlich das Licht der Sonne über den Horizont drang und die Dunkelheit sich zurückzog.

Es war überstanden. Vorerst!

Die Familie konnte noch gar nicht richtig begreifen, was passiert war und vorläufig sollte ihnen die Gelegenheit auch nicht gegönnt sein, denn plötzlich brach der Alte vor ihren Augen zusammen.

Langsam schritt der Vater auf ihn zu und als er dessen Zustand erkannte, versuchte er sofort zu helfen.

„Bleiben sie bei uns! Sie dürfen jetzt nicht einschlafen, haben sie verstanden? Schlafen sie ja nicht ein! Kirsten, du musst mir helfen!“

Sofort kam die Mutter herbeigeeilt und hievte den Alten zusammen mit ihrem Mann auf das Bett.

„Sheira, Katie, Seth; geht auf eure Zimmer! Spielt ein bisschen, ja?“

Während die drei Kinder vorsichtig und ängstlich aus dem Zimmer schritten, kümmerten sich Kirsten und ihr Mann um den Alten.

„Hol mir einen kalten Waschlappen, Ethan! Wir müssen ihn ein wenig abkühlen!“

Sofort beeilte sich Ethan, das zu tun, was seine Frau ihm aufgetragen hatte, doch als er nach unten lief, um einen Lappen aus der Küche zu holen, fand er diese komplett zerstört vor.

Doch das beachtete er nicht, schnappte sich einen zerfetzten Lappen aus den Trümmern und lief nach oben, um ihn dort im Bad mit kaltem Wasser auszuspülen. Anschließend rannte er wieder ins Schlafzimmer und legte dem Alten den kalten Lappen auf die Stirn.

„Kann ich sonst noch etwas tun?“ „Nein, jetzt können wir nur noch warten und hoffen, dass er sich rasch erholt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schneesturm
2009-04-21T15:39:22+00:00 21.04.2009 17:39
ich hab dir zwar schon geschriebn, wie ich es finde (nämlich klasse)
aber i´ch schreibs noch mal^^
wie gesagt, hatte ich beim lesen eine richtige gänsehaut. die stimmmung und wie du alles beschrieben hast, hat super gepasst.
ich konnte mir richtig gut vorstellen wie die dunkelheit auf sie zukommt und sie sich immer weiter in die ecke drängen.
ich freu mich schon aufs nächste kapitel :D
lg hdmdl mel


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