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Stranger in my Life

von

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Neue Wege

Es war ein ruhiger warmer Nachmittag. Vögel zogen am blauen Himmel entlang und von Meer wehte ein angenehmer, salziger Duft herüber. Das monotone zirpen der Zikaden durchzog die Luft und alles schien friedlich. Yoshiki kam vergnügt mit seinem besten Freund aus der Schule zurück und die beiden tauschten sich ausgelassen über den vergangenen Schultag aus, bis sich ihre Wege trennten und jeder die letzten Meter allein nach Hause lief. Yoshiki summte leise eine Melodie vor sich hin, die ihm eben in den Sinn kam. Wenn er zu Hause war, würde er sie gleich auf dem Klavier spielen. Sie war melancholisch und stimmte ihn etwas traurig und nachdenklich, dass er sie gar nicht mehr so weiter summen konnte, wie er es wollte und die Noten nur noch mit dem Klang des Pianos in seinem Kopf existierten.

Ein greller Schrei durchzog die Stille des Hauses und der kleine Junge bliebe wie versteinert stehen, bis sich heiße Tränen über seine Wangen bahnten. Hilflos starrte er Richtung Decke und wusste nicht, was er tun sollte. „Papa...!?“, kam es leise und schluchzend über seine Lippen. Er konnte seine Blicke nicht von dem leblosen Körper wenden, der mit einem Seil um den Hals an der Decke hing. „PAPA!“, schrie er dann laut und es fühlte sich an, als würde es ihm das Herz zerreißen. Eigentlich sagte ihm sein Verstand, dass bereits alles zu spät war, aber das wollte er nicht wahr haben.

Als er seinen Körper wieder zu Bewegungen zwingen konnten, rannte er so schnell er konnte zu Toshis Vater, um ihn zu Hilfe zu holen. „Deyama-san!“, rief er noch immer mit Tränen überströmten Gesicht und versuchte ihm zu erklären, was los war. Aber auch der konnte nichts mehr tun, als den Mann von der Decke zu holen und die Polizei zu rufen. So gut es ging, versuchte er den kleinen Jungen zu trösten, der schluchzend auf der Couch saß und noch immer nicht wirklich begreifen konnte, was passiert war.
 

Yoshiki brauchte noch lange, um verarbeiten zu können, dass sein Vater nicht mehr da war. Er war froh, dass er in dieser Zeit immer auf seinen besten Freund zählen konnte, denn ohne Toshi hätte er nicht gewusst, was er hätte tun sollen und wie er damit fertig geworden wäre. Alles war anders ohne ihn und seine Mutter war noch beschäftigter als sonst, da sie nun allein für den Lebensunterhalt der kleinen Familie sorgen musste. Immer wieder sah sich Yoshiki die Sachen seines Vater an, all die Erinnerungen, die er damit verband waren nun Vergangenheit. Nie wieder würde sein Vater ihn im Arm halten, nie wieder seine Stimme hören. Eines Tages entdeckte er unter all den Sachen ein kleines, schwarzes Buch, das eine Art Tagebuch seines Vaters zu sein schien. Er nahm es mit in sein Zimmer und erzählte vorerst keinem davon, denn zuerst wollte er selbst gern wissen, welche Geheimnisse darin verborgen waren. Ideen, die sein Vater nie ausgesprochen hatte, Vorhaben, die er nie umgesetzt hatte. Während er es laß, schien ihm sein Vater so nahe und er begann ihn langsam besser zu verstehen als je zuvor. Ihm war manchmal, als würde er jeden Moment in sein Zimmer kommen können und ihn dafür ausschimpfen, dass er heimlich dessen Buch las. Dann würde er eine Ohrfeige bekommen und sein Vater würde mit dem Buch verschwinden, aber seine Tür blieb verschlossen, denn sein Vater war tot und konnte ihn nicht am lesen hindern.

Irgendwann entdeckte er darin, dass sein Vater gern einmal Schlagzeuger geworden wäre und beschloss, dieses Instrument nun einmal selbst an Stelle seines Vater auszuprobieren. Vielleicht würde ihm ja eines Tages gelingen, was sein Vater nicht geschafft hatte.

Auch wenn das Schlagzeug ein grundlegend anderes Instrument als das Klavier war, fand Yoshiki schnell Freude daran und lernte schnell, die einzelnen Elemente zu beherrschen. Natürlich spielte er auch weiterhin mit Begeisterung Klavier und was er mit dem einen Instrument nicht ausdrücken konnte, das fand er in dem anderen. Jede freie Minute, die er nicht mit lernen beschäftigt war oder in der er seiner Mutter helfen musste, verbrachte er mit einem Instrument. So vergingen viele Jahre, in denen er nicht nur bei diesen Instrumenten blieb, sondern noch einige weiter erlernte, auch wenn er nichts so oft spiele, wie Piano oder Schlagzeug.

Toshi und er hatten irgendwann auch begonnen, gemeinsam Gitarre zu lernen. Oft saßen sie, wenn es die Zeit zuließ, stundenlang zusammen und spielten gemeinsam. Mal beide auf der Gitarre, mal nur Toshi, während Yoshiki ihn mit Klavier oder Schlagzeug begleitete.

Oft wenn er am Klavier saß und einfach nur so spielte, erinnerte er sich an jenen Tag in Yokosuka zurück, an dem er dem fremden Jungen die pinke Plüschspinne geschenkt hatte. Wie es ihm jetzt ging? Was er jetzt wohl gerade machte? Ob er sich noch an ihn erinnern konnte? So etwas fragte er sich oft. Inzwischen glaube er nicht mehr daran, ihn je wieder zu sehen, aber dennoch konnte er in nicht vergessen. Wenn er doch nur wenigstens seinen Namen gekannt hätte...



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