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Porcelain – Das Mädchen hinter der Glasscheibe

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One Shot

Dunkelheit.

Alles um ihn herum war finster. Erschreckend und endlos finster.

Von weit her drangen Stimmen an sein Ohr, doch er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Wollten sie etwas von ihm? Sprachen sie überhaupt seine Sprache? Alles schien so weit weg, unendlich weit weg. Doch mit jedem Atemzug wurde es heller. Mit jedem Atemzug wurden die Stimmen lauter. Es schien fast so, als würden sie ihn zu sich rufen. Er wollte antworten, doch etwas hielt ihn davon ab. Wo war er nur? Warum konnte er nichts sehen? Woher kamen nur all diese Stimmen?

Er kniff seine Augen fest zusammen. Hatte er geschlafen? War das alles nur ein Traum gewesen? Musste er einfach nur seine Augen öffnen und dann wäre alles wieder normal?

Er versuchte zu blinzeln, doch grelles Licht brannte in seinen Augen.

„Er wacht auf.“

Eine tiefe, männliche Stimme hallte an seinem Ohr wieder. Was geschah hier nur um ihn herum? Obwohl er nichts sehen konnte, spürte er deutlich die Hektik. Doch er konnte sich nichts daraus zusammenreimen. Er wusste einfach nicht was passiert war. Noch einmal versuchte er seine Augen zu öffnen. Ganz langsam, Stück für Stück, so dass er sich an die Helligkeit im Raum gewöhnen konnte.

„Macht sofort das Licht aus.“

Schon wieder diese tiefe Stimme. Sie hörte sich angenehm an und obwohl sie hektisch klang, strahlte sie dennoch etwas Beruhigendes aus.

Plötzlich wurde das Licht gedämmt und seine Augen hatten es somit leichter. Nach wenigen Versuchen schaffte er es sogar sie für einige Sekunden offen zu halten. Nur einen kleinen Spalt, doch schon alleine das strengte ihn an.

„Junge, bist du okay? Versuch etwas zu sagen.“

Ein drittes Mal meldete sich die Stimme zu Wort. Endlich konnte er erkennen, von wem sie stammte. Durch die Dunkelheit und die Schwäche seiner Augen konnte er nur Umrisse erkennen, doch sie gehörten eindeutig zu einem älteren Mann, der sich soeben zu ihm herunter gebeugt hatte und mit einem hellen Licht mitten in sein Auge leuchtete. Es tat weh und er kniff sie wieder fest zusammen. Der Mann ließ von ihm ab.

Ob er okay war? Woher sollte er das wissen? Es fühlte sich alles so leer an. Und schwer. Aber er hatte keine Schmerzen, also war wohl alles mit ihm in Ordnung. Er versuchte zu nicken, doch es gelang ihm nicht. Sein Kopf wirkte so schwer, viel schwerer als sonst. Er ließ sich einfach nicht bewegen.

Er wollte etwas sagen, doch seine Stimme versagte. Sein Hals tat weh. Unglaublich weh. Er versuchte zu schlucken.

„Ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Gib dir etwas Zeit.“

Wer war nur dieser Mann, zu dem die Stimme gehörte? Doch langsam gewöhnten sich seine Augen an das Bisschen Licht im Raum und er konnte einen weißen Umhang erkennen. Ein Arzt?

„Los, dreht das Licht wieder an.“

Nein, kein Licht. Bitte kein Licht.

Doch zu seiner Verwunderung taten ihm die Augen gar nicht mehr so weh. Sie wirkten jetzt leichter. Dennoch kniff er sie nach wenigen Sekunden zusammen. Was war nur los? Warum sagte ihm denn keiner, was passiert war?!

Die wenigen Augenblicke, die er seine Augen offen halten konnte, versuchte er so viel wie möglich zu erkennen. Doch das grelle Neonlicht tat weh, es blendete ihn viel zu sehr. Die Gesichter der Menschen um ihn herum wurden immer deutlicher und ihre Konturen klarer.

Noch einmal versuchte er etwas zu sagen.

„Wo bin ich?“, diese Worte kamen fast lautlos über seine Lippen, doch sichtlich schien der Mann zu verstehen.

„Du bist im Krankenhaus. Es gab einen schweren Unfall und du bist zwei Wochen lang im Koma gelegen. Deine motorischen Fähigkeiten werden wohl erst langsam wieder zu ihrer normalen Funktionalität finden. Du hattest einige innere Verletzungen, doch wir konnten alle Blutungen stoppen. Dein linkes Bein ist gebrochen und deine Rippen sind immer noch nicht ganz verheilt. Aber du wirst keine bleibenden Schäden davontragen.“

...

Er lag also im Krankenhaus. Er war verletzt. Aber nicht in Gefahr.

Dann war dieser Mann wohl tatsächlich ein Arzt.

„Kannst du uns deinen Namen nennen?“

Noch ein paar Mal blinzelte der Patient, doch dann schafften er es seine müden Augen offen zu halten. Er sah den Arzt an. Sein Gesicht war freundlich. Er hatte einen weißen Bart und einige Falten, doch die ließen ihn nur sympathischer wirken.

„Naruto Uzumaki.“, flüsterte er leise und war froh, dass seine Stimme dieses Mal nicht versagte.

„Sehr schön. Weißt du was passiert ist?“

Was passiert war? Er lag im Krankenhaus. Und davor? Er war am Weg von der Schule nach Hause gewesen. Sasuke hatte sich noch über ihn lustig gemacht. Aber Naruto wusste nicht mehr warum. Und dann, dann...

Leere.

Er schüttelte den Kopf.

Da war nichts mehr. Keine Erinnerungen. Als wären diese Stunden ausgelöscht worden.

Naruto sah sich um. Zu seiner Rechten standen der Arzt und zu seiner Linken zwei Krankenschwestern. Beide lächelten freundlich auf ihn herab. Der Raum selbst war klein und voller Geräte. Geräte, die der Uzumaki noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Wozu sie wohl gut waren?

„Das ist Schwester Hitomi.“, er deutete auf die jüngere der beiden Krankenschwestern. „Sie wird alle zwei Stunden einmal nach dir sehen und sich von heute an um dich kümmern. Ich werde später noch einmal kommen. Ruhe dich in der Zwischenzeit aus. Deine Freunde kommen jeden Tag nach der Schule her und sehen nach dir. Sie werden wohl in zwei, drei Stunden hier sein. Wir lassen sie verständigen, dass es dir gut geht und dass du aufgewacht bist.“, und mit diesen Worten verabschiedete sich der Arzt, gab Schwester Hitomi noch ein paar Anweisungen und verließ dann mit der anderen Krankenschwester den Raum.

„Schwester, was ist passiert?“, Naruto wollte es wissen. Es konnten doch nicht einfach alle gehen, ohne ihm eine Antwort zu geben.

Die brünette Krankenschwester lächelte ihn an.

„Du kannst mich Hitomi nennen.“, bot sie ihm an und spritze dem Uzumaki eine Flüssigkeit durch den Zugang an seinem Oberarm. „Das sorgt nur dafür, dass du keine Schmerzen hast.“, klärte sie ihn auf, als sie Narutos verwunderten Blick sah.

„Was ist passiert, Hitomi-san.“, wiederholte er seine Frage.

Die junge Schwester seufzte.

„Du warst am Weg von der Schule nach Hause. Deine Freunde Sasuke und Sakura haben dich bis zu einer Kreuzung begleitet. So wie es aussieht hast du dich noch einmal umgedreht und ihnen zugewinkt, warst aber schon mitten auf der Straße. Du kannst dir keinen Vorwurf machen. Es war Grün und du befandest dich auf einem Fußgängerübergang. Ein Auto bog um die Ecke. Es fuhr viel zu schnell und hatte wohl die rote Ampel übersehen. Der Fahrer hat versucht auszuweichen, dich aber doch einige Meter mitgeschleift. Anschließend hat sich das Fahrzeug überschlagen. Von den vier Insassen hat nur einer überlebt. Deine Freunde haben die Rettung gerufen. Du selbst bist mit starken Blutungen, geprellten Rippen, einer Kopfverletzung und einem Knochenbruch ins Krankenhaus eingeliefert worden. Die Verletzung an deinem Kopf war Schuld, dass du die letzten beiden Wochen im Koma gelegen bist. Doch so hatte dein Körper die Chance, sich zu erholen. Doktor Yamamoto hat angewiesen, dass du die nächsten zwei Tage noch im Bett bleibst, dann werden wir beide zusammen versuchen, dich wieder mobil zu bekommen.“, sie lächelte ihn an und versuchte nicht allzu mitleidig auszusehen.

Ein Autounfall also...

Naruto seufzte, versuchte sich zu der Geschichte Bilder in den Kopf zu rufen, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Nichts. Da war einfach gar nichts.

Nichts außer dieser schmerzenden Leere.

„Doktor Yamamoto ist der Arzt von eben?“, erkundigte sich der Blondschopf leise und war selbst etwas verwundert, dass seine Stimme wieder so gut funktionierte.

„Hai. Er wird sich die nächsten Wochen um dich kümmern.“

„Wochen?“

Der Blick der Schwester wurde ernst: „Hai, Wochen. Du schwebst zwar nicht in Lebensgefahr, aber bis du dich wieder vollständig erholt hast, wird es einige Zeit brauchen. Aber wie lange genau, das liegt alleine an dir. Ich muss jetzt gehen und nach meinen anderen Patienten sehen. Wenn du etwas brauchst, dann drücke nur den Knopf dort.“, sie deutete auf das Gerät, das vor Naruto von der Decke hing. Daran war ein großer, roter Knopf befestigt.

„Ist gut.“, meinte der Uzumaki noch abwesend und richtete seinen Blick dann zum Fenster.

Ein Autounfall. Koma. Mehrere Wochen Krankenhaus.
 

Und er konnte sich nicht erinnern, wie es zu all dem gekommen war...
 

~
 

„Naruto!“

Der Uzumaki zuckte zusammen und spürte zwei Arme, die sich um seinen Nacken geschlungen hatten. Bis eben hatte er noch geschlafen. Es dauerte also wenige Augenblicke, bis er realisierte, was da gerade passiert war. Er erkannte einen rosa Haarschopf.

„Sakura-chan.“, flüsterte er weich. Die junge Frau löste sich etwas von ihm und schenkte dem jungen Mann einen finsteren Blick.

„Du Baka, wie kannst du mir so etwas antun?! Du kannst doch nicht einfach vor ein Auto rennen und dich dann mitschleifen lassen. Und schon gar nicht darfst du einfach so ohne meine Erlaubnis ins Koma fallen. Das...das...“, ihre Stimme wurde von Wort zu Wort weicher und nun blickten ihre zwei grünen, wässrigen Augen in die blauen von dem Patienten. „Mach so etwas nie wieder.“, und erneut schlang sie ihre Arme um seinen Hals.

„Beruhig dich doch. Mir geht es gut.“, es war gar nicht so einfach, die Arme um ihren Körper zu legen und über ihren Rücken zu streicheln. Die Schläuche und die Schmerzen hinderten ihn daran. Doch mit etwas Überwindung gelang es dem Blondschopf und er konnte seine Freundin leicht an sich drücken.

Erst jetzt fiel sein Blick auf den zweiten Anwesenden im Raum.

„Teme.“, flüsterte er leise.

„Dobe.“, kam es nur knapp zurück. „Schön, dass es dir gut geht.“, und ohne noch etwas zu sagen, verließ der Uchiha wieder den Raum.

Naruto sah verwundert zu Sakura.

„Was ist denn mit dem los?“, er selbst konnte sich an keinen Streit zwischen ihm und seinem besten Freund erinnern.

Sakura setzte sich auf die Bettkante und sah traurig zu Naruto.

„Na was wohl. Er hat sich die letzten zwei Wochen wahnsinnige Sorgen um dich gemacht. Wir wussten doch nicht, ob du wieder aufwachen würdest. Er tut zwar immer so cool, aber das hat ihm ganz schön zugesetzt. Nicht einmal mir ist es gelungen, ihn aufzumuntern. Er ist jetzt sicher unglaublich erleichtert und du kennst doch Sasuke, das will er nicht zeigen. Gib ihm einfach etwas Zeit. Er beruhigt sich schon wieder.“, Sakura nickte zuversichtlich.

„Es tut mir leid.“, meinte der Uzumaki bedrückt und senkte seinen Kopf.

„Was denn?“, die Haruno schien verwirrt.

„Ich habe euch allen Sorgen bereitet. Das wollte ich nicht.“, wenn selbst Sasuke so drauf war, dann musste das wirklich schlimm gewesen sein.

„Baka.“, meinte die Rosahaarige nur und stand dann auf. Sie öffnete das Fenster, lockerte die Decke, sorgte dafür, dass die Blumen in der Vase frisches Wasser bekamen und ignorierte Naruto gekonnt.

Der Uzumaki sah seiner besten Freundin einfach nur zu, wagte es gar nicht erst etwas zu sagen. Es tat so gut, sie nach all diesen Wochen wieder zu sehen. Selbst wenn er keinen der Tage mitbekommen hatte, Sakura und Sasuke hatten ihm auf eine unerklärliche Art und Weise trotzdem gefehlt. Ohne Sakura wäre er aufgeschmissen gewesen. Seit über einem Jahr wohnte er nun schon alleine in einem kleinen Appartement. Damals war er einfach nur hilflos gewesen. Er konnte nicht kochen, nicht bügeln, wusste nicht wie man Wäsche wusch, simpel, er hatte eine Ahnung von gar nichts. Doch sie und Sasuke waren fast jeden Tag bei ihm gewesen. Er hatte gelernt, nach und nach. Und Sakura, die hatte sich liebevoll um ihn gekümmert. So war es schon immer gewesen.

„Danke, Sakura-chan.“, Naruto war wirklich erleichtert, dass sie hier war.

„Ach was, dafür sind Freunde doch da. Schöne Grüße von den anderen. Der Arzt meinte nur, es sollen dich nie mehr als zwei auf einmal besuchen kommen. Zumindest vorerst nicht. Deswegen werden wir uns aufteilen. Nach der Schule kommen immer Sasuke und ich vorbei. Und abends dann die anderen. Heute sind Kiba und Ino an der Reihe. Kiba wird dir etwas Leckeres von seiner Mutter zu Essen mitbringen und Ino frische Blumen aus dem Laden ihrer Eltern. Du wirst also gut umsorgt. Mach dir keinen Kopf. Sasuke und ich bringen dir morgen deine Post und ich kümmere mich schon seit Tagen um deine heißgeliebten Pflanzen. Die Heizung habe ich abdrehen lassen, dann zahlst du nicht so viel. Und der Kühlschrank ist auch abgedreht. Alle verderblichen Produkte habe ich zu mir und Sasuke in die Wohnung geholt. Wir werden sie dir natürlich ersetzen. Übermorgen kommt der Rauchfangkehrer zu euch. Sasuke wird sich darum kümmern...“, Sakura ratterte eine Information nach der anderen ab.

Naruto griff unbewusst nach ihrer Hand.

„Danke.“, flüsterte er noch einmal. Wie immer dachte sie einfach an alles. Was würde er nur ohne seiner besten Freundin machen? Sie war wie eine kleine Schwester für ihn. Dennoch war es Sakura die auf ihn Acht gab und nicht umgekehrt, wie es der Fall sein sollte.

„Wie schon gesagt, das ist doch unsere Aufgabe. Du kannst froh sein, dass wir am Anfang vom Schuljahr sind. Du hast noch nicht viel verpasst. Aber wir teilen uns alles auf und schreiben für dich mit. Ich bringe dir in ein paar Tagen die ersten Unterlagen mit. Und dann gebe ich dir Nachhilfe. Immerhin ist es unser Abschlussjahr und wir wollen doch nicht, dass du deinen Abschluss nicht schaffst. Ino war so lieb und hat mit allen Lehrern gesprochen. Wenn du die versäumten Tests nachmachst, dann wird es für dich keine weiteren Konsequenzen haben, obwohl deine erlaubte Fehlstundenzahl sicher überschritten wird. Aber alle haben Nachsicht. Sogar Tsunade-sensei war bestürzt, als sie von dem Unfall gehört hat. Glaub mir, alle wollen, dass es dir so schnell wie möglich wieder besser geht. Werde einfach wieder gesund, damit dankst du uns am meisten.“, Sakura lächelte aufmunternd.

„So, ich suche jetzt einen Arzt und werde mich erkundigen, wie genau es mit dir weiter geht. Und dann muss ich nach Hause, damit ich mich um alles weitere kümmern kann. Wer auch immer morgen Abend kommt, bringt dir dann Kleidung und alles, was du sonst noch so brauchst. Unterschreibe bitte so bald wie möglich die Erlaubnis, dass ich deine Wertgegenstände an mich nehmen darf. Sonst gehen sie hier im Krankenhaus noch verloren. Brauchst du sonst noch etwas?“

Naruto lächelte. Wie schaffte sie das nur? Selbst in einer Situation wie dieser, dachte sie wirklich absolut an alles, behielt den Überblick und war richtig tough. Sie ließ sich nie unterkriegen.

„Nein, wie immer hast du an alles gedacht.“, er verneinte ihre Frage und hatte einen weichen Unterton in der Stimme. Das war nun einmal seine Sakura-chan. Immer für ihn da.

„Einer von uns muss es ja tun. Wir sehen uns dann morgen wieder. Pass solange auf dich auf.“, sie hauchte ihm noch einen Kuss auf die Wange und verließ dann das Zimmer.

Draußen angekommen lehnte sie sich kurz gegen die geschlossene Tür, schloss ihre Augen und atmete erleichtert durch. Eine einzelne Träne lief über ihre Wange. Leicht unbeholfen sah sie nach oben und flüsterte: „Danke, dass es ihm gut geht.“
 

~
 

Gegen Abend wartete der Uzumaki schon ungeduldig auf seinen Besuch. Er hasse es alleine zu sein. Immer wenn er alleine war, versuchte er sich krampfhaft an das zu erinnern, was geschehen war. Doch es gelang ihm einfach nicht. Über diese paar Stunden lag ein schwarzer Schleier, der alles verdeckte. Und das machte ihn fertig.

Die Schmerzen waren erträglich. Sein Bein war gestützt und er konnte es nicht bewegen und wenn er ruhig liegen blieb, dann spürte er nicht einmal seine angeknacksten Rippen. Nein, die körperlichen Schmerzen nahmen ihn nicht sonderlich mit, die Tatsache, dass er sich einfach nicht mehr erinnern konnte, jedoch schon.

Es klopfte an der Tür.

Endlich! Sein Gesichtsausdruck erhellte sich.

Doch noch bevor er Herein sagen konnte stand...Sasuke in seinem Zimmer.

„Was machst du denn hier?“, meinte der Uzumaki überrascht. Heute Mittag hatte er sich nicht mehr blicken lassen, war nach dem einen Satz einfach verschwunden. Und jetzt?

Stand er mit Blumen und Kuchen in der Hand vor ihm.

„Wirklich nette Geste.“, scherzte der Blonde und grinste. „Ich hätte mir nie gedacht, dass ich von dir einmal Blumen bekommen würde. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Wir wollen doch nicht, dass Sakura-chan eifersüchtig wird. Ich würde alles darauf verwetten, dass du ihr noch nie welche geschenkt hast.“

„Halt die Klappe. Oder ich breche dir gleich auch noch das andere Bein.“, knurrte der Uchiha unfreundlich. „Die Blumen sind von Inos Familie und der Kuchen von Kibas Mutter. Allerdings weiß ich nicht, ob du ihn essen darfst. Sakura hat mir Anweisungen gegeben ihn kühl zu stellen, bis sie mit dem entsprechenden Arzt gesprochen hatte.“

Naruto brummte. Manchmal dachte Sakura halt an zu viel.

„Hm, ich dachte Ino und Kiba kommen. Warum bist du hier?“

Schwester Hitomi hatte dem Blondschopf heute Nachmittag einige Kissen gebracht. So konnte er aufrecht im Bett sitzen. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn er den ganzen Tag liegen sollte und zulassen musste, dass Leute wie Sasuke Uchiha ihn von oben herab anlächelten.

„Zufall.“, kam es nur knapp zurück. Sofern man es Zufall nennen konnte, dass er Ino und Kiba vor dem Krankenhaus aufgelauert war, ihnen Kuchen und Blumen entrissen hatte und sie freundlich darauf hingewiesen hatte wieder zu gehen. Aber egal. „Du schaust ja schon fast besser aus als heute Mittag. Deine Augenringe sind kleiner geworden. Benutzt du Make-up?“

„Ich freue mich auch dich zu sehen.“, keine 24 Stunden wach und schon trieb ihn sein bester Freund wieder in den Wahnsinn. Tja, manche Dinge können sich selbst durch so einen Unfall nicht ändern.

Kuchen und Blumen waren schnell vergessen.

Naruto saß, Sasuke stand, sie schwiegen sich an und versuchten sich nicht anzusehen.

„Alles okay bei dir?“, fragte der Uchiha beiläufig. Man konnte sich ja noch erkundigen. Immerhin war sein bester Freund zwei Wochen im Koma gelegen.

Naruto seufzte. „Ich kann mich an nichts mehr erinnern.“, und das machte ihn fertig.

Sasuke nickte. „Sei froh.“

„Bin ich aber nicht.“, knurrte der Uzumaki zurück. Sasuke hatte doch keine Ahnung wie das war.

„Solltest du aber.“, kam es genauso unfreundlich retour.

„Warum?“, diese schlaue Aussage musste er ihm jetzt erklären.

Sasuke schnaubte.

„Weil Sakura und ich gesehen haben, wie du quer über die Straße geschliffen worden bist, wie dein Kopf unsanft auf den Beton aufgeschlagen hat, sich anschließend dein Blut quer über dem Asphalt ausgebreitet hat und du regungslos liegen geblieben bist. Und selbst wenn wir die Insaßen des Autos nicht gekannt haben, so war es nicht gerade förderlich für unser Befinden, drei Menschen sterben zu sehen.“, und obwohl er immer cool war und über allem stand, so hatte ihn dieser Anblick zugesetzt. „Sakura war nachher so fertig. Sie hat zwei Tage nur durch geweint. Und immerhin wohne ich mit ihr zusammen. Du machst selbst im Koma nur Probleme!“

„Ah, jetzt ist das alles meine Schuld?“, Naruto wollte nicht so unfreundlich sein. Er konnte sich denken, wie schlimm das für seine Freunde gewesen sein musste. Vielleicht war es doch gut, dass er sich nicht mehr erinnerte.

„Das habe ich nie gesagt.“, konterte der Uchiha, stellte Blumen und Kuchen endlich beiseite und kam näher an das Bett heran. „Alles was ich sage ist, dass es Menschen gibt die diesen Anblick vergessen wollen.“, so, das hieß ja nicht, dass er selbst auch einer davon war. Er sprach hier ganz alleine von Sakura!

Naruto schwieg.

„Danke, Sasuke.“, ja es war vielleicht merkwürdig, aber er empfand es für wichtig, sich bei allen einzeln zu entschuldigen und zu bedanken.

„Wofür?“, der Schwarzhaarige hob skeptisch eine Augenbraue.

„Du bist doch sonst immer so klug, tu nicht so, als würdest du es nicht wissen.“, warum musste ihn dieser Mann auch immer so wütend machen?!

„Ach, vielleicht weiß ich es ja doch nicht.“, reizte der Uchiha seinen Freund.

Naruto seufzte.

„Dafür, dass du dich um Sakura gekümmert hast, dafür, dass du so viel regelst und dafür...dass du mir wohl das Leben gerettet hast.“, jetzt wurde sein Blick fast schon traurig. „Die Ärzte haben es mir gesagt. Du hast die Rettung gerufen, weil Sakura einen Schock hatte. Hättest du es nicht getan, hättest du nur wenige Minuten länger gewartet, dann wäre ich verblutet.“, zumindest hatte Schwester Hitomi das heute Nachmittag so ausgelegt. Und er konnte nicht mehr tun, als einfach zu glauben, was ihm gesagt wurde.

„Ich hätte dich ja wohl kaum sterben lassen können.“, Sasuke verdrehte die Augen. Gut, vielleicht sollte er etwas mehr Rücksicht nehmen. „Hm, Hauptsache dir geht es wieder gut.“, so das waren die nettesten Worten gewesen, die er tief in sich finden hatte können. Mehr konnte hier keiner von ihm verlangen. Selbst Sakura nicht.

„Ja, du hast wohl Recht.“, Naruto seufzte erneut. Das alles war so komisch, so frisch und irgendwie unwirklich. „Hm, wie geht es ihr wirklich?“, der Blonde konnte sich denken, dass Sakura nicht ganz so tough war, wie sie getan hatte.

Sasuke verstand sofort.

„Die ersten beiden Tage ist sie rund um die Uhr weinend an deinem Bett gesessen und nicht von deiner Seite gewichen. Die Ärzte haben sie dann aber nach Hause geschickt, wo sie weitere zwei Tage durchgeweint hat. Und ja, dann hat sie angefangen alles zu organisieren, zu planen und sich um alles zu kümmern. Und in dieser Phase ist sie immer noch. Du kennst sie doch. Sie verdrängt das jetzt so lange, bis es ihr gut geht.“

„So ist Sakura eben.“, Naruto bekam ein schlechtes Gewissen. Er kannte diese Phasen bei Sakura schon. Doch bis heute war er noch kein einziges Mal der Auslöser dafür gewesen.

„Sie hat sogar schon Pläne für einen Umbau unserer Wohnung geschmiedet, um dich Tag und Nacht im Auge behalten zu können. Aber keine Sorge, ich habe deinen unfreiwilligen Umzug verhindert.“, der Uchiha lachte nüchtern auf. Das wäre ja noch schlimmer gewesen. Ein bester Freund, der seine Privatsphäre zerstörte.

Naruto grinste.

„Ist wohl besser so. Wir beide unter einem Dach. Das würde schief gehen.“, und wie schief.

„Vor allem würde Sakura sich dann nur noch um dich kümmern.“

„Ah, darum geht es. Du hast Angst, dass der Sex zu kurz kommt.“, na immerhin waren sie schon wieder in der Lage Witze zu machen.

„Du hast mich wie immer durchschaut.“, kam es nüchtern zurück.

Stille. Sie waren zwar die besten Freunde, aber viel zu sagen hatten sie sich noch nie gehabt. Es war einfach eine...spezielle Art der Freundschaft. Sie respektierten sich, sie stritten sich und irgendwie mochten sie sich eben. Keine großen Worte. Es war einfach so.

„Na gut, Dobe. Ich werde dann gehen. Ich denke, ich werde Sakura morgen ins Krankenhaus begleiten. Mal sehen.“, Sasuke drehte sich schon um. „Und mach so eine Scheiße nie wieder.“

Der Uzumaki lächelte. „Ich gebe mein bestes. Tschüss, Teme.“

Und obwohl Naruto immer noch unruhig war, so konnte er wenigstens ein paar Stunden richtig gut schlafen.
 

~
 

„Na, Uzumaki-kun. Bist du bereit?“, Hitomi kam mit einem breiten Grinsen auf den Lippen in sein Zimmer.

Seitdem er aufgewacht war, waren mittlerweile schon vier Tage vergangen. Leider war Doktor Yamamoto mit dem Prozess der Verheilung nicht so wirklich zufrieden. Und so hatte er etwas länger warten müssen, bis er heute endlich seine ersten Schritte tätigen durfte.

„Ich bin immer bereit.“, scherzte Naruto und setzte sich schon ganz von alleine auf. Seinen Rippen ging es nun wieder gut. Doch solange nicht wirklich alle Wunden verheilt waren, konnten ihn die Ärzte nicht gehen lassen. Und vom jetzigen Stand der Dinge waren seine inneren Verletzungen noch nicht so weit.

„Gut, dann versuch deine Beine mal selbstständig aus dem Bett zu bekommen.“, wies ihn die Schwester an.

„Wird gemacht.“, Naruto war überzeugt, dass er es schaffen würde. Vorsichtig griff er nach seinem rechten Bein. Die Muskeln waren zwar schlaff und müde, aber die Knochen heil. Und mit etwas Kraftaufwand gelang es ihm, es aus dem Bett zu heben.

Ha! Voller Erfolg.

Jetzt nur noch das gebrochene Bein. Dann hätte er es geschafft. Doch leider erwies sich die Aufgabe als schwerer als gedacht. Er griff nach seinem Bein, konnte es wegen dem Gips jedoch nur sehr schwer festhalten. Und groß bewegen konnte und durfte er es auch nicht. Dennoch gelang es Naruto letztendlich und beide Beine baumelten von der Bettkante.

Das alles hatte ihn nur so viel Kraft gekostet, dass er sich viel zu müde fühlte, um jetzt noch einen Schritt zu tätigen.

„Na dann wollen wir einmal.“, und schon war Hitomi bei ihrem Patienten und half ihm auf die Beine. Sie stützte den Uzumaki so gut sie konnte, denn von alleine war er nicht in der Lage aufrecht zu stehen.

„Hier, nimm die.“, sie reichte ihm Krücken. Seine Arme waren zum Glück wieder voll einsatzfähig. Vorsichtig versuchte er aufzutreten, wäre aber beinahe weggeknickt. Auf sein Gesicht legte sich ein schmerzverzerrter Ausdruck.

„Hey, nicht so stürmisch. Ganz langsam. Wir müssen dein gesundes Bein so weit bekommen, dass es dein linkes für die nächsten Wochen ersetzt. Wichtig für deine ganze Therapie ist, dass du weder zu viel noch zu wenig von dir verlangst. Aber deine Knochen zu überfordern hat keinen Sinn. Also lerne auf das zu hören, was dir dein Körper sagt. So wirst du am schnellsten wieder zu deiner gewohnten Kondition finden.“, Hitomi versuchte ihm immer wieder nützliche Tipps zu geben. „Für heute werden wir nur hier im Zimmer ein paar Schritte machen. Und nachdem heute Morgen dein Katheter entfernt worden ist, müssen wir dafür sorgen, dass du die Strecke bis zur Toilette alleine schaffst. Dann hast du einen Teil deiner Freiheit wieder.“

„Genau darüber wollte ich schon immer ausführlich mit einer Frau diskutieren.“, scherzte der Blonde und versuchte das schmerzende Gefühl in seinen Beinen zu ignorieren. Schon alleine das selbstständige Stehen tat ihm weh.

„Hey nur nicht frech werden, Kleiner. Sonst sorge ich dafür, dass du ihn wieder bekommst.“

Naruto wusste schon, dass Hitomi es nicht so meinte. Sie beide kamen gut klar. Sie war erst vor kurzem mit ihrer Ausbildung fertig geworden und somit war der Altersunterschied nicht zu groß. Sie konnten über viel reden und in manchen Stunden war sie seine einzige Ablenkung.

„Genau, weil es meinem männlichen Stolz auch gar nichts ausmacht mich über einen Schlauch entleeren zu müssen.“, er seufzte theatralisch.

„Dein männlicher Stolz ist hier fehl am Platz.“, kam es prompt zurück.

„Aja? Wenn mein Stolz verletzt ist, dann ist es mein Ego auch. Dann bin ich traurig und habe keine Energie und Kraft um überhaupt bis zur Toilette zu kommen. Ich brauche meinen männlichen Stolz, um meine Beine wieder auf Fordermann zu bekommen.“, rechtfertigte sich er Uzumaki.

Hitomi ließ ihn los.

„Na dann, beweise mir einmal wie männlich du bist und versuche alleine bis zum WC zu kommen.“, sie verschränkte die Arme und wartete ab.

Naruto sah sie einen Augenblick skeptisch an. „Du glaubst tatsächlich, dass ich es nicht schaffe. Das kann ich doch in deinen Augen sehen.“, jetzt war sein Stolz wirklich unter Beweis zu stellen. Er würde es schaffen, das war doch wirklich...

Schön langsam machte er einen Schritt nach dem anderen. Mit den Krücken umzugehen stellte sich als schwieriger heraus, als gedacht. Doch mit etwas Willen schaffte er auch das. Noch nie waren ihm zehn Schritte so weit vorgekommen, dennoch erreichte er die Türe der Toilette. Triumphierend sah er zu seiner Krankenschwester

„Ich bin beeindruckt.“, gestand Hitomi.

„Tja, unterschätze eben nie einen Mann, der sich in seinem Stolz verletzt fühlt.“, tadelte er sie.

„Ich werde es mir merken.“, kam es anerkennend zurück.

Naruto nickte, verzog dann aber das Gesicht.

„Sag mal, Hitomi?“, er sah sie mitleidig an.

„Ja?“, kam es langgezogen zurück.

„Bitte bring mich im Rollstuhl zurück zum Bett.“, jammerte Naruto. Verdammt war das eben anstrengend gewesen.

Die Krankenschwester lachte auf und nickte. Doch sobald der erste Schritt einmal getan war, folgten die anderen fast wie von alleine....
 

~
 

Von Tag zu Tag schaffte Naruto immer mehr. Endlich war er nicht mehr ans Bett gefesselt. Nach wenigen Tagen erlaubte ihm Doktor Yamamoto sogar, dass er alleine durch die Station laufen durfte. Das machte weitaus mehr Spaß als er gedacht hatte, denn so konnte Naruto mit den Schwestern flirten. Und wer sich bei ihnen gut anstellte, der bekam am Abend als erstes sein Essen, der wurde liebevoll umsorgt und dem wurde fast jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. Das alles hatte also durchaus Vorteile. Natürlich musste er sich von Sakura anhören, dass es sich nicht gehörte, doch dafür unterstützte ihn Sasuke. Wie versprochen kam jeden Tag jemand zu Besuch. Das munterte den Uzumaki auf. Unterhaltung war immer gut. Alleine zu sein langweilig.

Jeden Tag schaffte er ein Stückchen mehr, ging um ein paar Minuten länger auf und ab und gewann langsam seine gewohnten Kräfte wieder.

„Ah, Naruto. Schön zu sehen, dass du schon wieder so fit bist. Wenn das so weitergeht, dann werden wir dich ja bald in die Hände deiner Freunde übergeben können.“, Doktor Yamamoto war auf ihn zugekommen. Naruto lächelte.

„Das höre ich gerne. Und es tut auch gar nicht mehr weh. Erst gestern habe ich ein Wettrennen mit Frau Susuki von Zimmer 3.12 gemacht. Sie und ihr Rollstuhl haben keine Chance gegen michgehabt.“, und das war doch wirklich ein gutes Zeichen! Aber gut, Frau Susuki war auch knappe 70 Jahre alt. Dennoch, Erfolg war Erfolg. Heute war Naruto schon wirklich weit gekommen. Bis zum letzten Zimmer am Gang. Das war mindestens fünfzig Meter von seinem Gefängnis entfernt!

Schon langsam gewöhnte er sich an das Leben hier im Krankenhaus. Hin und wieder war es doch ganz amüsant. Mit einem Grinsen auf den Lippen sah Naruto zu Seite, nicht ahnend, was er dort gleich sehen würde. Augenblicklich schwand der heitere Ausdruck, Entsetzten legte sich auf sein Gesicht und sein Atem stockte . Er schüttelte seinen Kopf, als wolle er sich selbst beweisen, dass dieser Anblick nur Einbildung war. Doch er hatte sich nicht geirrt.

Sie lag tatsächlich da. Naruto schluckte und versuchte den dicken Kloß in seinem Hals loszuwerden.

Von hier aus konnte er direkt in ein Krankenzimmer sehen. In einen Raum, in dem er Schreckliches sah. Sein Herz begann zu rasen und ein kalter Schauer lief über seinen Rücken.

In dem Teil vom Gang war Naruto noch nie gewesen und so hatte er sie auch noch nie gesehen. Leicht bestürzt humpelte er zu der Glasscheibe, die ihn vom Inneren des Raumes trennte und legte eine Hand darauf. Immer noch fassungslos sah er auf das Mädchen, das dahinter lag. Ihr Gesicht wirkte blass und traurig, ihr Körper so zerbrechlich und schwach. Sie war an einigen Geräten angeschlossen, die sie gleich noch viel schwächer wirken ließen. Was war nur mit ihr passiert?

Dieser Anblick tat ihm weh. Sein Herz krampfte sich zusammen und Naruto brauchte einige Augenblicke, ehe er wieder zu seiner Sprache fand. Ob er auch so hilflos ausgesehen hatte?

„Wer ist sie?“, fragte er den Arzt mit leiser, abwesender Stimme.

Genau in dem Moment tauchte auch Hitomi auf. Sie wollte für den Doktor Antworten. „Das ist...“, doch Doktor Yamamoto schüttelte den Kopf. Hitomi verstand sofort.

„Ihr Name ist Hinata Hyuuga. Sie wurde fast zeitgleich mit dir eingeliefert.“, mehr Informationen gab der Oberarzt nicht preis.

Naruto schluckte. Sie hieß also Hinata. Ein schöner Name. Doch er passte nicht zu ihrem verletzlichen Anblick.

„Und was fehlt ihr?“, er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr abwenden. Sie wirkte so zerbrechlich und es schmerzte sie zu sehen, obwohl er das Mädchen hinter der Glasscheibe nicht kannte und noch nie zuvor gesehen hatte.

„Aufgrund eines Schädel-Hirn-Traumas liegt sie im Koma. Die Blutungen in ihrem Kopf haben wir operativ stillen können, doch bis jetzt ist sie noch nicht aufgewacht.“

Naruto nickte abwesend. Hinter der Glasscheibe wirkte sie so isoliert, so abgeschirmt von der realen Welt, fast so, als lebte sie gerade in ihrer eigenen und wollte aus ihr nicht entfliehen.

„Sie sieht so traurig aus.“, genau das machte ihren Anblick so schmerzhaft.

„Ich wäre auch traurig, wenn ich alle verloren hätte. Sie hat niemanden mehr. Sie liegt schon über zwei Wochen hier bei uns und wurde noch kein einziges Mal besucht.“, die Stimme von Doktor Yamamoto war etwas gedrückt.

„Was ist mit ihren Eltern? Ihren Großeltern? Hat sie denn keine Geschwister?“, kein Mensch konnte so einfach alleine sein. Gut, auch er hatte niemanden mehr. Zumindest keine lebenden Verwandten. Aber Sakura und Sasuke, sie waren seine Familie.

„Sie sind alle tot. Du entschuldigst mich. Meine Patienten warten.“, Doktor Yamamoto verneigte sich kurz und ließ Hitomi und Naruto alleine zurück. Doch man konnte deutlich merken, dass ihn die Geschichte um das traurige Mädchen nicht locker ließ. Seine Worte wirkten kalt, doch sein Anblick verriet das Gegenteil.

„Komm, Naruto, wir sollten zurück in dein Zimmer.“, Hitomi griff unter seinem Ellenbogen hindurch, doch der Uzumaki zog seinen Arm schnell weg.

„Aber, wir können sie doch nicht alleine lassen.“, alle tot. Genau wie bei ihm. Was wohl passiert war? Und warum kamen sie ihre Freunde nicht besuchen? Es war doch nicht möglich, dass sie wirklich absolut niemanden hatte.

„Wir können nichts für sie tun, Naruto. Sie muss von ganz alleine aufwachen.“, Hitomis Stimme klang genauso traurig, wie die des Arztes eben.

Naruto schluckte.

„Also wenn auf mich nichts warten würde, dann würde ich auch nicht mehr erwachen wollen.“, und immer noch lag seine linke Hand flach auf der Glasscheibe. „Sie wirkt so zerbrechlich und hilflos. Man kann sie doch nicht alleine lassen.“, er schüttelte den Kopf. „Kann ich zu ihr?“, fragte er Hitomi und sah sie hoffnungsvoll an.

„Du weißt, dass das nicht geht. Es dürfen nur Angehörige zu ihr.“

„Ja, aber die hat sie doch nicht. Außerdem haben Sasuke und Sakura mich auch besuche dürfen.“, rechtfertigte sich der Blonde. Das konnte er doch nicht einfach so hinnehmen. Egal, dass dieses Mädchen eine Fremde für ihn war, im Koma zu liegen und dann auch noch alleine zu sein, das war nicht fair.

„Bei dir war es eine Ausnahme. Sakura hat uns klar gemacht, dass du niemanden hast. Deswegen haben dich die beiden besuchen dürfen. Sie sind deine Freunde. Aber keine Fremden.“, Hitomi tat es weh, ihm das sagen zu müssen.

„Wo ist ihr behandelnder Arzt? Ich will mit ihm reden.“, nein, das würde er nicht tolerieren.

„Doktor Yamamoto ist ihr Arzt. Und der ist gerade beschäftigt. Komm jetzt, Naruto. Du kannst nichts für sie tun.“, und ohne noch eine Widerrede zu dulden, zog sie den Blondschopf von der Glasscheibe weg.

„Hinata...“, flüsterte er leise ihren Namen und ließ den Blick nicht von der Glasscheibe, bis sie um die Ecke gebogen waren...
 

~
 

„Ich will zu ihr.“, beharrte Naruto.

„Das geht nicht.“, doch auch Doktor Yamamoto ließ von seinem Standpunkt nicht ab.

„Sie hat doch keinen mehr. Es kann sie niemand besuchen. Und ich mach doch gar nichts. Ich will einfach nur...zu ihr.“, erklären konnte er es nicht. Naruto verstand den Drang in ihm zu ihr zu gehen selbst nicht. Aber er würde nicht locker lassen.

Der Arzt seufzte tief. Endlich schien er über Narutos Bitte nachzudenken, sie nicht gleich abzulehnen.

„Was erhoffst du dir dadurch?“, er sah den Blonden eindringlich an.

„Verstehen Sie doch. Wenn ich niemanden hätte, dann würde ich nicht aufwachen wollen. Man muss ihr doch etwas geben, woran sie festhalten kann. Ich kenne das Gefühl alleine zu sein. Auch meine Eltern sind tot. Und ich war so lange einsam. Aber jetzt, jetzt sind meine Freunde zu meiner Familie geworden. Ich brauche sie einfach. Ohne sie geht es nicht. Keiner kann ganz alleine überleben. Keiner würde ganz alleine und abgeschirmt überleben wollen. Also lassen Sie mich bitte zu ihr.“, flehte er schon fast.

Doktor Yamamoto sah ihn immer noch nachdenklich an, seufzte dann jedoch und nickte.

„Okay, du hast meine Erlaubnis. Aber nie länger als 15 Minuten am Tag.“, meinte er streng.

Naruto strahlte.

„Danke, vielen Dank.“

Der Arzt winkte nur ab und rief nach Schwester Hitomi.

„Bringen Sie Naruto bitte zu Hinata. Er hat 15 Minuten. Und Naruto“, er wandte sich nun dem blonden Jungen zu, „wenn du auch nur einmal jammerst, dass du länger bleiben möchtest, dann war’s das mit den Besuchen.“, und ohne noch ein Wort zu verlieren, verließ der Doktor den Raum.

Hitomi sah ihn skeptisch an.

„Wie machst du das eigentlich, dass letztendlich doch genau alle das tun, was du von ihnen verlangst?“, sie schüttelte den Kopf und half Naruto auf die Beine.

„Das nennt man Charme.“, kam es überzeugt zurück.

„Ich würde es eher Nervensäge nennen.“, doch Hitomi war nicht auf den Mund gefallen. „Na dann mal los. Gehen wir zu ihr.“
 

Und wenige Augenblicke später waren sie auch schon bei Hinata im Zimmer. Sie von nahem zu sehen schmerzte Naruto noch mehr. Erst jetzt konnte er sehen, wie blass sie wirklich war, dass ihr Körper tatsächlich fast nur noch aus Haut und Knochen bestand.

Er schluckte.

„Ich werde jetzt gehen und komme dich dann wieder holen.“, flüsterte die Krankenschwester und verließ das Zimmer.

Naruto und Hinata waren alleine.

Der Uzumaki stand regungslos da. Sein Körper zitterte leicht und ihm wurde schlecht. Wie konnte jemand nur so zerbrechlich wirken? Das leise Piepen der Geräte an denen sie angeschlossen war, trieb den Blonden langsam in den Wahnsinn. Wie das wohl sein musste. Dazuliegen, nichts tun oder sagen zu können. Und Tag ein Tag aus nur dieses Piepen zu hören. Keine Stimme von Eltern, Freunden oder Bekannten.

Einsam...

Ihre langen, dunklen Haare lagen auf dem weißen Laken. Es war ein deutlicher Kontrast zu ihrer hellen Haut. Aber wer tagelang keine Sonne gesehen hatte, der wurde nun einmal blass. Kein Anzeichen einer Rötung auf ihren Wangen. Sie wirkte einfach so leblos.

Schweren Herzens humpelte Naruto zu dem Stuhl neben ihrem Bett, setzte sich nieder und lehnte die Krücken gegen die Wand.

„Hallo, Hinata. Ich bin Naruto.“, stellte er sich vor. Ob sie ihn hören konnte? Egal, er hatte das Bedürfnis etwas zu sagen. „Ich weiß, wir kennen uns noch nicht, aber ich würde das gerne ändern.“, er schluckte erneut. Nicht die Fassung zu verlieren war bei weitem schwerer als erwartet. „Ich bin auch im Koma gelegen. Ich weiß, wie sich das anfühlt und da dachte ich mir, dass du dich vielleicht über etwas Unterhaltung freuen würdest. Ich weiß nicht was passiert ist, aber mir wurde gesagt, dass du deine Familie verloren hast. Das tut mir leid. Weißt du, ich habe auch keine Eltern mehr. Aber Sasuke und Sakura, meine besten Freunde, sie sind jetzt meine Familie. So ganz alleine würde ich es nie schaffen. Als ich das erste Mal alleine wohnte, wusste ich nicht einmal wie man Nudeln kochte, geschweige denn Reis.“, er lachte kurz auf. „Als Japaner ist es schon fast ein Verbrechen keinen Reis kochen zu können. Meinst du nicht?“, er sah sie hoffnungsvoll an, obwohl er wusste, dass sie ihm keine Antwort geben würde. „Kannst du kochen?“, doch er wollte sich mit der Tatsache nicht zufrieden geben. Irgendwann musste sie ihm doch antworten.

„Ich glaube, du musst etwa genauso alt sein wie ich. Ich mache dieses Jahr meinen Abschluss. Sofern ich alle Prüfungen schaffe. Aber Sakura-chan wird mir schon helfen. Danach möchte ich arbeiten und Geld verdienen. Auf eigenen Beinen zu stehen ist gar nicht so einfach. Noch unterstützen mich die Familien von Sasuke und Sakura, aber ich möchte ihnen alles zurückgeben. Sie sind schon immer gut zu mir gewesen. Dafür muss ich ihnen irgendwann richtig danken.“, erzählte er einfach weiter, ohne zu wissen, ob es Hinata überhaupt interessieren würde. Sein Blick glitt über ihren regungslosen Körper und augenblicklich durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Nein, er musste einfach weiterreden. Nur nicht aufhören.

„In meiner Freizeit bin ich oft mit meinen Freunden zusammen. Sie sind ein schöner Ausgleich zu den einsamen Abenden. Ansonsten gehe ich oft Ramen essen. Ich liebe Ramen. Magst du sie auch?“, schon wieder so eine Frage, auf die keine Antwort kommen würde. Naruto wartete einen Augenblick, ehe er weiter sprach: „Naja, was könnte ich dir noch über mich erzählen?“, er dachte kurz nach. „Ah, ich mag Pflanzen. Ich weiß nicht woher meine Vorliebe dafür kommt, aber Biologie liegt mir generell. Dafür habe ich es nicht so mit Mathe. Aber ich mag die Schule eigentlich. Da ist immer etwas los. Vor allem wenn die Mädchen sich wieder einmal um Sasukes Aufmerksamkeit bemühen und Sakura dazwischen geht. Das ist immer lustig. Ich muss dir die beiden einmal vorstellen. Du würdest sie sicher mögen. Na gut, zumindest Sakura. Sasuke zu mögen ist schwer. Wobei, die meisten Mädchen verfallen ihm schon nach einem Blick. Doch irgendwie glaube ich, dass du nicht so bist.“, abermals verstummte er. Es war merkwürdig mit einer Fremden zu reden. Mit einer Fremden, die im Koma lag, die ihm nicht antworten würde und mit der er noch nie zuvor ein Wort gewechselt hatte.

Er sah sie einfach nur an. Er wusste nicht, warum ihr Anblick ihn so berührte, so nahe ging. Vielleicht, weil sie einiges gemeinsam hatten? Wie sie wohl war? Doch wer so unschuldig aussah wie sie, der konnte kein schlechter Mensch sein.

Plötzlich klopfte es leise und Hitomi betrat den Raum.

Waren wirklich schon 15 Minuten vergangen?

Doch die Krankenschwester deutete ihm mitzukommen. Also war seine Zeit wohl tatsächlich abgelaufen. Naruto drehte sich noch einmal zu Hinata um.

„Ich komme morgen wieder. Bis dahin, schlaf gut.“, und mit einem Lächeln auf den Lippen verließ der Uzumaki den Raum.
 

~
 

Die nächsten Tage passierte nicht viel. Doch die schönsten Momente waren immer die, in denen er bei Hinata sein konnte. Selbst wenn er keine Antworten bekam, stellte er ihr jedes Mal immer mehr Fragen, in der Hoffnung, dass sie doch auf eine antworten würde. Irgendwann musste sie erwachen, da war sich Naruto absolut sicher.

An manchen Tagen redete er und redete er, dachte gar nicht daran zu schweigen. Hinata erfuhr immer mehr über ihn und sein Leben. Doch er verspürte einfach das dringende Bedürfnis ihr so vieles zu erzählen. Doch dann gab es wieder die Tage, da saß er lieber einfach da und sah sie nur an, dachte darüber nach, wie sie wohl war.

Und heute war einer dieser Tage.

Fast schon regungslos saß er auf seinem Sessel, fixierte ihr Gesicht mit seinen Augen und prägte sich jedes noch so kleine Detail ein. So wusste er zum Beispiel schon, dass ihre Unterlippe etwas größer war, als ihre Oberlippe, dass ihre Nase eine winzige Spur zu klein war für ihr Gesicht, aber dennoch stolz in die Höhe ragte und, dass ihre Augen unglaublich symmetrisch wirkten.

Naruto schluckte.

In ihm kam das dringende Bedürfnis auf, sie zu berühren. Ob er das dufte? Er sah sich um. Keiner zu sehen.

Ganz zögerlich führte er seine Hand zu ihrer, stoppte aber kurz davor. Vielleicht war es ihr ja unangenehm, wenn er einfach so nach ihrer Hand greifen würde. Immerhin kannten sie sich nicht. Doch andererseits... etwas Nähe würden ihr vielleicht gut tun. Und so legte Naruto seine Hand vorsichtig auf ihre, zuckte leicht zusammen, als er spürte wie kalt ihre Finger doch waren. Aber das schreckte ihn nicht ab, ganz im Gegenteil, er griff auch mit seiner zweiten Hand nach ihrer und schloss ihre zarten Finger zwischen seine Handflächen, versuchte sie etwas zu wärmen.

Es war ein merkwürdiges Gefühl eine Fremde zu berühren und dennoch kam ihm Hinata mittlerweile so vertraut vor. Er kannte jeden Millimeter ihres Gesichts, obwohl er noch nie ein Wort mit ihr gewechselt hatte. Immer wieder streichelte er über ihre Haut und flüsterte ihren Namen. Sie anzusehen schmerzte mittlerweile nicht mehr ganz so stark. Sie tat ihm immer noch leid, keine Frage, aber Naruto hatte für sich beschlossen, dass ihr Mitleid nicht weiterhelfen würde. Und deswegen versuchte er in den Minuten bei ihr so optimistisch wie möglich zu sein.

Die Viertelstunde verging immer viel zu schnell. Und wenn seine Zeit abgelaufen war, dann blieb er oft noch vor ihrem Zimmer stehen, legte eine Hand auf die Glasscheibe zwischen ihnen und sah sie einfach nur an. Er wollte sie nicht alleine lassen. Niemand sollte alleine sein.

„Weißt du was, Hinata. Ich verspreche dir, dass ich bei dir bin, wenn du aufwachst. Ich werde da sein, damit du nicht alleine bist.“, und diese Worte meinte er ernst. Ihm war es immer noch unbegreiflich, wie jemand ganz alleine sein konnte. Doch auch der Uzumaki selbst war nun schon länger hier im Krankenhaus. Und Hinata war noch kein einziges Mal besucht worden. So ein Schicksal hatte einfach niemand verdient. Genau deswegen war dieses Versprechen für ihn auch unglaublich wichtig.

„Naruto, du solltest langsam wieder zurück in dein Zimmer.“, Hitomi drückte mittlerweile schon ein Auge zu und ließ ihn manchmal sogar etwas länger bei ihr, doch Naruto konnte es nie lange genug sein.

„Hai, ich komme.“, meinte er etwas traurig. „Bis Morgen, Hinata.“, flüsterte er ihr noch entgegen, ließ ihre Hand los und verließ mit Hitomi den Raum.

Keiner merkte, dass der kleine Finger der Hyuuga leicht zuckte.
 

~
 

„Naruto.“, Sakura betrat das Zimmer und ihre grünen Augen strahlten ihn an. „Hast du schon gehört? Du darfst morgen nach Hause.“, endlich konnte er dieses Krankenhaus verlassen. Niemand sollte hier zu lange gefangen sein. Niemand. Schon gar nicht Naruto, der seine Freiheit mehr liebte, als alles andere.

Naruto lächelte seiner Freundin zu.

„Ja, das habe ich heute Morgen schon gehört.“, doch irgendwie freute er sich nicht so sehr, wie Sakura-chan. Warum nur? Die letzten Tage und Wochen hatte er sich nichts mehr gewünscht, als endlich wieder nach Hause zu können. Und jetzt? Jetzt verspürte er bei dem Gedanken nur einen Stich.

Er würde sie alleine lassen. So wie alle anderen sie alleine gelassen hatten. Er war um nichts besser als diese Leute. Er war vielleicht sogar noch schlimmer, da er sie alleine ließ, obwohl er diese Einsamkeit kannte, diesen Schmerz, der einen innerlich fast auffraß.

„Das ist einfach toll. Sasuke und ich haben schon alles veranlasst. Du wirst noch zwei Wochen bei uns bleiben. Das wird bestimmt toll. Wir drei unter einem Dach. Und dann, dann kannst du wieder nach Hause.“, und er wäre endlich wieder ganz gesund.

„Danke, Sakura-chan. Es ist lieb, dass ihr euch so um mich kümmert.“, war es wirklich. Er hatte tolle Freunde. Freunde, die für ihn wie eine Familie waren. Zwei Dinge, die Hinata nicht hatte. Keine Familie und sichtlich keine Freunde. Sie war alleine.

Warum verband er eigentlich jeden Gedanken mir ihr?

„Ich freue mich so. Ich muss noch so viel besorgen. Ramen, stimmt’s? Sonst überlebst du keine zwei Tage.“, sie lachte und lockerte nebenbei schon wieder seine Kissen und seine Decke. Es war schon fast wie ein Ritual. Wenn Sakura zu Besuch war, dann sah sein Zimmer nachher viel freundlicher aus. Oder es lag nur an ihrem Lächeln? Vielleicht hinterließ es diese wohltuende Atmosphäre.

„Ja, Ramen sind ein Muss. Ohne Ramen komme ich nicht zu euch.“, scherzte er, obwohl ihm gar nicht nach Witzen zu Mute war. Nicht jetzt, nicht heute, nicht, wenn sie ein paar Zimmer weiter so einsam und verlassen da lag.

Warum nur, warum bekam er sie nicht mehr aus dem Kopf? Warum wollte er ihr so verzweifelt helfen? Ihr, einem Mädchen, das er nicht einmal kannte.

„Du wirkst müde, Naruto-kun. Ist alles in Ordnung?“, die Rosahaarige sah ihn etwas besorgt an.

„Ja, ich bin einfach etwas schwächlich heute. Ich habe die Nacht nicht sonderlich gut geschlafen.“, da er unentwegt an Hinata denken musste. An ihre helle Haut, ihren traurigen Ausdruck, die kalten Hände, die zarten Finger...

„Dann werde ich wohl besser wieder gehen. Ich werde gleich den Einkauf erledigen. Und dann kaufe ich ganz viel Ramen. Nur für dich.“, bot sie ihm an.

„Das wäre einfach toll.“, und er zwang sich zu einem Lächeln. Ein Lächeln, das sie für ein müdes Lächeln halten würde, nicht für ein falsches Lächeln.

„Dann bis morgen.“, verabschiedete sich die Rosahaarige und verließ vergnügt das Zimmer. Für sie war die Welt in Ordnung.

Für Naruto jedoch nicht.

Leicht niedergeschlagen blieb er in seinem Bett liegen. Er wollte zu Hinata! Doch seine fünfzehn Minuten waren leider schon um. Doktor Yamamoto zu fragen, ob er vielleicht noch einmal zu ihr dufte...das war sinnlos. Einfach nichts tun? Das kam nicht in Frage.

Geschickt und entschlossen setzte sich der Uzumaki auf, griff automatisch nach den Krücken an seinem Bett und stand auf. Keiner hatte ihm verboten auf der Station auf und ab zu gehen. Absolut niemand. Keinem würde es auffallen.

Mit sicheren Schritten ging er zur Tür, lugte vorsichtig nach links und rechts. Hitomi und Doktor Yamamoto waren nicht zu sehen.

Sehr gut.

Und schon verließ er sein Zimmer, ging unauffällig genau in die entgegengesetzte Richtung von Hinatas Zimmer. Er musste doch nicht ganz so offensichtlich zeigen, wo sein eigentliches Ziel lag. Erst nachdem er die Hälfte des Ganges hinter sich gelassen hatte, drehte sich der Uzumaki um, spazierte seelenruhig in die andere Richtung.

Nur nicht auffallen, Naruto, versuchte er sich selbst immer wieder einzureden. Und immer Ausschau nach Hitomi und Doktor Yamamoto halten. Wenn einer der beiden ihn sehen würde, dann war es mit seinem Vorhaben vorbei.

Doch er schaffte es tatsächlich bis zum Zimmer von Hinata. Noch ein letztes Mal sah er sich vorsichtig um und als er die Lage für günstig hielt, huschte er durch die Tür.

Ha!

Er war bei ihr.

Und selbst wenn ihn jemand finden würde, morgen verließ er das Krankenhaus so und so. Er hatte nichts zu verlieren.

Außer seinen letzten Minuten mit Hinata...

Er humpelte zu ihrem Bett und ließ sich auf den Stuhl daneben nieder.

„Ach, Hinata. Alle freuen sich so sehr, dass ich wieder nach Hause darf. Alle, außer mir.“, jammerte er los. Wobei...er wollte optimistisch sein in ihrer Nähe.

„Aber ich bin mir sicher, dass ich dich trotzdem wieder besuchen kommen werde. Sakura und Sasuke werden es mir schon erlauben.“, bis jetzt hatte er ihnen noch nicht von Hinata erzählt. Warum eigentlich?

Der Uzumaki schüttelte den Kopf. Darüber konnte er sich später noch Gedanken machen.

Etwas traurig sah er auf die Hyuuga herab. Fast schon automatisch griff er nach ihrer Hand und strich behutsam über ihre kalten Finger. Er hatte ihr doch versprochen bei ihr zu sein, wenn sie aufwachte.

Er würde sein Versprechen wohl nicht halten können...

Hinata war nicht früh genug erwacht.

Plötzlich stieg ein ungewolltes Gefühl in ihm hoch.

Wut.

„Ich wollte mein Versprechen wirklich halten. Ab du machst es mir nicht gerade einfach.“, beklagte er sich, hielt ihre Hand jedoch fest in seiner. „Jetzt muss ich dich enttäuschen. Ich habe mir solche Mühe gegeben, war jeden Tag bei dir. Du solltest mir danken! Also wach auf, Hinata!“, seine Stimme klang seltsam hart und seine Mimik wirkte verbissen.

Doch dann sah er ihr zartes Gesicht, ihre blasse Haut und ihren leblosen Körper.

Augenblicklich wurde sein Ausdruck wieder weicher. Reue stieg in ihm auf.

„Es tut mir leid Hinata, ich wollte nicht so hart zu dir sein.“

Wie konnte er nur mit einem unschuldigen Mädchen so hart reden?! Sie lag im Koma. Doch Naruto wollte nichts mehr, als einmal in ihre Augen zu sehen. Sie sollte endlich erwachen!

„Wach doch bitte auf, Hinata!“, flehte er sie vergebens an. Sie regte sich nicht. „Bitte...“, hauchte er noch leiser, doch abermals regte sich ihr Körper keinen Zentimeter.

„Naruto.“, die strenge Stimme von Doktor Yamamoto drang von hinten an sein Ohr. „Was machst du hier? Deine 15 Minuten sind schon um. Los, raus hier!“

Doch der Blondschopf ließ sich nicht beirren.

Krampfhaft legte er seine Hände um Hinatas zierliche Finger.

„Bitte, Hinata. Ich habe es dir versprochen. Du musst aufwachen.“, bat er sie leise, fast schon verzweifelt. Sie würden ihn hier gleich fortschicken und dann würde er sein Versprechen nicht mehr halten können. Sie musste einfach aufwachen!

„Naruto, das hat doch keinen Sinn. Jetzt komm endlich.“ mit wenigen Schritten war der Arzt bei ihm, doch Naruto reagierte nicht einmal auf seine unsanften Berührungen. Der Ältere wollte ihn wegzerren, doch der Uzumaki gab nicht nach, hielt die Finger der Hyuuga verbissen fest.

„Los Hinata, ich weiß, dass du es kannst. Wach auf! Ich bin doch hier und warte auf dich.“, seine Stimme zitterte. Gleich...gleich würde er das Zimmer verlassen müssen und dann hätte er sein Versprechen gebrochen. „Du musst aufwachen. Jetzt!“, flehte er weiter.

„Doktor, was ist hier los?“, Schwester Hitomi war ins Zimmer gekommen und versuchte die Situation zu begreifen.

Das fiel ihr nicht schwer.

„Naruto, du musst mit uns mitkommen. Du kannst Hinata nicht helfen.“, bat ihn die Krankenschwester. Sie trat von hinten an ihn heran, griff fürsorglich nach seiner Hand. „Komm schon, Naruto.“, bat sie ihn noch einmal.

Leicht benommen sah der Uzumaki zwischen den beiden Frauen hin und her. Wusste, nicht, auf wen er hören sollte. Auf die Bitte von Hitomi oder auf die lautlose Aufforderung von Hinata, nicht zu gehen.

„Ich kann nicht...“ flüsterte er leise, sah noch einmal zu der Hyuuga. Er hatte sich für sie entschieden.

„Hinata, du musst aufwachen.“, sie schlief doch nur! Wenn er laut genug mit ihr sprechen würde, dann musste sie doch aufwachen. Niemand konnte so fest schlafen. Absolut niemand.

„Es hat keinen Sinn, jetzt komm Naruto.“, Doktor Yamamoto verlor langsam die Geduld, doch Naruto war noch nicht bereit loszulassen.

„Hinata!“, meinte er nun laut. „Wach auf. Wach doch bitte endlich auf. Ich bin hier, bei dir. Wie ich es versprochen habe. Du bist nicht alleine. Ich bin doch da. Ich, Naruto.“, er sprach einfach immer weiter, ignorierte die Aufforderungen von Hitomi und dem Arzt. Er wollte nicht gehen, er konnte nicht gehen.

„Jetzt reicht es. Ich lass den Sicherheitsdienst rufen, wenn du nicht auf der Stelle mitkommst.“, dem Älteren riss nun langsam der Geduldsfaden. Er griff nach Narutos Arm und zog ihn unsanft mit sich.

„Hinata!“, flehte er sie noch ein letztes Mal an. Ein allerletztes Mal, ehe er aufgeben musste, eher er sein Versprechen brechen würde.

Hitomi und Doktor Yamamoto hatten ihn beinahe schon bis zur Tür gebracht, doch der Blick des Blonden haftete immer noch auf der Hyuuga.

„Wach doch endlich auf.“, seine Worte waren schwach und leise... „Hinata-chan.“

„Naruto, komm jetzt. Sie wacht nicht...“, doch weiter kam der Doktor nicht.

„Naruto...“, wimmerte eine ihm unbekannte Stimme.

Wie erstarrt blieben die drei Anwesenden stehen. Sie sahen gebannt auf das Bett. War das eben tatsächlich Hinata gewesen?

„Naruto...“, kam es noch einmal leise.

Und schon riss sich der Uzumaki los, war mit wenigen Schritten bei ihr. Sofort griff er nach ihrer Hand.

„Ja, ich bin da, Hinata.“, sein Herz hämmerte wie wild und alles um ihn herum drehte sich. Die Augen der jungen Frau waren immer noch geschlossen, sie regte sich nicht. Doch sie hatte gesprochen, eindeutig.

„Los, Hitomi, hol sofort die anderen!“, befahl ihr Doktor Yamamoto und beobachtete die Szene vor seinen Augen.

„Komm schon, Hinata. Mach deine Augen auf. Ich bin bei dir.“, flüsterte er liebevoll. Er durfte jetzt nicht zu laut sprechen. Vor einigen Wochen war auch er so ahnungslos im Bett gelegen, hatte so lange nicht begriffen, was um ihn herum geschah. Alles hatte ihm wehgetan. Er musste leise sprechen. Ganz leise.

„Bitte öffne deine Augen.“, bat er sie ein weiteres Mal und spürte, wie ihre Finger langsam zuckten.

„Doktor, sie wacht auf!“, Naruto sah mit großen Augen zu seinem Arzt. Sie wachte auf! Sie wachte tatsächlich auf! „Hier, sehen Sie.“, er ließ ihre Hände los und beide konnten sie sehen, wie ihre Finger von ganz alleine zuckten.

„Sie wacht auf...“, hauchte Naruto noch einmal erleichtert und sah dann wieder zu der Hyuuga. Sie kniff ihre Augen zusammen, war sichtlich noch nicht bereit sie zu öffnen.

„Lass dir Zeit. Lass dir so viel Zeit, wie du willst.“, versuchte er sie zu beruhigen.

Doch ganz langsam öffneten sich ihre Augen, nur einen Spalt und schon wurden sie wieder zusammengekniffen. Naruto kannte es. Alles brannte, alles wirkte schwer, alles schmerzte.

„Hey, ganz ruhig. Du hast Zeit.“, sprach er ihr noch einmal gut zu und nur schwer konnte er die Aufregung in seiner Stimme verbergen.

Sie wachte auf!

Zögerlich öffneten sich ihre Augen immer weiter, Stück für Stück. Und dann.

Sah sie den Uzumaki an. Die Zeit schien still zu stehen. Sekundenlang.

Naruto zuckte zusammen, sah sie geschockt an.

„Naruto, lass uns her.“, die Ärzte drängten ihn zur Seite, beachteten den blonden Patienten gar nicht mehr. Alles drehte sich nur noch um Hinata.

Hinata und ihre hellen, blassen, fast schon weißen Augen.

Bilder zuckten durch seinen Kopf und Naruto taumelte zur Wand, versuchte nicht umzufallen.

Bilder.

Er hatte diese Augen schon einmal gesehen. So helle Augen sah man nicht jeden Tag.

Sein Atem wurde schwer und flach, sein Herz raste erbarmungslos.

Immer mehr Bilder schossen durch seinen Kopf. Doch ein Bild blieb hängen.

Diese Augen. Er hatte sie schon einmal gesehen.

Hinter Glas.

Hinter der Fensterscheibe von diesem Auto.

Sie hatte ihn angesehen. Panisch und hilflos. Als wollten sie aus diesem Albtraum entfliehen, als wussten sie, was gleich passieren würde.

Naruto konnte sich erinnern. Ihm fiel alles wieder ein. Alles.

Der Unfall.

Alles war wieder da. Das Auto, das zu schnell um die Ecke gekommen war. Der panische Schrei von Sakura. Und diese Augen...

Naruto konnte sich an den Unfall erinnern.

Und Hinata...sie hatte in diesem Auto gesessen.

Alles um Naruto herum wurde schwarz und langsam aber sicher verlor er seine Kräfte, glitt zu Boden und blieb einfach liegen...
 

~
 

„Naruto Uzumaki!“, fuhr ihn eine weibliche Stimme an. „Was machst du schon wieder für Sachen. Ich habe dir doch gesagt, dass du so etwas nicht noch einmal machen sollst! Und dann ruft mich deine Krankenschwester an und sagt mir, dass du in Ohnmacht gefallen bist...“, Sakura redete und redete. Doch Naruto hörte ihr nicht zu.

Immer wieder schossen ihm diese Bilder durch den Kopf.

Hinata hatte in dem Auto gesessen. Es waren diese Augen gewesen. Ganz sicher.

„Sag mal, Sakura.“, leicht benommen saß er in seinem Krankenbett. Mittlerweile war es Abend geworden, doch klüger war er trotzdem noch nicht. „Was weißt du über den Unfall?“, mit ihr hatte er nie darüber gesprochen.

Sakura hielt in inne und sah den Uzumaki überrascht an.

„Warum fragst du plötzlich? Du weißt doch schon, was genau passiert ist.“, doch sie kannte ihren besten Freund, da steckte weitaus mehr dahinter.

Narutos Blick blieb trüb und er sah gedankenverloren auf seine Hände, die auf der Bettdecke ruhten.

„Es gibt da ein Mädchen. Hinata Hyuuga. Sie liegt ein paar Zimmer weiter und im Koma. Sie war so einsam und alleine. Niemand ist sie besuchen gekommen. Deswegen bin ich bei ihr gewesen, jeden Tag. Heute ist sie aufgewacht. Ich habe ihre Augen gesehen. So hell, so unschuldig. Aber ich kenne diese Augen. Wie hieß die Familie, die an meinem Unfall beteiligt war?“, Naruto sah Sakura nun bestimmt an. Sie wusste es. Sie hatte mit der Polizei reden müssen. Sie kannte den Namen. Sie musste ihn einfach wissen...

„Hyuuga.“, kam es nur knapp. „Hiashi, Neji und Hanabi Hyuuga sind bei dem Unfall gestorben. Die einzige Überlebende war die Tochter, Hinata.“, Sakura setzte sich neben den Uzumaki aufs Bett. „Du kannst dich also wieder erinnern?“

Naruto nickte.

„Ich höre immer wieder deinen Schrei, das Quietschen der Reifen. Und ich sehe Sasuke vor mir, wie er dich zurückhält. Du wolltest zu mir rennen, mich wegstoßen. Aber er hat dich festgehalten. Und ich sehe immer wieder diese Augen. Hinatas Augen. Ich habe sie gesehen. Hinter der Fensterscheibe. Sie hatte Angst. Genauso große Angst wie du. Und Sasuke.“, ja, Sasuke hatte Sakura vielleicht zurückgehalten, aber Naruto konnte sich auch an seinen Ausdruck erinnern. Panische Angst. So hatte er ihn noch nie gesehen. Und so wollte er ihn auch nie wieder sehen.

Sakura schluckte.

„Bist du deswegen zusammengebrochen, weil du dich erinnern konntest?“, ihre Stimme war weich und freundlich. Immer wieder strich sie mit ihren Fingern über Narutos Handrücken, versuchte den Blonden so zu beruhigen.

Er nickte nur monoton.

„Ich habe in ihre Augen gesehen. Und da waren die Bilder plötzlich in meinem Kopf.“, es war grausam gewesen. Seine Freunde so leiden zu sehen...Hinata so ängstlich. Und er selbst? An seine Angst, an seine Schmerzen konnte er sich nicht mehr erinnern. Das war wohl auch besser so.

Er sah Sakura nun direkt an.

„Sie hat in dem Auto gesessen.“, seine Stimme war gebrochen und schwer. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Doch er wusste, dass er seine beste Freundin gerade eben mit großen, verletzen Augen ansehen musste. Denn sie warf sich ihm um den Hals und flüsterte ihm immer wieder ruhige Worte zu.

„Gefahren ist ihr Vater.“, das wusste sie. „Aber was genau in dem Auto vorgefallen ist, das wissen wir nicht. Das weiß nur Hinata.“, und Sakura wusste, dass er sie wohl so schnell nicht mehr sehen konnte. „Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Ihr geht es so weit gut. Und sie kann sich an alles erinnern. Keine Amnesie. Und ja, sie spricht gerade mit der Polizei. Es ist nicht einfach für sie, Naruto. Sie hat an einem Tag nicht nur beinahe ihr Leben verloren, sondern auch ihren Vater, ihre Schwester und ihren Cousin. Ihre ganze Familie. Sie hat jetzt niemanden mehr. Du weißt doch, wie schwer das ist.“, Sakura wusste nicht, warum sie die Hyuuga rechtfertigte. Vermutlich gab Naruto ihr keine Schuld, aber Sakura musste es einfach gesagt haben. Hinata war unschuldig. Sie konnte nichts dafür.

„Nein.“, kam es nur bestimmt.

Sakura löste sich von ihm und sah ihn verwundert an.

„Ich bin nicht alleine.“, seine Stimme wurde wieder freundlicher. „Ich habe dich und ich habe Sasuke. Und all die anderen. Ihr seid meine Familie. Ich bin nicht alleine.“, wiederholte er immer wieder, als wollte er es sich selbst vor Augen rufen.

Die Haruno lächelte sanft.

„Ja, du bist nicht alleine.“, bestätigte sie ihm und war in diesem Augenblick schon wieder so unglaublich froh, dass er noch lebte. „Ruhe dich jetzt etwas aus, Naruto. Wir kommen dann morgen und holen dich ab.“, sie stand auf und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Er brauchte jetzt Zeit für sich, Zeit zum Nachdenken, Zeit, um sich über so vieles im Klaren zu werden.

„Bis morgen, Sakura-chan.“, verabschiedete er sie noch und ließ sich dann wieder nach hinten in das weiche Kissen fallen.

Und schon drifteten seine Gedanken zu Hinata ab. Es war so schwer. Er wusste, dass sie unschuldig war. Jemand, der so schwach und zerbrechlich wirkte wie sie, konnte unmöglich böse sein, unmöglich Schuld an dem Autounfall haben. Trotzdem...

Warum erwärmte sich sein Herz bei dem Gedanken an sie nicht mehr so, wie noch vor wenigen Stunden?
 

~
 

Die nächsten Tage hatte Naruto sehr mit sich zu kämpfen. Er dachte unentwegt an den Unfall, wie er zustande gekommen war und an Hinata. Es war unerklärlich, doch die Hyuuga war ihm ans Herz gewachsen. Für ihn war sie nun ein fixer Bestandteil seines Lebens. Natürlich nicht Hinata als Person. Er kannte sie nicht. Aber Hinata als Beteiligte an dem Unfall, Hinata, als das schwache Mädchen, das im Koma gelegen hatte, Hinata, als die Person, die sein Herz erwärmt hatte. Ja, Hinata hatte ihn berührt. Ihre Einsamkeit, ihre Geschichte, ihre Hilflosigkeit. Er hatte sich so an seine täglichen Besuche bei ihr gewöhnt.

Und jetzt?

Jetzt saß er bei Sasuke und Sakura in der Wohnung, hatte die Hyuuga seit über vier Tagen nicht mehr gesehen und wusste nicht weiter.

Sie lag noch immer im Krankenhaus. Dort würde sie vermutlich auch noch eine Weile bleiben. Aber Hinata hatte es sicher nicht eilig von dort wegzukommen. Zu Hause wartete niemand mehr auf sie. Dieser Gedanke schmerzte Naruto. In diesen Augenblicken hatte er immer Mitleid mit ihr. Doch so ganz vergessen, dass sie in diesem Auto saß, konnte er nicht. Es war keine Wut, er war auch nicht böse. Es war einfach...er konnte es nicht beschreiben. Der Gedanke an Hinata war einfach nicht mehr so unbeschwert und mitfühlend wie vor ihrem Erwachen.

Sakura hatte ihm schon angeboten, dass er sie jederzeit besuchen konnte. Und jeden Tag war er zum Krankenhaus gefahren, doch er hatte es nie betreten, war immer nur davor stehen geblieben und hatte nicht genügend Mut aufbringen können, es zu betreten. Hinata alleine wusste den wahren Grund für den Unfall. Sie würde es ihm erklären können. Aber wollte er diese Erklärung überhaupt? War nicht viel eher Hinata das Opfer und nicht er? Sie hatte alles verloren. Er im Grunde nichts. Er lebte, er hatte immer noch seine Freunde, er war nicht alleine. Nicht mehr im Krankenhaus.

Der Uzumaki seufzte.

Wie jeden Tag war er an dem Punkt angekommen, an dem er zu Hinata wollte. Er stand auf, zog sich an und verließ die Wohnung. Obwohl er sich alleine nur eher langsam fortbewegen konnte, so tat ihm das Gehen nicht mehr weh. Es war kein Problem mehr sich alleine in der Stadt zu bewegen. Er erreichte all seine Ziele, ohne großen Aufwand.

So auch das Krankenhaus.

Wie schon die Tage zuvor, ragte es imposant vor ihm in die Höhe. Er wusste genau auf welchem Stock Hinata lag. Er hatte schon oft die Fenster abgezählt, er kannte dieses Krankenhaus, war es doch für so viele Wochen sein Zuhause gewesen.

„Naruto, was machst du denn hier?“, Doktor Yamamoto stand mit Mantel und Hut hinter ihm.

„Oh, Doktor.“, fing der Uzumaki freundlich an. Ja, was machte er eigentlich hier?

„Hast du etwas vergessen? Deine Untersuchungen sind doch erst morgen.“, der Ältere ging auf Naruto zu und blieb neben ihm stehen.

„I-ich...ja, erst morgen.“, wiederholte er etwas unbeholfen.

Der Arzt musterte den Jüngeren, dann schien er zu verstehen.

„Hinata geht es so weit gut. Sie ist nur sehr...einsam.“, seine Aufgabe bestand darin Menschen zu heilen. Er kannte sie. Er musste sie kennen. Und meistens verstand er sie auch ohne Worte.

Naruto schenkte dem Arzt einen überraschten Blick.

Ihr ging es also gut...

„Möchtest du sie nicht besuchen? Ich wollte gleich nach ihr sehen.“, schlug Doktor Yamamoto vor. Besuchen?

„Ich weiß nicht...“, er wusste wirklich nicht. Es war so komisch.

„Ach komm schon, sie freut sich sicher, dich zu sehen.“, und ohne noch eine Widerrede zu dulden, betrat er das Krankenhaus, hielt Naruto die Tür hinter sich auf.

Und mit einem Seufzen, folgte der Jüngere ihm auch.
 

Und da stand er nun. Leicht verunsichert hinter Doktor Yamamoto. In Hinatas Zimmer.

Die junge Frau lag regungslos in ihrem Bett, starrte gegen die Decke und hatte ihren Blick noch kein einziges Mal in seine Richtung gewandt.

Ob sie ihn überhaupt schon bemerkt hatte?

„Dir scheint es heute gut zu gehen, Hinata. Das freut mich. Später kommen dann die Schwestern und sehen nach dir.“, der Mann in Weiß notierte einige Daten auf ihrem Krankenblatt und lächelte sie dann noch einmal freundlich an. „Du hast übrigens Besuch. Das ist Naruto, kannst du dich noch an ihn erinnern? Ich lass euch beide jetzt alleine.“, und mit einem bestimmten Blick zu Naruto, verließ der Arzt das Zimmer.

Sie waren alleine.

Naruto rief sich unbewusst die Situation in den Kopf, in der er die Hyuuga das erste Mal gesehen hatte, als er das erste Mal mit ihr alleine gewesen war...

Es schien so weit weg. Dabei war es noch keine drei Wochen her.

Leicht unsicher ging er auf sie zu.

„Hallo, Hinata.“, meinte er nur leise.

Ganz langsam und zögerlich drehte sie ihren Kopf in seine Richtung und sah ihn an.

Ihre Blicke trafen sich und Naruto zuckte zusammen. Schon wieder diese hellen Augen. Doch er riss sich zusammen. Er war nicht hier, um Hinata Vorwürfe zu machen. Er wollte endlich die Wahrheit wissen.

„Darf ich mich setzen?“

Sie nickte nur leicht und versuchte zu lächeln.

Naruto nahm Platz.

„Hm, wie geht es dir?“, es war merkwürdig. In wenigen Augenblicken würde er wohl das erste Mal eine Antwort von ihr bekommen. So viele Fragen waren unbeantwortet geblieben. Doch jetzt war sie wach. Jetzt sah sie ihn an. Jetzt konnte sie sprechen.

„Gut.“, hauchte die Hyuuga nur leise.

Der Uzumaki nickte. Es ging ihr also gut. Körperlich vielleicht. Aber sie hatte ihre Familie verloren. Sie war einsam. Sie lag im Krankenhaus. Ihr konnte es nicht gut gehen. Und ihr Gesicht bestätigte seine Vermutung. Hin und wieder zogen sich ihre Lippen zu einem leichten Lächeln zusammen, doch sonst regte sich nichts. Ihre Augen wirkten immer noch schwer und leer, ihr Körper so zerbrechlich und schwach. Abgesehen davon reagierte sie kaum auf seine Anwesenheit. Sie fragte nicht wer er war, was er hier tat. Sie antwortete einfach.

Nein, ihr ging es nicht gut.

„Kannst du dich noch an mich erinnern? Ich war hier, als du aufgewacht bist.“, klärte er sie auf.

„Du bist der Junge, den ich beinahe getötet hätte.“, flüsterte sie nur leise, zeigte nach wie vor keine Regungen.

Naruto sah sie verwirrt an.

„Dein Vater ist gefahren. Nicht du.“, warum sprach sie nur so einen...Blödsinn? Nein, Naruto wollte nicht glauben, dass es ihre Schuld gewesen war. Nicht die von Hinata. Sie war so schwach. Und zerbrechlich. Und...nein, nicht ihre Schuld.

„Ich habe meinen Vater aufgeregt. Er hat mich angeschrieen. Und jetzt sind sie alle tot.“, ihre Worte klangen so monoton, als würde sie nicht über den Tod sprechen.

Naruto sah sie mitleidig an, schluckte, um den aufkommenden Schmerz zu unterdrücken.

Hinata stand wohl immer noch unter Schock. Sie wirkte so abwesend, wie nicht von dieser Welt.

„Er war böse auf mich. Deswegen hatte er sich nicht konzentriert. Ich habe sie getötet.“, ihr Blick war nun wieder starr geradeaus gerichtet.

Naruto schüttelte unbewusst den Kopf.

So war das also gewesen. Es gab Streit, ihr Vater hatte sich nicht mehr auf die Straße konzentriert und dann...

Er verdrängte den Gedanken.

„Das ist nicht deine Schuld, Hinata.“, er wusste nicht warum, doch er war ihr in keinster Weise böse. Diesem Mädchen konnte man nicht böse sein. Nicht, wenn man es so hilflos und traurig sah.

Sie blickte ihn nun wieder an, sagte jedoch kein Wort.

Naruto beschloss das Thema zu wechseln.

„Hm, weißt du schon, wann du wieder aus dem Krankenhaus darfst?“, es war so merkwürdig mit ihr zu sprechen. Er kannte sie doch nur als das Mädchen hinter der Glasscheibe. Als Hinata, die im Koma lag. Mit ihr zu reden war so...merkwürdig. Ein anderes Wort fiel ihm dafür nicht ein.

„Bald.“, hauchte sie nur leise.

Naruto schmerzte es immer mehr, sie so zu sehen. Das war nicht das Mädchen, dass er sich so oft in seinen Gedanken ausgemalt hatte. Nein, sie war so...anders. Eine Hülle ohne Seele. Einfach leer.

„Das ist gut. Und weißt du schon, wo du bleiben wirst? Hast du denn keine Freunde oder Großeltern?“, er konnte sich nicht vorstellen, dass es wirklich niemanden gab.

„Meine Familie ist schon begraben. Und ich war nicht dabei.“, die Antwort passte nicht zu seiner Frage, doch die vergaß er für einen Augenblick einfach.

„Ähm, ich bin mir sicher ihnen geht es gut, egal wo sie jetzt sind.“, verdammt, hätte er eigentlich noch etwas Dümmeres sagen können?! Wohl kaum.

„Sie sind tot.“

Narutos musste Tränen unterdrücken. Er kannte diese Leere, diesen Schmerz. Und dennoch konnte er nichts tun, um es ihr erträglicher zu machen.

„Wenn du möchtest, dann gehe ich mit dir zu ihrem Grab. Sobald du aus dem Krankenhaus darfst.“, schlug er vor.

„Ja, ich möchte sie besuchen.“, ihre Worte wirkten so leblos. So schwach.

„Ach Hinata.“, flüsterte Naruto nur mitleidig. „Wo gehst du hin, wenn du entlassen wirst?“, er musste sich versichern, dass es da doch noch jemanden gab. Verwandte, Freunde, die einfach nur keine Zeit gefunden hatten, sie zu besuchen...knappe sechs Wochen lang.

Wie lächerlich.

„Ich gehe nach Hause.“, kam es wie selbstverständlich, als wäre es das normalste der Welt.

Naruto schluckte. Es tat so weh. Sie wusste doch gar nicht, was sie da sagte. Es waren nur Worte, ohne Bedeutung. Sie wusste es nicht...

„Und wird dort jemand auf dich warten?“, diese Fragen schmerzten ihn, doch er musste es wissen.

Hinata sah ihn mit großen Augen an.

„Sie sind tot.“, war die Antwort und ihre Lippen zuckten schon wieder zu einem Lächeln zusammen.

Verdammt! Hatte Doktor Yamamoto nicht gesagt, ihr ginge es gut?! Hinata war total verstört und keiner kümmerte sich um sie. Niemand war da. Sie ließen sie alle alleine!

Naruto kam ihrem Gesicht näher, strich ganz zögerlich mit seinen Fingern über ihre Wange.

Sie reagierte nicht, ließ es einfach zu.

„Ich werde dich von heute an jeden Tag besuchen kommen. Jeden Tag, versprochen. Und ich werde mich um dich kümmern. Weißt du Hinata, auch ich habe keine Eltern mehr, keine Geschwister, keine Großeltern. Ich weiß, wie das ist. Ich werde für dich da sein. Und wir werden Freunde werden.“, er würde keine Widerrede dulden. Sie war viel zu zerbrechlich, um alleine auf dieser harten, gemeinen Welt zurechtzukommen.

Sie sah ihn an, das Lächeln schwand von ihren Lippen.

„Dann sehen wir uns morgen wieder.“

Sie reagierte auf all seine Worte, all seine Fragen und dennoch...sie war so weit weg.

„Möchtest du, dass ich noch etwas bleibe?“, Naruto hatte das Gefühl, dass er sie nicht so einfach alleine lassen konnte.

„Alleine sein ist nicht schön.“, flüsterte die Hyuuga leise.

„Ja, es ist nicht schön.“, wiederholte Naruto ihre Worte. „Ich war auch lange alleine, doch jetzt habe ich Freunde. Sie sind meine Familie. Und wenn du das möchtest, dann werde ich deine Familie sein.“, versprach er ihr, selbst, wenn sie den Sinn dahinter wohl gerade eben nicht verstand.

„Meine Familie?“, fragte sie verwundert nach und legte den Kopf schief.

„Ja, Hinata-chan, deine Familie.“, er griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. „Du werde jetzt schnell wieder gesund und dann, dann kümmern wir beide uns um alles. Du wirst nicht alleine sein. Das lass ich nicht zu.“, ob sie überhaupt realisierte, was er da sagte? Egal, er würde es immer und immer wieder sagen, so oft sie es hören wollte. Er hatte einen Entschluss getroffen. Von heute an wollte er verantwortlich für sie sein.

Er war ihr nicht mehr böse, er war es nie wirklich gewesen. Sie hatten so viel gemeinsam, so viel. Und Naruto, er würde ihr helfen. So gut er konnte. Dieser Unfall hatte sie zusammengebracht und dieser Unfall würde sie nicht wieder trennen. Man durfte Hinata nicht alleine lassen.

„Ich werde morgen wieder kommen. Und dann bringe ich dir ein paar schöne Sachen mit.“, immer wieder strich er über ihren Handrücken. Ob Hinata wusste, wie alltäglich und normal diese Berührung für ihn schon geworden war?

„Ich mag Geschenke.“, sie nickte leicht.

Ohne Schläuche und ohne die vielen Geräte wirkte Hinata nicht minder gebrechlich. Das machte Naruto Angst. Er hatte das Gefühl, sie würde gleich auseinander fallen.

Aber er selbst hatte den Tod seiner Eltern auch tagelang verleugnet. Er war in seine eigene, kleine Welt geflohen und war genauso abwesend gewesen wie Hinata jetzt. Sie brauchte jetzt einfach Zeit, viel Zeit. Und die würde er ihr geben. Er würde sie nicht alleine lassen, er wollte ihr da raus helfen, so wie Sakura und Sasuke einst seine Rettung gewesen waren. Er würde sie auffangen und wieder zurück in diese Welt holen.

Er würde sie nicht wieder gehen lassen, nie wieder...
 

~
 

Er hielt sein Versprechen. Er ließ sie nicht alleine. Doch er schaffte es nicht, sie aus ihrer Trance zu befreien. Egal wie viele Blumen er auch mitbrachte, das Zimmer wirkte immer noch so traurig und trostlos. Egal wie oft er auch mit Hinata Karten spielte, sie freute sich nicht einmal, wenn sie gewann. Egal wie lange er auch mit ihr sprach, er bekam immer nur kurze, monotone Antworten.

Naruto war am Ende.

Was sollte er noch versuchen?! Die Ärzte meinten nur, dass er ihr Zeit geben musste, dass ihr Verhalten normal war. Doch an ihrem Anblick zerbrach er von Tag zu Tag etwas mehr. Er schaffte es einfach nicht...ihr ging es keine Spur besser.

„Naruto?“

Der Uzumaki schreckte zusammen.

„Sakura-chan.“, meinte er nur freundlich.

„Möchtest du vielleicht einen Tee?“, schlug sie vor und stellte ohne eine Antwort abzuwarten Wasser auf den Herd und setzte sich dann zu ihm an den Küchentisch. „Du siehst traurig aus. Was ist los?“, Sakura wusste natürlich, dass Hinata der wahre Grund war, aber Naruto sollte von sich aus reden.

„Ich kann ihr nicht helfen.“, er seufzte und sah hilflos zu seiner besten Freundin. „Ich kann mich noch so genau erinnern, wie du und Sasuke mich da langsam wieder rausgeholt habt. Ich weiß, bei Hinata ist es vielleicht noch schlimmer, aber ich versuche nun schon seit Tagen, ihr ein Lächeln oder eine Regung zu entlocken, aber nichts...sie nimmt mich einfach nicht wirklich wahr. Sie wirkt fast wie ein kleines, hilfloses Kind.“, besser konnte er es nicht erklären. „Dabei ist sie mir so unglaublich wichtig und sie ist mir ähnlich. Ich kann es dir nicht erklären, aber Hinata ist mir richtig ans Herz gewachsen. Ich will, dass es ihr wieder gut geht.“

Sakura seufzte und dachte kurz über ihre Worte nach.

„Du kannst besser als all die anderen verstehen, welchen Verlust sie erleiden musste. Du musst einfach einen Weg finden, wie du zu ihr Zugriff bekommst. Und darauf kannst du dann aufbauen. Bei dir hat es auch etwas länger gedauert. Doch so verfressen wie du bist, hat man dir nur eine Schüssel Ramen vor die Nase stellen müssen und schon hast du zumindest etwas gelächelt. Aber es hat gedauert, bis wir auf die Idee gekommen sind.“, Sakura konnte sich noch genau daran erinnern.

„Naja, Ramen haben mich an meine Mutter erinnert und an den Geruch bei uns zu Hause...“, schöne Erinnerungen.

„Genau das meine ich. Wenn man etwas verliert, das einem so unglaublich wichtig ist, dann muss man versuchen auch wieder die schönen Dinge zu sehen. So schwer es auch ist und so lange es auch dauert. Du brauchst nur einen Anfang, der Rest geht dann ganz von alleine.“, Sakura lächelte optimistisch.

„Einen Anfang finden?“, das hörte sich einfacher an, als es war.

„Hm, sie weiß doch, dass du, während sie im Koma lag, immer an ihrer Seite warst. Vielleicht muntert sie der Gedanke auf, dass sie nicht so einsam ist, wie es gerade eben scheint.“, Sakura stand auf, füllte das kochende Wasser in zwei Tassen und stellte eine davon vor Narutos Nase, reichte ihm anschließend eine Auswahl an Teebeuteln.

„Jetzt wo du es sagst, ich habe ihr noch gar nicht davon erzählt. Ich weiß nicht ob sie sich daran erinnern kann.“, vielleicht hätte er es einmal erwähnen sollen. Aber er konnte sich schwer vorstellen, dass Hinata etwas über ihn hören wollte, wenn all ihre Gedanken doch ihrer Familie galten. Das war doch...egoistisch.

„Lass ihr Zeit, Naruto. Und lass dir Zeit. Ihr werdet schon einen Weg finden, um es ihr etwas erträglicher zu machen. Und Sasuke und ich werden dir dabei so gut es geht helfen.“, sie schenkte ihrem besten Freund ein zuversichtliches Lächeln. „Gib nicht auf. Hinata ist es wert, dass man für ihr Glück kämpft.“, denn genau der Gedanke hatte Sakura die Kraft gegeben immer und immer wieder weiter zu machen. Egal wie aussichtslos die Lage auch gewesen war. Ihr größtes Ziel war es gewesen, Naruto eines Tages wieder glücklich zu sehen. Und so schwer, hart und lange dieser Weg auch gewesen war, so größer war die Freude gewesen, als er endlich wieder unbeschwert lachen konnte. Für sie das schönste Geschenk auf Erden...

„Du hast Recht, dafür muss ich kämpfen!“, entschlossen stand Naruto auf. „Ich muss los, ich habe eine Idee.“, und schon verließ Naruto die Küche, wenige Augenblicke später, hörte Sakura die Tür ins Schloss fallen.

„Du weißt aber schon, dass du einen wesentlichen Punkt vergessen hast.“

Eine Stimme hinter ihr, riss die Rosahaarige aus ihren Gedanken.

Ihr Freund lehnte gelassen im Türrahmen und sah sie eindringlich an.

„Sasuke.“, hauchte sie nur freundlich. „Was meinst du?“

Und schon stand ihr Freund hinter ihr und schloss seine Arme um sie.

„Du hattest damals mich. Du hast versucht Naruto aufzufangen, doch ich musste dafür dich jeden Tag aufs Neue auffangen.“

Sakura lächelte, stand auf und sah Sasuke liebevoll an.

„Ich weiß, ohne dich hätte ich das nie überstanden. Aber du vergisst, Naruto hat nicht nur einen von uns, sondern beide. Wir werden ihn auffangen, wann immer er es braucht.“, dazu waren Freunde da.

Sasuke seufzte und verdrehte die Augen.

„Ich wusste es doch schon immer. Er macht nur Probleme und Arbeit.“

Sakura verpasste dem Uchiha einen Seitenhieb.

„Er ist dein bester Freund.“

„Manchmal“, kam es gelassen zurück. „Wenn er mich nicht davon abhält, deine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben.“

Sakura schenkte ihm einen finsteren Blick, da sie genau wusste, wie zweideutig diese Bemerkung gewesen war.

„Gut, lass uns ihm helfen.“, brummte er mürrisch, bekam für diese Worte jedoch einen Kuss.

Tja, so einfach konnte man Frauen glücklich machen.
 

~
 

„Hinata, sieh doch nur, was ich dir mitgebracht habe.“, Naruto drückte der Hyuuga einen braunen Stoffbären in die Hände.

Ihn zu bekommen, war gar nicht so einfach gewesen. Immerhin hatte er dafür praktisch bei Hinata zu Hause einbrechen müssen.

Schon seit Tagen versuchte er alle möglichen Dinge für sie zu regeln. Er sprach regelmäßig mit den Angestellten bei ihr zu Hause, er hatte sich mit ihrer Schule in Verbindung gesetzt, er hatte dafür gesorgt, dass sie jeder Zeit wieder nach Hause zurückkehren konnte, er hatte ausfindig gemacht, wo ihre Familie begraben wurde...

Er wusste schon so viel über die Hyuuga. Über ihren Vater, der eine wichtige Firma geleitet hatte, über ihre Schwester, deren Grab mit den buntesten Blumen belegt war, über ihren Cousin Neji, auf dessen Grab keine einzige Blume lag, nur zahllose Karategürtel.

Er wusste, wo Hinata wohnte, wo sie zur Schule gegangen war. Er wusste, dass die Angestellten des Hauses sich um vieles gekümmert hatten, Hinata jedoch kein einziges Mal besuchen gekommen waren. Und er wusste, dass er sie dafür hasste. Doch er brauchte sie. Ohne sie bekam er nicht die nötigen Informationen. Es hat eine Weile gedauert, denn vom Krankenhaus hatte er nur Adresse und Telefonnummer bekommen. Alle anderen Informationen hatte er sich nach und nach mühselig beschaffen müssen. Doch Hinata er es wert!

Und ja, von den Angestellten hatte er auch erfahren, dass Hinata in ihrer Kindheit nichts mehr geliebt hatte, als diesen kleinen Bären, ein Geschenk, von ihrer früher verstorbenen Mutter.

„Mein Bär.“, hauchte die Hyuuga leise und nahm das braune Etwas an sich, drückte es dicht an ihren Körper.

Naruto strahlte. Eine Regung. Besser als nichts!

„Ja, es ist dein Bär. Ich habe ihn dir geholt.“, meinte der Uzumaki stolz. Er hatte schon so einiges aus Hinatas Zimmer herkommen lassen. Nur, damit sie sich hier etwas wohler fühlen konnte.

„Mein Bär...“, wiederholte Hinata noch einmal.

Naruto lächelte sie liebevoll an. Sie erkannte diesen Bären also. Das war ein gutes Zeichen. Das versetzte seinem Herzen einen kleinen Sprung.

„Der Bär meiner Mutter.“, abwesend strich sie mit einem Finger über das dunkel, weiche Fell. „Sie hat ihn mir geschenkt, als ich fünf Jahre alt wurde. Kurz vor ihrem Tod.“, und obwohl ihre Stimme immer noch trostlos und monoton klang, hallte dennoch etwas Leben in ihr mit.

„Der Bär muss dir sehr, sehr wichtig sein.“, Naruto hatte sich zu ihr an die Bettkante gesetzt, er wusste mittlerweile, dass es Hinata nicht störte.

„Ja, sehr, sehr wichtig.“

Einige Sekunden verstrichen, Sekunden in denen Naruto glücklich war, Sekunden in denen Hinata den Bären drückte, Sekunden, in denen die Zeit stillzustehen schien, Sekunden in denen sich alles änderte.

Plötzlich hörte der Uzumaki ein leises Schluchzen. Erschrocken sah er auf Hinatas Gesicht.

Weinte sie?!

Sie hatte bis jetzt noch nie geweint. Nicht ein einziges Mal, seit sie von dem Tod ihrer Familie erfahren hatte.

„Hinata...“, hauchte er leise und griff nach ihrer Hand.

„Ich vermisse sie so sehr.“, wimmerte die Hyuuga hilflos und sah dann endlich zu Naruto.

Ja, sie weinte. Tränen liefen über ihre Wange, die leicht gerötet war.

Farbe...Farbe war in ihr Gesicht gestiegen.

Naruto wusste nicht was er denken sollte. Sie sah so unglaublich süß aus und dennoch endlos traurig. Aber der starre, leere Blick in ihren Augen war gewichen, da war plötzlich so viel mehr dahinter.

„Ich vermisse meine Mama auch.“, gestand Naruto und lächelte leicht. Zögerlich drückte er Hinatas Kopf an seine Brust und strich immer wieder über ihre Schulter. Die Anzahl der Tränen nahm zu und es war kein Ende in Sicht. Hinata weinte und weinte. Und Naruto...hielt sie einfach nur im Arm.

Endlich hatte sie es begriffen. Das erste Mal nahm Hinata wohl wirklich wahr, dass ihre Familie tot war, dass sie selbst jedoch noch lebte, dass sie stark sein musste...so vieles würde ihr in den wenigen Augenblicken nun bewusst werden. Und dazu brauchte sie Zeit. Und die wollte ihr Naruto geben. Wie versprochen. So viel Zeit, wie sie auch benötigte.

„Ich habe jeden Tag während deines Komas an deinem Bett gesessen und habe gehofft, dass du mir antwortest. Dann bist du aufgewacht und alles war so viel schlimmer und unerträglicher als vorher. Ich hatte solche Angst um dich, kleine Hinata.“, gestand er ihr. „Und ich weiß, dass für dich gerade eben eine Welt zusammenbrechen muss. Aber ich will, dass du eines weißt. Ich war die letzten Wochen an deiner Seite und ich werde es die nächsten Wochen über sein, Monate, Jahre...für immer, wenn du das möchtest. Ich werde dich nicht alleine lassen und selbst wenn ich nur ein schwacher Ersatz für deine Familie bin, so werde ich alles in meiner Macht stehende tun, damit es dir besser geht, das verspreche ich dir.“, er fand es wichtig, ihr das genau jetzt zu sagen. Sie musste es jetzt hören, genau jetzt. Denn das grausame Erwachen war zwar der Beginn ihres Aufstiegs und dennoch...nahm sie jetzt gerade das erste Mal so richtig wahr, wie weit unten sie war.

Und das tat weh. Dieser Erkenntnis schmerzte.

Und Hinata weinte weiter und Naruto hielt sie weiterhin im Arm.

Sekunden, Minuten...

Bis sie endlich bereit war, sich von ihm zu lösen.

Mit großen, verheulten Augen sah sie ihn an.

Naruto lächelte so gut er konnte, strich mit seinem Daumen über ihre Wange.

„Ist es gemein von mir zu sagen, dass du noch nie so gut ausgesehen hast wie jetzt?“, denn endlich spiegelte ihr Gesicht etwas Leben wieder. Sie wirkte lebendig.

„Naruto...“, und dieses Mal war sein Name nicht nur ein leeres Wort, sondern dieses Mal bedeutete er so viel mehr.

„Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst. Ich bleibe einfach bei dir.“, versicherte er ihr noch einmal.

„Ich habe dich gehört.“, flüsterte Hinata leise. „Ich habe immer wieder deine Stimme gehört. Nur dank dir bin ich wieder aufgewacht.“

Ihre Stimme war nur ganz leise. Doch Naruto verstand jedes einzelne Wort sehr gut.

„Du hast mich gehört?“, fragte er verwundert nach.

„Nicht immer. Aber manchmal. Ich habe gehört, dass du mich gerufen hast.“, sie sah ihn etwas verlegen an. Vermutlich wurde ihr gerade eben so richtig bewusst, wie nahe er ihr schon gekommen war. Wie nahe ihr ein fremder Mann gekommen war...

„Dann ist es ja gut.“, meinte Naruto nur freundlich. „Ich habe dich so oft gerufen, bis du mich eben gehört hast. Ich hätte dich unmöglich liegen lassen können. Ich hatte es dir versprochen.“, erinnerte er sich selbst.

Hinata lächelte schüchtern.

„Danke, Naruto.“, so lange hatte sie diese Worte sagen wollen, doch so lange war sie gefangen gewesen.

„Immer wieder gerne, Hinata-chan.“, der Uzumaki konnte gar nicht sagen wie es sich anfühlte. Hinata war endlich bei ihm. Das erste Mal unterhielt er sich mit ihr. Mit der richtigen Hinata. Und obwohl in ihrem Herzen immer noch die Traurigkeit und der Schmerz überwogen, so war sie endlich erwacht. Aus ihrem langen Schlaf, ihrem Gefängnis...
 

~
 

So merkwürdig es anfänglich auch war sich mit Hinata zu unterhalten, so gewöhnte sich Naruto immer mehr an sie. Er lernte sie kennen und schätzen. Mittlerweile waren seit ihrem Erwachen über zwei Wochen vergangen und Doktor Yamamoto meinte, dass er sie wohl bald entlassen würde.

Naruto fand diese Nachricht gut, doch Hinata war wohl weniger erfreut. Sie wollte vermutlich nicht zurück in die Welt da draußen, in die Welt, in der sie keine Familie mehr hatte, in der ihre Familie tot war.

Doch ihre Entlassung rückte immer näher und näher, bis sie letztendlich doch vor der Tür stand.

„Komm schon, Hinata. Ich bring dich nach Hause und ich bleiben so lange bei dir, wie du willst.“, sie standen schon fertig angezogen im Krankenzimmer. Naruto hielt in seiner linken Hand den Koffer von Hinata, in der rechten ihre Hand.

Doch noch war die Hyuuga nicht bereit zu gehen.

„Ich will nicht. Ich habe mich schon so an diesen Ort gewöhnt.“, hauchte sie leise.

„Aber da draußen ist ein viel schönerer Ort. Ein Ort, an dem ich immer bei dir sein kann, wann immer du das willst. Oder mich brauchst.“, er drückte ihre Finger sanft. Sie sollte spüren, dass sie nicht alleine war.

„Ich habe Angst, Naruto.“, gestand die Hyuuga mit zittriger Stimme.

„Die hatte ich anfangs auch. Doch glaub mir, die Angst vergeht.“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Und was, wenn ich das alles nicht alleine hinbekomme? Die Firma meines Vaters, den Haushalt, mein Leben, die Schule.“, sie klang ganz schön panisch.

„Ach was. Um die Firma kümmern sich die Angestellten deines Vaters. Dafür gibt es eigene Regelungen. Und dein Vater hat es so veranlasst, dass du selbst ohne dort zu arbeiten am Umsatz beteiligt bist. Es bleibt die Firma deiner Familie. Und um den Haushalt kümmert sich auch jemand anderes. Um die Schule musst du dir keine Sorgen machen. Mir wurde gesagt, dass du eine sehr gute Schülerin bist.“, er lächelte sie sanftmütig an. „Und um dein Leben mach dir mal keine Gedanken. Das kannst du in meine Hände legen. Ich passe schon auf dich auf, kleine Hinata. Das habe ich dir doch versprochen.“, wiederholte er noch einmal mit bestimmenden Tonfall. Er hatte seine Worte bitterernst gemeint.

„Ich möchte dir doch nicht zur Last fallen.“, das hatte Hinata die letzten Tage über immer und immer wieder erwähnt.

„Jetzt hör aber auf. Seit Wochen bist du ein Teil meines Lebens und wir sind Freunde. Du fällst mir nicht zur Last. Ganz im Gegenteil, ich weiß doch gar nicht, was ich ohne dich den ganzen langen Tag anstellen soll.“, gut, außer zur Schule zu gehen. Seit er nicht mehr auf Krücken lief, musste er dort wieder hin. War manchmal ganz schön anstrengend. „Ich bleibe bei dir. Ohne Widerrede.“, so, und jetzt zog Naruto die Hyuuga einfach mit sich mit.
 

Wenige Minuten später hatten sie sich von allen Ärzten und Schwestern verabschiedet und standen nun vor dem Krankenhaus.

„Naruto, ich will wieder zurück.“, Hinata hatte sich ängstlich an ihn geklammert. Vor ihnen auf der Straße fuhren die Autos.

Autos...

„Hinata, du schaffst das. Ich bin doch bei dir. Siehst du, dort vorne wartet schon ein Wagen auf uns. Das kennst du doch. Du wurdest von so einem immer von der Schule abgeholt.“, Naruto konnte verstehen, dass es nicht einfach für sie war.

„Und was, wenn etwas passiert?“, sie kaute leicht auf der Unterlippe.

„Natürlich können wir auch den Bus nehmen oder den langen Weg zu Fuß gehen. Glaub mir, Hinata-chan, ich würde es für dich tun. Aber du musst dich deiner Angst stellen. Sonst wirst du nie wieder ein normales Leben führen können.“, es schmerzte ihn schon etwas, so mit ihr reden zu müssen. Als wäre ihr Leben...abnormal.

„Hm, und du bleibst auch bei mir?“, fragte sie noch einmal nach.

„Solange du das möchtest.“, versprach er ihr und zog sie dann sanft hinter sich her. Er würde für dieses Mädchen alles tun, wenn er ihr den Alltag nur etwas erträglicher machen konnte.
 

Hinata wurde von allen Hausangestellten freundlich begrüßt und von jedem einzelnen wurde ihr Beileid ausgesprochen. Und bei jedem einzelnen schnaubte Naruto innerlich. Alles falsche, geldgierige Idioten. Keiner von ihnen war Hinata besuchen bekommen. Dafür wurden sie ja auch nicht bezahlt. Also warum auch?! Er mochte sie alle nicht!

„Komm schon, Hinata. Wir gehen lieber gleich in dein Zimmer. Du solltest dich ausruhen.“, und schon zog er sie von all den anderen weg. Am liebsten hätte er ihnen die Zunge herausgestreckt, doch das wäre wohl etwas deplatziert gewesen.

Der Uzumaki hatte ihr Zimmer noch nie betreten. Es wurde ihm nicht gestattet. Egal, was er Hinata auch ins Krankenhaus hatte bringen wollen, er hatte unten in der Eingangshalle darauf warten müssen. War vielleicht auch besser so gewesen. Er hätte sich in diesem großen Anwesen wohl nur verirrt.

Und das alles gehörte jetzt Hinata?

„Hier hinten ist mein Zimmer.“, mit langsamen Schritten ging Hinata auf die letzte Tür im Flur zu und öffnete sie dann langsam.

Man konnte sehen, dass es für sie wohl etwas merkwürdig war, nach all den Wochen wieder hier zu sein. Langsam ging sie in die Mitte des Raumes und drehte sich zweimal im Kreis.

„Nichts hat sich verändert.“, ihr Leben hatte sich so auf den Kopf gestellt und an diesem Ort war noch alles wie an dem Tag des Unfalls. „Du hattest Recht, ich glaube es war gut wieder nach Hause zu kommen.“, selbst wenn sie dieser Ort an ihren Vater, ihre Schwester und ihren Cousin erinnern würde. Es war ihr zu Hause... der Ort, an dem für sie die Zeit stehen blieb.

„Siehst du? Ich kenne mich mit so etwas aus.“, der Blondschopf grinste breit. „Bist du müde? Doktor Yamamoto meinte, du sollst viel schlafen.“, er würde schon dafür sorgen, dass sie bald wieder auf den Beinen war.

„Mir geht es gut, du musst dir keine Sorgen machen.“, leicht verunsichert sah sie zu Boden.

„Kann ich noch etwas für dich tun, Hinata-chan?“, er würde nicht eher gehen, bis sie wunschlos glücklich war.

„Hm, nein, danke. Ich denke, ich komme schon klar. Ich werde duschen gehen. Und dann wohl schlafen.“, etwas müde war sie schon.

„Wenn du etwas brauchst, dann kannst du mich rund um die Uhr anrufen. Meine Nummer hast du. Und die von Sasuke und Sakura auch.“, er musste sich sicher sein, dass sie dieses Angebot auch wirklich nützen würde.

„Ja, die habe ich alle in meinem Handy eingespeichert.“, sie lächelte freundlich.

Naruto seufzte. Wie gerne würde er ein ehrliches Lächeln von ihr sehen. Nicht dieses tapfere Lächeln, in dem so viel Traurigkeit und Schmerz lagen.

„Soll ich dich morgen nach der Schule besuchen kommen?“, es war merkwürdig. Bis jetzt war es klar gewesen, dass er nach der Schule zu ihr ins Krankenhaus fuhr, doch er konnte doch nicht einfach ohne Erlaubnis an ihrer Tür klingeln.

„Ich muss mich morgen mit den Anwälten und dem Notar treffen. Es muss noch sehr viel geklärt werden. Und am Nachmittag würde ich gerne zu unserem Familiengrab gehen.“

Mit ihren Worten hatte sie weder Ja noch Nein gesagt.

„Anwälte sind langweilig, Notare auch. Ich glaube es ist besser, wenn ich das mit der Schule lasse und dich begleite.“, er grinste breit. Schon alleine die Vorstellung einen Tag nicht bei Hinata zu sein, kam ihm so absurd vor. Die letzten Wochen, wenn nicht sogar schon Monate über, hatten sie sich bis auf die drei Tage immer gesehen. Alles andere war für den Uzumaki undenkbar.

„Aber bekommst du dann keinen Ärger?“, leicht bestürzt sah sie zu ihm.

Naruto lächelte. Er mochte es, wenn sie verlegen war oder rot wurde. Es war so ein wundervoller Kontrast zu ihren sonst so blassen Wangen.

„Selbst wenn ich etwas Wichtiges verpassen würde, Sakura würde es mir nachher sicher erklären. Also mach dir keine Gedanken. Du brauchst mich jetzt viel mehr.“, am liebsten hätte er Hinata einfach an sich gedrückt und sie in den Arm genommen. Anfangs hatte sie das auch nicht gestört. Doch Naruto hatte schon gemerkt, dass es ihr schon langsam unangenehm war. Nach und nach hatte Hinata wohl realisiert, dass er ein Junge und sie ein Mädchen war und sie sich...näher kamen. Sie war einfach so niedlich verlegen.

„Okay, dann freue ich mich, dass wir uns morgen wieder sehen.“, und schon wieder wurde die Hyuuga etwas rot um die Nasenspitze.

„Ich freue mich auch, Hinata-chan.“, sein Grinsen wurde immer breiter. „Und morgen Nachmittag stelle ich dir dann auch endlich Sasuke und Sakura vor. Sakura wird dich lieben, da bin ich mir sicher. Und du wirst eine Freundin gebrauchen können.“, wobei es ihm ein Rätsel war, wie ein so niedliches Geschöpf wie Hinata keine wirklichen Freunde haben konnte. Zumindest keine Freunde die gut genug waren, um sie im Krankenhaus zu besuchen.

„Denkst du wirklich, dass es eine gute Idee ist? Was, wenn sie mich nicht mögen?“, immerhin trug sie zum Teil Schuld daran, dass ihr bester Freund beinahe gestorben wäre.

„Ach Quatsch, dich muss man einfach lieb haben, Hinata. Und ich bin doch da und beschütze dich. Alles wird gut, versprochen. Und ich bin mir wirklich absolut sicher, dass Sakura dich lieben wird.“, Sakura war nun einmal so ein Mensch.

„O-okay.“, hauchte die Hyuuga leise.

„Gut, dann werde ich dir jetzt einmal etwas Ruhe gönnen. Und morgen in der Früh sehen wir uns wieder.“, das hörte sich gut an. Er musste nicht einmal bis zum Nachmittag warten! Gleich in der Früh!

„Bis morgen, Naruto. Und danke für deine Hilfe.“, Hinata verneigte sich leicht und lächelte den Uzumaki tapfer an.

Naruto erwiderte diese Geste. „Glaub mir, eines Tages wirst du wieder ehrlich lächeln können. Und dann, dann möchte ich der erste sein, der es zu sehen bekommt.“, schon alleine bei der Vorstellung wurde ihm warm ums Herz. Hinata sah sicher süß aus, wenn sie lächelte. Gut, Hinata sah immer süß aus. „Bis morgen, meine kleine Hinata-chan.“, und mich einem lieblichen Lächeln auf den Lippen verließ Naruto ihr Zimmer.

Morgen würde wohl für sie beide ein anstrengender Tag werden.
 

~
 

Mit leicht abwesendem Gesichtsausdruck sah Hinata aus dem Fenster. Gerade eben waren sie beim Rechtsanwalt gewesen, eine schwere Aufgabe für die Hyuuga. So viele Verpflichtungen, so viele Zahlen und sie selbst hatte keine Ahnung davon.

Naruto merkte, dass sie nachdenklich war, dass ihr alles langsam zu viel wurde. Und jetzt saßen sie im Auto, auf dem Weg zum Grab ihrer Familie.

Die tot war.

Womit hatte ein so junges Mädchen nur so eine Bürde verdient?

Er griff nach ihrer Hand, strich behutsam über ihre zarte Haut und versuchte ihr einen Bruchteil des Schmerzes zu nehmen.

„Wenn du heute Abend doch lieber zu Hause bleiben möchtest, dann verschiebe ich das Treffen mit Sasuke und Sakura. Ich kann verstehen, wenn es dir vielleicht etwas zu viel wird.“, schlug er mit sanfter Stimme vor.

Noch nie hatte er in der Gegenwart einer anderen Person so viel nachdenken müssen, wie bei Hinata. Jede Bewegung, jedes Wort und jede Berührung musste durchdacht sein. Er wollte es für sie nicht noch schwerer machen. Zu viel Nähe schüchterte sie ein, zu wenig gab ihr das Gefühl, einsam zu sein. Zu viele Worte überforderten sie, zu wenige trieben sie in den Wahnsinn.

Und Naruto kannte das alles. Er kannte es so gut.

„Hm, ich denke ich komme schon klar. Etwas Ablenkung wird mir gut tun.“, hauchte Hinata leise und sah nun das erste Mal seit Beginn der Fahrt zu dem Blonden.

Er versuchte zu lächeln.

„Dann wirst du die beiden heute kennen lernen.“, doch noch würde sie sich nicht darüber freuen können, noch lag da diese andere Sache dazwischen.

„Fräulein Hyuuga, wir sind am Friedhof angekommen.“, der Fahrer meldete sich kurz zu Wort.

Hinata nickte nur.

„Warten Sie bitte. Wir werden bald wieder da sein.“, diese Bitte war unnötig. Er war Angestellter der Familie, er musste warten, ob er nun wollte oder nicht. Naruto war schon gestern aufgefallen, dass Hinata zu allen so nett und freundlich war. Das hatte keiner dieser Leute verdient. Sie hatten sie wochenlang alleine im Krankenhaus liegen lassen! Feuern sollte man sie alle!

Naruto schüttelte den Kopf, verdrängte seine Wut und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder Hinata. Er zog sanft an ihrer Hand.

„Komm, wir stehen das zusammen durch.“, ein letzter zuversichtlicher Blick, ehe er sie aus dem Auto zog und sie vor dem großen Eingang des Friedhofes standen.

Das schwarze Tor aus Eisen wirkte kalt und unfreundlich. Fast wie die Gitterstäbe eines Gefängnisses. Naruto lachte innerlich. Irgendwie war es das ja auch.

Noch einmal atmete er tief durch, erst dann betrat er das Geländer. Jetzt musste Hinata stark sein.
 

Mit langsamen Schritten gingen sie immer weiter. Zuerst den Hauptweg entlang, bogen dann ab auf die kleinen, mit Gras bewachsenen Wege. Sie wirkten nicht mehr so kahl und hart, sondern schon eine Spur einladender. Sofern man einen Friedhof als einladend bezeichnen konnte. Doch an sich war das Gelände hier sehr schön. Die Gräber standen weit auseinander, jedes konnte auf seine eigene Art und Weise seine Schönheit entfalten, jeder hatte seinen Platz zum Ruhen. Und die Kirche in der Mitte des Friedhofes war aus schönen, hellen Steinen mit einem dunklen Dach, das im Licht der Sonne glänzte. Schon als Naruto das erste Mal hier war, um in Hinatas Namen Blumen herzubringen, war ihm die Pracht dieses Daches aufgefallen. Das Leuchten versprach irgendwie Hoffnung, dass es die Leute hier doch nicht so kalt und einsam hatten wie man vielleicht annehmen würde. Es war ein schöner Friedhof, der mehr Wärme als Kälte ausstrahlte.

„Hier sind wir.“, Naruto blieb stehen, drückte Hinatas Hand noch etwas fester.

Drei Gräber.

In der Mitte das größte, der Grabstein geziert mit den Namen von Hinatas Eltern. Auf jeder Seite brannten zwei große Kerzen und sie erleuchteten den Spruch, der sich über den ganzen Stein zog.

Der Tod macht nur den Körper vergänglich, nicht jedoch den stolzen Geist.

Es war ein schlichtes Grab, überdeckt mit saftig grünem Gras, verziert in der Mitte von einem prächtigen Blumenensemble.

„Freesien.“, flüsterte Hinata leise. „Meine Mutter liebt Freesien.“

Naruto fiel auf, dass sie in der Gegenwartsform gesprochen hatte. Wenn er am Grab seiner Eltern stand, dann tat er das auch immer. Es gab ihm für diese Augenblicke das Gefühl, ihnen wirklich nahe zu sein. Und selbst wenn es lächerlich war auf eine Antwort zu warten, so hoffte man in den wenigen Sekunden doch, dass irgendwann eine kommen würde.

An einem Rand des Grabsteins lagen Blumenkränze, imposant und groß, jedoch alle in dunklen Farben. Das hatte Naruto am meisten gewundert.

Die Hyuuga blieb regungslos stehen. Naruto hätte gerne ihre Gedanken lesen können. Ob Hinata traurig war? Oder vielleicht doch wütend? Ob sie Schuldgefühle hatte?

Egal...

Sie ließ es sich nicht anmerken, starrte einfach mit ausdruckslosen Augen auf den Grabstein, formte ihre Lippen zu lautlosen Worten, deren Bedeutung Naruto nicht erahnen konnte. Es war einfach Hinatas Art sich zu verabschieden. Und diese Art duldete Naruto auch.

Doch als die ersten Tränen über die Wange der Hyuuga liefen, wurde es für ihn fast unerträglich einfach hier zu stehen und nichts tun zu können.

„Mein ganzes Leben lang habe ich versucht gut genug zu sein, um dir zu gefallen.“, begann Hinata leise, mit dem Blick auf das Grab ihres Vaters gerichtet. „Ich habe so hart an mir gearbeitet, nur um von dir akzeptiert zu werden.“, ihre Worte klangen weinerlich und hallte eine gewisse Verzweiflung mit. „Was soll ich denn jetzt machen? Für wen soll ich mich anstrengen und bemühen, wenn du nicht mehr da bist? Du hast nie erkannt, was in mir steckt, ich war nie gut genug für dich. Und ich“, sie stockte und schluckte. „ich habe es mir zur Aufgabe gemacht dir eines Tages gut genug zu sein. Aber jetzt...jetzt bist du nicht mehr da. Jetzt kann werde ich dir nie gut genug sein. Du hast mir einfach keine Chance gegeben, es dir zu beweisen. Du hast mich aufgegeben und bist einfach so gegangen!“, langsam aber doch wurde Hinatas Stimme lauter und wütender. „Das habe ich nicht verdient. Ich habe so hart gekämpft. Und jetzt soll alles umsonst gewesen sein?“, doch eine Antwort auf diese Frage würde sie von ihm nicht bekommen. „Du hättest nicht gehen dürfen. Das ist nicht fair...“, flüsterte sie noch leise und wischte sich dann die Tränen aus den Augen.

Naruto hielt sich noch immer zurück, obwohl es schwer war. Aber vermutlich brauchte die Hyuuga jetzt einfach Zeit sich zu verabschieden. Auf die Art, die sie für richtig hielt.
 

Langsam machte Hinata ein paar Schritte nach rechts. Dort befand sich das Grab ihres Cousins.

Neji Hyuuga, ein Sohn von Himmel und Erde.

Hinata fiel auf die Knie und strich behutsam über den Marmor. Ihr Blick war auf das Foto gerichtet, dass in der Mitte des Grabsteins angebracht worden war.

„Neji...“, hauchte sie leise und stiegen ihr die Tränen erneut in die Augen.

Naruto wusste nicht, was er tun sollte. Zu ihr gehen? Oder ihr für einen kurzen Augenblick diesen quälenden Schmerz gönnen? Manchmal brauchte man ihn, nur um sich bewusst zu werden, dass man noch lebte, dass man in der Lage war zu fühlen.

Er hatte ihn gebraucht.

„Es tut mir so leid, Neji...“, flüsterte die Hyuuga so leise, dass Naruto es kaum verstanden hatte.

Das Grab von ihm mochte er am meisten. Der Marmor schwarz und edel, das Grab selbst geziert mit weißen, kleinen Steinen. Nur eine einzige Pflanze ragte in der Mitte empor, die einzige, die seinem Bild wohl würdig war. Denn noch selten hatte Naruto so einen stolzen Blick, so eine erhabene Haltung gesehen, wie bei Neji Hyuuga.

„Er mag Pflanzen nicht sonderlich. Nur eine. Den Bambus. Er ist der Meinung, dass der Bambus stark und einfühlsam gleichzeitig ist. Ein gutes Vorbild für seine Lebenseinstellung.“, ein leichtes, trauriges Lächeln zierte die Lippen der Hyuuga.

Doch da war noch etwas anderes, dass Naruto gefiel. Von Hinata hatte er erfahren, dass Neji in einem Karateverein unterrichtet hatte. Freiwillig und kostenlos, in seiner Freizeit. Ehrenhaft, wie der Uzumaki fand. So konnte er Kindern die Chance geben etwas zu lernen, auch ohne, dass die Eltern viel Geld zahlen mussten. Manche konnten sich so etwas einfach nicht leisten...

Auf den weißen Steinen lagen die Gürtel der Kleinen. In allen erdenklichen Farben. Weiß, gelb, blau, rot, braun, ... Dieser Sport schien sein Leben gewesen zu sein.

Langsam erhob sich Hinata wieder und griff in ihre Tasche und zog einen langen, schwarzen Gegenstand hervor.

„Ich weiß, dass du ihn bei dir haben willst.“, mit langsamen Schritten ging sie auf den Grabstein zu, und legte den schwarzen Gürtel ihres Cousins wie eine Zierschleife um die Kerze in der Mitte, ließ die beiden Enden am Rande herabbaumeln.

Sachte küsste sie ihre Hand, drückte ihre Finger dann gegen das Bild in der Mitte.

„Ich hab dich lieb, Neji.“, und mit Tränen in den Augen wandte sich die Hyuuga ab, ging nun zum Grab ganz links. Das ihrer Schwester Hanabi.

Noch nie hatte Naruto so viele Blumen auf einmal gesehen. Das Grab war damit angehäuft. In allen Größen, in allen Farben und Formen.

Hinata kniete sich nieder, senkte ihren Kopf und faltete ihre Hände.

„Es tut mir so leid, Schwester.“, ihre Stimme zitterte und Naruto merkte deutlich, dass sie mit der Fassung zu kämpfen hatte.

„Das ist nicht fair. Du bist doch noch viel zu jung. Du darfst nicht sterben.“, Hinata konnte ihre Tränen nun nicht mehr zurückhalten. „Es ist meine Schuld. Du bist die aufgeweckte, die lebhafte und stolzere von uns beiden. Du hast es nicht verdient, hier zu liegen. Das sollst du nicht...“, ihre Stimme brach ab und die ersten Tränen der Hyuuga tropfen auf den hellgrauen Stein, färbten ihn an manchen Stellen dunkel.

Naruto krampfte es das Herz zusammen. Seine Eltern zu verlieren war hart, aber er konnte sich nicht vorstellen was es hieß, seine Schwester zu verlieren. Zu seinen Geschwistern hatte man oft noch ein viele innigere Beziehung.

Mit wenigen Schritten war er bei ihr, legte eine Hand auf ihre Schulter und gab ihr zu verstehen, dass sie nicht alleine war.

Die Hyuuga vergrub ihr Gesicht hinter den Handflächen und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Wie gerne hätte ihr Naruto geholfen. Doch kein Wort dieser Welt hätte ihr diesen Schmerz nehmen können. Keines...

Immer wieder schüttelte die Hyuuga ihren Kopf, als wollte sie einfach nicht begreifen, dass ihre Schwester von ihr gegangen war, dass sie nie wieder ihr Lächeln sehen würde, nie wieder ihre Stimme hören konnte.

Diese Erkenntnis tat weh. Unglaublich weh. Man versuchte sich zu erinnern, wann man betroffene Person das letzte Mal lachen, weinen, schreien oder wütend gesehen hatte. Oft war man nicht mehr in der Lage, sich diese Emotionen vor Augen zu rufen, denn der Tod kam meistens plötzlich und unverhofft, man hatte keine Zeit mehr zum Nachdenken, zum Erinnern...die Personen waren dann einfach weg. Von einer Sekunde auf die andere. Mit ihrem Lächeln, mit ihrer Stimme, mit ihrem Herzen...

Naruto ging neben der Hyuuga in die Knie und legte einen Arm um sie, bettete ihren Kopf auf seiner Schulter. Noch immer fehlten im die Worte. Er versuchte sich zu erinnern, was Sakura damals gesagt hatte, doch es fiel ihm einfach nicht ein. Hatte sie überhaupt etwas gesagt? Oder hatte sie ihn einfach nur weinen lassen?

Ja, genau. So war das gewesen. Sie hatte ihn weinen lassen. Minuten...Stunden. Und sie war an seiner Seite geblieben. Und genau das würde Naruto jetzt auch bei Hinata tun. Bei ihr bleiben und ihre Tränen auffangen. Mehr konnte er in diesem Augenblick wohl nicht für sie tun.

Immer wieder flüsterte Hinata den Namen ihrer Schwester, ihres Vaters und ihres Cousins, entschuldigte sich endlose Male.

Schuldgefühle. Die hatte er selbst damals auch gehabt. Obwohl der Tod seiner Eltern ein Unfall gewesen war. Genau wie bei Hinata auch. Sie konnte nichts dafür, dass ihr Vater sich aufgeregt hatte, dass er wütend geworden war, dass er sich nicht mehr konzentriert hatte und auch nicht dafür, dass er selbst unglücklicherweise in diesen Unfall verwickelt worden war. Das alles war nicht ihre Schuld. Nichts davon. Doch es war einfacher sich selbst die Schuld zu geben, als gar keine Erklärung dafür zu haben.

Plötzlich fuhr Hinata zusammen und sah den Uzumaki panisch an.

„Bring mich hier weg, Naruto. Bitte. Ich will hier weg.“, flehte sie ihn verzweifelt an.

Dieser Anblick...

Die rosigen Wangen von der Aufregung, die roten Augen vom Weinen, die zahlreichen Tränen auf ihrer Haut, die nassen Spuren...dieser Verzweiflung. Es tat so weh.

Naruto schluckte und nickte. Ja, er würde sie hier wegbringen. Sie sollte nicht noch einmal alles durchleben müssen.

„Komm. Wir gehen.“, entschieden stand er auf, zog sie dicht an seinen Körper und führte sie über die kleinen Wege, auf den Hauptpfad, hinaus in die reale Welt...
 

~
 

Ein paar Minuten später saßen sie schon wieder im Auto. Naruto hatte Sakura Bescheid gegeben, dass sie doch nicht kommen würden. Er wollte es Hinata jetzt nicht zumuten, seine beiden besten Freunde kennenzulernen. Dazu hätte sie Fassung bewahren müssen und keiner konnte dem Mädchen verübeln, dass sie nach diesem Besuch nicht mehr in der Lage dazu war.

So wie an den ersten Tagen nach ihrem Erwachen, wirkte Hinata etwas neben der Spur, als würde sie ihre Umwelt kaum wahrnehmen.

„Naruto, es ist meine Schuld.“, flüsterte sie leise und durchbrach die drückende Stille.

Der Uzumaki zuckte zusammen, als ihre Stimme ihn aus seinen Gedanken riss.

Sie dachte tatsächlich, dass es ihre Schuld sei?

Er schüttelte den Kopf.

„Du hast aber nicht Schuld, Hinata-chan.“, versicherte er ihr.

„Doch das habe ich. Hätte ich meinen Vater nicht aufgeregt, wäre es nie zu diesem Unfall gekommen.“, in ihren Augen schimmerten immer noch die Tränen und bei diesem Anblick krampfte es Naruto das Herz zusammen.

„Warum hat sich dein Vater überhaupt aufgeregt?“, darüber hatten sie noch nie gesprochen.

„Ich hatte auf einen Wirtschaftstest nicht die beste Note der Klasse. Doch da ich eines Tages die Firma übernehmen soll, muss ich die beste sein.“, er hatte es nie geduldet, wenn sie nicht hervorstach und die beste gewesen war.

Naruto schüttelte fassungslos den Kopf.

Er hatte sie angeschrien, weil sie nicht den besten Test der Klasse hatte? Das war lächerlich.

„Keiner kann von dir verlangen, dass du immer und überall die beste bist.“, das war illusorisch.

„Doch. Er schon.“, die Hyuuga richtete ihren Blick zu Boden und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Sie wollte nicht weinen. Nicht schon wieder.

„Dann hat er aber falsch gelegen.“, Naruto wurde lauter.

Das alles regte ihn gerade unglaublich auf. Hinata hatte Schulgefühle, nur weil ihr Vater ein Idiot war. Ein blinder Idiot, der die Stärken seiner Tochter sichtlich nie anerkannt hatte.

Darauf reagierte die junge Frau nicht.

Naruto seufzte. Er hätte nicht so forsch werden dürfen.

„Hinata, dein Vater hat zu viel von dir verlangt. Niemand kann und wird immer und überall der beste sein. Ganz ehrlich? Ich finde es ganz schön schwach von ihm, wenn er sich wegen so einer Kleinigkeit so aufgeregt hat. Da hätte er drüber stehen oder dir sein Missfallen anders zeigen sollen. Doch so wütend zu werden, dass er sogar rote Ampeln ignorierte und sichtlich nicht mehr in der Lage war sich voll und ganz zu konzentrieren, das hätte wegen so etwas nie passieren dürfen.“, ja, im Grunde war es Hiashi Hyuuga gewesen, der Schwäche gezeigt hatte. Nicht Hinata.

„Dann denkst du also, dass es seine Schuld war? Er hat Neji und Hanabi umgebracht?“, und in ihrer Stimme konnte man deutlich hören, dass ihr diese Sichtweise um nichts besser gefiel.

„Nein, das möchte ich damit auch nicht sagen.“, das hier wurde ihm langsam zu viel. „Schau. Als meine Eltern gestorben sind, habe ich so lange versucht allen die Schule zu geben. Unter anderem auch mir. Aber ich habe erkannte, dass mir ein Schuldbekenntnis meine Eltern auch nicht mehr wieder bringen würde. Also habe ich ihren Tod einfach akzeptiert, ohne jemanden die Schuld dafür zu geben. Und erst als mir klar wurde, dass es einfach passiert war und es dafür keine logische Erklärung gibt, habe ich es nach und nach geschafft über ihren Tod hinwegzukommen. Aber Akzeptanz ist etwas sehr, sehr Wichtiges. Also suche die Schuld nicht bei dir oder jemand anderes. Lerne zu akzeptieren und versuche nicht zu verstehen. So etwas wie den Tod kann man nicht verstehen. Ich habe es zumindest nie können.“, denn wo war die Logik dahinter, einem kleinen Jungen seine Eltern zu nehmen? Die gab es nicht.

Hinata nickte.

„Vermutlich hast du recht.“, seine Worte klangen weise. Naruto war ihr einfach schon um so vieles voraus. „Naruto, ich bin wirklich froh, dass ich dich habe. Du verstehst so viele Dinge besser als ich, du wirst mit so vielen Dingen besser fertig als ich und dafür hast du meine Bewunderung.“

Der Uzumaki wurde rot.

„Das alles habe ich doch nur geschafft, weil ich Freunde wie Sakura und Sasuke hatte. Und all das, was sie mir nach und nach gezeigt und gegeben haben, werde ich jetzt dir zeigen und geben.“, davon war er überzeugt. Er würde Hinata helfen, genauso wie Sasuke und Sakura ihm geholfen haben.

Und damit ließen sie dieses Thema wieder fallen und Naruto ging seinen Gedanken nach.

In wenigen Augenblicken würden sie bei ihm zu Hause ankommen und dann würde er sie alleine lassen müssen. Doch genau der Gedanke widerstrebte Naruto gewaltig. Wie sollte er Hinata in so einem Zustand alleine lassen? Sie wirkte schon wieder so zerbrechlich, so sanft und traurig wie an jenem Tag, als er sie das erste Mal durch diese Glasscheibe gesehen hatte.

„Fräulein Hyuuga, wir haben die Wohnung von Uzumaki-san erreicht.“, meldete sich der Chauffeur.

Hinata reagierte nicht gleich, sah nur etwas abwesend auf. Doch dann schüttelte sie ihren Kopf, versuchte leicht zu lächeln.

„Danke, dass du mich begleitet hast, Naruto.“, hauchte sie leise.

Er sah sie freundlich an.

„Das habe ich gerne gemacht. Und du weißt, mein Angebot gilt rund um die Uhr. Ich bin für dich da, kleine Hinata. Egal wann du mich brauchst oder was du von mir brauchst.“, er strich kurz über ihre Wange und wischte die letzten Spuren der Tränen weg. „Ich weiß doch wie schwer es für dich ist. Aber mit etwas Hilfe wirst du bald wieder ein geregeltes Leben führen können. Gib dir einfach etwas Zeit.“, Zeit war in so einem Fall das wichtigste.

Die Hyuuga nickte schüchtern und griff dann unerwartet zu der Hand auf ihrer Wange. Noch nie hatte sie auf seine Berührungen reagiert. Sie hatte jede einzelne zugelassen, aber nie auch nur die kleinste Reaktion gezeigt. Obwohl ihre Hände so kalt waren, fühlte es sich schön an und erfüllte sein Herz mit etwas Wärme.

„Wir sehen uns dann bald wieder, ja, Hinata?“, fragte er nach, nur um sich zu vergewissern, dass ihr nächstes Treffen nicht zu weit weg lag. Ihm wurde von Tag zu Tag deutlicher bewusst, wie sehr er Hinata schon brauchte. Ihre Gegenwart erfüllte ihn selbst. Es fühlte sich einfach schön an, gebraucht zu werden und helfen zu können.

„Ja, wir sehen uns bald wieder.“, und bei diesen Worten wurde der Blick der Hyuuga etwas trauriger.

Naruto wollte sich gleich noch weniger von ihr trennen.

„Dann bis bald, meine süße Hinata-chan.“, Naruto wurde leicht rot um die Nasenspitze. Er hatte das klein nur unbewusst gegen ein süß ausgetauscht, doch es hörte sich dennoch...richtig an.

„Bis bald.“, kam es nur verlegen zurück und widerwillig trennten sich ihre Hände voneinander.

Naruto stieg aus, schloss die Tür hinter sich und seufzte.

Mit langsamen Schritten und gesenktem Kopf ging er ein Stück weiter.

Jetzt war sie also weg. Seine Hinata...

Er seufzte und fühlte sich plötzlich so...unvollständig. Ihm fehlte etwas. Sie fehlte ihm.

Anfangs war sich Naruto sicher gewesen, dass es Mitleid war und er sich deswegen nie von ihr trennen wollte, da er das Gefühl nicht ertragen konnte, dass sie alleine war. Doch mittlerweile war er sich da nicht mehr so sicher. Er nahm ihre Hand aus ganz anderen Gründen in seine und wollte ihr auch auf eine viel egoistischere Art und Weise nahe sein und er wollte sie nicht mehr gehen lassen. Nicht aus Mitleid, sondern weil er sie brauchte.

Leicht niedergeschlagen griff Naruto nach seinem Schlüssel und wollte gerade die Haustür aufsperren, als er einen Knall hinter sich hörte.

Ruckartig drehte er sich um.

Hinata stand neben dem Auto und hatte die Tür zugeworfen. Einige Sekunden lag regte sich keiner der beiden. Die Hyuuga stand einfach nur da und sah den Uzumaki mit großen, verheulten Augen an.

„Lass mich bitte nicht alleine.“, flüsterte sie mit zittriger Stimme. „Ich will bei dir bleiben. Ich ertrage es nicht in dem großen Haus, wo alles nach ihnen riecht, mich alles an sie erinnert. Ich will bei dir bleiben.“, wiederholte sie noch einmal brüchig.

Naruto sah sie etwas verzweifelt an. Er hätte sie auch letzte Nacht dort nicht alleine lassen dürfen. Er hätte sie beschützen und behüten müssen.

„Komm her.“, und mit wenigen Schritten war er bei ihr und zog sie zu sich, schloss die Hyuuga fest in seine Arme. „Ich lass dich nicht alleine. Und du kannst so lange bei mir bleiben, wie du es möchtest.“, versicherte er ihr und strich behutsam über ihren Rücken, atmete zum ersten Mal den Duft ihrer Haare ein und spürte, wie ihre Nähe sein Herz höher schlagen ließ.

Solange hatte er sie nur als das Mädchen hinter der Glasscheibe wahrgenommen, dann als Patientin, als jemanden, der seine Hilfe brauchte. Wann...wann nur hatte er angefangen sie als Mädchen... als Frau wahrzunehmen? Wann nur hatte er angefangen so heftig auf ihre Nähe und ihren Körper zu reagieren? Naruto wusste es nicht mehr. Doch feststand, dass er sie heute nicht mehr gehen lassen konnte. Er wollte nicht...er musste sie bei sich wissen.

Entschlossen löste er sich kurz von ihr, öffnete die Beifahrertür und gab dem Chauffeur die Anweisung zu fahren.

„Hinata bleibt heute Nacht bei mir.“, egal was der Mann nun dachte, egal was all die anderen dachten. Er, Naruto Uzumaki, war nicht bereit Hinata gehen zu lassen.

Er schloss die Tür und zog die Hyuuga wieder an sich.

„Komm, wir gehen jetzt nach oben.“, sie brauchte Ruhe und sie brauchte Wärme. Hier draußen war es viel zu gefährlich für so einen zerbrechlichen Menschen wie sie.
 

Kaum hatten sie seine Wohnung betreten, wünschte sich Naruto inständig, er hätte heute in der Früh noch aufgeräumt. Es sah schrecklich aus.

„A-also das ist nicht immer so...unordentlich.“, versuchte er sich herauszureden. Doch dann seufzte er. „Gut, eigentlich schon.“, gestand er leicht verlegen. „Aber ich bin erst vor zwei Tagen wieder zurück in meine eigene Wohnung gezogen und ich hatte noch keine Gelegenheit, mich um alles zu kümmern.“, er war ja auch fast rund um die Uhr bei Hinata gewesen. Und keine Sekunde an ihrer Seite bereute er.

„Schau, hier ist das Wohnzimmer. Du kannst dich schon einmal in Ruhe niedersetzen und ich werde die Wohnung etwas aufräumen. Dann wirst du dich gleich wohler fühlen.“, sanft drückte er sie auf das schwarze, kuschelige Sofa und legte ihr eine Decke zurecht. Es war Sommer und heiß, aber Naruto hatte das Gefühl, dass Hinata trotzdem fror. „Ich bin bald wieder bei dir, Hinata-chan. Und wenn du etwas brauchst, dann meldest du dich einfach.“

„Ist gut. Danke, Naruto.“, hauchte sie nur leise und kuschelte sich in die Decke. Ihr war wohl wirklich kalt.

Und schon flitzte der Blondschopf durch die einzelnen Zimmer, versuchte alles so gut es ging in Kästen zu verstauen, putzte über den Boden und die Möbel, reinigte die Arbeitsflächen in der Küche und öffnete dann für ein paar Minuten das Fenster. Frische Luft schadete bekanntlich nie.

Sah doch schon gleich viel wohnlicher aus. Hinata durfte nur nicht seine Rumpelkammer öffnen, denn die würde wohl aus allen Nähten platzen, aber davon würde er sie schon abhalten. Er wandte eben die männliche Methode des Aufräumens an. Viel einfacher, viel schneller, viel bequemer.

„So, und schon bin ich wieder bei dir.“, er setzte sich eine knappe halbe Stunde später neben sie auf das Sofa. Er saß so dicht bei ihr, dass sich ihre Körper berührten und mindestens noch die Hälfte der Couch leer war, doch wenn Hinata fror, dann musste er sie doch wärmen. Alles alleine zu ihrem Wohl. Kein Eigennutzen dabei.

„Geht es dir schon wieder etwas besser?“, erkundigte er sich, richtete die Decke und zog sie bis hinauf über Hinatas Hals.

Sie lächelte sanft.

„Ja, es geht schon wieder.“, versicherte sie ihm. „Es ist nur alles so neu und schwer.“, sie seufzte leicht.

„Anfangs ist es das. Aber man gewöhnt sich daran. Doch das wichtigste ist, dass du nicht alleine bist, Hinata. Du darfst einfach keine Angst davor haben, deine Einsamkeit zu zeigen. Ich kann dir nur helfen, wenn ich weiß wie. Und das kannst ganz alleine du mir sagen.“, er piekste sie liebevoll in den Bauch und grinste schief.

„Hey.“, protestierte sie sanft, ehe ein Lächeln über ihre Lippen huschte. Doch dann wurde ihr Blick wieder etwas ernster. „Danke, Naruto-kun. Für alles. Ohne dich hätte ich die letzten Wochen nicht überstanden.“, flüsterte sie leise und lehnte ihren Kopf ganz von alleine gegen seine Schulter.

„Du musst dich nicht bedanken, ich habe es gerne gemacht. Ich fühle mich einfach wohl, wenn ich in deiner Nähe bin. Und dann muss ich keine Angst um dich haben, weil ich dich jeden Augenblick in den Arm nehmen könnte, wenn du traurig bist.“, er legte seinen Kopf gegen ihren und seufzte zufrieden.

„Wenn ich bei dir bin, dann ist auch alles einfacher zu ertragen.“, gestand sie leise und schmiegte sich noch etwas näher an ihn.

„Du weißt gar nicht wie froh ich bin, das zu hören.“, und wie froh. Naruto verspürte gerade unglaubliche Erleichterung. Hinatas Nähe tat immer gut, unbeschreiblich gut, doch von ihr bestätigt zu bekommen, dass er ihr half, das machte ihn einfach nur glücklich. „Du kannst immer zu mir kommen, egal wann dir danach ist. Und heute Nacht schläfst du bei mir im Bett.“, er würde keine Widerrede dulden.

Hinata wurde rot um die Nasenspitze.

„O-okay.“, wisperte sie nur verlegen.

Naruto öffnete panisch seine Augen.

„A-also du schläfst in meinem Bett und ich hier auf dem Sofa.“, verdammt, warum konnte er nicht einmal denken, bevor er sprach. Arme, kleine Hinata.

Sie lächelte sanft. „Schon gut. Ich habe mir schon gedacht, dass es so gemeint war.“, irgendwie war es ja schon niedlich, wenn Naruto so verlegen war.

Er atmete erleichtert aus.

„Gut, nicht, dass du falsch von mir denkst.“, das wäre ja noch schöner gewesen. Er seufzte.

„Aber du, Naruto, ich bleibe nur unter einer Bedingung. Nein, eigentlich zwei.“, wenn sie genauer darüber nachdachte.

„Die wären?“, er sah sie gespielt skeptisch an und war sich ziemlich sicher, dass er jeder Bedingung zustimmen würde, wenn sie nur bei ihm bleiben würde.

„Erstens, ich koche heute Abend für dich. Kochen kann ich gut und ich muss mich irgendwie bedanken, sonst komme ich mir so albern vor.“, flüsterte sie leise.

„Essen? Du nennst es eine Bedingung, wenn ich mich bekochen lassen muss? Das nenne ich eher Segen. Also ja, da stimme ich zu!“, und wie er da zustimmen würde. Essen! Hinata kochte für ihn! Das Leben konnte so schön sein.

Doch dann wurde Naruto wieder ernst. Es kam ihm noch so falsch vor, sich in ihrer Gegenwart so richtig zu freuen. Selbst wenn Hinata ihre guten Momente hatte, so saß die Trauer immer noch tief in ihr. „Und was wäre Nummer zwei?“, fragte er vorsichtig nach.

„Ich schlafe auf dem Sofa und du in deinem Bett.“, und ihre Stimme klang das erste Mal so... so... bestimmend.

„Okay.“, er traute sich nicht zu widersprechen, obwohl er das liebend gerne getan hätte. „Du bekommst das Sofa. Ich überziehe es auch für dich. Und du bekommst eine kuschelige Decke. Und viele Kissen und weil ich dich lieb habe, sogar meinen Schmuseteddy. Den gebe ich nur ganz besonderen Leuten.“, seinen Brummel legte er sonst nie aus der Hand.

„Schmuseteddy?“, fragte Hinata belustigt nach.

„Hey, höre ich da etwa Sarkasmus? Ich liebe meinen Bären. Genau wie du deinen. Also, etwas mehr Respekt wenn ich bitten darf. Für Kuscheltiere ist man nie zu alt.“, gut, vielleicht schon, aber gerade eben wollte er Hinata nur zum Lachen bringen. Und das gelang ihm.

Naruto seufzte glücklich.

So viel hätte er sich von diesem Tag gar nicht mehr erhofft.

„Gut, dann werden wir jetzt Einkaufen gehen und dann Essen kochen.“, Hinata wollte sich jede Sekunde ablenken.

„Wird gemacht, Chef.“, und schon stand Naruto auf und zog die Hyuuga mit sich. Er würde ihr jeden Wunsch erfüllen, den sie hatte. Jeden einzelnen. Denn wie Sakura es schon gesagt hatte, für ihr Glück und ihr Lächeln war er bereit zu kämpfen.
 

~
 

Mehr als satt lag der Uzumaki in seinem Bett und starrte an die Decke. In seinem Zimmer brannte das Licht, die Tür war offen und er konnte in das beleuchtete Wohnzimmer sehen, in dem Hinata lag. Ob sie schon schlief?

Doch er hatte mit Absicht das Licht angelassen und die Tür offen gelassen. Wer wusste, ob sie sich mitten in der Nacht einsam fühlte und er zu ihr stürmen musste. Alle Hindernisse waren schon vor dem Schlafengehen beseitigt worden.

Er seufzte und dachte an die Hyuuga. Da sie keinen Pyjama mithatte, schlief sie nun in einem seiner T-Shirts. Wie sie darin wohl aussah?

Doch für diesen Gedanken hätte sich Naruto am liebsten geschlagen.

Ob ihr kalt war? Vielleicht sollte er nach ihr sehen?

Nein!

Er würde ihr heute Nacht nicht zu nahe kommen.

Der Uzumaki zog sich die Decke bis weit über den Kopf und verschwand zur Gänze darunter. Einfach schlafen. Nur nicht so viel an Hinata denken.

Schlafen und von ihr träumen...
 

Mitten in der Nacht schreckte Naruto hoch. Er hatte etwas gehört! Eindeutig. Da war...

Er setzte sich auf und sah sich panisch um.

Sein Blick blieb an der Tür hängen.

„Hinata.“, hauchte er leise und versuchte ihren Ausdruck zu deuten. Sie sah traurig aus. Wie sie so dastand, mit dem viel zu großen Shirt, dass etwas oberhalb ihrer Knie endete, mit den langen, dunklen Haaren, die vom Schlafen wohl etwas zerzaust waren, den großen, unschuldigen Augen, die leicht gerötet waren...

Moment. Gerötet?!

Hatte Hinata etwa geweint?

Ihre Finger waren krampfhaft um den unteren Rand des Shirts geschlungen, kniffen den Stoff fest zusammen.

„Was ist los, Hinata-chan?“, langsam rappelte sich Naruto hoch und warf die Decke beiseite.

„Ich vermisse sie.“, und schon füllten sich ihre Augen wieder mit Tränen.

Also doch. Sie hatte schon vorher geweint.

Mist! Warum war er nicht aufgewacht? Warum hatte er überhaupt zugelassen, dass sie in getrennten Zimmern schliefen? Und wenn er auf dem Boden hätte schlafen müssen, egal, er hätte bei ihr bleiben müssen.

„Ach Hinata.“, schon wieder schmerzte sein Herz. Dabei war sie am Abend schon wieder so tapfer gewesen, hatte gelächelt, wenn auch nur schwach. Aber sie hatte unbeschwert gewirkt. Und jetzt...

Er seufzte.

„Sie sind weg. Tot.“, wimmerte sie leise.

Narutos Herz würde wohl gleich stehen bleiben. Er musste etwas tun. Auf der Stelle.

Er schluckte, setzte sich dann auf und streckte eine Hand nach Hinata aus.

„Komm her.“, wies er sie sanft an. Und sie gehorchte, legte ihre Hand zögerlich in seine und ließ sich zu Naruto aufs Bett ziehen.

Und dann saßen sie da. Schweigend nebeneinander.

„Hm, anfangs konnte ich nie schlafen. Ich habe so oft von meinen Eltern geträumt und immer wenn ich aufgewacht bin, dann wurde mir klar, dass ich sie nie wieder sehen würde.“, selbst jetzt noch schmerzte ihn der Gedanke. „Deswegen bin ich munter geblieben, so viele Nächte.“, und das hatte seinen Zustand noch schlimmer gemacht. „Eines Abends standen dann Sakura und Sasuke vor meiner Tür, mit Schlafsack in den Händen. Sie sind die ganze Nacht bei mir geblieben, wir haben so lange geredet, bis ich so müde war, dass ich einfach nicht mehr wach bleiben konnte. Und das erste Mal seit dem Tod meiner Eltern habe ich gut geschlafen, denn ich wusste, dass ich nicht alleine war.“, beendete Naruto seine Erzählungen. „Es ist normal, dass sie dir fehlen, dass du sie noch nicht aufgeben kannst. Aber es verlangt keiner von dir, dass du sie vergisst und in deinem Herzen verschließt. Du darfst trauern, Hinata-chan. Das ist in Ordnung. Und du darfst sie vermissen. Nur du darfst dich auf keinen Fall zurückziehen.“, er war gerade wirklich stolz auf das Mädchen, dass sie zu ihm gekommen war. Doch er wusste nicht, wie lange sie schon in der Tür gestanden hatte, ohne ihn zu wecken.

Naruto schloss einen Arm um sie. „Ich bin bei dir.“, wiederholte er. „Und wenn du sagst, dass in meinen Armen alles erträglicher ist, dann werde ich dich ganz einfach nicht mehr loslassen.“, so einfach war das.

Hinata versuchte sich wieder unter Kontrolle zubekommen.

„Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“, hauchte sie leise.

„Ach was, du hättest mich schon viel früher wecken sollen.“, er sah auf ihre nackten Beine. „Ist dir nicht kalt?“, er hätte eher darauf achten müssen. Mist! Er musste noch so viel lernen.

„Schon etwas.“, gestand die Hyuuga.

Naruto dachte nach, doch dann legte er sich wieder hin, zog Hinata entschlossen in seine Arme und schmiegte ihren Rücken gegen seine Brust. Eine Hand legte er auf ihren Bauch, mit der anderen zog er geschickt die Decke über sie beide.

„So, du wirst jetzt bei mir bleiben. Keine Widerrede. Ich lasse dich nicht mehr los.“, nein, er würde sie im Arm halten, die ganze Nacht.

„Danke, Naruto.“, flüsterte sie leise und bewegte sich keinen Millimeter, als wäre ihr Körper zu einer steinernen Statue geworden.

„Ach Hinata.“, er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und lehnte seinen Kopf leicht gegen ihren. Sie sollte spüren, dass er bei ihr war. Zögerlich begann er über ihren Bauch zu streicheln und merkte, wie stark sein Körper doch zu kribbeln begann. Ihm wurde erst jetzt so richtig bewusst, wie nahe ihm Hinata doch war. So unglaublich nahe. Er konnte ihren Körper spüren, ihre nackten Beine, er roch ihre Haare, fühlte ihren Atem.

So nahe...

Sein Herz machte einen Sprung.

„Ich hab dich lieb, Hinata-chan.“, flüsterte er leise in ihr Ohr und schloss seine Augen. Er hatte es ihr zwar schon einmal gesagt, war sich der Bedeutung damals aber nicht so bewusst wie heute gewesen. Dabei empfand er schon so lange mehr, als einfach nur Freundschaft und Mitleid. „Ich lass dich nie wieder los. Nicht, weil du mich brauchst, sondern weil ich einfach nicht mehr kann. Es fühlt sich so schön an, dich bei mir zu haben, so warm. So ein Gefühl haben nicht einmal Sakura und Sasuke in mir wecken können. Nur du, kleine Hinata. Ich brauche dich...ich habe dich lieb.“, wiederholte er noch einmal leise.

Stille. Für einen Moment sagte niemand etwas. Naruto hatte schon Angst, dass er vielleicht zu weit gegangen war. Was, wenn sie ihm gar nicht so nahe sein wollte?

Doch dann...

„Ich habe dich auch lieb, Naruto-kun.“, fiepte etwas ganz leise in seinem Arm. „Und du kannst mich so lange im Arm halten, wie du möchtest. So lange, bis wir beide wieder voll und ganz glücklich sein werden.“

Narutos Atem stockte. So lange?

Das könnte lange dauern. Und dennoch...kam es ihm viel zu kurz vor.

Er lockerte seinen Griff etwas und sorgte dafür, dass Hinata sich zu ihm drehte. Er sah ihr tief in die Augen und lächelte sanftmütig. Langsam strich er ein paar Strähnen hinter ihr Ohr und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

Hinata sah ihn anfangs nur mit großen Augen an. Doch dann formten sich ihre Lippen zu einem Lächeln. Kein trauriges Lächeln, kein seichtes Lächeln, kein falsches Lächeln...ein richtiges Lächeln. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen geschlossen und ihre Mundwinkel zeigten nach oben.

Naruto wurde ganz warm ums Herz. Er hatte dafür gekämpft, so lange, nur damit er ihr ein ehrliches Lachen entlocken konnte. Und endlich hatte er sein Ziel erreicht. Sie lächelte. Für ihn.

Augenblicklich schloss er seine Arme wieder fest um sie und zog den Körper der Hyuuga dicht an sich.

„Ich halte dich im Arm. Für immer...“, wisperte er leise.

„Das klingt schön. Ich glaube es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre. Keinen Ort, an dem ich besser verstehen lernen würde. Keinen Ort, an dem ich meine Einsamkeit schneller besiegen könnte.“, und keinen Ort, an dem ihr Herz besser aufgehoben wäre.

„Du wirst es nicht bereuen.“, versprach ihr der Uzumaki und musste sich schwer beherrschen, das zierliche Geschöpf nicht zu fest zu drücken. Ihr Körper wirkte nicht mehr so zerbrechlich wie noch vor einigen Tagen, dennoch würde Naruto sich hüten, ihr weh zu tun. Mit Hinata musste man ganz sacht umgehen. Wie mit Porzellan.

Und so sachte würde er ihr Leben in Händen halten, wie er es ihr vor einigen Tagen versprochen hatte. Doch nicht nur ihr Leben sollte in seinen Händen sicher sein, sondern auch ihr Herz, das wohl kostbarste, was ein Mädchen zu verschenken hatte. Und Naruto würde dieses Geschenk zu schätzen wissen.
 

Trauer zu überwinden ist nicht immer einfach. Täglich werden wir mit Schmerz und Verlust konfrontiert. Manchmal erwartet, manchmal jedoch ohne Vorwarnung. Doch egal wie hilflos wir auch sein mögen, der erste Schritt um Schmerz und Verlust zu überwinden, ist der zu vergeben. Den anderen Menschen, den anderen Beteiligten, aber vor allem auch uns selbst. Denn nur wer in der Lage ist zu vergeben, kann den Schmerz und den Verlust überwinden, in der Hoffnung eines Tages darüber hinweg zu kommen und wieder glücklich durchs Leben gehen zu können. Manchen Menschen wird die Chance ein erfülltes Leben zu führen schon viel zu früh genommen, doch wir, die zahlreichen Überlebenden, sollten nicht Vergeltung üben oder den Zorn in uns keimen lassen, sondern die Fehler der anderen wieder gut machen und die Träume der uns Genommenen weiterleben. Wir sollten vergeben und den Verstorbenen die Möglichkeit bieten in Frieden zu ruhen.
 

~
 

Nachwort: Ich weiß, von mir habt ihr alle schon länger nichts mehr zu lesen bekommen. Dieser OS liegt schon länger auf meiner Festplatte, jedoch habe ich mich erst jetzt überwunden ihn hochzuladen. Momentan klappt es mit dem Schreiben leider überhaupt nicht. Ich habe das Gefühl immer schwächer zu werden, anstatt mich weiter zu entwickeln. Ich habe viele Ideen und versuche mich auch immer wieder an einer neuen Geschichte, doch leider geht es momentan nicht so wie ich will.

Ich mache gerade eben eine sehr schwere und wichtige Phase durch. Sowohl von der Uni her, als auch Privat. Vielleicht muss ich mein Leben einfach wieder in den Griff bekommen, um wieder besser schreiben zu können.

Ich hoffe einfach, dass ihr mir trotzdem treu bleibt und meine Geschichten selbst noch dann mitverfolgt, wenn die Abstände dazwischen größer werden.

Ich wüsste gar nicht, was ich ohne euch alle machen würde. Euer Feedback gibt mir immer so viel Kraft und Mut, dass ich trotz aller Frustration nicht aufgebe. Und dafür wollte ich mich bedanken.
 

Das Thema dieses OS ist etwas heikler, aber ich wurde schon vor längerer Zeit gebeten eine Geschichte über Verlust und Vergebung zu schreiben. Und das ist dabei rausgekommen.

Ich hoffe ich habe euch nach dieser langen Wartezeit nicht zu sehr enttäuscht.
 

Lg tinybee~



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Kommentare zu diesem Kapitel (34)
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Von:  DianaAS
2013-11-26T18:01:11+00:00 26.11.2013 19:01
Du hast das wirklich klasse gemacht ich liebe deine Fanfics so und so schon aber hier hast du dich selbst übertroffen,mach weiter so
LG DianaAS
Von:  naruhina-chan
2010-06-26T15:24:30+00:00 26.06.2010 17:24
Ich liebe eigentlich alle deine Geschichten,
und habe auch alle mehrmals gelesen.
Und diese liebe ich auch sehr.
Zwar ist hier nicht so viel Romantik, wie bei den meisten anderen,
aber sie trotzdem echt KLASSE geworden.

Du hast zwar am Ende gesagt, dass diese FF schlechter war,
davon hat man aber gar nichts gemerkt.
Jedenfalls habe ich das nicht.
Ich wünschte ich könnte auch so toll schreiben^^

Diese FF war mal was anderes.
Sie war sehr traurig.
Ich weiß gar nicht wie oft ich sie gelesen habe,
aber bei der Stelle wo Naruto und Hinata zusammen beim Grab sind,
fange ich immer wieder an zu heulen.
Das ist sooo traurig TT.TT

Du schreibst klasse,
mach weiter so^^

LG naruhina-chan
Von:  Kaori_Nezumi
2010-05-14T09:40:27+00:00 14.05.2010 11:40
Huhu!
Also diese FF ist.. unglaublich...! *~*
Am Anfang dachte ich "Oh nein, der arme Naruto!" und er tat mir mega Leid.. :(
Und wie er dann darauf bestanden hat immer bei Hinata zu sein.. das war der Hammer (so süß^^)
Und als dann der Arzt gesagt hat "sie ist fast zeitgleich mit dir eingeliefert worden" haben bei mir schon die Alarmglocken geklingelt. Oh oh, sie war bestimmt im Auto! Und so war's ja dann auch.. So traurig T^T
An manchen Stellen musste ich echt fast heulen.. *Tränen in den Augen gehabt hat*
Du hast die Stimmung einfach auf den Nagel getroffen und Hinata's Traurigkeit war so "echt", also nicht so mega dramatisch sondern einfach passend..
Ganz ganz dickes Lob! Du schreibst klasse!
Liebe grüße Kaori_Nezumi
Von:  Rukia-sama
2009-04-13T21:03:05+00:00 13.04.2009 23:03
Ich kann mir beim besten Willen nichts schlimmeres vorstellen, als seine komplette Familie zu verlieren.
Schwester.
Vater.
Cousin.
Und die Mutter starb schon eher.
Und dann auh noch so ganz alleine, einsam in diesem Krankenhaus.
Also Naruto hat Hinata das Leben gerettet.
Ich glaube ohne dessen seelischen Beistand, wäre Hinata längst zerbrochen.
Aber ich glaube auch, dass die beide eine schöne gemeinsame Zukunft haben werden.
Hoffe, man kann noch weitere FF/OS´s lesen
Von dir natürlich^^
(PS: Ich habe zwar noch niemanden aus meiner Verwandtschaft verloren, aber meine Hund (Miro) musste mit 9 Monaten eingeschläfert werden...
Ich hab ihn wirklich lieb gewonnen auch für diese kruze Zeit. Mann kann das zwar nicht mit Hinatas verlust vergleichen, aber es ist tortzdem schlimm.)

Und Hinata hat ja noch Naruto
Von:  HaiFraeulein
2009-03-29T19:39:31+00:00 29.03.2009 21:39
Eine wahnsinnig schöne Geschichte!
Hat mich sehr berührt und konnte echt nicht aufhören zu lesen..
Die Story könntte man glatt für ein Buch verwenden :D
Dein Schreibstil ist sehr angenehm und ich fand es gut wie du mit der Liebe umgegangen bist, also nicht gleich "Ich liebe dich" sondern "Ich hab dich lieb"
Sehr, sehr schön!
Die Art, wie Hinata das ganze erlebt hat fand ich sehr authentisch. So gut, dass ich manchmal dachte, ob dir das nicht schon selbst passiert ist..
Jedenfalls, eine sehr gelungene FF!

lg
Von: abgemeldet
2009-03-01T15:40:00+00:00 01.03.2009 16:40
omg ich ´schon wieder^^
heyhou!
also ich sachs jedesmal gern wieder, du machst suuuper FFs
und ab der 10 seiteoder so musste ich echt mit tränen kämpfen, aber nicht weil ich es so traurig finde, das auch ,aber hauptsächlich weil ich mich so für Hinata-chan und Naruto freue weil sie beide wirklich schlimmes erlebt haben und trotzdem alles gemeinsam durchstehen.
Du ahnst nicht wie sehr mich der Schluss gefreut hat!
denn du hast wiedereinmal nicht nur eine stinknormale NAruHina FF geschrieben (also nicht das die scheiße wären oder so xD) sonder bei dir kommtnoch viel mehr rüber! Selbst obwohl sie sich am schluss nicht geküsst haben ,konnte man die Liebe zwischen ihnen deutlich spüren.

Überhaupt finde ich es klasse wie d jedesmal mehr Gefühl ein baust. Hinter deinen Geschichten steckt so viel mehr als nur die Handlung!
Ich erwarte seeeehnsüchtig dein nächstes werk ;D

lg. Icy-chaaan~

P.s.: Danke für die Benachrichtigug x3 hab mich ganz doll gefreut!!! *schmuus*
Von: abgemeldet
2009-03-01T11:08:54+00:00 01.03.2009 12:08
Achja. Ich habe dir versprochen, den Grund meines langen Kommentars zu nennen.

Du klingst momentan nicht so sonderlich überzeugt von dir selbst. Ich kenne das nicht vom Schreiben, aber vom Zeichnen. Manchmal benötigt man dann nicht von sich aus den Schub, sondern die Anerkennung von anderen. Oft gibt einem die den nötigen Kick. Also versuche ich dir so gut es geht vor Augen zu rufen, dass du wirklich toll bist! Und ich glaube da stimmen mir viele zu ;)
Von: abgemeldet
2009-03-01T11:07:18+00:00 01.03.2009 12:07
Hallo meine Liebe!

Ich habe schon ein total schlechtes Gewissen, da ich dir nicht eher einen Kommentar geschrieben habe. Momentan fehlt es mir etwas an Zeit, aber dennoch habe ich immer wieder einen Teil der Geschichte gelesen und bin nun leider schon am Ende angelangt.
Eigentlich kann ich bei deinen Geschichten nie aufhören zu lesen. Doch wie schon erwähnt, hat mich immer etwas dem Computer entrissen :) Und dann habe ich beim nächsten Mal wieder von vorne begonnen usw. Hat also etwas gedauert! Aber jetzt bekommst du deinen wohl verdienten Kommentar.

Wie immer fällt es mir schwer zu entscheiden, wo ich anfangen soll. Ich möchte dir gerade heute wirklich viel sagen und ausführlich Feedback geben. Warum? Das erkläre ich dir später noch!
Fangen wir einfach einmal an:

Wie immer hast du deinen Charakteren einen ganz eigenen Touch gegeben, bist den Originalen aber treu geblieben. Das liebe ich an deinen Geschichten. Vermutlich weil ich besonders auf den Charakter zu der Protagonisten achte. Sie müssen einfach einige Eigenheiten haben und trotzdem noch wie aus dem Manga sein. Das ist nicht einfach, aber ich kenne kaum jemanden, der das so gut schafft wie du. Bei originalen Geschichten ist das alles nicht so schwer. Da hat man noch genauerer Vorgaben und dem entsprechend kann man die Charaktere nur ein kleines Bisschen anpassen. Deswegen kann man nicht so viel falsch machen :) Und wenn doch, dann haben sich die Autoren vermutlich keine Sekunde mit den Protagonisten befasst!
Aber bei AU Geschichten, ist das schon viel schwieriger. Man kann leider nicht wirklich wissen, wie sich die Charaktere verhalten würden. Aber bei dir fühle ich mich so in die Geschichte versetzt, dass ich mir jede Handlung, jedes Wort und jede Tat so wundervoll bei den Charakteren vorstellen kann, dass es wirklich schon bemerkenswert ist! Deine AU Geschichten sind und bleiben die besten. Natürlich ist es manchen Leuten vielleicht etwas zu mühsam so lange Geschichten zu lesen, aber denen kann ich nur eines sagen: Euer Pech!
Denen entgeht wirklich etwas!
Ich liebe deinen Naruto. Schon alleine wegen ihm würde ich wohl jeder deiner Storys lesen, egal wie schlecht sie sich anhört. Obwohl ich schwer bezweifle, dass es von dir je eine Story geben wird, die sich für mich langweilig oder schlecht anhört! Naruto ist einfach so... er ist einfach DEIN Naruto. Viele haben sich schon an ihm als AU versucht, aber egal wie unterschiedlich die Geschichten von dir auch sein mögen, Naruto hat immer ähnliche Charakterzüge. Er wird dabei nie langweilig, aber er wurde schon fast zu deinem eigenen Naruto, mit dem du immer wieder andere Geschichten erzählst! Ich denke das muss man loben.
Vermutlich würden jetzt einige denken: sie ist nicht flexibel.
Aber auch da kann ich nur verneinen. Immerhin beweist du gerade bei den Nebenrollen und dem Verlauf deiner Geschichten immer, dass du sehr wohl flexibel bist und unendlich viele Ideen in dir trägst! Keine Geschichte ist wie die andere. Falls das im vorigen Absatz zu herüber gekommen ist, tut es mir selbstverständlich leid!

Hinata ist auch ein wirklich gelungener Charakter gewesen. Anders als in deinen vorigen Geschichten, aber das war aufgrund dieses Vorfalles auch wichtig. Die erste Szene nach dem erwachen, da hat sie mir besonders gefallen. Sie hat wirklich sehr abwesend gewirkt, fast schon einen Hauch verstört. Das hast du wundervoll getroffen. Mir hat ihre Wandlung sehr gut gefallen. Zuerst so abwesend, dann immer wieder ein paar Wörter mehr, dann der große Gefühlsausbruch, das Erwachen in die Realität, die Szene am Grab und letztendlich dieses kleine Geständnis bei Naruto. Aber zu der Story selbst möchte ich später etwas sagen.
Hinata hat in dieser Geschichte weniger gestottert und wurde weniger verlegen. Aber das fand ich auch extrem wichtig! Immerhin war ihr Charakter durch den Unfall so geprägt, dass sie automatisch ruhiger und zurückhaltender war. Auch ein wenig vorsichtig. Hättest du jetzt noch ihre typische Verlegenheit und ihr typisches Gestotter eingebaut (was du schon getan hast, aber nur in einem kleinen Maß), dann wäre es vermutlich zu viel geworden. So hast du eine andere, kleine Hinata geschaffen, die für die Geschichte perfekt geschneidert war.
Auch da beweist du deine Vielseitigkeit! Deine Hinata ist nie gleich. Sie wird an die Geschichte angepasst. Naruto nicht so stark. Vielleicht gefällt mir auch genau das so gut. Die Interaktionen der Charaktere ist immer anders. In jeder Geschichte. Darauf kann man sich bei dir verlassen und deswegen verliert man auch nie die Lust am Lesen :)

Nachdem ich nun eigentlich so weit alles zu den Charakteren gesagt habe, kommen wir nur zur Story:

Die war berührend, vielseitig, traurig, rührend, tiefsinnig, emotional... sie hatte einfach alle Seiten eines perfekten Dramas. Ich mag Extreme nicht. Ich denke das habe ich dir schon einige Male gesagt. Zu viel ist zu viel. Aber wenn du ein Drama schreibst, dann wird es nie kitschig, sondern bleibt immer dem Grund treu. Die Beziehung zwischen Naruto und Hinata stand hier nie so wirklich im Vordergrund. Das wäre auch nicht gut gewesen. Ihre Beziehung hat das eigentliche Problem begleitet, nämlich den Verlust, die Trauer...
Ihre Beziehung hat sich aufgrund der Ereignisse im Verlauf der Geschichte entwickelt. Das hat mir dieses mal besonders gefallen. Es war wieder etwas Anderes und wurde für mich dadurch zu einem perfekten Drama.
Wie immer hast du dir Themen ausgesucht, über die man sehr schwer schreiben kann. Ich kenne dich nun wirklich nicht gut, aber mir ist auch schon bei unseren Gesprächen des Öfteren aufgefallen, dass du ein extrem einfühlsamer Mensch bist. Das bewundere ich an dir. Die Welt muss um einiges schwieriger zu ertragen sein, wenn man die Taten, Worte und Handlungen der anderen so genau verstehen kann. Das muss ganz schön belastend sein. Zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass wirklich alle Freunde auf diese herausragende Eigenschaft Rücksicht nehmen.
Ich weiß, das gehört hier eigentlich nicht hin, aber du hast mir schon so oft geholfen und genau das richtige gesagt, obwohl wir uns eben kaum kennen. Das hat mir gezeigt, dass du wirklich versucht alle zu verstehen. Vielleicht bist du deswegen auch nicht so schnell böse :) Nicht, weil du nicht böse werden kannst, sondern weil du die Sichtweise der anderen Person auch zu verstehen versuchst.
Wie auch immer. Ich denke mir nur, dass du als Freundin ein unglaublicher Gewinn bist und ich hoffe wirklich, dass auch alle diese Eigenschaft an dir schätzen :) Denn leider wird man durch Feinfühligkeit auch viel schneller verletzt. Aber nun höre ich wirklich auf, das ist ein ganz anderes Thema :)
Weiter zur Geschichte.
Verlust, Trauer, Vergebung. Jeder hat damit Erfahrungen gemacht. Leider. Aber obwohl sich gerade diese Gefühle so unterschiedlich äußern können, schreibst du deine Geschichte so, als würde sie auf alle zutreffen. Ich weiß nicht wie du das machst, aber deine Ideen berühren einen immer. Da spielt es keine Rolle, dass die eigenen Erfahrungen vermutlich ganz anders waren. Man fühlt sich den Charakteren in deiner Geschichte dennoch immer verbunden und kann sie verstehen. Es gibt immer Szenen, in denen man sich selbst sieht. Und diese Gabe finde ich unglaublich! Das fehlt mir an so vielen Geschichten. Aber bei dir kann ich mich auf diese kostbaren Momente verlassen. Bei dir weiß ich einfach, ich werde immer Gänsehaut bekommen. Das ist schon fast ein wenig unheimlich. Immerhin werden deine Geschichten doch von so vielen gelesen und in den Kommentaren steht so gut wie immer dasselbe! Man kann mitfühlen. Man kann die Charaktere verstehen. Man bekommt Gänsehaut. Man musste weinen!

Die Entwicklung von Hinata habe ich oben schon kurz angeschnitten. Diese einzelnen Stufen die sie gehen musste, hast du schön zusammengefasst. Du schreibst hier ja kein Buch, sondern einen OS/LS. Da müssen gewisse Dinge einfach kürzer kommen. Und dennoch war jedes Gefühl wunderbar ausgebaut, so das man sie auf ihrem Weg schön verstehen konnte.
Was mir nun an DIESER speziellen Geschichte so gut gefallen hat war (und das war für mich dieses Mal die Einzigartigkeit, die Neuheit), dass Naruto und Hinata im Grunde dasselbe durchmachen. Nur zeitversetzt. Mir haben diese Parallelen so gut gefallen. Zwischen dem wie Sasuke/Sakura sich verhalten haben und dem, wie Naruto sich dann aufgrund dessen verhalten hat. Wie Naruto über das alles hinweggekommen ist und wie er das nun auch Hinata zeigen wollte. Wie Naruto gefühlt hat und wie Hinata gefühlt hat. Du hast immer wieder diese kleinen Parallelen eingebaut, die diese Geschichte so speziell gemacht haben.

Zur Wortwahl muss ich denke ich nicht viel sagen. Du wirst immer besser und immer vielseitiger. Man merkt richtig, wie du deinen Wortschatz immer weiter ausbaust und auch dein Ausdruck wird immer besser. Aber ich denke das habe ich dir schon so oft gesagt, darauf muss ich gar nicht mehr gesondert eingehen :)

Wichtig ist nur: Gib nicht auf! Ich kann verstehen, dass du manchmal vielleicht an dir zweifelst und nicht Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst, aber glaub mir. Du hast Talent, Begabung und vor allem das Herz zum Schreiben. Und ich hoffe, deine Freunde/Beta/Berater/Kommentar Schreiber sagen dir das immer wieder. Denn es wäre ein wahrer Verlust, wenn wir nicht mehr in das Vergnügen deiner Geschichten bekommen würden!
So viel Leben, Hoffnung, Glauben und Emotion packt kaum jemanden in so wenige Worte und darauf kannst du wirklich stolz sein.

Nun freue mich mich einfach einmal auf neue Geschichten von dir und neue Szenen aus dem Rpg von dir und Fantasia :) Ich kann es kaum erwarten, von euch etwas zu lesen zu bekommen!
Kopf hoch! Ich glaube an dich und ich werde immer ein treuer Fan bleiben! Ganz bestimmt!

Liebe Grüße!
*dich knuddel*
Flora
Von:  Inuka-chan
2009-02-28T15:11:34+00:00 28.02.2009 16:11
Ich finde diese Geschicht einfach genial. Und zwar so genial das ich heulen muss. Besonders die stelle am Friedhof war für mich wirklich beruhrend. Ich weiß was es heißt jemanden zu verlieren und diese Geschichte hat es wirklich auf den Punkt gebracht. Es ist wirklich nicht einfach wieder in in die realität zurück zu kommen. Das schaft man meistens nur mit Freunden oder der Familie. Es ist sehr wichtig das man mit jemanden redet. Ich hoffe das du noch mehr FFs hineinstellen wirst weil du einfach die Menschen mit deinen Geschichten berührst. Mich auf jedenfall.
Lg Inuka-chan
Von: abgemeldet
2009-02-26T22:58:37+00:00 26.02.2009 23:58
Der OS hat mich total berührt bei der Stelle wo Hinata am Grab stand hab ich sogar geweint.
Du hast die Gefühle richtog gut rüber gebracht ich bin immernoch ganz hin und weg.
Du hast dich wie immer selbst übertroffen ^^
Mach weiter so
lg
Becci-nee-chan♥


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