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Gefangene der Welten

Ein Leben mit unerwünschter Macht
von

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Die andere Seite

Magie (5) – Die andere Seite
 

Ich träumte.

In diesem Traum hatte ich Flügel und ließ mich durch die Lüfte tragen.

Alles war dunkel.

Ich sah mich um, doch ich konnte nichts erkennen.

Ich hörte ein Brüllen hinter mir.

Es klang wie das Brüllen des Drachen, der mich verfolgt hatte.

Ich flog schneller.

Ich suchte in allen Richtungen nach einem Zufluchtsort, doch ich konnte in dieser ganzen Dunkelheit nirgends etwas erkennen.

Dann hörte ich eine Stimme, die mir etwas zurief.

Es schien von unten zu kommen.

Ich ließ meinen Blick sinken.

Unter mir konnte ich einen Kirchturm erkennen.

Sofort ging ich in einen Sturzflug über und der Drache folgte mir.

Langsam konnte ich mehr von der Kirche unter mir erkennen.

Sie sah sehr alt und zerfallen aus.

Rundherum sah ich merkwürdige Steine stehen und mittendrin stand eine Person mit einem langen, schwarzen Mantel.

Je näher ich der Person kam, umso leiser wurde das Brüllen des Drachen.

Als ich schließlich vor dieser Person stand, versuchte ich einen Blick auf das Gesicht zu erhaschen, doch ich konnte nichts erkennen.

“Wer bist du?“, fragte ich, doch statt mir zu antworten, hielt die Person mir die Hand hin.

Zögerlich griff ich nach der Hand und die Person zog sich die Kapuze ab.

“Damien?“, fragte ich verwirrt.

Die Person, von der ich dachte, es wäre Damien, schüttelte den Kopf und legte die Hand an sein Gesicht.

Wie eine Maske löste sich das Gesicht und zeigte den Vampir, der mir das Leben gerettet hatte.

Erschrocken schnappte ich nach Luft und wollte fliehen, doch der Vampir hielt meine Hand fest und zog mich zurück.

Ich fiel in seine Arme und er hielt mich fest.

Ich konnte seinen Geruch wahrnehmen.

Es war ein angenehmer Duft.

Ich sah in seine Augen und suchte nach einem Anflug von Hass, Mordlust oder sonst etwas, das sein Vorhaben zeigte.

Doch was ich fand, was ein Lächeln.

Ein sanftes Lächeln, das mir meine Sorgen verfliegen ließ.

Ich fühlte mich wohl.

Dann begann er zu sprechen.

“Was würdest du davon halten, ein Vampir zu sein?“

Die Frage verwirrte mich.

Bevor ich antworten konnte, kam der Vampir meinem Hals näher.

Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.

Seine kalten Lippen berührten meine Haut.

Er küsste meinen Hals.

Gänsehaut überzog meinen Körper und langsam glitt seine Zunge an meiner Halsschlagader entlang und ich spürte, wie mein Blut gefror.

Es fühlte sich unglaublich gut an.

Als er seine Zähne sanft über meine Haut kratzen ließ, entfuhr mir ein erregtes Stöhnen, das mich aus dem Schlaf riss.

Ich öffnete die Augen und sah mich um.

Ich lag in einer dunklen Höhle.

“W-was?“, stammelte ich verwirrt.

Dann erblickte ich Vincent und mein Gesicht wurde heiß.

Vincent sah mich an und lächelte: „Na? Gut geschlafen?“

Seine Stimme ließ mich heftig erschaudern.

Ich spürte die Gänsehaut an meinem ganzen Körper und sah ihn verlegen an.

Er bemerkte, wie nervös ich war.

“Du scheinst ja was... nettes geträumt zu haben.“, grinste er mich an, „War ich gut?“

Mein Mund klappte auf und ich schnappte empört nach Luft, was dem Vampir ein Lachen entlockte.

“Ich habe nicht von dir geträumt! Wie kommst du überhaupt darauf und vor allem hab ich nicht DAVON geträumt!“, antwortete ich eingeschnappt.

Wieder lachte der Vampir.

Doch es war kein kaltes, bösartiges Lachen.

Es war ernst gemeint.

Wieder wurde ich rot.

“Natürlich hast du das nicht. Du hast meinen Namen gerufen und gestöhnt, weil die Vorstellung, mich umzubringen so erregend für dich ist. Nein, warte. Es war ja nicht ich. Dein Freund?“, er grinste, doch bei den letzten beiden Worten klang seine Stimme bitter.

Was war denn mit ihm los?

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Stattdessen wechselte ich das Thema und fragte: „Wieso hast du mich gerettet?“

Ich sah ihm ernst in die Augen und suchte nach einer Gefühlsregung.

Kurz schien er verwirrt zu sein, doch dann setzte er eine Art Maske auf und antwortete: „Was nützt du mir tot? Oder gar gefressen? Im Bauch eines Drachen bist du wertlos.“

Ich konnte den Vampir nicht leiden, doch aus irgend einem Grund verletzten mich die Worte.

Ich ließ den Blick sinken und starrte auf meine Finger.

Sie waren noch voll mit Blut.

Ich versuchte die dunkelbraune Kruste von meiner Haut zu kratzen und Vincent das Gefühl zu geben, als hätten seine Worte keine Bedeutung für mich.

Auch wenn das nicht stimmte.

Ich richtete mich auf und versuchte auf meinen Beinen zu stehen, doch diese wollten nicht belastet werden und klappten unter meinem Körper weg.

Prompt saß ich wieder auf dem Boden und sah den Vampir mit einem bösen Blick an.

Dieser lächelte ein falsches Lächeln und erhob sich.

Ich achtete genau auf seine Bewegungen und mein Blick verfinsterte sich.

Er blieb direkt vor mir stehen und hob mich hoch.

Zunächst wehrte ich mich dagegen, doch mein Körper war zu schwach um gegen ihn anzukommen.

Vincent begann mich aus der Höhle hinaus zu tragen.

“Wo bringst du mich hin?“, fragte ich ihn und hielt mich an ihm fest.

“Waschen“, sagte er, „du siehst schmutzig aus!“

Ich begann zu grummeln.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Dieser Vampir war das ungehobeltste, was mir je begegnet war.

Ein beleidigtes Knurren entwich meiner Kehle und ich wandte den Blick von ihm ab.
 

Er trug mich zu einem Wasserfall und blieb an der Quelle, die unter dem Wasserfall lag, stehen.

Dann setzte er mich ab und ich versuchte stehen zu bleiben.

Zu meiner Überraschung hielt er mich dabei fest und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei.

Ich nickte und drückte ihn von mir weg, doch meine Beine bewiesen ihm, dass ich noch immer nicht stehen konnte.

Vincent verdrehte die Augen und fing mich auf, bevor ich auf dem Boden landen konnte.

„Dann eben anders.“, murmelte er und hielt mich mit einer Hand fest, während er mit der anderen mein Hemd hochzog.

Erschrocken stieß ich einen Schrei aus und ließ meine Hand durch sein Gesicht schnellen.

Sein Gesicht ruckte zur Seite und er ließ mich los.

Ich taumelte nach hinten und fiel zu Boden.

“Au!“, murmelte ich leise und sah Vincent wütend an.

Auch er schien wütend zu sein.

“Gib doch endlich Ruhe!“, meckerte er und sprach einen Zauber, woraufhin ich mich nicht mehr bewegen konnte.

Er kniete sich neben mir nieder und begann mir mein Hemd auszuziehen.

Erstaunlicherweise machte er das ganz vorsichtig.

Dann legte er meinen Brustpanzer ab und mehrere Wunden und Blessuren traten auf meiner blassen Haut zum Vorschein.

Langsam legte er mich ab und zog mir Schuhe, Hose und Rüstung aus, bis ich splitternackt dalag.

Dann zog er sich seine Kleidung aus und hob mich hoch.

Ich konnte mich zwar nicht bewegen, doch ich bekam noch immer alles um mich herum mit.

Nun bekam ich Panik.

Was hatte er vor?

Wollte er mich vergewaltigen?

Wenn ich mich doch nur bewegen könnte.

Langsam stieg er mit mir auf den Armen in das kalte Wasser und ließ mich unter die Wasseroberfläche sinken, jedoch nur so weit, bis das Wasser meinen Hals erreichte.

Dann legte er eine Hand auf meinen Bauch und ich spürte, wie eine fremde Energie durch meinen Körper strömte.

Ich konnte spüren, wie meine Wunden heilten und mein Körper sich regenerierte.

Langsam bekam ich die Kontrolle über meinen Körper wieder.

Ich hielt mich an seinen Schultern fest und stieg von seinen Armen.

Ich sah ihm in die Augen und fragte: „Was hast du vor?“

Er legte seine Hände an meine Taille, damit ich nicht unterging.

„Ich hab deinen Körper geheilt.“, antwortete er tonlos.

“Ja, aber wozu?“, wollte ich wissen.

Es wollte mir einfach nicht klar werden.

“Wie schon gesagt. Tot nützt du mir nichts.“

Ich stieß ihn von mir weg und schwamm zum Ufer.

Ich zog mich an und ging.

Doch bevor ich weit kommen konnte, stand Vincent vor mir und packte mich am Arm.

“Du kommst mit.“

Er hatte mich tatsächlich mit nach Darikon genommen.

Wut entbrannte in meinem Körper und am liebsten hätte ich ihn getötet.

Doch ich konnte nicht.

Er hatte mir meine gesamte Ausrüstung abgenommen.

“Du mieser Drecksack.“, grummelte ich, als er mich den Weg entlang zog.

Das Einzige, das von ihm kam, war ein belustigtes Kichern.

Wir gingen einen langen, steinernen Weg entlang, der langsam einen Berg hinaufführte.

Meine Beine schmerzten und ich hatte keine Lust mehr zu laufen.

Nach einer halben Ewigkeit kamen wir an einem gigantischen Tor an.

Das Tor hatte die Gestalt eines Riesigen Drachen, der das Maul weit aufgerissen hatte.

Ich musste schlucken.

Meine Erfahrungen mit Drachen waren alles andere als toll.

“Komm weiter!“, sagte Vincent auf eine merkwürdige Art und Weise.

Es klang nicht rau, eher freundlich und bittend.

Auch wenn ich nicht wollte, ging ich trotzdem mit ihm weiter und wir wurden von zwei merkwürdigen Kreaturen empfangen.

Es waren kleine, dicke Trolle, mit schäbiger Rüstung und eher schlecht als recht gepflegten Körpern.

Der eine hatte wohl einen Witz erzählt, denn der andere grunzte vergnügt, während der andere hämisch grinste.

Vincent räusperte sich.

Der grunzende Troll verstummte und wandte sich dem Vampir zu.

“O-oh! Na, aber hallo, Vincent! Lang’ nicht gesehen! Haste da ne neue Schnecke im Schlepptau?“, johlte der Troll und sein Kumpane begann vergnügt zu grunzen.

Vincent knurrte verärgert und ging zwischen den beiden durch und zog mich mit.

Ohne ein Wort zu sagen, gingen wir an den Trollen vorbei, die damit beschäftigt waren, sich über die Situation lustig zu machen.

“Diese Mistkerle regen mich so dermaßen auf. Ich hasse sie, doch Akumatas will nicht, dass ich ihnen zeige, von welchem niedrigen Rang sie sind.“, erklärte der Vampir.

“Und was hast du jetzt vor?“, fragte ich ihn.

Vincent sah mich an und meinte: „Na ich werd die beiden wohl am Leben lassen müssen.“

Ich verdrehte die Augen.

“Ich meinte wegen mir. Was hast du mit mir vor?“

Vincent schwieg.

Ich konnte nicht anders, als auf seine Antwort zu warten, während wir meinem Ende immer weiter entgegen gingen.

Er schien nachzudenken.

Nach langem Schweigen antwortete er endlich.

“Das wirst du schon sehen.“

Ich seufzte genervt.

Tolle Antwort.

Dann konnte mich also nichts Gutes erwarten.
 

Er hatte mich tatsächlich zu Akumatas gebracht, der es auf mich abgesehen hatte.

Ich hätte beinahe angefangen, Vincent sympathisch zu finden.

Wie schnell man seine Meinung innerhalb weniger Sekunden ändern konnte.

Am Liebsten hätte ich ihn getötet, doch nach dem, was ich von ihm gesehen hatte, wusste ich, dass ich keinerlei Chance gegen ihn hatte.

Und da er mein Leben gerettet hatte, war ich ihm was schuldig.

Die Hallen des finsteren Schlosses waren mir unheimlich.

Sie wirkten in ihrer düsteren Farbe so grausam und bedrohlich.

Nur die brennenden Fackeln an der Wand spendeten ein wenig Wärme.

Doch auch diese Wärme konnte mich nicht von den beklemmenden Gefühlen befreien, die mich in diesem kalten Gemäuer stark belasteten.

Mit jedem Schritt, den ich dem Bösen in Person, dem Teufel Akumatas näher kam, desto mehr begann mein Herz zu rasen und mein Gefühl und auch mein Verstand schrien mich an, ich solle umkehren.

Dreh um!

Er tötet dich!

Doch wie konnte er mich töten, wenn er mich brauchte?

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Was ich zu der Zeit nicht wusste war, dass es im Reich der Dunkelheit nicht nur eine Art von Tod gab.
 

Nach wenigen Minuten hatte ich bereits die Orientierung verloren.

Dieses Schloss war mehr als verwirrend.

Unzählige Gänge, Türen und Kammern machten es für Eindringlinge oder Fremde unmöglich, wieder hinauszufinden.

Vincent und ich hatten die ganze Zeit nichts geredet und nun standen wir vor einem großen Tor mit furchterregenden Abbildungen von Drachen und Gestalten, die einen Mensch verbrannten.

Ich musste schlucken.

Die Tore öffneten sich und wir betraten einen riesigen Raum, mit unzähligen Säulen und erschreckend grausamen Bildnissen.

Und am Ende stand ein Thron.

DER Thron.

Eine düstere Kraft ging davon aus.

Mit jedem Schritt gefror mir mein Herz mehr und mehr.

Vincent jedoch schien unbeeindruckt und ging mit starken, sicheren Schritten voran.

Als wir vor dem Thron standen kniete er nieder und zog mich mit runter.

Ich ließ meinen Blick zu dem Thron schweifen und sah Akumatas direkt in die Augen.

Mit der Sekunde in der ich seine Augen sah, wurde mein Körper mit Hass, Angst und Verzweiflung erfüllt.

Vincent erhob sich und begann zu sprechen.

“Herr. Ich habe sie wie versprochen zu Euch geführt. Was habt Ihr nun mit diesem niederen Menschenmädchen vor?“

Ein kaltes, raues Lachen ertönte.

Akumatas begann zu reden: „Sehr gut. Du bist es wirklich wert, mein Diener zu sein. Und nun nimm ihr den Ring ab!“

Diese Stimme.

Worte konnten dafür nicht gefunden werden.

Das einzige was ich empfinden konnte was Angst.

Ich sah Vincent an, der sich mir nun zuwendete und nach meiner Hand griff, die ich sofort wieder zurückzog.

Mit einem verärgerten Grummeln packte er erneut meine Hand und zog sie zu sich.

Er griff nach dem Ring und versuchte ihn von meinem Finger zu ziehen, doch ich schloss meine Hand zur Faust, sodass er ihn nicht herunter bekam.

Ich konnte merken, wie er immer wütender wurde, als er fester und fester an dem Ring zog.

“Mädchen, mach nichts Dummes und gib mir endlich den Ring!“, knurrte er mich an.

“Niemals!“, fauchte ich ihn an und Akumatas begann zu lachen.

“Du dummes Menschenmädchen. Hast du nicht begriffen, dass du hier nicht einen einzigen verbündeten hast? Du bist hier nicht im Menschenreich, in dem du tun kannst was du willst!“

Verdammt!

Dieser Mistkerl hatte Recht.

Widerwillig öffnete ich meine Hand und ließ Vincent den Ring nehmen.

“Na also...“, hauchte dieser leise und lächelte mich an.

Was sollte ich nun tun?

Er hatte den Ring und ich somit keine Kraft mehr.

Noch dazu trug ich ein Band, das mir bisher nichts als Schwierigkeiten bereitet hatte, seit es meine Haut berührt hatte.

Ich hatte keine Waffen und mit den Fäusten konnte ich nicht kämpfen.

Am liebsten hätte ich geschrien.

Mit einem tiefen Knurren sah ich Vincent in die Augen und sagte deutlich: „Ich werde mir meinen Ring zurückholen! Und dich werde ich töten!“

Vincent begann zu grinsen und warf einen Blick zu Akumatas, welcher sich das Schauspiel belustigt ansah.

“Und wie stellst du dir das vor?“, fragte mich Akumatas und ich konnte die Vorfreude schon in seiner Stimme hören, „Verrate mir, Mädchen, wie willst du einen Vampir töten?“

Sollte ich mein Glück herausfordern und das sagen, was ich dachte?

In manchen Situationen wäre ich am liebsten weggelaufen.

Wie in dieser.

Ich gab auf die Frage keine Antwort.

Stattdessen befahl Akumatas seinem Diener, mich in eine Zelle zu sperren, bis er andere Anweisungen bekam.

“Sehr wohl!“, sagte der Vampir und nickte, bevor er meine Arme packte und mich aus dem großen Saal schubste.

Meine Wut stieg immer mehr.

Und wieder einmal bereute ich es, die zu sein, die ich war.

Wieso musste es mich treffen?

Hätte nicht jemand anderes an meiner Stelle den Ring finden können?

Sonst sind es auch immer die anderen, denen alles zufällt.
 

Die meisten meiner Klassenkameraden waren Genies.

Samantha war die Klassenbeste mit einem Durchschnitt von 1,1 im Zeugnis.

Jedes Jahr!

Und sie musste nicht einmal dafür lernen.

Dann waren da die beliebtesten meine Klasse, Annemarie und Phillip.

Annemarie war von allen begehrt, obwohl sie nichts im Kopf hatte und zu allen gemein war.

Das einzige was sie hatte waren reiche Eltern und Unmengen von Markenkleidung und tonnenweise Make-up im Gesicht.

Phillip war der beliebteste Junge, weil er im Sport begabt war und gut aussah.

Dabei war er nicht sehr nett und nutzte alles zu seinem Vorteil.

Hatte jemand seine Uhr in der Umkleidekabine liegen lassen, und sie gefiel ihm, hatte er prompt eine neue Uhr.

Auch unser Klassenclown Maxim hatte es vom ersten Moment an einfach.

Er war schon im Kindergarten mit Phillip befreundet und somit immer fein raus, wenn er mal wieder mit seinen albernen Späßen zu weit gegangen war.

Er ging jedes mal zu weit.

Seine Späße waren nicht witzig, sondern verletzend und gemein.

Ich konnte es nicht verstehen, wie man jemanden mögen konnte, der jeden in seiner Nähe bloßstellte und nieder machte.

Dann waren da die „coolen“ Jungs, die sich einen Spaß daraus machten, Kleinere zu drangsalieren und ihnen regelmäßig die „Klospülung zu erklären“, wie sie es selbst nannten.

Das waren nur wenige Beispiele von Leuten, die ich von ganzem Herzen verachtete, weil ihnen alles in den Schoß fiel, ohne dass sie es sich verdient hatten.

Ohne dass sie dafür gekämpft hatten, um dahin zu kommen, wo sie waren.

Sie logen, sie betrogen und sie behandelten ihre Mitmenschen wie Dreck unter ihren Zehennägeln.

Akumatas war genauso.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und zitterte vor Wut, die mich und meine Nerven zu zerreißen drohte.
 

Vincent sah mich an, schwieg aber.

Mittlerweile war ich so mit Zorn erfüllt, dass mir Tränen in die Augen stiegen.

Ich musste etwas zerschlagen!

Irgendwo meinen Frust ablassen!

“Wir sind da.“, hörte ich Vincent leise sagen.

Ich hob meinen Blick von den steinernen Fliesen auf dem Boden und sah Vincent eiskalt an.

Er lächelte mich an.

Wieder dieses sanfte, unschuldige Lächeln.

Am liebsten hätte ich es ihm aus dem Gesicht getreten.

Ich ging in die Kammer.

Alles war stockdunkel, bis ich ein Flüstern hinter mir hörte und Kerzen aufleuchteten.

Der Raum wurde durch das Kerzenlicht nur spärlich erleuchtet, doch auf dem Tisch befand sich eine große Öllampe, die Vincent auch gleich mit einem kleinen Zauber entfachte.

Ich sah mich um.

Ich hatte einen düsteren Kerker erwartet und nicht das, was ich vorfand.

Es war ein hübsch eingerichtetes Zimmer mit einem großen Bett, einem massiven Holztisch und einem großen Kleiderschrank.

Es gab auch ein Fenster, doch durch die Dunkelheit der Nacht, die hereingebrochen war, konnte man nichts erkennen.

Vincent ging mit in das Zimmer und ich setzte mich auf das Bett.

Ich war noch immer wütend.

“Woran hast du vorhin gedacht?“, hörte ich Vincent fragen.

Vor Zorn schnaubend antwortete ich: „Frag mich wieder, wenn ich weiß, dass es dich was angeht!“

Anstatt beleidigt oder erzürnt zu reagieren verdrehte der Vampir die Augen und setzte sich neben mich.

Er legte mir einen Arm um die Schultern und sprach mit sanfter Stimme: „Hör zu. Wir hatten keinen sonderlich guten Start.“

“Ist mir nicht entgangen!“, fiel ich ihm ins Wort.

Der Vampir seufzte und fuhr fort: „Lass mich das ganze hier erklären! Das solltest du wissen, da du hier bleiben wirst und von nun an ein Teil dieses Reiches bist!“

“WAS?“, entfuhr es mir.

Ich konnte nicht glauben, was er gerade sagte.

Ich?

In Darikon bleiben?

“Vergiss es!“, fauchte ich.

Ich hatte absolut keine Lust Teil dieser Welt zu sein.

Das einzige was ich noch wollte war nach Hause zurückzukehren und mein altes Leben zu leben.

Ohne Magie, Ringen, unbekannten Wesen oder Vampiren.

Ich wollte bei meiner Mutter sein.

Ich wollte wieder als kleines Kind bei ihr auf dem Schoß sitzen und ihre Geschichten hören.

Ich wollte nicht hier sein.

Und schon gar nicht hier bleiben!

Ein Seufzen riss mich zurück in die Realität.

“Du hast keine andere Wahl, als hier zu bleiben. Sobald du außerhalb dieser Mauern bist, wird man dich töten. Du hast niemanden zu dem du kannst und den Weg zurück wirst du niemals finden. Du wirst hier bleiben! Zieh dich um, ich hole dich in einer Stunde ab. Dann werden wir sehen, wie es mit dir weitergeht.“

Mit diesen Worten verließ Vincent das Zimmer und ließ mich alleine.
 

Nach einer Stunde, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, klopfte es an meine Tür.

Ich hatte mich seit einer Stunde nicht bewegt.

Meine Erinnerungen an meine Mutter hatten mich gefangen.

Ich sah zur Tür, als Vincent hereinkam und mich fragend musterte, weil ich mich noch immer nicht umgezogen hatte.

Ich sah ihm kurz in die Augen und wendete meinen Blick sofort wieder ab.

„Wieso hast du dich nicht angezogen?“, fragte der Vampir.

Ich versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren, doch er wollte sich das nicht gefallen lassen und ging zum Schrank.

“Gut, dann machen wir das auf diese Art.“

Er zog ein Kleid aus dem Schrank und warf es neben mich auf das Bett.

“Du hast jetzt genau zwei Möglichkeiten! Erstens, du ziehst das Kleid von alleine an, oder zweitens, ich mache das für dich!“, befahl er mir bestimmend.

Wieder versuchte ich ihn zu ignorieren, doch mir wurde klar, dass er es ernst meinte.

Er ging langsam auf mich zu und wollte nach meinem Arm greifen.

Doch bevor er mich ein zweites mal bloßstellte und mich derart demütigen konnte, entschied ich mich, das zu tun, was er von mir verlangte.

“Raus!“, murrte ich und betrachtete ihn mit einem kalten, festen Blick.

Ohne ein Wort zu sagen verließ er den Raum und ich zog mich um.

Das Kleid war atemberaubend.

Es war aus schwarzem Samt, verziert mit Spitze und lila Schärpen.

Es passte wie angegossen und schmiegte sich an meinen Körper, wie eine zweite Haut.

Der Drang zu schreien schwoll in mir an, weil mich das Gefühl, hier gefangen zu sein, so unglaublich stark belastete.

„Bist du fertig?“, hörte ich den Vampir fragen.

Offenbar hatte er vor meiner Tür gewartet.

Ich hatte absolut keine Lust mit ihm zu reden.

Es kam mir vor, als wollten meine Gefühle sich nicht so richtig einigen, welche nun meinen Körper beherrschen sollten.



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