Kinderseelen
Kinderseelen
Mondlicht füllt das kleine Zimmer,
welch’s zärtlich in der Nacht beruht.
Zu hören nur ein leis’ Gewimmer,
dem kleinen Kindchen geht’s nicht gut.
„Sei still, sprich nicht, sei lieb und seiden“,
so tönt des Vaters Wohlgesang....
„Die Mama mag dich nicht mehr leiden,
wenn sie das erahnen kann.“
Weiße Spuren; immer wieder.
Tief ins Kissen eingepresst
Sind des Mädchens taube Glieder,
Das es sich gefallen lässt.
Gefallen? Welch ein scheußlich Wort!
Wo’s doch der Vater immer spricht.
Sie wünscht’ sich weg von diesem Ort –
Wünscht sich ein unschuldg’ neu Gesicht!
Wenn Vater ihre Haut berührt
Und ihr sagt: „Ich hab dich lieb“,
Dann schreit sie, redlich unberührt:
„Ich hasse dich! DU BIST EIN DIEB!“
Und nur der Mond wird Zeuge sein,
des Vaters schmächlich Diebesgut.
Lässt er das Mädchen dann allein,
und neben seiner Gattin ruht.
Geschunden durch die tiefen Kerben,
die’s Herz erlitt in jeder Nacht,
Will man schließlich nur noch sterben,
bis man sich selbst den Garaus macht.
Wie können liebend Vaterherzen
Nur so ihre Kinder quälen?
Denn die größten, tiefsten Schmerzen
Tragen unsre Kinderseelen.....