Zum Inhalt der Seite

Stalker

~wird hier nicht mehr fortgesetzt~
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

2. Kapitel
 

„Ich bin weg!“, schrie Nagi, rannte an der Küche vorbei und knallte die Haustüre zu.

Brad verschluckte sich an seinem Kaffee. Was war mit seinem Mündel los?

Seit einiger Zeit ging dieser immer so früh aus dem Haus. Noch nie war er so früh zur Schule gegangen.

Hatte das etwas mit seinen Schwärmereien zu tun? Hoffentlich brachte der Kleine sich dann nicht in Schwierigkeiten. Doch sollte es dann Schwarz betreffen, weil Nagi an keinen Missionen teilnehmen konnte, würden ihn seine Visionen zum Glück vorwarnen und er würde handeln.
 

*
 

Enttäuscht kam Nagi in die Villa zurück. Er war nicht da gewesen.

Dafür dieser blöde Tollpatsch!

Doch was konnte Nagi auch erwarten?

Immerhin war er heute sicher angeschlagen.

Ob er schlimme Schmerzen hatte?

Vielleicht lag er jetzt auch mit Fieber und Schmerzen im Bett?

Nagis Herz setzte aus. Er musste es unbedingt überprüfen!
 

Doch wie? Einfach in den Laden gehen und nachfragen? Dann war Nagi schneller tot als er ’Schwarz’ sagen konnte.

Vielleicht sollte er sich verkleiden? Aber wie? Seine Feinde würden ihn doch bestimmt erkennen. Sollte er etwa Schuldig fragen?

Aber nein, wer wusste schon, was dieser mit seinem neuen Wissen anstellen würde. Und vielleicht sogar alles umpolen! Er wollte seine Feinde so behalten, wie sie waren! Auch wenn sie manchmal doch recht nervig und lästig wurden.
 

*Aber Nagi. Was denkst du nur von mir? Ich stelle doch nichts an. Ich würde dir gerne helfen. Komm zu mir und frag mich. Na los. Dann werde ich auch nachschauen.*
 

Nagi biss sich auf die Lippe.

Das konnte er nicht! Er konnte nicht zu Schuldig und diesen um etwas bitten! Schon gar nicht um so etwas! Das war ein Vertrauensbruch schon bevor das Vertrauen überhaupt existierte. Das war keine Basis für Vertrauen!

Außerdem wusste Nagi, wie es sich anfühlte und vor allem nervte, wenn einem jemand in den Gedanken herumschnüffelte. Das konnte er einfach nicht.

Er musste das selbst erledigen.
 

Seufzend setzte Nagi sich an seinen PC.

Dort vergrub er seine Hände in seinem Haar.

Er brauchte Gewissheit!

Weil er, Nagi, ihn nicht beschützen konnte, war er jetzt verletzt!

Doch wie hätte Nagi auch Beschützer spielen können? Er war Schwarz verpflichtet. Außerdem hätte er sich sicher nicht beschützen lassen.

Nagi konnte sich ja schon glücklich schätzen Schuldig von einem Kopfschuss abgehalten zu haben.

Dass dieser dabei jedoch fast verletzt wurde, hatte er Nagi nicht verziehen.

Doch so konnte Nagi sowohl ihn als auch Schuldig für kurze Zeit vor weiteren Angriffen schützen.
 

Das war schon ein kleiner Sieg.

Er hatte seine Aufmerksamkeit gehabt!

Sonst hatte er ihn, Nagi, nicht einmal richtig angeschaut, geschweige denn mit ihm gekämpft.

Er kämpfte immer nur mit Schuldig oder Crawford. Schenkte ihnen immer seine volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Immer den Beiden. Nie Nagi!
 

Er durfte immer nur mit Bombay oder Siberian vorlieb nehmen. Das war so unfair.

Warum? Er war doch genauso gut wie Schuldig oder Crawford. Er war ein guter Kämpfer und ernsthafter Gegner! Er wollte mit ihm kämpfen, seine Aufmerksamkeit haben und ihm nahe sein!
 

Nagi musste seinen Teamkollegen das nächste Mal zuvorkommen!
 

Eilig sprang Nagi auf. Bevor er sich um die noch nicht vorhandene Mission kümmerte, musste er erstmal nachschauen, wie es ihm ging!
 

„Bin noch mal weg“, rief der Junge und rannte zu einer Bushaltestelle.

Sie wohnten am Rande Tokios, bis in die Innenstadt – dem Standort seine Ziels – wäre er zu Fuß zu lange unterwegs.

Und Auto durfte er nur im Notfall fahren da er selbst keins hatte und nur das von Schuldig oder Crawford leihen konnte – und gerade jetzt waren auch beide außer Haus!
 

Vielleicht sollte er seinen Ziehvater um ein Auto bitten.

Auch wenn er noch nicht volljährig war, Crawford hatte darauf bestanden, dass er es lernte. Damit er mit dem Auto wegkommen konnte, sollte es einmal auf einer Mission zu Problemen kommen.
 

Gerade noch rechtzeitig erwischte er den Bus, dieser wollte gerade schon wieder losfahren, da in dieser Gegend selten jemand einstieg. Dafür hatten die meisten Bewohner hier einfach zu viel Geld und benutzten somit ein Auto. Nur gelegentlich stiegen Besucher der Familien in oder aus dem Bus oder die Kinder gingen zur Schule.
 

Nun war der Bus bis auf den Fahrer jedoch leer und so setzte sich Nagi in die letzte Reihe und sah aus dem Fenster.

Noch hatte er etwas Zeit sich vorzubereiten.

Warum war er auch so kopflos losgerannt?

Nagi seufzte. Das passte überhaupt nicht zu ihm. Sonst durchdachte er doch alles erst und überlegte sich einen Plan!
 

*
 

An der richtigen Haltestelle stieg er nach einiger Zeit aus. Jetzt musste er nur noch eine kurze Strecke zu Fuß gehen, dann war er am Ziel.
 

Von weitem konnte er schon die Mädchenschar vor dem Eingang ausmachen und auch das Geschrei hörte er schon.
 

Hoffentlich kam jetzt keiner der vier auf die Idee nach draußen zu gehen! Das wäre verheerend für Nagi.

Allerdings bot die Schar auch eine halbwegs passable Deckung.

Langsam schlich er näher und lugte durch ein Schaufenster.
 

Ah! Da war er. Mit starrem Blick fixierte er einen Blumenstrauß, den er gerade band.

Doch irgendwie schien er heute noch blasser als sonst. Und auch etwas Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet.

Er sah gar nicht gut aus. Nagi biss sich auf die Unterlippe.

Warum merkte das denn niemand? Er hatte Schmerzen, war umgeben von lauter Menschen und keiner merkte etwas! Das machte Nagi zornig. Doch er musste sich beherrschen, sonst hatte er seine Kräfte nicht unter Kontrolle.
 

Wie gut standen seine Chancen da rein zu stürmen, ihn ins Bett zu verfrachten und lebend wieder rauszukommen?

Nagi schätzte sie nicht gerade hoch ein.

Aber was sollte er machen? Seine Telekinese konnte er nicht ungesehen einsetzen und Weiß würde sofort wissen, dass er dahinter steckte!
 

Leise schlich der junge Schwarz sich noch näher heran und stand nun fast direkt vor dem Fenster, es war zwar gefährlich, immerhin war er der einzige Junge hier und überragte einige Mädchen sogar, doch er konnte nicht anders.
 

Im letzten Jahr war er erstaunlich schnell gewachsen und Nagi war stolz darauf. Außerdem war sein Gesicht nicht mehr ganz so feminin, weshalb man ihn auch nicht mehr so häufiger mit einem Mädchen verwechselte und Schuldig hatte kaum noch eine Chance ihn damit aufzuziehen. Er war nur mehr einen Kopf kleiner als der Telepath, seine Schultern waren breiter geworden, doch nicht ganz so breit, wie die seines Leaders, doch ihm genügte es.
 

Nagis Augen lagen noch immer auf ihm. Das Sonnenlicht, das durch die Schaufenster und Tür in den Laden drang ließ das Haar noch mehr leuchten. Es war eine schöne Farbe, genauso wie diese Augen. Das Licht umspielte seine schlanke Gestalt.

Nagi spürte, wie sein Herz das Blut schneller durch seinen Körper pumpte. Ein schöner Anblick. Der junge Killer hätte ewig so stehen und ihn betrachten können.
 

Doch plötzlich hob sein Objekt der Begierde den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.

Nagi zuckte erschrocken zusammen.

Scheiße!

Was jetzt?

Nagi drehte sich um und wollte schnell verschwinden, doch er war eingekesselt!
 

Ein Räuspern ließ ihn nochmals zusammenzucken.
 

„Was tust du hier?“, hörte er die tiefe Stimme.

Vorsichtig hob Nagi seinen Kopf.
 

„Ich…äh…bin nur zufällig hier vorbeigekommen“, murmelte er und blickte in eiskalte Augen.

Fast wie Brads, schoss es Nagi durch den Kopf.

Konnte das seine stille Faszination für diesen Mann erklären? Weil er wie sein Ziehvater war – ruhig und autoritär.
 

„Soso. Dann solltest du jetzt etwas kaufen oder wieder gehen“, damit drehte sich der Ältere wieder um und verschwand im Laden.
 

Plötzlich wurde er sich seiner lauten Umgebung wieder bewusst.

Es war als wären sie unter einer Glaskuppel gewesen, die all die lauten Umgebungsgeräusche einfach verschluckte.

Nur er und dieser ruhige Japaner.
 

Nagi seufzte. Vielleicht sollte er wirklich einen Blumenstrauß oder ein Gesteck kaufen und es in seinem Zimmer platzieren.
 

Zaghaft ging Nagi in den Laden. Ein Glück, dass die anderen drei gerade zu beschäftigt waren um ihn zu bemerken.
 

„Ich würde gerne…“, Nagi sah sich suchend im Laden um, schnappte sich einen Blumentopf mit magentafarbenen gesprenkelten Orchideen und hielt sie seinem Gegenüber hin. „…die hier kaufen“, murmelte er.
 

„Orchideen sollen es sein?“, sanft wurde ihm der Topf aus der Hand genommen und zum Tresen gebracht.

Nagi sah ihm hinterher. Wie konnte er zu seinem Feind so sanft sein? Wie konnte er ihn überhaupt im Laden dulden? War es, weil er nicht ernst genommen wurde? Nagi biss sich auf die Unterlippe und folgte dann langsam seinen Blumen.
 

Am Tresen wurden diese für den Transport windgeschützt eingepackt.
 

„Sie brauchen nicht viel Wasser, also übertreib es mit dem Gießen nicht. Im Winter einmal pro Woche, im Sommer, wenn es warm ist gerne auch zweimal. Stell sie nicht direkt in die Sonne und solltest du sie umtopfen, nimm bloß keine gewöhnliche Blumenerde, sondern was extra für Orchideen. Verstanden? Hast du sonst noch Fragen?“
 

Nagi schüttelte den Kopf. Er war verblüfft darüber so viele Worte aus dem Mund des anderen zu hören. Er schätzte ihn eher wortkarg ein und auch auf Missionen sagte er nur das Nötigste.
 

„Danke für die Tipps.“

Ein Nicken antwortete ihm.
 

Schnell bezahlte Nagi, nahm den Topf und berührte rein zufällig die Finger des Haltenden.
 

„Du solltest dich hinlegen“, murmelte er, verbeugte sich rasch und verschwand samt Blumen.
 

Nachdem er um die Ecke gebogen war, blieb er stehen und atmete erleichtert aus.

Er war mit seinem Leben davon gekommen. UND hatte mit ihm geredet!

Gut gelaunt schlenderte Nagi zur nächsten Bushaltestelle.

Hoffentlich wurde sein Rat ernst genommen.
 

*
 

Im Laden zog der Rothaarige eine Augenbraue hoch. Er sollte sich hinlegen? Was wusste der Kleine?
 

„Aya? War das…?“, fragte Yohji überrascht.

„Ja, war es“, schnitt ihm sein Leader das Wort ab. Er legte seine Schürze ab und steuerte die Türe zur Wohnung an.
 

„Hey, wohin willst du?“, fragte er älteste Weiß und folgte dem Jüngeren.

„Hinlegen. Wenn’s recht ist“, zischte dieser und verschwand durch die Tür.
 

Yohji sah ihm verblüfft nach.

„Vielleicht macht ihm die Wunde zu schaffen.“

Yohji zuckte zusammen.

„Gott, Ken. Du hast mir jetzt wichtige Jahre meines Lebens gekostet. Schleich dich gefälligst nicht so an alte Leute ran!“

„Du bist viel zu schreckhaft, Yotan“, lachte der Brünette und begrüßte eine neue Kundin.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück