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Geständnis um Mitternacht

von

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Perlenglanz

JaeJoong stand im Badezimmer, die Hände schwer auf das Waschbecken abgestützt. Er war tief in Gedanken versunken, so dass er das Rauschen des Wassers, welches in die Badewanne lief, nicht wahrnahm. Er sah und sah gleichzeitig nicht, sein Kopf war voll mit Erinnerungsfragmenten des Vormittages. ChangMins Worte kreisten, in sich ständig wiederholenden Schleifen, in seinem Denken. Es beschäftigte ihn, denn für ihn war ChangMins Vorschlag sowohl Segen als auch Fluch.
 

Er hob den Kopf, blickte in den Spiegel, der vom vielen Wasserdampf schon leicht beschlagen war. Doch reichte es noch, um sein Spiegelbild darin zu sehen. Er war blass und wirkte irgendwie ausgemergelt, fast schon krank. Kein Wunder, dachte er, ihm ging das alles furchtbar an die Substanz.
 

Natürlich wollte er seine Chance nutzen, wollte ChangMin dazu bringen, sich in ihn zu verlieben. Nur wie? Es war ja nicht gerade so, dass er mit ein paar Küssen, die er stellen konnte, auch ein Herz gewinnen würde. Außerdem wollte er ChangMin nicht bedrängen. JaeJoong hatte den größten Teil von ChangMins Pubertät mit ihm verbracht und wusste ebenso wie die anderen Bandmitglieder, dass der 20.-Jährige noch unberührt war. Sollte er wirklich die Verantwortung übernehmen, ChangMins Modelkörper zu entweihen? Das er ihm damals seinen ersten Kuss geklaut hatte, war mehr ein Versehen, denn Absicht gewesen. Was als Scherz gedacht war, hatte sich als ungünstig erwiesen, denn hätte JaeJoong auch nur geahnt, dass ChangMin ungeküsst war, hätte er ihm den Kuss niemals geraubt.
 

Jetzt waren sie jedoch beide älter. Zwei Jahre Altersunterschied bedeutete nichts, doch im Gegensatz zu ChangMin hatte JaeJoong seine Erfahrungen mit Mädchen gemacht. Mit 12 Jahren hatte er zum ersten Mal eine Frau geküsst. Bei so vielen Schwestern hatte es Zuhause nur so vor deren Freundinnen gewimmelt und auch in der Schule war er beliebt gewesen. Zwei Dinge waren ihm aus dieser Zeit geblieben – eine gewisse Vorliebe für reifere Frauen und viel Erfahrung, was das Stillen von weiblichen Bedürfnissen anging. Wie es also dazu kam, dass er sich in einen jüngeren Mann verliebt hatte, begriff er nicht.
 

Seufzend drehte er den Wasserhahn zu und kontrollierte kurz die Temperatur des vom Badeschaum leicht bläulich gefärbten Wassers. Schnell entkleidete er sich und ließ sich in das entspannende Nass gleiten. Einige Sekunden relaxte er, ohne an ChangMin zu denken, welcher nur wenige Meter entfernt im Wohnzimmer saß. Zum ersten Mal seit Stunden wurden seine Züge weich und die Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur löste sich.
 

Er bemerkte es nicht, doch allmählich glitt er in einen sanften und entspannenden Schlaf. Doch obwohl sein Schlaf traumlos und tief war, war er auch kurz. So dauerte es nicht lange, bis JaeJoong völlig benommen erwachte. Einige Augenblicke benötigte er, um sich zu orientieren und ein paar weitere, um die Person, die neben ihm saß, zu registrieren.
 

Erschrocken zuckte JaeJoong zusammen und setze sich, wie um seine Blöße zu bedecken, zeitgleich auf.

„Was?“ Mehr entwich seinem Mund nicht, bis er in der Person JunSu erkannte, der, die Beine übereinander geschlagen, auf dem Deckel der Toilette saß und ihn schlicht ansah.

„Entschuldige“, nuschelte JunSu leicht verlegen, „ich wollte dich nicht erschrecken.“

„Was machst du hier?“, fragte JaeJoong im Gegenzug, dem die ganze Situation immer merkwürdiger vorkam.

„Ich wollte mit dir reden.“

„Hier? Warum nicht später?“

„Weil wir hier ungestört sind.“
 

Diese Begründung konnte JaeJoong verstehen. Schließlich wohnten sie alle fünf bereits seit Jahren zusammen und jeder von ihnen wusste, wie schwierig es war, innerhalb der kleinen Wohnung ein Gespräch unter vier Augen zu führen. Die größten Chancen auf etwas Zweisamkeit gab es, wenn die Band gesplittet verschiedene Termine wahrnahm. Oder wenn sie abends getrennt etwas unternahmen, nur dass es fürs Ausgehen kaum Gelegenheiten gab. Das Badezimmer schien durchaus eine gute Lösung für dieses Problem zu sein.
 

Mit einem eher unguten Gefühl im Magen, nickte JaeJoong JunSu zu. „Was gibt’s?“
 

„Also…“, setzte JunSu an, die Hände in typischer Manier erhoben und bereit, die Erklärung reich an Gesten zu untermalen. „Mir ist… Also…“

„JunSu!“

„Entschuldige. Ähm… Mir ist aufgefallen, dass ChangMin und du… Ihr benehmt euch sehr komisch. Nicht mir oder den anderen gegenüber. Nur halt – euch gegenüber. Was geht zwischen euch vor?“
 

JaeJoongs Gesicht wurde rot vor Verlegenheit. Er wusste überhaupt nicht, wo er hinblicken sollte, denn JunSu kam dafür nicht in Frage. Irgendwie hatte JaeJoong das untrügliche Gefühl, dass JunSu die erschütternde Wahrheit in seinen Augen lesen konnte. Die aufmerksamen Blicke JunSus, welche JaeJoong in letzter Zeit häufiger aufgefallen waren, JunSus sensible Art und das Talent, emotionale Dinge rasch zu erfassen, ängstigten JaeJoong. Er wollte nicht, dass sein Freund herausbekam, welche Abgründe sich in seinem Inneren befanden. Wollte nicht, dass JunSu von dem Verlangen, von der Liebe erschreckt wurde, welche er für ChangMin empfand.
 

„Du brauchst dich nicht genieren. Du kannst mir alles sagen, egal, was vorgefallen ist“, sagte JunSu und glitt vom Toilettendeckel auf den kalten Fußboden. Sein Kinn stützte er am Rand der Badewanne ab und da er so etwas kleiner war als JaeJoong, blickte er mit seinen sanften Augen hoch in JaeJoongs Gesicht.

„Ich weiß“, entgegnete JaeJoong kleinlaut und traute sich endlich, JunSu anzusehen. „Aber es gibt Dinge, die möchte ich einfach für mich behalten.“

„So schlimm?“

„Ja… Nein… Ich… Ich bin einfach noch nicht bereit, darüber zu reden.“

„In Ordnung. Aber versprich mir eines.“

„Was denn?“

„Wenn der Schmerz in deinem Herzen“, und er legte seine Hand tatsächlich zart auf JaeJoongs nackten Oberkörper, „größer wird, wenn du denkst, du kannst ihn nicht mehr ertragen, dann komm zu mir. Rede mit mir, ich werde dir immer helfen, egal, was passiert ist.“

„JunSu…“ Ein berührtes Flüstern.
 

„Versprich es mir, JaeJoong. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Ich weiß, dass du Schmerzen in deinem Herzen hast. Ich spüre, wie du leidest.“

„Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, JunSu. Ich möchte nicht, dass du dir wegen mir den Kopf zerbrichst. Ich…“ JaeJoong schluchzte. JunSus Sorge um ihn berührte ihn so tief, dass etwas in ihm drin überzuquellen drohte und ihn so verflucht empfindlich machte.

„Hey, mach dir keinen Kopf. Wenn ich mir Sorgen um dich mache, dann, weil du mein Freund bist und ich bin sehr gerne dein Freund.“

„Danke.“ Was auch sonst hätte JaeJoong antworten können? Er war emotional so aufgewühlt durch ChangMin, durch das Gespräch mit JunSu, welches so stark an die mitternächtliche Unterhaltung mit YunHo erinnerte.
 

„Dein Versprechen?“, hakte JunSu sanft nach.

„Ich… Ich verspreche es dir.“ Ein zaghaftes Lächeln auf JaeJoongs Gesicht, das von JunSu erwidert wurde.

„Du weißt, wo du mich findest. Komm einfach zu mir, wenn dir danach ist.“

JaeJoong nickte und JunSu stand auf, schritt zur Tür und mit einem letzten Blick auf JaeJoong verließ er das Badezimmer.
 

Noch immer in der Wanne sitzend, bemerkte JaeJoong, dass das Badewasser längst kalt geworden war. Der Seifenschaum war zerplatzt und das Blau des Wassers wirkte nicht länger lockend, sondern verbraucht. Vielleicht, so dachte JaeJoong, sollte er wirklich mit seinen Freunden reden. Wenn schon YunHo und JunSu seine Nähe suchten und ihm ihre Hilfe anboten, würde er möglicherweise dort die Unterstützung finden, die er brauchte, um ChangMin von seiner Liebe zu überzeugen. Er musste nur seine Angst vor der Zurückweisung besiegen und auf sein Vertrauen in seine Freunde setzen. Doch JaeJoong ahnte, dass dies nicht von einem Tag auf den anderen gehen würde. Aber schon der pure Gedanke, dass er mit seinem Problem bald nicht mehr alleine war, schürte die Hoffnung in ihm, dass sich die Zukunft positiv für ihn entwickeln würde.
 

Fortsetzung folgt…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Okay, das war mein neues Kapitel zu „Geständnis um Mitternacht“. Eigentlich wollte ich schon vor zwei Wochen damit fertig sein, aber leider hat es zeitlich nicht ganz so hingehauen wie ich wollte. ^^°°°

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, denn ich bin ganz zufrieden damit. Zum ersten Mal seit meiner längeren Krankheit hat sich das Schreiben wieder richtig angefühlt und vielleicht, so hoffe ich zumindest, kann man das auch Lesen. ^____^ Liebe Grüße eure Silver

PS: Über Kommentare würde ich mich natürlich sehr freuen. Komplett anzeigen

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