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Sitting, writing, wishing

Feder und Stift
von

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Übung VI

„Ach Mama…“, verzweifelt sah Chloe auf ihre Mutter runter, „Wie konnte das nur passieren? Warum ausgerechnet du? Ich versteh es nicht, ich versteh es einfach nicht.

Ich brauch dich doch noch, Mama, du kannst doch nicht einfach so weg sein. Das darfst du nicht! Bitte, komm doch zurück, bitte…

Lass mich nicht alleine, Mama! Oh Gott, das darf doch nicht wahr sein, du darfst nicht… Nein, du kannst nicht, bitte, sag, dass es nicht wahr ist. Atme doch! Bitte, atme…“

Schluchzend warf sie sich auf den noch warmen Körper ihrer Mutter und schrie ihren Schmerz hinaus. Sie zitterte unkontrolliert, die Tränen liefen ihr übers Gesicht, das Haar zerzaust, die Augen rot.

„Bitte, ich flehe dich an, komm zurück! Nein, ich lass dich nicht gehen, ich kann nicht, ich brauche dich doch noch, Mama. Es ist viel zu früh, viel zu früh. Lass mich nicht allein, lass mich nicht allein. Lache, rede mit mir, atme. Irgendwas, aber komm zurück. Sei nicht… Lebe!“

„Chloe…“, leise sprach der Mann im Hintergrund auf seine Frau ein, „Chloe, lass los, bitte. Deine Mutter ist tot.“

„Nein! Sie ist nicht tot, sie kann nicht tot sein! Nein, lüg mich nicht an!“, verzweifelt schlang sie ihre Arme um den Hals ihrer Mutter, „Hau ab, Steven, du Lügner, Verräter, was sagst du da? Sie ist nicht tot, nein, sie kann nicht…“

Ihr Körper wurde von unkontrollierten Schluchzern gebeutelt, sie war nicht mehr in der Lage weiterzusprechen. Sanft wurde sie von Steven weggezogen, in die Arme genommen, doch das bekam sie nicht mit. Ihre Gedanken waren nur bei ihrer Mutter. Ihrer lebendigen Mutter…
 

“Chloe, mein Schatz, ich freu mich dich zu sehen!“
 

Bei ihrer toten Mutter. Die Gesichter vermischten sich, wurden eine Fratze.

„Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!“, verzweifelt schlug Chloe auf ihren Mann ein, „Sie darf nicht tot sein, ich… Nicht so, bitte, nicht so!“

„Beruhige dich, bitte…“, Steven war bewusst, dass seine Worte nicht zu ihr durchdrangen, „Chloe, deine Mutter ist tot. Verstehst du?“

„Ich… ich konnte mich nicht einmal verabschieden. Nein, das darf nicht sein, ich will sie zurück. Bitte, komm doch zurück, Mama. Ich will mich entschuldigen, mit dir reden, bitte, lass es nicht so zu Ende gehen, bitte…“

Sie wollte es nicht so enden lassen, nicht im Streit, nicht ohne die Möglichkeit Frieden zu schließen. Es war doch so eine Nichtigkeit gewesen, so unwichtig, bedeutungslos, alles war ohne Bedeutung mit diesem Ende, alles…

„Lass mich los“, klar sprach sie auf ihren Mann ein, löste sich von ihm.

Sie kniete neben das Bett, auf dem ihre Mutter mit friedlichem Blick lag und nahm ihre Hand.

„Es tut mir Leid, Mama, es tut mir so leid. Ich habe einen Fehler gemacht. Wie konnte ich nur so blöd sein? Wie? Oh, wie gerne würde ich es rückgängig machen, aber… Es ist zu spät, viel zu spät. Warum hast du dich nicht gemeldet? Warum hast du nicht gesagt, dass es dir nicht gut geht? Mama, ich… Ich liebe dich doch. Wie soll ich nur ohne dich leben? Ohne deine Ratschläge, ohne dein Lachen, deine Umarmungen? Ich brauche dich doch noch, Mama.“

„Chloe, es wird Zeit, wir müssen gehen…“

„Mama, ich hoffe, dir geht es gut, da oben. Bitte verzeih mir für meine Dummheit. Ich liebe dich, hörst du?“, flehend sah sie nach oben, „Leb wohl.“

Eilig lief sie aus dem Zimmer, mit gesenktem Kopf. Sie lief an Steven vorbei, an den Ärzten, den Schwestern, raus, raus ins Freie. Weg einfach nur weg.

„Chloe!“, rief ihr Mann ihr noch hinterher, doch sie war schon weg.

Er sah auf seine Schwiegermutter runter, bekreuzigte sich: „Ich kümmere mich um sie. Wie ich es dir damals versprochen habe, ja? Ruhe in Frieden, Mama.“

Mit Tränen in den Augen folgte er seiner Frau.
 

“Steven, pass gut auf mein Kind auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Blanche-Neige
2009-09-26T15:32:34+00:00 26.09.2009 17:32
also
dazu fällt mir nicht viel ein
das war halt passend zum thema
das manche menschen völlig abdrehen ist normal also von daher
gut gemacht
^^

hdl
Von:  Lysette
2009-07-15T13:29:58+00:00 15.07.2009 15:29
also das ist doch eher eine OS von dir, wie ich sie kenne xD
wirklich gut beschrieben.
die GEfühle waren gut getroffen, auch wenn das wieder handlungsspielraum ofen lässt, weil jeder reagiert anders^^
ahast du wirkich super hinbekommen xD

hdl

Von:  Guglehupf
2009-06-22T20:10:03+00:00 22.06.2009 22:10
Also mir gefällt die Geschichte, aber ich muss auch sagen, dass es mir irgendwie sehr schwer fällt, Chloe als erwachsene Frau zu sehen. Dieses Verhalten apsst in meinen augen eher zu einem kleinen Kind. Doch da ich weiß, dass der tod eines nahem Verwandten oft große Gefühle auslöst, stört es mich nur realtiv wenig.
Gut finde ich, dass du dich mit Beschreibungen zurückhälst. Man sagt zwar immer, dass Beschreibungen eine Geschichte gut machen, doch bei solch einem Thema kann es auch ganz stark nach hinten losgehen, da es das Wichtige, die Gefühle, in den Hintergrund schiebt. Auch erzeugst du so eine sehr allgemeine Stimmung, bei der man das Gefühl hat, dass es immer und überall passieren kann. Das ist beim Thema des Todes, das wirklich jeden betrifft, sehr angebracht (in meinen Augen), da man so verhindert, dass man denkt, dass es einem selber nicht passieren kann.
Alles in allem eine schöne Geschichte trotz des traurigen themas.
Gruß
Guglehupf
Von:  Vandra
2009-06-21T15:23:23+00:00 21.06.2009 17:23
Das Thema ist wohl ziemlich perfekt getroffen - welch endgültigere Trennung als den Tod kann es schon geben?
Die Stimmung wiederum ist verzweifelt, aber nicht so, wie ich es mir vorstellen würde...aber mit der Zeit wird auch klar, wieso sich Chloe so verhält, wie sie es tut. In der Hinsicht passt es auch wieder zu dem, dass es aus einer leicht personalen Erzählsicht geschrieben wurde und eben nicht alles offenbart wird (wobei mir nicht ganz klar wurde, von welcher Warte aus wir alles zu sehen bekommen. Teilweise hatte ich das Gefühl, eines allwissenden Erzählers, einmal eines, der mehr von Chloe ausgeht und dazwischen kommen eben die Sätze der toten Mutter als Erinnerungsfetzen, die zwar sehr viel verraten, aber mich noch immer ein wenig verwirren - wirken wie ein Rahmen und sind doch keiner). Man fragt sich, was sie angestellt hat, ob es ein normaler Streit war, während dabei aber klar wird, dass die Mutter ihr wohl schon längst verziehen hat, wenn sie Chloes Mann um so etwas gebeten hat.
Besonders Chloes Mann gefiel mir und streckenweise ihr Monolog ebenfalls und wirkte dadurch gut vorstellbar und lebendig.
Fehler fand ich auch keine und so ließ sich das Ganze sehr flüssig lesen.

Ich muss zugeben, dass ich am Anfang nicht das Bild einer erwachsenen Frau, sondern eines Kindes, höchstens eines Teenagers vor Augen hatte. Ihre Sprache, die Art, haben mich daran erinnert, was durchaus auch Absicht gewesen sein könnte. Im Angesicht der toten Mutter und im verzweifelten Versuch die Tatsache zu ignorieren, macht das durchaus auch Sinn.
An einer Stelle war mir persönlich der Monolog zu lang und etwas zäh (- bei "Es tut mir Leid, Mama, es tut..."). Dort hätte ich lieber wieder ihre Verzweiflung "gesehen", wie sie sich dabei verhält. Doch das ist pure Geschmackssache.

Fast schade finde ich, dass man nicht weiß, wie die Mutter daliegt (ist sie verletzt, blass...was auch immer) oder etwas mehr von den Reaktionen der zwei Beteiligten sieht - da gäbe es sicher genug kleine Gesten, die so viel verraten würden...


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