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Pokémon One-Shots

neu: o6. OS - Der glücklichste Tag im Leben einer Frau! [CS] || Haruka ist vor zwei Jahren von Zuhause weggelaufen. 2 Jahre später, begegnet sie, in einer stürmischen Nacht, einem Freund aus ihrer Vergangenheit....
von

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Der glücklichste Tag im Leben einer Frau! [ContestShipping + HoennShipping]

Der glücklichste Tag im Leben einer Frau!

Doch meiner war es nicht…
 

„Kaum zu glauben, dass heute dein großer Tag ist. Aber du hättest mir wirklich früher bescheid geben können, ich hatte kaum Zeit ein Geschenk für euch zu finden. Wenn ich so an unsere gemeinsame Zeit zurückdenke, kommt es mir so vor, als sei es erst gestern gewesen, als ich dieser zweitklassigen Koordinatorin am Strand begegnet bin. Du musst überglücklich sein.“

„Und was ist mit dir?“

„Was soll mit mir schon sein? Ich freue mich natürlich für dich!“
 

„Divie…“

Mit einem Mal schreckte ich auf und wurde durch die Stimme meines Pokémon zurück in die Gegenwart geholt. Wieder einmal hatte ich in meinen Gedanken eine Reise in die Vergangenheit gemacht, ohne es zu bemerken. Von Zeit zu Zeit geschah es einfach und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Immer, wenn ich an jenen Tag zurückdachte, brach es mir von neuem mein Herz.

Gerade am heutigen Tag fiel es mir besonders schwer meine Gedanken auf etwas anderes, als die Vergangenheit, zu richten. Denn genau an diesem Tag vor zwei Jahren, hatte sich dieses Ereignis zugetragen, das mein jetziges Leben bestimmt hatte.

„Endi-vie?“

„Entschuldige bitte, Endivie! Du hast Recht, ich sollte lieber mit dem Kochen beginnen, als sinnlos meinen Erinnerungen nachzugehen.“

Mit etwas besserer Laune und neuer Energie erhob ich mich dementsprechend von meinem Platz am Fenster, durch das ich die ganze Zeit über hinaus in den trüben Mittagshimmel gestarrt hatte, und machte mich dran das Mittagessen vorzubereiten. Innerlich war ich ziemlich erleichtert darüber, dass ich nun eine Aufgabe hatte, der ich mich der nächsten Stunde über widmen konnte und die mich ablenken würde.

Meine Pokémon und ich lebten inzwischen im südöstlichen Teil der Hinto Region. Unser kleines Häuschen befand sich an einem Waldrand und in nicht allzu weiter Entfernung war auch schon das Meer. Hier konnten wir in Ruhe leben und mussten uns um nichts sorgen. Die im Wald lebenden Pokémon hatten uns über die letzten Jahre sehr gut aufgenommen und akzeptierten unsere Anwesenheit. Inzwischen vertrauten sie mir sogar so sehr, dass sie kranke oder verletzte Freunde zu mir brachten, damit ich sie verarzten und pflegen konnte.

Nur selten verließ ich die angenehme Ruhe meines neuen Zuhauses, um in die nächste Stadt, ein ganzes Stück weiter nördlich, zu gehen. Dort reiste ich auch nur hin, wenn es absolut nötig war, um Dinge einzukaufen, die ich nur dort bekommen konnte. Und zu mir in die Hütte, begab sich auch keine Menschenseele, es sei denn, man hatte ich verlaufen und kam durch Zufall bei mir aus. Doch so etwas geschah äußert selten bzw. geradezu niemals.
 

Gerade als ich dabei war die Suppe abzuschmecken, ließ ein lautes Donnern mich aufschrecken. Ich hatte überhaupt nicht bemerkt wie sich der Himmel in der letzten Stunde immer mehr zugezogen und tiefgraue Wolken gebildet hatte. Auch die letzten Sonnenstrahlen, die zuvor bei meinen Tagträumen zumindest noch etwas die Umgebung erhellten, waren nun verschwunden und es herrschte eine Dunkelheit, wie man sie sonst nur bei Nacht sah.

Aufmerksam lauschte ich nach den mir vertrauten Lauten meiner spielenden Pokémon, doch sie schienen sich nicht in meiner Nähe aufzuhalten.

„Endivie, könntest du bitte schnell nach draußen gehen und die anderen hineinholen? Ich glaube da kommt ein ziemlich starkes Gewitter und ich möchte nicht, dass sie sich draußen aufhalten, wenn es zu stürmen beginnt. Außerdem ist das Essen gleich soweit“, bat ich meine kleine Freundin alle ins sichere Trockene zu bringen. Mit einem freundlichen Nicken legten ihre Ranken die Futterschalen auf dem Tisch ab und sie begab sich sogleich hinaus in Freie.

Weinige Minuten später hatten sich alle in unserem Gemeinschaftsraum versammelt und das Essen war auch servierbereit. Ich war so erleichtert darüber, dass all meine Freunde nun bei mir waren, denn ich hatte Recht behalten. Inzwischen hatte tatsächlich ein verheerender Sturm begonnen. Immer, wenn man hin und wieder aus dem Fenster sah, konnte man deutlich sehen, wie sich die Bäume unter den heftigen Windböen bogen. Einzelne Regentropfen konnte man schon kurz nach Beginn nicht mehr ausmachen, sie liefen als Strom an dem Glas hinunter und immer wieder in regelmäßigen Abständen erhellten grelle Blitze den düsteren Himmel, begleitet vom Donnerschall.

Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich in meiner Zeit hier, bereits schon einmal so ein gewaltiges Unwetter erlebt hatte, doch mir fiel keiner ein, der es mit diesem in Punkto Stärke aufnehmen konnte.

Ich konnte nur hoffen, dass auch die Pokémon in der Wildnis um uns herum einen sicheren Unterschlupf gefunden hatten und sich niemand mehr in diesem Stur befand. Es wäre sehr gefährlich jetzt durch den Wald zu laufen, die Gefahr von Ästen und eventuell umfallenden Bäumen erschlagen zu werden, war einfach viel zu hoch und nur ein Lebensmüder würde sich freiwillig hinaus in dieses Unwetter stürzen.
 

Einige Stunden später war es noch immer nicht besser geworden und auch die Hoffnung darauf, dass heute die Wolkendecke noch aufreisen und Sonnenlicht den Abendhimmel erfüllen würde, gab ich mit jedem weiteren Peitschen des Windes immer mehr auf. Heute würden wir das Haus wohl nicht mehr verlassen können, was mir persönlich nicht so viel ausmachte, da ich ohnehin ständig in Gedanken war, wenn ich einen kurzen Augenblick für mich allein hatte.

Zwei Jahre… zwei gottverdammte Jahre war es schon her…

Wieder einmal wurde ich aus meinen Erinnerungen gerissen. Dieses Mal war jedoch keines meiner Freunde der Auslöser dafür gewesen, denn das Gepolter kam von außerhalb des Hauses.

„Loh…“, kam es drohend von meinem ältesten Freund, der sich sofort in Angriffsstellung begab, da wir alle nicht wussten, was sich hinter der verschlossenen Tür befand, das diese seltsamen Geräusche verursachte. Ich erhob meine Hand und deutete meinen Freunden an ruhig zu bleiben, während ich selbst mich auf zur Tür machte, um nach dem Rechten zu schauen. Vorsichtig öffnete ich sie einen Spalt breit und erspähte durch diesen einen Blick hinaus.

„Tail-tailon-tai-lon“

„Tailon? Komm herein!“

Vor der Tür stand tatsächlich eines der Waldpokémon. Es war ein Tailon, aber nicht irgendeines. Anhand der besonderen Farbe der Blätter seines lagen Schweifes, konnte ich sehen, dass es die Anführerin ihres Rudels war.

Schnell öffnete ich die Tür so weit, dass die kleine Katze eintreten konnte. Sofort war ich besorgt um die anderen Pokémon. Sicherlich war irgendetwas nicht mit ihnen in Ordnung, denn normalerweise suchte mich die Anführerin nur auf, wenn es einem ihre Schützlinge nicht gut ging, damit ich ihm helfen konnte.

„Was ist passiert, Tailon? Wieso hast du bei solch einem schlimmen Sturm deinen Unterschlupf verlassen? Geht es deinen Freunden gut?“, begann ich sie auszufragen und mit jeder weiteren Frage meinerseits, wuchs die Sorge in mir immer mehr.

Aufgebracht berichtete mir das Pflanzenpokémon, dass es einen Menschen im Wald gefunden hatte, der offensichtlich von dem Unwetter überrascht worden und letztendlich bei ihnen im Bau untergekommen sei. Laut ihr war er wohl bewusstlos und musste versorgt werden, weswegen sich Tailon dazu bereiterklärt hatte, sich hinaus zu wagen und mir davon zu berichten, denn dieser Jemand brauchte offensichtlich dringend meine Hilfe.

Entschlossen nickte ich ihr zu, warf mir schleunigst meine Regenjacke über, schnappte mir noch eine Decke und machte mich zusammen mit Lohgock und Tailon auf den Weg zu ihrem Bau. Den anderen hatte ich es strickt verboten uns zu begleiten oder uns gar zu folgen. Sie sollten im sicheren Warmen bleiben und schon einmal alles für unsere Rückkehr vorbereiten, denn wir würden auf jeden Fall einen verwundeten Gast mitbringen.

Dann verlief alles ganz schnell.

Kurze Zeit später erreichten wir unser Ziel, denn Dank Lohgock war es auch mir möglich, mich bei diesem Wetter in einer zügigen Geschwindigkeit fortzubewegen und nicht Gefahr zu laufen, selbst von einem Baum erschlagen zu werden – es war trotz allem alles andere, als ein Zuckerschlecken.

Als wir wieder im Trockenen standen, erblickten meine Augen auch sofort die Person, von der Tailon gesprochen hatte. Ich hörte seinen schweren Atem und sah seinen Körper vor Kälte zittern, trotz der Tatsache, dass sich die hier anwesenden Pokémon alle um ihn herum versammelt hatten, um ihn mit ihrer eigenen Körpertemperatur zu wärmen.

Mir wurde schnell bewusst, ich dürfte keine Zeit mehr verlieren. Er musste unbedingt aus der durchnässten Kleidung heraus. Ich wies meinen Freund an die Decke um ihn zu wickeln und ihn hochzuheben, damit wir uns schnell auf den Rückweg machen konnten, denn ein Feuer würde wir hier nicht ohne weiteres entfachen können, nicht bei all den Pflanzenpokémon.

Zurück in unserer kleinen Hütte brachte Lohgock unseren Gast sofort ins Nebenzimmer, in dem sich mein Bett befand und legte ihn auf diesem ab. Endivie hatte freundlicherweise ein Stück Stoff und eine Schüssel besorgt und Schillok begann kurz darauf diese mit Wasser zu füllen.

Noch immer ging der Atem meines Patienten schwer und sein Körper fühlte sich eiskalt an. Vorsichtig zog ich ihm die Kapuze von seinem Kopf hinunter, um festzustellen, wie sehr seine Stirn glühte.

„Das kann doch nicht sein…“, erschocken über das bekannte Gesicht, ließ ich den Behälter in meinen Händen fallen. Er ging nicht zu Bruch, dennoch verteilte sich der Inhalt auf der Fläche zu meinen Füßen.

Im Unterbewusstsein bekam ich mit, wie meine Freunde sich zur Tür begaben, um nach der Ursache des Lärms zu schauen, doch meine geweiteten Augen waren nur auf das Gesicht der Person vor mir gerichtet.

Was tut er nur hier? Wieso ist er in diesem Sturm gewesen und was sollte ich nur tun, wenn er aufwachen und mich erkennen sollte? Würde er es meiner Familie und ‚ihm’ erzählen? Dass er mich gefunden hat und wo ich mich versteckt halte?

Sicherlich würde er es ihnen erzählen, weswegen auch nicht. Aus seiner Sicht der Dinge gibt es keinen ersichtlichen Grund, für mein Handeln von vor zwei Jahren. Doch ich will es ihm auch nicht erklären und vor allem will ich unter keinen Umständen zurück nach Hoenn! Ich kann ihnen allen einfach nicht mehr unter die Augen treten. Nicht nachdem, was ich getan habe.

Sollte er mich wirklich erkennen, wird mir wohl oder übel nichts anderes übrig bleiben, als mich kurz nach seiner Abreise selbst auf den Weg machen und mein neues Zuhause zu verlassen. Auch wenn ich es eigentlich überhaupt nicht möchte, mir wird dann überhaupt nichts anderes übrig bleiben, als mich in eine neue Umgebung zu begeben und uns ein neues Zuhause aufbauen, wo ich dann erneut darauf hoffen kann, niemals gefunden zu werden?

Sein Stöhnen riss mich aus meinen von Angst erfüllten Gedanken und mir fiel wieder ein, was ich eigentlich im Begriff gewesen war zu tun, bevor ich ihn erkannt hatte.

Wie ich es mir bereits gedacht hatte, glühte seine Stirn und ich würde auch nicht darum herumkommen ihn von seinen durchnässen Kleidungsstücken zu befreien.

Vorsichtig und möglichst ohne seinem Kopf allzu viel Druck auszusetzen, zog ich ihm sein Sweatshirt langsam über den Kopf. Dasselbe tat ich auch mit dem Hemd, das darunter zum Vorschein kam, denn auch dieses triefte vor Nässe und würde ihn an seiner Genesung hindern.

Als mein Blick wieder sein Gesicht streifte, blieb er erneut daran haften und ich verinnerlichte jedes einzelne Detail seines makellosen Aussehens. Er hatte sich verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, dies war nicht zu leugnen. Jedoch gereichte es ihm nicht zu Nachteil. Seine Züge waren lediglich feiner, erwachsener geworden, soweit ich sie noch von früher in Erinnerung hatte. Es war schon so lange her, seit ich jemanden aus meinem alten Leben getroffen hatte und dennoch war er der letzte, dem ich begegnen wollte. Sogar ihm würde ich noch lieber gegenüber stehen, als dem jungen Mann vor mir.

Ein leichtes Lachen entglitt meinen Lippen. Der Person, der ich die Schmach der öffentlichen Zurückweisung zugefügt hatte, wollte ich im Augenblick wesentlich lieber gegenüberstehen, als demjenigen, der ohne sein Wissen mich zu diesem Handeln getrieben hatte. Schon seltsam wie das Leben so spielte…

„Papi-nella!“

Mit einem freudigen Lächeln wandte ich mich meinen Pokémon zu, die mich alle mit einem mitleidigen und meinen Patienten mit einem besorgten Blick bedachten. Mir war durchaus bewusst, dass ihre Sorge um ihn, viel mehr mit meinem Wohlergehen zutun hatten, doch ich wollte ihnen zeigen, dass alles in Ordnung und ich stark genug war, um alles Kommende zu ertragen.

„Lohgock, würdest du mir einen Gefallen tun? Könntest du ihn bitte von der nassen Hose befreien, ihn wieder zudecken und das Feuer im Kamin entfachen?“

Sofort machte sich mein starker Kämpfer auf, meiner Bitte nachzukommen. Dankend blickte ich ihn an und machte mich anschließend auf in der Zwischenzeit aus der Küche einen weiteren Lappen zu holen, um mit seiner Hilfe den Schlamassel auf dem Boden zu entfernen, sobald ich mich um unseren Gast gekümmert hatte.
 

Die Stunden vergingen, in denen das Feuer im Kamin vor sich hin loderte. Inzwischen hatte der verheerende Sturm nachgelassen und die Wolken gaben den sternenreichen Nachthimmel frei.

Mittlerweile war es auch schon sehr spät geworden. Wir hatten vor etwa drei Stunden zu Abend gegessen und meine Pokémon hatten sich schon im Hauptzimmer schlafen gelegt. Auch ich bemerkte immer mehr, wie mir die Augenlider zufallen wollten. Also beschloss ich mir eine Decke aus meinem Schank zu nehmen und mich zu den anderen ins Wohnzimmer zu begeben, um ebenfalls noch eine Mütze voll Schlaf abzubekommen. Es hatte ohnehin keinen Sinn die ganze Zeit neben ihm zu hocken und darauf zu warten, dass er eventuell aufwachte. Sobald er sich wieder fitt genug fühlte, würde er schon von ganz allein wach werden und wozu den Zeitpunkt der Enttarnung noch weiter vorziehen?
 

Ein frustriertes Stöhnen entglitt meiner Kehle, als ich nach einiger Zeit feststellen musste, dass ich zwar sehr müde war, trotz allem aber nicht einschlafen konnte. Immer wieder, wenn ich meine Augen schloss, sah ich die beiden vor mir und wurde dadurch ständig an der Ereignis von vor zwei Jahren erinnert.

Zwei Jahre… schon seltsam, dass ich ihm ausgerechnet an unserem Jahrestag wieder begegne. Obwohl, bei meinem Glück würde es mich auch keineswegs wundern, wenn er mich sofort auf den ersten Blick erkennen würde. Ich könnte mich noch so sehr verändert haben, mein Schauspiel würde auffallen. Wozu es also überhaupt erst versuchen?

Ich konnte deutlich die Zerrissenheit in mir spüren. Mir war schleierhaft wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, sobald er erst einmal aufwachte. Ich war ratlos und fürchtete mich immer mehr vor dem noch Kommenden.

Einerseits wusste ich, ich konnte und durfte mich vor ihm nicht zu erkennen geben, doch die Verlockung endlich einen alten Freund wieder zu sehen, mit ihm über alles zu sprechen und eventuell zu erfahren wie es meiner Familie ging, war ebenfalls sehr groß.

Keine Ahnung wie lange ich noch reglos dalag und die Decke über mir anstarrte. Immer wieder spielten sich vor meinen Augen die verschiedensten Szenarien ab – eine schrecklicher, als die andere. Und eine möglichst schmerzfreie Lösung für uns beide, existierte unter ihnen einfach nicht.

Warum musste es damals soweit kommen? Warum hatte ich selbst es nur soweit kommen lassen?

Ich kannte die Antwort: Da ich innerlich gehofft, ja beinahe schon damit gerechnet hatte, dass er es verhindern würde! Doch er fiel mir eiskalt in den Rücken, ohne es gewusst zu haben…
 

Irgendetwas schepperte und von weit entfernt, drang das vergnügte Lachen meiner Pokémon an mein Ohr. Noch vollkommen erschöpft blieb ich in meinem Bett liegen, wollte mich noch nicht so früh erheben und an die Arbeit gehen.

Warum bin ich nur so müde? Wie lang bin ich gestern Nacht eigentlich noch auf gewesen?

Mit einem Mal sprudelten die Ereignisse des vergangenen Tages wieder auf mich ein. Der Jahrestag, der Sturm, der verletzte, junge Mann in meinem Schlafzimmer, mir fiel auf einmal alles wieder ein und eine panische Furcht befiel mich erneut.

So gut es ging, versuchte ich diese zu verdrängen, es würde ohnehin nichts bringen wie auf heißen Kohlen zu sitzen und ständig darauf zu warten, dass es passieren würde. Ich müsste es wohl oder übel einfach auf mich zukommen lassen müssen.

„Guten Morgen… na ja, wohl eher ‚Guten Mittag’“, korrigierte ich mich, als mein Blick auf die Uhr fiel, die mir eine nicht mehr ganz so frühe Stunde anzeigte.

Aber daran konnte ich nun auch nichts mehr ändern. Entschlossen aus diesem Tag das Beste zu machen, begann ich direkt schon das Mittagessen vorzubereiten, musste das Frühstück heute eben einmal ausfallen.

„Die?“

„Mir geht’s gut, Endivie. Ich bin nur noch etwas müde, aber was soll’s. Würdest du mir einen Gefallen tun und das Tuch auf seinem Kopf etwas nässen? Dann könnte ich in der Zwischenzeit nach den anderen schauen und Zutaten aus dem Garten pflücken.“

„Die-die-endivie!“

„Wow, du bist mir wirklich eine große Hilfe, meine Kleine! Ich bin dann draußen, falls du mich suchen solltest.“

Ja, mein Endivie war mir wirklich eine große Hilfe. Nicht nur heute, indem sie gleich nach ihrem Erwachen sofort nach unserem Patienten gesehen hatte, sondern schon immer, seit sie sich dazu entschlossen hatte mich zu begleiten. Seit Johto… seit dem waren auch ziemlich viele Jahre ins Land gezogen. Aber ich konnte mich immer auf sie verlassen, ebenso wie auf meine anderen Pokémon. Ich hatte inzwischen gelernt ohne menschliche Hilfe und Freunde auszukommen, alles was ich brauchte, waren meine Pokémon!

Mit einem Lächeln beobachtete ich die Szene vor mir, als ich hinaustrat. Im Garten spielten meine Schützlinge mit einigen Waldpokémon, die den gestrigen Sturm ohne Schaden überstanden hatten, wie es aussah. Auch wenn es Verwundete geben sollte, wir kannten und vertrauten uns alle mittlerweile so gut, dass sie zu mir kommen würden, wenn etwas ernstes sein sollte.

Also begab ich mich zur linken Seite des Gartens, in dem sich das Gemüsebeet befand und begann damit die benötigten Zutaten zusammen zu suchen. Zum Glück hatten auch meine Pflanzen das Unwetter gut überstanden, sonst würde es heute mit dem Essen etwas schlecht aussehen…
 

„Endivie! Die-die-endivie-di!“

Erschrocken fuhr ich herum. Der Lärm kam ganz eindeutig aus dem Haus, Endivie musste Probleme haben.

Ohne zu zögern erhob ich mich von meinem Platz, ließ den Korb jedoch auf dem Boden stehen und begab mich schleunigst in Richtung Eingang. Bis zur Tür kam ich allerdings nicht, denn aus dieser trat einige Augenblicke später mein Patient, vollständig gekleidet.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an und ließ, wahrscheinlich aus Schock, das Glas mit Wasser fallen. Doch er wandte den Blick nicht ab von mir und vergaß wohl ebenfalls das Blinzeln.

Mein Herz begann immer schneller zu pochen und ich befürchtete, er könnte es hören. Ich musste irgendetwas sagen, schon allein, weil mir diese Stille zwischen uns allmählich immer unangenehmer wurde und er keine Anzeichen gab in nächster Zeit ein Wort über seine Lippen bringen zu können.

„Hallo! Geht es Ihnen besser?“

Ich versuchte höflich und distanziert zu bleiben, wie mit jedem anderen Fremden auch – obwohl ich mir sicher war, so wie er mich anstarrte, dass er schon längst wusste, wer ich war.

Wie aus einer Trance erwacht, zuckte plötzlich sein Kopf einwenig und er begann des Öfteren zu blinzeln, rieb sich sogar die Augen, um sicherzugehen, ob diese ihm nicht vielleicht einen Streich spielen wollten.

Doch ich blieb beherrscht, blickte ihn weiterhin freundlich und auf eine Antwort wartend an.

„Ähm… besser, danke! Aber wie bin ich überhaupt hierher gekommen?“

Man konnte deutlich die Verwirrtheit in seiner Stimme erkennen und ich war erleichtert, dass er nicht direkt auf das Thema kam, dass ich um jeden Preis umgehen und vergessen wollte.

„Sie sind wohl in den Sturm geraten und haben etwas abbekommen. Die Tailon in Wald haben mir gesagt, dass Sie bei ihnen sind und daraufhin haben meine Pokémon und ich Sie hierher gebracht.“

Aufmerksam beobachtete ich ihn, wie sein Blick nachdenklich über den Boden immer wieder zu einer anderen Stelle glitt. Er versuchte wohl angestrengt sich an letzte Nacht zu erinnern. Mit einmal Mal schenkte er mir erneut seine volle Aufmerksamkeit und mir begann unter seinem prüfenden Blick erneut unwohl zu werden. Aus diesem Grund ergriff ich schnell erneut das Wort, wollte unter allen Umständen verhindern, dass einer meiner ausgedachten Szenarien der gestrigen Nacht wohlmöglich noch wahr werden würde.

„Sie sollten sich lieber wieder hinlegen und ausruhen, damit sie schnell wieder auf den Beinen sind“, wies ich ihn an zurück ins Haus zu gehen, wobei er von Endivie und mir begleitet wurde.

Ich bemerkte wie schwach er eigentlich noch war. Sicherlich hatte er zuvor nur die Kraft sein Bett zu verlassen, weil ihn seine Unwissenheit dazu getrieben hatte, herauszufinden wo er sich befand und weshalb. Doch nachdem er nun seine Antworten diesbezüglich erhalten hatte, verließen ihn diesen natürlich wieder.

Erschöpfte legte er sich selbst zurück ins Bett und kuschelte sich in die Decke ein. Es war mittlerweile nicht mehr so kalt wie gestern Abend, allerdings war es besser, wenn er sich weiterhin wärmte.

Ich entfachte ein neues Feuer im Kamin und begab mich daraufhin noch kurz zu meinem Patienten, informierte ihn darüber, dass das Essen bald servierbereit wäre und fragte ihn, ob er noch irgendetwas brauchen würde. Doch anstelle einer Antwort, wurde ich erneut bloß mit seinem musternden Blick bedacht. Er schaute mir angestrengt ins Gesicht – auf seinem konnte man deutlich seine ganzen Fragen erkennen.

„Wenn Sie etwas brauchen, dann scheuen Sie sich bitte nicht, mich zu rufen“, teilte ich ihm noch mit und wandte mich schnell zum Gehen um.

Noch während des Umdrehens bemerkte ich schon, dass seine Augen mein Gesicht verlassen und auf meinen Hals gefallen war. Mich selbst fragend, was er dort so intensiv betrachtet hatte, fasste ich mir mit meiner Hand an den Hals.

Verdammt!

Ich trug die Kette! Die Kette, die er mir vor Jahren geschenkt hatte!

Warum wunderte ich mich eigentlich? Ich trug sie immer, jeden Tag und zu jeder Zeit, ich legte sie niemals ab.

Schnellen Schrittes wollte ich unbedingt den Raum verlassen und ihm etwas Ruhe gönnen – und mich ablenken. Doch soweit kam ich erst gar nicht, denn seine sanfte Stimme brachte mich zum Stillstand.

„Ich habe eine Frage. Warum tust du so, als wäre ich ein Fremder, Haruka?“

Was soll ich jetzt nur tun? Das Spiel weiter spielen oder ihm doch lieber alles erklären?

Nur sehr langsam konnte ich meinen Körper dazu überreden sich wieder zu ihm herumzudrehen. Noch immer wusste ich nicht, wie ich als nächstes handeln sollte.

„Ich…“

„Wo bist du nur die ganze Zeit über gewesen? Warum bist du einfach so verschwunden? Du glaubst gar nicht was für Sorgen sich deine Familie gemacht hat. Und Yuu-“

„Shuu, bitte! Sag es nicht! Ich ertrage es nicht das zu hören“, bat ich ihn nicht über Yuuki auszusprechen. Ich würde es nicht ertragen können, zu hören, was für eine Bürde ich ihm damals durch mein Handeln auferlegt hatte.

Ich konnte im Moment noch nicht einmal seinen Anblick ertragen. All die Gefühle und Gedanken, die ich in den letzten zwei Jahren so gut wie möglich in meinem Inneren verschlossen hatte, drohten nun wieder auszubrechen, weil er mich darauf ansprach.

Nein! Ich würde jetzt nicht zu weinen beginnen. Schon zu lange habe ich den Schmerz ertragen, ohne auch nur eine einzige Träne zu vergießen. Und ich würde jetzt, gerade vor ihm auch nicht wieder damit beginnen, ich wollte und musste stark sein!

„Haruka, ich verstehe nicht… als wir uns das letzte Mal gesehen haben, warst du so glücklich. Es war dein Tag! Und nicht einmal eine halbe Stunde später, fehlte von dir jede Spur, du warst wie vom Erdboden verschluckt. Warum bist du fort gegangen, wenn du dich doch so sehr darauf gefreut hast? Der Hochzeittag einer Frau sollte doch der glücklichste Tag in ihrem Leben sein, also waru…“

„Doch er war es nicht! Mein Hochzeitstag war nicht der glücklichste Tag meines Lebens. Im Gegenteil, mir wurde grausam das Herz aus der Brust gerissen und zerfetzt…“, meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und noch immer behielt ich meinen Blick gesenkt, weiterhin mit den Tränen kämpfend. Doch allmählich bemerkte ich, dass ich den Kampf gegen sie verloren hatte. Ich bemerkte wie mir immer mehr der salzigen Flüssigkeit in die Augen strömte und sich ihren Weg über meine Wangen suchte.

Aber jetzt, wo ich einmal begonnen hatte zu sprechen, konnte ich auch unmöglich noch länger schweigen. Alles brach über mir zusammen, meine ganzen angestauten Gefühle überfluteten mich mit einer solch gewaltigen Wucht, dass mir unaufhaltsam die Tränen das Gesicht hinunterliefen, ich das Blut durch meine Adern rauschen hörte und mein Herz zu schmerzen begann wie am ersten Tag.

„Aber mit einem hast du Recht. Du verstehst wirklich nichts, absolut gar nichts. Du weißt nicht, wie das alles begonnen hat und du weißt auch nicht, was ich all die Jahre durchmachen musste“, ich ließ es alles heraus. Konnte und wollte nach alle der Zeit nichts mehr verschweigen und endlich alles einmal herauslassen, was mich seit so vielen Jahren bedrückte.

„Haruka, dann erklär es mir doch!“

Ja, ich wollte es herauslassen und ihm dennoch nichts erklären, also schwieg ich.

„Komm schon. Rück endlich mit der Wahrheit heraus. Vielleicht kann ich dir helfen…“, ich merkte an seinen Worten, dass er es wirklich ernst meinte, dennoch schwieg ich weiterhin und wartete auf seine nächsten Worte, „…immerhin bist du durch mich von einer Zweitklassigen zu einer Topkoordinatorin geworden, nicht?“

„Wie war das, bitte?“, entfuhr es mir zischend und ich hob meinen Blick an, um ihn mit funkelnden Augen zu strafen. Die Wut verpuffte jedoch sogleich wieder, als ich in sein Gesicht schaute, das nun ein Lächeln zierte.

Er hatte es mit Absicht gesagt! Mich absichtlich mit diesen alten Geschichten geärgert, da er ganz genau wusste, wie ich reagieren würde. Und er hatte Recht behalten, wie so oft.

„Du hast dich wirklich klein bisschen verändert. Du bist noch genauso wie damals, Prinzessin von Hoenn!“, kam es amüsiert über seine Lippen und er betrachtete mich mit seinem üblichen arroganten Lächeln.

Mir hingegen war im Moment wirklich nicht nach scherzen zumute.

Natürlich hatte er nichts anderes im Kopf, als sich wieder über mich lustig zu machen. Und seine Worte von gerade eben? Die waren sicherlich auch nicht ernst gemeint.

„Dir scheint es ja schon wesentlich besser zu gehen, wenn du mich schon wieder ärgern kannst. Dann kannst du ja nach dem Essen gleich verschwinden und allen erzählen, dass du mich gefunden hast. Was allerdings nicht bedeutet, dass sie mich hier finden werden!“

Erneute Wut kam in mir auf und ich wandte mich zum zweiten Mal zum Gehen herum. Jedoch kam ich auch dieses Mal nicht weit, denn seine Stimme brachte mich erneut zum Stillstand: „Haruka! Glaubst du wirklich, dass ich nur hierher gekommen bin, um dich zu ärgern?“

„Aus deinem Mund kam ja bisher keine Erklärung für dein waghalsiges Verhalten des letzten Tages“, kam es verächtlich und arrogant über meine Lippen, als ich den Kopf halb zu ihm herum wandte.

Ich war wütend und dass wollte ich ihn auch deutlich spüren lassen. Ich hatte genug von seinen Spielchen, genug von allem! Ich wollte doch bloß in Frieden leben, war das denn schon zuviel verlangt?

„Haruka, bitte! Komm wieder her!“, bat er mich beinahe schon mit flehender Stimme, weswegen ich seiner Bitte letztendlich doch nachkam und mich widerwillig auf die Bettkante setzte, auf der er mir ein Platz anbot.

Gerade hatte ich Luft geholt, um erneut zu klagen, da versperrte mir etwas die Sicht auf sein Gesicht. Es war rot und hatte einen angenehmen Duft.

Erschocken blickte ich auf eine seiner roten Rosen, die er mich schon in Kindheitstagen immer geschenkt hatte. Ich konnte mich an jedes Ereignis erinnern, an dem er mir eine geschenkt hatte - doch das letzte Mal war schon sehr lange her…

Ich war verwirrt, nahm die Blume dennoch an mich. Weswegen schenkte er mir sie jetzt auf einmal?

„Ich weiß, dass du Recht hast, wenn du sagst, dass ich von nichts eine Ahnung habe. Aber Haruka, wie kann ich denn etwas wissen, wie kann ich dir helfen, wenn du es mir nicht erzählst? Bitte! Sag mir doch endlich, was vor zwei Jahren genau passiert ist. Weswegen du einfach ohne ein Wort verschwunden bist und dich hier versteckt hast. Ich möchte dir unbedingt helfen und deswegen habe ich auch die letzten zwei Jahre damit verbracht, nach dir zu suchen, im Gegensatz zu deinem Ex-Verlobten, der…“

Er brach in seiner Rede ab. Ich konnte deutlich seinen Blick auf meinem Gesicht spüren, doch das Gewicht seiner Worte, musste erst einmal sacken.

Er hatte nach mir gesucht! Die ganze Zeit, seit meinem Verschwinden, doch weswegen?

Mit einem hatte er allerdings Recht, auch ich glaubte inzwischen, dass es an der Zeit war, ihm die Wahrheit zu sagen. Jeden einzelnen, unvorstellbaren Teil!

„Yuuki und ich, wir… wir haben uns nie geliebt! Wir waren gute Freunde und als Kinder unzertrennlich, doch… mehr als Geschwisterliebe existierte nicht zwischen uns. Die Idee mit unserer Heirat, kam unseren Müttern, als sie gesehen hatten, wie gut wir uns verstanden. Und auch unsere Väter waren damit einverstanden, immerhin waren sie schon seit Kindertagen die besten Freunde und der Gedanke durch uns beide auch verwandt miteinander zu sein, machte sie sehr glücklich.

Als ich von unserer Reise aus Hinto zurückkam, überrumpelten unsere Eltern uns beide damit, denn auch Yuuki war gerade von seiner Trainingsreise zurückgekehrt.

Wir wussten beide zwar, dass sie vor langer Zeit einmal solche Pläne geschmiedet hatte, gingen allerdings davon aus, dass sie es nicht ernst meinten und es schon längst vergessen hatten – dem allerdings nicht so war.

Kaum hatte ich das Haus betreten, wurde auch schon mit den Hochzeitsvorbereitungen begonnen bzw. die letzten Dinge, die sie nur in unserer Anwesenheit tun konnten, denn offensichtlich hatten sie schon zuvor alles arrangiert.

Wir hatten uns beide vorgenommen, ihnen zu sagen, dass wir uns nicht lieben und nicht heiraten wollen, doch… sie waren alle so glücklich wie noch nie und keiner von uns beiden brachte es über sich ihnen die bittere Wahrheit ins Gesicht zu sagen und ihre grenzenlose Freude zu zerstören.

Einige Tage später war es dann soweit. Ich sah keinen anderen Weg mehr und bin abgehauen, habe Yuuki mit der Schmach der Abweisung am Hochzeitstag und der Bürde mein Verhalten zu erklären, zurückgelassen. Er hatte zuvor nichts davon gewusst, doch wie es aussieht, hatte ihm mein Verschwinden nichts ausgemacht, wenn er noch nicht einmal nach mir suchen wollte. Aber vielleicht, ist es auch besser so…“

Einen kurzen Moment lang herrschte das Schweigen zwischen uns und ich konnte noch immer seinen Blick auf mir spüren.

„Das erklärt natürlich einiges… und das hat dir dann das Herz gebrochen? Dass du deine Familie verlassen musstest?“, seine Stimme klang verständnisvoll und doch irgendwie zweifelnd.

Doch, nein! Das war nicht der Grund für alle die Schmerzen gewesen. Natürlich tat es weh, nicht mehr Nachhause zurück zu können, doch damit hatte ich mich irgendwie abfinden können.

Mein Schweigen brachte Shuu jedoch dazu, noch mehr nachzuhaken. Es teilte ihm meine Antwort mit und verständlicherweise wollte er nun den wahren Grund erfahren.

Als ich jedoch noch immer nichts sagen wollte, spürte ich wie er vorsichtig mein Kinn anhob, mich somit zwang ihn direkt anzuschauen. Ich konnte in seinen Augen lesen, dass er eine Erklärung von mir verlangte und nicht eher ruhen würde, eher er sie erhalten hatte: „Haruka! Bitte sag mir alles! Wer hat dir solche Schmerzen zugefügt?“

Es tat wieder weh!

Sich wieder an seine Worte, diesen Moment zu erinnern, tat mir im Herzen weh. Aber nun hatte ich schon so viel gesagt und ich konnte ihm auch diese Antwort nicht vorenthalten. Ich musste da jetzt durch, auch auf die Gefahr hin, noch einmal, einen noch viel tieferen Schmerz zugefügt zu bekommen – seine Ablehnung im vollen Bewusstsein seiner Worte! Ich entschloss mich alles, was mir noch geblieben war, zu riskieren.

„Du!“, was das Einzige, das ich unter zusammengepressten Lippen hervorbrachte.

Ich sah den Schock und die Verwirrtheit in seinen Augen. Ich wusste, dass er sich damals nicht dem Ausmaß seiner Worte bewusst gewesen war und dennoch hatte es gereicht, um mir zwei Jahre lang, immer tiefer ein Loch in die Brust zu schlagen.

Frische Tränen flossen mir nun wieder über die Wangen – mir war zuvor überhaupt nicht aufgefallen, dass sie zwischendurch ihren Fluss beendet hatten. Es kümmerte mich im Moment auch nicht. Für mich zählte im Augenblick nur Shuus Gesichtsausdruck, der mir inzwischen zeigte, wie angestrengt er versuchte sich daran zu erinnern, was er zu mir gesagt hatte.

„Du weißt nicht mehr, was du auf an jenem Tag zu mir gesagt hast, als du zu mir ins Zimmer gekommen bist, stimmt’s?“, fragte ich ihn mit leiser, ruhiger Stimme, was seine Aufmerksamkeit auf mich lenkte, „Du sagtest, dass du dich für mich freuen würdest und an deinem Gesicht konnte ich auch deine Freude ablesen.“

„Aber, ich…“

„Mit diesen Worten hast du mir das Herz gebrochen. Ich hatte bis zur letzten Minute fest daran geglaubt, ich war mir fast schon sicher, dass du auch etwas für mich empfinden und deswegen diese Hochzeit verhindern würdest. Und was hast du getan? Du hast dich gefreut! Mir mit deinen Worten eiskalt ins Gesicht geschlagen. Du hättest tatsächlich dabei zugesehen, wie ich die Frau eines anderes geworden wäre, nach allem, was wir zusammen in Almia und Hinto erlebt hatten. Aber…“

Ein Ruck durchfuhr meinen Körper und ich fand mich in Shuus Armen wieder. Seine Wärme zu spüren tat unbeschreiblich gut, doch wie lange würde dieses Gefühl wohl anhalten? Ich konnte seine Arme um meinen Körper fühlen, wie sie mich ganz nah an ihn heranzogen und da bemerkte ich es: Ich konnte einfach nicht mehr.

„Shh… beruhig dich, jetzt bin ich ja da!“, flüsterte mir seine sanfte Stimme ins Ohr, während er mir beruhigend mit einer Hand über den Rücken fuhr, „Hätte ich das alles doch nur schon damals gewusst, dann hätten wir beiden die letzten zwei Jahre nicht in Einsamkeit verbringen müssen.“

Mir stockte der Atem – was hatten seine Worte nur zu bedeuten?

„Es hat auch mir das Herz zerbrochen, als ich die Einladung erhalten hatte. Ich wollte anfangs auch erst überhaupt nicht kommen, doch dann… dann dachte ich mir, wenn es das ist, was du willst, wenn du ihn liebst und ihn heiraten willst und mit ihm glücklich wirst, würde ich es ertragen können, für dich. Anscheinend habe ich meine Rolle, die Rolle des besten Freundes, der sich für seine beste Freundin und Rivalin freut und ihr alles Glück der Welt wünscht, sehr überzeugend gespielt. So überzeugend, dass es dich von all jenen fortgetrieben hat, die du liebst. Es tut mir so leid…“

Ich konnte nichts sagen, wusste auch nicht was. Ich musste seine Worte erst einmal verdauen.

Hatte er mir gerade wirklich gebeichtet, dass er nur für mein Glück, sich gegen seine eigenen Gefühle entschieden hatte? Hatte er mir gerade dadurch tatsächlich gesagt, dass auch er mich liebte?

Plötzlich spürte ich etwas Nasses an meiner rechten Schulter, auf der sein Kopf ruhte, und wie seine Arme mich noch fester an ihn drückten.

„Bitte, verzeih mir, bitte!“

Ich konnte nicht anders, als seine Umarmung zu erwidern und mich an ihn zu drücken. Lange genug hatte ich auf diese Wärme, diese Geborgenheit seiner Arme, verzichtet und von nun an wollte ich sie nie mehr missen.

Zwei endlos lange Jahre, haben wir beide mit Einsamkeit zugebracht.

Doch heute, jetzt, fand dies alles ein Ende. Wir hatten uns wiedergefunden, uns ausgesprochen und alle Missverständnisse und Hindernisse, die uns im Weg standen, beseitigt.

Und allein der Gedanke daran, dass auch er gelitten und wir nun zusammen unser gemeinsames Glück gefunden hatten, machten die letzten zwei Jahre der Einsamkeit fast wieder erträglich.

Dieser Tag, war der Glücklichste in meine Leben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  OnePieceFan
2010-08-18T23:39:32+00:00 19.08.2010 01:39
Ach ja
Ich sollte aufhören so viel zu weinen ^^
aber bei so rührenden geschichten geht das ja nicht anders ^^°
richtig süß geworden.
großes lob ^^
liebe grüße
Von:  Yurippe
2010-03-01T13:34:27+00:00 01.03.2010 14:34
Jetzt komme ich endlich auch mal dazu, den OS zu lesen.

Also zuerst muss ich leider sagen, dass ich den Titel nicht besonders mag. Obwohl ich doch eher traditionell veranlagt bin und natürlich auch mal heiraten möchte, denke ich doch, dass es auch viele andere glückliche Tage im Leben einer "Frau" gibt, wie zum Beispiel ihren Uniabschluss (selbst erarbeitet!) oder ein Erfolg im Beruf, oder vielleiht auch die Geburt eines Kindes. Aber gut, jedem das seine. Ich denke nur, der Titel ist etwas pauschalisiert.

Ein Endivie! Ich liebe diese Viecher!

Die Idee finde ich soweit sehr gut. Einige Tippfehler hätte man vermeiden können, aber so was passiert. :) Aber wir sollten uns mal Kommaregeln und Zeitformen ansehen. ;)

Da fällt mir ein, gestern Nacht hat es hier auch gewaltig gestürmt.

Haruka versteckt sich also? Und der Mensch ist doch sicherlich Shuu?
Was ist da nur passiert???

Also irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass ihre Eltern so was machen. Vor allem ihre Mutter war ja sichtlich begeistert von Shuu?

Hm. Also wie gesagt, die Idee finde ich sehr gut, ist mal was ganz anderes. Teilweise gibt es allerdings kleinere Unstimmigkeiten, und die Fehler, die leider doch mehr sind als sonst, trüben den Lesespaß (zumindest bei mir) um einiges. Schade.
Trotzdem war es eine schöne Geschichte. :)
Von:  Crimson_Shades
2010-02-28T11:10:26+00:00 28.02.2010 12:10
Gestern Abend war ich einfach zu müde zum Tippen. XD
Daher kommt mein Kommentar jetzt.

>>Der glücklichste Tag im Leben einer Frau!
Doch meiner war es nicht…<<
Schon beim Titel war ich am Rätseln, auf wen sich das bezieht. Und beim Rückblick dann erst recht. XD

>>Geht es deinen Freunden gut?“, begann ich sie auszufragen und mit jeder weiteren Frage meinerseits, wuchs die Sorge in mir immer mehr.<<
Haruka ist so süß. <3
Immer kümmert sie sich um andere.

>>Würde er es meiner Familie und ‚ihm’ erzählen?<<
Da war ich auch als am Überlegen, wer denn da dann nun vor ihr lag. Bis zu einer Stelle hätten da schließlich beide möglich sein können, was du mit Sicherheit absichtlich so geschrieben hast, ne? XD
Ich gebe zu, ich hatte natürlich gehofft, dass es Shuu war, immerhin brauch Yuuki in meinem Geburtstags-OS nicht so eine riesen Rolle spielen und persönlich auftauchen. =P

>>Ich trug die Kette! Die Kette, die er mir vor Jahren geschenkt hatte!<<
Tja, Haruka, dass ist echt blöd gelaufen. XD

>>"Und Yuu-“<<
Endlich die Erlösung, dass es echt Shuu ist. XD

>>Und nicht einmal eine halbe Stunde später, fehlte von dir jede Spur, du warst wie vom Erdboden verschluckt.<<
Da waren sie aber noch nicht Verheiratet, oder? O_O

>>„…immerhin bist du durch mich von einer Zweitklassigen zu einer Topkoordinatorin geworden, nicht?“<<
Typisch Shuu. XD
Irgendso ein Spruch musste ja kommen. Aber dafür lieben wir ihn ja. <3

>>... und das hat dir dann das Herz gebrochen?<<
Wer wohl, du Trottel? -_-

>>„Du sagtest, dass du dich für mich freuen würdest und an deinem Gesicht konnte ich auch deine Freude ablesen.“<<
Zumindest ist jetzt auch das Rätsel um das Flashback gelöst. Shuu, wenn du einmal nicht sensibel und rücksichtsvoll sein sollst, dann sei es bitte auch nicht. v_v
Immer muss man dir alles erklären.

>>...was wir zusammen in Almia...<<
Hat da jemand zu viel Pokemon Ranger gespielt? XD

>>Dieser Tag, war der Glücklichste in meine Leben!<<
Die zwei sind so umständlich, aber endlich haben sie ihr Happy End. Q.Q

VIELEN, VIELEN DANK FÜR DEN SUPER SÜßEN OS!!!
Er war echt spannend, weil man sich nicht wirklich erklären konnte, wie das so zustande gekommen ist und das Ende war einfach nur Zucker. *_*
Ich habe mich echt riesig darüber gefreut! Besonders toll war auch, dass er so lang war. So hatte ich schön was zum Lesen. <3
*megasuperhyperriesenknuddel*


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