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Nichteinmal der Tod will mich

von

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For ever yours

Wie konnte das passieren?

Wie konnte es so weit kommen?

Es hatte doch gerade erst angefangen.
 

Ich kann das noch immer nicht glauben und starre in mein Spiegelbild. Meine Finger wandern an meine Ohren. Seit ein paar Tagen höre ich ganz schlecht, müssen die Nachwirkungen sein. Wie in einem Rausch oder Trancezustand bewege ich mich durch meine Wohnung. Das Wetter wird auch nicht besser, ständig regnet es und ist dauerbewölkt, aber mir ganz recht so.

Wann hab ich das letzt mal was gegessen? Ach, gestern, bei Kai. Was das Kochen betriff kann ihm keiner was vormachen, vielleicht Ruki, der hat mich da auch schon mehr als genug überrascht. Mit ihm hatte ich mich gestern abend noch unterhalten. Im Moment hab ich wohl den engsten Kontakt zu ihm, mit Uruha läuft es auch nicht mehr so ganz. Irgendwie haben scheinbar alle ein Problem mit mir.

Und du? Pft … bist du es wert, das ich darüber nachdenke?
 

Es war doch nur Kai und nur ein verdammter Kuss, wir hatten genug getrunken und gute Laune. Als du angerufen hast, hab ich’s dir doch noch erzählte, okay, du musstest vielleicht etwas nachfragen, aber ich war ehrlich, offen und ehrlich und du donnerst so voll hinein. Ich dachte echt, du wärst nur verletzt, das hätte ich sogar noch verstanden und deine Wut wahrscheinlich auch verdient, doch was du dann gestern dafür vom Stapel gelassen hast, das war echt der Hammer. Ich hoffe ja immer noch, dass ich es mir nur eingebildet hab, dass das alles nur die Nachwirkungen der Tabletten sind, die ich im Suff in mich gestopft habe.

Ich wollte den Schmerz nicht spüren, wollte einfach weg … doch es waren keine Schlaftabletten.

Verdammt, es waren keine!

Nur Schmerzmittel, doch den inneren Schmerz konnten sie nicht lindern, das tat dann der Alkohol und am nächsten Morgen dieses Gefühl, gar nicht richtig da zu sein. Über einen Kater hätte ich mich gefreut, aber nicht dieses vor sich hin atmen und in das kummervolle Gesicht von Kai zu blicken. Er war da, die ganze Nacht über, okay, es war auch von Anfang an geplant, dass ich bei ihm schlafe, aber nicht dass ich diese Gelegenheit nutze und mit ihm rummache. Tja, aber solche Dinge passieren nun mal im Leben und egal wie sehr man sie bereut, rückgängig machen kann man sie nicht.

Dann setzt ich mich in meinem geradezu komatösen Zustand ins Auto, um wieder zu mir zu fahren, trotz Kais sorgender Argumente und ich hatte es geschafft! Ich hatte es tatsächlich geschafft, sogar eingeparkt! Als ich aus der Karre stieg dachte ich im ersten Moment, mir brechen die Beine weg und hielt mich erstmal ein paar Sekunden am Dach gestützt fest, doch ich war zu Hause. Dann wankte ich zu meiner Wohnung und war froh sie endlich erreicht zu haben. Zitternd ließ ich mich auf der Couch sinken und strich mir immer wieder über die Ohren, doch dieses Rauschen wollte nicht verschwinden. Mein eigenes Blut raste mir im Gehör, wie ein tosendes Meer. Probehalber drehte ich die Anlage auf, alles gedämpft, alles weit weg.

Okay, mit jemandem solltest du jetzt mal reden. Uruha war beschäftigt und vielleicht auch gerade nicht der passende Ansprechpartner dafür, Ruki hatte wahrscheinlich selbst genug um die Ohren und hörte mir so schon oft zu und bei Kai war ich gerade erst.

Hm, dann bliebst nur noch du.

Erstmal hab ich Kai bescheid gegeben, dass ich gesund zu hause angekommen bin und alles noch dran ist, auch am Auto. Nun, dann les ich deinen Namen und während ich mir noch denke, dass das Internet eine tolle Erfindung ist, gerade wenn man kilometerweit von einander entfernt ist, hab ich dich schon angeschrieben und plötzlich war alles Chaos. Schlampe, Hure … okay, du warst wütend, wahrscheinlich verdiene ich ein paar Beleidigungen, doch nicht, dass du das alles wegwirfst?

Ich kaute die ganze Zeit auf meinem Piercing rum, kämpfte mit den Tränen, doch diesen Kampf verlor ich schon sehr früh. Gott, da saß ein erwachsener Mann heulend vor seinem Laptop und besprach Beziehungsgeschichten über eine moderne Kommunikationsart, die sich „MSN“ schimpft.

„Bitte nicht, komm schon … Reita…“ hörte ich mich immer wieder flüstern, während die Tränen unaufhaltsam über mein Gesicht rannen, mir auf die Klamotten tropfen. Ich hab gebettelt, gefleht, mich entschuldigt, immer und immer wieder, doch du hast das überhaupt nicht mitbekommen.

Mein Gott, ich liebe dich! Doch es war dir egal, ich solle mich jetzt austoben, meintest du noch.

Du bist mir wichtig, ich brauche dich! Auch das stieß auf taube Ohren, das hast du ja gesehen, meintest du resigniert … es war ein Kuss, ein verdammter Kuss! Das kann doch für dich kein Grund sein, gleich alles wegzuwerfen, doch du bliebst weiter der Meinung. Jetzt willst du Single sein. Ich krieg diese Bild nicht mehr aus dem Kopf, dich mit einer andere Person zu sehen. Du bist so beliebt und begehrt, bei Frauen wie Männern, du hast die freie Wahl, immer schon gehabt. Es wunderte mich eh, dass du dich tatsächlich mit mir abgegeben hast. Doch dieses Wunder endete schneller, als erwartet. Während ich immer noch deinen Namen auf den Lippen trage, wieder und wieder vor mich herflüster, tauchte Ruki auf. Zur Zeit hat wohl jeder dieses MSN?

Aber ich war froh ihn zu sehen … also zu wissen, dass er da ist und schrieb ihm sofort, was Sache ist. Doch es ändert nichts. Ich könnte es erzählen wem ich wöllte, es würde sich nichts ändern.

Dabei will ich es nicht, ich will dich nicht verlieren, niemals. Zwei Jahre lang hatte ich darauf gewartet, zwei Jahre lang gehofft und mir erträumt, wie es mit dir sein könnte, wie ein Kontakt weit über eine Freundschaft sich anfühlen könnte. Seit ein paar Wochen wusste ich es und es war unbeschreiblich. Ein Teenager wäre im Gegensatz zu mir erwachsener gewesen, ständig hab ich gegrinst, nur noch selten meine ernsthafte Maske herausgeholt … und Ruki hatte sich für mich gefreut und auch Kai. „Wurde doch auch mal Zeit.“ Meinte er und ich war so platt, dass von ihm zu hören, gerade von ihm, der doch selbst mal über beide Ohren in mich verliebt war.
 

Und nun? Alles futsch.

Dann stand ich im Badzimmer und wühlte in meinem Medikamentenschrank herum. Die Dröhnung von letzter Nacht stand mir immer noch im Blut, vernebelte nach wie vor meinen Geist und ich suchte schon wieder nach die nächsten. Und ich fand welche. Hohe Dosierungswarnung, perfekt.

Was sollte ich sonst machen? Du brauchst mich nicht, wer tut es dann?

Es knisterte mehrfach, dann hing ich auch schon an der Wasserflasche, von weiter weg hörte ich mein Handy klingeln. Zögernd trat ich näher, Kai. Ich ging nicht ran, beobachtete das Blinken seines Namens und hörte der gespielten Melodie zu. Ich liebe unser Taion, in einem Anzug sahst du einfach göttlich aus und dein helles Haar gab einen so wundervollen Kontrast auf dem schwarzen Stoff. Der Anruf war vorbei, doch im nächsten Moment klingelte es wieder, Ruki. Ich zögerte, nahm das Telefon in die Hand und strich über den Namen, doch auch jetzt ging ich nicht ran. Und dann klingelte es noch einmal, anonym. Das warst wahrscheinlich du, denn du hast mich früher schon unter anonym angerufen, ich hab vergessen warum. Heulend starrte ich auf das Display, in meinem Kopf dröhnte es. Jetzt wirkten sie … oder?

Ein Kribbeln durchzog meinen Körper, als seien meine Glieder eingeschlafen und würden nun wieder durchblutet werden.

Warum geh ich plötzlich nicht einmal ran, wenn du anrufst?

Vielleicht hab ich Angst, vor dem, was du sagen könntest, dass du mein Inneres noch mehr zerfetzten könntest, dass du mich in kleine Stücke hakst. Stücke, die so klein sind, dass man sie über eine Wiese streuen könnte und sie niemandem auffallen würden, ganz gleich wie blutunterlaufen sie wären.

Ich ließ mich wieder auf der Couch nieder und starrte meinen Desktophintergrund an. Ein Bild von dir, ich konnte es nicht mehr ersehen und tauschte es mit einem von mir und Uruha. Warum gerade er? Vielleicht weil er da ist, wenn du es nicht sein wirst, oder da sein könnte, wenn du es nicht wärst. Etwa eine halbe Stunde saß ich so da und wartete, dass was passiert, aber es tat sich nichts. Nachdenklich ließ ich meine Hand über meinen Bauch streichen, doch es tat sich einfach nichts, nicht einmal ein Glucksen. Mürrisch dachte ich an die Anleitung, Schwindel, Müdigkeit, Bewusstlosigkeit,… warum passiert von all dem nichts? Bin ich es nicht einmal mehr wert, mich von Medizin dahinraffen zu lassen? Wollte selbst sie mich mit Ignoranz und Gleichgültigkeit strafen?

Schien so, scheinbar hatte ich es einfach nicht anders verdient. Warum hatte ich eigentlich keine Schlaftabletten im Haus? Gott, ich bin so jämmerlich, so verdammt jämmerlich, einfach abartig. Kein Wunder also, dass selbst du nichts mehr mit mir zutun haben willst.

Du bist großartig, einfach perfekt, künstlerisch begabt, gutaussehend, selbst Ruki war von Anfang an von dir begeistert und der ist da sonst eher skeptisch, doch du konntest ihn beeindrucken. Mit deiner Art, mit deiner Offenheit, neben dir bin ich nichts, vollkommen klein, vollkommen überschaubar, unwichtig. Trotzdem liebe ich dich, oder gerade deswegen?

Nun … langsam werde ich müde. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es erst kurz vor sieben ist. Ich werde Ruki schreiben, dass ich mich jetzt hinlege. Wenn er wüsste, was ich hier abziehe, er würde mich an den nächsten Baum hängen. Danke, Ruki, danke für alles. Die Tasten klimmpern plötzlich so leise, meine Hände zittern.

Ein letztes Lächeln, Reita ist offline, war nicht anders zu erwarten und Kai? Ihm hab ich schon genug zugemutet. Der Gang ins Schlafzimmer kommt mir so unglaublich leicht vor, als würde ich schweben. Die Bettdecke ist verdammt kalt. Ist das dein Geruch? Kann nicht sein, du warst noch nie bei mir, trotzdem steigt er mir gerade in die Nase und ich kralle mich in das Kopfkissen, versteck mein Gesicht, vergrab meine Tränen.

Es wird alles wieder gut…



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  hahanoevy-chan
2010-05-07T18:18:25+00:00 07.05.2010 20:18
*__*

Die FF ist total toll. Super Schreibstil und auch die Gefühle in Aoi sind super beschrieben. Ausserdem lässt sich die Geschichte wegen deinens Schreibstiles flüssig lesen.
Hat mir sehr gut gefallen.
LG
hahanoevy-chan
Von: abgemeldet
2010-02-15T21:44:40+00:00 15.02.2010 22:44
wow.
das ist wunderschön
und total traurig.
großes Lob, gefällt mir sehr gut :3
Von: abgemeldet
2009-04-10T13:04:41+00:00 10.04.2009 15:04
.....
*sprachlos*
*schnief*
etz mal erlich...ich verberg hier grad meine Tränen ..weil Haido hinter mir sitzt....
das ist so schön geschrieben ..
und ich weis nicht ..irgendwie versteh ich Aoi sehr gut..
dein Schreibstil ist sehr schön...man kann ihn richtig schön lesen..kann sich richtig drauf einlassen..und irgendwie bekommt man das Gefühl das man selbst so Fühlt.
Man kann die Gedanken von Aoi so gut nachvollziehen...
und ich find es wunderbar das das ende offen bleibt..man kann sich selbst denken was passieren könnte..
du hast die Story echt super geschrieben.
gefällt mir~..
Von: abgemeldet
2008-10-14T19:50:31+00:00 14.10.2008 21:50
Wenn Aoi sich einfach wieder benimmt wirt Reita sicherlich auch keine Probleme mehr mit ihm haben
Von:  Eliante
2008-09-26T14:18:39+00:00 26.09.2008 16:18
Das war wirklich sehr... rührend geschrieben. Sehr wirr aber auch. War aber wohl beabsichtigt?
Hmm... Vielleicht will jemand Aoi einfach noch nicht an den Tod geben. Vielleicht hat er noch ein Sanctuary?
Von:  Kanoe
2008-09-24T11:04:22+00:00 24.09.2008 13:04
Üseufz*
es ist sehr sehr schön... gut ich hab ein anderes lieblingspairing aber das gibt ja dem ganzen keinem abbruch.
Von:  YuuShiroyama
2008-09-24T03:22:38+00:00 24.09.2008 05:22
wow..
ich liebe deinen schreibstil. ich liebe ihn einfach abgöttisch. vor allem das pairing reita x aoi hat es mir wie du weißt sehr angetan. und du schreibst so wundervolle fanfics daraus..
*umarm*
gerade weil es ein oneshot ist finde ich ihn so wunderbar. man kann sich tausend dinge denken, die passieren könnten nachdem die letzten worte durch die gedankengänge aois gerauscht sind. ich find es einfach wunderbar. wie gesagt.
Von: abgemeldet
2008-09-22T22:57:42+00:00 23.09.2008 00:57
Sei es ein Sandkorn oder ein Stein, im Wasser gehen sie beide unter...

Wohl eine sehr wahre Weisheit, wie sich bei dieser Geschichte zeigt. Selbst ein kleiner, für den einen so unbedeutender Kuss, wird zur großen Probe der Zeisamkeit.




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