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Moonflower

von

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Knospe

Der Wald war dunkel und kalt, wie schon oft in den letzten Winternächten. Ich rannte so schnell ich konnte, wobei ich stolperte und mein Kleid sich öfter in den krummen und wie Finger geformten Ästen verfing und auseinander riss. Ich achtete nicht weiter darauf. Das wichtigste war von ihm weg zu kommen. Ihn weit, weit hinter mir zu lassen. Ich hörte seine Rufe noch hinter mit, wie er mir mit einer Fackel in der einen und einem großen Messer in der anderen Hand hinterher eilte. Meine Lungen schmerzten schon vor Anstrengung. Die eiskalte Winterluft fraß sich in meine Atemwege wie eine Flamme durch trockenes Stroh. Ich konnte mich, aber nicht darauf konzentrieren und so kämpfte ich mich weiter nach Luft ringend durch den verworrenen Wald, der unter den Bewohnern der umliegenden Dörfern als der „verfluchte Wald der Feen“ galt. Als Kind hatten wir alle Angst gehabt uns ihm zu nähern, doch nun blieb mir keine andere Wahl. Ich musste ihn durchqueren. Der Wind rauschte um meine Ohren und es hörte sich fast so an, als ob mir Stimmen von Feen, Elfen und Kobolden Mut zusprechen wollten. Ja, als ob sie mir halfen und mich schützen wollten, obwohl sie nur von einem fernen Ort hoffen und bangen konnten. Ich rannte weiter und weiter.

Ein dunkler zugefrorener See erschien vor mir und sah aus wie ein von den kargen, blätterlosen Bäumen umrahmter Spiegel, den ein Riese versehentlich hat liegen lassen. Ich zögerte und wollte um den See herumgehen, aber ich hörte seine Rufe näher kommen und wusste es gab nur eine Möglichkeit meinem Tyrannen zu entkommen. Ich musste über den See rennen. Ich lief weiter, über das erfrorene, kalte, schwarze Wasser und hörte es leise knacken. Mein eben noch zu spürender Mut verließ mich nun vollkommen und ich hastete weiter in der Hoffnung das Eis würde das darüber huschende Gewicht halten. Doch schon nach einigen Metern bemerkte ich, wie das Eis unter mir einbrach. Meine Lungen waren so erschöpft, dass ich nicht in der Lage war einen Hilfeschrei auszustoßen, welcher ohnehin nicht erhört worden wäre.

Mein Körper tauchte mit einem Mal in die eisigen Tiefen des Sees. Meine Atemwege zogen sich zusammen und meine rabenschwarzen Haare trieben im Wasser herum wie Seeschlangen. Ich versuchte nach oben zu gelangen und paddelte mit meinen Füßen, die von dem langen, zerrissenen Saum meines Kleides behindert wurden. So weit ich mich umsehen konnte gab es nichts außer der schwarzen Tiefe, und mir. Ich versuchte weiter vergebens nach oben an das kleine Einbruchsloch zu gelangen, um einen jetzt so segenreich erscheinenden Zug der kalten Winterluft einatmen zu können. Die Stimmen der kleinen Geschöpfe waren verschwunden und die Stille drückte sich auf meine Ohren, wie eine Würgeschlange die jeglichen Lebenssaft aus seinem Opfer zu drücken versucht. Ich hatte es mir wahrlich nie so schlimm vorgestellt zu ertrinken. Es war, als wenn langsam jeder Körperteil in einen tauben, erfrorenen und lahmen Zustand verfallen würde. Nach einiger Zeit, die mir wie Ewigkeiten vorkam, gab ich den Kampf auf. Ich war geschlagen worden, von den Tiefen eines erdrückenden, schwarzen Sees. Mein schon jetzt sehr eingeschränktes Sichtfeld verkleinerte sich noch weiter, als ich langsam aber sicher das Bewusstsein verlor. Ich sank weiter nach unten, gen Boden des Sees, der mir auf eine unheimliche Art und Weise vertraut vorkam. Meine Finger und Hände waren schon lange wie abgestorben ebenso meine Füße und dieses Gefühl machte sich nun in meinen Beinen und Armen breit.

Als ich schon soweit war meine Augen zu schließen und den Tod endgültig willkommen zu heißen, sah ich eine Hand von oben auf mich zulangen, um mir zu helfen. Ich nahm die Hand entgegen und wurde nach oben gezogen. Sanft, nicht ruckartig und doch bestimmt und Sicherheit gebend. Ich glitt sanft durch das Wasser nach oben und als mein Kopf über der Wasseroberfläche war sog ich die Luft tief ein. Ein junger Mann sah mir besorgt in die Augen. Er hatte kurzes, rotes Haar, welches ihm wild ins Gesicht hing und seine Augen waren von einem sehr hellen, fast schon gelben Braun, die wie Bernsteine im Licht des Mondes funkelten. Seine Kleidung war dunkel und er hatte ein Messer an seinem Gürtel befestigt. Er hob mich sachte aus dem Wasser und hüllte mich in seinen langen Umhang. „Du hast sehr viel Glück gehabt!“ sagte er mit einer beruhigenden Stimme und führte mich langsam vom Eis hinunter. Ich spähte über meine Schulter zum anderen Ufer zurück, an dem eine Fackel langsam im Wald zu verschwinden schien.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Chrolo
2008-09-27T21:07:06+00:00 27.09.2008 23:07
Von wem ist die Hauptperson wohl gejagt worden...?!
Eine schöne detailreiche "Beschreibung des Ertrinkens" auf jeden Fall, gefällt mir wirklich. Und in jedem Fall mit überraschender Wende am Ende.

Ist es eine metaphorische Beschreibung einer erlebten Sache?

LG Jan ~
Von: abgemeldet
2008-09-22T17:10:35+00:00 22.09.2008 19:10
Jaa^^ da muss ich den beiden recht geben! ist echt klasse geschrieben! Bitte schreinb schnell weiter.!
Auch ich liebe gothic-bin gespannt was da noch kommen wird!
Von: abgemeldet
2008-04-24T08:48:36+00:00 24.04.2008 10:48
HAMMMMMMMMMMMMMMMAAAAA....
Cool! ich liebe Gothic!
Der Anfang ist schon echt sehr vielversprechend!
Also bitte schnell weiterschrieben :-)
glg
wika
Von:  Ligeia
2007-12-28T22:51:30+00:00 28.12.2007 23:51
Ich bin grad zufällig über deine FF gestolpert.
Zugegebenermaßen is sie echt hamma.
Das 1. Kapi klingt schonma echt supa.
Bitte mach schnell weita.
Bis zum nächsten Kommi BB HInata_1317


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