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XXY

von

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Part Three: Wanna kiss?

Part three - Wanna kiss?

Von Mal zu Mal wurde er ein wenig zutraulicher. Anfangs hatte er nur geschwiegen und war neben mir hergelaufen. Ich habe ihm ein Eis gekauft und immer wieder über einige belangslose Dinge gesprochen. Und endlich schien sich eine innere Barriere bei ihm zu lösen. Und ich sah ihn zum ersten Mal lächeln; die Augenlieder sanft auf dem Auge ruhend. Es war schön, aber zugleich durchfuhr mich ein angenehmes Schauern. Er war wirklich unglaublich süß...

Es war wieder einer dieser Nachmittage, an denen ich ihn besuchte, als mir eines klar werden sollte. Auch wenn mir diese Vorstellung unbehaglich war. Es war schon relativ spät - für gewöhnlich besuchte ich ihn gleich nach der Schule - doch jetzt ging schon die Sonne unter, als ich in sein Zimmer trat. Ich konnte es nicht genau beschreiben, doch noch bevor ich die Tür öffnete, begann mein Herz zu rasen. Ich wollte ihn sehen, unbedingt! Wie er da saß, auf dem Bett, der zierliche Körper, dieses viel zu große T-Shirt, die strahlenden Augen und sein Lächeln! Ein Lächeln, ein Lachen, eine Regung, egal, an was ich mich erinnerte, es ließ mich für einen Moment zusammen fahren, etwas stichelte mich, und zugleich breitete sich in mir eine Wärme aus, nur für einen Moment, um dann wieder zu verlöschen. Als ich die Türklinke herab drückte, wurden meine Hände schwitzig. Ich spürte die leichte Ausdünstung, obwohl es doch gar nicht heiß war...ich fühlte mich unsicher. Wie würde er reagieren? Ging es ihm genauso wie mir? Wohl kaum...was für eine dumme Frage...

Sein Zimmer war mit Licht geflutet. Über die Skyline der durch das Fenster erkennbaren Stadt hing die Sonne goldfarben und nur wenige Wolken versammelten sich um das Gold. Was für eine seltsame Beschreibung für die Sonne...Eigentlich war sie ja nur ein riesiger, heißer Stern, der im Zentrum unseres Sonnensystems strahlte...nur irgendwie fand ich in diesem Augenblick die Beschreibung, dieses wertvollen, mystischen Gegenstandes so passend...

Mein Blick wanderte durch den Raum. Setsu saß nicht auf seinem Bett wie gewöhnlich. Wo war er?! Leichte Panik breitete sich in mir aus. Unerklärliche Angst schien in mich zu tropfen wie eiskaltes Metall und verdrängte die Wärmewellen, die sanft gegen mein Herz gedriftet waren.

“BUAAAAH!” Ich zuckte schlagartig zusammen und wurde in einem dünnen Baumwollstoff begraben. Setsu umarmte mich so heftig, dass ich beinahe in seinem überlangen T-Shirt zu ersticken drohte und - was um einiges erfreulicher war - er ertränkte mich in einem wohligen Gefühl. “Ken-chan, du bist da!!!”, rief er und ließ mich los. Schade. Die Welle flaute sofort wieder ab. Aber statt dessen blickte ich nun in diese tiefen, türkisenen Augen. Seine Bäckchen waren rot. Bäckchen? Backen, meinte ich....Und seine Lippen....Ich schluckte. Ich wollte aufhören, aber mein Blick haftete an ihm wie festgefroren. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Augenbrauen zuckten. Ich wollte...

Schweigend blickte er mir in die Augen. Sicher dachte er, ich bin komisch...ich wollte....seine

Haut sah so zart aus...aber eigentlich wollte ich...ich blickte auf seine Lippen... Rot, weich...Unweigerlich bewegte sich mein Körper auf ihn zu...ich neigte den Kopf, Setsu tat es mir gespiegelt gleich...ich spürte seinen Atem ...- und schreckte auf.

Was zum Geier tat ich da?!?!? Setsu sah mich an. Er schien überrascht zu sein oder verwirrt. Ich schluckte wieder. “Ich - Ich-...”, stammelte ich, strauchelte und stolperte einige Schritte zurück. Setsu seufzte und blickte zu Boden. Was sollte das jetzt bedeuten? Er war doch nicht etwa enttäuscht? Und dann, ganz unerwartet, sprach er zu mir:

“Kentaro. Ich...ich möchte, dass du bei mir bleibst. Für immer. Ich will dich umarmen. Immer bei dir sein. In deiner Nähe. Ich vermisse dich, wenn du nicht da bist. Ich liebe dich wirklich. Auch wenn du das vielleicht nicht glaubst.” Und mit diesen abschließenden Worten blickte er mir direkt in die Augen. Ein leichter Schimmer überdeckte sie. Würde er jetzt gleich weinen? Ich wollte ihn umarmen....das wahr machen, was er gesagt hatte... - Moment! Einen Moment!

Ich wollte ihm doch nur helfen. Nichts mit Liebe und so. Wie war ich da nur hineingeraten?? Wie konnte ich....Mein Inneres krampfte sich vor Schmerz so sehr zusammen, dass ich mir auf die Unterlippe biss.

Jemand wie ich dürfte niemals....niemals....ich durfte mich nicht verlieben....und niemand sollte sich in mich verlieben, denn...

“Setsu. Vergiss das von gerade. Ja?” “Nein! Wieso? Wieso? Was ist denn nicht richtig. Du....du....denkst doch genauso wie ich. Vertraust du mir nicht? Ich...ich weiß, dass ich am Anfang ...dass meine Methode...ich...also...also als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, da...da hat das noch nicht gestimmt...ich habe nur jemanden gesucht....weil....weil ich es hier alleine nicht mehr ausgehalten habe...und ich habe dich beobachtet und gesehen, wie nett du bist...und dann dachte ich, dass...naja, dass jemand wie du auch bei mir ist. Aber jetzt...jetzt....liebe ich dich wirklich...Bitte glaub - “ ”Nein, Setsu, das ist es nicht!”, entgegnete ich ihm. Ich konnte es nicht mehr hören, wie er sich selbst verurteilte! “Ich vertraue dir. Ich glaube dir. Aber gerade das ist das Problem. Bitte, du....” Ich verstummte. Ich wollte es eigentlich niemandem sagen. Aber anders als mit der Wahrheit würde ich ihm nicht zu verstehen geben können, dass es falsch ist, mich zu lieben. “Setsu.”, begann ich und meine Stimme klang, als käme sie aus weiter ferne. “Setsu...ich werde nicht mehr lange leben. Ich bin seit meiner Geburt dazu verdammt, mit dem 20. Lebensjahr spätestens zu sterben. Bei mir....gibt es ein x- beziehungsweise ein y-Chromosom in meinem Chromosomensatz zu viel. Und deshalb bin ich als solche Lebensform nicht sehr stabil. Ich bin sozusagen ein Zwitter, wie man es im Volksmund sagt. Auch wenn meine Äußere Erscheinung die eines Mannes ist...Was ich damit sagen will ist...es hat keinen Sinn. Selbst wenn wir uns unsere Liebe gestehen würden und ein Paar werden würden...das würde sich nicht lohnen. Das würde dir nur weh tun. Und dass ich bald sterben werde ist sicher. Ganz sicher. Ich sehe gerade vielleicht noch ganz gesund aus, aber...es gibt schon einige Mängel, mit denen ich zu kämpfen habe.”Ich machte eine kurze Pause und lächelte müde. Erinnerungen von vor ein zwei Monaten schwirrten mir durch den Kopf. Dann fuhr ich fort:

“Eine ganze Zeit lang hat mich der Gedanke, dir helfen zu können unheimlich gut von meinem eigenen Schicksal abgelenkt, aber....naja...früher oder später holt es mich wieder ein. Und mal abgesehen davon, dass mein Tod nicht weit weg ist - ich bin doch widerlich, nicht wahr? So mit zwei Geschlechtern...” Mit leeren Augen blickte ich ihn an. Aber ich erwartete keine Antwort. Niemand musste mir antworten. Ich kam mir wieder so sinnlos vor, wie zuvor. Bevor ich Setsu kennen gelernt hatte. Geboren, um in der Blüte meines Lebens zu sterben.

Setsu schwieg und blickte auf den Boden. Ich glaubte, er überlegte. ‘Ja, überlege....und komm zu dem Schluss, mich hier stehen zu lassen....das würde das beste sein....’, dachte ich mir im Stillen. Aber dann, ganz leise, begann er zu sprechen.

“Ich finde dich gar nicht widerlich.”, und seine Stimme wurde lauter und kräftiger. “Ganz und gar nicht. Ich finde dich toll, so wie du bist. Und mir ist egal, welches Geschlecht du hast. Stell dir vor, wenn du ein Mann wärst, wäre ich auch schwul. Und das ist für viele wiederum etwas Widerliches. Und so ist das ja kein Problem mehr. Ich meine...” Und er kicherte. “So sind wir dann doch schon ein fast ganz normales Paar.” “Fast.”, betonte ich und lauschte meinem unregelmäßigen Atmen. “Naja, den komischen Teil steuere ich auch hinzu. Ich meine...wer geht denn schon mit einem, der seit Jahren in einer Psychiatrie festsitzt, weil seine Mutter drogenabhängig war und ihren eigenen Sohn vergewaltigt hat?” Ich stutzte und unweigerlich wandte sich mein Blick zu ihm. “Oh mein....”, kam es mir aus dem Mund. Doch Setsu sprach unberührt seines Schicksals weiter. “Ich hab auch einen, wenn nicht auch mehrere, Knacks, und trotzdem hast du dich meiner angenommen. Obwohl ich dich so verarscht habe. Du hast deine wertvolle Lebenszeit, von der du so oder so nur wenig hast mir geopfert!! Und das....das macht dich für mich noch viel, viel wertvoller, als ich gedacht hätte.”

Ich musste mal wieder schlucken. Aber nicht, weil mir schlecht war. Nein, ich fühlte mich nur ein wenig unbehaglich. Positiv unbehaglich. Ich war gerührt. So viel Lob war ich doch gar nicht wert....was hatte ich schon getan? Ich habe ihn ja nur besucht und ein bisschen unterhalten....und mit ihm gesprochen...und er hat so wunderschön gestrahlt...so wie - jetzt? Ich, der (oder die?) gerade noch in meinen Erinnerungen geschwelgt hatte, blickte nun in Setsus lächelndes Gesicht. Sein Blick war unbeschreiblich weich, seine Augen glitzerten während sie mich fixierten. Himmel, und schon wieder schluckte ich! Aber wie unwichtig, das doch war....Meine Augen brannten und als ich sie nach einem blinzeln wieder öffnete, verschwamm meine Sicht für kurze Zeit. Einzelne Tränen liefen mir über das Gesicht, ich zitterte ein wenig und mein Hals kam mir mit einem mal 5-mal dicker vor als vorher. “Danke.”, nuschelte ich und blickte auf den Boden. Er kam näher und drückte seinen zarten Körper an mich. Und wieder durchflutete mich die Wärme. Ich schloss die Augen und versank für einige wenige Minuten.
 

“Sag mal...”, fragte Setsu, als er sich aus der Umarmung löste. “Krieg ich jetzt einen?” Und dabei blickte er mich an wie ein Kind, das nach einem Lolli fragte. ‘Süß’, schoss es mir durch den Kopf. “Bist du dir denn ganz sicher, dass...”, wollte ich ihn warnen, wurde aber prompt unterbrochen. “Ja!” “Ähm...ok.........” Ich blickte sein mit Erwartung gefülltes Gesicht an. Mein Herz machte wieder einen Hüpfer nach dem anderen. Irgendwie war das jetzt ziemlich schwierig...so ein Kuss ist doch keine ganz leichte Sache....Nochmal schlucken. Und los ging’s. Ich neigte den Kopf und näherte mich vorsichtig. Mein Herz hätte mit einem Metronom im Tempo 200 locker mithalten können. Mir war warm. Oder eher heiß. Ich schloss die Augen. Warum kam mir alles wie im Zeitlupentempo vor? Und wir trafen uns.

Nun und der Rest?

Den überlasse ich mal dem Leser. Nur eines kann ich versichern. Es blieb nicht ganz nur bei einem Kuss.....



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  MarukaHazmierski
2009-04-14T14:17:58+00:00 14.04.2009 16:17
die geschichte ist supersüß *_____*
(und super traurig TT____TT)
und auch deinen schreibstil finde ich große klasse *daumen hoch*

Von:  Yanosuke
2008-12-28T12:51:52+00:00 28.12.2008 13:51
Also das Ende kam wirklich überraschend. Ich muss schon sagen die Story hat mir wirklich gut gefallen. Auch deine Art zu schreiben finde ich super. Es lässt sich wirklich klasse lesen und auch wie du die beiden beschrieben hast gefällt mir. Was er empfunden hat während er bei dem Jungen war war richtihg schön ausführlich und schön zum mitfiebern.

Hat mir richtig gut gefallen. Ein Trauriges Ende erwartet die beiden aber keiner wird es lesen nur alle wissen es…finde ich ne super Idee.

LG SUKE

Von:  Feuer-Lotus
2008-10-23T19:37:44+00:00 23.10.2008 21:37
schöne geschichte aber ein trauriges schicksal
Von:  Mel_Vineyard
2008-09-20T23:54:55+00:00 21.09.2008 01:54
ok das letzte kap hat ja nochmal alles komplett geändert bzw. geklärt....
die mutter ist ja echt krank!schrecklich.....
mal ne blöde frage: gibts den gen fehler wirklich so wie dus geschrieben hast?
im ersten teil hast du auch die gefühle und die stimmung und so auch voll schön beschrieben, das hat mir gut gefallen.
Mel


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