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Midnight Guardian

von

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Alte Wunden, neue Sorge

Das Geräusch von Koffern, die zugeschlagen wurden, schreckte Harry aus seinem Schlaf. Gedämpfte Stimmen flüsterten und hinderten Harry daran, wieder einzuschlafen. Warum waren alle so früh wach? Zu müde, um zu fragen, zog Harry einfach das Kissen über seinen Kopf, um den Lärm auszugrenzen. Er hatte es geschafft, bis jemand seine Vorhänge öffnete und die Sonne Harrys Rücken wärmte. Harry wollte die Person verfluchen, die ihn gestört hatte. Alles was er wollte, war schlafen. War das zu viel verlangt?
 

„Harry?“, fragte Ron zögerlich. „Äh – alle sind bereit, zum Zug zu gehen.“ Es gab keine Antwort. „Ähm … du kannst einfach runter kommen wenn du bereit bist. Hermine und ich werden im Gemeinschaftsraum sein.“
 

Die Vorhänge wurden wieder geschlossen, aber Harry wusste, er würde jetzt nicht mehr schlafen können. Er konnte Ron und Hermine nicht einfach warten lassen. Ein Seufzen ausstoßend, erhob Harry sich widerwillig aus dem Bett und zog ein paar Jeans und ein langärmliges Shirt an. Nachdem er die übrige Müdigkeit aus den Augen gerieben hatte, setzte Harry seine Brille auf und verließ den Raum.
 

Als Harry die unterste Stufe erreichte, sah er Ron vor dem Feuer sitzen und Süßigkeiten essen, während Hermine bereits ihre Hausaufgaben über mehrere Tische verteilt hatte. Er murmelte ein „Guten Morgen“, ehe er auf dem Sofa vor dem Feuer zusammen sank. Die einfache Bewegung war genug, um Ron und Hermine von ihren Tätigkeiten abzulenken.
 

„Harry, geht es dir gut?“, fragte Hermine mit besorgter Stimme. „Du siehst nicht gut aus. Vielleicht solltest du Madam Pomfrey aufsuchen.“
 

„Mir geht es gut“, sagte Harry gedankenverloren. Denk schnell an etwas. „Es sind einfach nur ein paar lange Monate gewesen.“
 

Hermine setzte sich zu Harry auf das Sofa, während Ron zu einem nahen Sessel ging.
 

„Du weißt, dass du uns alles sagen kannst, oder Harry?“, fragte sie sanft. „Wir wollen dir helfen, aber du bist dieses Trimester so geheimnisvoll. Vielleicht hilft es darüber zu sprechen, was auch immer dich beschäftigt. Es ist nicht gesund, alles in sich rein zu fressen.“
 

Harry zog reflexartig die Knie an die Brust, er wollte sich dringend verstecken. Er war dafür nicht bereit. Er war nicht dafür bereit, dass sie es wussten. Er war nicht bereit, das Risiko einzugehen und ihnen etwas anzuvertrauen, das er so sehnlichst begraben wollte. „Ich kann nicht“, sagte er leise. „Es würde alles verändern. So vieles hat sich bereits geändert … ich … ich kann nicht … ich kann einfach nicht …“
 

Ron und Hermine sahen sich großäugig an, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Harry richteten. Eine Reaktion wie diese bestätigte nur, dass wirklich etwas los war mit Harry. „Was ist mit dir geschehen, Kumpel?“, fragte Ron. „Hat es mit Sirius Black an Halloween zu tun? Professor McGonagall hat gesagt, dass du nicht verletzt wurdest. Sie hat nicht gelogen, oder?“
 

Harry wusste nicht was er tun sollte. Er wollte es ihnen nicht sagen, aber er musste es ihnen sagen. Er brauchte ihre Hilfe, aber er fürchtete immer noch, was sie denken würden. Er hatte die ganzen Lügen satt. Er vermisste die Nähe, die er mit seinen besten Freunden gehabt hatte. Es war die einzige Sache auf die er für gewöhnlich bauen konnte.
 

Eine Hand berührte sachte seinen rechten Arm und drückte ihn leicht. „Nichts wird sich ändern, Harry“, sagte Hermine geduldig. „Du bist unser Freund, unser bester Freund. Was auch immer es ist, ich bin sicher wir können es schaffen. Wir tun es immer.“
 

„Sie werden Black bald fangen, Harry“, fügte Ron hinzu. „Wir können mit Dumbledore reden, damit du nicht wieder untertauchen musst, aber wenn du es musst, ist es besser als die Dursleys, oder?“
 

Harry sah weg und seufzte müde. Es gab keinen Weg zurück. „Ich werde nicht wieder zu den Dursleys gehen“, sagte er klanglos.
 

Ron und Hermine sahen Harry überrascht an. Sie wussten beide, dass Harry keine andere Familie hatte und keinen anderen Ort, an dem er bleiben konnte, außer bei den Dursleys. „Was?“, fragte Hermine. „Warum? Ist es, weil Black dich dort gefunden hat?“
 

Harry schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. „Ich – äh – kann nicht dorthin zurück gehen“, sagte er so leise, dass Ron und Hermine sich anstrengen mussten, um es zu hören. „Professor Dumbledore und Professor Lupin werden es nicht zulassen.“
 

Hermine bewegte sich, sodass sie auf dem Boden vor Harry kniete. Vorsichtig berührte sie Harrys Wange und drehte sein Gesicht, sodass sich ihre Augen trafen. Der schmerzende Ausdruck in Harrys Augen machte es schwierig für Hermine zu sprechen. „Harry“, sagte sie schließlich, „was ist diesen Sommer geschehen? Was haben sie dir angetan? Haben sie dir wehgetan?“
 

Eine Träne entwich, als Harry versuchte, sich zurück zu ziehen, aber Hermine ließ ihn nicht. Harry konnte sehen, dass sie es herausgefunden hatte. „Onkel Vernon war wütend … ziemlich oft“, sagte Harry schließlich. „Er – er dachte, wenn er mich genug bestrafte, würde ich keine Magie wirken. Er – er war wütend über … einige Dinge, die ihn daran erinnerten, was ich bin.“
 

„Bestraft?“, fragte Ron verwirrt, dann begriff er, was Harry nicht sagte. „Du meinst er hat dich geschlagen …wiederholte Male?“
 

Tränen rannen Hermines Gesicht herab. In einer Bewegung hatte sie Harry in einer engen Umarmung, ohne Anzeichen dafür, dass sie ihn bald gehen lassen würde. „Harry, das ändert gar nichts“, sagte sie fest. „Wir sind immer noch deine Freunde. Das wird sich nie ändern. Hat dein Onkel dich je vor diesem Sommer geschlagen?“
 

Harry schüttelte den Kopf. Er musste zugeben, dass er erleichtert war, aber er war immer noch nervös bei ihnen (insbesondere Ron), wenn sie herausfanden, was er begonnen hatte. Er wusste, Mr. und Mrs. Weasley hatten es herausgefunden und fühlte sich schuldig über das Ereignis, also hatte Harry nicht vor, Ron das Gleiche anzutun. Schließlich war es nicht wichtig, was er begonnen hatte. Harry hatte das Gefühl, dass Onkel Vernon etwas als Entschuldigung gefunden hätte, egal was geschehen wäre.
 

Ron lehnte sich vor und vergrub das Gesicht in seinen Händen. „Darüber haben sie also gesprochen“, sagte er größtenteils zu sich selbst. „Ich dachte Mum und Dad würden über Black sprechen. Ich hätte nie gedacht, dass sie über deinen Onkel sprechen, Harry.“ Sein Kopf schnellte hoch, als er Harry ungläubig anstarrte. „Warte mal, wenn dein Onkel dir wehgetan hat, dann bedeutet das, dass Black dich gerettet hat.“
 

Hermine zog sich zurück und sah Ron an. „Ernstlich, Ron“, sagte sie nüchtern. „Sirius Black wusste wahrscheinlich nicht-“
 

„- wusste er“, unterbrach Harry. „Dumbledore hat gesagt, Black hätte gesehen wie mein Onkel – äh – mich bestraft hat. Er hat mein Onkel angegriffen und mich mitgenommen. Er hat mich dann im Tropfenden Kessel gelassen und Dumbledore gesagt wo er mich finden konnte. Er will mich tot sehen, also warum hilft er mir? Warum hat er mich an Halloween gewarnt? Es macht einfach keinen Sinn.“
 

„Nun, alle sagen, er ist verrückt“, bot Hermine an.
 

Harry schüttelte nur den Kopf. „Aber er klang normal an Halloween“, entgegnete er, „er klang fast … ängstlich. Es war fast, als ob er mich vor etwas oder jemandem im Gryffindorturm beschützen wollte, aber alle waren beim Abendessen. Er hätte mich mitnehmen können. Er hätte mich töten können, hat es aber nicht getan. Stattdessen will er, dass ich vorsichtig bin.“
 

„Es gibt verschiedene Stufen des Wahnsinns, Harry“, sagte Hermine sanft. „Du hast es selbst gesagt: niemand war an dem Tag im Turm. Es ist sehr gut möglich, dass Blacks Sicht der Realität ein wenig – äh – verzerrt ist. Vielleicht erinnert er sich nicht – nun, du weißt, das bedeutet nicht, dass er nicht gefährlich ist. Er ist in Hogwarts eingedrungen, Harry. Er ist an den Dementoren vorbei gekommen.“
 

„Ich weiß“, sagte Harry müde. Er wusste nicht, warum er sich Gedanken über Sirius Blacks Motive machte, aber da waren einfach so viele Dinge, die keinen Sinn machten. Black hatte fast eine Woche Chancen gehabt, als er Midnight war und dennoch war alles, was der Hund getan hatte, zu zuhören und wann immer er konnte zu helfen. Es schien fast so, als würde Black sich sorgen, aber das war unmöglich. Warum sollte der Mann, der seine Eltern verraten hatte, sich Sorgen um ihn machen?
 


 

Der Morgen des ersten Weihnachtstages kam schnell. An dem Morgen wurde Harry von zwei Individuen geweckt, die auf sein Bett fielen. Harry stöhnte auf, griff seine Brille und schob sie auf seine Nase, um die strahlenden Gesichter von Ron und Hermine zu sehen. Harry kümmerte es nicht, welcher Morgen es war, er drehte sich um und zog das Kissen über seinen Kopf. Er wusste nicht, warum er die letzten Tage so müde war. Früh aufzustehen war unmöglich und für gewöhnlich war er der erste der drei, der zu Bett ging.
 

Ron und Hermine hatten dies bemerkt und entschieden daher vorsichtig vorzugehen. „Harry, es ist Weihnachten“, sagte Hermine sanft. „Willst du gar nicht deine Geschenke aufmachen? Das sind auf jeden Fall eine Menge.“
 

„Nein“, murmelte Harry von unter dem Kissen. „Lasst mich schlafen. Zu müde.“
 

„Du bist immer müde, Harry“, sagte Hermine mit einem Lachen. „Ich denke, das letzte Trimester hat dich zu sehr ausgezehrt. Komm schon. Öffne die Geschenke, dann kannst du bis zum Mittagessen im Gemeinschaftsraum entspannen. Einverstanden?“
 

Harry stimmte zögerlich zu und setzte sich hin. Ron eilte zu seinem Bett und begann schnell seine Geschenke zu öffnen, während Harry mit seinen anfing. Er bekam einen scharlachroten Pullover von Mrs. Weasley, sie hatte einen Gryffindor Löwen auf die Vorderseite gestickt, sowie ein Dutzend Pasteten, Weihnachtskuchen und eine Schachtel Nusskrokant mit eingepackt. Er bekam einen Handgelenkhalter für seinen Zauberstab von Professor Lupin, den Harry sofort anprobieren musste. Es fühlte sich am Anfang ungewohnt an, aber Harry gewöhnte sich daran, seinen Zauberstab mit einem Schlenker seines Handgelenks zu ziehen.
 

Hermine sah neidisch aus, aber sie verstand, warum Harry ein Geschenk bekommen hatte. Harry hatte seinen Freunden erzählt, dass Professor Lupin sein vorläufiger Vormund war und sie freuten sich sogar für ihn. Lupin war zwar nicht Familie, aber das was dem für Harry am nächsten kam.
 

Die Professoren Dumbledore, McGonagall, Flitwick, Sprout und Madam Hooch hatten für Harry eine seltene Serie Verteidigung gegen die Dunklen Künste Bücher besorgt, was eine Überraschung war. Hermine begann sofort sie durchzublättern, sie sah wie ein Kind im Süßigkeitengeschäft aus. Harry wusste nicht, ob das eine gute oder eine schlechte Sache war. Hermine wusste bereits mehr Zauber als er und Ron zusammen.
 

Das nächste Geschenk, das Harry sah, war lang und dünn. Als Harry das Geschenk öffnete, weiteten sich seine Augen beim Anblick des glänzenden Besens. Sein Atem blieb ihm im Halse stecken. Er hatte niemals zuvor so einen Besen gesehen. Zögerlich nahm Harry ihn hoch und konnte spüren wie er in seiner Hand vibrierte. Er ließ ihn los und war überrascht zu sehen, dass er in der Luft stehen blieb, als ob er zu sagen schien ‚besteig mich’.
 

„MERLIN“, rief Ron, als er zu Harrys Bett eilte, um einen genaueren Blick darauf zu werfen. „Ein Feuerblitz. Ein echter Feuerblitz! Der neueste Rennbesen! Er soll eine Beschleunigung von 250 kmh in 10 Sekunden haben. Es ist ein internationaler Standardbesen!“ Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Harry, seine Augen waren vor Staunen immer noch weit. „Wer hat ihn geschickt?“
 

Hermine war jetzt an Harrys Seite und untersuchte die Verpackung. „Da ist keine Karte“, sagte sie mit einem Schulterzucken. „Wir haben den in der Winkelgasse gesehen. Ich glaube das Schild sagte, Preis auf Nachfrage!“
 

„Äh – okay“, sagte Harry unbehaglich. „Also war er teuer. Also wer würde so viel für mich ausgeben?“ es war nicht so, als ob er viele Leute kannte, ganz zu Schweigen jemanden mit viel Geld, das er für einen Besen ausgab. „Nun, es muss jemand sein, der weiß, dass mein Nimbus zerstört wurde, da bleiben alle in Hogwarts übrig.“
 

„Nicht wirklich“, korrigierte Hermine. „Jeder Schüler hätte seinen Eltern schreiben und ihnen sagen können, was geschehen ist. Ihre Eltern könnten es dann irgendjemandem erzählt haben. Aber ich glaube nicht, dass jemand so viel für dich ausgeben würde, es sei denn, er kennt dich.“
 

„Wie wäre es mit Dumbledore“, schlug Ron vor, „vielleicht fühlt er sich schlecht für das was geschehen ist, weil es die Schuld der Dementoren ist.“
 

„Er würde nicht so viel für einen Schüler ausgeben, Ron“, argumentierte Hermine, als sie zu Harry blickte und ihn still drängte ihr zuzustimmen. „ER kann so niemanden bevorzugen. Vielleicht sollten wir Professor Dumbledore oder Professor McGonagall davon erzählen. Es ist ein wenig merkwürdig. Jeder, der bereit wäre so viel auszugeben, würde zumindest eine Karte beilegen.“
 

Harry kaute auf der Unterlippe und sah zurück zu dem Besen. Er wusste jetzt bereits, bei dem Ton, dass Hermine im Detektivmodus war. Sie dachte nicht, dass dieses Geschenk ein Geschenk war. „Du denkst es ist verflucht, oder?“, sagte er mehr, als dass er fragte. „Du denkst, der, der mir den Besen geschickt hat, wollte mir wehtun.“
 

Hermine seufzte. „Wer würde es nicht vermuten?“, fragte sie, „ich denke nur, mit allem was dieses Jahr passiert ist, sollten wir ihn überprüfen lassen, bevor du ihn fliegst, Harry. Stimmst du nicht zu?“
 

„Bist du verrückt?“, fragte Ron ungläubig. „Wer bei vollem Bewusstsein würde einen teuren Besen wie einen Feuerblitz verhexen?“
 

Hermine starrte Ron böse an. „Oh, ich weiß nicht“, sagte sie sarkastisch, „jemand, der nicht ganz bei Trost ist, wie Sirius Black vielleicht?“
 

Ron rollte mit den Augen. „Oh bitte“, sagte er, „denkst du wirklich, dass Sirius Black einfach in Qualität für Quidditch reinmarschieren kann und einen Besen kauft? Jeder weiß, wie er aussieht und alle suchen nach ihm. Außerdem, woher sollte er das Geld nehmen? Er ist auf der Flucht vor dem Ministerium!“
 

Harry fiel zurück auf das Bett, sein Kopf traf das Kissen. Er wusste, sie würden Stunden streiten, wenn er nicht dazwischen ging. Das Problem war, dass er mit beiden übereinstimmte. Es war seltsam, dass es keine Karte gab, aber wer würde so viel ausgeben für etwas, das auch mit einem günstigeren Besen erledigt werden konnte? Warum kaufte man das teuerste Model, das erhältlich war?
 

Vielleicht, weil der Reiz zu groß war, um ihm zu widerstehen.
 


 

Harry folgte Ron und Hermine zum Mittagessen in die Große Halle. Wieder einmal sprachen Ron und Hermine nicht miteinander und Harry stand in der Mitte. Beide wollten, dass Harry den andere als falsch überführte, was Harry dazu brachte, den Raum zu verlassen. Er hasste es bestimmte Seiten zu übernehmen, weil dabei immer jemand verletzt wurde. Sie hatten beide Recht, warum konnten sie das nicht akzeptieren?
 

Als Harry die Große Halle betrat, stellte er fest, dass die Haustische an einer Wand standen und ein einzelner Tisch in der Mitte stand, der für zwölf gedeckt war. Es saßen bereits die Professoren Dumbledore, McGonagall, Snape, Sprout und Flitwick, sowie Filch, der Hausmeister, zwei nervöse Erstklässler und ein Slytherin Fünftklässler. Am Ende des Tisches waren drei freie Plätze, auf die sich Harry, Ron und Hermine setzten. Harry war natürlich zwischen seinen sturen Freunden.
 

Harry hielt seinen Blick auf seinen Teller gerichtet, seine Schultern waren nach vorn gedrückt. Er hatte keine Ahnung was er tun sollte. Wenn er seinen Feuerblitz übergab, würde er ihn vielleicht nicht wieder sehen, aber wenn er es nicht tat, riskierte er es verletzt oder getötet zu werden, wenn er ihn flog. Das ist nicht fair. Er wusste, was er tun musste, aber das hieß nicht, dass es das war, was er tun wollte. Weit gefehlt.
 

„Haut rein, allemann!“, sagte Professor Dumbledore enthusiastisch.
 

Als alle sich bedienten, öffneten sich die Türen und enthüllten Professor Trelawny, die auf sie zuschritt. Harry unterdrückte ein Stöhnen. Gerade als er dachte, der Tag könnte nicht schlimmer werden.
 

„Sybill“, sagte Dumbledore und stand auf, „bitte setzten Sie sich. Dies ist eine Überraschung.“ Mit einer Bewegung seines Zauberstabs ließ Dumbledore einen Stuhl aus der Luft erscheinen und ließ ihn zwischen den Professoren Snape und McGonagall fallen.
 

Professor Trelawny blieb wo sie war. „Ich fürchte, ich kann nicht, Schulleiter“, sagte sie fast ängstlich. „Dreizehn Personen, die zusammen dinieren, bringt Unglück! Der erste, der aufsteht, wird der erste sein, der stirbt!“
 

Professor McGonagall schnaufte genervt. „Ich denke, wir können es riskieren, Sybill“, sagte sie. „Bitte setzen Sie sich, ehe das Essen zu kalt ist.“
 

Trelawny setzte sich, sie hatte ihre Augen geschlossen, als ob sei ein stilles Gebet spräche. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie sich um und sagte. „Aber wo ist Professor Lupin?“
 

Ron und Hermine blickten zu Harry, der schließlich seinen Kopf hob und direkt zur Wahrsagelehrerin sah. Seine Frustration gegenüber Professor Trelawny und der Beschützerinstinkt gegenüber Professor Lupin machte es ihm unmöglich, ruhig zu bleiben. „Wissen Sie es nicht?“, fragte Harry neugierig. „Ich dachte, Sie hätten es gesehen.“
 

Professor McGonagall hustete, um ein Lachen zu überdecken, Professor Dumbledore klopfte ihr dabei auf den Rücken. Die Professoren Flitwick und Sprout versagten dabei, ihr Lächeln zu überdecken und Professor Snapes wütender Blick war nicht so einschüchternd wie sonst. Hermine legte ihm sofort eine Hand auf den Mund und wandte sich ab, während Ron husten musste, weil er ein Haufen Kartoffeln den falschen Hals bekommen hatte.
 

Professor Trelawny sah Harry direkt an. „Natürlich weiß ich es, Mr. Potter“, sagte sie streng. „Ich muss so tun, als ob ich ohne die Gabe wäre, damit sich andere nicht in meiner Anwesenheit unwohl fühlen.“
 

Harry nickte langsam, als ob er es verstand und begann, einen Haufen aus seinen Kartoffeln zu machen. „Wie Slytherin von Ihnen“, murmelte er.
 

Ron spuckte sein Getränk aus und begann zu husten. Dieses Mal hielt Professor McGonagall ihr Lachen nicht zurück, genauso wenig wie Sprout und Flitwick. Professor Dumbledores Augen funkelten bei der Neckerei zwischen Schüler und Lehrer. Die beiden Erstklässler und der Slytherin starrten Harry schockiert an. Sie hatten nie gehört, wie ein Schüler so mit einem Lehrer sprach und damit durchkam.
 

Professor Trelawny jedoch war nicht amüsiert, als sie aufstand. „Ich mag Ihren Ton nicht, Mr. Potter“, sagte sie. „Sie, vor allen sollten wissen, wie es ist, anders zu sein.“
 

Harry legte seine Gabel hin und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um Professor Trelawnys wütenden Blick zu treffen. „Mei, mei“, sagte er mit besorgter Stimme. „Der erste, der aufsteht, wird der erste sein, der stirbt. Ist es nicht das was Sie gesagt haben, Professor?“ Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Willkommen in meiner Welt.“
 

Trelawny starrte Harry schockiert an, ihr Gesicht war komplett bleich. Ohne ein weiteres Wort eilte sie aus dem Raum, was den ganzen Tisch in Gelächter ausbrechen ließ. Die einzigen drei, die nicht lachten, waren Professor Snape, Filch und Harry, dessen Lächeln in dem Moment verschwunden war, als Professor Trelawny gegangen war. Er kehrte einfach dazu zurück, Kartoffelhaufen zu machen.
 

Sobald das Lachen endete, bemerkten alle Harrys bedrückte Stimmung. Die Professoren sahen sich besorgt an. Ron und Hermine sahen einander schließlich an, dann ließen sie ihre Köpfe beschämt sinken. Sie hatten endlich begriffen, was ihre Streitigkeiten Harry angetan hatten. Es war seine Entscheidung und sie hatten sie ihm nicht leichter gemacht.
 

„Harry, Ron, Hermine, ist etwas geschehen, von dem wir wissen sollten?“, fragte Professor Dumbledore neugierig.
 

Ron und Hermine blickten Harry nervös an. Keiner wusste, was er sagen sollte. Harry ließ geschlagen seine Schultern fallen und sah schließlich zu Dumbledore. „Ich – äh – habe heute morgen ein Weihnachtsgeschenk bekommen“, sagte er unbehaglich. „Es war keine Karte dabei.“
 

Alle Lehrer wandten sich zu Harry und waren sofort besorgt. „Was ist geschehen, Harry?“, fragte Professor Dumbledore mit strenger Stimme.
 

Harry wand sich unruhig auf seinem Stuhl. „Äh – nichts – bis jetzt“, sagte er. „Es ist nur so, dass ich niemanden kenne, der so viel Geld für mich ausgeben würde und mir nicht sagt, wer er ist, also haben wir uns gewundert, ob es nicht Wege gibt ,um herauszufinden, wer es geschickt hat.“
 

Dumbledore blickte zu McGonagall, ehe er seinen Blick wieder auf Harry richtete. „Harry, was hast du bekommen?“, fragte er neugierig.
 

„Einen Feuerblitz, Sir“, sagte Harry leise.
 

Alle Lehrer und die drei Nicht-Gryffindors starrten Harry in erstaunter Stille an. Harry mochte die Aufmerksamkeit nicht und begann wieder auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen und mied es, jemandem in die Augen zu blicken. Er wollte sich auf einmal verstecken und sah von links nach rechts nach einem schnellen Ausweg. Warum sagte niemand etwas? Warum musste er etwas sagen? Warum hatte er auf Hermine gehört?
 

Professor McGonagall stand langsam auf. „Mr. Potter“, sagte sie streng, „bitte kommen Sie mit mir.“
 

Zögerlich folgte Harry Professor McGonagall aus der Großen Halle. Er wusste, dass ihm der Besen wahrscheinlich weggenommen wurde, was ihn wieder einmal ohne Besen für Quidditch ließ. Während die Türen sich schlossen, wartete sie auf ihn, bis er aufgeschlossen hatte, dann ging sie weiter. Keiner von ihnen sagte etwas, bis sie das Porträt der Fetten Dame erreichten und auch dann nur, um das Passwort zu sprechen.
 

Professor McGonagall folgte Harry durch den Gemeinschaftsraum die Treppe hinauf und in den Schlafsaal. Dann ging Harry zu seinem Bett und öffnete die Vorhänge, um den glänzenden Besen zu offenbaren. Es zerriss sein Herz, dies zu tun. Er schloss seine Augen und drängte alles in seinem Körper zurück, das ihm sagte, diesen wunderbaren Besen nicht aus seinen Augen zu lassen. Er fürchtete, er würde ihn nie wieder sehen.
 

Mit zittrigen Händen nahm Harry den Besen hoch, er ignorierte das Vibrieren, das er von dem magischen Instrument spürte. Tief im Inneren wusste Harry, dass er nicht verhext war, aber wer würde ihm glauben? Niemand. Welche Beweise hatte er schon? Keinen. Harry riss sich aus den Gedanken und trug ihn zu McGonagall.
 

Professor McGonagall sah Harry mitfühlend an, als sie ihm den Besen abnahm. „Ich werde Professor Flitwick und Madam Hooch sofort einen Blick darauf werfen lassen, Harry“, sagte sie sanft. „Es könnte einige Wochen dauern, aber sobald wir sicher sind, dass dort keine Flüche sind, bekommst du ihn zurück. Du verstehst, warum ich das tun muss?“
 

Harry nickte, konnte sie aber nicht ansehen. „Ja, Ma’am“, sagte er automatisch. „Ähm, wenn es kein Problem ist … ich habe keinen Hunger mehr.“
 

McGonagall legte den Besen ab und zog Harry in eine Umarmung. „Ich weiß, es ist schwer, Harry“, sagte sie sanft, „wenn es eine Masche ist, um dich zu verletzen, ist es wirklich eine grausame. Sei dir nur gewiss, dass ich stolz auf dich bin, dass du uns darauf aufmerksam gemacht hast. Nicht viele Schüler hätten das gleiche getan.“
 

Harry stand da, als Professor McGonagall mit dem Feuerblitz in der Hand ging. In dem Moment, in dem sich die Tür schloss, brach alles, was Harry unterdrückt hatte, an die Oberfläche. Dies war eine weitere Situation, in der Harry es hasste, Harry Potter, der Junge-der-lebte, zu sein. Nichts war jemals leicht für Harry Potter, wenigstens galt das nie für das Richtige.



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