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Strange Relationship

From a different point of view
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Road Trip: Leg 1 – Tschechien bis Frankreich

Kapitel 2! (Das erste war so schnell freigeschaltet... wow) Das hier ist nur ein kurzes Kapitel. Der leicht komische Name ist dadurch zu erklären, dass die Geschichte bei mir den "working title" Road Trip hatte...
 

Es wurde immer mehr Herbst und die Straßen waren übersät mit buntem Laub, das ab und zu von einem Windstoß aufgewirbelt wurde. Es war kalt und Rico verfluchte sich, dass er keinen Mantel eingepackt hatte. Der Wind wurde stärker und verwuschelte seine schwarzen Haare noch mehr, so­dass er glaubte wie ein Wischmop auszusehen als er sein Ziel erreichte. Eine Woche vorher um dieselbe Zeit war er zum ersten Mal durch diese Tür gegangen um Chris zu sehen. Heute war er wieder auf dem Weg zu ihm und wusste in welchem Zustand er sein würde. Montage waren die schlimmsten Tage, hatte der Junge gesagt. Als Rico vor der blauen Tür wartete, hörte er nichts. Er hoffte, dass der Priester diesmal seinen `Termin´ verpasst hatte, aber als die Tür sich öffnete sah er, dass das Gegenteil der Fall war. Mit einem hoch zufriedenen Gesichtsausdruck trat der Kirchen­mann auf den Flur und verflüchtigte sich. Rico ahnte Böses und als er den Raum betrat wurden seine Ahnungen wahr. Chris lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett und atmete schwer. Blut war sein Bein runtergelaufen, ziemlich viel Blut. „Chris? Ist alles okay, irgendwie...?“, fragte Rico vorsichtig. Natürlich war nicht alles okay. Als Antwort bekam er ein leises Wimmern. „Du brauchst einen Arzt“ Rico traute sich gar nicht ihn anzufassen oder näher hin zu gehen, denn er hatte Angst, dass allein das dem Kleinen noch mehr Schmerzen bereiten würde. „Nein... geht schon... bald wie­der besser“, murmelte er und drehte den Kopf um den Besucher anzusehen. Er schaffte es sogar, leicht die Hand nach ihm auszustrecken, woraufhin der Ältere hinging und sich auf dem Bett niederließ. Er nahm die blasse kleine Hand in seine. „Wir schaffen das, Chris. Ich bin hier“, sagte er leise und streichelte die Hand. „Ich... hab das... G-Geld zusammen... ich gehe...“, flüsterte der Liegende und ein Anflug von Freude erschien auf seinem engelsgleichen Gesicht. „Das ist wunder­bar. Ich packe deine Sachen, du ruhst dich aus und dann gehen wir“ Chris nickte und ließ sich ohne Gegenwehr von Rico zudecken. Der machte sich nun daran die wenigen Habseligkeiten in eine Tasche zu packen und das Geld einzusammeln, das im ganzen Zimmer verteilt war. Es waren umge­rechnet dreitausend Euro in verschiedenen Währungen, die er nun in den Händen hielt. Während er mit Aufräumen beschäftigt war, hatte Chris es geschafft sich auf die Seite zu drehen und versuchte jetzt aufzustehen ohne vor Schmerzen zu schreien. Rico half ihm so gut es ging, aber es war unmög­lich für den jungen Mann, gerade zu stehen. „Warte doch noch. Leg dich wieder hin, wir müssen nicht direkt gehen“ „Aber ich würd´ mich gerne anziehen und so“, protestierte Chris relativ energisch. „Dann helfe ich dir eben“, sagte Rico in diesem gut gelaunten `Selbstverständlich-Ton´, den nur er draufhatte. „Nein!... Bitte, ich will nicht, dass du das siehst... du weißt schon, die... Verletzungen“ Er sah zu Boden und biss sich auf die Lippe. „Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen. Das alles ist nicht deine Schuld. Außerdem hab ich so was schonmal gesehen“ Aber es half nichts, Chris wollte das unbedingt alleine machen und Rico ließ ihn schließlich für sich in dem winzigen Badezimmer, das an den Raum grenzte. Nach einigen Minuten hörte er das Geräusch von zerbrechendem Glas hinter der Tür. Er stürmte in das Bad und fand Chris, mittlerweile angezogen, inmitten einem Scherbenhaufen, der einmal eine Schnapsflasche gewesen war. Sein nebliger Blick ließ erkennen, dass er diese soeben geleert hatte. Kurz bevor seine Knie sich überlegen konnten, nachzugeben, hob Rico ihn hoch und trug ihn zum Bett. Der Junge war wirklich federleicht, sogar die Tasche mit seinem Zeug erschien schwerer. „Entschuldigung“, murmelte er leise, als er auf dem Bett abgelegt wurde. „Macht nichts. Ich kann verstehen, dass du das immer noch nicht im Griff hast“, antwortete der Andere. Chris schloss die Augen. Er fühlte sich schuldig, weil er ihre Abreise verzögerte. Rico sah ihn voller Mitleid an. Es war wirklich ein erbärmlicher Anblick, den er bot. Die zerrissene Jeans war früher mal relativ eng anliegend gewesen, jetzt rutschte sie fast runter. Der abgetragene blaue Pulli war viel zu weit, sodass eine Schulter frei lag, auf der zahlreiche Verletzun­gen zu erkennen waren. Auch eine Narbe von einer Operation am Schlüsselbein war zu sehen. Sein Gesicht war zerkratzt und voll von Schatten und die langen schwarzen Haare waren vollkommen glanzlos und hingen wirr in der Gegend rum. Trotzdem strahlte er eine unglaubliche Schönheit und Wärme aus. Die ganzen Spuren, die die letzte Zeit hinterlassen hatte, konnten seine Aura nicht über­spielen, vor allem, wenn er so komplett friedlich und noch dazu betrunken auf einem Bett lag. Er öffnete die Augen und sofort erschien das Zimmer heller. Der fragende Blick war auf Rico gerichtet. „Du bist ein schöner Mann“, sagte dieser und Chris schenkte ihm ein alkoholisches Grinsen. „Du spinnst“, flüsterte er und schloss die Augen wieder. Als er aufsah war der Blick aus den ausdrucks­vollen braunen Augen immer noch auf ihn fixiert. „Was ist? Gefällt dir was du siehst?“, fragte er und grinste noch mehr als Rico errötete und wegsah. „Wie süß, du wirst ja rot“ Der Kleinere packte ihn am Kragen und zog ihn runter, bis er über ihn gebeugt war. Dann grinste er wieder, kicherte kurz wie irre und streckte sich nach oben um seinen Freund zu küssen. Rico musste sich zusammen­reißen. Er wollte Chris, aber nicht jetzt und nicht hier. Außerdem war da immer noch Alex, noch ein anderer Freund und seine Frau Myriam, die moralisch im Weg standen. Er befreite sich aus dem überraschend starken Griff und sagte: „Später, okay? Wir müssen hier weg. Je früher umso besser“ Der Junge schmollte, akzeptierte die Entscheidung dann aber und richtete sich auf. Der Alkohol schien ein Wunder gegen seine Schmerzen gewirkt zu haben und er konnte sogar fast allein aufste­hen. Rico half ihm beim Gehen und gemeinsam machten sie sich auf den Weg die Treppe runter um die restlichen Schulden zu bezahlen.
 

„Was soll das werden?“, fragte der Mann, der offensichtlich der Chef war als er die Beiden erblickte. „Chris bezahlt seine Schulden und geht in die wohlverdiente Freiheit“, antwortete Rico und hoffte, dass seine russische Armeejacke ihm ein bisschen Autorität verlieh. Er drückte dem Kerl das Geld in die Hand. „Vergiss es. Bezahlen kann er, aber gehen darf er nicht. Die kleine Schlampe ist Gold wert“ Rico unterdrückte seine Wut und versuchte auszusehen als ob er die Situation unter Kontrolle hatte. „Hey, hör zu. Entweder du lässt uns gehen und für immer in Ruhe oder ich rufe meine Kumpel bei Interpol und beim FBI an und die befassen sich dann mit deinem Laden. Du hast die Wahl“ Beim folgenden Duell der bösen und entschlossenen Blicke gewann Rico und schließ­lich, nachdem Chris seinen Pass zurückbekommen hatte, konnten sie gehen. Der Junge versuchte auf dem Weg immer wieder seine Dankbarkeit in Worte zu fassen, schaffte es aber nicht. „Weißt du, ich kenne nur eine Art mich zu bedanken...“, sagte er und wusste, dass sein Retter verstand, was gemeint war. Sie kamen beim Hotel an und weniger als eine halbe Stunde später waren sie schon auf der Straße und aus der Stadt raus. „Wohin willst du fahren?“, fragte Rico und hoffte auf eine klare Antwort, die ihm aber verwehrt blieb. „Mir egal, nur weit weg von hier“ Gut, dann also Rich­tung Grenze. Der Fahrer hatte genug geographisches Verständnis um ungefähr zu wissen, wie er fahren musste und, dass es lange dauern würde. Nach fünf Minuten war Chris auf dem Beifahrersitz eingeschlafen.
 

Hundert Kilometer später befand Rico sich in einem kleinen Dilemma. Er musste un­bedingt auf eine Tankstelle, war sich aber nicht sicher, ob er Chris wecken sollte. Er könnte wieder Schmerzen haben, wenn er wach war. Wenn Rico ihn aber im Auto ließ, musste er abschließen und er konnte sich denken, wie der Junge auf verschlossene Türen reagieren würde. Also beschloss er, ihn zu wecken, auch um rauszufinden, wie betrunken er noch war. Fast hätte Chris um sich geschlagen, erkannte aber im letzten Moment, wer ihn da an der Schulter gepackt hatte. „Alles klar? Ich muss kurz tanken und wollte dich nicht einsperren, aber auch nicht im Tiefschlaf auf einer Tankstelle zurücklassen“, erklärte Rico und merkte am Gesichtsausdruck des Anderen, dass er immer noch genug Alkohol im Blut hatte. Er stieg aus, erledigte alles und kam mit einem Haufen Energy-Drinks für sich und Schnaps für Chris zurück. „Wir müssen die Nacht durchfahren, wenn wir irgendwann ankommen wollen“, sagte er auf den skeptischen Blick des Jungen hin. Dann suchte er noch eine Decke aus dem Kofferraum, die er ihm gab, damit er besser schlafen konnte. Die Fahrt ging weiter, durch Feierabendstaus, Baustellen, bis zur Grenze. Er weckte Chris wieder, sie machten eine Pinkelpause und überquerten die Grenze fast ohne Probleme. Die Beamten waren misstrauisch, aber als sie das Gepäck durchgesehen hatten und nichts Verdächtiges fanden, ließen sie die Beiden weiterfahren und beschäftigten sich mit dem nächsten Auto.
 

Ihre Reise führte die Männer quer durch Süddeutschland, über volle Autobahnen, kaputte Landstraßen und durch sintflutartige Regenfälle. Sie fuhren durch Ostfrankreich, langsam wurden Getränke und Sprit wieder knapp. Da Rico kein Französisch konnte, musste Chris sich mit schlecht gelaunten Tankstellenbesitzern rumschlagen, was ihm so auf die Nerven ging, dass er dem Drang nachgab sich wieder zu betrinken. In der dienstäglichen Morgendämmerung erreichten sie endlich ihr Ziel. Aufgrund seines Alkoholspiegels war Chris immer noch außerstande zu laufen und Rico trug ihn die Treppe zur Eingangstür rauf und ins Schlafzimmer in der zweiten Etage. Seit Kelly June bei ihm wohnte, gab es kein Gästezimmer mehr. Er legte Chris auf sein Bett und versuchte ihn auszuziehen, damit er es bequemer hatte, aber der Junge wehrte sich erfolgreich. Schließlich ließ er ihn wieder schlafen, das hatte er am nötigsten. Rico selbst konnte nicht schlafen, nach all dem Koffein, das er in seine Blutbahn befördert hatte. Er setzte sich auf die andere Seite vom Bett und las ein Buch. Ab und zu sah er auf um zu überprüfen, ob Chris überhaupt noch lebte, denn er lag völlig ruhig da und gab keinen Ton von sich. Das Bild totalen Friedens, das er in diesem Moment abgab, brannte sich in Rico´s Gedächtnis wie Feuer in Holz.



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