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Zehn Tage im Dezember

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Mittwoch der 21. Dezember

Mittwoch der 21. Dezember
 

Es gibt Dinge für die man sich so schämt, dass man sie im Grund niemandem erzählen sollte. Dennoch tut man es, oft unbedachter Weise, da es solch lustige Begebenheiten sind, dass man trotz allem darüber lachen muss.
 

Vielleicht würde es Hermine in ein paar Jahren auch so gehen, wenn sie an Dracos Minnegesang vor ihrem Fenster zurückdachte. Ganz sicher jedoch ging es ihr jetzt im Moment so, als sie sich müde den Schlaf aus den Augen reibend, an ihren Traum in dieser Nacht zurückerinnerte.
 

Das Badezimmer der Vertrauensschüler war auch schon ohne Begleitung ein sinnlicher Genuss exorbitanten Ausmaßes. Dennoch, diese Nacht war Hermine nicht alleine dort, sondern hatte zusammen mit Draco Malfoy ganz spontan beschlossen, dass sie ihr erstes gemeinsames Date doch am allerbesten nackt in der Wanne verbringen sollten.
 

Draco hatte ja nicht gleich gewollt, aber nachdem ihm Hermine mit einem Schwung des Zauberstabes die Kleider vom Leib gerissen, und ihn mit gespreizten Armen und Beinen an die Wasserhähne gekettet hatte, gab es für ihn kein entrinnen mehr.

Hermine ließ sich nicht einmal von Ron´s Geist stören, aus irgendeinem merkwürdigen Grund waren er und Harry nach dem Abendessen verstorben, der ihr die Kleider der maulenden Myrte trug und dessen Kopf aus einer Toilette am anderen Ende des Raumes hervorlugte, und unentwegt Moralpredigten a la „wie konntest du nur“ bellte.
 

Harry selbst war auch da. Zumindest klang die männliche Stimme des Geistes nach ihm, der schräg gegenüber von ihr von der vollkommen nackten, maulenden Myrte vergewaltigt wurde.
 

Glücklicherweise gab es danach noch ein Happy-End. Ronny befreite sich mit einem Plopp aus der Toilette und sprang zu den restlichen Vieren in das gewaltige Becken, wo er sich nun ebenfalls an Malfoy zu schaffen machte. Trotz seiner geisterhaften Durchsichtigkeit, konnte sie die kalten Körper der Geister in diesem Traum dennoch spüren.
 

Es folgten dann einige recht hässlich anzusehende, doch aufregend zu spürende, Sexszenen die alle fünf in jeder nur erdenklichen Lage und Stellung miteinander verband. Die Kreisformation war dabei eigentlich noch die harmloseste.

Merkwürdigerweise war es Hermine peinlicher, im Traum mit Harry geschlafen zu haben als die Tatsache, dass sie Malfoy gefesselt und gemeinsam mit der nackten Myrte abgeschleckt hatte. Ganz zu schweigen vom armen Ron. Sollte sie nicht traurig sein, weil er tot war? In ihrem Traum hatte sie das jedoch nur als glücklichen Zufall gewertet.
 

Hermine grinste und drehte sich auf den Rücken. Traum … nur ein Traum. Warum sollten nicht auf Frauen unanständige Dinge träumen, und dabei ihren Spaß haben?
 

Aber … etwas, dass sich anfühlte als hätte man einen kalten Eimer Wasser auf ihr Gewissen geschüttet, breitete sich in ihrem Bewusstsein aus.
 

Hatte sie heute Abend nicht wirklich ein Date mit Draco? Gegen den Willen des misstrauischen Harrys … doch vor allem gegen den Willen von Ron, der unmissverständlich klar gestellt hatte, dass er dann Schluss machen würde.
 

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Diesen Morgen wagte Hermine es noch nicht einmal, unter dem Tarnumhang in die Große Halle zu gehen. Vor allem nicht, weil sie Harry darum hätte bitten müssen. Stattdessen war es zwischen ihr, Harry und Ron zu einer unausgesprochenen Abmachung gekommen. Sie würden sich den Vormittag, eventuell auch Teile des Nachmittags über aus dem Weg gehen um über alles was gesagt wurde und vorgefallen war zu reflektieren. Beim Mittagessen, spätestens beim Abendessen wenn sie sich sowieso wieder sehen würden, müssten, würde sich dann wohl entscheiden ob sie nun offiziell Streit hatten oder nicht.

Hermine wäre nichts lieber gewesen als zu ihren Freunden zu gehen, sie zu umarmen und ihnen zu sagen, dass sie das doch alles nicht ernst zu nehmen bräuchten, weil sich nie etwas zwischen ihnen ändern würde.
 

Dennoch hatte sie kein Wort herausgebracht, als sie die beiden Jungen vorhin gemeinsam mit Ginny in Richtung Große Halle gehen sah. Nachdem sie ihren Freunden die Einladung von Hagrid überbrachte, Ginnys Entschuldigung, sie sei schon mit einigen anderen Mädchen zu einem Hogsmeadeausflug entgegennahm, fehlten ihr einfach die Worte das auszusprechen, was sie dachte.
 

Bitte lass es nicht vorbei sein.
 

Stumm waren sie sich gegenüber gestanden und darauf gewartet, dass der jeweils andere etwas zu seiner Entschuldigung vortragen würde.
 

Statt klärender Worte war Hermine nur der Vorwand über die Lippen gekommen, den Ferienbeginn zum ungenützten Stöbern in der Bibliothek nutzen zu wollen. Sie hätte auch keinen Hunger, man würde sich ja später bei Hagrid sehen.
 

Ron war so blass gewesen. Hatte er wirklich leicht gerötete Augen, oder lag dies nur am Lichtschein der Fackel, unter der er in diesem Moment gestanden hatte? Er hatte stumm genickt, geschluckt und die Augen von ihr abgewendet.
 

Ginny und Harry blieben noch einen Moment, nutzten die Sekunden in den Ron vor ihnen gegangen war um ihr zu sagen, dass Ron diese Nacht schlecht geschlafen hätte, sie versuchen würden ihm zu erklären, dass diese ganze Geschichte nicht auf Hermines Mist gewachsen sei, aber dass es dennoch Zeit sei, dass Hermine deutlichere Zeichen gegen Malfoy setze.

Hermine nickte ergeben, bedankte sich für die guten Worte, das man bei Ron für sie einlegen wollte und verabschiedete sich in die andere Richtung.
 

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Deswegen saß sie dann auch wenig später statt mit ihren Freunden zusammen unten, alleine im Mädchenschlafsaal, knabberte an ein paar leicht muffig schmeckenden Plätzchen herum, die ihr ihre Großeltern von zu Hause zu geschickt hatten, und versuchte die in ihr aufkommende Übelkeit auf die Kekse, nicht aber, auf die Ereignisse der letzten Tage zu schieben.

Neben ihr lag Clint, der vor ein paar Minuten mehr rotierend als fliegend in ihr Zimmer getrudelt kam, sie mit entsetzlich nach Feuerwhiskey riechendem Atem angerülpst und dann umgefallen war.
 

Den Zettel, den er bei sich trug, hatte sie noch nicht entrollt. Nicht nur, weil sie sich schon denken konnte, das Draco ihn wieder mit einem Dauerklebefluch belegt hatte.
 

In drei Tagen war Weihnachten. Normalerweise sollten sie doch um diese Zeit alle nach Hause reisen. So wie es aber aussah, blieben viele Schüler hier.
 

Harry wollte sowieso nicht zu den Dursleys gehen, obwohl er mit denen im letzten halben Jahr tatsächlich etwa 3 Briefe gewechselt hatte, die sogar so etwas wie einen Inhalt und nicht nur Beleidigungen beinhaltet hatten.
 

Zum Fuchsbau würde er aber auch nicht gehen. Nach dem Tod von Fred, in Erinnerung an die anderen Toten der Schlacht, besonders in Erinnerung an Lupin und Tonks die Weihnachten vor 2 Jahren dort gefeiert hatten, war bei den Weasleys einfach keine ehrliche Weihnachtsfreude aufgekommen.
 

Stattdessen besuchten sie nun Charly in Rumänien und schienen sich ehrlich darüber zu freuen, ihr Zuhause und all die zerstörten Dinge die sie mit ihrer Heimat verbanden, für einige Tage hinter sich lassen zu können.
 

Für Ron war das schlimm. Sie hatte ihn schon immer heimlich Muttersöhnchen genannt, doch unter diesen Umständen tat er ihr einfach leid. Ginny war selbstbewusster, unabhängiger. Sollte sie ebenso traurig sein wie Ron, so zeigte sie es nicht. Sogar George schien die Vorstellung das erste Mal ohne Fred Weihnachten zu feiern so unangenehm zu sein, dass er zusammen mit Percy für ein paar Tage verreist war. Bill und die schwangere Fleur waren voll und ganz mit der Nestpflege beschäftigt. Zwar würden die Weasleykinder ihren ältesten Bruder zum Essen besuchen, aber nicht bei ihm schlafen.
 

Und sie selbst, sie selbst hatte aus Taktgefühl darauf verzichtet, ihre Eltern zu besuchen. Vielleicht hätte sie ja Ron mitnehmen können, aber der war von allem was mit Muggeln zu tun hatte oft so verwirrt, dass das keine wirklich gute Idee gewesen wäre ihn mit nach Australien zu nehmen, wo ihre Eltern noch immer lebten. Für Ron war es ein Kulturschock und ihre Eltern fühlten sich, obwohl sie Ron sehr mochten, doch etwas unbehaglich dabei dauerhaft mit offenem Mund angestarrt zu werden, als wären sie besonders exotische Tiere im Zoo.
 

Hermine beugte sich zur Seite und spuckte den letzten Rest Kekse angewidert aus. Wirklich widerlich … so wie sie ihre Großeltern kannte waren sie dieses Jahr mal wieder nicht zum Backen gekommen, und hatten ihr deswegen die Überreste der letzten Weihnachtsfeste geschickt. Es wäre nicht das erste Mal.
 

Sodbrennen breitet sich in ihrem Magen aus, brannte ihr in der Speiseröhre und hinterließ ein schales Gefühl in ihrem Mund.

Das letzte Mal, als ihre Großeltern mal wieder zu Beschäftigt für Weihnachten waren, hatte sie danach drei Tage lang Durchfall. Hoffentlich kam es dieses Mal nicht soweit. Zumindest nicht heute.
 

Hermine presste sich die Hand auf den Magen, in dem es verdächtig zu rumoren begann.
 

Schnell sprang sie von ihrem Bett, krümmte sich kurz als ihr Bauch sich krampfhaft zusammenzog, und eilte zur Tür hinaus. In Madame Pompfreys magischen Garten war doch sicher auch ein Kraut gegen ranzige Butterkekse gewachsen.
 

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Natürlich. Die Schulkrankenschwester hörte sich denn Fall ruhig an. Nahm Hermine mitfühlend an der Hand und zog sie in ihr Büro, wo sie ihr einige Tropfen eines sehr bitter schmeckenden, giftgrünen Trankes verabreichte. Das Magengrummeln war augenblicklich weg, dafür hatte ihre Zunge nun Brandblasen.
 

Eigentlich hatte sie für diesen Morgen wirklich noch dringende Pläne gehabt, zum Beispiel alle Mistelzweige vom Gang des Gryffindorportaitlochs bis hinunter zur Großen Halle hin entfernen.
 

Danach wollte sie den etwas verloren wirkenden Professor Pale aufsuchen (noch so ein Grund warum diese Mistelzweige wegmussten … was würde sie denn tun, wenn ihr auf dem Gang ein Lehrer begegnete?
 

Damals, als Professor Lockhart in der Schule war, spazierte sie ganz gerne des Öfteren, ganz zufällig, durch den Korridor seines Klassenzimmers. Ein Gedanke, bei dem sie immer noch leicht errötete. Noch so etwas, was sie lieber nicht weitersagen wollte.
 

Hingegen wusste Ron, dass sie eines Tages, als sie ganz alleine und ungeschützt, unschuldig und nichts böses ahnend, durch einen besonders dicht mit Mistelzweigenden Korridor ging um eine Toilette aufzusuchen, Severus Snape mit wehendem Umhang entgegen gestürmt war. Zuerst hatte er sie nicht gesehen, dann aber ziemlich abrupt etwa 15Meter von ihr entfernt angehalten. Ein kurzer, finsterer Blick, und Hermine hatte sich umgedreht und war schreiend weggerannt …
 

Den Wasserspeier, der den Eingang zu Dumbledores Büro markierte hatte sie ebenso stets gemieden …
 

Nun wie auch immer. Sie wollte den neuen Lehrer dieses Faches nicht wegen Gärtnerarbeiten aufsuchen, sondern um ihm Ratschläge zu erteilen. Immerhin war er recht neu und Hermine hatte das Gefühl, dass den anderen Lehrer dem relativ jungen Mann viel zu wenig über die Arbeit seiner Vorgänger gesagt hatte. Aus diesem Grund hatte sie in nächtelanger Arbeit einen broschürenartigen Leitfaden erstellt, den sie ihm nun nahe legen wollte.
 

Hermine wog ihr Werk zufrieden in ihren Händen hin und her und überlegte gerade, ob es nicht angebracht wäre, die Idee noch etwas weiterzuentwickeln um sie zu veröffentlichen? Ein Gedanke, bei dem ihr neuester Lieblingstagestraum in den Sinn kam. Ein eigens Buch schreiben …
 

Sie schloss die Augen und sah sich schon im Geiste die Feder schwingen und ihren Roman „Onkel Dobbys Hütte“ weiter schreiben.
 

Ein lauter Krach hinter ihr, riss sie aus ihren Träumen. Eine Ritterrüstung war laut scheppernd und fluchend umgefallen.

Fluchen? Hermine verengte die Augen und spitzte die Ohren. Nun, sie hörte keine weiteren Schimpfworte doch etwas, dass so klang, wie das schlurfend-quietschende Geräusch von Turnschuhen die hastig über den Boden gezogen wurde.
 

Hermine schüttelte den Kopf und drehte sich ab, als hätte sie das Gehörte als Irrtum abgetan, doch innerlich brodelte sie. Offenbar war sie nicht allein. Ganz deutlich hatte sie die Rüstung, nun ja … oder dass daneben, Worte wie „Fuck“ rufen hören. Man beschattete sie also schon wieder.
 

Die Rache ist mein, dachte Hermine grimmig und änderte ihre Pläne für diesen Tag spontan. Wenn Harry und Ron schon dachten sie verfolgen zu müssen, so sollten sie wenigstens etwas davon haben.
 

Aus diesem Grund beschloss Hermine den Vormittag damit zu verbringen, sich kerzengerade auf einen Stuhl in der Bibliothek zu setzen und geschlagene zwei Stunden das vor ihr liegende Bücherregal anzusehen. Ab und zu hörte sie hinter sich ein friedvolles Schnarchen, dass von einem aufgeschreckten Keuchen unterbrochen wurde.
 

Hermine grinste böse, faltete die Hände in ihrem Schoss und vielleicht war dies der Moment, in dem sie beschloss wirklich zu Malfoy zu gehen. Wenn sie schon bespitzelt wurde, was tief unter ihrer Würde lag, dann sollte es wenigstens einen Grund dafür geben.
 

Die Idee, dass ihre Freunde heimlich ihr „Date“ begleiten würden erinnerten sie einen amüsierten Moment an den Traum der zurückliegenden Nacht, bereiteten ihr dann aber ein äußerst unangenehmes Gefühl der Unsicherheit, ob sie diesen „Schutz“ als angenehm, oder als störend empfinden würde.

Nachdenklich rollte die das Pergament auf, das sie am Morgen von Clint überreicht

bekam.
 

„Heute Abend 20 Uhr. Komm in die Große Halle.“

War es schlimm, dass sie bei dem Gedanken daran mit Malfoy alleine zu sein, eher neugierig als abgeschreckt war? War es wirklich nur die Neugierde hinter seine wahren Beweggründe zu kommen, oder war ihr der Gedanke vielleicht nicht doch so zuwider wie er sein sollte?
 

Etwas schnarchte hinter ihr, kurz darauf wurde ein schmerzhafter Aufschrei mühsam unterdrückt und Hermine beschloss, den Ort zu wechseln. Langsam wurde es langweilig.
 

Viel interessanter wäre es doch, die maulende Myrte zu besuchen. Lange. Während der ganzen Mittagsessenzeit verbrachte Hermine mitfühlend neben der, angezogenen, Myrte und lauschte zutiefst gespannt deren neueste Entdeckungen im Reich der Spülungen und Abflüsse.
 

Diese Unterhaltung war einigermaßen erquicklich, doch fehlte es noch an tieferen Erkenntnissen. LUNA war sehr froh, Hermine alles über die Schnarchkackler Expedition im Sommer erzählen zu können. Mit strahlenden Augen erzählte Luna jedes Detail ihrer aufregenden Jagd, durch etwas, das für Hermine wie der städtische Zoo klang. Hermine diskutierte nicht nur heftig mit Luna über die juristischen Belange von Schlickschlupfen, sondern ermutigte sie auch dazu einen kritischen Bericht über den neuen Minister Kingsley Shackelbolt zu schreiben der, wie Luna erfahren haben wollte, ein neues Gesetz verabschieden wollte, das die gesamten Haushaltsgelder dieses Jahres in ein Forschungsprojekt investiert werden sollte, dass sich mit der Frage beschäftigte, ob Haarshampoo wertvolle Vitamine zur Kleinkinderernährung liefern könnte.
 

Nachdem Luna dann, vergnügt an etwas lutschend, dass dunkel an einen abgesägten Finger erinnerte, erklärte dass sie vorhabe nach der Schule eine Expedition in´s alte Atlantis („unwiderlegbare Beweise Hermine, Dad hat gestern Nacht vom Standort geträumt“) unternehmen würde, kippten neben ihr merkwürdigerweise zwei Stühle um, als eine Tür knallte.

Luna zuckte gelassen mit den Schultern, schob dass auf die Knirschknurbel-Invasion die zur Zeit Hogwarts belagerte, und fragte mit einem leicht veränderten Ton, was es den mit der Sache zwischen ihr und Draco Malfoy auf sich hätte. Hermine war überrascht, so etwas aus Lunas Mund zu hören. Gerade in dem Moment, als die beiden Lauscher die Flucht ergriffen hatten, dennoch antwortete sie ihr.
 

Vielleich lag es daran, dass Luna sowieso von niemandem ernst genommen werden würde, doch sie erzählte ihr alles und fragte sie sogar um Ratschlag, wie sie denn mit Ron weiter verfahren solle. Luna lutsche bedächtig am verwesenden Finger, meinte dann, dass Ron ein grober, unsensibler Trampel wäre, der es aber sicher gut meinen würde, und dass sie doch einfach mal zu Draco gehen könnte, um sich das Ganze was er zu sagen hatte anzuhören. Ron könnte sie, Hermine kippte fast vom Stuhl, doch einfach anlügen.
 

Herrmine bedankte sich daraufhin für den Tipp und verabschiedete sich nach einem Blick auf die Uhr von Luna, da sie nun bei Hagrid verabredet sei.
 

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Hermine wusste, dass ihre Freunde hungrig sein mussten. Immerhin mussten sie sie den ganzen Tag über beschatten … falls sie es geschafft hatten, durch Hermines spannende Aktivitäten hindurch wach zu bleiben.
 

Trotzdem konnte sie sich ein leises Lächeln nicht verkneifen, als sie die beiden bedauernswerten Jungen pünktlich 15 Uhr in Hagrids Hütte wiederfand, wo sie tapfer und wild entschlossen versuchten die riesigen Kekse des Riesen zu essen.

Harry schaffte es noch nicht einmal erkennbar etwas abzubeißen, wohingegen Ron tatsächlich einen halben Keks schon im Mund hatte, als Hagrid mit grüblerisch gerunzelter Miene auf den riesigen Berg Futter deutete, der ihm von Malfoy gespendet worden war.
 

Der Rest des Kekses, sowie die bisher zerkauten Einzelteile, landeten prustend auf dem Fußboden. Beinahe wäre es so auch mit dem freundlich von Hagrid spendierten Kelch Wein ergangen als Hagrid eröffnete, aus welcher Quelle der in seine Hütte geströmt sei.
 

Harry hatte sofort sein Glas ausgekippt und wild gestikulierend geschimpft, dass Hagrid sich doch erinnern solle, wie Malfoy im sechsten Schuljahr versucht habe Dumbledore, und dabei fast Slughorn und Ron mit, mahnend erhob er sein leeres Glas, Wein zu vergiften.
 

Ron wurde kreidebleich und stellte sein Glas auch wieder zurück. Auch Hermine, die eher still und zurückhaltend gewesen war, fühlte sich bei dieser Erinnerung sichtlich unbehaglich. Nicht weil sie tatsächlich Angst gehabt hätte, dass auch dieser Wein mit Gift versetzt sein könnte, sondern weil es sich einfach irritierend unangenehm anfühlte, schlechte Dinge über den blonden Slytherin zu erfahren.
 

Eigenartig, hatte sie sich nicht die ganzen Jahre daran gewöhnt?
 

Hagrid versicherte den Beiden, dass dieser Wein garantiert harmlos wäre, abgesehen vom ernormen Alkoholgehalt, da er ihn gestern ausführlich mit Slughorn testgetrunken hätte. Überhaupt gäbe es merkwürdigerweise nichts negatives über Malfoys Verhalten zu berichten. Hagrid schenkte Hermine daraufhin einen langen, forschenden Blick, als ob sie ihm diese plötzliche Verhaltensänderung erklären könnte.
 

Hermine zuckte ratlos mit den Achseln, meinte nur, wobei ihr Bein sanft das von Ron streifte, dass das doch alles nur eine Masche sei und sie sicher wäre, dass er sich nicht im Geringsten verändert hätte, sie aber nun bis zu einem gewissen Grad mitspielen würde, um hinter Malfoys Geheimnis zu kommen.
 

Ron wagte es nun wieder, sie anzusehen, legte seinen Arm um sie und zog sie näher an sich heran. „Und das Lied gestern? Als er sich mit Dir treffen wollte?“
 

Hermine schluckte, lehnte ihren Kopf an Ron´s Schulter und seufzte „Ja ich werde wohl hingehen, denkst du ich will jede Nacht Schlaflieder aus Slytherin hören?“
 

“Er heckt etwas aus.“ Harry nahm einen tiefen Zug aus seinem Kelch, und betrachtete sie über den Rand hinweg voller Sorge. „Es ist ja nicht so, dass wir dir nicht trauen würden. Aber wir trauen ihm nicht. Wer weiß wozu er im Stande ist? Er hat nach diesem Krieg alles verloren, was schert es ihn jetzt noch, wenn er sich noch mehr Feinde macht?“
 

„Aber vielleicht ist es das ja jetzt gerade. Er hat alles verloren und versucht nun etwas Neues zu bekommen.“ Gab sie nachdenklich zurück.
 

„Dich?“ Ron musterte sie erneut argwöhnisch. Hermine lächelte so liebenswürdig sie konnte „Es ist doch egal was er will. Ich gehe doch nur mit ihm weg, um ihn ein bisschen ausspionieren zu können.“
 

„Gehst Du?“ fragte Ron schwach. Hermine senkte den Blick und ergriff die Hand ihres Freundes. Jetzt war es raus. „Ja, hast du doch gehört, dass er mich erpresst hat.“
 

„Du Hermine.“ Hagrid hickste, schnäuzte sich die Nase und seufzte so laut, als wäre er ein Elefant. „Ich kenn´ die. Den Draco und Lucius … und sie sin´ nicht nett. Wenn er´s doch ist, dann stimmt was nich´. Pass bloß auf.“
 

Hermine nickte, und ließ auch weitere Ermahnungen über sich ergehen. Immerhin sprachen sie nun endlich aus, was sie dachten.
 

Nachdem sie 15 Minuten zu gehört hatte, versuchte sie das Thema zu wechseln und machte die Anderen darauf aufmerksam, dass morgen wohl Rita Kimmkorns Interview mit Harry veröffentlicht werden sollte.

Den Rest der Zeit verbrachten sie dann kichern und scherzend mit wilden Vermutungen darüber, was die betrunkene Rita aus diesem Bericht machen würde.
 

Gegen 19 Uhr verabschiedeten sich. Harry ging einige Schritte voraus und sagte, dass er dringend auf die Toilette müsste. Ron nickte und wedelte ihm mit der Hand nach, was eher nach einem Versuch aussah, ihn zu vertreiben als sich von ihm zu verabschieden.
 

Liebevoll zog er Hermine daraufhin an sich heran, strich ihr über die Locken und küsste ihre Stirn. „Und du willst wirklich hingehen?“
 

Hermine biss sich auf die Lippen und nickte. „Er gibt doch sonst keine Ruhe. Glaub mir Ron, er ist nicht in mich verliebt. Ich will doch nur herausfinden, was er sonst im Sinn haben könnte.“
 

Ron seufzte. „Genau darüber mache ich mir ja Sorgen.“ Er schenkte ihr ein trauriges Lächeln, wandte sich von ihr ab und zog sie in Richtung Schloss mit sich, zurück aus dem Schnee in´s Warme.
 

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Hermine drückte sich gegen die Wand der Großen Halle und wippte nervös auf den Fußballen. Schon 10 Minuten nach 20Uhr. Er war zu spät.
 

Hermine wollte schon in Richtung Slytherinkeller gehen um dort vielleicht irgendjemanden zu finden der ihr sagen würde, wo Malfoy sei, als ihr jemand von hinten auf die Schulter tippte.
 

Draco Malfoy, gekleidet in anthrazitfarbenem, eng anliegendem Seidenhemd und schwarzer Stoffhose winkte ihr grinsend zu. Die eine Hand ausgestreckt, um die ihre zu ergreifen, die andere mit einem großen, grünen Rucksack bepackt.

Hermine sah ihn etwas verwirrt an, doch er lachte nur und winkte ab. „Proviant, Hermine. Du wirst sehen.“
 

Er zog sie mit sich zu den Kerkern hinunter. Zuerst dachte sie, er wollte sie allen Ernstes den ganzen Abend über im Gemeinschaftsraum der Slytherins unterbringen, doch er ging am Bild der tanzenden Frau schnellen Schrittes vorbei, ohne weiter darauf zu achten.
 

Einige Korridore weiter verlor Hermine endgültig die Orientierung. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren ständig im Kreis zu gehen, da jeder Flur haargenau so aussah wie der andere, dennoch zog er sie immer weiter, bis er vor der etwa 70. Steinstatue einer Frau stehen blieb, die für Hermine haargenau so aussah, wie sie sich immer die Medusa vorgestellt hatte.

Draco griff in seine Hosentasche, zog den Zauberstab hervor und murmelte eine Beschwörung. Die steinerne Beschaffenheit der Statue schien aufzuweichen, zwar war ihre Farbe immer noch dieselbe, doch schien ihre Oberfläche mit einem mal so weich zu werden, als wäre die Figur aus Fleisch und Blut.
 

Die Statur verneigte sich vor ihnen, raffte die Rücke, trat beiseite und hob elegant den Arm in Richtung des nun sichtbaren Einstiegslochs, um sie zum Weitergehen einzuladen.
 

Hermine hob fragend die Augenbrauen. „Wo gehen wir denn hin? Willst Du mich in den Honigtopf führen? Wie …“ sie rollte die Augen und gab ihrer Stimme einen süffisanten Ton.
 

„Süß."
 

Statt einer Antwort packte er sie am Handgelenk, sah sich leicht gehetzt wirkend nach rechts und links um, wedelte mit der freien Hand in Richtung Geheimgang und zog sie hastig hinter sich her, dort hinein.
 

Hermine konnte gerade noch erkennen wie die Steinfigur erneut zum Leben erwachte, in langen, eleganten Schritten erneut den Eingang mit ihrem Körper versperrte … und wurde von der Dunkelheit verschluckt.
 

„Das ist ein Geheimgang“ kommentierte Draco lakonisch. „Aber den kenne ich gar nicht.“ Protestierte Hermine, die sich übelst auf die Zunge beißen musste, um nicht auch zu verraten, woher sie die gesammelten Geheimgänge von Hogwarts denn kennen könnte.
 

Draco beachtete dies jedoch nicht weiter. „Er führt eigentlich auch nirgendwohin, nur zu einem anderen Teil des Schlosses. Ein älterer Schüler hat ihn mit im ersten Jahr mal gezeigt.“
 

Hermine wollte schon wieder protestieren, dass es diesen Geheimgang doch gar nicht geben könnte, da er ja nicht auf der Karte des Rumtreibers verzeichnet war, bis ihr einfiel, dass Malfoy von dieser Karte ja gar nichts wissen konnte. Wahrscheinlich besser auch nichts wissen sollte. Sie schwieg, während ihre Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten.
 

Immerhin, der Raum der Wünsche und die Kammer des Schreckens waren auch nicht auf der Karte verzeichnet gewesen, beruhigend war diese Erkenntnis für Hermine jedoch nicht wirklich. Sie schauderte leicht. Immerhin würde sie so vermutlich nicht heimlich von Ron bespannt werden können. Trotzdem … ganz alleine mit Draco? Immer wieder gingen ihr die Gedanken ihrer Freunde durch den Kopf. „Wir machen uns Sorgen um Dich.“
 

„Lumos“ Malfoys Zauberstab leuchtete auf und die aus ihren Gedanken aufgeschreckte Hermine fuhr zusammen. Draco setzte sich in Bewegung und zog sie, recht unbarmherzig, nach sich zerrend weiter durch den fast vollkommen dunklen Gang.

Hermine nestelte in der Tasche ihres Umhanges herum, bis es ihr endlich gelang das kalte, glatte Holz ihres eigenen Stabes zu ertasten. Ihre Finger umschlungen ihn, zogen ihn etwas umständlich heraus und mit einem „Lumos“ konnte nun auch Hermine sehen wo sie waren.
 

Malfoy der schon einige Schritte vorausgegangen war, streckte ihr die Hand entgegen und forderte sie mit einem stummen Lächeln auf, diese zu ergreifen.
 

Vielleicht tat sie es, weil sie sich insgeheim im Dunkeln doch etwas unwohl fühlte? Weil sie sich fühlte, als hätte sie gerade eine Gruft betreten oder auch nur, um ihn auf ihrem Weg durch den endlos scheinenden Tunnel nicht zu verlieren. Malfoys Hand war kalt, merkwürdig kalt. Er hielt sie fest, bestimmend doch nicht schmerzhaft, als er sie, den Zauberstab zu seiner linken auf die Wand gerichtet, weiter die Röhre entlang mit sich zog.
 

Ein Gang der eine frappierende Ähnlichkeit mit einem Wurmloch aufwies. Kreisrund, wie in einer Röhre, gingen sie mitten durch feuchte Erde. Der Lichtkegel ihres Zauberstabes glitt an herabhängenden Wurzeln, flink vorbei huschenden kleinen Spinnen, modrig riechender, rotbrauner Erde und kleinen Geschöpfen die aussahen, als wären sie alle irgendwann einmal einem unachtsamen „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ Lehrer entwischt.
 

„Sie sind nicht gefährlich“, kommentiere Draco gelassen, als er Hermine beim Anblick eines ganzen Schwarmes hornissengroßer, fliegender Skorpione mit Flügeln zusammenzucken spürte „Glaub mir. Alles nur ausgebüxte Versuchsobjekte. Die tun nichts. Ich war schon oft hier unten.“
 

„Wo bringst Du mich hin? Führt der Gang hier nach Hogsmeade?“ fragte Hermine hoffnungsvoll, die das unangenehme Gefühl hatte nach unten zu gehen. Wie tief waren sie mittlerweile? Welche Geheimnisse mochten noch alles unter dem Schloss verborgen liegen, wenn nicht einmal etwas so großes, Furcht erregendes wie die Kammer des Schreckens gefunden worden war?
 

„Nein.“ Antwortete er lässig. Hermine versteifte sich und blieb stehen, Malfoy, der weiterging spürte erst einen Moment später, dass er Hermine nicht weiter mit sich ziehen konnte. Mit leicht spöttischem Lächeln drehte er sich um. „Eine Gryffindor wird doch wohl nicht etwa Angst haben?“
 

„Nein hab ich nicht.“ Piepste Hermine spitz und schrill, und entlarvte sich damit selbst als Lügnerin. Draco kam einen Schritt näher. Sein Mund kräuselte sich zu einem dreckigen Grinsen. „Aber, aber Hermine. Ich denke, da hast du geschwindelt. Du hast doch Angst. Könnte es etwa sein, dass du erwartest dass ich über dich herfallen würde?“
 

Hermine klappte den Mund zum Protest auf, verschloss ihn jedoch gleich wieder, als sie die Doppeldeutigkeit dieser Frage erkannte. Erwarten könnte einerseits fürchten, andererseits darauf hoffen bedeuten. Draco kicherte leise und zwinkerte ihr zu.

„Hrmpf“ Hermine schnaubte empört, warf den Kopf in den Nacken und stieß Draco gegen die Brust. „Ich habe Dir eine Frage gestellt, beantworte sie gefällst!“
 

Einen Moment gönnte er sich, indem er ihre mühsam zusammengeraufte Fassung belächelte, dann wurde der Druck an ihrer Hand wieder fester, er drehte sich um und zog sie weiter mit sich voran. „Nein wir gehen nicht nach Hogsmeade. Es ist eine Art geheimer Raum.“ Er wandte sich kurz um als wolle er sich vergewissern, dass er nicht nur ihre Hand sondern auch den Rest von ihr mit sich führte. Dann drehte er sich wieder um und deutete mit dem Zauberstab auf einen dunklen Punkt, den sie mit etwas Anstrengung knapp 50 Meter vor ihnen erkennen konnte.
 

„Ich weiß nicht wozu der Raum früher genutzt wurde. Partys vielleicht“ er zuckte die Achseln und beschleunigte seine Schritte, als er das Ziel nun direkt vor sich ausmachen konnte „Wir. Goyle, Cra…“ er verschluckte den Namen seines gestorbenen Freundes, eilte ein paar Schritte weiter als könne er damit vor dem Weitersprechen fliehen, sprach aber weiter, als sie direkt vor dem kreisrunden Eingangsloch standen. Das Loch wurde von einer lose zusammengenagelten, morschen Tür versperrt, die entfernt an einen Verschlag erinnerte.
 

„Wir haben ein Sofa reingestellt und haben uns manchmal dort getroffen um Feuerwhiskey zu trinken und über die Gryffindors zu lästern. Manchmal war ich auch mit Mädchen hier. Komm rein.“ Malfoy schubste die Tür mit der flachen Hand, die daraufhin mit leisem Quietschen aufschwang und den Blick zu einem etwa 20 m² großen, quadratischen, fensterlosen Raum freigab.

Der Raum war, soweit erkennbar unten, vorne, rechts und link komplett aus massivem Stein. Genau genommen, war das auch schon alles. Mit Ausnahme eines gigantischen, mit verblasstem, olivgrünen Damast überzogenen Sofas, auf das achtlos einige nicht ganz passend wirkende bunte, flauschige Plüschkissen geworfen worden waren, war in diesem Raum überhaupt nichts … außer verstaubten Kerzen.
 

Draco spazierte lässig in diese Gruft und erleuchtete den Raum, der nun mehr denn je wie die letzte Ruhestätte eines Toten aussah. Ein Vampir könnte sich hier vielleicht auch wohl fühlen, überlegte sie. So feucht-nass, kühl und muffig wie es hier war.

Hermine trat zögernd näher und wäre fast in eine Kerze getreten, die soeben von Draco erleuchtet worden war. War … nun, schön? In gewisser Weise schön. Eine morbide Faszination ging davon aus als der nachtschwarze Raum plötzlich vom Licht hunderter Kerzen erleuchtet wurde, die kurz grell aufflackerten und dann auf Sparflamme sanft rotgolden glimmten.

Ab Abstand von etwa 5 Quadratzentimetern hatte Draco überall auf dem Boden Kerzen drapiert, der nun aussah als hätte man den Sternenhimmel zu ihren Füßen ausgebreitet.
 

Dass, oder als habe Draco vor mit Hermine eine Satansmesse abzuhalten.
 

Sie schluckte nervös und trat langsam näher. Das Sofa sah schon etwas ausgeleiert aus. Jetzt, da sie es etwas näher sah, erkannte sie zahlreiche eingedrückte, offensichtlich platt gesessene und abgewetzte Stellen. Spontan drängte sich ihr der Gedanke auf, dass dies nun endlich mal ein Möbelstück war, auf dem alle Weasleys gleichzeitig Platz hätten.

Vermutlich war dies der Ehre zu viel, doch trotz alledem war dies das erste 5-Sitzer Sofa das Hermine je gesehen hatte.

Hermine hob die Arme und drehte die Haare zu einem straffen Knoten zusammen als ihre Stirn fast gegen eine frei schwebende Kerze gestoßen wäre.
 

Ungläubig hob sie den Kopf hinauf zur Decke und ließ ihn dann weiter quer an den Wänden entlang gleiten. Draco hatte nicht nur den Boden, sondern an der Decke, an den Wänden sowie in der freien Luft in der Mitte des Raumes überall Kerzen verstaut.
 

Hermine hatte mehr den je das Gefühl sich nicht mehr in Hogwarts, sondern vielleicht irgendwo frei schwebend im Weltall zu befinden als sie zaghaft durch eine Art Gasse durchging. Nur ein schmaler Weg von der Tür, die gerade krachend hinter ihr zu fiel, bis zu dem Sofa, das die gesamte hintere Zimmerwand ausfüllte, war nicht mit Kerzen gesäumt.
 

Etwas knisterte. Der Geruch nach verbrannten Kräutern mischte sich mit Moder und Kerzenrauch.
 

Hermine drehte sich zu Draco um, der seinen Rucksack auf die Couch geworfen hatte und nun darin herumwühlte. Neben sich auf der Couch hatte er bereits einige Flaschen Butterbier, Kürbissaft und eine gläserne Gebäckdose herausgefischt, die in ihrer Durchsichtigkeit ein klein wenig an den Pantoffel von Aschenputtel erinnerte.
 

„Ich weiß nicht, ob ich wirklich Plätzchen mag.“ Kommentierte Hermine matt, die augenblicklich wieder den leicht schimmligen Geruch ihrer Großeltern Plätzchen zu riechen glaubte. „Beleidigst Du unsere Hauselfen?“ Malfoy hatte sich erhoben und zu ihr umgedreht. Irgendetwas Grünes, Pflanzliches hielt er in den Händen.
 

Herausfordernd hob er die Augenbrauen. Hermine biss sich auf die Lippen und druckste „Nein … es ist ja nur …“ sie beschloss Gestammel zu verlassen und sich stattdessen wieder auf sicheres Terrain zu begeben „Braucht ihr die Hauselfen selbst dafür? Könnt ihr das nicht selbst machen?“
 

„Nein“ erwiderte Draco fröhlich, und warf mit kleinen Hüpfern grüne Kräuter in die Luft die daraufhin ebenfalls vollkommen frei durchs Zimmer schwebten. Hermine verengte die Augen, doch Draco beeilte sich schon zu erklären. „Mistelzweige. Ich möchte die Stimmung hier etwas weihnachtlicher gestalten.“ Er lächelte, und Hermine konnte nicht umhin den leicht dreckigen Ton zu bemerken, den seine Stimme bei dem Wort „Mistelzweige“ gehabt hatte, anregend zu finden.
 

Hermines Augen glitten zur Decke hinauf. Daher kam das Knistern. Die Mistelzweige schwebten an der Decke entlang und wurden hie und da von Kerzen angekokelt, die sie dabei streiften. Tatsächlich, der Geruch hatte nun wirklich etwas leicht Weihnachtliches. Draco wandte sich wieder um und öffnete die Plätzchenschachtel. Nahm zwei Flaschen in die Hand und streckte sie ihr entgegen „Butterbier oder Kürbissaft?“
 

„Kübissaft … für den Anfang.“ Mit angedeuteter Verbeugung nahm sie ihm die Kürbissaftflasche ab und sah dabei zu, wie der die nun übrige Butterbierflasche öffnete und sich selbst einen tiefen Zug daraus genehmigte.

Draco ließ sich nach hinten auf die Couch fallen, sank breit beinig in die Kissen die darauf lagen hinein und legte seine Arme entspannt oben auf die Lehne des Sofas.
 

Hermine stand leicht verschämt vor ihm, trat einen Schritt beiseite um nicht genau zwischen seinen gespreizten Schenkeln zu stehen und versuchte angestrengt so zu tun, als würde sie nicht sehen wie Malfoys dreckiges Grinsen breiter und breiter wurde, während er sie weiterhin ohne ein Wort zu sagen von oben bis unten musterte.
 

Seine Finger trippelten spielerisch oben auf der Lehne, auf der nun auch sein in den Nacken gelegter Kopf ruhte. Draco strahlte begierig zu ihr hinauf, so viel Verlangen und Bewunderung in seinen Augen, wie Hermine noch nie glaubte angesehen worden zu sein. Hitze stieg in ihr auf, machte ihre Hände feucht, ihren Mund trocken und überzog ihr Gesicht mit einem sanften Rosa.

Im schwachen Licht der matt flimmernden Kerzen konnte sie ihn nie ganz sehen. Immer wieder tanzten Schatten über sein Gesicht und über seine Körper. In einen Moment meinte sie ein spöttisches Grinsen auf seinem Mund zu erkennen, dann fielen auch schon wieder die Schatten darüber und stattdessen erkannte sie seine aufgeregt funkelnden Augen.
 

Mal konnte sie seine langgliedrigen, für einen Mann überraschend zarten Finger sehen, die über das Sofa strichen als wäre diese Lehne die Beine einer Frau, dann waren sie auch schon wieder verborgen. Irritierend, denn irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass er, so stets halb verhüllt, etwas Wichtiges vor ihr verbergen könnte.
 

Nervös drehte sie den rechten Fußballen vor und zurück, verdrehte dabei das ganze Bein in einer Art und Weise, als würde sie auf die Toilette müssen. Verlegen biss sie sich auf die Lippen, streckte ihre Arme und faltete die Hände ineinander die sie schützend vor ihren Unterleib hielt, als könne er durch die Unterwäsche hindurch sehen.
 

Hermine war das perfekte verschüchterte Bild einer Klosterschülerin, die noch nie in ihrem Leben einen nackten Mann gesehen hatte und nun genau damit konfrontiert wurde, krampfhaft darum bemüht so zu tun, als wäre sie blind.
 

Malfoy lachte leise, legte den Kopf schief und funkelte sie belustigt an.
 

„Zieh dich aus.“
 

„Was?“ Hermines Körper fuhr in die Gerade wie von einem Seil straff gezogen. Die Augen starr und weit, der Mund leicht offen hätte sie nicht entsetzter aussehen können.
 

Das konnte doch nicht, hatte er ihr eben wirklich befohlen, hatte er sie wirklich dazu aufgefordert?

Hermine hechelte vor Nervosität wie ein Hund. Bestimmt würde ihr das Hyperventilieren gleich eine Ohnmacht bescheren. Das, oder die ohnehin schon muffige, nun auch noch vom schwarzen Ruß der Flammen beschwerte Luft würde ihr den Rest geben.

Malfoy hingegen, brach in ein schallendes Gelächter aus, stieß sich von der Rückenlehne ab und ließ den Oberkörper nach vorne kippen. Im Takt seines dröhnenden Lachens klopfte er sich mehre Male kräftig auf die Oberschenkel, deutete mit ausgestecktem Finger auf sie und schaffte es, eine Sekunde lang die Luft anzuhalten um genug davon zu sammeln, um

„Reingelegt. Wie du kuckst … göttlich.“ Herauszupressen.
 

Hermines Haltung entspannte sich etwas, doch wirklich wohl fühlte sie sich noch nicht. Schon gar nicht, als Malfoy sich lachend nach hinten warf und mit beiden Fäusten kraftvoll neben sich auf die Couch eindrosch.
 

„Wirklich witzig.“ Unterbrach Hermine den Lachanfall, verkreuzte die Arme, hob das Kinn an und versucht, so würdevoll wie möglich, vorzugeben, nicht beschämt zu sein.
 

Draco kicherte wie ein kleines Mädchen, setzte sich aufrecht hin und tätschelte mit der linken Hand neben sich auf das Sofa. „Putt, putt, na komm her.“
 

Hermine bis sich auf die Lippen, ließ ihre Augen durch den Raum gleiten um nach einer anderen Sitzgelegenheit zu suchen, da sich ansonsten jedoch nur kalter Stein angeboten hätte trat sie zögerlich näher, huschte an ihm vorbei und quetschte sich in die andere Ecke der Couch hinein.
 

Um irgendetwas zu tun nahm sie nun ebenfalls ein paar Schlucke aus ihrer Flasche und wagte sogar, ein von Draco dargebotenes Plätzchen zu probieren. „Nein wie reizend.“ Hermine verzog den Mund zu einem amüsanten Grinsen. „Schlangen-Ausstecher?“
 

Draco grinste und nickte stolz. „Ansonsten währen es wohl Spermien. Traust Du uns zu, dass wir unseren Gästen Sperma in den Mund legen?“
 

Hermine errötete und sah auf ihre Füße. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Draco die halb geleerte Flasche neben sich achtlos auf den Boden stellte und die Plätzchendose zwischen ihnen abstellte.
 

Mit den Fingernägeln ihrer Daumen spielte sie am herunterbaumelnden Korkenverschluss ihrer Flasche herum. Draco verkreuzte die Beine und wandte sich zu ihr um. Aufmerksam und locker schien er darauf zu warten, dass sie etwas sagte.

Hermine seufzte schwer, die Stille im Raum war höchst unangenehm. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Etwas erleichtert stellte sie fest, dass es dann trotz der Kerzen immer noch dunkel genug war, um ihn nicht allzu deutlich sehen zu können. Sie fasste sich ein Herz und fragte, was ihr schon die ganze Zeit auf der Seele brannte. „Woher der Sinneswandel?“
 

„Hmm?“ Draco, der sich gerade einige Schlangen in den Mund steckte, denen die Hauselfen mit Zuckerperlen wilde Muster verpasst hatten, hob ratlos die Augenbrauen und zuckte mit den Achseln.
 

Hermine rollte genervt die Augen, nahm ebenfalls ein Plätzchen, zuckte kurz erschreckt zurück als sie dabei einen von Dracos Fingern streifte und erklärte weiter. „Na Du. Seit wann findest Du MICH denn so toll, nachdem du mich die ganzen Jahre“ sie hustete verlegen „als wertloses Schlammblut bezeichnet hast?“
 

Draco grinste, schluckte die zerkauten Kekse hinunter und angelte nach der Butterbierfalsche am Boden. „Was hältst du davon, dass ich schon immer in dich verliebt war, doch mein Vater mir Schlammblüter verboten hat?“
 

„Gar nichts“ gab sie kalt zurück. Schüttelte entschlossen den Kopf und verzog das Gesicht. „Denkst du ich würde nicht merken, was du hier für eine Show abziehst. Also, Malfoy, warum?“

Draco grinste spitzbübisch, legte einen Arm lässig auf die Lehne und nickte anerkennend. „Gut, Hermine. Ich dachte mir schon, dass du nicht so dumm bist wie deine Freunde.“
 

„Nenn mich nicht Hermine.“ Unterbrach sie ihn schrill.

„Warum? Findest Du Schlammblut den besser? Gefällt es dir, wenn ich so dreckige Sachen sage?“ Nicht nur seine Stimme, auch sein Grinsen war ebenso anzüglich frivol wie die Worte, die er eben gesprochen hatte.
 

„Nein.“ Gab sie barsch zurück. „Natürlich nicht. Aber Hermine ist zu vertraut. Wir kennen uns nicht und mögen uns nicht, Malfoy. Das ist, als ob du mich mit deinem Mund ausziehen würdest.“
 

Lachen.
 

Hermine hatte es schon gemerkt, als sie das letzte Wort ausgesprochen hatte. Dieser letzte Satz war nicht so gewesen, wie er hätte sein sollen.
 

Draco rutschte etwa 5 Zentimeter näher, woraufhin sich Hermine leicht von ihm weg nach hinten beugte. „Na so was Hermine, flirtest du mit mir? Wills Du vielleicht doch, dass ich dich nackt sehe? Ich würde das gerne tun, auch mit dem Mund natürlich.“ Er legte den Kopf schief, schloss die Augen halb und hauchte ihr das letzte Wort entgegen, als würde ihm allein der Klang sexuelle Freuden bereiten. „HERMINE!“
 

Hermine errötete, schüttelte energisch den Kopf und rutschte, soweit möglich, noch etwas weiter von ihm weg.
 

„Na schön“, er lehnte sich entspannt nach hinten, platzierte nun beide Arme auf der Rückenlehne und sackte breitbeinig nach hinten. „Der Krieg ist vorbei und ich habe erkannt, dass ich auf dem alten Weg nicht weiterkomme. Ich bin ein Slytherin, ich denke gewinnbringend. Du ...“ Er hob träge einen Finger und deutet auf sie „ …Bist das, was mir hier angesichts der Umstände am sinnvollsten erscheint. Zumal du im Grunde ja nun nicht hässlich bist und ihr meine Familie davor bewahrt habt, nach Askaban zu gehen. So habe ich hin und her überlegt und gedacht … warum es nicht mal mit Granger probieren?“
 

Er grinste, denn Hermine war leicht zusammengezuckt als er ihren Nachnamen ausgesprochen hatte. Er setzte sich etwas gerade hin, und fuhr fort. „Die Sache ist die, so wie es bisher war. So kann es nicht weitergehen.“ Den Bruchteil einer Sekunde lang verlor sein Gesicht jede Farbe und jeden Spott. Er schluckte „Als ich dort war, bei den Todesser. Es hat mir gezeigt, dass ich überfordert war.“ Er schüttelte nachdenklich den Kopf. „Nein, so will ich nicht sein. Also habe ich nachgedacht.“ Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Und erkannt, dass du der perfekte Mensch wärst, um mich zu ändern. Was sagst du dazu?“
 

Hermine räusperte sich, sah ihn eine ganze Weile lang stumm an und da sie weder Häme noch Spott in seinen Augen erkennen konnte, antwortete sie langsam. „Interessant. Und diese ganzen Liebesbriefchen, Nettigkeiten und …“ sie grinste „ … das Ständchen? Warum?“
 

Er zuckte lässig die Achseln „Ich dachte, du magst so was. Hör mal, Hermine.“ Er ließ sich nach vorne sinken und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab. Ein tiefer Zug, und das erste Butterbier war leer. „Ich will mich wirklich ändern und im Grunde habe ich auch nichts gegen dich. Ich will, dass du mir eine Chance gibst. Ich denke, vielleicht könnte es klappen. Sei doch mal ehrlich, fehlt dir bei dem Wiesel nichts?“
 

Sie presste die Lippen zusammen, nahm schnell einen Schluck Kürbissaft und wandte den Blick ab. „Das kümmert Dich? Wiesel, nein Ron und ich, sind glücklich. Aber er ist sehr eifersüchtig und eigentlich wollte er auch nicht, dass ich hier herkomme.“ Die letzten Worte waren ganz leise gewesen. Vielleicht deswegen, beugte er sich etwas weiter zu ihr hinüber. Seine Hand fummelte derweil in seinem Rucksack herum, und zog zwei weitere Flaschen Butterbier hervor, von denen er ihr eine reichte. „Dennoch, bist du hier. Und … fühlst du dich unwohl, hier mit mir alleine?“
 

Hermine kicherte höchst unherminehaft. „Naja“ sie errötete „eigentlich nicht. Aber es ist etwas komisch.“ Ein heller Schein erleuchtete für eine Sekunde den Raum. Hermine quiekte erfreut, doch das Licht war schon wieder erloschen und nur noch das Halbdunkel der schwachen Kerzen blieb zurück. Etwas beschämt über die Töne, die so gar nicht zu ihr passen wollten, bedeckte sie ihren Mund mit dem Rücken ihrer Hand und wandte das Gesicht von Malfoy ab der sich, sie konnte es aus den Augenwinkel erkennen, einige Zentimeter näher zu ihr heran schob. Ein heller Schein. Das Ende seiner Finger grenzte nun an ihren Kopf an. Hätte er seine Hand ein klein wenig weiter nach vorne gestreckt, hätte er ihre Locken berühren können.

Hermine war das ganze so peinlich, dass sie noch einmal kicherte und gleich darauf wieder hell kieckste, da der Raum erneut eine Sekunde lang hell erstrahlt hatte.
 

„Hast Du das gesehen?“ Hermine hob den Arm und deutete in einer umfassenden Bewegung kreisförmig um sich herum. „Hast Du gesehen? Eben wurde es hell … wie kam das?“
 

Malfoy grinste breit und breiter, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und gab ihr einen Moment selbst zu überlegen.

„DU?“ fragte sie voller Unglauben.
 

Malfoy nickte heftig, rückte noch einen Zentimeter näher, woraufhin Hermine sich nun endgültig in die hinterste Ecke des Sofas hineinquetschte, und flüsterte so leise und sanft, als würde er ihr eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen. „Die Kerzen leuchten wenn du lachst, weil Du mein Licht bist.“
 

Hermine kicherte, die Kerzen erstrahlten, worauf Hermine halb entsetzt halb begeistert noch lauter lachte, und der ganze Raum 30 Sekunden lang vollkommen hell war.
 

„Ich werde dich wohl also bei Laune halten müssen, wenn wir hier drin etwas sehen wollen, nicht wahr?“

Die Antwort waren 40 Sekunden Helligkeit.
 

Malfoy lehnte sich entspannt zurück und seine silberblauen Augen funkelten im Schein der Kerzen wahrhaftig wie Diamanten. „Als ob wir in einem Weihnachtsbaum sitzen würden. Zauberhaft, nicht wahr?“
 

Das war im Grunde weder komisch noch originell, trotzdem kicherte Hermine schon wieder vor Verlegenheit, wurde in strahlendem Licht gebadet und kurz darauf strahlte sie ebenso hell wie die Kammer.
 

Malfoy verschränkte die Arme, grinste selbstzufrieden und fläzte wieder nach hinten. Nahm einen tiefen Schluck Butterbier und sprach. „Erzähl mir was von dir, Hermine. Vergiss das Wiesel jetzt mal. Vielleicht ist er ja gar nicht so nervig. Aber jetzt will ich DICH kennenlernen.“
 

Schuldbewusst musterte sie den grauschwarzen Boden unter ihren Füßen, ein paar Mal klapperte sie mit ihren Absätzen darauf herum, bewunderte den hellen, klaren Klang den das Echo von den Wänden zurückwarf, seufzte tief und begann …
 

„Weißt Du eigentlich, dass wir dich heimlich Frettchen nennen?“

Draco verzog genervt das Gesicht, rollte die Augen und sah dabei so putzig aus, dass Hermine schauderhaft laut auflachte. Beschämt schlug sie sich die Hände vor den Mund, doch sie strahlte, denn er sah gar nicht böse aus, sondern zwinkerte und fordere sie dazu auf, ihm noch mehr zu sagen.
 

Wenn Hermine einen Wunsch frei gehabt hätte, dann hätte sie sich gewünscht, dass ihr irgendjemand bitte einen Silencio verpassen sollte. Bedauerlicherweise war das nicht der Fall und so plapperte sie weiter.
 

Vielleicht lag es daran, dass das sanfte Kerzenlicht, der süße Duft der Plätzchen, das Butterbier und die knisterten Mistelzweige eine so behagliche Atmosphäre geschaffen hatten, vielleicht lag es daran, dass er sie niemals unterbrach, vielleicht lag es an ihrer überdrehten Nervosität … vielleicht aber auch nur, an dem überaus bezaubernden Lächeln, dass nie zuvor so kleinjungenhaft und nie zuvor so liebenswert ausgesehen hatte wie an diesem Abend …
 

Doch … Hermine redete in einem Fort. Und nach jedem Satz kicherte sie verlegen, freute sich darüber, wie der Raum unter ihrem Lachen erstrahlte und fühlte sich unterschwellig sofort dazu animiert, weiterzureden.
 

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, ihr Atem ging schnell und langsam bekam sie schon Bauchschmerzen von ihrem Gekicher, dass doch so viel besser zu der 12järhigen gepasst hätte, die damals Lockhart anbetete, als zu der 18ährigen die hier allein in einem verlassenen Verließ neben Draco Malfoy hockte, und ihm doch tatsächlich von ihrer Unterhaltung mit Luna berichtete.

Es war grauenhaft. Als hätte man sie unter Drogen, sehr schlechte Drogen gestellt, redete Hermine und redete und redete und redete.
 

Nicht ein einziges Mal, so musste sie sich später beschämt eingestehen, war auch nur etwas ansatzweise Intelligentes dabei.

Sie schreckte noch nicht einmal davor zurück, ihm von ihren Plänen zu erzählen, demnächst einen ethisch angehauchten Roman über das dramatische Los der Elfen zu schreiben.
 

Und er lachte nicht, sondern wirkte interessiert und fragte, ob sie schon etwas vorbereitet hätte. Das war normalerweise die Stelle, an der Harry und Ron entweder die Flucht ergriffen oder einschliefen. Doch Draco reichte ihr nur einen Kürbissaft, fütterte sie mit Plätzchen und nippte an seinem Butterbier, während sie ihm alle dramatischen Details verriet, die sie sich bisher in ihrem Geist zurecht gelegt hatte.
 

Knallrot in sich, mit rasendem Puls und vor Aufregung so flach atmend, dass es schon fast an hecheln grenzte, plapperte Hermine in rasender Geschwindigkeit vor sich hin.
 

Draco seinerseits saß neben ihr, kicherte bei jedem ihrer noch so schlechten Witze selig vor sich hin. Strahlte sie an, als wäre sie der Weihnachtsmann, unterbrach sie nie und wirkte so glücklich als ob er gerade erfahren hätte, dass Harry Potter von der Schule verwiesen wurde weil er einen Knallrümpfigen Kröter sexuell belästigt hatte.
 

Ab und zu beugte er sich zu seiner Tasche hinunter um sich ein neues Butterbier zu holen oder eines der Sandwiches zu essen, doch ansonsten hing er ihr die ganze Zeit über gebannt an den Lippen.
 

Mit leisem Lächeln, von den Butterbieren leicht erhitzt im Gesicht doch ruhig und freundlich hörte er selbst dann gespannt zu, als Hermine nicht mehr an sich halten konnte und ihm von ihre Überlegungen erzählte spezielle Hogwarts Schulumhänge für Hauselfen zu entwerfen, das sie nach der Schule beruflich gerne in´s Ministerium gehen würde um dort für den Schutz magischer Geschöpfe zu arbeiten.
 

Malfoy hob leicht skeptisch eine Augenbraue, wohin Hermine sofort in ein solch schallendes Gelächter ausbrach, das nicht nur die Kerzen, sondern nun sogar die Wände dazu brachte golden zu leuchten.
 

Hermine wusste nicht, wie lange sie schon hier saßen. Seit geraumer Zeit musste sie eigentlich schon auf die Toilette, doch sie ging nicht da sie fürchtete, die eigenartige Magie ihres Zusammenseins wäre zerstört, sobald einer von ihnen auch nur für kurze Zeit den Raum verlassen würde.
 

Sie hatte aufgehört zu Lachen, war zu müde geworden. Dunkelheit senkte sich über den Raum die von einer angenehmen Stille begleitet wurde. Die Hände, die sie zuvor im Schoss gefaltet hatte, rutschten von ihren Oberschenkeln herunter auf die Couch. Ihre zuvor so angespannte Haltung lockerte sich und sie ließ sich langsam nach hinten in die Kissen hineinsinken.

Draco, soweit dass im matten Licht der Kerzen erkennbar war, lächelte. Mehrere Flammen spiegelten sich in seinen vom schwachen Licht riesigen, schwarzen Pupillen. Eigentlich konnte sie nur seine schlanke Silhouette erkennen, die sich dunkel vom Kerzenmeer abhob.
 

Die blonden Haare schimmerten Hell um seinen kopf. Hie und da funkelten sie Silber auf. Hermine drehte sich leicht zu ihm, musterte, viel eher bewunderte ihn stumm und leise lächelnd. Ein klein wenig sah er wie ein aus einem schlechten Horrorfilm entsprungener Dämon aus, so dunkel und grau mit flammenden Augen. Die Couch unter ihr wogte leicht. Malfoy hatte sich bewegt und war näher zu ihr herangerutscht.
 

Wie nahe? Sie fühlte es, als sie seinen Oberschenkel an ihrem spürte. Seine Hand, die während der ganzen Zeit über ihrem Kopf auf der Lehne geruht hatte, war an ihr vorbei geglitten. Stattdessen spürte sie an der Erschütterung der Rückenlehne, das Malfoys Oberkörper sich in ihre Richtung schob. Er glitt zu ihr hinüber, lautlos und sanft bis seine Achselhöhle genau auf ihrer Schulter lag.
 

Hermine zitterte, ihre Atmung wurde flacher. Nervös benetzte sie die Lippen, wandte die Augen von ihm ab. Versuchte zu ignorieren, dass Draco, als er ihr so nahe gekommen war, sich auf ihre Hand gesetzt hatte. Eigentlich nur auf ihre Fingerspitzen. Mit einem unbeholfenen Ruck zog sie ihre Hand unter seinem Bein hervor, machte jedoch keine Anstalten, sie stattdessen irgendwo anders hinzulegen, so dass ihre Hand nun halb auf ihrem, halb auf seinem Bein lag.
 

Sie hörte ihn atmen. Sein ganzer Oberkörper drückte sich langsam, sanft doch verlangend an ihren Oberarm. Er atmete mit offenem Mund, das musste er wohl. Sonst hätte sie es nicht so deutlich hören können. In der Stille des Raumes hörte sie ihn sogar leicht nervös schlucken. Warmer Atmen streichelte über ihre Kehle, der Geruch von Plätzchen und Butterbier stieg in ihre Nase.
 

Sein Arm rutschte von der Lehne herunter. Wie sein Arm sich um ihre Schultern legte und die spitzen seiner Finger an ihrer Schulter auf und abglitten. Seine andere Hand schob sich über die Hand, die nun doch schon etwas mehr als zufällig auf seinen Oberschenkel gerutscht war und bedeckte sie.
 

Er atmete lauter, klang nervös. Doch nein, viel eher erregt. Seine Fingerspitzen strichen über ihren Handrücken. Warmer Atem kitzelte sie in der Halsbeuge, umschmeichelte in heißen Stößen ihre Schulter und ihre Kehle.. Warmer Atem kitzelte sie in der Halsbeuge, umschmeichelte in heißen Stößen ihre Schulter und ihre Kehle.
 

Würde sie ihren Kopf nun nur ganz leicht zur Seite drehen, würden sich ihre Gesichter berühren. Immerhin spürte sie doch schon jetzt, wie seine Nase, ein leicht kitzelndes Gefühl hinter sich herziehend, von ihrer Kehle aufwärts über ihre Wangen strich. Wie zwei warme, weiche Lippen einen Herzschlag lang ihr Ohr berührten, sogleich wieder von ihr abließen, nur um kurz darauf ihre Schläfe zu berühren.
 

Hermine drehte ihre Hand um. Merkwürdig, doch seine Fingerspitzen an ihrer Handinnenfläche abwärts wandern zu fühlen, war erotischer als alles, was Ron je für sie getan hätte.
 

Hermine schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Seine Hand vergrub sich in ihren Locken, als er sich näher an sie heranzog und leicht über sie beugte.
 

Plätzchen … Plätzchen und Bier. Soviel nahm sie noch von der Welt um sie herum wahr. Das und der warme Hauch seines Atems, der ihr die Kehle entlang den Hals hoch wanderte, bis er knapp über ihrem Mund war und sie spürte, wie ihr sein Atem stoßweise in die Nase blies.
 

Hermine öffnete den Mund leicht, als sie eine Strähne seines Haares auf ihrer Stirn fühlte. Als sie die Wärme seines Körpers umschloss und etwas weiches, leicht feuchtes, dass sie erst einen Augenblick später als seine Zunge identifizierte, ihre Lippen entlang glitt. Sie musste sich ihm nur Millimeter entgegen schieben, um ihren Mund mit seinem zu verschließen.

Fingerspitzen strichen prickelnd ihren Hals auf und ab, schienen Stromstöße auszusenden die ihren ganzen Körper erbeben ließen. Seine Lippen lösten sich wieder.
 

Hermine lächelte. Es war so eigenartig. Die Kerzen waren, mit Ausnahme von etwa drei oder vier die nur noch schwach am anderen Ende des Raumes flackerten allesamt erloschen. Es war so still, dass sie sogar hier das beruhigende Knistern der Flammen hören konnte. Obwohl ihr das Blut in den Ohren rauschte, obwohl sie den Atem des Jungen neben ihr so deutlich hörte, als wäre es ihr eigener.
 

Die Stimmung war so eigentümlich, dass sie an einen Träum erinnerte. Hier im nirgendwo konnte sie weder Boden noch Decke noch Wände ausmachen. Sie schwebte … schwebte mit Draco gemeinsam. Es musste ein Traum sein. Deswegen konnte sie auch alles machen und sagen was sie wollte, weil es gar nicht wirklich passierte.
 

Sie musste ihm nicht einmal in die eisgrauen Augen sehen, die konnte hier sowieso nicht erkennen. Nur eine silberne Strähne, die sie ihm liebevoll hinter das Ohr strich, schimmerte im Nichts.
 

Ihre Finger wanderten weiter nach unten, fanden den Kragen seines Hemdes und schlossen ihn. Gleich darauf lösten sie ihn wieder. Ungeschickt, zitternd und doch sicher, dass sie es tun wollte, begann sie sein Hemd aufzuknöpfen.
 

Hermine schluckte, als ihr seine Lippen mit einem sanften Kuss die Augen schlossen. Ein Traum, den sie greifen konnte. Um den sie ihre Arme legte und in dessen weichen Haar sie ihre Fingerspitzen vergrub. Hermine kicherte, und für seine Sekunde wurde es wieder hell im Raum, als sie das leicht schmatzende Geräusch hörte dass seine Küsse auf ihrem Hals hinterließen. Hermine spreizte die Beine, drückte ihre Schenkel nun dicht an ihn heran. Wollte ihn ohne Worte dazu ermutigen, sie zu berühren. Überall …
 

Und er gehorchte, den Sekunden später lag seine Hand auf ihrem Knie und wanderte mit sanftem Druck an der Innenseite ihrer Schenkel entlang nach oben.
 

„Draco“ Hermine schloss die Augen und rutschte nun gänzlich in seine Umarmung hinein. So nahe … ganz nahe wollte sie ihm sein. Nicht nur körperlich … „Erzähl mir von Dir. War es denn schlimm bei den Todessern? War es schlimm bei Voldemort?“
 

„WAS?“
 

Draco ließ augenblicklich von ihr ab und sprang auf. Er atmete heftig. Direkt vor sich stehend konnte sie sogar die Wölbung sehen, die sein erigierter Penis in der Hose verursachte.
 

Die graue Gestalt vor ihr griff hinter sich und zog etwas heraus. Augenblicklich war es wieder hell. Alle Kerzen strahlten hell auf und Hermine sah Malfoy vor sich, der mit erhobenem Zauberstab vor ihr stand und sie ebenso hasserfüllt und kalt ansah, wie er es all die Jahre zuvor getan hatte.
 

Das dunkle Hemd bis zur Brust offen stehend sah sie, wie sich sein Brustkorb heftig hob und senkte.

„Aber was ist denn?“ Hermine setzte sich wieder gerade hin und starrte Malfoy völlig perplex an, der unwirsch nach seinem Rucksack angelte und ihr weiterhin den drohend erhobenen Zauberstab direkt vor die Nase hielt. „Was bildest du dir eigentlich ein, mich so was zu fragen? Das geht dich gar nichts an, verstehst du, Granger?“ blaffte er kalt und laut.
 

Hermine schüttelte den Kopf und zuckte mit den Achseln. Nein sie verstand nicht. Stattdessen hob sie ihre Hand um seine besänftigend zu umfassen. Der Blonde holte aus und schlug ihre Hand mit voller Wucht weg. So heftig, dass Hermine vom Ruck nach hinten gerissen wurde.
 

Fußstapfen. Als sie sich aufrichtete sah sie gerade nach Malfoys Hand die den Rucksack umklammernd zur Tür hinaus flog. Dann war wieder alles um sie herum dunkel. In dem Moment als Draco den Raum verlassen hatte waren auch die Kerzen erloschen.
 

Es dauerte einen Moment bis sie ihren eigenen Zauberstab gefunden hatte, als sie ihn endlich wieder sicher in Händen hielt, zur Tür zum Geheimgang hinausgehastet war, sah sie nur noch das Licht am Ende des Tunnels, den Malfoy in seiner überhasteten Flucht nicht wieder verschlossen hatte.
 

Er selbst war schon weg. Ohne ein weiteres Wort, ohne Erklärung.
 

Granger, das war sein letztes Wort an sie gewesen. Nicht Hermine.



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