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Digimon Protector

von

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Im Gully geht es stinkig her

„Das hört sich ja schrecklich an“, sagte Rose ziemlich besorgt, als Dustin ihr am nächsten Tag erklärte, wieso sein Digimon schon wieder etwas größer geworden war. Dustin hatte Kotemon auf dem Schoß sitzen, welches, während er erzählte, seine Schüssel Müsli leer löffelte.

„Und wie geht es den anderen?“, fragte sie noch hinterher.

„Den Mädchen ist ja nichts passiert. Chris und Kurt haben allerdings leichte Schrammen. Aber nichts Schlimmes“, meinte er. Calumon war wieder in ihrer Mädchengestalt und saß neben ihm am Tisch. Langsam wandte sich Dustin ihr zu.

„Nun erklär mal Calumon, was war gestern genau los? Deine Stirn hat immer geleuchtet, kurz bevor unsere Digimon weiter angewachsen sind.“ Calumon seufzte und strich sich durch die Haare.

„Das mache ich wenn die anderen auch da sind, calu“, sagte sie und klang sehr nachdenklich. Wie auf ihr Kommando klingelte es auch schon an der Tür. Dustin stand auf und öffnete. Kurt und Chris standen so gut auf der Matte verteilt, dass er die Mädchen gar nicht sehen konnte. Als dann alle im Haus waren und sich mit zusätzlichen Stühlen im Raum verteilt hatten holte Calumon tief Luft.

„Also. Das Zeichen auf meiner Stirn ist weder eine Rune, noch normale Zierde. Ich kann es selbst nicht genau erklären, aber ich sage es mal so. In diesem Zeichen befindet sich das Licht der Digitation. Wenn ich dieses Licht freisetze, kann ich Digimon mit Energie versorgen und unter Umständen digitieren sie dann auch. Dabei verbrauche ich allerdings auch Energie, aber das ist im Moment nicht so wichtig. Das Licht ist aber nur eine Art, wie sagt ihr, Starthilfe. Der eigentliche Auslöser ist etwas anderes“, schloss sie und machte ein sehr erleichtertes Gesicht. Offenbar war sie froh, es so schön erklärt zu haben.

„Und was war nun der eigentliche Auslöser?“, fragte Kurt sofort. Calumon sah zu ihm und deutete auf sein Digivice.

„Das da. Ich habe euch doch gesagt, was die Wappen auf eurem Digivice bedeuten. Das Digivice ist eine Art Hilfsmittel, das eure Emotionen an euer Digimon weiterleitet. Durch Emotionen könnt ihr eurem Digimon im Kampf zusätzliche Power und Siegeswillen geben. Und diese Emotionen lösen auch letztlich eine Digitation aus.“ Kurt begann kurze Zeit nach dieser Erklärung, in der eigentlich völlige Stille herrschte, langsam etwas laut vor sich hinzumurmeln.

„Und lass mich raten. Bei guten Gefühlen hat es eine positive Wirkung, bei Schlechten eine negative.“ Calumon nickte.

„Genau, calu.“ Dustin schien im Moment nicht der einzige zu sein, der noch auch weniger als der halben Strecke einfach ausgestiegen war. Kurt nickte ebenfalls.

„Um es mal etwas leichter zu sagen. Wenn wir uns stark fühlen spüren das unsere Digimon und werden ebenfalls stärker. Fühlen wir uns dagegen schlecht oder verängstigt, werden die Digimon schwächer.“

„Heißt das, wenn wir noch mal kämpfen müssen, wird Betamon schwächer, wenn ich große Angst habe?“, fragte May und drückte ihr Digimon etwas mehr an sich.

„Ja ich denke mal so muss man es verstehen“, sagte Kurt. Betamon sah May zutraulich an.

„Keine Sorge, du schaffst das schon. Immerhin bist du ein mutiges Mädchen, nicht wahr?“ May sah jedoch nicht so überzeugt aus und nickte deshalb wohl auch nur um das Thema zu beenden. Kurt wandte sich erneut zu Calumon.

„Erzähl uns mal was über Raremon, Calumon. Du weißt doch so viel. War Raremon wirklich auf dem Championlevel?“ Calumon nickte.

„Ja, calu. Raremon sind primitive und bösartige Geistdigimon auf dem Championlevel. Und eure Digimon sind jetzt alle auf dem Rookielevel, also ein Level unter dem Champion.“ Jemand stieß Dustin einen Finger in seine Seite. Er wandte den Kopf und sah Cathy genau in die Augen, die sich zu ihm vorgebeugt hatte.

„Was ist?“, fragte er leise. Cathy flüsterte: „Kann es sein, dass sie langsam aber sicher ihren Dialekt verliert? Sie sagt immer weniger „calu“ in den Sätzen. Ob das an der Menschenform liegt?“ Jetzt wo sie es sagte, fiel es ihm auch auf. Tatsächlich wurden ihre calus immer weniger. Dustin zuckte mit den Schultern.

„Scheint so, ja“, sagte er leise.
 

„Und was sollen wir jetzt tun?“, fragte Holly etwas leise in den Raum. Alle sahen sie an. Sie hatte die Frage gestellt, die sich eigentlich jeder schon seit so langer Zeit stellte.

„Andere Digimon finden und zurück in die Digiwelt schicken. Zumindest wenn ein Loch offen ist“, sagte Calumon. Chris grinste.

„Also ich kenne Löcher, die so gut wie immer offen sind.“ Alle sahen ihn an. Nach kurzer Zeit sagte er dann nur leise: „Na Maulwurfshügel… was sonst?“ Cathy verzog das Gesicht.

„Ich will gar nicht wissen, was dir wirklich durch den Kopf ging.“ Chris grinste nur schelmisch.

„Besser ist das.“ Dann stand Kurt auf.

„Gut, am besten gehen wir los und versuchen etwas zu finden. Jeder nimmt sein Handy mit und dann schauen wir was dabei raus kommt. Einverstanden?“ alle nickten, und standen dann ebenfalls auf.

„Am besten gehen wir aber trotzdem in Gruppen los. Calumon bleibt schon mal bei Dustin und macht seine anhängliche Mädchennummer.“ Kaum hatte Kurt den Satz beendet, hing Calumon auch schon an seinem Arm.

„Okay, calu.“ Dustin zog eine Mine als wolle er panisch davonrennen.

„Ich gehe auch mit ihm mit“, sagte May und stellte sich auf seine andere Seite.

„Ähm okay, gut“, sagte Kurt und sah zu Chris rüber.

„Dann bilden wir zwei noch ein Team und dann noch Holly und Cathy. Unsere Handynummern haben wir ja alle. Dann mal los.“
 

„Wieso muss ich eigentlich sowohl Calumon als auch den schweren Rucksack tragen?“, fragte Dustin empört. May grinste zu ihm hoch.

„Meckere ruhig weiter, dann hänge ich mich an deinen letzten Arm“, sagte sie und war scheinbar ziemlich gut gelaunt.

„Bloß nicht. Ein tauber Arm reicht. Ich wünschte nur, ein gewisses Etwas, würde sich im Rucksack nicht so schwer machen.“ Der Rucksack erbebte dabei leicht, als wollte etwas protestieren. Jedoch vernahm man keinen Laut.

„So schwer kann Kotemon nicht sein. Betamon ist doch auch recht leicht und hinten in meinem Rucksack. Ach genau, können wir irgendwo in den Schatten gehen? Betamon braucht hin und wieder etwas Wasser.“ Calumon nickte.

„Genau. Betamon sind amphibische Digimon und brauchen viel Feuchtigkeit, calu.“

„Wie stellt ihr Zwei euch das vor? Der Brunnen am Park ist durch die Hitze sicher voll besetzt.“ May hielt die Plastiktüte hoch, die sich schon recht lange dabei hatte.

„Deshalb habe ich hier drinnen auch Wasserflaschen mit Leitungswasser. Da, hinter dem Haus ist Schatten und niemand ist da. Kurze Pause okay?“ Dustin sah sich kurz um, dann gab er nach.

„Okay, komm.“ Eigentlich war er sogar froh, dass sie sich kurz hinsetzen konnten. Sogar Calumon ließ seinen Arm endlich los. Er konnte gerade zu spüren, wie sich das Blut wieder seinen Weg durch die Adern suchte. May öffnete ihren Rucksack und zog das grüne Betamon heraus, welches schon ziemlich schwitzte und stark am atmen war.

„Warm… heiß… trocken“, keuchte es.

„Ich weiß mein Kleiner, warte.“ Sie griff sich eine Wasserflasche und schüttete sie über Betamons Kopf aus. Das es auf ihrem Schoß saß, wurde auch sie ziemlich nass, doch das schien sie nicht zu kümmern. Mit ihren Händen verteilt sie das Wasser etwas auf Betamons Körper.

„Besser?“, fragte sie. Betamon nickte.

„Ja, schon viel besser.“ Tatsächlich hatte es wieder eine gesunde Gesichtsfarbe, zumindest für Betamon.

„Okay, wir warten kurz hier und… Dustin?“ May sah zu ihm rüber. Dustin stand über einem Gullydecken gebeugt. Nicht nur, dass er geöffnet war, aus dem Gully selber, kam es seltsamer Geruch hoch.

„Irgendwie ist das seltsam. Der Gully ist offen und es richt irgendwie komisch von da unten.“, sagte er. Calumon und Kotemon standen neben ihm.

„Calu… den Geruch kenne ich irgendwo her.“, sagte es.

„Aaah!“ Alle zuckten bei dem Schrei zusammen. May dachte zuerst jemand würde die Digimon bei ihnen sehen, doch der Schrei kam aus dem Gully.

„Da unten muss jemand sein. Ein Kind oder so. Los, runter da mit uns“, sagte Dustin und machte anstallten runter zuklettern, doch May hielt ihn an einem Arm fest.

„Bist du verrückt? Das ist verboten und außerdem ist es da unten schmutzig.“ Betamon sprang auf Dustins Kopf und hielt sich fest.

„Los runter! Da unten ist es kalt und feucht!“, sagte es. Dustin sah May an.

„Da hörst du es. Also runter. Kommt ihr auch?“ Calumon und Kotemon nickten auch. May seufzte, dann zuckte sie mit den Schultern und murmelte: „Also gut, wenn es denn sein muss.“
 

Kaum waren sie unten angekommen rieb sich Dustin die Augen. May sah zu ihm hoch.

„Hast du was?“ Dustin stöhnte genervt.

„Nächstens Mal, ziehen wir Calumon eine Hose und kein Kleid an. Und sie darf nicht mehr über mir auf einer Leite stehen.“ May grinste leicht.

„Oha. Du scheinst kein Glück zu haben“, sagte sie belustigt.

„Ich rieche etwas, calu. Und ich spüre ein Loch.“ Betamon drehte sich um.

„Hey seht mal da“, sagte es und deutete auf etwas. Alle wandten den Kopf. Der Gang gabelte sich etwa 10 Meter weiter nach links und rechts ab. Zwei Schatten huschten plötzlich von rechts herum in ihren Tunnel herein. Zuerst ein kleines Mädchen und dahinter etwas, was aus der Ferne wie ein Haufen grüner Schlamm mit Stielaugen und großem Mund aussah. Beide blieben sofort stehen, als sie die kleine Gruppe sahen.

„Hey das da ist ein Numemon! Und es scheint das Mädchen anzugreifen!“, rief Calumon und Kotemon zog sein Schwert.

„Halt wartet mal! Ihr habt auch Digimon?“, fragte das Mädchen und stellte sich schützend vor Numemon, als es Kotemons Schwert sah. May stutzte.

„Wieso auch? Ich dachte wir sind die Einzigen mit Digimon“, sagte sie verwirrt. Calumon nickte.

„Das stimmt auch calu, aber es kann auch passieren, dass sich Mensch und Digimon ohne ein Digivice anfreunden. Diese Menschen nennt man dann nicht Digiritter, sondern Digimon Tamer. Sag mal, ist das Numemon da dein Freund, calu?“, fragte Calumon und hockte sich vor das Mädchen. Es nickte und streichelte Numemon am Kopf, welches ein freudiges Gesicht machte.

„Ja, es ist vor etwa drei Wochen aufgetaucht. Es war plötzlich da, keine Ahnung wo es herkam. Aber seitdem spielen wir immer zusammen.“ Calumon lächelte.

„Das hört sich echt toll an, calu. Sag mal wie heißt du denn?“ Das Mädchen sah Calumon an.

„Ich bin Marie.“

„Also hatte ich mich doch nicht verhört. Gestern auf dem Weg nach Hause habe ich also euch zwei aus dem Gully spielen gehört“, sagte Dustin. Marie sah ihn verwirrt an. Calumon stand auf.

„Also ich bin Bal… ähm Clarissa und das da sind May, Dustin, Kotemon und Betamon. Aber sag mal, du hast Numemon also vor drei Wochen getroffen?“ Das Mädchen nickte.

„Ja, wieso?“ Calumon sah es überlegend an.

„Aber dieses Gefühl … ein Loch bleibt eigentlich nie solange bestehen.“

„Herrje Marie, vergiss nicht, wir wurden doch verfolgt!“, meldete sich Numemon plötzlich und die Stimme war so tief, dass jeder kurz eine Gänsehaut hatte. Marie zuckte zusammen.

„Ach ja, du hast recht!“ Beide wandten sich um.

„Es ist weg“, sagte sie leise und zum Teil auch überrascht. Dustin zog beide Brauen hoch.

„Was ist weg?“ Gerade als Marie zu ihnen sah, trat sie einen Schritt zurück und deutete auf etwas hinter der Gruppe.

„Na das da!“ Alle drehten sich um. Hinter ihnen stand ein Numemon. Doch es war nicht grün, sondern gelb.

„Oha. Zwei Numemon?“, fragte May.

„Das ist kein Numemon, calu, das ist ein Geremon. Soweit ich weiß, sind sie sogar etwas primitiver.“ Geremon hatte einen sehr seltsamen Gesichtsausdruck. Seine Stielaugen waren seltsam verknotet, sein Mund stand halb offen, seine lange Zunge schliff seitlich am Boden entlang und grünlicher Speichel lief ihn aus dem Mund und zog sich wie eine Schneckenschleimspur hinter ihm her. May schluckte heftig.

„Also irgendwie ist mir schlecht“, brachte sie heraus und hielt sich danach sofort den Mund zu. Calumon trat einen Schritt zurück.

„Das ist nicht gut, calu, es ist bereits von der Finsternis verwirrt. Wir sollten lieber etwas Abstand halten.“ Geremon blinzelte kurz und sah sie alle an. Kurze Zeit tat es nichts, dann öffnete es den Mund etwas weiter und sagte dumpf:

„Das ist jetzt mein Revier… haut ab… sonst muss ich euch…“ Es holte tief Luft. Calumon griff May und Dustin an die Arme und rannte los.

„Lauft! Es setzt Hypergestank ein!“ Die ganze Gruppe rannte los und verschwand in dem Gang, wo zuvor Marie und Numemon um die Ecke gerannt gekommen waren. May wollte fragen was Hypergeruch sein sollte, doch ein ziemlich ekeliges Geräusch hinter ihnen ließ sie die Frage nicht aussprechen.

„Wieso rennen wir eigentlich Calumon? Ist Geremon zu stark?“, fragte Dustin im Rennen.

„Nein, calu, es ist ein schwaches Champion, aber der Gestank würde uns wirklich umhauen. Wir müssen das Loch finden und es reinschubsen, calu!“ Marie sah sie an.

„Loch? So ein kleines, rundes Ding in der Luft? Das ist gleich da vorne im Gang rechts. Da hat es uns plötzlich überrascht.“ Betamon war mit seinen kurzen Beinen schon so sehr aus der Puste, dass es sich an Mays Rücken klammern musste um den Anschluss nicht zu verlieren.

„Dann schnell da vorne in den Gang, calu!“, rief Calumon, bog ab und blieb sofort stehen. Der Gang war dunkel und leer.

„Hier ist kein Loch, calu“, sagte es enttäuscht, wandte sich wieder und rannte den Gang weiter runter. Dustin sah sich panisch um, während er gleichzeitig versuchte nicht aus versehen ins Dreckwasser zu fallen.

„Dann muss es ja wo anders sein. Aber wir haben keine Zeit zum suchen. Moment mal, bleibt mal stehen.“ Alle hielten an und sahen zurück. Geremon schien sie aus den Augen verloren zu haben.

„Ein Glück, ich kann nicht mehr“, sagten May und Marie synchron und atmeten einige Male tief durch.

„Bleibt ihr hier und macht ne Pause, ich gehe mit Kotemon mal dem Loch suchen. Komm Kotemon“, sagte Dustin und verschwand mit dem Digimon in einem Nebengang.
 

Es vergingen nur wenige Sekunden, als Dustin panisch aus dem Gang gerannt kam.

„Los weiter, es ist wieder da!“, rief er, nahm Marie und May an je eine Hand und rannte los, dicht gefolgt von den Digimon. Schon kam Geremon aus dem Gang gehüpft und sah ihnen hinterher. Kurz schien es, als wollte es nichts machen, dann ließ es seitlich aus seinem Körper einen Arm wachsen und holte aus.

„Fäkalienwurf!“, rief es und als es eine werfende Bewebung vollzog, flog doch tatsächlich ein riesiger Fäkalhaufen auf die Gruppe zu. Zu seinem Glück sprang Kotemon in diesem Moment hoch, ansonsten hätte es ihn erwischt.

„Das Teil wirft Scheiße?!“, schrie May entsetzt und angewidert.

„Ja calu, das ist ihre Geheimwaffe, damit halten sie sich Gegner fern.“

„Es funktioniert, ich will auch weg!“, rief Dustin, bog nach links ab und blieb stehen. Calumons Augen strahlten vor Glück.

„Hier ist es calu, das Loch. Nun müssen wir nur noch auf Geremon warten.“ Sie mussten nicht lange warten. Geremon kam bereits um die Ecke gehuscht. Langsam kam es näher.

„Okay Kotemon, wenn es nah genug dran ist, haust du ihm voll eine rein“, flüsterte Dustin Kotemon zu und dieses nickte. Es wartete, bis Geremon nur noch 8 Schritte entfernt war, dann sprang es vor. Es schlug mit seinem Schert von oben noch unten zu und traf genau das Ziel. Allerdings war die einzige Reaktion, dass Geremons Körper wie ein Wackelpudding erbebte und sich dann wieder beruhigte.

„Ich glaube… das wirkt nicht“, meinte Kotemon und trat wieder zurück. Geremon blinzelte nur kurz verwirrt.

„Okay Betamon, leg du los“, sagte May. Betamon nickte und sprang vor.

„Elektroschock!“ Geremon zuckte einige Male zusammen, doch sonst schien auch Betamons Attacke keine wirkliche Wirkung zu zeigen. Das gelbe Digimon schüttelte sich kurz und sah sich jeden Einzelnen genau an.

„Was jetzt?“, fragten Betamon und Kotemon synchron. Dustin überlegte.

„Na ja… vielleicht… versucht ihr es einfach zusammen, hm?“ Die Digimon holten gerade erneut aus, da hörten sie ein Geräusch, als würde man einen Saugnapf von der Wand reißen. Geremon hatte sich urplötzlich vom Boden abgestoßen und flog in einer seltsamen Flugbahn auf Marie zu. Das kleine Mädchen schrie und hockte sich ängstlich hin.

„Du musst weg da!“, rief Calumon, doch es würde zu spät sein. Ein dumpfes Aufschlagen ertönte und Geremon wurde aus seiner Bahn geschleudert. Fast lautlos platschte es gegen die Wand des Kanals und rutschte in Zeitlupe daran runter. Numemon hatte Geremon mit seinem Körper zurück geschleudert. Wütend und zum Kampf entschlossen trat Numemon näher an den Gegner ran.

„Lass gefälligst meine Marie zu Frieden, verstanden?!“, rief es und schien auf Geremons nächsten Zug zu warten. Doch dieses war gerade erst damit fertig geworden, sich wieder aufzurichten und blinzelte das grüne Digimon vor ihm fragend an.

„Hah! Ich habe eine Idee“, murmelte Dustin und sah zu Numemon rüber.

„Numemon, kannst du Geremon eine Weile beschäftigen?“ Numemon nickte und sprang vor. Der Kampf sah sehr eigenartig aus. Die zwei Weichtierdigimon ließen sich wieder Arme wachsen und schlugen sich damit gegenseitig an die unmöglichsten Körperstellen. Marie sprang aufgeregt von einem Bein auf das andere und rief: „Weiter so Numemon! Gibt’s ihm!“

„Was ist dein Plan, Dustin?“, fragte Kotemon aufgeregt.

„Ganz einfach“, antwortete er und deutete auf das Loch. Das Loch ist nur noch wenige Schritte von Geremon entfernt. Wir können es zwar nicht verletzten, aber da sein Körper offenbar wie Gummi reagiert, können wir ihn vielleicht dahin stoßen. Wie einen Ball, der durch einen Schuss genug Schwung hat um ins Tor zu fliegen. Ihr stellt euch auf, zieht und greift dann zusammen an.“ Betamon und Kotemon nickten.

„Gute Idee, so machen wir’s.“ Beide Digimon schlichen auf die gegenüberliegende Seite des Lochs neben Geremon und warteten.

„Das muss jetzt klappen calu, wer weiß wie lange das Loch noch offen bleibt“, sagte Calumon und sah gespannt zu. Dustin zählte runter.

„Drei… zwei… eins… okay Numemon, weg da!“ Numemon sank zusammen, als würde es die Luft aus seinem Körper lassen. Geremon war davon lange genug abgelenkt um den nächsten Angriff nicht reagieren zu können.

„Jetzt!“ Kotemon und Betamon sprangen mit aller Kraft vor.

„Donnerkote!“

„Flossenschneide!“ Beide Attacken saßen und trafen so heftig, dass Geremon geradezu weggeschossen wurde. Mit einem saugenden Geräusch verschwand es im Loch und dieses schloss sich daraufhin. Numemon richtete sich wieder zur vollen Größe auf.

„Na also. Aber wird es Geremon bald wieder gut gehen?“, fragte May besorgt.

„Ja calu, keine Sorge. In der Digiwelt dürfte es sich einigermaßen schnell wieder erholen.“ Calumon lächelte zu Numemon rüber.

„Das war echt mutig von dir, calu.“ Das grüne Digimon lief leicht rot an und drehte sich beschämt ab. Alle lachten. Marie umarmte ihr Digimon und streichelte über seinen Kopf.

„Ja und danke Numemon. Du bist echt lieb.“ Numemons grüne Farbe schien nun gänzlich ins rote zu ändern.
 

„Na endlich. Das ist unser Gully.“ May war schon ganz erpicht darauf zurück an die Oberfläche zu kommen.

„Vielen Dank noch mal“, sagte Marie und umarmte Kotemon und Betamon gleichzeitig.

„Kein Problem“, antworteten die zwei kleinen Digimon fröhlich. Dustin beugte sich zu Numemon runter.

„Und was dich angeht, pass immer schön auf Marie auf, ja? Immerhin bist du ihr Digimon.“ Numemon nickte mit ernstem Gesicht und machte eine Geste, als wolle es salutieren.

„Dann viel Glück noch, euch beiden“, sagte Calumon, winkte und kletterte die Leiter hoch, dicht gefolgt von den anderen.

„Euch auch, auf wieder sehen!“ Marie und Numemon winkten noch, als Dustin den Gullydeckel mit aller Kraft schloss. Der Ausgang lag zum Glück nur wenige Meter von seinem Haus entfernt.

„Wir haben gerade mal Mittag. Ich sterbe vor Hunger“, murmelte Dustin laut und alle anderen nickten zustimmend.

„Dann ab zu mir nach Hause und was futtern gehen.“ Dustin rannte vor und riss die Tür auf.

„Wir sind wieder da“, sagte er laut in den Raum hinein und schloss die Tür als alle drin waren. Rose trat aus der Küche.

„Ihr seid aber schon früh…“ Der Satz sollte nie ein Ende finden. Sie hielt sich die Nase zu und trat zurück.

„Was habt ihr denn angestellt?! Ihr stinkt!“, schrie sie. Die kleine Gruppe fing an zu lachen. Rose seufzte tief.

„Ihr geht euch gefälligst abwaschen. Die Mädchen und Digimon zuerst, Dustin, du wartest draußen.“ Dustin hob beide Brauen.

„Was? Draußen? Obwohl… okay!“ Mit einem lauten Scheppern schloss er die Tür nachdem er hinausgegangen war. Alle sahen fragend zur Tür.

„Was hat er denn?“, fragte Kotemon verwirrt.

„Keine Ahnung, calu… aber könnt ihr mir bitte mal helfen?“ Calumon hatte sich, mitten im Flur angefangen das Sommerkleid über den Kopf auszuziehen.

„Hilfe calu, es ist dunkel, so dunkel! Wo seid ihr?!“ Rose seufzte noch mal und diesmal schwerer.

„Calumon, ich glaube du musst noch so einiges über mädchenhaftes Verhalten lernen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-05-28T16:14:26+00:00 28.05.2008 18:14
Ohh, nur gut, dass ich keinen PC mit Geruchsübermittlung habe. XD
War alles wieder sehr gut und ausführlich beschrieben.
ich find deine Idee toll, dass auch andere Kinder Digimon bekommen.
Mach schön weiter so.


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