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Keltischer Winterzauber mir Bido dem kleinen Troll

Eine kleine Kurzgeschichte
von

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Kapitel 2 Ein ganz besonderes Weihnachten

~Kapitel 2: "Ein ganz besondeses Weihnachten" ~
 

Nach dem Abendessen setzte sich Dieter in seinen Sessel vor den Kamin und paffte gemütlich an seiner Pfeife, während er Skadi beim Dekorieren des Weihnachtsbaums zusah.
 

Der Weihnachtsbaum war Skadis Element. Schnell hatte sie auch schon das Lametta und die Kugeln gefunden. Einige Äste bogen sich bereits unter dem zusätzlichen Gewicht, doch als sie nach 15 Minuten fast fertig war, hatte sie sich, wie jedes Jahr, selbst übertroffen. Sie hielt einen kleinen, goldenen Engel in der Hand, der normalerweise auf die Spitze des Baumes gehörte. Doch sie hatte im Stamm der Tanne ein gerade passend großes Astloch entdeckt und hatte vor, in diesem Jahr den Engel ins Loch zu stellen. Dieter war schon aufgestanden und zu ihr getreten, um ihr notfalls mit dem Aufsetzen des Engels unter die Arme zu greifen, als sie versuchte den Engel in die Holzhöhle zu stellen. Doch irgendwas, oder besser gesagt, irgendwer, schien ihr Vorhaben zu verhindern. Kurzerhand griff Skadi in das Astloch und zog einen Gegenstand heraus. Er schien aus Stein zu bestehen und war von einer dicken Eisschicht umgeben.
 

Schnell war der goldene Engel vergessen und fiel achtlos auf den Fußboden. "Onkel, was ist das?" Dieter zuckte mit den Achseln. "Stell es erst mal an den Kamin, damit es auftauen kann. Dann sehen wir weiter." So stellte Skadi das Etwas dicht an den Kamin und widmete sich dem Plätzchenbacken, welches bei jedem Weihnachtsfest gleich nach dem Dekorieren des Weihnachtsbaumes natürlich, nicht fehlen durfte. Schon bald durchströmte der Geruch backender Plätzchen die kleine Wohnung. Nach dem Plätzchenausstechen bastelte Skadi einen Stern. Dieter war in der Küche, um die Plätzchen aus dem Ofen zu holen.
 

Als wenig später ein « AUAAAAAAAAAAAAAAAAA! » Gefolgt von dem Scheppern eines Ofenblechs zu vernehmen war. "Onkel hast du dir was getan?" Skadi lief schleunigst in die Küche, wo sie ihren Onkel in seiner letzten Bewegung erstarrt vortraf. Das Blech lag glücklicherweise richtig rum auf dem Boden, sodass sie die Plätzchen später noch essen konnten. "Nein, aber ist mit dir alles in Ordnung?" Beide schauten sich gegenseitig perplex an. Wenn keiner von ihnen geschrieen hatte, wer dann?
 

« AUAAAAAAAAAA! Wasser, bringt mir Wasser, mein Schwanz brennt!» Aus einem Reflex heraus packte Dieter die Blumengießkanne, die neben ihm an der Spüle stand und beide rannten zum Weihnachtsbaum, an den Kamin, wo sich irgendein kleines Männchen nicht größer als 10cm, wenn man die langen, spitzen Ohren außer Acht las, gerade dabei war, sich auf dem Boden zu wälzen.
 

»Platsch« Etwas Rauch stieg auf und ein erleichtertes Seufzen war zu vernehmen. Erst jetzt begutachteten Dieter und Skadi das "Etwas" etwas genauer. Neben den langen, spitzen Ohren, fiel einem gleich seine dicke Nase und seine hasenähnlichen Schneidezähne im Gesicht auf. Es hatte haselnussbraune Augen und seine Haut war terrakotta-farben. Naja, zumindest die Haut in seinem kleinen Gesichtlein, an seinen Händen und Füßen. Sein restlicher Körper schien von irgendeinem dünnen grünen Filz bedeckt zu sein. Und außerdem besaß es einen am Ende hin buschig werdenden Schwanz, der etwas angesängt aussah.
 

»AHRRRRRRR WASSER! Wenn ich etwas noch mehr hasse als Feuer, so ist das Wasser!« schrie das kleine Wesen und schüttelte sich kräftig, wie ein Hund. Es flackerte mit den Ohren und rümpfte die Nase. Nun war es an dem Etwas, seinen "Retter" bzw. "Wassererzfeind", er war sich noch nicht ganz darüber im Klaren, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Es hob sein Köpfchen.
 

»EDWINNNNNNNN,« Schrie es beglückt. Und ehe sich Dieter versah, kletterte das kleine Wesen an seinem Bein hoch, über seine Brust, in seinen kräftig roten Bart. Keck steckte es sein Köpfchen durch und begutachtete nun von oben herab Skadi, die das kleine Wesen mit großen Augen anstarrte.
 

"Edwin?", stellte Skadi überrascht fest. " Natürlich Edwin. Kennst du Edwin den Wikinger etwa nicht? Er ist mein Herr und Gebieter. Der Stammesführer meines Dorfes, des Dorfes hinter der Nebelwand. Und wer bist du?" Es schaute fragend zu Dieter. " Edwin seit wann nimmst du denn ein Mädchen in deine Gefolgschaft auf?" "Das ist meine Nichte." "Guter Witz. Wie soll sie deine Nichte sein? Du hast ja noch nicht mal einen Bruder oder eine Schwester."
 

In ihrer Existenz in Frage gestellt, musste Skadi nun Eines klar stellen „ER-IST- ABER -NICHT-EDWIN! Das ist mein Onkel Dieter. Und ich bin Skadi."
 

Jetzt war es an dem kleinen Wesen, Skadi mit großen Augen anzustarren. Schnell hangelte es sich an Dieters Bart herab, sprang auf den Boden und verbeugte sich vor Skadi. "Oh ehrenwürdige Göttin des Winters und der Jagd ..." Das kam Skadi bekannt vor. Irgendetwas Merkwürdiges ging hier vor sich. Davon war sie überzeugt. "...verzeiht, dass ich sie nicht auf dem ersten Blick erkannt habe und so unhöflich zu ihnen war. Ich habe sie mir immer etwas größer vorgestellt, dabei möchte ich keinesfalls an ihre Macht zweifeln..."
 

Um die merkwürdige Stimmung zu heben schlug Dieter vor bei einer Tasse Tee und Plätzchen die Situation zu klären. Damit waren alle einverstanden. So saßen sie kurzerhand am Esstisch bzw. im Fall des kleinen Wesens auf dem Tisch selbst. Dieter machte sich schon Sorgen, dass der Becher für den kleinen Kerl zu schwer sei. Doch seine Sorge war unberechtigt. Als sei der Becher ein Bierkrug, hob das Wesen ihn an und trank den Inhalt in mehreren kräftigen Zügen aus. Nachdem das Wesen 5 Plätzchen und Skadi und ihr Onkel jeweils 3 Plätzchen verputzt hatten, strich das kleine Wesen über sein dickes, volles, sattes Bäuchlein.
 

" Jetzt fang mal an, wer bist du und vor allem, was bist du?," fragte Skadi. "Ich bin Bido, ein kleiner Troll und gehöre dem da." Und mit diesen Worten streckte es den Arm nach Dieter aus. "Edwin dem Großen, Krieger aus dem Dorf hinter der Nebelwand und dem größten Krieger auf allen sieben Meeren."
 

Damit richtete es sich auf und schwang ein imaginäres Schwert durch die Luft. Dabei musste Skadi anfangen zu lachen. "Mein Onkel, ein Krieger?" Der Troll stolperte über ein Ei, das vom Plätzchenbacken übrig geblieben war. "Ich glaube, du bist nicht mehr auf dem neusten Stand kleiner Troll. Wikinger gibt es schon seeeehr, seeeehr lange nicht mehr," erklärte Dieter an den kleinen Troll zu gewandt.
 

Der Troll schaute ihn entgeistert an. "Dann bist du also wirklich nicht Edwin?,"[(b] fragte es. "Nein", sagte er möglichst mitfühlend. "Du siehst ihm aber so ähnlich." Der kleine Troll setzte sich. Seine Ohren hingen herab. "Aber wenn es dich glücklich macht, kannst du mich ruhig Edwin nennen", sagte Dieter schnell. "Das ist meine Nichte Silke aus Dänemark. Ich habe ihr ihr den Spitznamen Skadi gegeben." " Und wieso?" " Da der Winter meine Lieblingsjahreszeit ist." " Und wieso habt ihr diese arme Tanne am Feuer so komisch bekleidet." " Na, weil heute Nacht doch Weihnachten ist." "Weihnachten? Was soll an dieser Nacht so anders als an jeder anderen sein?"
 

Und so erzählte Skadi Bido die Jesusgeschichte. Es war schon stockduster, als sie endete. "... und heute schenkt man sich zu Weihnachten deshalb, um an die drei heiligen Könige und dem Jesuskind, zu gedenken Geschenke."
 

Lange hatte der Troll aufmerksam zugehört. Bei dem letzten Satz funkelten seine Augen. "Geschenke? Ich liebe Geschenke. Bekomme ich auch eins?" "Natürlich, an Weihnachten bekommt doch jeder ein Geschenk. Sie liegen unter dem Weihnachtsbaum." Schnell kletterte Bido an dem Tischbein hinunter, um nach den Geschenken zusehen.
 

"Da sind aber keine Geschenke, Skadi," sagte es bekümmert. „Dann müssen wir sie eben suchen."
 

Und das Geschenkesuchen begann.
 

Nach einer Stunde hatten sie alle Geschenke im ganzen Haus versteckt gefunden und Skadi und Bido machten sich eifrig daran, diese von ihrer Verpackung zu "befreien". Bido brauchte wesentlich länger als Skadi, um Geschenke auszupacken. Und so hörte man eine leicht gereizte Stimme schimpfen, dass bei allen Göttern des Raknarök diese Verpackungen und vor allem diese durchsichtigen, klebrigen, zähen Streifen, auch Tesa genannt, total trollfeindlich seien.
 

Doch irgendwann hatte Bido es dann doch geschafft, sein Geschenk zu öffnen. Es war etwas Rotes, das auf 4 Rädern stand. Aber diese Räder waren keineswegs aus Holz, sondern aus einem biegsamen Stoff, der sich zusammendrücken ließ. Und wenn man an einem fünften Rad drehte, konnte man die anderen vier Räder gleichzeitig bewegen. Bido war ganz hin und weg. Schnell setzte es sich auf den eingebauten Stuhl hinter dem Rad-das-die-anderen-Räder-dreht, wie er es kurzerhand taufte. Sein Schwanz wedelte aufgeregt und betätigte den On Schalter und das rote Etwas setzte sich in Bewegung.
 

Bido war so überrascht, dass er seine Füße fest aufsetzte und seine Händchen krampfhaft das Rad-das-die-anderen-Räder-dreht klammerte. Und auf einmal war das rote Etwas keinesfalls ein interessantes Objekt mehr, sondern eher ein rotes Monster, aus dem Bido so schnell wie möglich wieder hinaus wollte. Das Problem bestand nur darin, dass sein Körper ihm vor lauter Schreck den Dienst verweigerte. Er war nicht mal mehr in der Lage einen Finger zu rühren.
 

So tat er das Einzige, was ihm in den Sinn kam.
 

Schreien;
 

»Ahrrrrrrrrrrrrr, Skadi, Edwinnnnnnnnnn, Hilfeeeeeeeeee, zu Hilfeeeeeeeee!»
 

Das Spielzeugauto raste mit seiner Höchstgeschwindigkeit, welche ungefähr Schritttempo betrug, für einen kleinen Troll jedoch wesentlich schneller vorkam, direkt auf den Kamin zu.
 

Skadi reagierte schnell. Eilig wühlte sie im Geschenkpapier auf der Suche nach der Fernbedienung. Schließlich fand sie sie und schaltete das rote Spielzeugauto aus.
 

"Feuer", das war das Einzige, was der kleine Troll dachte, ehe es in Ohnmacht fiel. "Puh, das wäre beinahe schief gelaufen." Lächelnd packte Skadi Bido an seinem Trollschwanz und hob ihn aus dem roten Käfer, welcher ihr Großvater originalgetreu in Modell nachgebaut, ihr geschenkt hatte und trug Bido zum Sofa und setzte ihn behutsam auf eines der Kissen.
 

Ihr Onkel trat ins Zimmer " Du solltest früh zu Bett gehen, wenn du morgen schon wieder zurückfährst.", sagte er. "Ist gut", gähnte Skadi.



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