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Gankutsuou returns

von

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Kapitel 6

Gankutsuo returns
 

RPG written by: Lucrecia, Fye-de-Flourite, Camui_Zuuki, _Shou_, nambnb, …

Summarized by: The_Lonely_Storm

Fandom: Gankutsuou

Warnings: RPG-Stil, Romance

Pairings: Edmond DantesxAlbert Herrera (de Morcerf)

Länge: 6/?

Disclaimer: Nix meins, nix Kohle, aber viel Freude!^^
 

Kapitel 6
 

~^~^~^~^~^~^~^~^~^Giovanni Bertuccio

Bertuccio blieb in der Nähe Haydée's als diese den Umschlag öffnete und sah in ihr Gesicht, als deren Augen den Inhalt des Briefes überflogen.

Tatsächlich war es keine Seltenheit, dass der Herrscherin Janina's auf diese Weise Nachrichten übermittelt wurden. Allerdings bemerkte auch er sehr bald, dass es mit diesem Schreiben etwas auf sich hatte. Jedenfalls ließ es der Ausdruck in dem Gesicht der jungen Frau vermuten.

Bertuccio schwieg jedoch, wie es ihm seine Position gebot, und wartete, bis Haydée das Wort an ihn richtete.

Er warf kurz einen Blick auf den geöffneten Umschlag, den die junge Herrscherin noch immer in Händen trug und blickte wieder auf.

"Das ist mir leider nicht bekannt, Mademoiselle Haydée. Der Bote hat sich hierzu nicht geäußert."

Für einen kurzen Augenblick zeichnete sich Misstrauen in dem Gesicht des Mannes ab, ehe er, nach einiger Überlegung, erneut das Wort erhob: "Beabsichtigt Ihr, der Einladung nachzugehen? Wenn dem so ist, dann werde ich Euch begleiten. Schließlich wissen wir nicht, wer Euch diese Nachricht übermittelt hat."
 

~*~*~*~*~*~*~*~*Albert de Morcerf

Eine große Wut auf sich selbst keimte in Albert auf, nachdem dieser dem Grafen diese dumme einfältige Frage gestellt hatte. Es stand ihm doch gar nicht zu, etwas dergleichen zu fragen. Er seufzte leise, blickte jedoch auf, als Dantés daraufhin das Wort an ihn richtete.

Nun hatte der Graf zugegeben, dass es tatsächlich jemanden gab, dem sein Herz gehörte. Jemand anderem als seiner Mutter.

Wieso diese Tatsache Albert beinahe die Luft zum Atmen nahm, konnte er sich selbst nicht erklären. Auch wusste er nicht, woher dieses plötzliche Gefühl der Hilflosigkeit rührte. Und dieser Schwermut.

Ein fast lautloses "Aah..." war das Einzige, das dem jungen de Morcerf über die Lippen kam, während seine Gedanken rasten und er versuchte, der Person, zu der sich der Graf hingezogen fühlte, ein Gesicht zuzuordnen.

Die Person, die ihm dabei in den Sinn kam, war eine bildschöne junge Frau mit langem schwarzen Haar.

" Etwa... Mademoiselle Haydée...?" sagte er so leise, dass es kein Wunder gewesen wäre, wenn es überhört worden wäre.

Doch all seine so wirren Gedanken kamen alle zu einem abrupten Stillstand, als Dantés seine leicht zitternden Hände berührte und diese zu sich zog. Er war angespannt und wusste nicht recht, was nun folgen würde als auf die Worte des Grafen hin die Geschehnisse des gestrigen Abends zurück in sein Gedächtnis traten. Natürlich hatte er sich Gedanken gemacht, das Geschehene letztlich jedoch darauf zurück geführt, dass beide mehr oder weniger betrunken und daher nicht ganz ernst zu nehmen waren. Doch das konnte er seinem Gegenüber nicht sagen. Nein, nicht nachdem dieser aufgeblickt hatte und ihn /so/ ansah!

In seinem Kopf spielte sich nun eine Vielzahl von Szenarien ab. Und alle schienen nur einen Schluss zuzulassen. Etwas, das Albert nie vermutet, nie zu hoffen gewagt hatte, das ebenso unfassbar wie unmöglich zugleich schien.

Und doch zog sich - wie auf ein stilles Kommando – eine tiefe Röte über das komplette Gesicht des jungen Mannes, der sein Gegenüber nun mit weiten, ungläubigen Augen ansah.

"Graf Ihr... soll das heißen...? W-wollt ihr damit sagen, Ihr..."

Die Erkenntnis dieser doch so bedeutsamen Tatsache löste in Albert eine Mischung aus gleichzeitig Glück und doch auch Panik aus, wie er sie noch nie empfunden hatte.

„... i-ich bin...?“
 

~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#Haydee

Haydée sah Bertuccio abwartend und mit etwas unergründlicher Mine, wie man es schon von ihr gewohnt war an, als dieser schließlich ihre Frage beantwortete. Es kam ihr schon seltsam vor, dass ihr jemand eine Einladung schickte, sie aber nicht unterzeichnete und dann auch noch gerade zu diesem Ort.

Sie hatte Paris, ja sogar die ganze Erde seit damals gemieden und nicht einen Fuß mehr auf diesen Planeten gesetzt. Jeglichen Kontakt hatte sie abgebrochen, von wem also war diese Einladung?

Einen Moment lang schwieg sie, ehe sie schließlich antwortete. Ihre Stimme klang dabei fast so, als wenn sie über jedes einzelne Wort genau nachdächte.

"Ich bin nicht ganz sicher." sagte sie. "Es könnte ein Hinterhalt sein, oder aber jemand, der mich kennt, aber selbst nicht erkannt werden möchte, wünscht mich auf diese Weise zu treffen."

Nachdenklich sah sie noch einmal auf das Papier in ihren Händen. Es wies keinerlei Erkennungsmerkmale auf. Nicht einmal die Schrift desjenigen, der diese Einladung geschrieben hatte, war ihr bekannt. Ehe sie zu sprechen ansetzte hob sie wieder ihren Blick, um ihr Gegenüber erneut anzusehen.

"Etwas in mir rät mir vorsichtig zu sein, allerdings sagt mir gleichzeitig auch etwas anderes, dass ich eigentlich keine Bedenken haben brauche. Die Oper ist nicht gerade ein Ort, an dem man ein Attentat oder dergleichen fürchten müsste."

Sie wusste nicht wirklich was sie tun sollte, was man ihr wohl auch anmerkte, auch wenn sie versuchte es nicht so offensichtlich zu zeigen. Einerseits wollte sie der Einladung gern folgen, allein schon aus Neugier auf den unbekannten Schreiber, andererseits aber war es eine Einladung zur Pariser Oper. Eine Einladung in eine Stadt, die sie eigentlich nie wieder sehen wollte.

~+~+~+~+~+~+~+~+~+Edmond Dantes

Die Reaktion des jungen Adeligen war vorhersehbar gewesen und doch für den Grafen schrecklich unangenehm.

Er fühlte sich nicht wohl dabei, seine Gefühle so offen darzulegen, schon gar in dieser schwierigen Situation, in der sie beide sich befanden.

Albert war der Sohn der ehemaligen Geliebten und Verlobten Edmond Dantés' und nun gehörte dessen Herz nicht länger der ehemaligen Frau seines Lebens sondern deren männlichem Kind.

Das alles war so verwirrend und neu für ihn, dass er nicht sicher war, was als nächstes passieren würde.

Er erhob sich langsam und dennoch schrak der junge Mann, dem sein Herz gehörte ob der unerwarteten Bewegung zurück.

Vorsichtig sank Edmond Dantés vor dem jungen Mann auf die Knie und blickte ihn mit einem sanften Gesichtsausdruck an.

"Es tut mir leid, Albert...", sagte er leise und machte trotz des großen Verlangens nach seinem Gegenüber keine Anstalten, sich ihm noch weiter zu nähern oder ihn zu berühren.

"Ich wollte Euch nicht erschrecken oder gar ängstigen... doch meine Gefühle für Euch lassen mir nicht länger die Möglichkeit, davonzulaufen... alles, was ich wollte war, Euch die Wahrheit zu sagen, egal wie ihr darauf reagieren würdet. Ich wollte Euch nicht länger im Dunkeln lassen über die seltsamen Dinge die ich getan und gesagt habe."

Er verstummte und blickte besorgt in Alberts Gesicht.

Der junge Mann schien verwirrt und unschlüssig, was er als nächstes tun sollte.

Schuldgefühle überkamen Dantés und er spielte - zum zweiten Mal innerhalb von 2 Tagen - mit dem Gedanken, einfach zu gehen, alles hinter sich zu lassen. Doch dann würde er erneut vor einer unangenehmen Situation flüchten und den Menschen, der ihm am wichtigsten war, den einzigen Menschen, den er über alles andere auf der Welt liebte, verletzen.

"Verzeiht mir meinen Egoismus, Albert... doch ich wollte Euch nicht unwissend über meine Gefühle lassen. Eines Tages hättet Ihr mich noch viel mehr gehasst, als Ihr es nun tut. Ich hätte meine Beherrschung verloren und schreckliche Dinge getan, Dinge, wie sie aus Gankutsuous Gedanken stammen könnten. All dies wollte ich Euch ersparen... auch, wenn Ihr mich niemals wieder sehen wollt... auch wenn Ihr meinen Tod wünscht - bitte vergebt mir. Es war nicht meine Absicht, Euch zu verletzen, Albert..."

Er hatte den Kopf gesenkt, konnte er doch den Anblick des zitternden jungen Mannes, der den Tränen nahe schien, nicht länger ertragen.

"Albert... ich liebe Euch... seit ich Euch das erste Mal sah..."
 

~^~^~^~^~^~^~^~^~^Giovanni Bertuccio

Auch Bertuccio hatte erhebliche Zweifel an der Herkunft der Einladung. Zwar war es verständlich und auch nichts Besonderes, dass eine solche im Hause Haydée’s eintraf, jedoch waren die Umstände um dieses simple Stück Papier alles andere als gewöhnlich. Weder das Siegel noch das Schreiben selbst ließ auf seinen Absender schließen.

Und auch die Tatsache, dass diese Einladung seine Gefährtin und nunmehrige Herrin zurück nach Paris führen sollte, ließ Bertuccio aufhorchen und weckte erneut eine Welle des Misstrauens.

Zwar lebten er und die anderen der ehemaligen Gefolgschaft des Grafen von Monte Christo nunmehr friedlich und sicher auf Janina. Dennoch war die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass jemand mit negativen Absichten diese Einladung geschrieben hatte.

Schließlich hatten gerade die letzten Tage Edmond Dantés’ diesem nicht nur Freunde gemacht.

Die Möglichkeit bestand also, dass man versuchte, sich an der Gefolgschaft des Grafen zu rächen, nachdem dieser nicht mehr unter den Lebenden weilte.

Sogar Bertuccio ereilte bei den Gedanken an seinen einstigen Herren eine Welle der Melancholie, die er sich jedoch nicht anmerken ließ.

Trotz allem schien für ihn in diesem Moment der Gedanke, dass jemand Haydée, Baptistan, Ali oder ihm selbst etwas anhaben wollen könnte, präsenter. Er ging für sich die Liste der Personen durch, die für sie eine potentielle Gefahr darstellen könnten.

Danglars war verschollen – „dank“ dem Grafen.

Etwa Villeford? Gut möglich, immerhin schien er noch immer in Paris zu leben auch wenn sein Verstand wohl endgültig verloren sein mochte.

Oder etwa Benedetto? Die Liste schien lang.

Erst die Worte Haydée’s rissen ihn aus seinen Gedankengängen.

Nickend stimmte er ihr zu: „Ja, das ist auch möglich. Doch wenn dem der Fall wäre, wer käme hierfür in Betracht?“

Ein Gesicht kam ihm dabei tatsächlich in den Sinn.

„Monsieur Albert? Aber wieso sollte er Euch eine nicht unterzeichnete Botschaft schicken? Und unter diesen Bedingungen?“

Er seufzte leise. „Ganz wie Ihr Euch auch entscheiden werdet, wir werden es akzeptieren. Doch solltet Ihr es tatsächlich vorziehen, der Einladung zu folgen, so werde ich Euch begleiten.“
 

~*~*~*~*~*~*~*~*Albert de Morcerf

Albert verstand nicht, was da eben vor sich ging. Wollte der Graf etwa wirklich auf das hinaus, was ihm in den Sinn kam? Seinen Worten zufolge war es nicht mehr seine Mutter, die er liebte. Es gab jemand anderen, der den Platz Mercedes’ in seinem Herzen eingenommen hatte.

Doch niemals hätte er vermutet, was sich nun in seine Gedanken schlich. War es wirklich das, was er ahnte? Aber wieso hatte er es dann nicht bemerkt? Wieso hatte er nicht einmal nach dem gestrigen Kuss diese Vermutung zugelassen? War er wirklich so blind gewesen?

Tatsächlich machte sich eine nie gekannte Unruhe, eine solche Aufgewühltheit und, ja, Verzweiflung in ihm breit, die ihm beinahe den Verstand zu rauben vermochten. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, sein Blut rauschte laut in seinen Ohren. Albert war so durcheinander und weggetreten, dass er in sich zusammenfuhr und sich leicht von diesem wegbewegte, als der Graf sich schließlich erhob.

Wie gebannt verfolgte er Dantés Bewegungen und war mehr als überrascht, als dieser nunmehr direkt vor ihm auf die Knie sank und ihn mit diesem sanften Blick ansah, der ihm beinahe das Herz zeriss.

Und die Worte, die der ältere Mann an ihn richtete, schienen so eindeutig, dass es ihn beschämte, nichts gemerkt zu haben.

Der Mund des jungen de Morcerf öffnete sich zwar, wollte er etwas erwidern, doch war alles, was über seine Lippen trat, nichts weiter als ein leises Keuchen, bevor er seine Lippen wieder fest aufeinander presste, als Dantés ihn schweigend ansah.

Dieses Mal war es nicht nur der Graf, der mit dem Gedanken spielte, davonzulaufen.

Auch Albert hatte diese Option irgendwo in seinen verwirrten Gedankengängen in Erwägung gezogen. Doch er brachte es nicht übers Herz. Nicht, nachdem der Graf ihm so offensichtlich sein Herz ausgeschüttet und ihn über seine Gefühle aufgeklärt hatte.

Doch als sein Gegenüber, der noch immer vor ihm kniete, und ihm so nah war, von den ‚schrecklichen Dingen’ sprach, die er ihm womöglich angetan hätte, ergriff Albert erneut ein Anflug von Panik, dem er sich nicht entziehen konnte.

Doch alles schien plötzlich nebensächlich, als der Graf seinen letzten Satz beendete, ihm endlich die Worte sagte, die offenbar schon so lange in seinem Herzen waren, verborgen und ohne Erlaubnis, jemals an die Oberfläche dringen zu dürfen.

Edmond Dantés liebte ihn, Albert de Morcerf, den Sohn der Frau, die er einst grenzenlos liebte, und des Mannes, der sein Leben in eine Hölle verwandelt hatte. Edmond Dantés liebte die Person, die aus einer Sünde seines ehemaligen besten Freundes heraus geboren wurde.

Und das schon seit jenem schicksalhaften Tag, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren.

Die noch vor wenigen Sekunden so präsente Panik in Albert wich einem anderen Gefühl. Einem, dem er kaum einen Namen zu geben vermochte und das ihn nunmehr zu überwältigen schien.

Albert, dem nun ein weiteres mal die Tränen in den Augen brannten, wusste nicht, wie er sich nun verhalten sollte. Ein Teil von ihm wollte aus dieser ihn zu erdrückenden drohenden Situation fliehen. Und doch gab es diesen viel drängenderen anderen Teil, der ihn unweigerlich zu dem Mann bewegte, der dort mit gesenktem Blick vor ihm saß.

Ja, nur dieses eine Mal noch würde er auf das hören, was ihm sein Gefühl, sein Herz, sagte. Und so erhob Albert de Morcerf seine zitternde Hand und legte sie auf die Wange Edmond Dantés’, hob dessen Gesicht sanft an, bevor er selbst von seinem Stuhl rutschte und nun ebenfalls auf dem Boden kniend die Arme um die Schultern des Anderen schlang.

„Ich hasse Euch nicht, Graf...“ flüsterte der junge Mann mit einer durch Emotion brüchigen Stimme. „Ich könnte Euch... niemals hassen.“

Einen kurzen Moment schwieg er, wollte, dass die eben gesprochenen Worte zu Dantés durchdrangen, ehe er weiter sprach.

„Ich... ich weiß nicht, warum ich es bin, den Ihr... der in Eurem Herzen ist. Ich bin bei Weitem nichts Besonderes... ich bin nicht mal... nicht mal eine Frau. Und doch... woher hätte ich wissen sollen, wie Ihr fühlt? Damals wolltet Ihr mich töten... so sehr... und auch bei unserem gestrigen Wiedersehen sagtet Ihr, unser damaliges Zusammentreffen wäre lediglich inszeniert gewesen...“

Albert’s Finger gruben sich in den Stoff des Oberteiles, welches der Graf trug, ehe er die letzten Worte über seine Lippen zwang: „Und doch... ich fühle, dass das, was Ihr sagt, die Wahrheit ist... ich weiß nicht, was es ist, das ich für Euch empfinde...“ – bei diesen Worten zog sich erneut ein rötlicher Schimmer über seine Wangen – „... aber ich weiß, dass ich nie wieder von Euch getrennt sein möchte. Ich will bei Euch sein bis ich sterbe...“
 

~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#Haydee

Auch Haydée konnte spontan einige Menschen aufzählen, die ihr und den anderen nicht gerade wohlgesonnen sein mochten, allerdings hätte es auch schon sehr viel früher bereits genug Gelegenheiten gegeben Rache zu üben. Je länger sie darüber nachdachte, in umso weitere Ferne rückte dieser Gedanke. Allerdings nannte Bertuccio noch einen weitern Namen.

Nachdenklich blickte Haydée ihn an. "Monsieur Albert?" wiederholte sie und dachte einen weiteren Moment darüber nach, welche Beweggründe ihn wohl dazu veranlassen würden, ihr nach 5 Jahren, in denen sie nicht das geringste voneinander gehört hatten, eine Einladung in die Oper zu schicken. Zudem auch noch ohne Unterschrift oder anderer Auszeichnungen seiner Identität.

Sie schüttelte entschieden den Kopf. "Das kann ich mir nicht vorstellen. Er hätte doch zumindest unterzeichnet. Jedenfalls halte ich ihn für Jemanden, der so etwas tut, wenn er eine Einladung verschickt. Wie es sich wohl für einen anständigen jungen Mann seines Standes gehört."

Der Umstand, dass wohl auch Albert ausfiel, schmälerte den Kreis der in Frage kommenden Personen rapide. Letztendlich hatte Haydée keinerlei Idee mehr, wer der unbekannte Absender hätte sein können.

"Es gibt nur einen Weg das heraus zu finden." meinte sie und setzte ein weiches Lächeln auf, als sie Bertuccio erneut ansah. Ihre Augen waren zwischendurch unstet umhergewandert, um hier und da auf einigen Gegenständen zu verweilen, ehe sie sich wieder davon lösten.

"Ich werde veranlassen eine würdige Vertretung während meiner Abwesenheit für mich zu finden, denn ich werde zurück zur Erde fliegen und herausfinden, wer diese Einladung geschickt hat. Es wäre mir zudem eine Freude, wenn ihr mich begleiten könntet."
 

~^~^~^~^~^~^~^~^~^Giovanni Bertuccio

Bertuccio nickte als Haydée den Namen Alberts wiederholte.

Der junge Mann, dessen Schicksal so eng mit den ihren verbunden war, war gegenwärtig der Einzige, dem er es zugetraut hätte, eine solche Einladung zu schicken.

Allerdings waren die Umstände, unter denen das Schreiben an seine Empfängerin gelangte, weiterhin mysteriös.

"Ja, da habt ihr wohl Recht..." gestand er seiner Herrin zu. "Monsieur Albert hätte die Einladung zumindest unterzeichnet. Es würde keinesfalls zu ihm passen, ein Dokument ohne das Siegel der de Morcerfs und ununterschrieben zu übermitteln."

In Gedanken kratzte er sich am Kinn, während sein Blick erneut auf die junge Frau vor ihm fiel.

Nachdem diese ihm ihren Entschluss mitgeteilt hatte, wusste er vorerst nicht, wie seine Meinung hierzu war.

Zwar war auch er neugierig wer der Absender der Einladung sein könnte, jedoch wägte er auch die Risiken ab.

Schließlich - nach reichlicher Überlegung - stimmte jedoch auch er zu. "In Ordnung, Mademoiselle Haydée, dann werde ich bereits alles veranlassen um Eure Abreise ohne Umschweife zu ermöglichen. Selbstverständlich werde ich Euch begleiten."

Sich vor seiner Herrin leicht verneigend entschuldigte er sich und wandte sich daraufhin zum gehen, um alle Vorkehrungen für eine reibungslose Abreise zu veranlassen.

Paris wartete.
 

~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#Haydee

Haydée sah Bertuccio noch einen Moment nach, als dieser sich vor ihr verneigt und sich schließlich abgewandt hatte und davongeeilt war. Noch einmal besah sie sich den Brief in ihren Händen, doch ihre Entscheidung war gefallen. Nicht mehr lange und sie setzte nun nach all der Zeit zum ersten Mal wieder einen Fuß auf die Erde.

Lange stand sie noch dort am Fenster und studierte die Schrift, die die Hand ihres noch unbekannten Gönners auf dieses Papier gebracht hatte. Sie suchte nach irgendetwas Bekanntem, was sie vielleicht in der Aufregung übersehen hatte. Etwas, das sie erkennen ließ, wer der Verfasser sein mochte. Es waren geschwungene, leicht rechtslastige Buchstaben mit recht großen, gewundenen Anfangs-Großbuchstaben, welche dem Schriftbild einen ganz besonderen Charakter gaben.

Wieder und wieder las sie die Worte, ohne dass sie wirklich auf ihren Laut achtete. Doch plötzlich weiteten sich ihre Augen und ein Ausdruck unterschiedlichster Empfindungen spiegelte sich in ihrer Mine wieder. Schrecken, Unglauben, Überraschung, Verwirrung.

Konnte es sein?

Konnte es sein, dass...

Ihre Hände zitterten, als sie den Brief zusammenfaltete und zurück in den Umschlag steckte. Nicht mehr lange und sie würde es wissen. Doch auf einmal konnte es ihr nicht mehr schnell genug gehen.

Sie steckte den Brief in eine Tasche ihres Kleides und nahm alles weitere selbst in die Hand. So berief sie in aller Eile eine Konferenz ein und verkündete offiziell, dass sie in Kürze eine längere Reise antrat, ohne dabei ein wirkliches Datum ihrer Rückkehr zu nennen. Diese Information rief einige Verwunderung bei ihren Untergebenen hervor, doch schließlich wurde ihre Entscheidung angenommen und ein Vertreter für sie bestimmt, der sie während ihrer Abwesenheit vertrat.

Als sie schließlich zweieinhalb Stunden später den Konferenzraum verließ, atmete sie erst einmal tief durch. Die erste Hürde war genommen. Doch sie weitaus größere stand wohl noch vor ihr. Das sagte ihr auf sonderbare Weise ihr Gefühl. Es war ein Gefühl der Vorahnung. Vielleicht auch ein Gefühl der Angst und Furcht vor dem Kommenden und vor dem Unbekannten.

Nach einer zielgerichteten Wanderung durch endlose Gänge trat sie nun ins Freie und auf den Hof hinaus. Ihre Schritte lenkten sie nun zum Hangar, wo sich die Flugschiffe befanden und wo sie Bertuccio vermutete. Sie wollte ihm einfach nur persönlich die Information überbringen, dass die Reise unverzüglich beginnen konnte.

So trat sie nun in die riesige Halle, in der ihre Schritte laut widerhallten und schritt auf das Flugschiff zu, mit welchem sie damals regelrecht von der Erde geflohen und welches seitdem nicht mehr bewegt worden war. Es war das Schiff mit dem sie schon an der Seite des Grafen quer durch das All gereist war. Als sie kurz davor stand hob sie den Blick und sah zu dem imposanten Gefährt auf.

Eine neue Reise begann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-04-28T19:21:50+00:00 28.04.2010 21:21
Ah, sag... hast du vor, noch weiter zu schreiben? Weil das nämlich eine verdammt gemeine Stelle ist, aufzuhören xD
Ich fand die Geschichte - das RPG, wie auch immer - richtig gut und würde mich sehr~ freuen, wenn's noch weiter ginge ^w^

Grüße,

Watakushi-tachi


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