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Weihnachtsabenteuer

Hermine (unter anderen) im Kaufrausch [hgxrw;hpxdm]
von

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Part II

Ein bisschen spät, der zweite Teil, aber nun ja.. n.n"
 

Part II
 

Irgendetwas, oder irgendjemand riss mich aus meinem wohlbehüteten Schlaf. Wie gesagt, wollte ich die heutige Nacht auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum verbringen. Ich konnte es einfach nicht über mich bringen, im Bett zu schlafen. Nicht nachdem ich das Teil in dem einen Laden gesehen hatte. Mir lief es jetzt noch kalt den Rücken runter und mein Magen begann zu rumoren, wenn ich daran zurückdachte. Da war es mir auch vollkommen egal, wie ich am nächsten Morgen aufwachen würde. Welche Scherze die Gryffindors an meiner schlafenden Person ausprobieren würden.

Müde setzte ich mich auf, suchte nach dem Übeltäter, der mich aus meinem wohl verdienten Schlaf gezerrt hatte. Es war eine ziemlich aufgelöste Ginny.

Sofort war ich hellwach. Wenn es um meine Freunde ging, konnte man mich sogar in meinem tiefsten Winterschlaf wecken.

„Hey.. Was ist denn los?“, wollte ich wissen, zog die Beine an und klopfte dann neben mich, dass sie sich setzen sollte. Schluchzend folgte sie meiner Aufforderung.

Das Mädchen sah wirklich nicht gut aus, ihre Augen waren rot angeschwollen, ihr sonst so zierliches Gesicht mit Tränen überströmt. Ihre Haare standen wild von ihrem Kopf ab und ihre Kleidung war zerknittert. Anscheinend hatte sie sich noch nicht zu Bett begeben, wie all die anderen. Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr sagte mir, dass es auch schon ein Uhr war.

Ich rückte ein Stück näher zu Ginny und strich ihr über den Rücken. Was konnte denn nur so schlimm sein, dass sie mich mitten in der Nacht aufweckte?

Doch noch bevor ich den Gedanken zu Ende gebracht hatte, glaubte ich auch schon zu wissen, was war.

„Ist es wegen Harry?“, fragte ich vorsichtig, bekam nur ein noch lauteres Aufschluchzen zu Antwort. Also war es wegen Harry. Wahrscheinlich hatte er ihr gebeichtet, oder sie hatte herausgefunden, dass Harry schwul war und was mit Draco Malfoy hatte.

Mit einem Seufzen kramte ich nach meinem Zauberstab, schwang ihn in der Luft und hielt Ginny die herbei gezauberten Taschentücher unter die Nase. Sie nahm sich eins und schnäuzte kräftig hinein.

„Willst du mir nicht erzählen, worum es geht?“ Noch einmal startete ich einen Versuch, um alles genau aus ihr herauszubekommen. Und ohne weiteres Zutun brach es aus ihr heraus: „Harry ist so gemein! Da wollte ich heute mit ihm einkaufen gehen, weil ich doch ein passendes Geschenk für Neville brauche und da hat er mir einfach abgesagt! So ein Idiot!“ Ein weiterer Weinkrampf schüttelte sie.

Verwirrt strich ich ihr weiter über den Rücken, begriff nicht so ganz, was das sollte. Was hatte es denn jetzt auf einmal mit Neville zu tun? Und warum weinte sie nur, weil er nicht mit ihr einkaufen gehen wollte?

„Ich versteh ja, dass Harry noch ein Geschenk für Malfoy besorgen will und es ist mir ja auch recht, aber er kann dafür doch keinen feststehenden Termin absagen! Der steht doch schon seit Jahren fest, das machen wir doch immer!“

Nach und nach versiegten ihre Tränen und noch ein letztes Mal schnäuzte sie in das Taschentuch, bevor sie aufstand.

„Ähm.. Und du bist ihm nicht sauer, weil er mit Draco zusammen ist?“, fragte ich verwundert. Genauso überrascht blickte sie mich an.

„Nein, warum sollte ich? Er tut Harry gut, dadurch ist Harry viel lockerer und freundlicher geworden. Außerdem haben seine schlechte Launeattacken abgenommen. Aber wem erzähle ich das? Du bist ja schließlich auch seine beste Freundin!“ Ihr glockenhelles Lachen erklang.

„Jaa..“, gab ich gedehnt zurück, rang mir ein Lächeln ab.

Ja, wem erzählte sie das? Einer blinden und tauben Person, die glaubt, alles besser zu wissen und eigentlich keine Ahnung hat. Ich konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, mir mit der flachen Hand auf die Stirn zu schlagen. Ich war so blöd! Warum war mir denn nicht aufgefallen, dass Harry schon seit Wochen viel besser drauf war?

Eine Minute lang, in der ich mir andauernd sagte, wie doof ich eigentlich war, starrte ich abwesend auf den Boden. Bis Ginny mir ihre Hand auf die Schulter legte.

„Danke, dass du mir zugehört hast, Hermine! Ich weiß wirklich nicht, bei wem ich mich besser ausweinen könnte! Danke!“ Kurzerhand nahm sie mich in den Arm. „Und wenn du mal eine Schulter zum Ausweinen suchst, du weißt ja, wo du mich findest!“

Sie grinste mich an, dann ging sie auch schon wieder in Richtung Mädchenschlafsaal.

Und ich saß noch immer ein wenig verwirrt auf dem Sofa. Anscheinend hatte ich da eine ganze Menge nicht mitbekommen. Zum einen war es für Ginny nicht verwunderlich, dass Harry mit Draco zusammen war, zum anderen war sie offenbar mit Neville zusammen und das glücklich. Sonst würde sie wohl kaum heulend zu mir kommen, wenn Harry ihr einen Einkaufstermin abgesagt hatte, bei dem sie ein Geschenk für Neville suchen wollte.

Seufzend lehnte ich mich zurück.

Vielleicht sollte ich mich mal wieder ein bisschen mehr auf meine Mitmenschen konzentrieren, dann würde mir so etwas nicht mehr passieren. Noch einen letzten Gedanken verschwendete ich an diese eigenartige Situation, dann glitt ich auch schon wieder ins Reich der Träume.
 

Wieder einmal wurde ich unsanft aus meinem Schlaf gerissen. Irgendjemand da oben musste wohl etwas gegen mich haben. Dennoch war es diesmal schon heller als das letzte Mal, als ich geweckt wurde. Ich schätzte so acht Uhr.

Grummelnd richtete ich mich auf, war innerlich schon darauf vorbereitet grinsende Gesichter zu sehen, da mir wahrscheinlich ein wirklicher toller Streich gespielt wurde. Stattdessen aber sah in das verheulte Gesicht einer Pansy Parkinson.

Ich stieß einen spitzen Schrei aus, schubste sie kurzerhand von dem Sofa. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Da ob schien wirklich jemand etwas gegen mich zu haben! So einen Schreck am frühen Morgen, das war doch nicht mehr nett!

Das blonde Mädchen hatte sich mittlerweile wieder vom Boden aufgerichtet und blickte mich flehend an.

„Parkinson?! Was machst du hier? Wie kommst du überhaupt hier rein?!“, fauchte ich. Ich musste mir ja nicht alles gefallen lassen. Schon gar nicht, wenn es so aussah, als ob ich wieder Seelsorge spielen sollte.

„Aber Hermine! Wir sind doch Freundinnen! Wie kannst du nur so abfällig mit mir reden!“, weinte mein Gegenüber. Vollkommen verdattert entspannte ich mich aus meiner Abwehrhaltung, was sie wohl als Aufforderung nahm, sich wieder neben mich zu setzen.

Das war alles nicht mehr normal, ganz sicher.

„Wie bist hier rein gekommen?“, wollte ich wissen, rutschte ein Stück auf die Seite. Ich mochte diese penetrante Person nicht. Und das lag nicht allein an ihrem aufdringlichen Parfüm, das mir jetzt schon Kopfschmerzen bereitete. Jetzt wusste ich wenigstens, warum ich so selten Parfüm benutzte, davon bekam man ja nur Migräne.

„Das weißt du doch!“, lächelte das Mädchen unter ihrem verheulten Gesicht. „Wir haben doch die Passwörter für unsere Gemeinschaftsräume getauscht. Kannst du dich etwa nicht mehr daran erinnern?!“ Sofort sprang sie panisch auf, packte mich an den Schultern, sah mich eindringlich an. Unter dieser strengen Musterung schluckte ich. Nein, ich mochte sie definitiv nicht und ich hätte ihr nie im Leben das Passwort für unseren Turm gegeben! Soweit kam’s ja noch..

„Oh mein Gott, du stehst sicherlich unter einem Zauber!“, murmelte sie, zog geistesabwesend ihren Zauberstab hervor.

„Oh nein! Lass das Ding da weg!“, zischte ich, deutete auf ihren Zauberstab.

„Aber warum denn? Sonst kann ich dich doch gar nicht befreien!“ Hilflos sah sie mich an.

Ohne etwas darauf zu erwidern, schob ich sie von mir, ging geradewegs auf das Porträtloch zu. Dort angekommen wartete ich auf sie. Nur langsam folgte sie mir, ganz so als hätte sie Angst vor dem, was passieren könnte.

So lange sie das machte, was ich von ihr verlangte, würde schon nicht passieren.

„Was soll das Hermine?“, fragte sie, nachdem sie neben mir zum Stehen gekommen war.

„Du gehst jetzt, Parkinson!“

„Hä? Aber.. wies..-?“, noch bevor sie ihren Satz zu Ende gesprochen hatte, hatte ich ihr einen Schubs gegeben und sie aus dem Turm befördert. Am besten ich sagte gleich Professor McGonagall Bescheid, dass sie das Passwort änderte. Obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass ich so einer überheblichen Persönlichkeit das Passwort gegeben hätte! Allerhöchstens unter Folter!

Ich wollte mich gerade wieder auf das Sofa setzen, als ich einen spitzen Schrei hörte. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck sah ich auf. Diesmal stand Cho Chang vor mir. Hatte ich denn nie meine Ruhe? Und davon mal abgesehen, was machte die hier?

„Harry!!!“, schrie sie über die Schulter, wartete bis ein verschlafener Harry die Treppe von den Jungenschlafsälen heruntergestolpert kam. „Was ist denn Cho-Schatz?“, fragte er, ging auf sie zu und legte ihr die Arme um die Schultern. Für einen kurzen Moment schloss das Mädchen genießerisch die Augen, doch dann wurde sie sich wieder dessen bewusst, warum sie ihren ‚Liebsten’ herunter gerufen hatte.

Ich saß einfach nur auf der Couch und wusste nicht wie mir geschah. Harry mochte Cho doch gar nicht, die hatte sich doch schon längst wieder einen anderen Freund geangelt. Warum waren die beiden denn jetzt auf einmal zusammen? Was war denn mit Draco?

Gerade als ich diesen Gedanken zu Ende geführt hatte, wankte ein müder Draco Malfoy die Treppen aus dem Kerker hoch.

Seit wann hatten wir denn im Gryffindorturm einen Kerker? Und seit wann ging der Slytherin ungestylt aus seinen Gemächern?

„Harry?“, fragte der Blonde verwirrt, als sein Blick auf ihn und das Mädchen fiel. Ich wurde da demonstrativ ignoriert, wie schmeichelhaft.

„Was macht diese Schlampe hier?!“, fauchte Draco, seine Augen verengten sich. Harry, der sich umgewandt hatte, hob beschützend die Arme vor Cho. „Nenn sie nicht so! Sie ist schließlich meine Freundin!“

„Genau!“, bekräftigte Cho, hob siegessicher das Kinn.

Jetzt verstand ich wirklich nichts mehr. Draco wollte gerade etwas erwidern, als mich jemand an der Schulter packte und zurückriss.
 

Erschrocken schnappte ich nach Luft, blinzelte einige Mal, um sicher zu gehen, dass ich jetzt wirklich wach war. Ich saß kerzengerade auf dem Sofa und stierte die gegenüberliegende Wand an. Ron saß neben mir und schaute mich besorgt an.

„Hey.. Hermine? Alles okay mit dir? Du hast auf einmal so unruhig geschlafen.“, sagte er, seine sorgenvolle Miene auf mich gerichtet. Nur langsam sickerten seine Worte in meinen Kopf.

„Hä..? Was..?“, zu mehr war ich im Moment einfach nicht fähig. Denn nicht nur die Geschehnisse von meinen Traum, den ich mittlerweile als einen identifizieren konnte, sondern auch die Tatsache, dass Ron so dicht neben mir saß, verwirrte mich. Das Herz schlug in einem wilden Trommelwirbel, den meinem Magen gestern wohl nicht allzu gut bekommen wäre.

Langsam wandte ich mich ihm zu. Sein Mienenspiel hatte sich noch nicht verändert.

„Ja.. Ich denke, es ist alles okay.. Danke, Ron.“ Ich versuchte zu lächeln, soweit es mir möglich war, ohne vor Glück los zu jauchzen. Es kam selten vor, dass wir beide alleine waren. Und wenn, dann war es nur, weil ich ihn zum Lernen genötigt hatte.

Seine Nähe beruhigte mich auf der einen Seite, auf der anderen jedoch machte sie mich ganz kribbelig, so als würden tausend Ameisen auf meinen Körper herumlaufen. Es war einfach nur.. seltsam.. Aber angenehm seltsam.

Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch, als er mich ansprach.

„Was machst du heute? Vielleicht.. ähm.. ja.. Ich mein.. Wenn du nicht willst, also, kann ich das schon verstehen.. äh.. Ach, mist!“ Bei seinen letzten Worten sprang er auf und hastete aus dem Gemeinschaftsraum hoch zu den Jungenschlafsälen. Dann hörte ich nur noch das Zuschlagen einer Tür.

Vollkommen verdutzt sah ich ihm nach, obwohl er schon längst verschwunden war. Wollte mich Ron gerade etwa zu etwas einladen? Zu einem kleinen Stadtbummel in Hogsmeade vielleicht?

Hoffnung schwoll in meiner Brust an. Ja, ich wollte mit ihm irgendwo hingehen! Ja, ich wollte! Ich hatte heute nichts anderes zu tun!

Aber Ron war schon weg. Sollte ich vielleicht hinterher gehen..?

Doch meine Entscheidung wurde mir aus der Hand gerissen, ehe ich eine getroffen hatte. Denn in diesem Moment kam ein aufgeregter Harry in den Gemeinschaftsraum gestürmt. Stirn runzelnd betrachtete ich ihn, fragte mich, wo er so früh schon gewesen sei. Aber ihn zu fragen, dazu kam ich auch nicht.

„Hermine, Hermine! Oh wow! Ich-!“, jedoch konnte er seinen eigentlichen Satz nicht beenden, weil gerade in diesem Moment zwei Schüler in den zuvor leeren Gemeinschaftsraum kamen. Sofort verstummte Harry, versuchte sich einigermaßen still zu halten, ging aber stattdessen auf das Sofa zu und setzte sich auf den Platz, den eine Minute vorher noch Ron besetzt hatte. Am liebsten hätte ich ihn nicht allzu freundlich darauf hingewiesen, dass er sich woanders hinsetzen sollte, doch das konnte ich ihm dann doch wieder nicht antun. Bei seinem Höhenflug. Ich seufzte lautlos.

Dann ließ ich ihn mal erzählen. Mein Glück musste da anscheinend warten. Ich unterdrückte ein weiteres Seufzen, schließlich brachte mich das auch nicht weiter.

„Dann erzähl doch mal, Harry.“, ermunterte ich ihn, doch er schwieg. Wahrscheinlich waren ihm zu viele Leute im Gemeinschaftsraum, die mit gespitzten Ohren zuhören wollten.

Ich sah mich um. Und ich musste ihm Recht geben, denn gerade waren Parvati und Lavender die Treppe von den Mädchenschlafsälen heruntergekommen, die beiden größten Klatschtanten, die es auf Hogwarts gab. (Mittlerweile darf ich mich dazuzählen.)

Da die beiden Mädchen anscheinend keinen Drang verspürten aus dem Raum zu verschwinden und dennoch erwarteten, dass Harry irgendetwas sagte, plapperte der Gryffindor fröhlich drauflos: „Ich war gerade noch bei Professor McGonagall und sie konnte es einrichten, dass wir jetzt jeden zweiten Abend das Quidditschfeld benutzen dürfen! Ist das nicht klasse?“ Er machte eine Pause, schielte unauffällig über die Schulter, aber ich hätte ihm auch gleich sagen können, dass die beiden sich nicht fortbewegt hatten. Das würden sie in der nächsten Viertelstunde wahrscheinlich auch nicht mehr tun.

„Wie viel Uhr ist es eigentlich?“, wollte ich dann wissen, das Schweigen konnte ja niemand ertragen. Harry sah auf seine Armbanduhr.

„Kurz nach acht. Wenn du willst, kann ich mit dir runter zum Frühstück gehen.“

„Warum? Was ist mit Ron?“ Die Hoffnung in meiner Stimme konnte ich wohl vor meinem besten Freund nicht verstecken, denn er grinste mich schief an. Er musste nichts weiter dazu sagen, ich hatte schon verstanden. Ron hatte also schon gefrühstückt..

Diesmal konnte ich ein Seufzen nicht unterlassen. Ich hatte gehofft, wenigstens neben ihm zu frühstücken.

Der Junge neben mir schien das bemerkt zu haben, denn er legte mir aufmunternd die Hand auf die Schulter.

„Hast du denn schon ein Geschenk für Ron?“ Bei seiner Frage blickte ich auf, schüttelte dann aber den Kopf. „Mir fällt nichts ein.. Es ist wie leer gefegt..“

„Dass ich das noch einmal erleben darf!“, lachte Harry, worauf ich ihm unsanft in die Seite knuffte.

„Das ist nicht zum Lachen!“, fauchte ich, verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

Mit einer flüchtigen Bewegung wischte er sich die Lachtränen aus den Augen, sah mich entschuldigend an.

„Hast du denn schon eins für..?“, ich sah mich unauffällig um. Mist, Lavender und Parvati standen immer noch in Reichweite, zwar nicht unbedingt Hörweite, aber die beiden scheinen ja anscheinend Lippenlesen zu können. Harry verstand trotzdem, rutschte unruhig auf dem Sofa herum.

„Nein..“, gab er dann kleinlaut zu.

„Aha.“, sagte ich trocken, erzielte damit genau die gewünschte Reaktion. Denn er schnitt mir eine Grimasse. Mit einem Schulterzucken meinte ich: „Wie du mir, so ich dir.“

Danach stand ich auf, griff nach der Decke, die ich mir für die Nacht mitgenommen hatte, und ging zu den Mädchenschlafsälen.

„Ich zieh mir nur noch schnell was an!“, rief ich über die Schulter und wusste, ohne es zu sehen, dass Harry nickte. Er würde schon auf mich warten.
 

Die nächsten paar Tage bis zum 25. Dezember verliefen nicht besser. Auf jeden Fall, was Ron und mich anging. Immer wenn ich ihn fragen wollte, ob wir nicht doch zusammen nach Hogsmeade gehen wollten, kam immer jemand dazwischen, ganz so als wollten sie verhindern, dass ich mit ihm wegging. Auch klebte Harry wie eine Klette an Ron, ließ ihn nicht einen Moment alleine. Man könnte ja fast meinen, die wären ein Paar und nicht Harry und Draco.

Ich schnaubte, vergrub mein Gesicht in dem Kopfkissen. Mittlerweile konnte ich wieder in meinem Bett schlafen, ohne Horrorvisionen oder Brechreize zu erleiden. Es war gerade mal sieben Uhr und ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Die Vorhänge meines Bettes hatte ich noch nicht aufgezogen, ich wollte gar nicht wissen, was die andern Mädchen für tolle Sachen bekommen hatten und ich nicht. Denn Ron war wahrscheinlich nichts eingefallen, was er ihr schenken konnte und so würde es sicherlich wieder ein Buch sein.

Ein grottentiefes Seufzen konnte ich nicht unterdrücken.

Dabei hatte ich mir doch so viel Mühe mit meiner Fotocollage gegeben. Ich hatte alle möglichen Fotos zusammengesucht und daraus eine Leinwand gemacht. Sowohl bewegliche Fotos als auch Muggelfotos. Es waren nur sehr wenige gewesen, auf denen nur Ron und ich waren, aber die hatte ich ihn Muggelbilder umgewandelt. Ich fand, dass es diese ‚Ewigkeit’ ein bisschen besser zur Geltung brachte, außerdem fiel es zwischen all den beweglichen Bildern mehr auf. Wenn das mal kein Wink mit dem Zaunpfahl war.

Nachdem ich schon die anderen Mädchen quieken gehört hatte, konnte ich einfach nicht mehr vor mich hin dösen. Ein Ding der Unmöglichkeit.

Ich hatte gerade die Vorhänge zurückgezogen, als die Tür aufgerissen wurde und eine aufgeregte Ginny hineingestürmt kam.

„Hermine!! Schau mal! Das hab ich von Neville bekommen!“, jubelte sie und erst jetzt erkannte ich die kleine silberne Kettchen in ihrer Hand.

Bei mir angekommen, ließ sie sich auf das Bett fallen, zeigte mir ihr Geschenk.

Es war ein wirklich schönes Kettchen, wie ich feststellte. Die Kette an sich bestand aus feinen Gliedern und der Anhänger war ein matt silbernes Herz, das von Efeu umrankt wurde.

„Wow.. Das ist ja wunderschön, Ginny..“, hauchte ich, sah von dem Schmuckstück auf und direkt in ihre strahlende Augen. „Ja, nicht wahr? Ich muss gleich zu ihm!“

Ohne noch länger zu warten sprang sie wieder auf und rannte aus dem Schlafraum. Ein wenig verdutzt schaute ich ihr hinterher, schüttelte dann aber lächelnd den Kopf.

Die Mädchen in dem Schlafzimmer kicherten schon freudig, während sie ihre restlichen Geschenke auspackten.

Vielleicht war es jetzt an der Zeit, dass ich mich auch mal an meinen Haufen machte. Ich robbte auf dem Bauch zum Bettende und starrte beinahe geschockt ein längliches Paket ein, das mit einer roten Schleife verziert worden war. Die anderen drei Mädchen schienen nun auch darauf aufmerksam geworden zu sein, denn sie kamen neugierig näher.

„Na, nun mach schon auf!“, forderte das blonde Mädchen direkt neben mir. Sie hieß Anna und war sehr nett.

Wie in Trance nickte ich, nahm vorher jedoch die Karte in die Hände, die darauf gebunden war. Als ich sie aufklappte, erkannte ich sofort Rons krakelige Schrift. Mein Herz ging einige Takte schneller. Was er mir wohl schenkte?
 

„Liebe Hermine,

Ich möchte eigentlich nicht viel, dazu sagen..

Mein Geschenk und die Nachricht darin wird dir Gewissheit verschaffen.

Dein Ron“
 

Jetzt war ich erst recht neugierig und nahm das längliche Geschenk auf den Schoß. Es war ziemlich groß, größer als alle anderen. Mit zittrigen Fingern entfernte ich die Schleife und nahm den Deckel ab.

Der Anblick, der sich mir dort bot, raubte mir den Atem. Und ich konnte hören wie auch meine Mitbewohnerinnen ehrfürchtig nach Luft schnappten. So ein Geschenk zu Weihnachten hatten sie anscheinend auch noch nicht gesehen.

„Oh wow.. Das.. Das ist ja wunderschön..“, sagte Anna leise, zu mehr schien sie nicht fähig. Aber auch ich war sprachlos, schlicht und einfach sprachlos. Noch während alle das Kleid betrachteten, das in der Verpackung lag, nahm Anna die kleine Karte in die Hand und las vor:
 

„Liebste Hermine,

Ich hoffe, ich habe deinen Geschmack getroffen.

Ich würde dich gerne so zum Abschlussball entführen.

In Liebe,

dein Ron“
 

Behutsam glitten meine Finger über den bordeauxfarbenen Stoff. Er fühlte sich so weich an. Mit vorsichtigen Handbewegungen nahm ich das Kleid aus der Verpackung, ging zum Spiegel und hielt es vor meinen Körper.

Es sah einfach nur umwerfend aus. Der Stoff war bei der Brust gerafft und hatte eine kleine Schleppe. Ansonsten hatte es Spagettiträger und fiel es in sanften Falten zu Boden.

Schon jetzt liebte ich dieses Kleid. Wie sollte ich Ron jemals dafür danken?

Ohne, dass ich es merkte, standen mir Tränen in den Augen. Anna kam von hinten, nahm mich in den Arm. „Ich glaube, du schuldest jemandem deine Antwort. Schließlich haben wir schon in einem halben Jahr Abschlussball, oder nicht?“

Mehr hatte sie gar nicht sagen müssen, ich drückte ihr sachte das Kleid in die Hände und rannte aus dem Zimmer. Unten im Gemeinschaftsraum saßen einige Schüler, sie sahen mir verwundert hinterher, da ich immer noch mein Nachthemd anhatte und ich sonst nur vollständig bekleidet den Schlafsaal verließ. Doch das störte mich im Moment sehr wenig. Das Einzige, was ich jetzt wollte, war zu Ron!

Mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust und machte dabei den Schmetterlingen in meinem Bauch starke Konkurrenz. Ohne Anzuklopfen riss ich die Tür zum Schlafsaal von Harry, Ron, Neville, Dean und Seamus auf.

Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Ginny bei Neville auf dem Schoß saß und Harrys Bett leer war, aber das interessierte mich nicht. Mein Blick wanderte weiter, bis zu einem Rotschopf, der mich ein wenig unsicher ansah. Anscheinend wusste er schon, warum ich hier war.

„Oh, Ron!“, hauchte ich, unterdrückte die Tränen nicht, die mir in de Augen traten. Halb blind stürzte ich auf ihn zu und fand mich keinen Moment später in seinen starken Armen wieder. „Das ist das beste Geschenk, das ich jemals bekommen habe!“

Ich schluchzte auf. Dann spürte ich, wie er mir behutsam über das Haar strich.

„Bedeutet.. Bedeutet das, dass du zusagst?“, wollte er dann wissen. Ich schaute auf, sah ihn beinahe empört an.

„Natürlich! Was denkst du denn? Ich liebe dich doch..“ Den letzten Satz flüsterte ich nur noch, doch der Wuschelkopf verstand ihn ganz genau. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, lächelte und küsste mich.

Die ganzen anderen im Raum waren schon längst vergessen, oder hatten sich freiwillig aus dem Staub gemacht. (Ehrlich gesagt, hatte ich sie damals sowieso nicht beachtet..)

Das war das schönste Geschenk, das ich je zu Weihnachten bekommen hatte.
 

Mit einem Grinsen auf dem Gesicht klappe ich das kleine Büchlein zu. Eine Art Tagebuch zu führen war doch gar nicht mal so schlecht gewesen. Alle Erinnerungen kann man Revue passieren lassen.

Schritte nähern sich dem Sofa, auf dem ich mich niedergelassen habe. Dann legen sich Arme um meine Schultern, sanfter Atem streift meine Haut.

„Na, wie geht’s dir heute?“, fragt mich eine dunkle Stimme. Ich lächle, schmiege mich an die Arme.

„Sehr gut.. Und was ist mit dir?“

„Mir könnte es nicht besser gehen. Mit einem kleinen Kind, das mich in den Wahnsinn treibt, einem Freund, der immer vergisst, dass ich mich noch im Raum befinde, einer Mutter, die sich immer noch Sorgen um mich macht, einer verrückt gewordenen Schwester, die ihre Freunde wie Unterwäsche wechselt und einer Frau, die..“

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Ja..?“

Doch noch bevor ich eine Antwort erhalte, steigt mir ein unangenehmer Geruch in die Nase. Sofort springe ich auf, ungeachtet des empörten Schnaubens meines Mannes.

„Ronald Weasley!! Du hast das Essen im Backofen vergessen!“, schreie ich wütend, rausche an ihm vorbei in die Küche, versuche zu retten, was noch zu retten ist. Und das ist nicht mehr viel. Der Braten ist verbrannt, die Soße schon längst übergekocht.

Verzweifelt bleibe ich auf dem Boden sitzen, lege mir das Geschirrtuch in den Schoß. Man kann ihm noch nicht einmal das Essen anvertrauen. Ich höre ein Hüsteln und wende mich um.

In der Tür steht er. Rote Haare, blaue aufgeweckte Augen und rote Ohren.

„Hermine..?“

Meine Augen müssen in diesem Moment wirklich bedrohlich gefunkelt haben, denn er verstummt augenblicklich.

„Es war doch nur eine Viertelstunde! Ron!! Und wo ist Kevin überhaupt?“

„Der ist.. ähm.. gerade eben.. also-“

Ich rapple mich hoch, stemme die Hände in de Hüfte. „Jetzt reichts! Ich wollte doch nur eine halbe Stunde für mich! Eine halbe Stunde!!“

Ron wird unter meinem Geschrei immer kleiner. Doch gerade als ich zum entscheidenden Schlag ausholen will, klingelt es an der Tür. Ich schenke meinem angetrauten Ehegatten noch einen letzten wütenden Blick und die Worte „Gerade noch mal Glück gehabt.“, bevor ich zur Haustüre gehe.

Als ich die Tür öffne, kommt mir ein kalter Wind entgegen, der ein paar Schneeflocken mit sich hineinträgt. Vor der Türe stehen Harry und sein Freund Draco. Harry grinst viel sagend, deutet dann auf das kleine Kind, das sich in seinen Armen windet.

„Kevin!“, rufe ich erleichtert, nehme meinem ehemaligen Schulfreund den kleinen braunhaarigen Jungen aus dem Arm. „Gut, dass ihr ihn gefunden habt, ihm hätte sonst was passieren können. Aber jetzt kommt erst mal rein!“

Ich halte die Türe auf und lasse die beiden jungen Männer hinein. Mein Sohn wehrt sich heftig gegen meinen Griff, so dass ich ihn auf den Boden lasse. Ein Seufzen entflieht mir.

„Weihnachten ist schon eine verrückte Zeit..“

Ein Lächeln spielt um meine Lippen. Ich schließe die Türe, gehe zurück in das Wohnzimmer, in dem sich mittlerweile alle versammelt haben. Unsere anderen Gäste werden wohl auch jeden Moment eintreffen.

Ich mustere Harry. Ja, er ist immer noch genauso verplant wie in der Schulzeit. An seinem Hals baumelt ein kleines Amulett an einem Lederband. Ich deute darauf und sage: „Hast du es etwa immer noch an?“ Der Schwarzhaarige greift danach, lächelt versonnen.

„Natürlich, schließlich hat es zwei besondere Bedeutungen für mich.“ Sein Freund schlingt seine Arme um seinen Hals.

„Zum Einen, hab ich das ja von Draco bekommen..“ Für diese Antwort erhält er einen Kuss, wobei er grinste. „Und zum Anderen seid ihr in diesem Jahr zusammengekommen.“ Harry deutet auf mich und Ron, der sich mittlerweile wieder aus der Küche herausgetraut hat. Ich grinse Draco vielsagend an, was er mit einem ebenso wissenden Lächeln erwidert. Ja, mit dem Geschenk für Harry hatte er sich in dem Jahr ganz schön schwer getan. Ron scheint mich misstrauisch zu mustern, doch noch bevor ich mich vergewissern konnte, höre ich ein lautes Klirren, das aus der Küche kommt.

„Kevin!!“, schreie ich, wirbele auf dem Absatz herum und stürme in die Küche.

Es ist wie jedes Jahr das reinste Chaos. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich ja an alles.. Oder etwa nicht?
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2008-12-16T17:44:39+00:00 16.12.2008 18:44
Sehr schön :) Hermine hat mich oft zum schmunzeln gebracht und vorallem das Ende gefällt mir sehr sehr gut <3
Von:  sumomo_hioru
2008-03-15T09:59:04+00:00 15.03.2008 10:59
öööhhh..oooookeeeyyy...
ziemlich verplant am ende würd ich mal sagen^^
Von: abgemeldet
2008-02-25T11:39:46+00:00 25.02.2008 12:39
genial!*lach*
unbeschreiblich!><
Von: abgemeldet
2008-02-09T19:11:44+00:00 09.02.2008 20:11
die ff is auch toll
der teil, wo herm und draco in dem einen laden sind find ich genial
einfach nur zum lachen
hoffe du schreibst noch mehr solcher ffs
littleUsagi
Von:  miha-chan
2008-01-12T18:32:09+00:00 12.01.2008 19:32
wow die story is ma sowas von niedlich!
und gleichzeitig auch lustig ^^
hab mich beim lesen sehr amüsiert!
hat mir gut gefallen
lg
miha


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