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Traumatische Liebe

Wenn der Schmerz überwiegt ...
von

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~Letztes Spiel für Ami~

„Und, wann sind sie da?“ Kaoru saß an der Bar und sah Daisuke fragend an. Dieser legte das Telefon zurück unter den Tresen und sagte dann leise: „Sie sind auf dem Weg. Kyo war noch bei Shinya duschen, darum brauchen sie etwas länger.“ Stirnrunzelnd wischte der Rotschopf mit einem Tuch über den Tresen und bemerkte nicht, dass Kaoru ihn ernst ansah. Dann griff er nach Dai‘s Hand und hielt ihn in seiner Bewegung fest. „Alles in Ordnung?“

Überrascht sah Daisuke auf, dann blickte er auf seine Hand und auf die Daraufliegende von Kao. Verlegenheit sprach aus dem Gesicht des Barkeepers und er zog vorsichtig seine Hand zurück. „Ja … natürlich.“
 

In diesem Moment wurde auch Kao verlegen und lehnte sich seufzend zurück. Für einen Augenblick hatte er nicht mehr an das aus letzter Nacht gedacht, doch jetzt war es wieder da. Es stand nach wie vor zwischen ihnen, wie eine unüberwindbare Mauer. Selbst zu Hause hatte es keiner noch mal angesprochen. Sie hofften darauf, es durch Totschweigen begraben und nie wieder raufholen zu können. Schnell nahm der Kleinere einen Schluck aus seinem Martini und leerte ihn aus. >Jetzt bloß keine Stille aufkommen lassen, sonst wird es wieder unangenehm!< Er setzte das Glas ab und schob es Dai hin, dann stand er auf und zog sich seine Weste zurecht. „Ich werd dann mal.“
 

Dai wischte weiter den Tresen und nickte dem anderen nur kurz zu. Auch ihm war es um Einiges lieber, kein Wort über sein kleines Experiment verlieren zu müssen. Außerdem waren seine Gedanken bei Shinya und der Frage, warum Kyo ausgerechnet bei Shin und nicht bei sich zu Hause duschen musste. Schweigend sah er seinem Mitbewohner nach.

In diesem leicht dämmrigen Licht des Restaurant sah er gar nicht mal so übel aus, das musste er ein weiteres mal zugeben, auch wenn es ihm eigentlich unangenehm sein sollte. Doch wieso war es das nicht? Ganz im Gegenteil, es schlich sich ein flüchtiges Lächeln in sein Gesicht.
 

Kaoru macht eine gute Figur in diesen schwarzen figurbetonten Hosen und dem weißen Hemd mit der schwarzen Weste, die ihm knapp über den Hosenbund reichte. Sein Gang war selbstbewusst, als er die kleine Bühne betrat, die sich in der Ecke befand. Die dunkelroten Vorhänge an den hohen Fenstern schienen den großen schwarzen Flügel, an welchem sich Kaoru niederließ, geradezu einzurahmen. Es gab ein schönes Bild.

Kaoru atmete noch einmal tief durch, bevor seine schmalen Finger die Tasten niederdrückten und die ersten Klänge die Luft erfüllten. Der Barkeeper legte das Tuch zur Seite und stützte sich am Tresen ab. Für ein paar Minuten versank er in dem gefühlvollen Spiel seines Freundes und seine Augen fuhren immer wieder die Konturen von Kao ab.
 

Die Gäste an ihren runden Tischen wurden immer ruhiger und sahen nun einer nach dem anderen in Kaorus Richtung. In vielen Gesichtern spiegelte sich Freude und Zufriedenheit und einige älter Damen nickten anerkennend. Auch junge Frauen genossen das Spiel und sahen verträumt zu dem Spieler auf. Daisuke verfolgte die entspannte Stimmung, die sich in dem Lokal breit machte und ein Funken Stolz kroch in ihm hoch. Stolz auf Kaoru und Stolz darauf, dass er Kaoru zu seinen Freunden zählen und sich somit etwas mitrühmen durfte. >Das ist dir mal wieder gut gelungen, altes Haus!< Doch dann wurde seine Aufmerksamkeit von einem neuen Gast abgelenkt, der sich an die Bar gesellte.

Aber es war nicht irgendein Gast, es war Ami.
 

„Bitte eine Weißweinschorle.“ sagte sie in einem höflichen Ton und schob sich auf einen der Barhocker. Sie trug ein tiefausgeschnittenes Top und einen recht kurzen Rock. „Kommt sofort!“ antwortet Dai und bereitete das gewünschte Getränk vor. Das junge Mädchen sah zu Kaoru und lächelte, doch in ihren Augen spiegelte sich eher Traurigkeit. Ihre Haltung war etwas zurückhaltend und schüchtern.

Dai schob das Getränk über den Tresen und fragte vorsichtig: „Stimmt etwas nicht?“ Unerwartet über diese Frage wand Ami ihm ihr Gesicht zu und sah ihn verwundert aus großen Augen an. „Hm? Nein, nein, alles gut.“ Sie nahm dankend das Getränk und nippte einen kleinen Schluck.
 

„Er sieht sehr glücklich aus,“ sagte sie und deutete mit ihren lackierten Fingernägeln in Kao‘s Richtung: „wenn er da so sitzt und vor sich hinspielt. Als wenn er alles um sich herum vergisst.“

Der Barkeeper folgte ihrem Blick und nickte zustimmend. „Ja, er sieht wirklich sehr zufrieden aus.“

Es war eine seltsam Situation hier mit Ami zu sein, der eigentlichen Freundin von Kaoru. Was würde sie wohl tun, wenn sie wüsste, was Dai getan hatte? Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Dai das Mädchen. Sie hatte ihre Augen mit Kajal betont und etwas Lidschatten aufgetragen und die Haare fielen ihr in leichten Wellen über die Schultern. Kaoru hatte wirklich eine hübsche Freundin.
 

Trotzalledem beschlich den Rotschopf das Gefühl, dass mit Ami etwas nicht stimmte. Nervös zupfte sie an ihren Armbändern und schaute immer wieder auf die Uhr und dann zu Kao. Nebenbei trank sie ihre Weinschorle und lächelte Dai lieb an. „Geht es Kaoru im Moment gut?“

>Was war das denn für eine merkwürdige Frage?< Daisuke kratzte sich am Kinn und antwortete: „Ja, schon. Wieso fragst du?“

Das Mädchen lächelte immer noch liebenswürdig und winkte dann ab: „Ach, nur so. Hab ihn ja seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen und wollte es nur mal wissen.“
 

Der am Klavier sitzende Kaoru bekam von alledem natürlich nichts mit. Mit geschlossenen Augen wanderten seine Finger über die Tasten und streichelte die Klänge regelrecht aus dem kostbaren Klangkörper des Flügels. Die Kompositionen waren schwermütig und leicht melancholisch, als wenn eine tiefe Sehnsucht in ihnen liegen würde. Kaoru spielte mit soviel Hingabe, dass es Dai sehbar überraschte. Mit offenem Mund starrte er ihn an und merkte nicht einmal, wie Ami ein unterdrücktes Kichern von sich gab. Erst als sie ihr Handgelenk auf den Tresen legte und die Armkettchen leise klimperten wurde er aus seiner Träumerei gerissen. Noch immer etwas abwesend schaute er in die großen Augen des Mädchens.
 

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist in meinen Freund verliebt.“ gab sie amüsiert von sich.

Mit einem Schlag wurde Daisuke knallrot und schüttelte den Kopf: „Red keinen Quatsch!“ Langsam fing er sich wieder und lehnte sich charmant über den polierten Tresen. „Aber jetzt sag mal, warum bist du hier? Wusstest du, dass Kaoru heute spielt?“

Das Lächeln aus Amis Gesicht schwand plötzlich und wurde wieder durch diese eigenartige Traurigkeit in ihrem Blick ersetzt. Die Augenbrauen zusammengezogen wischte sie mit ihrer Hand imaginäre Krümel von der Oberfläche und sagte dann leise: „Nein … ich muss mit ihm reden und hatte gehofft, dass er heute hier ist.“
 

Sie hatte die Augen auf ihr Glas gerichtet und drehte es in ihren Fingerspitzen. Dai beobachtete das ein Weilchen und versuchte aus ihrem Verhalten zu erlesen, was sie seinem Mitbewohner wohl mitzuteilen hatte.

Er stützte sich mit verschränkten Armen auf der Tischplatte ab und fragte vorsichtig: „Ist bei euch alles klar?“

Ami blickte kurz auf und beendete ihr Drehspiel: „Hm … naja, nicht so ganz.“ Dann nahm sie einen großen Schluck und sah wieder in die Richtung des Pianisten. Noch ehe der Barkeeper weiterbohren konnte, verstummten die wohltuenden Klänge des Klaviers und ein kleiner Applaus löste sie ab.
 

Kaoru öffnete die Augen und erhob sich, dann verbeugte er sich vornehm und verließ ohne weitere Dankessagungen die kleine Bühne. Viele anbetende Blicke verfolgten ihn und einige der jungen Frauen begannen aufgeregt mit ihren Freundinnen zu tuscheln, doch Kaoru ignorierte dies gekonnt. Es ist nicht so, dass es ihm nicht schmeichelte, oh doch und wie es das tat, doch er hatte längst seine Freundin an der Bar entdeckt und steuerte nun direkt auf sie zu. Ami leerte das Glas mit dem letzten Schluck und rutschte elegant von ihrem Hocker herunter, ihrem Freund entgegen.
 

Freudestrahlend wurde sie von Kaoru umarmt und bekam einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

„Schön, dass du mich besuchen kommst, Schatz.“ flüsterte er zu ihr hinunter. Doch im Gegensatz zu Kaoru machte Ami einen eher gedämpften Eindruck. Sie wich einen Schritt zurück und murmelte zögernd: „Wir müssen reden.“

Fragend sah Kao zu Dai, doch der zuckte nur unwissend mit den Schultern. Also schaute er wieder auf das Mädchen: „Was hast du?“

Unentschlossen sah sie sich in dem Lokal um und dann Kaoru in die Augen. „Nicht hier.“

Er nickte verständnisvoll und legte einen Arm um ihre Hüften. Sein Gesicht war ernst als er seine Freundin nach draußen geleitete und Daisuke fragte sich erneut um was es bei dem Gespräch gehen könnte. Aber er war der Überzeugung es früher oder später von seinem Mitbewohner höchstpersönlich zu erfahren.
 

Auf dem Weg nach draußen hatte sich Ami ihren schwarzen Mantel von der Garderobe geholt und schlang ihn nun um ihren dünnen Körper. Es war wieder etwas kälter geworden und sie tippelte in ihren Stiefeln unruhig hin und her. Kaoru lehnte sich an die Hauswand und sah sie forschend an. „Was ist los, Schatz? Ist irgendetwas passiert?“

Nervös starrte sie auf ihre Stiefelspitzen und machte den Eindruck, die Frage überhaupt nicht gehört zu haben. Gerade in dem Moment, als Kaoru seine Frage wiederholen wollte, hob sie ihr Gesicht. Kaoru erstarrte. In den sonst so strahlenden Augen glitzerte es und Kaoru sah, dass sich Tränen in ihnen gesammelt hatten.
 

Ruckartig löste er sich von der Hauswand und schritt auf sie zu: „He, was …“ Doch Ami schnitt ihm das Wort ab und ging einen Schritt zurück: „Nicht! …“ Verdutzt hielt er inne und auch sein Atem geriet ins Stocken. Seine Freundin strich sich ein paar lose Haarsträhnen hinter ihr Ohr und verschränkte schützend die Arme vor ihrer Brust. Reglos standen sie sich gegenüber. In Kaoru machte sich ein ungutes Gefühl breit und es wurde ihm etwas flau im Magen.

Mit tiefer und fast schon drohender Stimme fragte er erneut: „Ami? Was ist los?“ Sie sah ihn niedergeschlagen und fast schon flehend an: „Es … es ist …“ Ihre Stimme war dünn, als wenn ein falsches Wort von Kaoru sie zerbrechen könnte.
 

Hilfesuchend schwirrte ihr Blick umher und blieb schlussendlich wieder an ihrem Freund hängen.

„Es ist aus.“ flüsterte sie und es klang, als wäre sie an diesen Worten beinahe erstickt. Kaorus Herz machte einen Aussetzer und er starrte sie fassungslos an. Er rang nach Luft und fragte: „Was? Wie meinst du das?“

Doch Ami schüttelte nur den Kopf und wisperte hektisch: „Bitte Kao, mach es nicht noch schwerer.“

„Noch schwerer?“ Kaoru hatte seine Fassung wiedererlangt und wurde laut: „Was zum Himmel willst du mir damit sagen?“

Schüchtern zuckte Ami zusammen, diesen Ton war sie von dem sonst so liebevollen Freund nicht gewohnt. „Ich weiß nicht … es klappt einfach nicht. Vielleicht soll es nicht sein.“
 

Dieser Versuch, für ihren Entschluss eine Erklärung zu finden, brachte Kaoru nur noch mehr auf. Er ging auf sie zu und griff sie bei den Schultern: „Ami, das kann doch nicht dein Ernst sein?! Vielleicht soll es nicht sein? Was ist das denn für eine sinnfreie Entschuldigung?“

Das Mädchen wand sich unter dem festen Griff und jammerte: „Hör auf! So ist das nun mal! Akzeptier das doch einfach!“ Ihre Stimme wurde ebenfalls etwas lauter und auch schriller, während sie sich die Tränen aus ihrem Gesicht wischte. Daraufhin wurde sie von Kaoru losgelassen und er ging ein paar Schritte von ihr weg um sich zu beruhigen.
 

Unsicher stand Ami hinter ihm und sah irritiert auf seinen Rücken. Sie war unentschlossen, ob sie noch etwas dazu sagen sollte oder ob es besser wäre zu gehen. Nachdem Kaoru sich wieder krampfhaft beruhigt hatte, drehte er sich um und fragte sarkastisch: „Du hast einen neuen, nicht wahr? Wahrscheinlich einen, der nicht so anhänglich ist oder ständig versucht, mit dir zu schlafen!“

Das war der einzige Grund, der Kao einfiel und obgleich er wirklich Sinn machte, konfrontierte er Ami mit seinen Gedanken. Diese blickte entgeistert drein und flüsterte: „Nein, das ist nicht wahr und das weißt du! Damit hat meine Entscheidung rein gar nichts zu tun …“

„Was dann?“ fragte er schroff und sah sie aus geschmälerten Augen an.
 

Sie waren beide verletzt, doch Kaoru war wohl der einzige, welcher den Schmerz wirklich zeigte. Ami hingegen versuchte abzublocken, es nicht an sich ranzulassen. Sie machte den Eindruck schon längst mit der Sache zwischen ihr und Kao abgeschlossen zu haben und das versetzte ihm noch zusätzliche Schläge.

„Was dann?“ wiederholte er in einem leiseren Ton, aus dem problemlos die Verzweiflung herauszufiltern war. Er verstand nicht, was seine über alles geliebte Freundin dazu brachte, ihm das Herz zu brechen und das scheinbar ohne Grund.

„Ich …“ wagte sie einen erneuten Erklärungsversuch, in der Hoffnung, dass er nicht auf taube Ohren stoßen würde: „… ich habe das Gefühl, dass du lieber mit deinen Freunden, statt mit mir zusammen sein willst.“
 

Ungläubig verharrten seine Augen in ihrem Gesicht und er traute seinem akustischen Sinn kaum.

„Wie … wie kommst du denn darauf?“ Unauffällig kam er näher, doch sie bemerkte es sofort und wich die herangetretenen Schritte wieder zurück.

„Ich bin … einfach nicht die Richtige für dich. Es tut mir leid.“ Sie seufzte schwer und unterdrückte einen wiederkehrenden Anflug von Tränen: „Es tut mir wirklich sehr leid … Kaoru. Du bist ein toller Mensch und ein liebenswerter Freund … doch es reicht mir nicht.“

Seine Augen hatten sich verdunkelt, regelrecht abgeschaltet, so wie sein Herz. Seine Lippen presste er zu einem schmalen Spalt zusammen und seine Gesicht wirkte ungewöhnlich hart und unantastbar.
 

„Ich liebe dich,“ gab er ruhig von sich: „doch wenn dir das nicht reicht, dann tut es mir außerordentlich leid. Ich hätte wirklich alles für dich getan, doch wenn du deinen Mund nicht aufbekommst, sobald dich etwas stört, dann kann ich nichts dafür.“

Seine Worte hatten einen bitteren Nachgeschmack und Ami musste heftig schlucken. „Ich habe dir mein Herz geschenkt und so vieles aus meinem Leben abgelegt, nur damit du glücklich bist, damit du das Gefühl hast, die Nummer eins in meinem Herzen zu sein.“ Pflichtete er nüchtern bei und es war sehr ungewöhnlich, dass er so viel an einem Stück sprach: „Aber du hast recht, wenn es dir nicht reicht, dann soll es wahrscheinlich wirklich nicht sein.“

Es tat Kaoru weh zu sehen, wie jedes Wort wie ein Steinschlag bei seiner geliebten Freundin einhämmerte.
 

Zähneknirschend senkte Ami den Blick und nickte kaum spürbar. Kaoru sah auf ihr Ponny, welches ihr tief ins Gesicht fiel und für einen Moment sah es so aus, als ob etwas Glänzendes daraus hervortrat und leuchtend auf den Boden unter ihren Stiefeln fiel. Er legte eine Hand auf seine linke Brust und sagte abschließend: „Mir tut es leid, dass ich dir nicht das geben konnte, was du brauchst.“

Ein Schluchzen folgte seinem letzten Satz und Amis Schultern hebten sich in unregelmäßigen Abständen. Sie weinte und Kaoru kribbelte es in den Händen zu ihr zu gehen und sie in den Arm zunehmen, doch er blieb reglos stehen und schaute nur auf ihr schwarzes Haar.
 

Kaoru holte noch einmal tief Luft und trat dann an sie heran. Behutsam legte er seine Hände auf ihre Schultern und hauchte ihr einen Kuss auf den Haaransatz: „Leb wohl und alles Gute.“

Mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab und kehrte ihr den Rücken. Ohne ihr eines letzen Blickes zu würdigen, betrat er das Lokal und schloss mit der Tür das intensive und emotionale Kapitel Ami hinter sich zu. Den Schlüssel warf er in Gedanken weit von sich, damit er ihn ja niemals wieder fand oder auch nur ansatzweise auf die Idee kam, nach ihm zu suchen.
 

Als er stumm auf die Bar zuschritt wurde er bereits neugierig von Daisuke erwartet. Kaoru sah sich beiläufig in dem Lokal um. Die Meisten der älteren Gäste waren bereits gegangen und der Großteil bestand jetzt aus jungen Frauen und Männern, die in deren Begleitung oder auf der Suche nah ihnen waren. Schwer atmend ließ sich Kao an der Bar nieder und stützte sich mit den Armen auf dem Tresen ab. Seine Hände strichen über sein Gesicht und für ein paar Atemzüge hielt er mit den Fingern vor seinen Augen inne. Dann senkte er sie wieder und sah Dai wehmütig an. „Gib mir etwas starkes.“ knurrte er, während er mit dem Zeigefinger auf das Regal hinter Dai zeigte.
 

Überrascht folgte Dai dem Fingerzeigen seines Freundes und holte eine Flasche guten Whiskey hervor. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte er das Getränk fertig und schob es über die Tischlatte. Wortlos nahm es Kaoru entgegen und schenkte den klirrenden Eiswürfeln einen kurzen Blick, dann führte er es zu seinen Lippen und leerte es in nur einem Zug. Kurzzeitig verzog er den Mund und musste tief durchatmen dann schob er das geleerte Glas wieder über den Tresen. „Noch einen.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen nahm der Rotschopf das Glas entgegen und betrachtete seinen Freund argwöhnisch. „Es lief wohl nicht so besonders?“ fragte er und noch im selben Augenblick bereute er seine Frage.
 

Kaoru hob langsam den Kopf und sah ihn aus trüben Augen an. Dann lächelte er resigniert und meinte: „Besonders? Besser hätte es gar nicht laufen können! Ich bin endlich wieder Single!“ Er setzte ein gekünsteltes Lachen auf: „Na, was ist? Hast du nicht zufällig eine hübsche Dame, die an mir interessiert ist?“ Verblüfft wurde er von Dai angeglotzt. „Sie hat Schluss gemacht?“ hakte er vorsichtig nach und Kaoru nickte, als wenn er auf diese Frage gewartet hätte. Ohne zu zögern macht ihm Dai noch einen zweiten Trink fertig und reichte ihn Kao.

„Scheiße.“ fügte er hinzu, doch Kaoru schüttelte den Kopf: „Vergiss es.“
 

Ein junges Paar trat an den Tresen und die junge Frau flötete Dai zu, ob er ihr nicht einen Martini machen könnte. „Geschüttelt oder gerührt?“ fragte er trocken und sie musste kichern. Dann schmiegte sie sich an die Brust ihres Begleiters und er meinte höflich lächelnd: „Ich glaube, das ist egal.“

Nachdem Dai das Paar abgefertigt hatte, wand er sich wieder an Kaoru, der sein zweites Glas ebenso schnell wie das erste geleert hatte. Still musterte er ihn. Als er an dem Klavier gesessen hatte, wirkte Kao noch sehr selbstbewusst, sicher und zufrieden und jetzt glich er mehr einem kleinen Häufchen Elend, dass jeden Moment zur Seite kippen könnte.
 

Der Barkeeper seufzte und schenkte noch ein drittes Mal in das Glas ein. „Warum hat sie das gemacht?“

Der andere nahm das Glas nickend entgegen und sah dann auf. Seine Augen waren verengt und schienen verschlossen, sodass Dai nicht wirklich damit rechnete eine Antwort zu erhalten. Und auch dieses Glas kippte Kaoru in einen ebenso schnellen Tempo herunter wie die davor.

„Ich bin ihr scheinbar nicht gut genug.“ flüsterte er dann auf das leere Glas starrend.

„Was? Das ist doch unmöglich der wahre Grund! Hat sie das wirklich so gesagt?“ Daisuke könnte sich nicht vorstellen, dass Ami so etwas über Kao denken würde. Er kannte sie vielleicht nicht ganz so gut wie er, doch Unzufriedenheit mit Kaorus Qualitäten als Freund schloss er strikt aus.
 

Der Kleinere lächelte gequält und sah dann an die verspiegelte Wand hinter Daisuke in sein müdes Gesicht.

„Nein, so hat sie es nicht gesagt, doch genau das meinte sie. Ich war nicht im Stande, sie glücklich zu machen, weiß der Geier was ihr fehlte …“ Für einen Moment schloss er die Augen und schluckte. Die ersten Wirkungen des Alkohols setzten ein und brachten seinen Blutkreislauf zum brodeln. „Was solls …“ brummte er angeheitert: „…mir doch egal. Ich lauf ihr bestimmt nicht nach … das hab ich doch gar nicht nötig …“

Seine Worte klangen absolut nicht ernst gemeint und Dai lächelte ihn verstehend an.

„Schon gut, Alter.“ er legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Hier gibt’s genug Frauen, die dich sehnlichst ablenken würden, wenn du es nur zulässt.“ Kaoru grinste breit und lallte ein „Yupp, werd isch machen.“ eher er sich schwerfällig von dem Barhocker schob und die Herrentoilette ansteuerte, in einem amüsanten schlängelförmigen Gang, der Dai zum Lachen brachte.
 

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So ... bei dem Kapitel hab ich mir echt die Seele aus dem Leib geschrieben.

Kommis? Kritik? Irgendwas?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  AlmightyKai
2008-08-12T01:26:32+00:00 12.08.2008 03:26
Da muss ich meinem Vorredner recht geben..
Was hat Ami nun genau gestört?
Ich denke, es ist zwar nachvollziehbar, jedoch ist der Mensch eindeutig zu neugierig und will es genau wissen. Ein "du reichst mir nicht mehr" ist nicht so ganz aussagekräftig.
Auf der anderen Seite jedoch wieder verständlich...
Das Kapitel hat sich ansonsten sehr gut gelesen, man hat sich wie in einer Alltagssituation gefühlt. wobei, nicht Jeder Baarkeeper gleich sein bester Freudn ist.
Fands gut
gz Kai
Von:  -aftermath-
2008-04-15T16:29:03+00:00 15.04.2008 18:29
;________;
armer kao
*schnief*
aber was hat denn jetzt Ami an kao auszusetzten gehabt?
><
ich will dass es weiter geht
*nerv*
XDDD
*lach*
Von:  chaos-kao
2008-04-14T17:49:04+00:00 14.04.2008 19:49
Das war super, auch, wenn du ein paar amüsante Wortneuschöpfungen gemacht hast xD' ... Ich freu mich schon auf's nächste Kapitel! ^^


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