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Aspirer à Liberté

von

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Kapitel 1:
 

It’s just the Song for You…

Mary riss ihrer großen Schwester die Kopfhörer aus dem Ohr. „Hey, was soll das kleiner Monster?!“ keifte diese erschrocken und genervt zu gleich. „Ich rufe dich schon seit 5 Minuten und du hast nichts Besseres zu tun, als deine Musik lauter zu schalten und in Ruhe diesen Mist hier zu lesen!“ – „Also Erstens mal, tut mir Leid, ich hab’ dich wirklich nicht gehört. Und Zweitens, das ist kein Mist, dass ist ein Buch, dass ich für die Schule les- Hey! Gib’ mir das sofort zurück!“ Mary hatte Sunny einfach das Buch weggenommen und rannte nun aus dem Zimmer. „Na warte, wenn ich dich erwische wirst du dir wünschen nie-“ WAMM!

Als Sunny die Augen öffnete, lag sie auf der Couch mit einem Eisbeutel auf der Stirn. Ihr Schädel brummte und sie fühlte sich, als hätte ein LKW sie überfahren. „W-was ist denn passiert…?“ stammelte sie, ohne sich einen Millimeter zu bewegen. Ihre Mutter saß an ihrer Seite und sah sie besorgt an. „Nun ja, du bist gerannt und gerannt und dann… auf dem Zeitungspapier ausgerutscht, welches am Boden lag. Danach gab’s noch eine Schädelkonfrontation mit unserem Gast…“ Im Sprechen wurde ihre Mutter leiser und deutete auf den Stuhl, auf dem ein junger Mann saß, welcher sich einen Eisbeutel an die Stirn drückte und mit Mary sprach. Sofort wurde Sunny wieder schwummrig vor Augen. „Oh Gott, wieder voll blamiert…“ Mit einem Seufzer ließ sie ihre Augen wieder zu fallen, um noch mehr peinlichen Situationen aus dem Weg zu gehen.

Sunny schreckte hoch und riss die Augen auf. Ihr friedlicher Schlaf wurde wieder von ihrer Schwester gestört. Nicht einmal konnte sie sich ausruhen, ohne von dem Monster gestört zu werden. „Na los, schlafen kannst du wann anders, wir haben Besuch!“ – „Aber mein Kopf…“ Ruckartig schob Sunny ihre Schwester von sich, die auf ihr herum gehopst war. Nun musste sie erst einmal tief durch atmen, denn für kurze Zeit war ihr die Luft vollkommen weggeblieben. Ihre Lunge fühlte sich wie zugeschnürt an. „Mary… Kannst du mir vielleicht… was zu trinken holen…?“ hauchte sie hervor, um beim Sprechen nicht soviel Kraft zu verbrauchen. Sie musste wirklich arg geschrien haben, wenn ihr der Hals nun so wehtat. Auf ihre Bitte hin, deutete Mary neben sich auf den Couchtisch. Dort stand bereits ein Glas mit Wasser und einem Wasserkrug, um das Glas wieder aufzufüllen. „Oh, danke…“ –„Du meinst doch wohl nicht wirklich, dass ich dir was zu trinken bringen würde? Das war er.“ Das Monster deutete auf den jungen Mann, denn Stirn nun eine große Beule zierte. Er lächelte nur verlegen. „Oh, dann dir danke…“ Sunnys Leitung war wirklich lange… und lange… und… „Jacob!“ schrie sie auf und fiel dabei von der Couch. „Tollpatschig wie eh und je.“ Grinste er nun leicht, doch er verzog gleich das Gesicht, denn dadurch schmerzte seine Stirn. Jacob, ein Student, der zurzeit mit Sunnys Vater zusammen arbeitete. Sie hatte ihn auf einer Reise nach Europa kennen gelernt.

„Was führt dich denn zu uns?“ fragte das noch leicht belämmerte Mädchen den jungen Mann, als sie Beide am Esstisch saßen. Sunny versuchte unterm Reden leicht auf ihre Stirn zu schielen um die Größe der Beule abzuschätzen. Nach diesem aussichtslosen Versuch seufzte sie und sah wieder zu Jacob. Dieser musste wieder grinsen, bei der Grimasse, die Sunny gezogen hatte. „Nun ja, ich war in der Gegend und…“ –„Heißt das, Vater ist auch hier irgendwo?!“ Mit einem Satz war Sunny aufgesprungen, und stützte sich mit den Händen am Tisch ab. Mit ernstem Gesicht sah sie ihren Gegenüber an und auch ihre Schwester, welche auf der Couch Game Boy gespielt hatte, wurde nun hellhörig. „Nun… Ich…“ fing er an und versuchte die richtigen Wort zu finden. „Dein Vater ist mit 3 Leuten unseres Teams auf eine Expedition gegangen…“ Tief durchatmend setzte sich Sunny wieder hin. „Mary, geh’ doch bitte in dein Zimmer, ok?“ – „Wieso denn? Ich will auch zu hören…“ – „Mach es einfach, ok?!“ Sunny hob nun ihre Stimme und sah Mary an. Trauer spiegelte sich in ihrem Gesicht wider, weshalb ihre Schwester gehorchte, was sie sonst eigentlich nie tat. Erst als die Tür zu Marys Zimmer ins Schloss fiel, ergriff das Mädchen das Wort. „D-diese Expedition… Ist schon seit mehreren Monaten im Gange, oder…?“ Ihre Stimme klang etwas zittrig und sie spielte nervös mit ihren Fingern herum. Ihr Blick war auf die Tischplatte gerichtet. Reiß dich zusammen, Mädchen! Versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Jacob bemerkte Sunnys Reaktion darauf. Er wollte sie nicht traurig machen, doch anlügen wollte er sie auch nicht. „Ja… Ist sie… Doch… wir haben… jeglichen Kontakt…“ Er stoppte. Das Mädchen vor ihm hatte ihren Blick wieder aufgerichtet. Und sie… lächelte sogar leicht. Ihr Blick sagte jedoch ‚sprich nicht weiter’. „Danke für deinen Besuch Jacob. Ich habe mich wirklich gefreut, dich wieder zu sehen. Ich bin mir sicher, meinem Vater und seinen Kollegen geht es gut. Nun muss ich aber Essen kochen, meine Mutter und meine Tante kommen bestimmt bald wieder.“ Sie hatte sich erhoben und Jacob tat es ihr gleich. „Solana… ich…“ – „Ist schon gut… Komm bald wieder zu Besuch… Bitte…“ nuschelte sie leicht vor sich hin, ohne jedoch ihr Lächeln zu verlieren. „Ok… Werde ich machen…“ Sie standen bereits im Türrahmen. Nur kurz griff Jacob nach Sunnys Hand. Diese kniff dabei leicht die Augen zusammen um die hervorkommenden Tränen zu verbergen. „Sobald ich etwas von ihm höre… Werde ich es dir sagen.“ –„Ja… danke… Achja… Sag bitte meiner Mutter nichts davon. Du weißt, wie schnell sie sich deswegen Sorgen macht.“ Was redete sie da… Dieses Sorge-Gen hatte sie selbst doch von ihrer Mutter. Wegen allem und jedem war sie besorgt und konnte nur schwer die Fassung bewahren. Nur mit einem Nicken ließ Jacob nun Sunnys Hand wieder los, welche er zuvor leicht gedrückt hatte. Dann ging er zur Treppe um die Wohnanlage zu verlassen.

Wenige Sekunden saß Sunny da, mit dem Rücken zur geschlossenen Haustür. Ihre Tränen konnte sie nicht mehr verbergen, doch sie konnte sie nach einer kleinen Weile stoppen. „Mary, Komm Essen machen!“ rief sie ihrer Schwester zu, die nun die Zimmertür wieder öffnete. Ohne Widerworte stellte sie sich in die Küche. Sunny machte nie Essen, sie konnte nicht kochen, es war nur ein Vorwand gewesen. Schnell verzog sie sich in ihr Zimmer und schloss die Tür ab. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und zog ein Blatt heraus. Ich wünsche mir, dass es meinem Vater gut geht. Ich möchte ihn finden und dann mit allen die ich liebe an einem schönen Ort leben, ohne Sorgen… Mehr schrieb sie nicht. Das Blatt faltete sie zusammen und nahm ein Kuvert heraus. Das Blatt, das bereits darin lag, nahm sie heraus und zerriss es. Die Schnipsel landeten im Papierkorb und das neue Blatt im Umschlag. Diesen legte sie neben ihre Nachttischlampe. Sunny warf sich auf ihr Bett, setzte sich wieder ihre Kopfhörer auf und schaltete die Musik so laut, dass sie nichts mehr um sich herum wahrnehmen konnte…
 

Gigi setzte sich an ihren Schreibtisch und trocknete sich ihre Haare noch ein wenig mit dem Handtuch ab. Durch das Duschen hatte sie all ihre Sorgen wegspülen können und fühlte sich nun viel freier. Nur mit einem Handtuch umgebunden saß sie eine Weile da und starrte aus dem Fenster. Wieder regnete es, dabei war es Sommer und es sollte warm sein.

Mit einem leisen Seufzer zog sie ein Blatt Papier aus einer Schublade und nahm einen Stift zur Hand. In 2 Tagen war Vollmond, dann wäre ihr Treffen, ihr Ritual und sie war noch nicht vorbereitet. Ihre Laune war einfach nicht die Beste, weshalb sie nicht ihre Wünsche und Gedanken aufschreiben konnte.

„Hey kleiner Sonnenschein, sieh mich an und lache. Aber auch für mich! Wir lieben dich~“ hörte Gigi neben sich. Sie war gegen einen Bilderrahmen gestoßen und dieser sprach seinen Text. Sie hatte den Rahmen von Kiako und Sunny zu ihrem Geburtstag bekommen. Er zeigte ein Bild von den Beiden, als sie zu Dritt im Sommer am Strand gewesen waren. Sie hatten sich mit dem sprechen abgewechselt, doch den letzten Satz hatten sie gemeinsam gesagt. Egal wie schlecht es Gigi ging, sobald sie das hörte, konnte sie wieder lächeln. Auch jetzt hoben sich ihre Mundwinkel etwas an. Vorsichtig stellte sie den Rahmen an seinen Platz zurück, genau neben einen weiteren. Diesen zog sie nun etwas näher an sich heran. Er hatte die Form eines Herzens und auf dem Bild darin war Steffen zu sehen. Eines der einzigen Bilder, auf dem er normal lächelte, ohne gleich Quatsch zu machen. Sofort kamen ihr Wünsche in den Sinn, die sie hätte aufschreiben können, doch sie tippte nur nachdenklich mit dem Stift auf dem Blatt herum. Ich wünschte, an unserer Beziehung würde sich nie etwas ändern. Das konnte sie nicht aufschreiben. Es ging einfach nicht. Lag es daran, dass sie sich bereits einmal getrennt hatten?

Hastig schüttelte sie den Kopf. Sie hatte keinen Grund, das nicht auf zu schreiben. Das Lächeln blieb nun standhaft in ihrem Gesicht und sie kritzelte fröhlich vor sich hin. Ich wünschte, es gäbe einen Ort, an dem wir alle sein könnten, frei und glücklich. Ganz ohne Sorgen und wo sich Kiako und Steffen auch verstehen… Kein Streit mehr zwischen den Beiden…

Zufrieden betrachtete sie ihr Werk. Ja, das war es, das wünschte sie sich. Vor allem, dass Kiako und Steffen sich endlich richtig anfreundeten. Lächelnd faltete sie das Blatt zusammen und legte es in einen Umschlag. Diesen legte sie unter ihre beiden Bilderrahmen. Dann zog sie sich um und legte sich schlafen. In dieser Nacht plagten sie keine Albträume, sie schlief tief und friedlich.
 

Hinter sich ließ Kiako die Tür ins Schloss fallen. Stille. Wie immer. Grausame Stille. Jeder ihrer Schritte hallte in der Wohnung wider. Es klang etwas dumpf. Die Räume waren düster. Wie Kiakos Gedanken. Wie ihre Stimmung. Wie ihr Leben.

Beim Anrufbeantworter leuchtete das Lämpchen. Langsame schritt sie auf diesen zu. Während sie ihre Jacke auszog erklang das Piepen. Sie haben drei neue Nachrichten. –Piep- Kiako zog nun ihre Schuhe im Flur aus. Erste Nachricht. 14 Uhr und 37 Minuten. ‚Hey K-chan, vergiss nicht das Geld mit zu nehmen, dass du mir noch schuldest.’ Einen kurzen Blick warf Kiako auf das Gerät. Den Anruf schien sie gerade verpasst zu haben, als sie aus dem Haus gegangen war. Sunny hatte sie beim Treffen aber nicht noch einmal erinnert…

Zweite Nachricht. 15 Uhr 27 Minuten. ‚Fräulein Kisune, wir konnten Ihnen das Päckchen nicht zustellen. In 2 Tagen um 15 Uhr wird es erneut vorbei gebracht.’ Ja, das Päckchen…, ging es Kiako durch den Kopf. Ihr Päckchen. Sie musste dann unbedingt zu Hause sein. Sie blickte kurz auf ihren Arm. Die Wunde schmerzte. Vielleicht sollte sie sie neu verbinden… Dritte Nachricht. 17 Uhr 59 Minuten. Nun sah Kiako endgültig zu dem Gerät. Das war doch nur ein paar Minuten vor ihrem Ankommen gewesen…? Gespannt wartete sie auf die Nachricht. ‚Hey Kiako, ich bin’s, Steffen. Ich wollte dir nur sagen, dass-’ Mit ihrer gesunden Hand löschte Kiako das Band. Was auch immer er gewollt hatte, es war ihr nun egal. Als sie zum Fenster sah, bemerkte sie die Tropfen, die langsam die Scheibe hinunter rannen.

Wieso regnete es jetzt? Dabei war Kiako doch nur wenige Stunden zuvor unter der Hitze der Sonne zusammen gebrochen. Und dabei hasste sie Gewitter so sehr. Gewitter, aber nicht den Regen. Den liebte sie schon fast. Diese transparenten Tropfen, kühl und nass, und doch spürte Kiako eine leichte Geborgenheit, wenn sie diese ansah. Als Kind hatte sie manchmal nur bei Regen draußen gespielt und war deswegen schnell krank gewesen. Ja, den Regen mochte sie wirklich. Gegen den Donner und die Blitze hatte sie schon eine leichte Immunität, durch ihre Ablenkungsmöglichkeiten.

Ehe sie sich versah, stand sie am Herd und kochte. Es lenkte ungeheuerlich ab, doch eigentlich hatte sie nur Hunger. Aber noch war kein Donner zu hören, auch die Regenwolken schienen nicht sehr dicht zu sein. Vielleicht hatte sie Glück und es würde einfach vorbeiziehen. Vielleicht.

Genauso schnell wie sie gekocht hatte, hatte sie auch aufgegessen. Das Geschirr stellte sie einfach nur in die Spüle. Vielleicht hatte sie Glück und es wusch sich von selbst ab. Vielleicht.

In ihrem Zimmer kramte sie sofort ihre Kopfhörer heraus und schloss sie an ihrem Radio an. Dadurch konnte sie sich vollkommen auf die Musik konzentrieren, nur auf die Musik und auf sonst nichts anderes. Normalerweise war das so, doch ihr Arm schmerzte wieder. Immer noch, musste sie sich eingestehen. Vielleicht hatte sie Glück und der Schmerz würde einfach aufhören. Vielleicht.

Bring’ mich bitte aus diesem Leben raus. Aber lass mich nicht alleine. Und bring’ Zoe und Mama zurück… Papa auch.

Mit einem Seufzen legte sie ihren Kopf auf den Schreibtisch. Irgendwie nahm sie die Musik heute gar nicht wahr. Als würde sie beim einen Ohr hinein und beim Anderen hinaus gehen. Obwohl das durch die Kopfhörer ja schlecht ging. Und trotzdem hörte sie nicht, wie jemand an der Tür klopfte. Lange und laut. Vielleicht hatte sie Glück und der Besucher klopfte genau dann, wenn ein Lied zu Ende war. Vielleicht.

Kiako hatte nie Glück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-09-27T20:38:20+00:00 27.09.2008 22:38
W.O.W.
Das ist genial! Ihre Reaktion ist super realistisch, das muss ich sagen. Mir gehen diese träenüberströmten Trauerspiele eh auf den Wecker! ich meine, so schnell kann dein Ich es gar net raffen, dass irgendwer verschollen/ tot/ komatös ist!


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