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Mitternachtsrose

es war bei Mitternacht...
von

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Onyx

Kapitel 4.
 

Seufzend lies er sich auf einem großen, braunen, ledernen Sofa sinken, welches den größten Teil des Wohnzimmers seiner Gastgeberin einnahm. Diese trat kurze Zeit später mit einer großen Kanne Kaffee herein. Ihr Nachthemd hatte sie gegen einen schwarzen Pulli und eine Jeans ausgetauscht. „Kaffee Schwarz, wie immer?“, fragte sie grinsend. Duncan nickte leicht und genoss das wunderbare Aroma des Kaffees. Er schloss genüsslich die Augen und ließ sich in das Sofa sinken. „Du machst immer noch den besten Kaffee, Tami.“ Sie lachte hell. „Irgendwie muss ich dich doch dazu bekommen das du mich mal besuchst Duncan.“ Er musterte sie mit weichem Gesicht. „Scheint wohl so.“

„Du wolltest etwas über Annabelle wissen?“ Duncan stellte den Kaffee beiseite und sah sie ernst an. „Du kennst sie?“ Tamara schnaubte verächtlich „Natürlich kenn ich sie. Annabelle ist legendär. Sie ist ohne Zweifel die beste weit und breit. Es wundert mich ernsthaft, dass du noch nichts von ihr gehört hast. Aber mal was ganz anderes, warum willst du etwas über sie wissen?“ „Ich habe sie vor gut zwei Tagen in der Manisson Street getroffen.“ „Dein Jagdgebiet“, stellte Tamara nüchtern fest. Duncan nickte leicht, er schien in seinen Gedanken zu versinken. „Und weiter?“ stocherte sie nach.

Er schreckte auf, denn er hatte Tamaras Anwesenheit vollkommen vergessen. Er musste sich unbedingt beherrschen. Also holte er tief Luft und fuhr fort. „Es ist genau wie du es sagst. Die Manisson Street ist mein Jagdgebiet. Sie wunderten sich wohl über die Erkenntnis, dass ich meine Opfer nie angriff und wollten kontrollieren, was es damit auf sich hatte. Na ja jedenfalls sollte Ann das herausfinden und…“ „Stopp!“ Tamara fuhr dazwischen. „Warum haben sie Annabelle auf dich angesetzt? Duncan, Annabelle ist ein Profi! Sie hat es bei Gott nicht nötig, dass sie solche Aufträge erledigt, es gibt überhaupt keinen Grund dazu. War sie allein?“ „Nein, sie hatte einen jungen Mann bei sich. Er war groß und hatte blonde Haare, sowie mausgraue Augen, wenn ich mich recht erinnere.“ Tamaras Augen weiteten sich. „Aber ihr Partner hat braune Haare und ist fast ein mexikanischer Typ! Die beiden waren unzertrennlich und unsterblich ineinander verliebt. Schon deswegen hätte sie solche Aufträge nicht annehmen können. Es heißt er hätte jeden sofort getötet der es auch nur wagte sie anzusehen!“ „Aber ich schwöre, dass der Typ blond war. Ich hab ihn doch gesehen, obwohl er mich schon angesehen hat als würde er mich am liebsten umbringen. Dennoch, ich hatte nicht das Gefühl, dass sie einen Freund hatte.“

Tamara verzog gereizt das Gesicht. „Hat sie sich etwa so überzeugend an dich rangeschmissen?“ Ihre Stimme war nicht viel mehr als ein Knurren. Duncan seufzte genervt. „Tamara, du weißt doch, dass ich nichts außer Freundschaft für dich empfinden kann. Wie oft soll ich dir das noch erklären?“ Sie senkte gekränkt den Kopf. „Ich finde es schon schlimm genug dass ich ertragen muss dass du mit all diesen Frauen schläfst und dich mir verweigerst, aber dass du dich jetzt auch nur zu einer Jägerin hingezogen fühlst, das macht mich fertig.“

Duncan hob empört seine Hände. „Ich fühle mich nicht zu ihr hingezogen, ich finde sie nur interessant.“ Sie lächelte traurig. „Das kommt auf dasselbe heraus, mein Lieber. Außerdem ist dein Verhalten so was von offensichtlich, dass es schon fast witzig ist. Ausgerechnet du! Ich muss zugeben ich habe schon oft gehört, dass sich ihr viele meiner Mitstreiter vollkommen ergeben fühlen. Sie beten sie gerade zu an. Aber du, du hast dich nie ernsthaft für eine Frau interessiert. Der einzige Zweck, den sie für dich haben, ist dass ihr Körper dich von deinem Verlangen nach Blut ablenkt. Und jetzt verguckst ausgerechnet du dich in eine Jägerin.“ Wütend sprang er auf. „Ich habe mich nicht in sie verguckt! So ein Blödsinn! Vielleicht finde ich sie anziehend, ja! Vielleicht finde ich sie auch anziehender als andere Frauen, aber ich habe mich nicht in sie verliebt!“ seine Stimme bebte, er zitterte am ganzen Körper und genau in diesem Moment wurden ihm bewusst das er sich selbst belog. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank er auf das Sofa zurück und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
 

Tamara lächelte traurig. „Zumindest muss ich dir die Wahrheit nicht selbst erklären, aber es ist unmöglich, dass du ihr Herz gewinnst. Selbst wenn sie für dich genauso empfindet, sie wäre viel zu stur um sich dies einzugestehen.“

Duncan blickte sein Gegenüber vollkommen verloren an. Er war mit seinem Latein am Ende. Er fühlte sich so verloren ohne seine Ann. Es graute ihm vor sich selbst. „Und was soll ich jetzt machen?“ „Das fragst du ausgerechnet mich? Du weißt, wie sehr ich dich liebe und du fragst mich, wie du ihr Herz gewinnen kannst?“ ihre Stimme brach.

Duncan atmete tief. „Es tut mir leid.“ „Schreib ihr, lass dir was einfallen! Du bist sonst so poetisch, streng deinen Kopf an und verschwinde und komm nicht zurück bevor du es geschafft hast, ihr Herz zu gewinnen!“ Tamara zeigte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Tür. Sie zitterte am ganzen Körper und wenn sie hätte weinen können, wäre sie wohl in einen endlosen Strom von Tränen ausgebrochen. „Tamara ich…“ „Verschwinde! Sofort! Mach, dass du wegkommst!“ Ihre Stimme war schrill und einige Oktaven höher als es normale, menschlich Ohren ertragen hätten. Mit einem letzten Blick auf Tamara verließ Duncan die Wohnung und machte sich auf den Weg nach Hause.
 

Ann lehnte sich seufzend gegen ihren Spint. Sie war erschöpft und vollkommen ausgemergelt. Die Gedanken an Duncan hielten sie schon seit Nächten wach. Sie konnte sich nicht mehr vormachen, dass sie nichts für ihn empfand, dazu sehnte sie sich viel zu sehr nach ihm. Sie schloss die Augen, sie musste sich konzentrieren, denn sie würde in wenigen Minuten auf einen neuen Karatekurs treffen. Es gab nichts Stressigeres für eine an Fortgeschrittenenkurse gewöhnte Karatelehrerin. Sie streckte sich ein letztes Mal und machte sich auf den Weg.

Kaum in bei ihrem Kurs angekommen hätte sie am liebsten wieder kehrt gemacht. Diese Blondine, die sich nicht weit von ihr entfernt angeregt mit einem jungen Mann unterhielt, hätte sie unter tausenden erkannt. Sie war groß und hatte schier unendlich lange Beine, ihre lange Haarpracht hatte sie mit einem legeren Pferdeschwanz gebändigt. Es war offensichtlich, dass sie am Karatekurs keinesfalls teilnahm, um Selbstverteidigung zu lernen. Ihr pinkfarbenes Top mit großem V-Ausschnitt gewährte mehr als nur einen ziemlich großen Einblick , ihren perfekt geformten Hintern hatte sie in eine hautenge, weiße Trainingshose gezwängt, welche bis kurz über die Knie ging und die Art und Weise, wie sie den Mann ansah, machten den Eindruck eines ausgehungerten Löwen auf Raubzug. Ann seufzte tief und eröffnete den Kurs. Mit ihrer kräftigen Stimme verschaffte sie sich Gehör. „Willkommen zum neuen Karate Crashkurs an der Melling Sportschule. Es freut mich, Sie hier begrüßen zu dürfen. Heute fangen wir mit leichteren Übungen an, also machen Sie sich keine Sorgen.“ Sie lächelte ihre neuen Schüler aufmunternd an und begann die Stunde.
 

Mit einem großen, weißen Handtuch wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht. Die ersten Stunden waren immer besonders anstrengend, da man alles in Alleinarbeit erstellen und vorführen musste, kaum einer der Schüler hatte Lust, mit zu machen. Was auf eine gewisse Weise auch durchaus verständlich war.
 

Eine Bewegung hinter ihr ließ sie zusammen fahren. Blitzschnell wandte sie sich um. Die Blondine, die nun vor ihr stand, zuckte erschrocken zusammen. Es war Duncans Begleitung ihrer schicksalhaften ersten Begegnung.

„Ähm, meine Name ist Maria“, begann sie zögerlich. Ann nickte und forderte sie zum fortfahren auf. „Ich wollte Sie bitten, Duncan einen schönen Gruß von mir zu bestellen.“ Ann blickte sie perplex an. „Wieso kommen sie damit zu mir? Was soll ich mit Duncan zu tun haben?“

Maria blickte sie verwirrt an. „Ich bin davon ausgegangen, dass Sie beiden ein Paar sind. Nach Ihrer letzten Begegnung hätte das wohl jeder erwarten. Immerhin schien Duncan Verhaltenswandel ein eindeutiges Zeichen dafür.“ „Verhaltenswandel?“ Ann befürchtete Schlimmes und ihre Stimme war schrill. „Nun ja, er trifft sich mit niemand mehr. Wissen Sie, Duncan ist ein richtiger Weiberheld gewesen, es war keinesfalls unnormal, wenn er jeden Tag in der Woche eine andere Frau hatte. Viele Frauen kamen sogar nur in den Club um die Chance zu bekommen, von Duncan eventuell auserwählt zu werden, die Nacht mit ihm zu verbringen. Er soll einfach unglaublich im Bett sein, wenn sie verstehen, was ich meine.“ Sie schenkte Ann einen durchdringenden Blick. Ann schluckte und wies sie mit einem Handzeichen an fortzufahren. „Nun ja, kurz nach Ihren Begegnung, ungefähr eine halbe Woche, hatte er sogar noch mehr Frauen und dann ganz plötzlich traf er sich mit niemanden mehr. Es ist als würde er gar nicht mehr existieren, er war seit über einer Woche nicht mehr im Club, darum nahm ich an, dass sich zwischen ihnen etwas entwickelt hatte", schloss sie ihren Bericht.

„Ich muss Sie enttäuschen, zwischen mir und Duncan ist nichts, tatsächlich habe ich ihn seit diesem einen mal im Club nicht mehr gesehen.“ „Hoffentlich geht es ihm gut, ich werde ihn einfach mal in seiner Wohnung besuchen. Ich machte mir wirklich Sorgen!“ Mit diesem Worten verließ sie den Raum. Ann blickte ihr verwirrt hinterher. Diese Frau hatte angenommen, dass sie und Duncan ein Paar wären! Sie spürte ein starkes Kribbeln in der Magengegend, als sie diese Möglichkeit in Betracht zog. Energisch schüttelte sie den Kopf, an so etwas durfte sie nicht einmal denken.
 

Sie wollte ihren Arbeitsplatz gerade verlassen, als eine der Empfangsdamen auf sie zukam. „Ann warte, es wurden Blumen für dich abgegeben.“ Erschrocken blickte Ann auf den mächtigen Rosenstrauß in ihren Händen. „Der ist für mich?“ Die Empfangsdame nickte und Ann nahm ihn entgegen. Es war ein unglaublich schöner Strauß und der Duft, der von ihm ausging, war exquisit. Ann sog ihn in sich auf und schloss die Augen. Er erinnerte sie an etwas, nur an was?

Erst jetzt fiel ihr ein kleiner, goldener Umschlag inmitten von Rot auf. Neugierig zog sie ihn heraus und öffnetet ihn erwartungsvoll. Sie zog ein beigefarbenes, sehr teuer wirkendes Pergament daraus. Es war mit Rosen in allen erdenklichen Rot-Tönen verziert. Was ihre Aufmerksamkeit aber am meisten fesselte, war die schwungvollen Handschrift, mit der eine Nachricht für sie auf das Pergament gebracht war.
 

„Diese Rosen sind für dich, Ann,

denn auch du bist eine Rose,

noch wunderbarer als diese hier.

So unbeschreiblich schön,

so unbeschreiblich gefährlich…

Unbeschreiblich in Bezug auf alle Dinge.
 

Wärst du doch meine Rose.

Meine ganz allein.

Meine atemberaubende Rose.
 

Mein, für immer mein……

……Onyx“
 

Verblüfft blickte sie auf die Nachricht, ihre Wangen glühten und ihr Herz schlug schnell. Sie schluckte schwer und betrachtete sich den Brief erneut. Onyx, wer sollte das sein?

Sie kannte keinen Onyx. Ihrer Meinung nach war ein Onyx ein Schmuckstein. Der Onyx stand im Tierkreis für den Steinbock. Sollte sie durch diesen Namen auf eine bestimmte Person kommen? Oder sollte der Text sie zu dieser führen? Sie hatte keine Ahnung. Nur eins war ihr klar, wenn es ein Mann war, der ihr dies geschrieben hatte, und davon ging sie aus, dann war dieser Mann wohl der Traum alle Frauen. Er weckte bei Ann die Gedanken an einen unglaublichen Romantiker, der sie Liebe in all ihren Farben schillern sah. Ein Mann, der den Starken beschützter spielte und ebenso starke Besitzergefühle ausstrahlte, ein Mann der eine Frau auf Händen tragen würde, der für sie ins Feuer sprang, ein Mann der immer für sie da war.

Ann schnaubte. So einen Mann gab es nicht, nicht mehr im jetzigen Jahrhundert.
 

Wie zur Bestätigung trat Jonathan herein, ebenfalls einen Strauß rote Rosen in der Hand. Erschrocken blickte er sie an als er sah dass sie schon einen in der Hand hielt. Einen der nicht nur weitaus mächtiger war, sondern auch weitaus schöner!



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-06-09T19:41:37+00:00 09.06.2008 21:41
Ich hab mein Versprechen gehalten und jetzt auch deine FF gelesen.

Sie ist einfach unfassbar gut geschrieben Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen^^
Schreib schnell weiter, ja

Irgendwie erinnert mich der Jonathan an Jacob. Ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil er sie Ann einfach geküsst hat. Erinnert mich an ne Szene im dritten Buch *grins*
(Ja ich weiß. Immer muss ich alles mit den Büchern in verbindung bringen *schäm*)
Von:  Scissors
2008-04-13T17:08:40+00:00 13.04.2008 19:08
Sry, dass mein Kommi so spät kommt, aber du hast mir keine ENS geschickt *schulter zuck*
Na ja, das war auf jeden Fall wieder ein cooles Kappi!
Schreib schnell weiter und schick mir dieses Mal bitte eine ENS, jaaa???
Also bis denne, be bye ^_^

LG
Deine Undyingangel -^~^-
Von: abgemeldet
2008-04-06T16:40:10+00:00 06.04.2008 18:40
zumindest sind die beiden sich im klaren, dass sie verliebt sind
ein bisschen mitleid hab ich ja schon mit jonathan aber trotzdem kam grad etwas diebische freude in mir auf als er reinkam
muahahaaa
*hüstel*

schreib schnell weiter^^
Von:  myrys84
2008-04-01T16:58:31+00:00 01.04.2008 18:58
Das is ja schon on. Ging ja fix. ^^

Schönes Kapi. Wird bestimmt noch interessant, wenn erst mal die richtigen Hammer-Gedichte kommen. XD
Auf die bin ich ja mal gespannt.

Ach ja, und ich liiiebe es, wenn der arme Jonathan den Kürzeren zieht. :P


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