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Obscura

Undeath Population
von

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The dream within

Als ihr das helle Licht auf das Gesicht fiel regte Yuri sich das erste mal wieder. Warum war es hell, sie war doch in einem Bunker, und durfte sie als Viertelvampir überhaupt an das Sonnenlicht? Aber das Licht war hell und weiß. Erläuternd und angenehm. Als würde alles böse von ihr weggeschmolzen werden. Schließlich öffnete sie die Augen und blinzelte, was war los? Was sollte dieses Gefühl ganz ohne Schmerzen, ätzenden Gedärmen und Knochen, die aufeinander rieben?

Yuri fühlte sich genährt, ausgeschlafen und wohl. Das hatte sie noch nie. Als würde sie ein typisches Leben führen. Ein für sie abnormales, ungewohnt komfortables Leben. Sie war verwirrt und schaute an sich hinunter. Sie trug ein weißes zugeknöpftes Hemd und eine ebenso weiße Schlafhose, zudem war es ungewohnt so sehr nach Seife und Shampoo zu riechen, dieser Geruch war fast fremd. Nicht einmal der morgendliche Mundgeruch war wirklich wahrzunehmen. Was war nur los?

Etwas schläfrig, doch verwirrt und neugierig stand Yuri auf und öffnete die Tür die am Ende des kahlen, weißen Raumes beinah unsichtbar hervorlugte.
 

Der Gang war genauso hell erleuchtet wie der Raum in dem Yuri gerade war. Am Rande waren lange Fenster durch die man hindurch einen riesigen, grünen Garten erkennen konnte. Wie bezaubert, beinah betäubt ging Yuri einen bestimmten Weg entlang, als sei ihr dieser Lauf bestimmt, bis sie schließlich leises Geklirr aus einem Zimmer hörte. Das erste Geräusch das sie überhaupt vernahm. Kurz bevor sie den Raum betrat zuckte sie zusammen, denn sie hörte eine Stimme. Eine Stimme, die sie zu Tränen rührte. Was sie sagte hörte Yuri gar nicht wirklich, doch die Tränen stiegen ihr still in die Augen, und vom ersten Schrecken erholt stürmte Yuri in den Raum den sie als Küche erkannte.

„Riku!“ rief sie laut. Weinend stürzte sie sich auf ihre Schwester. „Ich dachte du wärst tot... Ich dachte du wärst gestorben...“ flüsterte sie, glücksselig ihre geliebte Schwester im Arm zu halten, diese allerdings lachte nur. „Guter Witz, hast du wieder schlecht geträumt? Du musst aufhören diese Vampirfilme zu sehen, und jetzt lass mich los.“ Sagte Riku und zerrte sich los. „Guten Morgen, Schatz.“ Sagte eine sanfte, freundliche Stimme und küsste Yuri auf die Wange. Yuri drehte sich um. Es war eine, ihr nur zu bekannte Frau.

„Traum...?“ Yuri zitterte. Wenn das alles wirklich nur ein Traum war... Dann hieß das... Yuri atmete schwer. „Yuri, beruhige dich, der Traum ist vorbei.“ Die Tränen liefen Yuri weiter über das Gesicht. Sie stand verkrampft da, unwissend wie sie jetzt reagieren soll. „Yuri?“ ihr Gesicht schnellte zu Riku, die viel hübscher war als Yuri sie kannte.

„Weißt du was ich dir schon immer mal sagen wollte...“ Yuri hörte genau zu. Sie sah ihre hübsche kleine Schwester an. „Wach auf.“
 

Riku verwischte und verschwand vor ihre Augen. „Nein... Kein Traum... Bleib da... Bleib da... Riku!“ Yuri raffte sich auf, sie sprang auf Riku zu, sie konnte sie fassen, doch das weiße um sie herum erlisch, alles wurde schwarz und dunkel. „Nein...!!“ rief sie lauf und packte sich weinend an ihrer kleinen Schwester fest. „Yuri, komm schon, reg dich ab.“ Sie wollte die Stimme nicht hören. Sie wollte nicht den Namen der Person hören, sie wollte an ihrer schwachen Überzeugung festhalten.

„Riku...“ schluchzte sie. „Nein, falsch, Ray.“ Damit klang es ab. Es war nun nicht mehr abzustreiten, es war ein Traum gewesen. Und es war auch nicht Riku die sie festhielt, sondern Ray. Ihr blutsaugender Arzt. Langsam lies sie ihn los und lies sich, mit einem lauten Seufzer, wieder zurück in ihr Bett sinken. „Ich weiß es nur zu gut, wie es ist jemanden zu verlieren den man liebt...“ Meinte Ray mit leichten Schlitzaugen. „Ich habe Riku nicht verloren!“ konterte Yuri sofort mit schläfriger Stimme. „Ich finde sie schon noch... Da kannst du mehr als Gift drauf nehmen...“ Yuri sah Ray dabei nicht an, doch er schaute sie mit nichtssagendem Blick an. „Ich werde erst dann aufgeben wenn ich ihre Leiche sehe.“ meinte Yuri, die sich inzwischen aufgerichtet hatte. Jetzt spürte sie auch wieder einmal wie dürr sie war. Obwohl sie sich, wie schon lange nicht mehr, wirklich ausgeschlafen fühlte, war Yuri immer noch schwach. Sie war ausgelaugt und hatte schlimme Kopfschmerzen. Sie setzte sich an den Bettrand, fasste sich an den Kopf und stöhnte leise auf. Auf einmal spürte sie wie Ray sich hinter ihr niederkniete und mit den Händen ihre Schläfe massierte.
 

Yuri überkam ein Schauer, so gut tat es. Sie schloss die Augen und genoss die kurze Massage. „Das hilft, man muss nur wissen wie.“ „Danke.“ Machte Yuri kleinlaut. Ray ging von dem Bett runter und reichte Yuri die Hand, die wackelig aufstand und sich an Ray abstützte. „Frühstücken und danach...“ „Frühstücken...“ hörte Yuri nur, und wollte auch nichts anderes hören. Ray grinste in sich hinein, er trug Yuri an den großen Tisch im Speisesaal. Dort sah diese bereits einen ganze Truppe schwarzhaariger Menschen, doch als sie erkannte was sie gerade zu sich nahmen überkam Yuri eine leichte Übelkeit. Natürlich wusste sie das Vampire Blut trinken, doch sie hatte noch niemals einen Haufen Vampire am Tisch sitzen sehen und dampfendes Blut aus Schalen zu sich nehmen sehen.

„Muss ich auch...?“ fragte Yuri, immer noch kleinlaut und mit angewiderter Stimme. Zu ihrer Ehrleichterung schüttelte Ray den Kopf. „Reicht wenn du später nen Schluck trinkst. Versteh, der Teil Vampir wird dadurch Unterdrückt das du Blut trinkst, ansonsten reagieren deine Zellen und dein Körper sucht sich Instinktiv sein Blut... Stell dir mal vor was hier los wäre, wenn wir kein Blut hätten? Alle würden sich gegenseitig beissen, oder schlimmer, auch andere.“ Yuri schluckte tief. Noch immer saß die Panik vom erloschenen Traum in Yuris Knochen.

Sie saß am Tisch und starrte mit großen Augen auf das kümmerliche Stück Brot das vor ihr lag. Sie war dankbar, etwas essen zu können und schlang ihr Frühstück hinunter. Das Ray sich weiter setzte machte ihr Recht wenig aus, erst nach wenigen Augenblicken nahm Yuri wahr wer neben ihr saß. „Shiva.“ Meinte Yuri ausdruckslos. „Was eine Begeisterung.“ lachte Shiva. Yuri lies ein leichten Lächeln aufkommen. „Tut mir leid, ich bin noch etwas... müde.“ „Ich sehe es.“ Yuri kaute auf dem zähen Brot herum. Es war ungewohnt schön zu essen, auch wenn es nichts besonderes war, war es für sie das Beste.
 

„Und, schon aufgeregt auf das neue Abenteuer das heute beginnt.“ Yuri wirkte das erste mal wieder einigermaßen wach. „Ich weiß ja wie es ist. Nur das ich damals nur mit gewöhnlichen Menschen rumgezogen bin.“ Shiva wartete kurz. „Und deiner Schwester.“ Auf dieses Kommentar durchzuckte Yuri kurz etwas. Jemanden von Riku reden zu hören war seltsam. Sie war es nicht gewöhnt Riku nicht auf ihrer Seite zu haben. Sie hatte immer auf Riku aufgepasst, war ständig auf ihrer Seite und hatte auf sie aufgepasst.

Dieses kleine, zerbrechliche und ängstliche Mädchen war tatsächlich nicht mehr da. Es war nicht auf Yuris Seite, wo sie hingehörte.
 

„Riku hat auf jeden Fall Angst, egal wo sie ist, und ich muss zu ihr.“ Sagte Yuri nachdrücklich. „Hey, Kleine, wir werden sie finden, alles klar?“ Gezwungen lächelte Yuri zu Shiva. „Ich weiß, wann dein Lächeln gespielt ist, also sei einfach ehrlich zu mir.“ Und Yuris Lächeln erkaltete. „Nicht schöner, aber ehrlicher.“ „Andere haben es andersherum lieber... Du bist wirklich außergewöhnlich, Shiva.“ Shiva grinste hinterhältig. „Das will ich auch mal behaupten.“

Ungedacht dessen, was Shiva gerade so sehr betont hatte, dachte Yuri das erste mal, an diesem frühen Tag, wirklich an das was heute passieren würde. Der Gedanke an Riku verschwand langsam und sie überlegte sich wie die nächste Zeit für sie aussehen könnte. „Ich kann mir einfach kein Bild von dem machen was passiert.“ Shiva nickte zustimmend. „Ich war auch noch nicht im Außendienst tätig, aber ich weiß das du auf jeden Fall den gelben Engeln der Slayers vorgestellt wirst.“ „Slayers?“ Als Shiva das rote Blut schluckte musste Yuri kurz wegschauen, das sie später auch so etwas trinken musste, lies sie erschauern. „Ach, das ist die Menschengruppe die wir beschützen und die uns mit Blut versorgt. Die Slayers sind eine große Gemeinschaft die sich in letzter Zeit gebildet hat, gute Leute da.“ Warum der Name ‚Die gelben Engel‘ Tatsächlich so schnell Publik geworden war hakte Yuri nicht nach, es interessierte sie schon beinah gar nicht.

„Yuri?“ Ray tippte ihr von hinten auf die Schulter. „Hm?“ machte sie und drehte sich um. Neben Ray stand ebenfalls eine schwarzhaarige, grimmigschauende Frau, die Yuri gestern schon einmal gesehen hatte, als sie in dem kalten Ärztezimmer aufgewacht war.

Es war diese Frau, die sie neben Ray gesehen hatte, gestern wie auch heute. „Das ist Zirou, sie wird uns dreien beistehen.“ Yuri stand auf und gab Zirou die Hand. Zirou allerdings regte sich nicht und schaute Yuri nur weiter mit ihrem beinah bösen Blick an, woraufhin Yuri letztendlich die Hand zurückzog.

Shiva und Ray, die gar nicht von ihrer kühlen Art überrascht waren liefen mit Yuri, sie sich immer noch etwas auf Ray stützen musste, anscheinend sehr zum Ärger Zirous, wieder in das kalte Untersuchungszimmer von gestrigen Tag. Yuri schauderte es als sie die kalte Liege sah auf der sie gestern erwacht war.
 

Folgendes war sowohl eine Chance für Yuri auszuruhen, wie auch für Shiva und Zirou zu verstehen was in den nächsten Tagen, wo und warum, passieren würde. Ray gab Yuri eine Spritze woraufhin sie einschlief. Das obiose Warum interessierte sie nicht wirklich.

„Also...Gehen wir eigentlich das Risiko ein ausgelöscht zu werden ein, um die kleine Schwester von der da zu finden?“ Zirou schien sichtlich böse.

„Ist dir nicht klar, das dieses Mädchen so stark ist, dass wir mit ihr vielleicht sogar gegen Keil ankommen könnten? Außerdem dient dieser kleine Ausflug auch dazu Yuri den gelben Engeln vorzustellen.“ Zirou lachte spöttisch. „Ihr habt beide recht.“ Mit einem ernsten Blick bedachte Shiva Zirou und Ray. „Wir könnten dabei draufgehen. Dieses Mädchen, Yuri, versteht noch nicht mal was für eine Kraft in ihr ist. Sie hat bisher auch nur Vampire ausgelöscht wenn sie in völliger Rage war.“

„Toll, ein starker Berserker. Könnten wir gleich nen Zombie bei uns wohnen lassen.“ „...Aber.“ Shiva lies ein leichtes Lächeln aufblitzen. „Ich spüre die Kraft eines jeden. Jeder hat ein Kraftlimit an der er an seine Grenzen stößt. Bei nur zwei Wesen auf diesem Planeten konnte ich es bisher nicht mehr wahrnahmen.“ Zirou wartete, doch Ray antwortete. „Bei Keil... und Yuri.“ Shiva nickte nicht, doch sie hatte ein mysteriöses Lächeln auf den Lippen das den beiden alles verriet.

„Ok, ein Kompromiss.“ Zirou zog die Augenbrauen auf.

„Wir brechen heute Abend auf wenn Yuri bei vollen Kräften ist. Dann muss sie Zirou beweisen das sie so weit ist, wenn nicht, bleiben wir hier.“ Shiva seufzte. „Warum kommt nicht einfach jemand anderes mit der nichts gegen Yuri hat?“ „Weil wir drei die Stärksten hier sind, und schließlich ist Fräulein doch ‚Die Eine‘.“ Den Sarkasmus in Zirous Stimme konnte man geradezu spüren.

Etwas angenervt von Zirous Art beschloss Shiva aus dem Zimmer zu gehen. Sie hatte vor wiederzukommen wenn Yuri erwachte, davor würde man sie sowieso nicht brauchen.
 

Nun schaute Zirou Ray an. „Wie kommst du nur darauf so ne Tussi zu uns kommen zu lassen. Wahrscheinlich stehst du nur auf sie.“ Ray lachte los. „Auf das Spindeldürre Weib? Ganz sicher nicht. Falls dus schon vergessen hast, sie ist die Trist, das ist der Grund, sie ist ein Ass in unserem Ärmel. Eine starke Kämpferin.“ Zirou ging Richtung Tür. Kaum merklich hauchte sie ein „Sicher...“ und wollte gerade aus der Tür gehen als Ray ihren Namen rief. „Solang du mir nicht sagst was Keil mit dir angestellt hat, kann ich dir nicht helfen.“ Zirou zuckte leicht, er hatte anscheinend ihre empfindliche Stelle getroffen. „Das ist über ein Jahr her, vergiss es endlich.“ Ray kam auf Zirou zu, Zirou hörte nichts, sie bekam es erst mit als er sie am Unterarm nahm und zu sich zog, weder wehrte sie sich noch konterte sie. „Wie kann ich es vergessen, wenn du es nicht vergisst?“ Rays Stimme klang leise, sie enthielt eine Spur von Reue und Sorge. „Wenn du wissen willst was ich denke frag doch Shiva.“ Kurz schloss Ray die Augen. „Du kennst Shiva, sie sagt nichts vertrauliches weiter. Alles was ich weiß ist das du mich seitdem ignorierst. Ich habe lange genug darauf gewartet zu erfahren was los ist.“ „Ich weiß nicht was dich das interessieren sollte.“ Ray drückte Zirou gegen die Wand. „Oh doch ich weiß es schon. Wir waren nur zufällig drei Jahre zusammen.“

„Das Leben ändert sich.“ Zirou grinste in diesem Moment. Ray funkelte sie sauer an und lies sie los. „Falls du’s vergessen hast. Wir leben schon lange nicht mehr.“ Sauer drehte Ray sich um. „Und dieses ganze ich-bin-ja-so-böse Tour kommt scheiße. Du bist kein böser Mensch.“ Dieses mal war es Zirou die zu Ray kam. Sie lehnte sich von hinten an ihn und krallte sich an seinen Rücken, sie lies Zähne aufblitzen und hatte ihren Kopf an Rays Rücken gelehnt.
 

Trotz der Nähe schien es ihr widerwärtig so bei ihm zu sein, als wollte sie ihm nur nahe sein, um ihn umzubringen. Ray war von dieser Situation leicht irritiert und tat so einfach gar nichts. Er wartete nur bis Zirou begann zu reden. „Du hast recht... Ich bin kein böser Mensch.“ Sie machte eine kurze Pause. „Ich bin ein böser Vampir.“ Zirou löste sich von Ray, der nur starr zu Boden lugte. Anscheinend von ihrem Spruch inspiriert grinste Zirou neckisch und achtete darauf wie Ray sie keines Blickes würdigte. Mit einem leicht wahnsinnigen, leisen Lachen hörte Ray Zirou heraus und die Tür zugehen.

Sichtlich geknickt, doch zu stolz um es jemals zuzugeben setzte Ray sich verdeckt sauer zu Yuri. Er beschloss jetzt nicht an Zirou sondern an sie zu denken. Dieses Mädchen war jetzt sehr viel wichtiger. Warum er Zirou gerade jetzt gefragt hatte wusste Ray nicht, er dachte sich zuerst gar nichts dabei und jetzt hatte er sie endlich gefragt. Aus ihrem Verhalten konnte er nur herauskristallisieren das Keil sie irgendwie wahnsinnig gemacht hat. Ein übertrieben freundlich und gutmütiges Mädchen konnte man nicht einfach so verderben. Keil hat irgendetwas mit ihr angestellt.
 

Kleine Geräusche hier und da, so sanft das er sie kaum wahrnahm, und schließlich lachte in nicht allzu weiter Entfernung jemand und Ray wachte auf. Grummelnd rieb er sich die Augen und murmelte sich selbst kaum verständlich „...eingeschlafen...“ zu. Alles schmerzte ihm, also stand er auf sich zu strecken. Er nahm einen kurzen Blick auf Yuris Bett und stockte. Sie war wahrscheinlich aufgestanden. Noch immer etwas verschwommen öffnete er die Tür und erschrak abgrundtief als er sah was dahinter war. Sonnenlicht flutete in den Raum. Voller Panik fiel er nach hinten um und hielt sich schützend die Hände vor das Gesicht. Er schrie und wand sich auf dem Boden und nach einer Weile wunderte er sich. Er stand auf und schaute verwundert in die Sonne. Er sah die Sonne an. Er sah hinter sich, der dunkle Raum, in den er war, war nicht aus Stahl. Es war eine Hütte aus Holz die erfüllt von hellem Sonnenlicht war. „Was...?!“ „Ray!“ Es fiel ihn jemand von hinten an. Er versuchte sich die Person zu schnappen, doch er war zu schwach. Es war als würden seine Muskeln versagen bis er das Lachen hörte.

„Zirou?“ blonde Haare fielen auf ihn, als er zu Boden gefallen war. Er drehte sich um. „Zirou.“ Meinte er verdutzt. Vor Ray saß ganz klar Zirou. Doch sie lächelte ihn liebevoll an. Die tiefschwarzen Haare hatten sich in helles blond verwandelt. Sie trug ein weißes Kleid und Ray starrte sie an. Erst jetzt fiel ihm auf das seine Rabenschwarzen Haare kurz waren. Wie damals, bevor die beiden Vampire wurden. „Was hast du? So verdutzt mich zu sehen?“ Sie lachte leise. Nicht wahnsinnig wie vorhin, sondern sanft und warmherzig, wie Ray es schmerzhaft in Erinnerung hatte. „Was is los... Wo... ist Yuri, Shiva. Wo sind die anderen?“ Verdutzt schaute Zirou Ray an. „Warum können wir in die Sonne... Zirou was ist hier los.“ „Psst...“ Zirou kam auf Ray zu. Sie umarmte ihn, und Ray spürte ihren dicken Bauch. Darüber wunderte er sich, weil sie doch so schlank wirkte. „Das Kind kommt doch bald... Vielleicht hattest du deswegen einen Alptraum.“ Ray schüttelte den Kopf. „Welches Kind? Was ist hier...“ Zirou drückte ihn nur noch fester. „Nein... Das hast du nur geträumt. Ray, das ist die Realität.“ Zirou schaute ihm kurz sanft in die Augen, bevor sie ihn küsste. Ray lies sich fallen. Die beiden küssten sich innig, Ray kam es wie ein altbekanntes, wunderbares Gefühl vor bis er Zirou von sich wegschob, böse in die Luft starrte, kurz schnaubte und schließlich „Aufwachen!“ rief. Zirou stand auf, sie krallte sich an ihn. „Nein... Ray... bitte... Bleib bei mir, du darfst nicht zurück!“ Rays Auge zuckte. Er hielt Tränen zurück. „Aufwachen!“ schrie er laut und schloss die Augen. „Ray, nicht... Ray!“ Das letzte mal als Zirou seinen Namen rief war es nicht ihre Stimme. Ray schreckte auf als er Yuri hörte. „Ist alles in Ordnung?“ Ray stand plötzlich auf und flüchtete aus dem Raum. Er atmete ein paar mal tief ein und lies sich gegen die Wand fallen.
 

Seine geschlossenen Augen brannten. „Schöner Traum?“ Ray schreckte auf. „Mann... Shiva! Erschreck mich nicht so!“ Shiva allerdings grinste nur. „Du weißt genauso gut wie ich, wie sehr es sich lohnt mir Lügen zu erzählen, also fang gar nicht erst an.“ Ray atmete schnell. „Kleiner, das beste ist wenn du Zirou vergisst. Sie kann dir ihr Herz niemals mehr öffnen.“ Ray seufzte. „Warum treibst du das mit mir. Ich will wissen was mit Zirou geschehen ist, und deine dummen Anspielungen kannst du dir in den Arsch schieben!“ Shiva grinste ihn, jedoch nur mysteriös und vielsagend an. „Ja Ja! Persönliche Rechte, deine Verpflichtungen die mit deiner Fähigkeit einhergehen, Macht und Verantwortung... Ich kenne den Scheiß! Aber zufällig weiß ich auch ein kleines Geheimnis über dich und das...!“ Ray stoppte in voller Euphorie. Er schaute kurz zu Boden.
 

„Sorry, ich wollte nicht...“ Shiva hatte ihre Miene nicht verändert. „Schon gut. Ich versteh dich.“ Sie drehte sich um. „Ich kenne jeden den ich kenne. Jeden den ich jemals gesehen habe. Ich kenne das Innere jeder verdammten Person. Ich bin nicht dazu Verdammt zu verstehen. Ich bin dazu geboren zu wissen. Weißt du Ray, sowohl Menschen als auch Vampire wissen nicht wer sie selbst sind. Aus welchen Gründen sie was tun. Warum sie lieben, warum sie leben, warum sie töten... Bei all diesem Wissen nicht verrückt zu werden... Ich frage mich selbst ständig wie ich das ertrage. Und siehst du.“ Shiva drehte sich halb wieder zu Ray. „Obwohl ich weiß, frage ich trotzdem noch.“

„Shiva, ich...“ „Junge, mach dich fertig. Yuri ist wach. Sie ist stark, ob sie es versteht oder nicht. Sie wird Zirou überzeugen.“ Ray stemmte sich gegen die Wand. „Woher willst du das wissen?“ Shiva, die bereits im Begriff war zu gehen blieb stehen. „Weil ich weiß, Ray. Weil ich es weiß.“ Shiva lief weiter und ihre Schuhe hallten im leeren Gang. Kurz sah Ray Shiva hinterher. Sie war ihm schon immer mysteriös und seltsam vorgekommen. Doch wirklich Mitleid hatte Ray selten mit ihr, da sie einen so starken und undurchlässigen Charakter hatte, und dies war eine dieser seltenen Momente. Er vergaß Shiva allerdings recht schnell als er Yuri neben sich sah. „Kannst du laufen?“ Yuri grinste ihn an. Sie schaute überlegen zu Ray hoch und schloss die Augen um ihre Antwort so schnippisch wie möglich zu gestalten. „Ich will ja nicht arrogant klingen, aber ich fühl mich bereit dir und jedem anderen Vampir der Welt den Arsch zu versohlen.“ Ray seufzte einmal wieder. „Was haben wir heute mit Ärschen.“ „Wer hat einen Arsch?“
 

Gut eine Stunde später musste Zirou widerwärtig gestehen das Yuri in guter Form war. Als Ray losging um das viele nötige Proviant zu besorgen gab es ein großes Schweigen, da Zirou und Yuri allein im Raum standen. Jeder verzweifelte Versuch ein Gespräch zu beginnen scheiterte, woraufhin Yuri schon bald aufgab und heilfroh war als Shiva in das dunkle Zimmer trat um die beiden zum Außentor zu geleiten, wo Ray bereits stand.

„Um alles noch einmal klar zu machen. Nur bei Nacht laufen. Wir haben in richtiger Weite immer ein Vampirversteck. Wenn da welche drin sind töten wir sie, ob sie angeblich zu unsrer Seite gehören mögen oder nicht.“ „Vampire sind extrem hinterhältig.“ Flüsterte Shiva Yuri zu als sie sah wie heftig sie bei Rays Worten schlucken musste. „Gott, Vampire müssen ja allesamt richtige Arschlöcher sein.“

Mit einem verheißungsvollen Blick aus jeder Richtung, der Yuri verschwitzt grinsen und sich den Hals heben lies, redete Ray weiter. „Eines unserer Ziele ist die Findung Yuris Schwester Riku. Unsre kleine Reise ist beendet wenn wir den Stützpunkt der Prayers erreicht haben. Unser Ziel ist Yuri den gelben Engeln und der Welt vorzustellen.“ „Warte, warte!“ gestikulierte Yuri. „Wenn ihr mich der gesamten Welt vorstellt, werden auch Vampire von mir wissen.“ Ohne Verständnis und auf weitere Worte wartend starrten die drei Yuri an. „Wenn die bösen Vampire wissen wer ich bin werden die mich töten wollen. Keil wird es auf mich ansetzen.“ Zirou schaute Ray ernst an.
 

„Du hast recht, wir müssen der gesamten Welt von ihr berichten.“ Yuri funkelte sie sauer an. „Krallen schärfen, Zirou.“ Meinte Shiva und packte Yuri an der Schulter. „Yuri, wenn es soweit ist und die Welt von dir weiß, werden alle Guten dich beschützen wollen weil du ihre einzige Chance darstellst zu siegen.“ Yuri schaute sie etwas betroffen an. „Aber könnte es da nicht zu einem Krieg kommen?“

Diesmal sagte keiner etwas. Shiva schaute auf Ray, ob der eine Antwort parat hatte. Da dieser sich extrem beobachtet fühlte sagte er schließlich etwas. „Dann bringen wir dich dorthin. Du wirst trainieren und stark werden. Du bist nun mal die Chance gegen Keil zu siegen.“ Bereitwillig nickte Yuri und ohne weitere umschweife gingen die Vier aus dem riesigen Tor ins Freie.
 

Die Vier gingen die meiste Zeit schweigend bis es Yuri war, die die Stille unterbrach. „Mir kommt das alles vor wie ein riesiger Alptraum.“ Meinte sie kurz angebunden, um nicht verängstigt zu klingen. „Das du die Trist bist?“ fragte Ray. „Nein.“ Yuri schüttelte den Kopf. „Wisst ihr. Heute morgen habe ich geträumt das dies alles nicht echt ist. Das es keine Vampire gibt und das ich ganz normal als normaler Mensch in einer normalen Welt leben kann. Das ich keine Angst haben muss zu sterben, das Riku und meine Eltern da sind...“ Die anderen waren still. Zirou lief distanziert von der Gruppe zwei Meter nebenher, jedoch hörte sie alles. „Wird es jemals wieder friedlich sein?“ „Schwer zu sagen. Ich glaube allerdings das auch Keil irgendwann einmal besiegt wird und ich an der Seite der großen Trist Wein trinken und Trauben essen werde.“
 

„Schleimerin.“ Yuri knuffte Shiva in die Seite. Zwar verstand Yuri diese Frau nicht so ganz, doch sie spürte eine unidentifizierbare Nähe zu ihr, als würde sie sie schon ewig kennen. „Liegt daran das ich dich inzwischen ziemlich gut kenne.“ Yuri schreckte auf. „Ich muss in deiner Gegenwart aufhören zu denken, was?“ Shiva schüttelte den Kopf. „Du bist ein interessanter Mensch.“ Sie schaute Yuri an.

„Mehr oder weniger...“ kurz hustete sie während Ray sie mit hochgezogener Braue anschaute. „Hör nicht auf zu denken. Du denkst so viel an Riku, so viel, das man spürt wie sie dir fehlt und du sie liebst. Wenn du weiterdenkst bleibst du menschlich, weil du allein durch deine Gedanken schon liebst.“ Shivas Worte berührten Yuri. Sie bekam leicht glasige Augen und sah sie bewundernd an.

„Und du, bist du auch noch menschlich?“ fragte Yuri Shiva. „Tja... Meine Menschlichkeit ist schwer zu bewahren. Wen soll ich schon lieben... die da?“ Sie zeigte mit dem Zeigefinger auf Ray und Zirou. Die beiden ignorierten ihre Bemerkung. Zirou wäre sie sowieso egal. „Nein, der verschwommene Gedanke an meine Familie, die ich mit 12 verlor hält mich. Jeder Vampir in unsrer Sippe liebt. Ein unmenschlicher Vampir kann nicht zu den Guten gehören.“ Yuri erhaschte einen kleinen Blick auf Zirou und Ray, der Shiva nicht entging, sie sagte nichts. „Im Endeffekt... wollen sowieso alle nur träumen.“ Mit einem unglücklichen Lächeln ergriff Yuri Shivas Hand. Ja. Anscheinend wollen eigentlich alle nur träumen.



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