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Das Leben geht weiter

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Was vor 8 Monaten geschah

Per wollte Jules gerade einen Kuss geben, als es an der Türe klingelte.

„Was zum....“, fluchte Per leise, quälte sich aus dem Bett und ging, nur mit einer Boxershort bekleidet, zur Türe. Kurz sah er durch den Spion ehe er die Türe öffnete.

„Max? Was machst du denn hier?“, fragte er, verwundert seinen Freund vor der Türe stehen zu sehen.

„Ich hab's nicht mehr ausgehalten“, meinte Max und ging an Per vorbei in die Wohnung hinein. „Es sind jetzt bald 6 Stunden wo sie weg ist und sich nicht gemeldet hat. Ich konnte einfach nicht länger rumsitzen.“

Per fuhr sich mit der Hand durch die Haare und war nur froh, dass seine Eltern nicht da waren. Die hätten sicherlich einen Aufstand gemacht, wenn da mitten in der Nacht einer an der Türe klingelte.

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte Per und sah Max mit leicht zweifelndem Blick an.

„Ich habe keine Ahnung, aber irgendwo muss sie ja stecken, also suche ich sie einfach“, meinte Max und zuckte mit den Schultern.

„Du willst sie mitten in der Nacht suchen? Du weißt doch noch nicht einmal wo du suchen sollst.“

„Ich weiß, aber alles ist besser als tatenlos daheim zu sitzen“, seufzte Max und ließ den Kopf hängen. Diese ganze Warterei war zermürbend. Immer wieder diese Blicke auf das Telefon das einfach nicht klingeln wollte. Egal wo man anrief, niemand konnte einem etwas sagen.

„Und du bist dir sicher, dass wirklich niemand etwas weiß?“, fragte Per nach, der sich nicht vorstellen konnte, dass sie wirklich so spurlos verschwinden konnte.

„Tim weiß nichts, Stefan weiß nichts, Julius weiß nichts, Benedikt weiß nichts, sogar ihre Eltern wissen von nichts“, meinte Max und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand hinter sich.

„Ihre Eltern? Du hast ihre Eltern angerufen?“, kam es ungläubig von Per, der sich nicht vorstellen, dass Max das wirklich getan hatte. „Bist du denn verrückt? Was meinst du was die sich jetzt für Sorgen machen wenn du anrufst und ihnen erzählst sie ist verschwunden?!“

„Keine Sorge Per“, meinte Max und winkte schwach mit der Hand ab. „Ich habe sie gefragt ob sie sich gemeldet hat weil sie ihnen eine tolle Neuigkeit sagen wollte, aber sie hat nicht angerufen. Ich habe es schon so angestellt, dass es keine Möglichkeit zum Misstrauen gibt.“

Nein da hatte er schon aufgepasst. Es reichte ja, wenn er sonst alle anderen verrückt gemacht hatte. Sogar seine Schwester hatte er aus dem Bett geklingelt deswegen, aber sie hatte ihm auch nichts sagen können.

„Weißt du wo ich vielleicht suchen könnte? Irgendeine Idee?“, fragte Max leise und sah seinen besten Freund an.

„Nein nicht wirklich“, meinte Per und schüttelte den Kopf. „Aber vielleicht hat Jules eine Idee.“

„Sie ist hier?“

„Natürlich ist sie hier“, meinte Per und ging zurück in sein Zimmer, wo Jules auf dem Bett saß.

Jules hob den Kopf und wollte erst fragen was los war, als sie Max sah und ihr jegliche Frage im Hals stecken blieb. Er sah überhaupt nicht gut aus. Im Gegenteil. Er sah beschissen aus.

„Immer noch keine Nachricht?“, fragte sie vorsichtig nach und legte Max die Hand auf die Schulter, nachdem sich dieser auf das Bett gesetzt hatte.

„Nicht eine“, meinte Max leise und schüttelte dabei den Kopf. „Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich mache mir so verdammte Sorgen... Ich weiß dass sie irgendwo dort draußen ist... Ich spüre es einfach, aber ich weiß nicht wo.“

Leicht strich ihm Jules mit der Hand über den Arm.

„Hat sie denn irgendetwas zu dir gesagt was uns vielleicht helfen könnte?“, fragte sie vorsichtig nach. Vielleicht gab es ja einen Anhaltspunkt, etwas das ihnen helfen konnte.

Wieder schüttelte Max den Kopf.

„Sie hat überhaupt nicht viel gesagt... Die ganze Zeit über nicht“, meinte Max und sah zu Jules. „Sie hat nicht geschrien, sie hat nicht geheult... Nichts... Es war fast so, als würde sie das alles einfach nur wegstecken.“

Jules nickte leicht mit dem Kopf. Sie wusste genau was dieses Verhalten zu bedeuten hatte, aber sie konnte Max das jetzt nicht sagen. Sie konnte ihm nicht sagen, dass dies ein Zeichen dafür gewesen war, wie sehr seine Worte getroffen hatten. Sie kannte ihre beste Freundin gut genug um das zu wissen. Je weniger sie sprach, desto mehr hatte man ihr weh getan.

„Max ich weiß es ist schwer, aber bitte überlege noch einmal genau was sie alles gesagt hat“, sprach Jules weiter und sah Max an.

„Sie hatte mich nach dem Warum gefragt, wollte aber keine Antwort hören... Sie hatte mich gefragt ob es ihr alle gewusst habt und dass sie nachdenken muss und ich nicht auf sie warten brauche“, erzählte Max und sah Jules an. „Da war nicht mehr.“

„Bist du dir da ganz sicher Max?“, fragte Jules wieder nach. Es musste doch etwas geben was einem weiterhelfen konnte.

„Ja ich bin mir... Nein halt da war noch was“, sprach Max und dachte nach. „Ich weiß nicht mehr genau was sie gesagt hatte, aber das war irgendwas mit Tod und neues Leben oder so ähnlich gewesen.“

Mit leicht hochgezogenen Augen sah Jules Max an. Per, der die ganze Zeit schweigend zugehört hatte, sah mit großen Augen zu Max und wollte gerade zum reden ansetzen, doch Jules sah ihn an und schüttelte den Kopf. Sie hatte eine Vermutung, aber sie war sich dessen nicht so sicher.

„Klang es vielleicht so“, sprach Jules und machte dann eine kleine Pause um sich an die korrekte Reihenfolge zu erinnern. „Der Tod ist nichts vor dem man sich fürchten muss. Er ist nur der Anfang eines neuen Lebens.“

Max hob seinen Kopf und sah Jules mit verständnislosem Blick an. Woher konnte sie wissen was Andrea gesagt hatte? Warum konnte sie sich so gut an die Worte erinnern und er konnte es nicht.

„Das war es nicht wahr?“, fragte Jules noch einmal nach, war sich aber sicher dass es so gewesen war, sonst hätte Max jetzt wohl sicherlich nicht so reagiert.

„Ja, aber woher weißt du das?“, fragte Max und sah Jules weiterhin fragend an. Aber nicht nur Max sah Jules fragend an, sondern auch Per. Er verstand auch nicht woher Jules so schnell wusste was sie gesagt hatte.

„Diese Worte.... Die hatte Matze zu ihr gesagt“, sprach Jules leise und ihr Blick richtete sich auf einen Punkt am anderen Ende des Zimmers. „Matze war ihr bester Freund. Sie kannten sich aus dem Sandkasten.“

„Du meinst sie könnte bei ihm sein? Hast du eine Adresse? Eine Telefonnummer? Dann kann ich da anrufen... Vielleicht ist sie ja dort, warum sonst sollte sie genau diese Worte sagen?“

„Du kannst ihn nicht anrufen Max“, sprach Jules leise und richtete ihren Blick wieder auf Max.

„Natürlich kann ich ihn anrufen! Meine Güte ja es ist spät, aber das ist mir egal! Wenn sie dort sein könnte, dann möchte ich das wissen. Also hast du mir die Telefonnummer?“, fragte Max und es war ihm wirklich egal ob es jetzt mitten in der Nacht war und er vielleicht jemanden aus dem Bett werfen würde. Hier ging es darum heraus zu bekommen wo sie steckte und das war es ihm wichtiger.

„Max du kannst Matze nicht anrufen! Dort wo er ist... Dort gibt es keine Telefone“, kam es von Jules die für einen Moment schlucken hat müssen. Sie hatte Matze ja genauso gekannt, wenn auch nicht so lange wie es Andrea getan hatte. Sie sah zwischen Per und Max hin und her und konnte die fragenden Blicke der Beiden sehr gut sehen. „Er ist vor knapp... Nein Falsch... Er ist heute vor 8 Monaten ums Leben gekommen.“

Ja es war tatsächlich vor genau 8 Monaten passiert. Auf den Tag genau. So langsam war sich Jules immer sicherer, dass sie sich dort aufhalten würde. Sie konnte es nicht beweisen, aber es war einfach eine Sache die man sicher wusste ohne es belegen zu können.

„Aber... Aber wie kommst du dann darauf dass sie dort sein könnte?“, fragte Per nach, dem sich der Zusammenhang nicht erschließen wollte.

„Das Datum und dann die Worte“, sprach Jules und sah zu Per. „Es sind nicht irgendwelche Worte die er irgendwann einmal zu ihr gesagt hat. Er hat sie in einem ganz bestimmten Moment zu ihr gesagt und das war heute vor 8 Monaten gewesen.“

Jules atmete tief durch. Es war noch immer nicht leicht über diesen Abend zu reden und sie war nicht einmal direkt mit dabei gewesen. Sie war erst gekommen, als alles passiert war. Aber alleine dieser Anblick ließ ihr noch heute einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

„Ich verstehe nicht ganz“, meinte Per und sah Jules schulterzuckend an. Nein da fehlten einfach noch viel zu viele Teile um die Geschichte verstehen zu können.

„Wir waren alle auf einer Party gewesen und haben den Geburtstag von einem Freund von uns gefeiert. Wir wollten eigentlich alle bei ihm übernachten, aber Andrea wollte dann doch heim. Sie wollte das Fahrrad nehmen und heimfahren. Es war nicht so weit gewesen, aber Matze wollte sie nicht alleine durch die Nacht fahren lassen und hat entschieden, sie nach Hause zu fahren“, erzählte Jules und in ihren Händen knetete sie ein Stückchen Bettdecke hin und her. „Er wollte danach wieder zurückkommen, aber er kam nicht zurück. Nach einer Stunde haben wir angefangen uns Sorgen zu machen, wir haben versucht sie auf dem Handy zu erreichen, aber es war niemand dran gegangen. Wir hatten bei ihr daheim angerufen, aber sie war noch nicht nach Hause gekommen und da ist uns klar geworden, dass etwas nicht stimmte. Wir sind dann los gefahren, haben sie gesucht und.... und haben sie gefunden....“

Jules schluckte und atmete tief durch. Die Bilder waren einfach so deutlich vor ihrem Auge, dass sie kaum weitersprechen konnte. Aber sie wusste sie musste es erklären, denn wie sonst sollten Max und Per es verstehen können?

„Ein Besoffener war ihnen frontal ins Auto gefahren“, sprach Jules weiter und ihre Stimme war unsicher geworden. „Überall lag Glas und es qualmte überall. Die Windschutzscheibe von Matzes Auto lag irgendwo im Gras und es war so still. Der Typ der den anderen Wagen gefahren hatte, lag bewusstlos im Auto. Ich hatte Angst gehabt auf Matzes Wagen zu zugehen, Angst vor dem was ich dort vielleicht sehen würde. Aber ich wusste ich muss es tun. Ich musste wissen ob es ihnen gut ging.“

Per merkte wie schwer es Jules fiel über das alles zu sprechen und legte ihr sanft den Arm um die Schultern. Wollte ihr so Kraft gegeben und ihr zeigen, dass er für sie da war.

„Sie saß im Wagen und ihr Blick.... Ihr Blick war so leer gewesen und ich dachte... dachte sie sei nicht mehr am Leben“, erzählte Jules weiter und schluckte erneut. „Sie hatte den Arm um Matze gelegt und... Ihren Blick... Ich werde ihn nie wieder vergessen... Aber sie war nicht tot... Sie lebte noch... Sie sah mich an und dann sagte sie mir, was Matze zu ihr gesagt hatte... Das was sie auch zu dir gesagt hatte... Es waren seine letzten Worte gewesen... Er hatte den Unfall nicht überlebt...“

Jules legte eine Pause ein und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Es war jetzt 8 Monate her und noch immer war alles so deutlich und Jules konnte nur ahnen wie es ihrer besten Freundin ergehen musste. Wie sie sich fühlen musste.

„Es dauerte noch weitere 1,5 Stunden bis man sie aus dem Wagen hatte bergen können, aber die ganze Zeit hatte sie ihn nicht los gelassen“, sprach Jules leise weiter. „Ihr war nicht viel passiert und so konnte sie schon nach nur 2 Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden...“

„Aber warum glaubst du dass sie bei ihm ist?“, fragte Per vorsichtig nach und strich Jules eine Träne von der Wange.

„Weil... Sie hatte sich die Schuld an dem Unfall gegeben und sie gibt ihn sich heute noch“, meinte Jules und sah Per an. „Wir konnten sagen was wir wollten, sie blieb bei ihrer Meinung... Sie meinte dass wenn sie nicht hätte heim wollen, er niemals in den Wagen gestiegen wäre und er jetzt noch am Leben wäre. Weißt du Per, er war für sie wie ein großer Bruder gewesen und sie für ihn wie seine kleine Schwester. Wenn sie Probleme hatte oder nicht weiter wusste, ist sie immer zu ihm gegangen und ich glaube sie ist es auch dieses Mal. Sie hat nie wirklich damit abgeschlossen und jetzt dieses Datum und dann noch die Sache die vorgefallen ist und ihre Worte... Sie hat auch damals nicht geschrien oder geheult... Nichts! Es ist alles genau wie damals verstehst du? Ich... Sie muss dort sein.“

Leicht nickte Per mit dem Kopf. So langsam verstand er, hatte die einzelnen Informationen zu einem Bild zusammengefügt.

„Meinst du sie gibt sich auch jetzt die Schuld?“, fragte Per leise nach und ignorierte, dass Max ebenfalls im Zimmer anwesend war.

„Ja das glaube ich“, sagte Jules und nickte mit dem Kopf.

Max sah zwischen Per und Jules hin und her und ließ den Kopf sinken. Sollte sie sich wirklich die Schuld für seinen Fehler geben? Aber warum? Sie traf doch keine Schuld. Der einzige der Schuld daran hatte dass es so weit gekommen war, war er selbst gewesen. Er und nicht sie. Er hatte sich doch nicht unter Kontrolle gehabt, warum also gab sie sich die Schuld? Mit den Händen fuhr er sich über das Gesicht und jetzt wo er das alles gehört hatte, fühlte er sich noch schlechter als überhaupt schon.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Max leise und sah zu den Beiden.

„Du machst jetzt überhaupt nichts“, sagte Per und stand vom Bett auf um seine Sachen zusammen zu suchen. „Wenn sie tatsächlich dort ist wo Jules glaubt, dann bist du wohl der Letzte den sie sehen möchte. Also bleibst du hier und wartest, auch wenn es dir nicht passen wird.“

„Ja aber ich...“, fing Max an, dem es wirklich nicht passte, dass er hier sitzen bleiben sollte.

„Nein Max“, sagte Per und kramte nach seiner Jacke. „Wenn wir sie gefunden haben rufen wir dich an. Das ist mein letztes Wort.“

Per sah zu Jules die mittlerweile ebenfalls angezogen war. Er nahm sie an der Hand, steckte seine Schlüssel ein und verließ zusammen mit ihr die Wohnung. Er konnte sich vorstellen dass Max sich nun alles andere als wohl fühlen würde, besonders nicht nachdem, was er alles erfahren hatte und er konnte sich auch vorstellen, dass er sich jetzt seine Gedanken machen würde, aber das sollte er auch ruhig tun. Gut er hatte für den ungeschickten Termin nichts können, aber für den Fehltritt auf alle Fälle. Er glaubte kaum, dass Max noch einmal so einen Fehler begehen würde. Er würde daraus lernen, da war sich Per sicher.



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