New Life beyond the Death
New Life beyond the Death
Nein. Das... das KANN einfach nicht sein! Es ist… es ist wider jeder Natur! Das ist nicht fair, nicht jetzt. Warum nur ist das Schicksal dermaßen grausam? Wie soll die Erde sich denn nun weiterdrehen? Jetzt noch… Es ist wie ein Schlag direkt in die Magengrube. Warum musste es nur so kommen? Gerade jetzt, wo alles endlich einmal gut laufen könnte? Warum hatte das bloß passieren müssen? Warum nur ist das Schicksal so grausam? Warum hatte er sterben müssen? Ihr Herz und ihre Seele waren verloren, tief im Strudel der Einsamkeit…
So unfair. Gibt es etwas, was mehr nehmen kann als das Leben es vermag? Gibt es etwas, was einen mehr verletzten kann, als es in der Macht des Schicksals steht? Alles hätte gut werden können, die Sonne hätte zum ersten Mal ungetrübt am Himmel gestanden. Doch nun? War wieder etwas davor, dunkel wie der Schmerz, der ihrer Brust die Luft abschnürte. Das war nicht fair! Konnte denn nicht einmal, einmal nur, alles gut sein? Ohne Angst, ohne Einsamkeit, ohne Furcht, ohne Schmerz? War das überhaupt möglich? Ging das? Ein Leben, bei dem hinter dem Glück nichts war, wo man das Leben genießen konnte? Gab es das? Wenn ja, wer konnte so ein Leben führen? Die Götter? Buddha? Vielleicht. Aber nicht sie, ein normalsterbliches Wesen, noch dazu ein Mensch. Sollte ihr Leben nur aus Schmerz, Leid und Verbitterung bestehen? Wo man ihr doch die Liebe genommen hatte… Das Herz und die Seele noch dazu… was konnte ihr das Leben jetzt noch bieten? Gab es das Leben nach dem Tod? Konnte sie dort wieder ihr „Glück“ haben?
„Werde glücklich…“
Nein! Sie konnte nicht. Sie hatte es ihm doch versprochen…
„Nein!“, schrie sie aus voller Lunge. Doch er, dieser verdammte Bastard, war schon verschwunden. Sie befreite ihre Beine aus der Starre und lief hin zu jenem, der blutüberströmt am Boden lag, der hatte eine Niederlage einstecken müssen. Neben ihm fiel sie auf die Knie.
„Halt durch! Ich werde…“ Doch eine Stimme, schwach nur, unterbrach sie. „Nein… es ist vorbei, zu spät für mich…“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Sag so etwas nicht! Ich werde dich versorgen und alles wird gut! Du darfst jetzt nicht sterben, nicht JETZT!“ Ein schwaches Lächeln stahl sich auf dieses Lippen, auf die des Verlierers, er wusste um sein Schicksal, bereit, dem ins Gesicht zu sehen, bereit, seinen Weg zu gehen, wie es bestimmt war. „Es kommt alles, wie es kommen muss… und ich wehre mich dagegen nicht, ich kann nicht gegen das Schicksal bestehen, am Ende siegt immer der Tod. Doch ich habe eine Bitte an dich… versinke nicht in der Trauer, die der Tod nach sich zieht und fange neu an… Der Tod nimmt ein Leben mit sich, doch die Hinterbliebenen dürfen von vorn anfangen, sollten sie sich nicht einsperren… Fang von vorne an. Onegai… Werde glücklich… Auf dass ich glücklich in der Hölle sein kann, dass du dein Lächeln nicht verlorst.“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Ein neues Leben? Ohne dich? Wie stellst du dir das vor, wenn mein Herz, meine Seele mit dem Tod, mit dir, geht? Du bist alles in meinem Leben, ich vermisse dich schon jetzt. Sag mir, dass du es schaffst, dass der Tod nicht immer den letzten Sieg mit sich trägt.“ Er schüttelte den Kopf, immer noch lag das Lächeln auf seinen Lippen, sich gewiss, dass es sein letztes sein würde, dass danach alles aus wäre. „Doch, am Ende siegt der Tod und das Spiel ist vorbei… und beginnt von neu. Der Tod nimmt das Leben und gibt dafür ein neues zurück, das sind die Regeln, an die sich jeder halten muss… Beginn von vorn, fange das Spiel neu an… ein neues Leben, eine neue Vergangenheit, eine neue Zukunft und eine neue Liebe… wenn du glücklich bist, du am lächeln bist, wird auch mein Herz, meine Seele, am Leuchten sein… wenn du es willst, wenn dein Herz danach schreit, wird meine Seele ein Stern sein, dessen Leuchten nur für dich allein bestimmt ist…“ Sie schluckte die Tränen runter. Ein letztes Mal noch sah sie das Gold, das Gold der Liebe, das für sie strahlte. Sie wusste, das Licht würde erloschen, das Herz aufhören zu schlagen, die Seele verschwinden… und doch… immer würde das Gold leuchten, denn ihr Herz hatte es sich einverleibt, nie würde das Gold vergehen, denn es war das, was der Mond in dunklen Nächten strahlen würde. „Ich liebe dich“, hauchte sie, mit trockener Kehle, die Tränen nahmen die Feuchtigkeit mit sich. „Ich liebe dich, mehr als ich je die Freiheit habe geliebt.“ Ein Lächeln, tief eingebrannt in der Seele, dann das langsame Erlischen des Goldes, das Herz hörte auf zu schlagen, der Lebenshauch verließ den Körper… am Ende siegt eben doch immer der Tod.
Vorbei. Der Stern der Liebe ist gefallen, die Sternschnuppe erfüllt nicht den Herzenswunsch. Wer kann den Tod bezwingen? Ihn umkehren, ungeschehen machen? Was soll man tun, wenn die Seele in der Dunkelheit verloren ist, die Sonne des Lebens am Sinken ist? Woher soll man die Kraft zum Leben nehmen, wenn das Herz verstorben ist? Woher soll man die Kraft zum Lächeln nehmen, wenn der Wille den Kampfgeist aufgegeben hat? Was soll man tun, wenn das Herz nicht mehr ist als ein Organ, wenn das Leben den Sinn verloren hat? Was tut man ohne Liebe, was ist das Leben dann noch wert? Kann man einfach so weitermachen, als wäre nie etwas geschehen? Wie kann man nach dem Tod des Herzens eine neue Liebe finden, das Herz erneut verschenken?
Was soll man tun, wenn man tief im Herzen weiß, dass man mit gestorben ist? Was soll man tun, wenn das Herz so sehr nach dem anderen schreit? Was, wenn man nicht mehr weiterweiß und der Weg zurück versperrt ist, vom Tod? Weitergehen, der Zukunft entgegen? Wie soll das gehen, wenn die Vergangenheit doch das weitere Leben bestimmt, der Tod einen niemals loslässt?
Erfüllen Sternschnuppen Wünsche? Wenigstens den tiefsten Herzenswunsch? Oder sind es nur Kometen, die das Auge zufällig erblickt? Gibt es einen Gott, der die geheimsten Wünsche erfüllt? Jene Wünsche, die man seinem Tagebuch oder dem Sternenhimmel anvertraut? Oder kann man keine Wünsche erfüllen? Sind Wünsche nur ein sinnloses Begehren eines Menschen? Die Antwort mag existieren, doch es war nicht in ihrem Wissen, diese Frage zu beantworten. Ihr Herz schrie nach dem Licht der goldenen Augen und dem Herz, das ihres ergänzte… war das Leben nach dem Tod immer so schwer, so schmerzhaft? Glücklich werden… Das ist leicht gesagt, doch wie soll es Wahrheit werden? Ohne ihn, ohne sein Herz, ohne seine goldenen Augen… was sollte sie nun tun? Das Leben weiter leben? Wie sollte das möglich sein? Wer… wer sollte ihr die Sterne vom Himmel holen? Wer würde es vermögen, ihr Herz zu halten, ohne ihr Leben zu nehmen? Wer vermag es, ihr neues Herz zu sein, ihre Seele der Schmerzen zu beheben? Gibt es auf dieser weiten Welt jemanden, der das Gold der Augen verblassen lassen kann?
Die Kälte kommt, frisst sich durch den geschundenen Leib. Doch sie merkt davon nichts, steht nur stumm auf dem Platz, den Blick weit fort gerichtet, an einen unbestimmten Punkt, nicht in dieser Zeit.
Was soll sie noch tun, welche Türen ihres Lebens werden sich nun für sie öffnen? Welche Ziele werden sich ihr nun erschließen, wie wird alles weitergehen? Wohin wird ihr Weg sie nun führen? Liegt ihr weiteres Glück hier, in der vergangen Welt oder dort, in der gegenwärtigen Zukunft? Sie weiß es nicht, spielt das überhaupt eine Rolle? Auch hierauf will ihre Seele ihr keine Antwort geben.
Der Sternenhimmel erstrahlt über ihr, tausend kleine Lichter strahlen am Firmament. Doch ihr Stern ist fort, gegangen mit dem Tod, der Dunkelheit dahinter, hinter dem Mond und vor der Sonne. Die Augen schließen sich, die Seele lässt sich fallen, das Herz ruht, bis eine neue Liebe kommt, der nächste Stern erstrahlen kann.
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Ein Lied erklingt, Wärme strahlt ins Gesicht. Was ist geschehen? Sag, dass alles nur ein Traum war, alles eine Illusion. Lass ihn hier sein, rüpelhaft, wie er immer ist. Doch ihr Herz weiß, es ist nicht so, vom Tod kehrt niemand zurück. Es ist vorbei…
„Öffne die Augen.“ Eine Stimme, kalt wie Eis, abweisend und hart, doch so sanft wie der warme Sonnenschein auf dem Gesicht. Wem gehört sie, wer spricht da mit ihr? Auch wenn sie nicht weiß, was sie erwarten wird, öffnet sie die Augen, sieht das Gold. War doch alles nur ein Traum?! Nein, es war real, diese Augen dort, zu kalt, zu abweisend, zu klein, für die ihres Herzens. „Habe keine Furcht, ich werde dir nichts tun.“ Leise Stimme, ein Hauch von Kälte, Gewohnheit, doch so sanft wie das Rauschen der kleinen Wellen am Strand. Stille Schritte erklingen, jemand setzt sich neben sie, sieht sie an. Kann sie Trauer in diesen kalten Augen erkennen? „Ich… Es tut mir so Leid. Ich weiß, wie sehr du ihn geliebt hast. Es immer noch tust. Doch du musst nach vorne sehen, der Zukunft entgegen, nicht in der Vergangenheit leben, denn auch er hätte das nicht gewollt. Lebe im Hier und Jetzt und der Stern deines Lebens wird neu erstrahlen, irgendwann, ich weiß es, denn auch er hätte es so gewollt. Sein Glück im Tod liegt in deinem Glück hier im Leben. Gib ihm das Glück und werde selber glücklich. Denn das ist das wahre Vermächtnis der Liebe, egal, ob getrennt oder vereint, der jeweils andere soll glücklich sein, das ist der Wunsch der Liebenden, auch wenn es der Tod war, der sie hat getrennt.“ Sie sieht in die kalten Augen, sie lügen nicht, nur Wahrheit vermag sie dort drin zu lesen. Kann das Gold der Augen je erlischen? Egal, was sein wird, sein Lebenshauch kehrt nicht zurück, er ist hinter den Sternen und doch weiß sie, er achtet auf sie, wünscht sich ihr Glück, betet dafür. Doch wo wird es sein, das Glück? Wird es so etwas überhaupt geben? Sie weiß es nicht, kann es sein, dass ihr Glück ganz nah bei ihr ist? Das Gold der Augen…
„Sesshoumaru, ich bitte dich… Bleib solange bei mir, wie es in deiner Macht steht.“ Ein sanftes Nicken von der Seite aus, ein Lächeln ihrerseits. Ein Arm wird um die Schulter gelegt, ein Kopf an die Schulter gelegt.
Würde das Gold der Augen je verblassen, würde ihr Seele je ganz geheilt sein, würde ihr Herz jemals wieder schreien, nach nur einer Person?
Nein, das sicher nicht, dafür wurde zuviel gelitten, zuviel geweint. Doch Sterne kommen und gehen, Welten entstehen und zerfallen… und das Glück kehrt immer wieder.
Und…
Am Ende siegt immer der Tod.