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Noch eine Liebesgeschichte

von

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Teil 3 Kapitel 11

Das Wochenende bei Ryouichis Familie war für Ruri eine unglaubliche Entspannung gewesen. Tagsüber war sie bei den Jungs und alberte herum und nachts hatte sie sich mit Risa über den üblichen Mädchenkram unterhalten. Es hatte ihr gut getan, dass sie mal wieder ihre weibliche Seite zeigen durfte. Allerdings war sie anschließend am Sonntag auf der Rückfahrt wie erschlagen. Sie hing dauerhaft schlafend auf Kakerus Schulter. Auf der Geburtstagsfeier seiner Mutter, hatte Ruri viele seiner Verwandten kennen gelernt und festgestellt, dass es hauptsächlich Frauen waren. Er hatte lediglich zu jeder der drei Tanten einen Onkel und die jüngste Tante hatte einen kleinen Sohn, der ihnen voller Stolz erzählt hatte, dass er bereits seit einem Jahr in den Kindergarten ging. Die jüngste Tante hatte außerdem noch eine Tochter. Die anderen beiden jeweils zwei Töchter. Ryouichi war jeglichen Küssen und Umarmungen geschickt ausgewichen und Ruri musste grinsen, als sie an den Anblick zurückdachte. Die Rückfahrt war etwas aufgeregter und lauter als die Hinfahrt, aber Ruri war nicht in der Lage gewesen mitzureden. Risa und Kakeru hatten ihr sogar beim Anziehen helfen müssen, weil sie einfach zu müde gewesen war. Als sie schließlich in ihrem Zimmer stand, torkelte sie nur noch zum Bett und fiel hinein.

„Du hättest nicht jede Nacht so lange aufbleiben sollen.“

Kakeru hatte die Tür geschlossen und sah sie vorwurfsvoll an.

„Du kommst morgen mit Sicherheit nicht aus den Federn. Hast du wenigstens all deine Hausaufgaben?“

Ruri hob den Arm und formte das Zeichen für „Okay“. Er seufzte und setzte sich auf sein Bett.

„Ich glaube ich werde noch mal zu den anderen gehen. Zieh dich um und geh schlafen, damit du wieder fit wirst.“

Er stand wieder auf und verließ das Zimmer. Sie hatte absolut keine Lust noch einmal aufzustehen. Sie zog sich bis auf ihr Top und ihre Unterhose aus und löste ihre Haare aus dem Zopf. Anschließend wühlte sie sich unter ihre Decke und schlief ein.
 

Der Wecker kam Ruri am nächsten Morgen so weit weg vor, was daran lag, dass sie auf dem Boden lag. Sie öffnete langsam die Augen und kämpfte sich zurück aufs Bett. Kakeru war bereits aufgestanden und hatte den Wecker ausgestellt. Er musste lachen, als er sah, wie sie es gerade so aufs Bett schaffte.

„Scheint so, als hätte dir der Schlaf nicht genügt. Soll ich dich krank melden?“ Sie schüttelte langsam den Kopf, um nicht zu viel Kraft zu verschwenden, und sagte mit krächzender Stimme:

„Ich muss nur noch dieses Jahr überstehen, da wird ich doch nicht wegen Müdigkeit fehlen. Auch, wenn das Angebot durchaus verlockend ist. Kann ich meine Meinung doch noch ändern?“

Kakeru schüttelte lachend den Kopf.

„Du hast gesagt du kommst, also kommst du auch. Soll ich dir helfen oder schaffst du es auch alleine?“

Sie überlegte kurz, dann ließ sie sich wieder vom Bett fallen, setzte sich auf den Boden und streckte ihm die Hände entgegen. Er ging um das Bett herum, nahm sie unter den Armen und hob sie aufs Bett. Anschließend nahm er ihre Handgelenke und zog sie auf die Beine. Ruri stand zwar ein wenig unsicher, aber sie kippte immerhin nicht um. Während Kakeru im Bad verschwunden war, nahm Ruri ihre Kleidung aus dem Schrank und zog sich eine Hose an. Anschließend packte sie ihre Sachen und wartete darauf, dass Kakeru heraus kam. Kurze Zeit später stand sie dann endlich im Bad und versuchte sich einigermaßen salonfähig zu machen. Als sie mit allem fertig war, zog Kakeru sie in Richtung Schulgebäude, weil sich ihre Beine sonst weigern würden. Sie kamen gerade noch rechtzeitig in den Unterricht. Die anderen sahen sie grinsend an.

„Na Yuki, bist du müde? Hast wohl am Wochenende zu viel gefeiert.“

Ruri war zu müde, um zu widersprechen. Sie hob ihre Hand zur Begrüßung und schlurfte auf ihren Platz. Der Lehrer kam und lächelte alle motiviert an.

„Guten Morgen alle zusammen. Wie ihr alle wisst ist bald das große Schulfest. Wisst ihr, was das Beste dieses Jahr ist? Unsere Schule wurde als Standort gewählt. Das Schulfest wird hier stattfinden. Für diejenigen, die immer noch nichts Positives daran entdecken, sage ich nur ein Wort: Mädchen!“

Damit hatte er endgültig alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen und er fuhr ermutigt fort:

„Jede Klasse ist verpflichtet etwas auf die Beine zu stellen. Es stehen das Schulgebäude und das gesamte Schulgelände zur Verfügung. Hat schon irgendjemand eine Idee?“

Sämtliche Hände gingen nach oben und jeder Vorschlag wurde an der Tafel festgehalten. Anschließend wurden die Ideen, die nicht umsetzbar sind ausgesondert. Am Ende blieben noch fünf Vorschläge an der Tafel stehen: Cosplay RPG, Kino, Frauen-Modeschau, Cosplay Café und ein Sportparcours. Ruri, Kakeru und Chiaki meldeten sich sofort und sagten, dass sie die Modenschau nicht mitmachen würden. Das schränkte die Auswahl weiter ein. Am Ende entschieden sie sich für den Sportparcours. Ruri war erleichtert, dass sie die Modenschau nur als Scherz gemeint hatten, denn sonst hätte sie ein Problem gehabt. Die Meisten redeten schon darüber, wie sie einen Parcours gestalten wollten. Sie lächelte, als sie sah, wie sich Ryouichi mit jemandem darüber stritt, was besser war: Basketball oder Volleyball. Der Unterricht würde wohl nicht mehr stattfinden, weswegen sie sich auf den Tisch lehnte und einschlief. Kakeru weckte sie zur dritten Stunde wieder auf, aber Ruri war immer noch müde. Warum hatte sie nur so wenig geschlafen? Ihre Müdigkeit verging den ganzen Tag über nicht und sie fiel abends erneut wie tot ins Bett.

„So langsam mache ich mir Sorgen, Ruri. Du kannst doch nicht den ganzen Tag so müde sein. Sollte sich das morgen nicht bessern, dann bringe ich dich zum Arzt.“ Sie blinzelte ihn an, nickte nur und schlief ein.
 

Am nächsten Morgen fühlte sich Ruri wieder wie neugeboren. Sie spürte nichts mehr von der schrecklichen Müdigkeit. Sie stand schwungvoll auf und sprang gut gelaunt unter die Dusche. Kakeru war wie immer wach, als sie heraus kam. Er atmete erleichtert auf und ging seinerseits unter die Dusche. Ruri fönte sich und zog sich in Lichtgeschwindigkeit an. Sie verließ das Zimmer, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Unterwegs traf Ruri auf Makoto und er begleitete sie. „Schade, dass ihr gegen die Modenschau gestimmt habt. Du würdest bestimmt gut in Mädchenkleidung aussehen.“

Ruri lachte belustigt.

„Ich denke nicht, dass du Recht hast. Ich frage mich nur, warum Ryouichi nicht widersprochen hat.“

„Weil ich es schon gewohnt bin.“

Ruri drehte sich erschrocken um.

„Ryouichi! Seit wann stehst du da?“

Er grinste.

„Eigentlich bin ich euch von Anfang an gefolgt. Du scheinst dich ja wieder gut erholt zu haben, Yuki. Du hättest mir Bescheid sagen sollen, dass meine Schwester dich wach gehalten hat. Ich hätte dir helfen können.“

Ruri zwinkerte ihm zu und lächelte.

„Mach dir keine Sorgen. Ich bin auch schon 18, ich kann alleine auf mich aufpassen. Aber trotzdem danke für das Angebot. Schau nicht schon wieder so besorgt, sonst bekommst du noch Falten.“

Sie klatschte ihm leicht auf die Backen und Makoto lachte. Sie drehten sich zu ihm um und fragten wie aus einem Mund:

„Was denn? Warum lachst du?“

Jetzt konnte er sich erst recht nicht mehr halten. Wenig später kamen auch Chiaki und Makoto heraus. Die Blicke, die sie sich gegenseitig zuwarfen, sagten alles. Sie stellten sich zu Makoto und lachten mit. Dieser hatte sich mittlerweile wieder einigermaßen gefangen und sagte:

„Ihr seid wie ein altes Ehepaar. Ihr antwortet sogar gleichzeitig.“

Er atmete tief durch und grinste nur noch. Ruri und Ryouichi erröteten und gingen einen Schritt voneinander weg. Das gab den anderen einen Anlass erneut loszulachen. Ruri drehte sich auf dem Absatz um, nahm Ryouichi am Ärmel und zog ihn in Richtung Schulgebäude. Die anderen wischten sich die Tränen aus den Augen und Makoto sagte:

„Die beiden würden wirklich gut zusammenpassen. Wie schade, dass Yuki kein Mädchen ist, sonst wären sie bestimmt längst zusammen.“

Chiaki und Makoto sahen sich an.

„Ja“, sagte Kakeru.

„Wie schade“, führte Chiaki den Satz zu Ende.

Sie atmeten noch einmal tief durch und folgten ihrem Traumpaar.
 

Heute besprachen sie den Aufbau ihres Parcours. Zuerst stimmten sie ab, welche Sportarten sie nehmen wollten und welche machbar waren. Am Ende blieben Fußball, Basketball, Baseball und Badminton übrig. Ruri war mit der Auswahl zufrieden und meldete sich für den Fußballstand. Der Plan lautete, dass jeder Teilnehmer eine Karte bekam. Immer, wenn er eine Übung bestanden hatte, bekam er dafür einen Stempel und einen Eintrag. Am Ende würde der Beste einer Übung ausgezeichnet werden. Damit die Teilnehmer nicht die ganze Zeit da bleiben mussten, sollten sie ihren Namen und ihre Adresse auf die Karte schreiben. Was die Auszeichnungen waren und wie die Übungen genau aussahen, war noch unklar. Das würde auf jeden Fall lustig werden. Kakeru teilte sich in den Baseballstand, Chiaki und Makoto in den Badmintonstand und Ryouichi natürlich in den Basketballstand ein. Am Ende hatten sie alle um die gleiche Zeit ihre Schicht. Die verschiedenen Stände wollten sich nachmittags treffen und besprechen, wie sie ihren Stand gestalten wollten. Von ihnen wurde natürlich viel erwartet, da sie dieses Jahr ihren Abschluss machten. Nur noch 8 Monate, dann hatte Ruri es endlich geschafft, dann konnte sie endlich wieder ihrem normalen Mädchenleben nachgehen. Sie grinste bei diesem Gedanken und lehnte sich zurück. Draußen hatte sich der Himmel zugezogen und ein dunkles Grau überzog die Stadt. In der dritten und vierten Stunde stand mal wieder Kochen auf dem Stundenplan. Ruri, Chiaki, Makoto und Ryouichi waren trotz der attraktiven Kochlehrerin immer noch im Besitz ihrer Unschuld. Bei Kakeru sah die Sache anders aus, aber das war eine andere Geschichte. Sie schafften es seit zwei Jahren nicht mit „aufräumen“ zu müssen und darauf waren sie stolz. Irgendwann hatte sie es schließlich bei ihnen aufgegeben. Das Treffen war erst um 17.00 Uhr, also hatte sie nach dem Unterricht noch zweieinhalb Stunden Zeit. In dieser Zeit konnte sie Hausaufgaben machen. Das alles überlegte Ruri, während sie die Nudeln für den Nudelauflauf kochte. Kakeru und Ryouichi saßen wie immer daneben und sahen zu, damit sie niemanden verletzen konnten. Chiaki bereitete den süßen Nachtisch zu. Der untere Teil einer Schüssel würde mit Pfirsichstücken bedeckt und darauf kam eine Schicht Himbeeren. Der Rest der Schüssel wurde mit süßem Quark aufgefüllt. Zum Schluss wurde alles noch leicht mir braunem Zucker bestreut. Makoto kümmerte sich derweil um den Salat. Ihr Gericht war wie immer das Beste. Kein Wunder, wenn drei Kochfans in der Gruppe waren. Sie setzten sich nach dem Aufräumen gemütlich an einen Tisch und aßen alles auf. Da sie zu viel Nachtisch gemacht hatten, brachten sie den Rest ins Lehrerzimmer. Danach gingen sie in den Klassenraum, um ihre Freistunden abzusitzen.
 

Als Ruri schließlich zum Treffen ging, war sie supergut gelaunt. Alle waren pünktlich erschienen, weswegen sie sofort loslegen konnten. Am Ende entschieden sie sich für zwei Disziplinen. Eine Idee kam von Ruri. Es würde eine Torwand geben, durch die man schießen musste. Jedes Loch würde eine andere Punktzahl haben. Die zweite Aufgabe würde daraus bestehen, dass der Teilnehmer den Ball so oft wie möglich hochhalten musste. Für die weiblichen Teilnehmer würde es eine Vereinfachung geben. Sie durften den Ball zwischendrin immer einmal aufspringen lassen. Der nächste Punkt, den sie besprachen, war der Aufbau und das Aussehen der Torwand. Sie wollten am Wochenende in einen Baumarkt fahren und eine entsprechende Platte besorgen. Ruri erklärte sich bereit für das Werkzeug zu sorgen. Sie wusste, dass Kisuke alles Benötigte in seinem Keller hatte. Sie beendeten das Treffen und als Ruri das Gebäude verließ, begann es zu regnen. Da sie nicht rennen konnte und keine Lust hatte völlig durchnässt zu werden, setzte sie sich an eine der Säulen und sah zu, wie die anderen nach und nach in den Regen rannten. Sie seufzte und sah auf den Schulhof hinaus. Plötzlich sah sie einen weißen Regenschirm auf sich zukommen. Als die Personnäher gekommen war, erkannte sie Chiharus lächelndes Gesicht.

„Brauchst du ein Taxi? Ich war gerade unterwegs und habe immer einen Schirm dabei, deswegen komme ich dich jetzt abholen. Kommst du mit?“

Ruri lachte und stand auf.

„Du hast mich hier sitzen sehen und spontan entschieden zu kommen. Habe ich Recht?“ Chiharu errötete leicht und lächelte. Bevor sie antworten konnte, waren sie vor dem Wohnheim und Kakeru kam ihnen entgegen.

„Oh, da bist du ja schon. Ich wollte dich gerade abholen. Hey Chiharu, wie geht ´s?“

Ruri hob ihren Zeigefinger und fragte vorsichtig:

„Wollen wir dieses Gespräch nicht lieber drinnen führen? Ich stehe nicht gerne im Regen.“

Sie lachten und gingen hinein. Nachdem Chiharu am späten Abend wieder nach Hause gegangen war, erzählte Ruri Kakeru voller Begeisterung wie toll doch ihr Stand wäre und wie sehr sie sich auf das Fest freute. Er lachte nur und schickte sie vorsichtshalber noch einmal früh ins Bett. Sie versuchte ihn davon abzuhalten, aber er blieb hart. Missmutig zog sie sich um und legte sich hin.

„Nimm es nicht so schwer. Beim Schulfest wirst du wahrscheinlich wieder länger aufbleiben können.“

Sie streckte ihm die Zunge heraus und drehte sich von ihm weg. Trotz ihrer Gegenwehr, schlief sie schnell ein.
 

Die nächsten drei Wochen waren Vorbereitung und Aufbau angesagt. Alle zwei Tage, außer am Wochenende, hatte sich ihr Stand getroffen.

„Heute wird sich zeigen, ob sich unsere Mühe gelohnt hat. Geben wir unser Bestes!“

Damit war die letzte Besprechung beendet und sie bauten den Stand bei den anderen ihrer Klasse auf. Die Schulleitung hatte heute allen schulfrei gegeben, damit sie alles vorbereiten konnten. Das Fest sollte gegen 17.00 Uhr anfangen. Die Leute aus dem Koch-Club hatten bereits gesagt, dass sie mal vorbeischauen würden. Eriol wollte auch gleich mal ihren Parcours gewinnen. Es war eine lustige Vorbereitungszeit gewesen und sie hoffte, dass das Fest genauso lustig werden würde. Sie hatte mit ihren Jungs zusammen die erste Schicht. Danach konnten sie selbst das Fest genießen. Um 22.00 Uhr sollte ein Feuer gemacht werden. Darauf freute sie sich besonders. Als sie fertig mit aufbauen waren, ging Ruri zu den anderen.

„Kann ich euch irgendwie behilflich sein?“

Chiaki drehte sich um.

„Nein, nein, Yuki. Wir sind hier auch gleich fertig. Du kannst ja schon mal ins Wohnheim zurück gehen. Wir kommen in ungefähr einer halben Stunde.“

Ruri seufzte und machte sich auf den Weg. Sie konnte sich ja in der Zeit, in der sie warten musste, duschen.
 

Chiaki hatte sein Wort gehalten, denn als sie aus dem Bad kam lag Kakeru auf seinem Bett und las.

„Seit wann bist du schon hier?“

Er sagte ohne aufzusehen, aber grinsend:

„Seit du die zweite Strophe gesungen hast.“

Sie errötete bis über beide Ohren.

„Du hast mich gehört? Nein! Ich möchte sterben.“

Er lachte.

„Willst du dir nicht etwas anziehen, bevor du stirbst? Das Handtuch steht dir ja wirklich gut, aber naja… Ich musste mir damals schließlich auch etwas anziehen.“ Ruri schnappte sich ihre Sachen, drehte sich um und stampfte ins Bad zurück.

„Du reagierst, aber auch nicht auf Frauenkörper!“

Danach knallte sie dir Tür zu und schloss ab. Er lachte erneut und rief ihr nach:

„Wenn ich dich nicht so gut kennen würde, dann würde ich jetzt denken du wärst sauer auf mich.“

Er hörte nur ein „Bäh“ aus dem Bad kommen und las belustig weiter. Als Ruri komplett gekleidet und gefönt aus dem Bad zurückkam, ging er hinein und machte sich ebenfalls fertig. Um Viertel vor Fünf waren sie auf ihren Posten und warteten auf den Startschuss.
 

Natürlich war um fünf noch nicht alles voll. Sie hatten relativ wenig zu tun. Erst kurz vor Ende ihrer Schicht, gegen 18.00 Uhr, wurde der Andrang größer und sie hatten alle Hände voll zu tun. Sie stieß zwischendrin auf Makoto und sagte: „Wird wohl nichts mit einem pünktlichen Schichtende. Wie sieht ´s bei euch aus?“ „Nicht viel besser. Air schaffen es jedenfalls auch nicht rechtzeitig. Bei Kakeru und Ryouichi habe ich allerdings keine Ahnung. Solltest du gehen können, dann komm zu uns.“

Sie nickte und ging auf ihren Posten zurück. Um 18.37 Uhr war ihr Dienst endlich beendet und sie köpfte erschöpft ihre Jacke auf.

„Warum mussten wir das in den Schuluniformen machen? Das überlebt doch niemand.“ „Da sagst du was, Yuki. Normale Kleidung hätte es auch getan.“

Sie lächelte, als sie Ryouichi erkannte. Er sah ziemlich zerrupft aus, weswegen sie ihn fragte:

„Was ist denn mit dir passiert? Hast du beim Basketball mitgespielt?“

Er lachte auf.

„Nein, das war keine Sportart. Das waren Mädchen. Ich muss irgendwas an mir haben, das sie anlockt wie das Licht die Motten.“

Ruri lächelte ihn an und sagte:

„Das muss an der freundlichen Stimmung liegen, die du ausstrahlst. Sie spüren, dass du sie gut behandeln wirst.“

Sie grinste und er lief rot an. Sie drehte sich um.

„Ich such mal was Essbares. Du bleibst hier und wartest auf die anderen.“

Er salutierte und sie machte sich auf den Weg. In der Nähe des Pfannkuchenstandes sah sie Hinata und lief zu ihr.

„Hey Hinata, wie geht es dir? Hast du Spaß?“

Sie nickte fröhlich.

„Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Ja, es ist sehr schön hier. Das habt ihr wirklich gut gemacht. Ich würde ja gerne mit dir reden, aber du solltest jetzt lieber gehen. Ich bin mit meinem Freund hier. Takuma wird sehr schnell eifersüchtig. Wenn er uns zusammen sieht, dann wird es unangenehm für dich.“ Just in diesem Moment kam er. Groß, gebräunt und voller Muskeln.

„Woher nehme ich nur immer dieses unglaubliche Glück von einer dummen Situation in eine noch dümmere zu geraten?“

dachte Ruri sich, als sie Takuma sah. Sie drehte sich um und wollte gehen, aber er hatte sie bereits gesehen.

„Hey, du mit den orangebraunen Haaren! Was hast du mit meiner Freundin gemacht?“ Ruri drehte sich langsam zu ihm um, wie man es bei einem wilden Tier tun sollte, und sah die Wutfalten auf seiner Stirn. Sie schluckte und versuchte es mit Beschwichtigung.

„Ich habe nichts mit ihr gemacht. Wir haben uns nur unterhalten. Wir kennen uns aus dem Koch-Club.“

Takuma zerdrückte einen der Becher in seiner Hand und kam auf Ruri zu.

„In diesem Fall wäre wegrennen wohl das Beste. Wie schade, dass ich das nicht kann.“

Sie wich einen Schritt zurück, als Takuma vor ihr stehen blieb. Hinata versuchte ihn zu beruhigen, hatte aber keinen Erfolg. Er holte aus und verpasste Ruri einen Kinnhaken. Sie sank benommen zu Boden.

„Wie können Jungs sich nur freiwillig miteinander prügeln?“

dachte sie sich nur.

„Ich mag es nicht, wenn Typen Hinata anquatschen, wenn ich nicht da bin.“

Er nahm Ruri am Kragen, sah ihr in die Augen und drückte sie an die Wand. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Wie weit würde Takuma gehen? Sie konnte seinen Griff nicht lösen. Sie war eben doch nur ein Mädchen und in keinem Fall mit einem Jungen zu vergleichen. Mittlerweile sahen die Leute zu ihnen, aber niemand traute sich Takuma zu nahe zu kommen. Seine Hand glitt von ihrem Kragen nach unten und blieb direkt auf ihrer Brust liegen. Er musste gespürt haben, dass ihre Brust viel zu weich für eine Männerbrust war, denn er grinste selbstgefällig.

„Na sieh mal einer an, wenn das keine Überraschung ist. Wollen wir doch mal sehen, ob meine Vermutung richtig ist. Vielleicht war meine Eifersucht ja unbegründet. Das würde dir einige Schmerzen ersparen, also wehr dich nicht.“

Er drückte sie mit dem linken Unterarm kurz unter dem Hals an die Wand. Mit der rechten Hand schob er ihr die Jacke über die Schultern und begann ihr Hemd aufzuknöpfen. Hinata wollte ihn davon abbringen, aber ein Blick von Takuma genügte und sie wich erschrocken zurück. Als er das Hemd offen hatte, zeichnete sich durch ihr Top ganz klar ihr Busen ab. Bevor er noch mehr tun konnte nahm sie ihren ganzen verbleibenden Mut zusammen, schlug seine Hand hoch und biss ihn. Er fluchte, ließ sie los und sie sank kraftlos und weinend die Wand hinunter. Kurz darauf realisierte sie, dass ihre Freunde dem Schauspiel beigewohnt hatten.

„Jetzt ist alles aus“,

sagte sie leise, schloss ihre Augen und legte ihren Kopf an die Wand. Ihre Tränen wollten nicht mehr aufhören. Als Ruri die Augen wieder aufschlug, sah sie, dass einige Jungs Takuma festhielten. Kisuke kam auf sie zugerannt und kniete neben ihr nieder.

„Ruri? Bist du verletzt, mein Kleines?“

Ruri schüttelte kraftlos den Kopf und klammerte sich an seinen Hals. Er hob sie hoch und trug sie in Richtung seines Hauses. Über Kisukes Schulter hinweg sah sie, wie Ryouichi erst zu Boden sah, sich anschließend umdrehte und wegging.

„Es tut mir so Leid, Papa“,

war alles, was sie hervorbrachte. Obwohl er wusste, dass das der falsche Zeitpunkt war, sagte er:

„Du weißt, dass ich dich jetzt von der Schule nehmen muss. Ich habe einen Bekannten auf einer Schule, die ein gutes Stück von hier entfernt ist. So verhindern wir, dass du schief angesehen wirst. Ich bin mir sicher, dass du dort deinen Abschluss machen kannst. Ich rufe ihn gleich an, dann kannst du morgen vielleicht schon mit dem Zug dorthin fahren. Wir schaffen das schon.“

Ruri nickte nur und schlief vor Erschöpfung auf Kisukes Arm ein.
 

Am nächsten Tag stand sie mit all ihrem Gepäck, das sie bei Kisuke hatte, am Bahnhof und wartete auf den Zug. Kisuke, Takanari, Kiichi, Chiharu und Kakeru waren gekommen, um sie zu verabschieden. Die Welt kam ihr so unwirklich vor. Sie würde all ihre Freunde für 7 Monate nicht mehr sehen. Sie sah zu Boden und sagte:

„Ich will, dass diese verdammten 7 Monate vorbei sind.“

Sie ging zu Kisuke und lehnte sich weinend an ihn.

„Ich will nicht weg, Papa. Wie soll ich das ohne euch schaffen? Außerdem verschwinde ich ohne den anderen eine Erklärung geliefert zu haben.“

Kisuke nahm sie in den Arm. In diesem Moment fuhr der Zug ein. Takanari drückte sie und trug das Gepäck in den Zug. Kakeru kam zu ihr und gab ihr das Bild ihrer Eltern und die Schachtel mit der Kette, die ihr Ryouichi geschenkt hatte. Er nahm Ruri anschließend ebenfalls in den Arm und sagte:

„Das hättest du fast vergessen. Mach dir keine Sorge, wegen der Jungs. Ich werde es ihnen erklären. Sie zu, dass du einen guten Abschluss schaffst. Freu dich und denk an den Tag, an dem du wieder an diesem Bahnhof zurückkommst.“

Er lächelte und ließ sie los. Chiharu kam als nächstes und schenkte ihr eine Tüte mit Keksen. Anschließend sagte sie mit feuchten Augen:

„Das ist ein Geschenk von mir und Sayori. Pass auf dich auf, du kleiner Tollpatsch.“

Kiichi war etwas verlegen. Er tätschelte ihr den Kopf und murmelte leise:

„Pass auf dich auf und komm bald wieder.“

Ruri nahm Chiharus Hand und sie gingen den Weg zum Zug gemeinsam. Ruri stieg ein und ließ nur widerwillig Chiharus Hand los. Als sich die Türen geschlossen hatten, ging Ruri zu einem Fenster, drückte die Schachtel mit der Kette und winkte ihnen lächelnd zum Abschied zu. Kurz darauf fuhr der Zug ab und brachte sie an einen ihr unbekannten Ort. Es waren ja nur 7 Monate!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Black
2008-10-28T12:01:04+00:00 28.10.2008 13:01
.... :( ... T.T wie traurig.... ganze 7 monate XC... blöder typ *grrrr* das hätte er nicht machen müssen :( T.T

ich bin gespannt auf's nächste kapitel :D


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