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Mondzeiten

Eine Drachengeschichte
von

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Erneuerung des Bundes

Nachdem sich alle vorgestellt hatten, kehrte wieder Schweigen ein. Die ‚Neuen’ mussten erst einmal verdauen, was sie gerade erfahren hatten. Shizuka machte den Anfang, denn es gab etwas, dass sie dringend interessierte.
 

>Warum sollte Shisara hier her zu dir kommen?< wandte sie sich an Ishizu.

„Wir wollten sie unbedingt kennen lernen, und sie sollte uns kennen lernen.“, antwortete Ishizu. „Und ich bin außerdem nicht mehr die Jüngste... Das ich älter, als alle anderen geworden bin, musste ja einen Grund haben, doch ich dachte immer nur, dass ich endlich die Mondkinder kennen lernen würde, ich endlich das alte Wissen weitergeben würde... doch dass eine neue Bewahrerin der Drachen geboren werden würde, damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Und dass dieses Treffen so groß ausfallen würde – damit auch nicht.“
 

Shizuka nickte. Ja, es waren schon besondere Zeiten, die sie gerade erlebten. Die Sterne hatten Drachen und Menschen wohl doch noch nicht aufgeben...

>Karim.< wandte sie sich an den Vater der kleinen Ishizu. >Wir werden es nicht zulassen, dass deinem kleinen Mädchen ein Leid geschieht. Sie ist so süß, und jetzt schon versteht meine Tochter sich prächtig mit ihr. Ich möchte dich bitten, die beiden kleinen Mädchen in Kontakt bleiben zu lassen.<
 

Karim war über so viel Höflichkeit und Fürsorge überrascht. Diesen Drachen schien an den Menschen tatsächlich etwas zu liegen.

„Warum tust du das? Warum greift ihr uns nicht an, zerstört unsere Dörfer, raubt unser Vieh und tötet uns?“ Das war genau das einzige Wissen über Drachen, mit dem er bisher aufgewachsen war. Ishizu war entsetzt, als sie erkannte, WIE ihr Enkel über Drachen dachte. Sie hatte geglaubt, dass er nicht an diese unsäglichen Vorurteile glaubte. Doch bevor Shizuka etwas antworten konnte, mischte sich Kisara ein.
 

>Karim, du solltest wissen, eigentlich sollten alle Menschen das wissen, es ist in einer Drachenkolonie nicht geduldet, dass Drachen so etwas tun. Menschen sind den Drachen ebenbürtig und somit keine Beutetiere, die gejagt, getötet und gefressen werden. Doch leider gibt es Drachen, die ihren Spaß daran haben Menschen zu quälen. Wird ein Drache dabei erwischt, wird er bestraft, und darf die Kolonie nicht mehr verlassen. Die ganze Kolonie jagt für seine Nahrung mit, doch setzt er sich darüber hinweg, töten ihn die Ältesten.< Sie wollte ihm nicht erzählen, dass sie befürchtete mit genau so einem Drachen verpaart zu sein...
 

>Wie du ja gehört hast, ist mein Sohn ein Mondkind.< konnte Shizuka endlich antworten. >Dafür, dass er sich zu Vollmond in einen Menschen verwandelt, wurde er aus der Kolonie ausgestoßen, und ich, als ich nach ihm suchen wollte, von meinem Gefährten. Früher waren mir die Menschen ziemlich egal, wir ließen sie in Ruhe und sie ließen uns in Ruhe, doch seit mein Sohn sich zum ersten Mal verwandelt hatte, hab ich mir schon so meine Gedanken über die Menschen gemacht, und wollte wissen, wie sie sind und leben. Genügt dir das als Antwort?<
 

Karim war erstaunt – dass Drachen genauso organisiert zu sein schienen, wie Menschen, war neu für ihn. Es ließ ihn die Drachen in einem ganz anderen Licht erscheinen...

„Und wie war es für dich, als du dich zum ersten Mal in einen Drachen verwandelt hast?“, wollte er nun von Seth wissen.

„Fürchterlich. Ich hatte es nicht mitbekommen, und alle hielten mich für das Monster, das mich getötet hatte, auch meine Eltern. Ich wurde aus meinem Dorf verjagt, niemand hörte mir zu, und auch meine Familie war ziemlich geschockt. Doch heute glaube ich, dass sie mich immer noch lieben, auch wenn es damals anders schien. Und irgendwann will ich mal meine Familie besuchen.“, antwortete Seth Karim.

„Hab ich dich richtig verstanden, du wurdest davon gejagt? Und wie alt warst du da?“, wollte Karim wissen. Er war einerseits entsetzt, was Seth betraf, doch andererseits konnte er die Dorfbewohner sehr gut verstehen... Er hätte nicht anders gehandelt...

„Der erste Neumond nach meinem 15.Geburtstag.“, antwortete Seth leise.

„Dann hattest du gewiss kein einfaches Leben.“, nickte Karim mitfühlend.
 

„Und dabei sollte es eine Ehre, ein Festtag für Drachen und Menschen sein, wenn sich einer der Ihren zum ersten Mal verwandelt.“, merkte Ishizu leise an.

„Doch Menschen und Drachen haben es vergessen, und so müssen die Mondkinder leiden.“

„Können Drachen und Menschen denn nicht wieder in Eintracht zusammenleben, und alle dieses Wissen wieder haben?“, wandte Yoko schüchtern ein. Sie war natürlich auch erst ziemlich erschrocken, als die Drachen plötzlich auftauchten, schließlich war sie mit dem gleichen ’Wissen’ über Drachen aufgewachsen, wie alle anderen Menschen, die sie kannte, auch. Doch wenn sie sich die kleine Gesellschaft hier betrachtete und das, was sie gerade so alles erfahren hatte, dann müsste es doch möglich sein...

„JA, das wäre schön.“, seufzte Yugi sehnsüchtig. Mit Drachen zusammen zu leben... ein Traum würde sich für ihn erfüllen.
 

„Das klingt zwar alles schön und gut, doch so weit ist es noch lange nicht.“, unterbrach Karim Yugis sehnsüchtiges Schwärmen. „Wir sind eben mal sieben Menschen und vier Drachen... es ist ein langer Weg bis dahin... Es müssen Drachen und Menschen davon überzeugt werden, dass nichts so ist, wie sie es annehmen. Wenn wir unsere Familien und engsten Freunde überzeugt bekommen, und sie es versuchen wollen, dann könnte es klappen... Doch legt lieber nicht zu viel Hoffnung in diese Sache hinein.“, warnte er mit einem Seitenblick auf die Kinder.

„Aber wenn wir nicht fest daran glauben und fest davon überzeugt sind, dass es gut ist, und gut gehen wird, dann klappt das nie...“, begehrte Yugi auf.

„Yugi hat schon recht, doch Karim aber auch.“, mischte Ishizu sich in das Gespräch der Beiden ein. „Es wird sehr schwer werden, die Menschen von der Ungefährlichkeit der Drachen zu überzeugen. Das wichtigste wird sein, die Dorfvorsteher und die Dorfältesten zu überzeugen... doch das will gut durchdacht sein, und darf auf keinen Fall überstürzt werden, denn dann geht es schief.“
 

Interessiert, erstaunt, neugierig und hoffnungsvoll hatten die Drachen der kleinen Diskussion gelauscht.

>Ich muss Karim und Ishizu vollkommen zustimmen, so einfach ist es nicht, und es wird auch nicht leicht werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es genügend Menschen und Drachen gibt, die sich darauf einlassen würden, doch die Gegner sind nicht zu unterschätzen... Was tausende von Jahren auseinander gewachsen ist, lässt sich nicht in einer Nacht zusammen fügen.< fügte Shizuka hinzu. >Es ist aber auf jeden Fall schon einmal ein Anfang, dass wir hier jetzt zusammen sitzen, wir sollten diese Gemeinschaft nicht zu schnell vergrößern. Wir müssen uns zu Beginn ganz genau überlegen, mit wem wir unser Wissen teilen können und mit wem nicht. Und wir sollten erst einmal damit anfangen uns regelmäßig zu treffen und uns erst einmal kennen zu lernen, bevor wir das von anderen erwarten können.<
 

Yugi schaute ziemlich enttäuscht, für ihn hätte sich am liebsten alles sofort ändern können... Tea drückte ihm aufmunternd die Hand.

„Yami und Anzu können wir es gewiss erzählen, sie werden uns nicht auslachen, da bin ich mir ganz sicher, und mit deiner Mutter kannst du bestimmt auch über Drachen reden. Du brauchst ihr ja nicht gleich davon zu erzählen, dass du welche kennen gelernt hast... Mit meinen Eltern wird das nicht so leicht...“, seufzte sie.

„Mit deinem Vater rede auch besser ich.“, mischte sich Ishizu wieder ein, „er ist der Dorfvorsteher und muss immer an das ganze Dorf denken.“
 

Schließlich klatsche Ishizu in ihre Hände:

„So, Kinder, nun haben wir genug geredet, es wird Zeit ans Essen zu denken. Yugi und Tea – ihr sammelt Holz... Karim, du und Seth ihr holt Wasser vom See... Ob ihr wohl für uns ein paar Fische fangen könntet?“, wandte sie sich an die Drachen. Diese nickten nur und flogen auch gleich davon. Und auch die anderen Angesprochenen machten sich daran, Ishizus Befehlen Folge zu leisten.

„Und ich?“, wollte Yoko wissen.
 

„Du kümmerst dich um dein Kind, und kannst mir anschließend beim Gemüse helfen.“, antwortete ihr Ishizu freundlich.

Insgesamt war ihr ein Stein vom Herzen gefallen, sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, wie ihr Enkel über das zusammen treffen mit den Drachen denken würde, doch er war bereit dem Ganzen eine Chance zu geben, und somit hatten sie einen wichtigen Verbündeten auf ihrer Seite, denn Yugi zählte noch nicht, und Seth war der Betroffene. Sie hatten den ganzen Sommer über Zeit, und wenn sie Glück hatten, konnte sie schon zu Herbstfest eine kleine Zusammenkunft arrangieren.
 

Seth und Karim waren die ersten, die mit den geforderten Dingen wieder bei Ishizu eintrafen, gefolgt von Yugi und Tea, die Holz für das Feuer brachten. Sie halfen den Kindern das Feuer zu entfachen und machten sich noch einmal auf in den Wald und schauten, ob sie nicht noch ein paar Kaninchen erlegen könnten. Karim warf hin und wieder einen Seitenblick zu Seth, doch ein Gespräch wollte zwischen den beiden Männern nicht so recht aufkommen. Trotzdem konnten sie recht gut mit einander umgehen, und Karim erkannte erstaunt, dass Seth einen sehr guten Lehrmeister gehabt haben musste. Mit vier Kaninchen auf dem Rücken machten sie sich zurück zum Lager.
 

„Vermisst du deine Familie denn nicht?“, erkundigte Karim sich vorsichtig bei Seth.

„Am Anfang schon, doch jetzt nicht mehr, jetzt habe ich ja Jono.“, kam die zu schnelle Antwort von Seth.

„Das glaub ich dir nicht ganz.“, meinte Karim nach einem nachdenklichen Seitenblick zu Seth. „Erzähl mir doch von deiner Familie.“

Seth schaute Karim erst etwas irritiert an, doch dann begann er zuerst zögernd von seiner Familie zu erzählen. Karim schien sich wirklich für seine Familie zu interessieren, und so kamen die Beiden ins Gespräch vertieft wieder beim Lager an.
 

Inzwischen waren die Frauen dabei die Fische auszunehmen und fürs Braten vorzubereiten, die Drachenweibchen schauten dem ganzen interessiert zu, nur Jono blickte immer wieder sehnsüchtig zum Wald und kümmerte sich nur halbherzig um Yugi, der sich zu ihm gesellt hatte.

Als Seth mit Karim zusammen aus dem Wald hervortrat, leuchteten Jonos Augen auf und er erhob sich leicht und wollte ihm schon entgegen eilen, als ihm erst die Anwesenheit Yugis bewusst wurde.

>Könnt ihr einen von den kleineren Fischen nicht ins Feuer legen?<, bat er Ishizu höflich. Jono hatte so eine Idee...

„Ja, das ist möglich.“, antwortete Ishizu, „Aber weshalb?“, wollte sie wissen.

>Ich möchte einem kleinen Drachenfreund eine Freude machen.< erklärte Jono lächelnd und wandte sich nun an Yugi. >Du, Yugi, ich könnte einen geraden Stock gebrauchen, könntest du mir wohl einen besorgen?<

„Aber sicher doch.“, sprang Yugi hocherfreut auf und rannte zum Waldrand, um entsprechendes zu suchen.
 

„Wo ist denn Yugi gerade so eilfertig hingerannt?“, erkundigte Seth sich lächelnd, als er sich neben Jono setzte.

>Ich hab ihn um einen Stock gebeten.< antwortete Jono ebenfalls lächelnd.

„Dann ist der Fisch also für ihn, den ich dir mitnehmen sollte?“, meinte Seth immer noch lächelnd.

>Ja, ich will ihm eine Freude damit machen.< bejahte Jono. >Und außerdem den anderen zeigen, wie sich Drachen und Menschen gegenseitig unterstützen können.<

„Das ist eine großartige Idee.“, lobte Seth seinen Freund und schmiegte sich an ihn. Karim beobachtete diesen vertrauten Umgang von Mensch und Drache mit gemischten Gefühlen. Er könnte nie so eng mit einem Tier befreundet sein, aber der Drache war hin und wieder ein Mensch... und der Mensch hin und wieder ein Drache... da konnten solche Bindungen wohl doch entstehen, entschied Karim für sich.
 

„Ich hab einen!“, kam Yugi laut rufend vom Waldrand auf Jono zu gerannt und erschreckte damit das Baby, dass sofort zu weinen anfing, da es bis eben relativ ruhig gewesen war. Sofort waren Shisara, Tea und Yoko bei der Kleinen, um sie zu trösten. Yoko gab sich einen Ruck, und ließ den beiden Anderen den Vortritt, und wollte sehen, wie sie die kleine Ishizu trösten wollten. Tea nahm sie vorsichtig auf den Arm und Shisara pustete ihr ganz leicht ins Gesicht – und ihre Kleine hörte auf zu weinen... Yoko entschied, dass sie die drei Mädchen ruhig alleine lassen konnte, denn dass sie sich auf Tea verlassen konnte, hatte diese ihr schon bewiesen. Also ging sie zurück zu Ishizu ans Feuer und nahm ihre Arbeit an dem Kaninchen wieder auf.

Interessiert schauten sie Seth und Yugi dabei zu, wie sie den Fisch mit dem Stock aufspießten, und waren erstaunt, als Yugi sich mit dem Fisch neben Jono stellte und Jono mit seiner Flamme den Fisch briet. So ging es also auch, dachte Karim verblüfft, und kam nicht umhin, dies als sehr praktisch zu empfinden.
 

Als die Kaninchen fertig gehäutet, ausgenommen und in einen Kräutermantel gehüllt waren, war auch der Fisch fertig gebraten. Ishizu holte den Fisch aus dem Feuer und legte die Kaninchen in die Glut, damit auch sie garen konnten. Die Menschen bekamen jeder einen Fisch und die Drachen legten sich sittsam daneben. Die Drachen waren bereits gesättigt, sie hatten sich vorhin beim Fischen satt gefressen, nur Shisara stürzte sich mit Begeisterung auf die Innereien, die sie noch zum Fressen bekam. Die Kaninchenhäute behielt Yoko für sich, daraus wollte sie für die kleine Ishizu Winterkleidung machen.
 

Eine wohltuende Stille breitete sich im Lager am See aus, nur unterbrochen von dem Glucksen des Babys, das mit seinen Fingern spielte. Menschen und Drachen hingen ihren Gedanken nach, und selbst Shisara verspürte keinen Drang, ihnen zu lauschen. Wenn, dann ’unterhielt’ sie sich am liebsten mit der Jüngsten der Bewahrerinnen. Nichts war mehr von der Anspannung zu spüren, die noch um die Mittagszeit hier herrschte und so genossen die sieben Menschen und die vier Drachen diese friedliche Abendstunde am See.

Karim hatte keine Bedenken mehr, als sich die vier Drachen in der Nähe des Lagers eine Schlafstatt suchten, und so legten sich alle nach Sonnenuntergang schlafen. Nach einem gemeinsamen Frühstück machten sich die drei Drachenweibchen wieder auf den Weg zurück zu ihrer Höhle, aber nicht ohne Ishizu zu versprechen, dass sie am Tag nach dem nächsten Neumond wieder vorbeikommen würden. Das gleiche Versprechen nahm Ishizu auch Seth und Jono ab, als sie sich verabschiedeten, um zu ihrem Tal zurück zu fliegen, und auch Karim versprach, an diesem Tag mit seiner kleinen Familie wieder da zu sein.
 

Ishizu wollte wie jedes Jahr den Sommer an diesem See verbringen, und überlegte sich, dass es wohl nett wäre, wenn Yugi und Tea ihr Gesellschaft leisten würden. Sie könnte sie viele Dinge lehren, und wenn Yami und Anzu, oder Solomon vorbeikämen, um sie zu besuchen, dann konnte man ganz unverfänglich das Gespräch auf die Drachen bringen. Ishizu wusste genau, wenn sie Solomon überzeugt bekäme, dann würden die anderen Dorfvorsteher auch nachziehen, und dann konnte man die Menschen, die in diesem Waldgebiet zu Hause waren, davon überzeugen, dass Menschen und Drachen gemeinsam miteinander leben konnten.
 

~~~
 

Gozaburo war heilfroh endlich den Fängen des Ältesten entkommen zu sein. Auch wenn er nun als Erwachsener galt, während des Fluges fühlte er sich immer mehr wie der Jungdrache, der damals vom Ältesten eine Standpauke zu hören bekam. Als er die Bergkette im Westen erreicht hatte, machte er sich erst einmal auf die Suche nach etwas fressbarem... doch er war nicht von Erfolg gekrönt, er konnte nur zwei Kaninchen erlegen, doch die stopften gerade Mal die Lücken zwischen seinen Zähnen. Um satt zu werden, hätte er zwei stattliche Hirsche gebrauchen können...

Es war ja so einfach gewesen, sich bei den Menschen satt zu fressen... und auch sonst jagten sie meist zu dritt, und darin waren sie richtig geschickt, doch diese Gegend hier, war mit Wild wohl nicht so reichlich gesegnet. Unzufrieden suchte Gozaburo sich einen Platz zum Ausruhen. Er war am zweifeln, was er jetzt tun sollte, zurück zur Kolonie fliegen, und das Fehlen seiner Gefährtin melden um anschließend offiziell nach ihr suchen zu können... oder gleich weiter zu fliegen...
 

Nein, offiziell würde er sie nicht alleine suchen können, es würden gewiss andere Männchen ihn begleiten wollen, und dann konnte er seine Gefährtin nicht so zurechtweisen, wie sie es seiner Meinung nach verdiente... und sie verdiente eine besonders heftige und strenge Zurechtweisung, so wie er sich gerade fühlte, da konnte er keine Zeugen bei gebrauchen... Sie würde ihn nie wieder der Lächerlichkeit preisgeben, dafür würde er sorgen...

Also flog er weiter Richtung Westen, hungrig und missgelaunt, und weit und breit war kein weißes Blauaugenweibchen zu sehen. Als die Sonne am Untergehen war konnte er in der Ferne einen Wald mit einem See drin ausmachen, und entschied sich dafür, dort seine Nacht zu verbringen. Zu seinem Glück war der See gut mit Fischen bestückt, und so konnte er einigermaßen gesättigt am Ufer des Sees einschlafen.
 

Am nächsten Morgen lachte ihm das Glück, wie es schien, denn ein Rudel Rehe kam an den See zum tränken, und ehe es sich versah, hatte er auch schon zwei davon erledigt. Gesättigt und zufrieden hob er vom Boden ab und erkundete seine Umgebung, doch einen Drachen konnte er nicht finden. Den kleinen Hügel inmitten des Waldes beachtete er nicht, sondern wandte sein Augenmerk weiter westwärts. Doch er hätte gut daran getan, denn zwei rote Augen beobachteten sein Tun mit ziemlichen Misstrauen und folgten ihm, sobald sie sich sicher sein konnten, nicht entdeckt zu werden.

Gozaburo näherte sich immer mehr der Kolonie der schwarzen Rotaugen und er hatte gerade eben frech beschlossen, dort landen zu wollen, als unvermittelt fünf starke Männchen hinter ihm auftauchten, und ihm unmissverständlich klar machten, dass seine Anwesenheit hier weder erwünscht, noch geduldet wäre. Gozaburo konnte nicht anders, er musste nach Osten abdrehen, und den Weg zurückfliegen, den er gekommen war... und lange waren die fünf Männchen hinter ihm seine Begleiter...
 

Wütend und enttäuscht kehrte er in seine Kolonie und in seine Höhle zurück, wo er schon besorgt erwartet wurde. Der Älteste und seine Gefährtin warteten auf ihn und überbrachten ihm die Nachricht, dass Kisara, seine Gefährtin seit dem gestrigen Tag verschwunden wäre und auch zur Nacht nicht in die Höhle zurückgekommen wäre. ‚Sie ist sogar schon eine Nacht länger weg.’, dachte Gozaburo grimmig, doch er schaute sie nur entsetzt an. (An ihm war doch ein guter Schauspieler verloren gegangen, fand Gozaburo) Er hätte sich auf der Suche nach aufgebrachten Menschen ein wenig verflogen, gestand Gozaburo verschämt, und es deswegen nicht rechtzeitig zur Nacht in die Höhle zurückgeschafft.

Die Gefährtin des Ältesten hatte Kisara besuchen wollen, um mit ihr über das Ei und das Junge in ihrem Bauch zu reden, und konnte sie nirgendwo finden. Und da sei erst allen aufgefallen, dass sie niemand gesehen hätte, auch gestern nicht. Die meisten Männchen wären schon auf der Suche nach ihr, nur der Älteste und einige andere warteten auf ihn, um sich mit ihm auf die Suche nach seiner Gefährtin zu machen.
 

Eine leichte Genugtuung durchzog Gozaburo, doch wandelte sich diese schnell in Unwillen, den er aber nicht zeigte, denn die gesamte Suchaktion streckte sich nach Süden und Osten aus. Und er konnte keinen davon überzeugen Richtung Westen zu fliegen, denn westlich und nördlich von ihnen lebten keine Menschen, und die ganze Kolonie ging davon aus, dass sie einem Menschenanschlag zum Opfer gefallen wäre.
 

~~~
 

Katsuya hatte nur seine kleine Familie besuchen wollen, und war erstaunt, die Höhle verlassen vorgefunden zu haben. Er stillte seinen Hunger und beschloss in der Höhle zu warten, denn er ging davon aus, dass Shizuka und Shisara zur Nacht zurückkommen würden. Etwas verwirrt war er über den neuen Geruch, den er in der Höhle wahrnehmen konnte, doch ihn wunderte bei seiner Schwester so langsam nichts mehr...

Als die Beiden bis zum Sonnenuntergang noch nicht da waren, begann er sich langsam Sorgen zu machen, und er wollte sich schon erleichtert aus der Höhle begeben, als er endlich das erwartete Flügelschlagen hörte. Doch wie war er erstaunt, als sich die Flügelschläge wieder von der Höhle entfernten, und er das Platschen im See vernehmen konnte, dass ihm deutlich zeigte, dass zu später Stunde noch ein Drache fischen ging. Katsuya konnte nichts richtiges mehr erkennen, doch erschien es ihm, als würde etwas Weißes durch die Bäume leuchten.
 

Am Morgen hatte er seine Bestätigung, ein weißer Blauaugendrache, ein Männchen wie es schien, kreiste über den Wald und schien etwas zu suchen. Katsuya hatte so seine Vermutung, wer das sein könnte, und beschloss den Eindringling, der er auf jeden Fall auch war, gut ihm Auge zu behalten. Zu seinem Glück hatte der Weiße die Höhle, in der er saß nicht bemerkt...

Als der Weiße sich der Kolonie näherte, sah Katsuya mit Erstaunen, dass sich ihm der Älteste und noch drei andere Männchen dem Fremden entgegenstellten, und er schloss sich ihnen an. Gemeinsam vertrieben sie ihn aus ihrem Hoheitsgebiet, zurück in das Gebiet der weißen Blauaugendrachen. In Zukunft würden immer einige Männchen Patrouille fliegen, um den Weißen deutlich zu machen, dass sie in ihrem eigenen Territorium zu bleiben hätten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  jyorie
2014-09-03T07:33:58+00:00 03.09.2014 09:33
Hey (。・ω・。)

ich freu mich sehr für Kisara, das sie jetzt bei ihrem
eigentlichen Partner ist und sich sogar beide nacheinander
gesehnt haben, das ist wirklich schön. Ich denke auch das
er Kisara verteidigen kann.

CuCu Jyorie

Von:  Schreiberling
2008-09-17T12:08:30+00:00 17.09.2008 14:08
Hallo Drachenlady^^

Jetzt hab ich diesen Teil ebenfalls gelesen und es freut mich riesig, dass sogar Karim bereit ist etwas für die Versöhnung zwischen Drachen und Menschen zu tun.
Yoko ist ja ein schüchternes Ding, aber ich finde sie total lieb und süß. es ist echt nett von ihr das Kleine fremden Leuten anzuvertrauen, aber gerade solche Menschen können oft sehr stark sein. Sie ist genau die richtige Vertreterin der mütterlichen Menschen. Hört sich komisch an, empfinde ich aber so.
Blauaugendarchen müssen draußen bleiben. HIHI
Am besten geht Shisaras Mama einfach bei den Rotaugen versteckt. Allerdings hab ich Angst, dass es da so eine Art Krieg oder zumindest einen riesen Konflikt geben wird.
Noch ist alles so friedlich bei dir, aber das könnte auch die Ruhe vor dem Sturm sein.
Also die FF war wieder toll.
Ich freu mich schon auf den nächsten Teil.

P.S.: Ich wünsche mir endlich das Kapi, wo Seth zurück nach Hause geht und freu mich schon sooooooooo doll drauf.^^

VLG
deine Tastentante HIHI
Von:  soraya-solan
2008-09-09T11:35:00+00:00 09.09.2008 13:35
Hallo,

ich muss zu meiner schande gestehen das ich erst beim lesen festgestellt habe,
dass ich doch wirklich die letzten 2 Kapitel nicht mitgekriegt habe.
*Asche auf mein Haupt*
So hab ich sie jetzt mit einem mal gelesen.
Und deine Kapitel sind wie immer wunderschön!

Es ist schön zu sehen,
das Menschen und Drachen Freunde sind.
Und vor allem das sie dank der Pflanze auch mit einander reden können.

Jetzt haben sich also auch die Schwestern des Bundes kennen gelernt.
Und wie es aussieht verstehen sie sich von Anfang an sehr gut.
Zwischen ihnen besteht halt auch diese innige Verbindung wie zwischen Seth und Jono.
Ich schätze mal diese Verbindung wird in Zukunft noch sehr wichtig werden.
Ob sie ihr Ziel schaffen?
Ich drücke ihnen die Daumen,
denn es wäre zu schön wenn Menschen und Drachen wieder Freunde wären.

Oh da haben unsere Drachen ja Glück gehabt.
Wären sie in der Höhle gewesen,
hätte Gozaburo sie bestimmt entdeckt.
Und dann wäre es sehr gefährlich geworden.
Ob es irgendwann raus kommt?
Das was Gozaburo so treibt.
Wenn ja, wird es dann eine Partnerschaft der Kolonien geben.
Denn ich kann mir vorstellen das Katsuya gern mit Shizuka zusammen kommen will.

Bin gespannt wie es weiter geht.
Und das nächste Kapitel verpass ich dann nicht, versprochen.

VLG deine SS

Von:  CuddlyKitty
2008-09-09T10:46:22+00:00 09.09.2008 12:46
hi
endlich geht es weiter ^^
du kannst einfach toll schreiben ich hoffe es kommen noch viele kapis dazu
lg

wish
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2008-09-09T00:03:51+00:00 09.09.2008 02:03
Schönes Kapi mal wider *smilie*
Wirklich schön zu sehen das die kleine Truppe aus Menschen und Drachen sich verstehen *lächel* so solte das ja auch sein (^-^)
Oh weh und mit Gozaburo kommt sicherlich noch eine Menge ärger auf sie zu (<.<)
Bin mal gespannt wie es weiter geht bei deiner Geilen FF also immer schön fleißig sein *knuddel*

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^-~)/
Von:  Firesplash
2008-09-08T22:00:54+00:00 09.09.2008 00:00
hui ein neues Kapitel! *freu*

Und das war wieder sehr schön ^^ Es ist schön zu sehen, dass sich die kleine Gruppe an Menschen und Drachen doch so gut versteht. Ich hoffe sie können auch nach und nach andere überzeugen. Das wäre sicher schön. Und für Jono und Seth dann doch sicherlich auch schöner.

Dieser Gozaburo wird sicherlich auch noch so einigen Ärger bereiten. Er wirkt jedenfalls so >.<

Bin shcon gespannt, wie es weitergeht ^^
Von:  night-blue-dragon
2008-09-08T19:50:37+00:00 08.09.2008 21:50
Hallo,

nach langer Zeit wieder ein sehr schönes Kapitel.

Karim legt seine Bedenken gegenüber den Drachen ab, lernt sie
ein bisschen besser kennen.
Ein sehr wichtiger Schritt. Die kleine Gruppe hat sich wirklich
sehr viel vorgenommen....Menschen und Drachen wieder einander näher
zu bringen. Eine fast unlösbare Aufgabe.

Dazu kommt Gouzaboro, der alles zu nichte machen könnte oder,
unbeabsichtig, die Annäherung beider Spezies fördert.

Mir bleibt nichts anderes übrig als geduldig auf die Fortsetzung
zu warten. *seufz*

Bis zum nächsten Kapitel

glg deine night-blue-dragon


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