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Spielchen oder doch nicht

von

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Rettung? Teil II

Kapitel 26: Rettung? Teil II
 

Draco rannte. Um ihn herum war es dunkel. Dunkel und kalt und still. So still, dass sich sein eigener Atem, sein Keuchen, laut anhörte. Der Boden war glitschig und immer wieder rutschten ihm die Füsse weg, stolperte er und konnte sich gerade noch fangen, bevor er weiterhastete. Seine Lungen schmerzten und jeder weitere Atemzug stach unsäglich und doch musste er weiter, immer weiter. Er konnte hektischen Atem hinter sich hören. Das Atmen magischer Kreaturen, von denen er lieber nicht wissen wollte, was für Wesen es waren. Atem, der faulig roch und unangenehm warm über seinen Rücken strich. Er hörte seine Mutter lachen. Ein Lachen, das sich durch seinen Körper frass und glühende Spuren hinterliess und plötzlich war er zurück in den Kerkern.
 

Seine Arme waren an die Decke der Zelle gefesselt, die Handschellen schnitten ihm in die Handgelenke. Er fror und wusste einfach, dass er nackt war. Wie lange stand er schon hier? Eine Stunde, zwei? Ein Tag? Er wusste es nicht. Er konnte sich daran erinnern, wie er sich am Morgen von seinem Vater verabschiedet hatte. Wie alt war er? Neun? Zehn? Oder ging er schon nach Hogwarts? Draco wusste es nicht. Eigentlich wusste er überhaupt nichts mehr. Seine Welt bestand aus dieser kleinen Zelle irgendwo in den Kerkern der Villa und den Fesseln, die ihn gestreckt aufrecht stehend auf den Zehenspitzen balancieren liessen. Seine Arme waren bereits taub und seine Hände spürte er überhaupt nicht mehr.
 

Er hörte, wie sich Schritte näherten. Seine Mutter. Draco versuchte sich zusammenzureissen, nicht in Panik zu geraten oder daran zu denken, was noch kommen würde und doch konnte er nicht verhindern, dass die Ketten leise klirrten.
 

Plötzlich hörte er Stimmen. Irgendwo, weit weg. Die tiefe Stimme eines Mannes, dem er automatisch vertraute und dann noch eine weitere, die ebenfalls männlich zu sein schien, dunkel und irgendwie vertraut. Die Stimme eines Mannes, den er gut kannte. Irgendwo waren auch noch andere Stimmen zu hören. „Er wacht auf.“, hörte er jemanden sagen. Langsam öffnete er die Augen. Es war hell und die Sonne schien und alles um ihn herum war weiss. Geblendet schloss er wieder die Augen und irgendwie hatte er das Gefühl, genau das schon einmal erlebt zu haben, vor ein paar Monaten. Die Gesichter von Dumbledore, Snape und McGonagall, wie sie besorgt auf ihn herabblickten, erschienen vor ihm.
 

Er war im Krankenflügel. Er hatte es geschafft. Er hatte es tatsächlich aus dem Kerker geschafft und er war noch am Leben. Ganz dunkel erinnerte er sich, dass er damit doch schon längstens abgeschlossen hatte, sich damit abgefunden hatte zu sterben, als Narzissa mit erhobenem Zauberstab in der Zelle, in der er Harry gefunden hatte, auf ihn zugekommen war. Harry! Was war mit ihm? Lebte er noch? „Harry?“, ächzte er. Angstvoll sah Draco in Dumbledores altes Gesicht, in die blauen Augen, die hinter der Halbmondbrille blitzten, auch wenn ihnen das Amüsierte fehlte, was sonst immer darin lag, daneben Professor Snape, grimmig wie immer. Schliesslich verzog sich Dumbledores Gesicht zu einem leichten Lächeln und er sagte: „Er ist hier. Hier im Bett direkt neben Ihrem. Er schläft immer noch, aber Sie müssen sich keine Sorgen machen. Er wird wieder gesund.“ Draco seufzte erleichtert. Sie hatten es beide geschafft. Sie hatten es beide lebend aus den Kerkern geschafft.
 

„Bitte, Mr. Malfoy. Erzählen Sie uns, was genau geschehen ist, nachdem sie die Villa erreicht haben. Wir haben ihren Besen neben der Eingangstür gefunden.“, mischte sich nun Snape ins Gespräch und zum ersten Mal sah Draco die tiefen Falten, die sich in das Gesicht seines Hauslehrers gegraben hatte, bemerkte dessen erschöpften Gesichtsausdruck.
 

„Ich bin in die Kerker gegangen…. . Sie…. Meine Mutter…. Sie spielt gerne… Im Kerker…. . Harry war dort…. . Mein Vater ist gekommen…. . Sie ist aufgetaucht… . Wir haben gekämpft… . Er hat gekämpft. Ich habe Harry gesucht… . Ich…. Ich…“ Gegen Ende hin war Dracos Stimme immer leiser geworden, bis er schliesslich ganz verstummte und stur auf seine Hände starrte, welche die Bettdecke so fest umklammert hielten, dass die Knöchel ganz weiss wurden
 

„Ganz ruhig. Mr. Malfoy.“ Irgendetwas in Dumbledores Stimme liess Draco ruhiger werden, vermittelte ihm, dass er in Sicherheit war. „Lassen Sie sich Zeit und erzählen Sie alles nacheinander, der Reihe nach.“, fuhr der Direktor fort. „Ich dachte er wäre tot.“ Draco schaute zur Seite. Seine Stimme zitterte ein wenig, aber es gelang ihm doch sich zu beherrschen. Abgesehen von seinen Händen liess nichts vermuten, wie viel Kraft es ihn kostete, jetzt mit seinen Lehrern zu sprechen.
 

„Was ist mit meinem Vater? Er ist gekommen. Er ist gekommen um mir zu helfen. Er hat mit ihr gekämpft.“
 

*
 

Sobald Remus, Severus und Minerva Harry und Draco aus den Kerkern herausgebracht hatten, stellten sich die übrigen drei im Kreis um Narzissa herum auf. „Es ist vorbei, Narzissa Malfoy. Ich verhafte sie wegen Entführung, Freiheitsberaubung und Folterung. Bitte übergeben Sie ihren Zauberstab.“, forderte Kingsley mit ruhiger Stimme und machte einen Schritt auf Narzissa zu, die im ersten Moment gehetzt von einem zu anderen blickte. Plötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einem triumphierenden Lachen, während der Wahnsinn sich in ihren Augen spiegelte und sie begann zu lachen. „Ihr wollt mich verhaften? Mich? Die treueste Anhängerin des Dunklen Lords? Mich, die mehr schwarze Zauber kennt, als ihr alle zusammen? Ihr wollt mich verhaften? Niemals. Vergesst nicht, ich bin hier zu Hause und die Schutzschilde der Villa erlauben es mir zu apparieren, wo ihr es nicht könnt. Viel Glück mit den Dementoren.“ Ihr schrilles Gelächter hallte noch durch die Gänge, als Narzissa schon mit einem lauten Plopp verschwunden war.
 

Noch während die drei Zauberer fassungslos auf die Stelle starrten, an der Narzissa verschwunden war, spürten sie auch schon wie es kalt wurde, wie sich die Kälte und Hoffnungslosigkeit ausbreiteten, welche die sich nähernden Dementoren ankündigten. Ohne zu zögern hoben sie ihre Zauberstäbe und kurz darauf hallte ihr Expecto Patronum durch die Kerkergänge. Das silberne Licht ihrer drei Patroni erhellte den dunklen Gang, als sie in die Richtung rasten, aus der die Dementoren zu kommen schienen.
 

Einen kurzen Moment schauten sie ihren Patroni hinterher, wie sie die Dementoren zurückdrängten. „Wir haben keine Zeit.“, rief Kingsley. „Wir brauchen mehr Auroren um gegen sie zu kämpfen. Wir müssen hier raus.“ Ohne noch länger zu zögern drehten die Zauberer sich um und rannten den Korridor entlang, den sie gekommen waren, während sie immer wieder die Kälte spürte, die durch die Barriere brach, die ihre Patroni errichtet hatten. Schliesslich erreichten sie die dicke Eichentür und warfen sie hinter sich zu.
 

Sie hatten die Villa gerade verlassen, als der Patronus von Poppy vor ihnen erschien und wenig später deren besorgte Stimme ihnen mitteilte, dass Draco ihr gesagt hätte, dass sein Vater noch in den Kerkern wäre, dass er gekommen und ihm im Kampf gegen Narzissa geholfen hätte.
 

Auch wenn Albus am liebsten sofort in die Kerker zurückgekehrt wäre, so wusste er doch, dass genau das an Selbstmord gegrenzt hätte. Sie wussten nicht, wie viele Dementoren sich wirklich in den unzähligen Gängen aufhielten und sie waren nur zu dritt. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf die angeforderte Verstärkung zu warten.
 

Nur wenige Minuten später apparierten mehrere Auroren vor dem Eingang der Villa. Auf ihren Gesichtern war deutlich die Anspannung und bei einigen Jüngeren uach Nervosität zu sehen. Seit Monaten ermittelten sie schon gegen Lucius Malfoy und nun schien endlich Bewegung in die Sache zu kommen. Sobald alle Auroren anwesend waren, ergriff Kingsley das Wort: „Im Kerker des Hauses befinden sich mehrere Dementoren. Wir wissen allerdings nicht, um wie viele es sich handelt. Ihre Aufgabe wird es sein, die Dementoren unschädlich zu machen. Des Weiteren befindet sich Lucius Malfoy dort. Wir wissen nicht, ob er noch am Leben ist und lediglich verletzt oder ob er getötet wurde. Es besteht ausserdem die Möglichkeit, dass sich in einer der zahlreichen Zellen auch noch Gefangene oder sogar Tote finden. Sie werden die Kerker zu zweit betreten und ihren Kollegen Rückendeckung geben. Wer Lucius Malfoy findet oder andere Personen, bringt besagte Leute in Sicherheit und erstattet sofort Bericht. Falls sie auf Narzissa Malfoy treffen sollten, fordern sie sofort Verstärkung an. Die Frau ist gefährlich. Sind noch Fragen?“ Kingsley wartete einen Augenblick, während sich die Auroren in Teams aufstellten. „Dann gehen wir jetzt rein. Seien Sie vorsichtig und viel Glück.“
 

Die versammelten Auroren nickten, auch wenn ab und zu leise zu hören war, warum solch ein Aufwand ausgerechnet für Lucius Malfoy, einen bekannten Anhänger von Du-weisst-schon-wem, getrieben wurde. Nur wenig später betraten sie den Kerker und verteilten sich in den Gängen. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Auroren auf Dementoren stiessen und man das silberne Licht der unterschiedlichen Patroni aufleuchten sah. Meter für Meter kämpften sich die Auroren und auch Albus und Kingsley gemeinsam mit Tonks voran.
 

Die älteren Auroren überprüften die Zellen, die links und rechts der Gänge lagen und gelegentlich wagte auch einer der jüngeren einen Blick hinein, nur um dann beim Anblick der dunkelbraunen Flecken auf dem Boden und der menschlichen Knochen zurückzuweichen. Irgendeine der Gruppen stiess in einer Zelle auf die bereits halb verweste Leiche von Peter Pettigrew. Noch im Tod war sein Antlitz schmerzverzerrt und die vielen Schnitte und Verletzungen sowie die abgeschnittenen Finger zeugten von den Qualen, die er durchlitten haben musste.
 

Nach über einer Stunde erreichten sie schliesslich den Gang, in dessen Nähe die Zelle lag, in der sie Harry und Draco gefunden hatten. Unweit der Tür lag eine Gestalt am Boden. Helles, blondes Haar leuchtete im Dunkeln. Lucius Malfoy über den sich ein Dementor beugte.
 

*
 

Albus Dumbledore senkte den Blick. Er konnte Draco in diesem Moment nicht in die Augen schauen, ertrug nicht, wie ihn sein Schüler ängstlich und doch noch voller Hoffnung anblickte. Draco wusste einfach, dass irgendetwas nicht stimmte, als Dumbledore es nicht schaffte, ihm in die Augen zu schauen. Langsam sah er vom Direktor zu seinem Hauslehrer. Professor Snape schien sogar noch blasser als sonst zu sein. „Sagen Sie mir was geschehen ist. Was ist mit meinem Vater?“
 

Dumbledore räusperte sich und fuhr mit belegter Stimme fort: „Deiner Mutter ist es gelungen zu fliehen und plötzlich kamen von überallher Dementoren. Wir mussten die Kerker verlassen und auf Verstärkung warten. Wir waren kaum draussen, als uns Poppys Patronus erreichte. Wenig später sind wir mit der Verstärkung aus dem Ministerium in die Kerker zurückgekehrt. Aber es tut mir wirklich leid Mr. Malfoy, wir waren zu spät. Ihr Vater. Es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, aber ihr Vater erhielt den Kuss, gerade als wir ankamen.“ Nie würde er das Bild vergessen, wie der Dementor Lucius Malfoy die Seele ausgesaugte und anschliessend der leblose Körper auf den Boden zurückgefallen war.
 

Draco hatte das Gefühl, dass sich ein Abgrund unter ihm auftat und er fiel, immer tiefer und tiefer. Er und Harry waren in Sicherheit aber zu welchem Preis? Er spürte wie er blass wurde und am ganzen Körper zu zittern begann. Irgendwie gelang es ihm sich solange zusammenzureissen bis die Lehrer und auch Madam Pomfrey den Krankenflügel verlassen hatten.
 

Erst dann erlaubte er es sich, sich in seine Kissen sinken zu lassen und ganz langsam kamen die Tränen. Tränen, die er für eine solch lange Zeit nicht geweint hatte. Tränen, die, wie seine Mutter ihm beigebracht hatte, ein Malfoy niemals weinen durfte und nun lag er hier in seinem Krankenhausbett und weinte all die Tränen, die er zuvor niemals hatte weinen dürfen.
 

Draco bemerkte nicht einmal, dass Harry aufgewacht und in sein Bett geklettert war. Er bemerkte die Arme nicht, die sich um ihn legten und ihn einfach nur festhielten. Die ihn festhielten, solange er sie brauchte, solange er weinte. Er hörte die tröstenden Worte nicht, die Harry ihm ins Ohr flüsterte, bemerkte ihre Magie nicht, die sich wieder verband und eine glühende Aura um sie herum erschuf, aber er bemerkte die Wärme und die Sicherheit um ihn herum und langsam verstummten seine Schluchzer und da erst bemerkte er, wo er war und was er tat.
 

Harry hielt ihn und Draco konnte die Hand spüren, die immer wieder sanft über seinen Rücken strich. „Er ist gekommen um mir zu helfen.“, flüsterte er. „Zum ersten Mal hat er wirklich versucht mir zu helfen. Sonst, er hat immer weggeschaut. Er hat einfach weggeschaut, wenn meine Mutter gekommen ist und mich nach unten genommen hat. Nach unten, in die Kerker. Und heute hat er versucht mir zu helfen. Jetzt, wo es schon fast zu spät war und ich kann mich nicht mal bei ihm bedanken. Er ist nicht nur tot. Viel schlimmer. Er ist nur noch eine Hülle, ohne Seele.“ Harry konnte die letzten Worte kaum mehr verstehen, da sie wieder von Schluchzern erstickt wurden. Leise, kleine Schluchzer. Er hielt Draco einfach nur fest und flüsterte ihm kleine, unsinnige Sachen ins Ohr und spürte irgendwann, wie sich der andere langsam wieder etwas entspannte.
 

Draco war müde. So müde, wie er noch nie zuvor gewesen war. Nach und nach fiel die Spannung von ihm ab und als er eine freundliche Stimme hörte, die ihn aufforderte zu schlafen, schloss er seine Augen und schlief endlich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  leewes
2009-02-11T22:04:07+00:00 11.02.2009 23:04
wieder ein sehr schönes kapi...*g*
ich freu michs chon darauf wie es weiter geht und dich hoffe doch das beide darüber hinweg kommen auch wennn es zeit braucht bis sie es schaffen aber ich glaube das sie es gemeinsamm schaffen können...
bid dann
lee
Von:  Kyuuo
2009-02-11T14:25:53+00:00 11.02.2009 15:25
tolles kapi
mir tuts um lucius leid
was hat es mit der verbundenen magie auf sich
freu mich aufs nächste
mfg kyuuo


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