Kapitel 02 - Fatale Verabredung?
Ich stockte in meiner Bewegung, in der ich gerade noch so weit gekommen war, dass der Kaffee meine geschlossenen Lippen benetzte. Mein leerer Blick fiel auf einen unbestimmten Punkt mir gegenüber und so verharrte ich mehrere Sekunden, bis ich etwas schmerzhaftes bemerkte: der heiße Kaffee, der nach wie vor in Kontakt mit meinen Lippen stand. Etwas überstürzt entfernte ich die Tasse von meinem Mund und mit einem: „Verflucht!“ breitete sich etwas von der dunklen Flüssigkeit auf dem Glastisch vor mir aus. Doch meine Aufmerksamkeit war nun voll und ganz Light gewidmet, der mich nach wie vor durchdringend ansah, fast so, als wollte er mich beschwören.
Unbemerkt stahl sich mein linker Daumen in meinen Mund und ich begann darauf zu lutschen und zu kauen, wie ich es immer tat, wenn ich nachdachte, nervös war oder einfach nur die Zeit überbrücken wollte. Jetzt hing dies mit meiner steigenden Nervosität zusammen, die durch meine scheinbare Unwissenheit verursacht wurde. Woher wusste Light davon? Und warum hielt er diese Information für so vertraulich, dass er sie nur mir darlegen wollte? Was, wenn es nur eine Falle war?
Ich beschloss ihn nicht zu fragen, woher er diese Information genommen hatte, um etwas zu tun, womit Light nicht gerechnet hatte. Es war schließlich meine Art alles zu hinterfragen und jedem einzelnen Detail auf den Grund zu gehen. Wenn ich dies nun nicht tat, hoffte ich, auf eine Lücke in Lights Plan zu stoßen, die mir alles enthüllen würde. Was ich allerdings nicht wusste, war, dass er genau mit diesem Zug von mir gerechnet hatte. Ich war hilflos in seinem Spinnennetz gefangen und hatte mich selbst dort hinein getrieben.
Vielleicht auch ein wenig aus Stolz sagte ich mutig: „Wir treffen uns heute Abend um 19 Uhr hier in meinem Apartment! Du wirst mich zu diesem Ort begleiten und mir dann alle Einzelheiten erklären. Kannst du mir folgen?“ Light nickte scheinbar etwas unsicher. Doch ich sah durch diese Fassade hindurch und erblickte eine siegessichere Seite, die mir Angst einflößte. Jetzt war es zu spät. Es gab kein Zurück mehr!
Ich fuhr unbeirrt fort: „Ich werde den Herren Polizisten von unseren Plänen berichten, sie aber um Verständnis auf Grund unserer Diskretion bitten. Sie sollen sich während des gesamten Abends hier aufhalten und auf einen möglichen Telefonanruf von uns warten.“ Ich wusste, dass es Light darum ging, diese mögliche Spur nur mit mir alleine zu verfolgen, darum hatte ich entschieden die Polizei außen vor zu lassen. Sollte ich Kira an diesem Abend auf den Leim gehen, so würden die Herren Polizisten Verdacht schöpfen und Light noch stärker unter Beobachtung halten. Dann war es mit Sicherheit nur noch eine Frage der Zeit, dass sie ihn fangen würden. Doch dieser Plan enthielt noch eine Menge Lücken und befriedigte mich in keinster Weise. Im Gegenteil... Meine Sturheit und der Drang diesen Fall endlich zu lösen, trieben mich so nah am Abgrund entlang, dass ich um meinen eigenen Verstand fürchten musste.
Ich hatte mich bislang immer auf der sicheren Seite bewegt, war immer alle Eventualitäten durchgegangen, doch dieses Mal hatte ich einfach zu vorschnell gehandelt. Leider war es geschehen und ich konnte nun keinen Rückzieher mehr machen, schließlich wollte ich Lights Vertrauen gewinnen, um ihn so schneller zu überführen. Ein Rückzieher wäre hier genau fehl am Platz!
Vielleicht war Light etwas verwirrt, dass ich keine weiteren Fragen stellte, doch ich sah darin die Hoffnung, dass er mein Vertrauen erkannte, schließlich war er mein bester Freund...
Light erhob sich mit gesengtem Blick und schob seine Tasse ein Stück in meine Richtung. Er hatte sie nicht angerührt. „Ich werde um 19 Uhr hier sein!“, sagte er noch kurz bevor er mir einen durchdringenden Blick zuwarf, mir schließlich den Rücken zukehrte und dann das Apartment verließ.
