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The Different Ways of Love

oder: Weil die Liebe verschiedene Wege geht... ShikaxTema//NaruxHina//NejixTen//SasuxSaku//InoxSai *Kapitel 33 on*
von

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Freundschaft und Feindschaft und eine einzige Begebenheit, die alles verändern kann

Freundschaft und Feindschaft und eine einzige Begebenheit, die alles verändern kann
 


 


 

Ganz nah war der Schlaf, der Naruto umhüllte. Aber er wollte noch nicht schlafen. Dabei war es fünf Uhr morgens. Doch zu schön, zu berauschend war das Glücksgefühl noch, das ihn immer nach seinem Geburtstag erfasste und mit sich trug. Das war nicht immer so gewesen.

Er saß auf seinem Bett und lächelte auf das Geschenk in seinen Händen herab. Es war von Sakura. Und seltsamerweise auch von Sasuke, anscheinend hatten sie es gemeinsam gekauft. War Sasuke deshalb so komisch gewesen? So abwesend? Narutos Lächeln wurde breiter.

Weich lag das kleine Ding in seiner Hand und starrte aus bewegungslosen Knopfaugen zu ihm auf. Es erinnerte Naruto an seine Kindheit. Und daran hatten auch seine Freunde gedacht. An seine eigene Kindheit und an ihre gemeinsame Kindheit. In diesem Moment schwebte ihm seine Vergangenheit so klar vor Augen, als steckte er noch mittendrin. Er sah sie vor sich. Sah die glücklichen Momente und die traurigen. Die schönen und die schlechten.

Und dann trat ein Erlebnis hervor, schärfer und gefühlvoller, als alle anderen. Naruto musste die aufwallenden Gefühle zurückdrängen, die ihn überfluteten und ihn fortzuspülen drohten. War es eine schlechte Erinnerung? Oder war es eine schöne?
 

Er erinnerte sich.
 

Ein Regentag. Das Wasser strömte in dünnen Fäden vom Himmel, klatschte auf den Hof vor dem großen Haus. Bildete Pfützen zwischen den Unebenheiten des Bodens oder rann in kleinen Bächen zum Abfluss.

Aus großen, blauen Augen betrachtete er das Naturschauspiel, mit seinem Finger fuhr er die Regenschlieren an der Scheibe nach.

//Madame hat gesagt, wenn es regnet, weinen die Engel.//

Ob sie Recht hatte? Und warum weinten sie dann, die Engel? Sie mussten im Himmel doch glücklich sein. Dort gab es sicher jemanden, der sie lieb hatte. Eigentlich hätte er doch weinen müssen, nicht die Engel. Engel mussten glücklich sein.

In den Staub auf der Fensterbank, die nur selten geputzt wurde, schrieb der Junge in großen, sauberen Buchstaben seinen Namen: NARUTO.

Er wollte schon zu seinem Nachnamen ansetzen, ließ es dann aber doch bleiben. Es interessierte sowieso keinen.

Madame sprach immer vom „Familiennamen“.

Er hatte keine Familie. Darum hatte er auch keinen Familiennamen, beschloss er. Sein Blick wurde hart und entschlossen, als er das dachte. Für ihn gab es keinen Nachnamen mehr.

Rede nicht so einen Unsinn!

Das würde Madame jetzt sagen.

Madame war eine würdevolle Frau, aber sie war sehr streng. Selbst der Akzent, der bei jedem anderen lustig geklungen hätte, war voller Stolz. Sie war Französin. Und auch darauf war sie stolz.

Wir Franzosen sind ein stolzes Volk pflegte Madame immer zu sagen, besonders wenn sie wütend war. Madame war oft wütend, besonders auf Naruto.

Was stellst du nur immer wieder an! Mon dieu! Das sagte sie auch oft.

Es war Samstag und Naruto freute sich schon wieder auf den Montag. Auf die Schule. Dann durfte er das Heim für wenige Stunden verlassen, entkam dem wachsamen Adlerblick von Madame und ihren Regeln.

Regeln, die ihm verboten dies zu tun, jenes zu tun.

Regeln, die alles verboten, was Spaß machte.

Regeln, die Naruto noch mehr abgrenzten von den anderen.

Wie gern wäre er wie sie, wie die Kinder, die eine Familie hatten. Eine liebende Mutter, einen liebenden Vater. Die Mutter richtete jeden Morgen das Pausenbrot, ermahnte noch, die Schuhe richtig zuzubinden und die Jacke anzuziehen, wenn er in die Pause ging. Vielleicht fuhr würde der Vater ihn zur Schule fahren, vielleicht würde er auch laufen und wenn er älter war, würde er mit dem Fahrrad fahren.

Aber Naruto hatte keine Familie. Keinen Vater, keine Mutter.

Selbst von den anderen Kindern, die wie er keine Eltern hatten, wurde er nicht respektiert. Und warum? Niemand sagte es ihm. Niemand konnte ihm Antworten auf seine Fragen geben. Niemand redete mit ihm.

Naruto war allein.

Aus dem Erdgeschoss war das helle Klingeln einer Glocke zu hören und Naruto wandte den Blick vom Fenster ab. Es gab Essen.

Langsam trottete er die breite Treppe hinunter und lauschte auf das Geräusch seiner Schuhe auf dem dunklen Holz.

Tap. Tap. Tap. Knarr.

Eine knarrende Stufe. Sie fiel so aus der Reihe der anderen Stufen, wie er aus der Reihe der anderen Kinder fiel. Aber die Stufe wusste wenigstens warum. Er wusste es nicht.

Im Speisesaal war es warm und laut. Es gab einige Kinder, die keine Eltern mehr hatten, oder deren Eltern sie nach ihrer Geburt weggegeben hatten, oder die von ihren Eltern weggemusst hatten. Aber das wurde nicht laut ausgesprochen. Es wurde nur geflüstert.

Naruto nahm sich einen Teller und hielt ihn der Frau, die das Essen austeilte hin. Die Frau war nett. Sie war dick, alt, trug zu viel Farbe im Gesicht und lächelte immer. Selbst ihn, Naruto, lächelte sie an. Sie hieß Yuna.

Yuna lächelte ihr breites, strahlendes Lächeln und entblößte dabei zwei goldene Zähne.

„Na, kleiner Wirbelwind?“

So nannte sie ihn immer. Schon so lange er denken konnte, schon so lange er lebte. Schon sechs Jahre. Morgen würden es ganze sieben sein.

„Hallo, Yuna!“, lächelte Naruto. Sie mochte es, wenn er lächelte. Sie war eine der wenigen, die ihn überhaupt mochten.

„Heute gibt es Suppe!“, verkündete Yuna laut und schöpfte ihm den Teller mit der heißen Mahlzeit voll.

Naruto lächelte wieder. Nudelsuppe. Er liebte Nudelsuppe.

„Danke!“, sagte er, dann balancierte er den Teller vorsichtig zu einem Tisch. Er ließ sich weit weg von den anderen fallen und schlürfte glücklich die heiße Brühe. Mit einer Nudelsuppe im Magen sah das Leben doch gleich ein wenig besser aus.

Dieses Glücksgefühl verflog schneller, als es Naruto lieb war. Jemand läutete eine kleine Glocke und nachdem das helle Geklingel verstummt war, war es ganz still im Saal.

Am einen Ende des Raumes, das von der Tür – und somit auch von Naruto – am weitesten entfernt war, stand noch ein Tisch. Dort saßen genau vier Personen und eine davon erhob sich.

Madame trug wie immer ihr schwarzes Haar, das mit vielen grauen Strähnen durchzogen war, fest hochsteckt in einem Knoten am Hinterkopf. Sie hatte eine krumme, lange Nase und einen stechenden Blick. Ihr Lippen waren immer, wenn sie nicht sprach, zu einem feinen Strich zusammengepresst und dementsprechend farblos. Ihr Kostüm, bestehend aus einem langen Rock und einem Blazer, war ausnahmslos grau. Nur hin und wieder blitzte unter dem Ärmel des Blazers der weiße Stoff ihrer Bluse hervor.

Die Heimleiterin erhob sich, warf einen wachsamen, kühlen Blick durch den Raum und räusperte sich dann kurz.

„Der Tagesablauf wird heute Mittag sein wie immer. Die Bibliothek ist allerdings wegen Reparaturarbeiten geschlossen.“

Naruto verkniff sich ein Grinsen. Er war vor drei Tagen selbst in der Bibliothek gewesen und hatte Domino gespielt. Mit den Regalen.

Er befand es nicht als großen Verlust, meist wurde die kleine Bibliothek ohnehin nur von den fleißigeren der Fünft- und Sechstklässler genutzt. Ältere gab es im Heim nicht. Alle Kinder wurden ab der siebten Klasse auf das Internat in der Nachbarstadt geschickt und kehrten nie wieder zurück. Naruto sehnte sich den Tag herbei, an dem er nach Konoha durfte, wie sonst keinen Tag in seinem Leben.

Er versank in seinen Tagträumereien über sein Leben ab der siebten Klasse und bekam nur am Rande mit, wie Madame etwas von „Putztag“, „Putzkolonne“ und „neue Putzmittel“ faselte. Madame hatte einen Putzfimmel. Immer musste alles sauber sein im Haus. Nur die Zimmer der Kinder kontrollierte sie nicht. Das war das Gute an Madame: Sie ließ jedem ein gewisses Maß an Privatsphäre.
 

Nach ihrer Rede erhoben sich alle, stellten ihre Teller in die Küche, wo einige der Angestellten sie in die große Spülmaschine einsortierten und diese ihren Dienst machen ließ.

Naruto stapfte zurück in sein Zimmer, setzte sich wieder ans Fenster und sah wieder dem Regen zu. Wie gerne wäre er jetzt draußen gewesen, doch selbst an einem sonnigen Tag wäre das nicht möglich gewesen. Seit der Sache mit den Bücherregalen hatte er Hausarrest.

Sehnsüchtig starrte er auf den Hof, wo das Wasser immer mehr und die Pfützen immer größer wurden. Dann seufzte Naruto auf und warf sich auf seinen Bett, betrachtete das Zimmer um ihn herum. Ein Tisch, zwei Stühle, ein großer Schrank und zwei Betten. Alle Kinder wohnten zu zweit in einem Zimmer, doch Naruto lebte allein und er war zufrieden damit. Hier war er wenigstens allein, wenigstens hier konnte er den abschätzigen Blicken ausweichen, die ihn sonst immer verfolgten.

Auf dem Tisch stand ein Bild, das Naruto zeigte. Er war etwa vier Jahre alt, saß auf einer Schaukel und lachte. Das war ein glücklicher Moment gewesen, er erinnerte sich noch daran. Yuna hatte ihn eingeladen, zusammen mit ihrem Neffen Iruka weg zu fahren. Einfach so. Naruto mochte Iruka. Er studierte gerade und wollte danach am Konoha-Internat unterrichten, das war sein Traum. Naruto wünschte ihm viel Glück, denn dann würden sie sich bald wieder sehen.

Jäh fuhr er aus seinen Gedanken hoch, als er ein Geräusch vernahm. Es kam von draußen, vom Hof.

Schnell sprang Naruto auf und sah in die verregnete Welt hinaus. Auf dem Hof fuhr ein Auto vor und hielt. Ein Mann im Anzug stieg aus und hastete zur Eingangstür. Dort erwartete ihn schon Madame. Der Mann deutete auf das Auto und Madame nickte, sagte etwas. Dann spannte sie einen grauen Schirm auf, der ihr der Mann höflich abnahm und gemeinsam gingen sie unter dem Schirm wieder zurück zum Auto. Die Tür ging auf, noch bevor die beiden den Wagen erreicht hatten und ein Junge stieg aus. Sein blasses Gesicht wurde von langen Strähnen schwarzen Haares umrahmt und seine dunklen Augen blickten seltsam trüb auf das Waisenhaus. Offenbar sagte der Mann im Anzug etwas, denn der Junge nickte und schlurfte zum Haus, den Blick auf den Boden gerichtet.

Sobald er den fremden Jungen nicht mehr sehen konnte, raste Naruto aus seinem Zimmer und stolperte die Treppe hinunter in die Eingangshalle, wo eine nasse Spur von der Eingangstür zu Madames Büro führte. Die Fremden waren also schon drinnen.

Naruto setzte sich auf die Treppe und starrte die Tür aus dem dunklen Holz an. Er war neugierig, wer dieser Junge war. Er schien etwa so alt zu sein, wie Naruto, aber so ganz hatte er das von seinem Zimmer aus nicht ausmachen können. War das ein Neuer?

Einige Zeit verging, dann öffnete sich die Tür zum Büro der Heimleiterin und der Mann im Anzug kam heraus.

„Vielen Dank, Madame“, sagte der Mann höflich und offenbar äußerst erleichtert. „Wie wussten nicht mehr aus, noch ein!“

Madame nickte milde lächelnd. Überraschend flog ihr Blick zur Treppe und blieb an Naruto hängen, der durch das Geländer hindurch auf das Geschehen spähte.

„Naruto, komm her!“, wies sie ihn an.

Er war beim scharfen Klang ihrer Stimme zusammengezuckt, fügte sich jedoch prompt und eilte die Treppe hinab zu Madame, dem Mann im Anzug und dem Jungen, der abwesend am Rand stand.

„Ja, Madame?“, sagte Naruto höflich, versucht, einen guten Eindruck bei dem Mann zu machen.

„Naruto, dieser ehrenwerte Herr hier“, Madame deutete auf den Mann im Anzug, „hat diesem Haus einen Besuch abgestattet, um uns jemanden zu bringen.“

Narutos Blick fiel sofort auf den schwarzhaarigen Jungen.

„Das ist Sasuke Uchiha. Er wird ab heute ebenfalls hier wohnen und da in deinem Zimmer noch Bett frei ist, wird er dieses bekommen“, ordnete Madame an.

„In Ordnung, Madame!“, sagte Naruto sofort und versuchte dem Jungen namens Sasuke ein aufmunterndes Grinsen zuzuwerfen, das aber sofort wieder verblasste, als er Sasukes düsteren Ausdruck wahrnahm.

„Gut“, meinte Madame und wandte sich wieder dem Mann im Anzug zu. „Ich begleite Sie noch.“

Der Mann beugte sich zu Sasuke herunter, drückte ihm einen Briefumschlag in die Hand und sagte: „Leb wohl, Sasuke!“ Dann ging er mit Madame hinaus.

Eine Weile standen sich die beiden Jungen schweigend gegenüber.

„Soll ich dir unser Zimmer zeigen?“, fragte Naruto und versuchte es noch einmal mit seinem Grinsen.

„Lass mich in Ruhe, Vollidiot!“, entgegnete Sasuke und packte einen Koffer, der neben ihm stand und schleifte ihn die Treppe hoch.

Naruto beschloss, dass er Sasuke nicht mochte.
 

In der Nacht auf den Sonntag konnte Naruto wieder einmal nicht schlafen. Das geschah in letzter Zeit öfter. Normalerweise machte er dann das Licht an und übte Schreiben, indem er lange Briefe an imaginäre Eltern oder Drohungen an Madame schrieb, bis er müde wurde Aber es war nichts mehr normal und deshalb konnte er auch einfach nur wach im Bett liegen und den Atemzügen seines neuen Mitbewohners lauschen.

In nur wenigen Stunden hatte Sasuke es geschafft, sich bei Naruto vollkommen unbeliebt zu machen. Dabei hatte er nicht einmal etwas gesagt. Er hatte nur seine Sachen in den Schrank gepackt, hatte sich ein Buch geschnappt und angefangen zu lesen. Vollkommen stumm war er dabei gewesen, anders als Naruto, der immer noch nur laut lesen konnte. Naruto hatte ihn ignoriert bis es zum Abendessen geklingelt hatte.

Sie waren hinuntergegangen in den Speisesaal, Naruto immer ein Stück vor Sasuke. Zum Essen hatte er sich wieder etwas abseits gesetzt und es hatte so ausgesehen, als wollte Sasuke das auch tun, doch schon nach kurzer Zeit war er von anderen Kindern umringt gewesen. So war das bei jedem Neuen. Und es hatte nicht dazu beigetragen, dass Naruto sich besser fühlte.

Nun lag er in seinem Bett und konnte nicht schlafen. Die matt leuchtenden Zeiger des Weckers neben seinem Bett zeigten elf Uhr nachts. So spät schon. In einer Stunde würde der zehnte Oktober sein, sein Geburtstag. Er freute sich nicht wirklich darauf. Noch dazu war es ein Sonntag und sonntags hatten die Leute in der Küche frei. Yuna war da keine Ausnahme. An diesem Geburtstag würde Naruto also ganz allein sein.

Der kleine Junge konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Er wollte sie zurückdrängen, doch es war hoffnungslos. Dabei wollte er doch nicht weinen. Er musste stark sein. Stark und lachend und fröhlich. Damit die anderen sahen, dass es ihm auch ohne sie gut ging.

Zum ersten Mal seit langer Zeit weinte Naruto sich wieder in den Schlaf.
 

Ein leiser Schrei ließ ihn aufschrecken.

Was war geschehen? Hatte sich irgendjemand verletzt? Wer hatte da geschrieen?

Es dauerte eine Weile bis Naruto sich daran erinnerte, dass er jetzt einen Mitbewohner hatte. Sein Kopf flog zu Sasuke herum und versuchte ihn in dem dämmrigen Licht auszumachen. Der schwarzhaarige Junge saß zusammengesunken auf seinem Bett, die Decke lag auf dem Boden, er zitterte. Sein Atem ging heftig, sein Blick war auf die Hände in seinem Schoß geheftet, sodass Naruto sein Gesicht nicht sehen konnte. Trotzdem konnte er ahnen, dass er weinte.

Narutos Blick huschte kurz zur Uhr, es war schon früher Morgen. Er ignorierte die Traurigkeit, die sich in seinem Inneren breitmachte und stand leise auf. Sasuke schien ihn nicht wahrzunehmen, selbst als er die Decke vom Boden aufhob und sie wieder auf das Bett legte.

Sasuke machte keine Anstalten, sich wieder hinzulegen. Er starrte immer noch seine bebenden Hände an.

Ein wenig hilflos stand Naruto daneben und wusste nicht recht, was er noch tun sollte. Tun konnte, tun durfte. Dann versuchte er jegliche Abneigung gegenüber Sasuke in den Hintergrund zu drängen und wagte es, noch etwas näher zu kommen. Er legte seine kleinen Hände auf die schmalen Schultern des anderen und drückte ihn sanft zurück in die Kissen. Sasuke ließ alles widerstandslos mit sich geschehen, schien immer noch zu sehr von seinem Alptraum gefangen zu sein.

Naruto packte die Decke und breitete sie über Sasuke aus, dann wollte er sich schon wieder selbst hinlegen, als er eine leise Stimme hörte. Nur ein Flüstern.

„Blut“, wisperte Sasuke. „Da ist überall Blut an meinen Händen.“

Verwirrt drehte sich Naruto wieder zu ihm um. Blut? Was für Blut? Er sah kein Blut!

„Da… ist kein Blut“, meinte Naruto leise.

Sasuke schüttelte den Kopf, sah ihn mit großen, leeren Augen an. Dieser Blick machte Naruto Angst. Er war verzweifelt. Voller Verzweiflung, voller Einsamkeit. Voller Furcht.

„Es klebt an mir“, sagte Sasuke. „Ich konnte nichts tun!“

Dann schloss er die Augen, schlief so plötzlich wieder ein, wie er aufgewacht war. Vollends verwirrt starrte Naruto ihn noch eine Weile an, bevor auch er sich wieder hinlegte. Schlafen konnte er aber nicht, er lag wach bis es drei Stunden später Zeit zum Aufstehen war.
 

Wie er es sich vorgestellt hatte, schien niemand an seinen Geburtstag gedacht zu haben. Aber das war egal. Es war egal.

//Es ist egal. Es ist egal.//, dachte Naruto immer und immer und immer wieder, wie in einer endlosen Gedankenschleife.

„Es ist egal. Es ist egal“, murmelte er vor sich hin, so leise, das niemand außer ihm selbst es hören konnte.

Es war egal.

Beim Frühstück, das die Kinder sich selbst richteten, warf er manchmal einen hastiges Blick zu Sasuke hinüber, der schon wieder von den anderen umringt war und sich anscheinend nicht an das Erlebnis am Morgen erinnern konnte.

Alles war normal.

Sasuke schon nach einem Tag geliebt, bewundert, weil sich gezeigt hatte, dass er der beste Werfer, der schnellste Läufer war.

Naruto sein ganzes Leben gehasst und gemieden aus Gründen, die er selbst nicht kannte, nicht verstand.

Aber Naruto wusste, dass es etwas gab, was sie verband, ihn und Sasuke. Und das war die Einsamkeit. Er wusste nicht, wie Sasuke einsam sein konnte, unter all den Menschen, aber er wusste, dass er einsam war. Genauso, wie Naruto selbst.

Irgendwie wäre er gerne zu ihm hinüber gegangen, wäre gerne sein Freund gewesen. Vielleicht wäre die Einsamkeit in beiden jungen Herzen damit verschwunden. Doch Naruto tat es nicht. Da waren die anderen, die Sasuke jetzt schon vergötterten, obwohl ihm das egal erschien. Die anderen, die Naruto verabscheuten, obwohl sie vermutlich selbst nicht wussten, warum.

Da war Sasuke selbst, der ja anscheinend nichts von ihm wissen wollte.

Und da war Naruto, der schließlich beschlossen hatte, Sasuke nicht zu mögen. Er hatte vor, sich daran zu halten.

Naruto verkroch sich nach dem Frühstück wieder in sein Zimmer und sah vom Fenster aus den anderen beim Spielen zu. Es machte nichts, dass sie ihn nicht gefragt hatte, ob er mitspielen wolle. Das war er gewohnt. Es war egal.

Aber ein wenig schmerzte es doch, zu sehen, wie die Kinder sich gegenseitig über den Hof jagten, dabei hin und wieder von Madame ermahnt wurden, nicht zu wild zu sein. Sie lachten vor Freude und schrieen vor Enttäuschung, wenn jemand gefangen wurde. Er hätte gerne zu ihnen gehört. Normal sein, auch wenn man keine Eltern hatte. Aber war er denn nicht so normal, wie sie auch?

Die Tür öffnete sich und Sasuke trat ein, Naruto spürte kurz seinen Blick auf sich, dann schnappte der andere sich wieder ein Buch und warf sich auf sein Bett. Er schien Naruto gar nicht mehr zu beachten.

„Warum bist du nicht bei den anderen?“, fragte Naruto. Unverfänglich, es sollte schließlich nicht aussehen, als würde es ihn interessiere. „Haben sie dich nicht gefragt?“

„Doch“, sagte Sasuke schlicht, hob dabei nicht den Kopf. „Hatte keine Lust.“

Wieder so etwas, was Naruto an ihm nicht verstand. Sasuke war beliebt, obwohl er erst seit so kurzer Zeit hier war, aber es war fast so, als wollte er diese Beliebtheit nicht. Als bräuchte er sie nicht.

Und so saßen sie da, der dunkelhaarige Junge mit der hellen Haut in sein Buch versunken, der blonde Junge mit der gebräunten Haut aus dem Fenster starrend. Sie sahen einander nicht an, waren verschiedener, wie es nicht verschiedener ging. Sie sprachen nicht miteinander, doch da war eine stille Verbundenheit zwischen ihnen, die sie selbst noch nicht ganz erfassen konnten.

Als Naruto schon glaubte, sie würden sich auf ewig anschweigen, fing Sasuke doch noch einmal an, zu reden. Noch immer blickte er nicht von seinem Buch auf und seine Stimme war leise, aber Naruto verstand ihn.

„Diese Leiterin hat gesagt, du hättest heute Geburtstag.“

Es war ein seltsames Gefühl, jemanden über seinen Geburtstag reden zu hören, fand Naruto. Normalerweise tat das doch niemand.

„Ja“, antwortete Naruto, es war fast schon eine Frage.

„Dann…“ Naruto spürte Sasukes Zögern. „Alles Gute.“

Ein noch seltsameres Gefühl war es, Glückwünsche zum Geburtstag zu erhalten. Das tat sonst auch niemand. Es war das erste Mal.

Naruto wusste, dass er sich eigentlich bedanken sollte, aber er war zu aufgewühlt, zu überwältigt von diesem neuen Ereignis.

Er lächelte einfach nur die Fensterscheibe an.
 

~ * ~
 

Selbst jetzt noch musste Naruto Lächeln, wenn er an diese Worte dachte. Sie waren der Beginn gewesen, der Anfang einer… konnte man es schon ‚Freundschaft’ nennen? Wohl eher nicht. ‚Freundschaftliche Beziehung auf rivalisierender Basis’ traf es schon eher. Damals war alles eben noch anders gewesen. Lange Zeit war es anders gewesen. Fast vier Jahre lang.

Und wieder strömten Erinnerungen auf ihn ein. Erinnerungen an den Tag, der alles veränderte.
 

~*~
 

Ein sonniger Sommertag, vier Jahre später.

Für Naruto war alles so wie immer. Die anderen mieden ihn, nur mit Sasuke redete er. Wenn man das als ‚Reden’ bezeichnen konnte – wohl eher ‚Rivalität betreiben’. Natürlich nicht immer, aber man konnte schon fast von einem Dauerzustand sprechen. Es war im ganzen Heim und sogar in der Schule bekannt, dass Naruto Uzumaki und Sasuke Uchiha verfeindet waren. Was niemand wusste: Manchmal, ganz selten nur, herrschte zwischen den beiden ein stillschweigendes Einverständnis der Freundschaft. Oder zumindest einer Art von Freundschaft. Und vermutlich wussten sie es selbst noch nicht einmal. Denn das Gefühl, wenn sie schweigend zusammen saßen und ihren jeweiligen Beschäftigungen nachgingen, augenscheinlich in keinerlei Verbindung stehend, war gut. Denn irgendeine Verbindung war vorhanden. Wenn auch nur sehr, sehr schwach und nur in diesen ganz, ganz besonderen Momenten.

Die Sonnenstrahlen vertrieben jedoch zumindest für einige Momente alle Gedanken an Streit, der laue Wind wehte alle Sorgen davon und an diesem Tag plagten Naruto viele Sorgen. Doch er wollte gerade nicht daran denken, wollte nur im Gras liegen, mit den Fingern die, von der Sonne ausgedörrten Halme berühren, stachelig und braun, wie sie waren. Einfach die Gedanken schweifen, fliegen lassen bis hoch hinauf in den locker bewölkten Himmel, blau wie ein heller Saphir.

Er durfte nur nicht an das kleine Heft denken, dass gut verstaut in seinem Rucksack steckte, nur wenige Meter von ihm entfernt. Nur nicht an dieses Papier denken, auf dem sauber aufgereihte, kleine Ziffern geschrieben standen. Nur nicht daran denken, was es für Ziffern waren; er hatte sich das Zeugnis noch nicht angesehen.

Plötzlich war ein Rascheln zu hören – jemand kam über das trockene Gras auf ihn zu. Der andere beugte sich über ihn, ein Schatten fiel auf Narutos Gesicht.

„Geh mir aus der Sonne!“, knurrte er und hielt die Augen bewusst geschlossen, um nicht dieses spöttelnde, freudlose Grinsen sehen zu müssen, das sich zweifellos auf das Gesicht des anderen geschlichen hatte.

Natürlich dachte Sasuke nicht daran, zu verschwinden, im Gegenteil. Er ließ sich neben Naruto auf die Erde fallen – der Blonde spürte die forschenden Blicke auf ihm. Es war, als könnte Sasuke in ihn hineinsehen, wie er das hasste!

„Was willst du?“

„Dir unter die Nase reiben, dass ich besser bin, als du!“, erklärte Sasuke ohne Umschweife. Auch diese direkte Ehrlichkeit konnte Naruto nicht ausstehen. Sie passte nicht zu Sasuke.

„Ich hab es mir noch nicht mal selbst angesehen!“, meinte Naruto, aber natürlich würde Sasuke nicht darauf hören. Wann tat er das schon?

Als er die Bewegungen neben sich vernahm, sprang Naruto blitzschnell auf und erreichte seine Tasche zuerst.

„Ich sagte Nein!“, blaffte er Sasuke an, der abwehrend die Hände hob, aber wie geahnt immer noch dieses fürchterlich überhebliche Grinsen zur Schau trug. Naruto schmiss den Rucksack zurück auf den Boden, ließ auch sich selbst ins Gras fallen und benutzte das Gepäckstück kurzerhand als Kopfkissen.

„Sturkopf“, brummte Sasuke, legte sich einfach neben Naruto. „Früher oder später musst du es sowieso ansehen!“

„Dann lieber später!“, entgegnete Naruto starrsinnig.

Sasuke seufzte, versuchte dann aber doch, die noch relativ gute Stimmung zu retten und schnitt ein anderes Thema an. „Heute kommt noch eine Neue.“

„Echt?“

Naruto versuchte, gelangweilt zu klingen, aber es gelang ihm nicht ganz. Und selbst, wenn er es geschafft hätte – Sasuke konnte er damit nicht täuschen. Er kannte ihn einfach viel zu gut. Gott, wie er ihn hasste!

„Ein Mädchen. Ich habe gehört, wie Madame sich mit Miss O’Sullivan darüber unterhalten hat.“

Miss O’Sullivan war die junge stellvertretende Heimleiterin aus England.

„Aha“, machte Naruto und blinzelte in die Sonne. Er würde sich so gerne wieder in seine Tagtraumwelt sinken lassen, aber niemals würde er sich die Blöße geben, vor Sasukes Augen einzuschlafen. Niemals!

„Willst du nicht sofort hinrennen und nachsehen?“, stichelte Sasuke. „Machst du doch sonst auch immer.“

Naruto schnaubte verächtlich, sagte aber nichts.

„Sie soll schweres erlitten haben“, erzählte Sasuke weiter. „Viel zu schlimm für so eine arme, kleine Kinderseele.“ Er schien Madame zu zitieren, seine Stimme wurde höher und hart und erhielt diesen eigenartigen Akzent.

Wieder kam nur ein Schnauben von Naruto, dieses Mal aber vermischt mit einem kurzen Grinsen.

„Was kann bitte schön so schlimm sein?“, murmelte Sasuke da plötzlich. Auf einmal schienen sich dunkle Wolken vor die Sonne zu schieben und die Temperatur fiel rasant. „So schlimm?“

Naruto kannte Sasuke inzwischen gut genug, um zu erkennen, dass er nun nicht mehr an dieses neue Mädchen dachte. Er sah den anderen kurz von der Seite her an. Mit leeren Augen starrte Sasuke vor sich hin, ein kalter Ausdruck hatte sich über sein Gesicht gelegt. In letzter Zeit geschah das öfter. Als würde er sich besinnen auf etwas, dass eigentlich unerreichbar war.

//Seine Vergangenheit…//

„Wir sollten wirklich mal nachschauen!“, sagte Naruto laut und Sasuke schreckte aus seinen düsteren Gedanken auf.

„In Ordnung.“ Wie immer hatte er sich schnell wieder gefangen.

Naruto rappelte sich auf und noch ehe er das kurze hinterlistige Funkeln in Sasukes Augen sah, erkannte er seinen Fehler. Doch da hatte der Schwarzhaarige sich schon den Rucksack geschnappt und war davon gerannt – im Laufen noch kramte er das Zeugnis hervor.

Fluchend spurtete Naruto ihm nach, auch wenn er wusste, dass er Sasuke nicht würde einholen können. Zumindest nicht, bis sie am Heim angekommen waren.

„Naruto Uzumaki hat folgende Noten erreicht…“, rief Sasuke im Laufen und schien dabei gleichzeitig zu Lesen.

Oh, wie er ihn hasste!

„Mathematik… na, das geht doch noch! Deutsch… könnte besser sein. Musik… das du nicht singen kannst, wusste ich schon vorher!“

„Uchiha! Jetzt halt deine Klappe!“, rief Naruto zornig und beschleunigte sein Tempo noch einmal, aber natürlich dachte Sasuke nicht im Traum daran. Manchmal drehte er wirklich durch, dann wurde er richtig durchgeknallt, kindisch. Das passierte meistens dann, wenn er vorher so seltsam abwesend gewesen war. Es kam immer öfter vor.

„Erdkunde… das ist aber mal ne Überraschung! Sport… wer sagt es denn?!“

Meistens gingen die seltenen Späße auf Narutos Kosten. So auch dieses Mal, war ja klar gewesen.

„Und dann noch… ich hab doch gesagt, ich bin besser!“, rief Sasuke und Naruto konnte sich sein affektiertes Grinsen nur zu gut vorstellen.

Sasuke wurde langsamer, der Abstand zwischen ihnen verkleinerte sich und als Sasuke im Hof des Waisenhauses schließlich hielt, hatte Naruto ihn schon fast eingeholt. Nur leicht außer Atem kam er neben ihm zum Stehen und funkelte ihn an.

„Bitte schön!“, grinste Sasuke.

Hatte er es nicht gewusst? Wie er ihn doch hasste!

Wütend riss Naruto ihm Rucksack und Zeugnis aus der Hand.

„Was hast du denn?“ Immer noch dieses penetrante, widerliche Grinsen. Er wollte es aus seinem Gesicht wischen, schlagen, aber ihm war auch klar, dass er es nicht machen würde, konnte. Sasuke war stärker. Nur ein bisschen natürlich, keine Frage, aber es genügte. Und außerdem – Naruto würde sich den Mund mit Seife auswaschen müssen, sollte er jemals in die Verlegenheit geraten, das zuzugeben – war Sasuke irgendwie sein einziger, sein bester Freund.

Nur bei diesem Gedanken musste Naruto sich schon schütteln. Um diese ungewollte Reaktion vor Sasuke bestmöglich zu verbergen, schob er sich an ihm vorbei und marschierte zur Eingangstür. Dabei musste er unweigerlich am Fenster zu Madames Büro vorbei und der Zufall trug in eben diesem Moment nur ein einziges Wort mit dem Wind an sein Ohr: „…Naruto…“

Er blieb stehen und drückte sich an die Wand neben das Fenster, ganz still stand er da, um nur kein Wort von dem Gesprochenen hinter dem halbgeöffneten Fenster zu verpassen. Da drin wurde über ihn geredet und er wollte hören, was. Hatten sie von der Büste von Madame – die übrigens ausgesprochen realitätsnah war – in der Bibliothek erfahren, die er mit bunten, wasserfesten Farben bemalt hatte? Das wäre nicht gut, schon einmal hatte er das Marmorbildnis der Heimleiterin bekritzelt und damals mit wasserlöslicher Farbe. Und schon zu diesem Zeitpunkt war seine Strafe nicht gerade sanft ausgefallen und noch einmal wollte er nicht bestraft werden, so viel Spaß diese Aktion auch gebracht hatte. Da kam ihm eine frühzeitige Warnung gerade recht.

„Ich bin mir immer noch nicht sicher, Madame.“ Nur gedämpft drang die Stimme ins Freie, aber trotzdem war sie immer noch gut verständlich. Es war Miss O’Sullivan, ihr Akzent war unverkennbar.

„Was tust du da?“, fragte plötzlich Sasuke direkt neben Narutos Ohr. Er zuckte zurück und sah seinen besten Feind böse an.

„Sei still! Ich will hören, was da drin über mich gesprochen wird!“, zischte Naruto.

„Du lauschst?“, flüsterte Sasuke spöttisch, aber Naruto beachtete ihn gar nicht mehr und so blieb er und spitzte ebenfalls die Ohren.

„Stellen Sie meine Autorität in Frage, Miss?“, fragte Madame scharf.

„Nein, nein! Natürlich nicht!“, beteuerte Miss O’Sullivan hastig. „Ich dachte nur… er hat schon wieder Ihre Büste beschmiert.“

Sie hatten es also doch herausgefunden. Mist.

„Miss O’Sullivan“, sagte Madame eindringlich. Mit einem Mal klang sie noch ernster und irgendetwas schwang in ihrer Stimme mit, das Naruto nicht deuten konnte. Irgendetwas bedrückte sie.

„Ich muss sie wohl nicht darauf hinweisen, dass Naruto Schweres durchlebt hat.“

„Aber das hat doch hier jedes Kind“, warf die junge Frau ein. „Das ist immerhin ein Waisenhaus!“

Ein kaum hörbarer Seufzer entwich Madame. „Aber mit Naruto Uzumaki ist es noch einmal anders.“

„Wie darf ich das verstehen?“

„Natürlich hat hier jeder Schlimmes erlebt. Denken Sie an Sasuke Uchiha. Seine gesamte Familie wurde getötet. Im Verdacht stand Sasukes älterer Bruder, aber diese Spur wurde schnell fallen gelassen. Wer glaubt schon, dass ein Dreizehnjähriger seine Familie ermordet? Aber auf mysteriöse Weise verschwand der Junge und Sasuke blieb allein zurück – und kam schließlich hierher.“

„Oh, wie furchtbar!“, rief Miss O’Sullivan entsetzt.

„Ja, in der Tat eine grausame Geschichte“, meinte Madame tonlos. „Aber ich persönlich halte sie für… überwindbar.“

„Was meinen Sie damit?“

„Nun ja… Sasuke hat einen starken Charakter, er wird auch diese Sache meistern. Irgendwann einmal.“

Stille trat ein und Naruto spürte Sasuke neben sich zittern. Aber er wandte sich nicht zu ihm um.

„Madame?“ Zögerlich durchbrach die Stimme der stellvertretenden Heimleiterin das Schweigen. „Und was ist nun mit Naruto Uzumaki? Ich denke immer noch, dass wir ihn nicht auf das Konoha-Internat lassen sollten. Er ist ein Unruhestifter.“

„Und ich denke immer noch, dass wir ihn gehen lassen sollten, so wie es in diesem Haus schon seit Jahren und Jahrzehnten Tradition ist.“

„Aber warum, Madame? So fürchterlich kann es doch nicht sein…“

„Miss! Sie sind noch nicht lange genug hier, um diese Kinder so gut zu kennen, wie ich es tue! Als ich gerade zwei Jahre in diesem Heim gearbeitet habe, haben wir diesen armen Jungen aufgenommen. Seit seinem ersten Lebenstag ist er hier!“

„Madame, ich wusste nicht…“

„Und Sie wissen es bis jetzt nicht, Miss O’Sullivan! Denn noch keiner in diesem Haus hat die Vergangenheit von Naruto Uzumaki je zu Ohren bekommen! Die Kinder hier lassen sich von außen beeinflussen, obwohl sie nicht einmal die Wahrheit kennen. Niemand kann das verhindern, auch ich nicht. Und zu meiner Schande muss ich gestehen – mit der Zeit wurde es für mich egal. Ich sah nur noch das, was Naruto nach außen hin zu sein schien: ein hyperaktiver Chaot mit nichts als Unsinn im Kopf. Und erst als es schon zu spät war, habe ich erkannt…“

„Madame… Dürfte ich bitte erfahren, was…“

„Natürlich, Sie haben eigentlich auch das Recht darauf. Wenn ich diese Stelle abtrete…“

Stühle scharrten über Parkettboden, die Frauen setzten sich.

„Die Familie Uzumaki kam in diese Stadt, die eigentlich eher ein Dorf ist und seit jeher waren sie Fremde. Sie gehörten nicht hierher und niemand hätte sie beachtet oder gar gemocht, wären sie ganz normale Leute gewesen. Diese Gegend hier ist so… verklemmt, es gibt kein besseres Wort dafür, selbst für meine vornehme Ausdrucksweise. Man beharrt auf Tradition und Neues bedeutet Veränderung und Veränderung bedeutet nichts Gutes. Vollkommen veraltete Lebensweisen, muss ich sagen.

Und Herr und Frau Uzumaki bedeuteten nun einmal etwas Neues, eine Veränderung. Und anfangs stellten Sie etwas Schlechtes dar. Doch nach einiger Zeit – ich weiß nicht genau, wie es geschah – wurden sie doch in den altvertrauten Kreis aufgenommen. Es lag an ihrer Persönlichkeit. Ich hatte einige Male die Gelegenheit, ihnen zu begegnen. Sie war eine wundervolle Frau – verständnisvoll, liebenswürdig, sie lachte gern. Und sie konnte sehr stur sein, ehrgeizig sein, fast ein wenig perfektionistisch. Und er… er war einfach bemerkenswert. Fand immer die richtigen Worte, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, wusste immer, wenn es jemandem gerade nicht so gut ging, nie voreilig, versuchte aber immer, erst das Gute im Menschen zu sehen und dann das Schlechte. Allerdings auch ein wenig eigensinnig. Und er liebte seine Frau, oh ja, er liebte sie wirklich. Es gab für ihn nichts wichtigeres, als sie und das Kind, das sie erwartete – sie war schon schwanger, als sie hier ankamen.

Und doch war da immer ein Teil von ihnen, der fremd blieb. Ein Teil, dem misstraut wurde. Und der Hauptgrund für dieses fehlende Vertrauen waren vermutlich die Tiere. Sie nahmen verletzte Wildtiere aus dem Wald auf, pflegten sie und ließen sie wieder frei. Oft kamen Kinder zu ihnen, um die Tiere anzusehen, das war es, was vielen Eltern nicht gefiel. Eigentlich verständlich, sie hatten Angst um ihre Kinder, immerhin waren einige der Tiere

nicht gerade ungefährlich. Doch das ausschlaggebende Ereignis trat erst einige Monate später ein. Seit etwa zwei oder drei Tagen ging das Gerücht von einem Fuchs herum, der durch die Wälder schlich und auch durch die Stadt und wahllos Menschen, insbesondere Kinder, angriff. Und zu genau dieser Zeit hatten die Uzumakis einen verletzten Fuchs in Pflege. Und da griff dann die verstockte, abergläubische Art der Menschen durch. Sie brachten den streunenden Fuchs mit dem Fuchs in der Klinik in Verbindung und dachten, dieses junge Paar würde ihren Fuchs auf die Menschen hetzen. Da trat das Misstrauen wieder auf und hinzu kam auch noch, dass diejenigen, die von dem Fuchs gebissen worden waren, schwer erkrankten. Der erste Todesfall war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nichts als Hass und Wut wurde ihnen gegenübergebracht, niemand dachte mehr nach oder suchte nach vernünftigen Lösungen, sinnigen Erklärungen. Und in genau dieser Zeit wurde Naruto geboren. Es war helllichter Nachmittag. Sie hatte eine Hausgeburt bevorzugt, mehr wusste man in der Stadt nicht. Schließlich aber kam die Nachricht, dass es bei der Geburt Komplikationen gegeben hatte. Die Blutung war nicht mehr zu stoppen gewesen, die junge Frau hatte ihr Mutterglück wohl nur kurz erleben dürfen. Von diesem Augenblick an war für die Menschen klar: Dieses Kind war kein gewöhnliches Kind, es war ein Hexenkind, es hatte seiner Mutter das Leben gekostet. Natürlich war das vollkommen unsinnig, aber wenn viele Menschen so fest an etwas glauben wollen, ist es schwer, diesen Glauben aufzuhalten.

Der frischgebackene Vater kam an diesem Tag in die Stadt, seinen Sohn in den Armen und er verkündete unter Tränen sein Glück. Das Kind schrie anscheinend unablässig und der Fuchs, der keine Scheu vor Menschen zu haben schien, tauchte plötzlich auf. Es ging alles sehr schnell. Vollkommen aufgewühlt von der Aufruhr unter den Menschen, wurde er noch wilder und biss und kratzte. Nur der Mann, der doch so verhasst war, erschien vollkommen ruhig und versuchte, Herr der Lage zu werden. Er bezahlte dafür mit seinem eigenen Leben, rettete aber viele andere. Unter anderem das seines Sohnes. Naruto Uzumaki jedoch war noch immer das Hexenkind, das nun wohl auch seinen Vater in den Tod getrieben haben musste. Und es ging das Gerücht um, das Kind hätte mit seinen Schreien auch die anderen zwei Tode, die nach diesem Tag eintraten, heraufbeschworen. Sie suchten einen Sündenbock und fanden ihn in einem wehrlosen Kind. Der Fuchs wurde Tage später im Wald gefunden. Er wurde untersucht und es wurde Tollwut festgestellt. Eine natürliche Ursache für seinen Tod, sein Verhalten und die Tode von insgesamt vier Menschen. Naruto hatte nichts mit alldem zu tun, aber trotzdem war er seither ein Verstoßener, denn man glaubte – und vermutlich glaubt man immer noch –, dass seine Geburt all das heraufbeschworen hatte.

Wenn Menschen auf etwas keine Antwort wissen, oder aber die Antwort nicht wissen wollen, dann verdrehen sie die Wahrheit und suchen sich eben einen Schuldigen. Und meist trifft es die, die es am wenigsten verdienen.“
 

Die ganze Zeit über hatte Naruto still gestanden und gelauscht. Erstarrt, kaum merkbar zitternd. Doch nun, als er nur noch den sommerlichen Wind in den Bäumen und den leisen Gesang der Vögel hörte, schien er zu erwachen, wie aus einem tiefen Schlaf.

„Naruto…“, sagte Sasuke neben ihm leise, aber fordernd. Eine Forderung, jetzt nichts Unüberlegtes zu tun.

Aber er konnte nicht überlegen, nachdenken. Er war nun mal nicht Sasuke Uchiha, der alles in sich hineinfressen konnte, alles verdrängen, sein Leid, Schmerz und Pein. Nur damit ihn nachts Alpträume plagten, er aus dem Schlaf aufschreckte, wirres Zeug faselte, aber am nächsten Morgen nichts mehr davon wusste. So war er nicht. Das wäre nicht Naruto Uzumaki.

Naruto dachte nicht nach, als er loslief, als er spürte, wie Wut in ihm aufkochte, Wut und Schmerzen und noch mehr Wut. Und vielleicht auch Trauer. Und noch viele Gefühle mehr, die sich in ihm vermischten, vermengten, einen explosiven Sud bildeten, der leise darauf hinbrodelte, endlich von der Flamme der Wut in Brand gesetzt, entzündet zu werden – und mit einem Knall in die Luft zu fliegen.

In seinen Ohren hallten Worte. Wortfetzen. Kleine Splitter aus Gesprächen, winzig klein, kaum von Bedeutung, wenn sie allein standen. Aber gemeinsam ein eisernes Schwert, das ihn zerfetzte, von innen heraus. Alles machte jetzt Sinn.
 

Nicht mit dem reden!

Monster! Mörder!

Nicht mit dem spielen!

Gefahr!

Gehört nicht zu uns. Zu niemandem.

Keine Eltern. Eine Waise.

Tollwut…

Sündenbock…

Mutter getötet…

Vater getötet…

Sündenbock. Mörder. Monster. Tollwut. Schuld. Schuld. Schuld. Schuld.
 

Fast wäre Naruto in das Auto hineingerannt, das gerade auf dem Hof parkte. Hätte fast das Kind umgerannt, das ausstieg und offenbar erzürnt war. Aber das alles bekam er überhaupt nicht mehr mit. Nur die Stimme hinter ihm, die ständig seinen Namen rief – „Naruto! Naruto! Naruto!!! – drang zu ihm vor, zumindest ein bisschen und er glaubte, sie durch den Schleier des Gefühlssturms in seinem Innern selbst dann noch zu hören, als sie doch noch etwas anderes rief. „…Pass doch selber auf… dann komm doch mit… Breitstirn…!!!“

Naruto konnte den Sinn hinter den Worten nicht verstehen, wollte es auch nicht. Alles war egal. Nur weg von hier, von hier, wo alles nur noch schlimmer war. Weg. In den Wald. Weg. Fort von hier, wo nichts mehr einen Sinn ergab. Wo sich alles drehte. Wo alles nur noch schlimmer wurde, je länger er hier war, je mehr er wusste.
 

Irgendwo hielt Naruto an. Tief, tief im Wald. Hier war er noch nie gewesen. Er erkannte nichts um sich herum und er war schon oft im Wald gewesen. Doch jetzt musste er stehen bleiben. Sein Atem ging schnell, sein Herz klopfte heftig, aber nicht nur wegen des Laufens. Wie lange war er eigentlich gerannt? Er wusste es nicht. Spürte nur die friedvolle Stille um ihn herum, nur durchbrochen vom Rauschen des Windes in den Wipfeln der Bäume und vom Zwitschern der Vögel. So friedlich. Viel zu friedlich.

Der Drang, den Frieden zu durchbrechen wurde immer stärker, unhaltbar und dringlich. Er schrie. Wollte, dass sein Schrei bis in den Himmel drang, hoch in die Wolken und noch weiter. Er schlug. Auf die Stämme der Bäume, auf den Erdboden, auf Steine, Pflanzen und alles, was seinen Fäusten noch so in die Quere kam. Schlug, bis seine Knöchel bluteten. Schrie, bis seine Stimme ermattete.

Und dann… dann weinte her. Dann flossen Tränen, gegossen aus Wut und Verzweiflung und Trauer und mehr Wut und Verzweiflung und aus so viel Hass und Hoffnungslosigkeit. Und doch hoffte er noch. Hoffte, dass ihn jemand von der Qual erlösen würde, denn er selbst konnte es nicht. Er selbst war zu schwach, zu kraftlos, in diesem Augenblick. Hätte er doch bloß einen Freund. Einen besten Freund. Der ihm half. Der ihn erlöste. Befreite.

„…ruto!“

Gab es denn niemanden? Wirklich niemanden?

„…aruto!“

Es gab doch jemanden, es musste doch jemanden geben!

Die Wut schoss wieder hoch, durchflutete ihn, gleich einer Welle und verbreitete sich. Kam auf, ebbte wieder ab, kam auf… Ein Kreislauf, sich wiederholend. Und Naruto gab sich der Wut und allem anderen hin, sah nicht mehr, was er tat, kontrollierte es nicht mehr. Schlug wieder zu, mit der nichtvorhandenen Kraft, die anscheinend doch noch irgendwo da war.

„Naruto!“

Er wurde herumgerissen, starrte in Sasukes Gesicht, wollte sich losreißen, aber Sasuke war stärker. So wie immer.

„Lass mich!“, schrie er, mit heiserer Stimme. So viel hatte er schon geschrieen. So viel. „Lass mich los!“

„Nein!“, knallte Sasuke ihm das Wort ins Gesicht, das er jetzt am wenigsten gebrauchen konnte. „Beruhige dich! Denk nach! Das bist nicht du! Was die da gesagt haben…“

„Ich bin ein…“

„Sei still!“ Sasuke hielt ihm die Hand vor den Mund. „Sag das nicht! Das bist du nicht! Du bist Naruto Uzumaki! Du bist du! Du bist nichts von dem, was sie behaupten!“

Naruto mobilisierte seine Kraft und riss sich los.

„Was bin ich dann? WER bin ich dann? Sie sagen, ich hätte sie umgebracht!“

„Das hast du aber nicht!“, schrie Sasuke. Naruto hatte ihn noch nie so außer sich erlebt. So in Rage. Ohne die Eisschicht, die ihn sonst immer umhüllte.

„Aber sie sagen…“

„SCHEISS AUF DAS, WAS SIE SAGEN!!!“ Sasuke brüllte und stieß Naruto ein Stück von sich. „Total egal! Es ist total egal! Das warst du nicht! Du hast niemanden umgebracht! Das war dieser verfluchte Aberglaube! DU – KONNTEST – NICHTS – DAFÜR!!!“

„Und was ist mit dir?“ Er hatte nicht mehr die Kraft zu Schreien. Umso mehr Ausdruck legte er in die leisen Worte, fast ein Flüstern, ein Wispern. Naruto war es egal, wenn Sasuke jetzt ausrastete. Schließlich wusste er nun auch von Narutos Vergangenheit. Warum durfte Naruto dann nichts von Sasukes erfahren? So gesehen war es sogar sein gutes Recht.

„Wie meinst du das?“, zischte Sasuke. Sein Blick wurde eiskalt und vermutlich hätte jeder normale Mensch jetzt vor ihm Reißaus genommen. Aber Naruto kannte Sasuke schon viel zu lange. Er kannte die Schwächen des Uchiha wie kein anderer. Und er wusste, dass in diesem Blick nicht nur Hass lag. Da war noch etwas, tief, sehr tief in seinem Inneren versteckt.

Angst.

„Du fürchtest dich vor der Wahrheit“, flüsterte Naruto. „Du fürchtest die Wahrheit! Und wenn du es selbst aussprechen würdest, würde es unweigerlich wahr sein müssen, habe ich Recht? Dann kannst du dich nicht mehr drum herum schweigen, dann…“

„Sei still!“, knurrte Sasuke.

Naruto wollte ihn reizen, wollte ihn endlich aus dieser Reserve locken, hinter die Fassade sehen, die nur in der Nacht zu bröckeln schien, auch wenn der Uchiha sich morgens nicht mehr daran erinnerte. Nachts…

„Fast jede Nacht“, sagte Naruto leise. „Fast jede Nacht schlägst du im Schlaf um dich. Du schreist und du heulst. Du erwachst und erzählst, du hättest Blut an deinen Händen. Aber am nächsten Morgen erinnerst du dich nicht mehr daran. Was verbirgst du, Sasuke Uchiha? Hat es etwas mit deinem Bruder…“

„SEI STILL!“, schrie Sasuke, aber anstatt auf Naruto loszugehen, wich er einen Schritt zurück. Sein Gesicht war leichenblass, jegliche Farbe war daraus gewichen.

Naruto ging auf Sasuke zu, stand nun ganz nah vor ihm, sodass er sein eigenes Spiegelbild in den Pupillen des anderes erkennen konnte.

„Wer bist du, Sasuke Uchiha?“, flüsterte er, fast tonlos. „Sag mir, wer du bist!“

Die Faust flog auf Narutos Gesicht zu, so schnell, er konnte nicht einmal mehr zurückweichen. Aber das musste er auch nicht. Er wurde zur Seite gestoßen und plötzlich war da eine Hand. Eine zierliche, aber starke Hand. Sie hielt Sasukes Faust fest umklammert.

„Misch dich nicht ein, Breitstirn!“, knurrte Sasuke das Mädchen an, das nun zwischen ihnen stand.

„Du hast doch gesagt, ich soll mitkommen. Idiot!“, entgegnete das Mädchen. Ihre grünen Augen blitzten, ihr Haar wehte leicht in der Sommerbrise. Und was für Haar das war! Solch eine ungewöhnliche Haarfarbe hatte Naruto noch nie gesehen: Rosa! Es war doch tatsächlich rosa!

„Mädchen, springst du auch von einer Brücke, wenn man es dir sagt?“

„Ich dachte nur, dass du emotionsloser Eisklotz doch sicher nicht mit der Situation zu Recht kommst!“

„Dann hör auf zu denken!“

Ungläubig verfolgte Naruto den angeregten Wortwechsel. Diesem Mädchen musste er wirklich Respekt zollen. Hielt Sasukes Faust noch immer mit Leichtigkeit in der Luft fest, schnauzte ihn ziemlich frech an und vor allem schien sie seine Art nicht im Mindesten zu beeindrucken. Eher im Gegenteil – sie hatte wohl ziemlich schnell verstanden, dass genau diese Art ihm in dieser Lage zum Verhängnis werden könnte. Und das, obwohl sie ihn noch nicht einmal kannte!

„Wow, was für ein kluger Kommentar! Da musstest du dir jetzt vermutlich ganz schön den Kopf drüber zerbrechen, was?“ Der Sarkasmus triefte förmlich aus ihren Worten.

„Ähm…“, begann Naruto, um sich auch mal bemerkbar zu machen.

„Im Moment denke ich immer noch, dass dich das hier nichts angeht! Also verschwinde!“, knurrte Sasuke gereizt.

„Ich…“, fing Naruto wieder an. So langsam eskalierte die Situation. Das unbekannte Mädchen hatte Sasukes Hand losgelassen und ihre Nasen waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Wenn man die Situation ein wenig… umdefinierte, könnte man fast meinen, sie würden sich gleich…

„Ich werde nicht verschwinden, du aufgeblasener Trottel!“

„Wie hast du mich genannt, eingebildete Schnepfe? So hässlich, wie…“

Nein, jetzt sah es nicht mehr danach aus, denn die flache Hand des fremden Mädchens hatte einen feurig roten Abdruck auf Sasukes Gesicht hinterlassen. Dieser war einige Schritte zurückgetaumelt und war drauf und dran, zum Gegenangriff überzugehen. Das würde Naruto aber zu verhindern wissen. Schnell stand er zwischen den beiden, setzte sein fröhlichstes Gesicht auf und lachte dem Mädchen kurz entgegen.

„Er meint es nicht so. Nicht wahr, Sasuke, du meinst es nicht so!“

„Und wie ich das…!

„Jaaa, schönes Wetter heute, nicht wahr? Also, mein Name ist Naruto Uzumaki und das hier ist Sasuke Uchiha. Wir wohnen in dem Heim da drüben.“

„Nett dich kennen zu lernen.“ Sie warf Sasuke einen giftigen Blick zu. „Ich werde von heute an auch in dem Heim wohnen.“

Sie lächelte. Naruto fand sie wesentlich hübscher, wenn sie lächelte, als wenn sie seinem besten Freund an die Gurgel ging.

„Ich bin Sakura Haruno.“
 

~*~
 

Freunde. Von diesem Tag an waren sie Freunde gewesen. Naruto und Sasuke und Sakura. Auch wenn Sakura und Sasuke sich nicht normal unterhalten konnten, ohne nach kurzer Zeit einen Streit anzufangen. Aber diese Zeit war schön. Einfach unglaublich.

Naruto hatte Sakura sehr bald das erzählt, was er über seine Vergangenheit erfahren hatte. Er war etwas nervös gewesen, aber Sakura hatte ein für allemal bewiesen, wie unglaublich sie war. Sie hatte gelacht. Gelacht und etwas von „Bescheuertem Aberglauben“ gekichert und dass dies ja wohl niemand ernst nehmen könne. Aber diese Sache mit dem Fuchs wäre schon irgendwie… verzaubert, hatte sie noch hinzugefügt. Und Füchse zu ihren Lieblingstieren erklärt.

Das war in diesem einen Sommer gewesen. Danach waren sie auf das Konoha-Internat gekommen. Und sie hatten all ihre Freunde kennen gelernt und in gewisser Weise hatte sich ihre Freundschaft dadurch verändert. War irgendwie stärker geworden, auch wenn sie sich veränderten.

Niemandem stand Naruto so nahe, wie Sakura und Sasuke. Ihnen konnte er alles erzählen und niemand kannte sie so gut wie er. Und andersherum. Und darum bemerkte er auch die Veränderung zwischen Sasuke und Sakura. Nur eine kleine Veränderung, aber… oft waren es die kleinen Steine, die die Lawine ins Rollen brachten.

Naruto lächelte auf sein Geschenk herunter. Der kleine Fuchs starrte ihn aus seinen schwarzen Knopfaugen an und schien zurückzulächeln. Ein kleines Detail aus einer Zeit, an die er sich nicht einmal erinnern konnte. Und das doch alles verändert hatte. Das ihm in gewisser Weise die zwei besten Freunde der Welt beschert hatte.

Naruto stellte das Plüschtier auf seinen Nachttisch direkt neben den Wecker und seine gesammelte Geburtstagspost. Besonders eine Karte fiel ihm dabei ins Auge – kein Wunder, schließlich hatte er sie noch vor alle anderen platziert. Ein schlichtes, helles Blau mit einem verschnörkelten Schriftzug. Happy Birthday! Irgendjemand hatte sich viel Mühe mit dieser Karte gegeben. Und Naruto wusste, wer. Im Inneren der Karte stand mit leicht zittriger Schrift geschrieben: Wünscht dir Hinata. Und daneben, noch ein wenig zittriger, ein kleines Herz.

Naruto seufzte tief auf und dachte noch einmal an seine Party zurück. Als alle schon gegangen waren und es plötzlich noch einmal an der Tür geklingelt hatte. Und da war Hinata, die er den ganzen Abend nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, aus welchen Gründen auch immer. Und sie standen sich gegenüber und starrten sich etwas dämlich an, bis Naruto endlich ein schwächliches „Jaaa?“ herausbrachte. Sie lief rot an und er fragte sich, wie sie so süß aussehen konnte. „H-hab d-d-dir noch ga-ga… Hab dir noch gar kein Geschenk… gegeben“, hatte sie gestammelt und bevor Naruto erwidern konnte, dass sie ihm kein Geschenk zu geben bräuchte… hatte sie ihm auch schon einen Kuss auf die Wange gedrückt und war so schnell verschwunden, dass er sich nicht einmal hatte bedanken können.

Selbst jetzt konnte er noch Hinatas Lippen auf seiner Haut spüren und sein nächster, in einem Lächeln verborgener Seufzer verlangte ausdrücklich nach mehr. Und bald würde die Chance auf mehr kommen, dessen war Naruto sich sicher.

Aber die Zeitspanne bis zu ‚bald’ kann sehr unterschiedlich ausgelegt werden.
 

*********
 

Jaaa, es hat sehr lange gedauert diesmal, sorry dafür. Na ja, die Schule eben.

Und das Kapitel? Hmm, war eigentlich vollkommen ungeplant, aber ich mag es wirklich.

Oder zumindest zum größten Teil.
 

Und bevor ich euch jetzt wieder in eine Wartepause schicke, möchte ich noch ein paar Dinge verkünden. *Trommelwirbel*

Erst mal vielen Dank für alle Kommis und Favos, das ehrt mich wirklich sehr (ein Vögelein hat mir gezwischtert, ich soll nicht mehr sagen, dass ihr verrückt seid deswegen^^)
 

Und zweitends: Ich werde fürs Erste keine ENS mehr verschicken, nur noch an Kommischreiber. Sorry, aber es geht nicht anders.
 

Dann, man liest sich (hoffentlich bald^^)

LG

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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  death-angel
2008-03-05T10:42:11+00:00 05.03.2008 11:42
woooooooooow deine ff ist total super!
*begeistert bin*
du kannst richtig gut schreiben
großes lob!
mach schnell weiter!
freu mich aufs nächste kapi!
glg schnuckal
Von:  breathe
2008-02-26T17:57:29+00:00 26.02.2008 18:57
halluu :D ..

booah wiie toll deiine FF iis .. iish liiebe siie <3 ..
&& des letzte kappii wah yah wohl eiinfach mal hamma .. auch wenn iish noch qerne mea qelesen hätte von iihra verqanqenheiit^^.. alsou bevor sakura qekomm iis XD .. aba sou wars auch okee .. wär voll toll wenn duu von den verqanqenheiiten noch mea eiinbauen könntest ..

alsou wiie qesaqt iis ne tolle FF .. froii miish schon sea aufs nächste kappii .. wäre liieb wenn duu ne ENS schiicken könntest?! +liiebquck+

+knuddel+
sternchen :) ..
Von:  Tamatoshi
2008-02-25T19:29:54+00:00 25.02.2008 20:29
die geschichte von Narutos Vergangenheit ist echt schön... und gleichzeitig ziemlich traurig...*sniff*
die beiden mussten ja echt viel durchmachen Q.Q
der schluss war einfach nur klasse! das sich Hinata so was getraut hat! GZ! ^_______^
ich freu mich schon assi aufs nächste chaplien ^-^
SCHRANK
Von: abgemeldet
2008-02-23T15:26:54+00:00 23.02.2008 16:26
ich habe fast geweint...
das kapitel ist wirklich spitze!
du hast die gefühle sehr gut beschrieben.
ich freue mich schon auf das nächste kapitel.

lg
maora
Von: abgemeldet
2008-02-22T19:52:51+00:00 22.02.2008 20:52
wow... das kapi war echt megalang, aber an keiner einzigen stelle auch nur annähernd langweilig!
es war einfach total toll^^
ich finds toll, dass du etwas über die vergangenheit (die richtig traurig ist und du hast es irgendwie geschafft diese traurige stimmung durch deinen schreibstil zu vermitteln) von naruto und sein erstes treffen mit sakura und sasuke geschrieben hast.
hehe... sakura und sasuke haben sich ja schon immer so "gut" verstanden xD
ich freu mich auf jeden, jeden fall schon auf das nächste kapi!!!
lg mari-chu

Von:  puffi-sama
2008-02-22T17:17:36+00:00 22.02.2008 18:17
hi ho.. man war das nen geiles chap! echt jetz! kein scheiß! bin son kleiner hintergrund-infos-gern-hat-freak^^ voll genial geschrieben.. armer naru.. aba saku und sasu sind ja bei ihm.. also mach weiter so, bis zum nächsten chap^^

cya die_gefallene
Von: abgemeldet
2008-02-22T15:42:32+00:00 22.02.2008 16:42
woah teilwese sind die wörter echt falsch geschrieben... hab nachsicht, hab gestern ers meine nägel gemacht und naja, sie sind etwas länger, also auch gewöhnungsbedürftigt XD aba in kommis is mir das sowieso egal XD
(nur damit de bescheid weißt^^)
Von: abgemeldet
2008-02-22T15:40:40+00:00 22.02.2008 16:40
das kappi war wunderschön, besonders der wutausbruch von naruto und sasuke... sie szehen sich wirklich naha und das ist mal wieder ein schöner beweis dafür! bin begeistert^^ das ende fand ich auch voll süß^^ mit hinata^^ hach ja^^
freu mich schon aufs nächste^^
bis denne
bussy chandiny
Von: abgemeldet
2008-02-21T22:45:53+00:00 21.02.2008 23:45
Einfach ein total tolles Kapi.
Narutos Vergangenheit ist echt traurig. Ich fands total toll, wie du das beschrieben hast! Einfach nur klasse!
Freu mich schon aufs nächste Kapi!
Mfg Jo
Von:  Vertschl
2008-02-21T20:11:26+00:00 21.02.2008 21:11
Hey :)

Das Kapitel war jetzt das längste oder?
Narutos Vergangenheit ist einfach traurig..
Fand es klasse, dass du geschrieben hast wie Naruto und Sasuke sich kennengelernt haben. Und wie Sakura dazu gekommen ist.

Lg Vertschl


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