Zum Inhalt der Seite

Mein Tischnachbar ist ein Idiot!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Falsch gedacht, schon am nächstens Tag war Johannes‘ erster Gedanke, dass er heute Tobi wiedersehen würde und sofort versuchte er alles möglich, um sich einzureden, krank zu sein. Immerhin hatte er gestern ein bisschen Nieselregen abbekommen, davon konnte man sich schwer erkälten und deshalb musste er im Bett bleiben, eindeutig.

Dumm nur, dass seine Mutter das ganz anders sah und ihn schließlich entnervt aus den Federn warf, weil sie der festen Meinung war, Faulheit sei noch lange kein Grund zum Schwänzen. Das hatte Johannes natürlich so nicht gemeint, aber sie kannte ja nicht den offiziellen Anlass für seine schauspielerische Einlage. War auch besser für sie, sonst wollte sie sich vielleicht wieder bei Tobis Mutter beschweren, allerdings für Taten auf einer etwas anderen Ebene.

„Nimm dir doch ein Beispiel an deinem Bruder“, erzählte Frau Sander ihrem Sohn, als sie am Küchentisch saßen und Johannes weiter versuchte, seine ‚Ich bin krank, ich bleib zuhause’ Nummer durchzuziehen. Erfolg mangelhaft. „Er ist schon vor einer Viertelstunde losgegangen, während du dieses Theater veranstaltet hast.“

„Komisch, vor ein paar Wochen sollte sich Kevin immer an mir ein Beispiel nehmen, weil ich ja nie vorm Fernseher sitze und mich so oft mit anderen Menschen treffe“, brummte Johannes, kämpfte mit der Butter auf seinem Toast und wunderte sich über das wechselhaften Vorbildgequake von Erwachsenen. Wenn er und Kevin nun zusammen eine Bank ausrauben würden und Vera ihnen dabei half, an wem sollten sie sich dann ein Beispiel nehmen? An der Nachbarskatze? Oder dem Kleinkind vom Haus schräg gegenüber mit der geschmacklosen himmelblauen Wandfarbe? Alles nicht das Wahre.

„Ja, aber seit neustem...“

„Seit vorgestern“, unterbrach Johannes sie schnell.

„...hat sich das zum Glück geändert.“ Sie wirkte richtig stolz, als habe Kevin sein Suchtverhalten für immer besiegt. Eigentlich sollte sie lieber abwarten, wer wusste, was als nächstes kam. Vielleicht entdeckte er die das Playmobil neu für sich und machte dann den ganzen Tag nichts anderes, als diese kleinen Plastikfigürchen in der Gegend aufzustellen und sich tierisch aufzuregen, wenn jemand es wagte, sie auch nur einen Zentimeter zu verrücken.

Nein, diesen Gedanken wollte Johannes gar nicht weiterführen, sonst starb er möglicherweise durch eine ungesunde Mischung aus Essen im Mund und Lachanfall.

„Los, beeil dich, in zwanzig Minuten musst du in der Schule sein“, drängte ihn seine Mutter, klaute ihn unfreundlicherweise den Teller, um ihn klarzumachen, seinen Toast schneller zu essen und schob ihn einfach in den Flur.

Cool, nun hatte er die Lizenz zum Boden vollkrümeln. Das wollte er immer schon mal tun. Aber weil er bis vor kurzer Zeit so ein perfekter Sohn gewesen war – haha, guter Witz! – verhielt er sich so weit es ging anständig, aß sein Frühstück im Stehen fertig, zog sich an, flutete das Bad und schlurfte wie die Weinbergschnecke vom Dienst Richtung Schule, natürlich nur mit einem Gedanken.

Oder auch zwei.

Erstens: Tobi war da! Und zweitens: Wie sollte er das alles überleben?

Hoffentlich erwähnte Herr Unsensibel ihr chaotisches Treffen mit den bleibenden Folgen – und Schäden – nicht vor der ganzen Klasse und vor allem nicht in allen Einzelheiten, sonst würde er sein Versprechen, bald auszuwandern, doch in die Tat umsetzen. Egal, ob seine Eltern dafür oder dagegen waren, allein konnte er das leider nicht.

Als einer der letzten betrat er den Saal, in dem sie gleich Unterricht hatten und stellte fest, dass weder Tanja noch Tobi anwesend waren, um ihn zu begrüßen. Obwohl bei einem der beiden ihm das ganz recht war; wen er damit meinte, sollte allgemein bekannt sein.

Leicht verwirrt packte er seine Schulsachen aus, schaute sich noch einmal prüfend um, damit er niemanden übersehen hatten – obwohl das eher unwahrscheinlich war, die beiden nicht zu bemerken musste man erst einmal schaffen – und wartete, dass etwas passierte. Immerhin war heute nicht ohne Grund Montag, in zwei Tagen, in denen man seine Klasse nicht gesehen hatte, konnte sehr viel geschehen.

Und wenn es nur ein fehlgeschlagener Frisörbesuch gewesen war.

Gerade, als er die Suche aufgegeben hatte und sich aus Langweile seinem Englischbuch widmete, indem er es mit einer kleinen Kostprobe seines unverkennbaren künstlerischen Maltalents verschönerte – zwei mickrigen Strichmännchen auf einer einsame Insel – tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter und flüsterte ihm zum Glück sehr leise ins Ohr: Und? Hast du jetzt dein Leben als einfacher Hetero an den Nagel gehängt oder musste der nächste Psychologe bei euch vorbeikommen?“

„Tobi, halt die Klappe“, zischte Johannes gedämpft zurück, damit die anderen nicht sofort auf sie aufmerksam und ihre interessanten Stories vom Wochenende nicht durch ihr Intellektuellengespräch – nach dem Motto ’Du stehst auf mich, gibs zu’ – unterbrochen wurden. Es sollte wirklich höchstens 1% der Klasse wissen, dass Tobi mal wieder sich an anderen Menschen vergriffen hatte und dieser Prozentteil wanderte wahrscheinlich irgendwo draußen auf den Schulfluren herum oder lag krank im Bett. Leider wusste er ja nicht, wo sich Tanja im Moment befand.

„Wieso denn? So schrecklich kann es ja nicht gewesen sein, sonst hätte deine liebe Mama wieder bei uns angerufen“, stichelte Tobi böse grinsend, um auf irgendeine Weise Johannes aus der Reserve zu locken.

„Idiot.“ Er war alt genug, um sich nicht ständig von seiner Mutter –wahlweise Tanja oder anderen weiblichen Geschöpfen – beschützen zu lassen, checkte das Nervi nicht? Sollte er es sich auf sein T-Shirt drucken oder als Plakat an die Wand hängen? „Das Eine hat mit dem Anderen gar nichts zu tun.“

„Naja, denkst du.“ Das Grinsen auf Tobis Gesicht wandelte sich inzwischen von fies zu zweideutig und zur reinen Provokation strichen seine Finger im Bereich von Johannes’ T-Shirtkragen extra langsam auf und ab. „Beschwer dich wenigstens mal, damit man auch merkt, dass du es nicht magst.“

„Ich kann etwas auch nicht mögen, ohne es durch die Weltgeschichte zu schreien oder es mir auf die Stirn zu kleben“, erwiderte Johannes schnell und versuchte mit etwas merkwürdigem Herumgewackel, Tobi von seinem Nacken zu vertreiben, doch da Täterlein die ganze Angelegenheit zu lustig um aufzuhören fand – er mochte es ja sowieso, andere Jungs zu befummeln -, musste er drastischere Maßnahmen ergreifen:

Mit einem eher vermuteten als gezielten Schlag traf er Tobis vorwitzige Finger und verjagte diese somit. Nur hatte er es geschafft, so fest zuzuhauen, dass derjenige, der sonst eher austeilte, ihm ein paar unfreundliche Ausdrücke an den Kopf warf und die ganze Klasse ihren Gesprächsstoff vernachlässigte und sie äußerst überrascht anstarrte. Toll.

„Danke Tobi, unauffälliger gings nicht mehr.“

„Du bist hier nicht das Opfer, sondern ich.“ Ausnahmsweise, kam nicht allzu oft vor. „Also halt die Klappe und tu so, als wäre nichts.“ Endlich zog er auch seine Hand, die noch auf Johannes’ Hals geruht hatte und sicher der Auslöser für die Blicke ihrer Mitschüler gewesen war, zurück, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und betrachtete gespielt traumatisiert seine Fingerkuppen. „Wie oft eigentlich noch? Sag, wenn du was nicht willst, sonst mach ich einfach weiter. Ist nämlich lustig, deine Reaktionen zu beobachten. Man könnte echt Wetten damit abschließen, wie du auf was reagierst.“

„Du nervst.“ Allerdings konnte er schlecht über etwas aufregen, was er eigentlich gar nicht so schlimm fand.

Nur musste das nicht unbedingt in der Öffentlichkeit sein.

Und lieber wäre es ihm, es käme nicht von Tobi, dann müsste er sich nämlich weniger Gedanken deswegen machen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Olschi
2009-04-28T19:17:26+00:00 28.04.2009 21:17
mein herz bleibt stehenXD Am ende des kapis hats ja so richtig geknistert!! Ojojoj... Hab den Kapitel auch mega gemochtX3
Das mit den Eltern und den Vorbildern stimmt. Solange man ihnen einmal nicht gehorcht oder rumzickt ist man das böseste Kind von allen.
Aber he, Johannes' Reaktionen sind ja wirklich interessant. Kann Tobi verstehen. Dieser scheint übrigens seit langem mal gute Laune zu haben. Na woran das wohl liegt?

Von: abgemeldet
2009-04-24T15:23:38+00:00 24.04.2009 17:23
hey, cooles kapi
jaja, tobi kanns nicht lassen *fg*
und jo stört das nicht richtig? oha^^ noch ein fortschritt *g*
echt geil^^
und in meiner vermutung fühl ich mich immer mehr bstätigt^^
bin jedenfalls schon sehr gespannt wie es weiter geht^^

LG Phoenix
Von:  Laniechan
2009-04-22T19:59:28+00:00 22.04.2009 21:59
yay! es geht weiter! *freu* Tobi + Jo die beiden gehören zusammen und wennes Jo jetzt schon nicht mehr so richtig stört....

schreib schnell weiter, diese spannung ist ja nicht auszuhalten ^^

lg laniechan

Von:  Bartimaeus
2009-04-22T19:35:12+00:00 22.04.2009 21:35
huiii x3 cooles kappi, schade dass es so kurz ist XDD aber trotzdem x3
ein paar rechtschreibfehler sind drin, aber das ist nicht weiter tragisch XDD
na tobi istaber auch ein gemeiner kerl, immer am provozieren, wa? XD Armer jojo XDDD na mal sehen was noch so alles passiert, ob die beiden wohl je zusammen kommen? XD die beiden sind wie tag und nacht, aber wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich an :)
lg, barti~


Zurück