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Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Eine Empty Trash FanFiction
von

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Wie soll's nur weitergehen?

Das Konzert war ohne weitere größere Zwischenfälle zu Ende gegangen und die Jungs hatten sich noch den einen oder anderen Spaß auf der Bühne gegönnt. Es hatte fast den Anschein, als wollten sie gar nicht wieder von dieser runter und könnten locker noch einmal eine Woche hinten dran hängen. Aber sobald sie im Backstagebereich waren und einmal durchgeatmet hatten waren sie wohl froh darüber dass es jetzt endlich vorbei war. So viel Spaß wie die Tour auch gemacht hatte, so geschlaucht hatte sie auch. Jeder war jetzt erst einmal froh über ein paar Tage Entspannung. Einfach mal die Beine hochlegen und nichts tun. Schlafen solange man Lust hatte, erholen und dann wieder mit neuer Kraft an die Sache herangehen, denn der Studiotermin rückte langsam aber sicher näher.

Zum letzten Male half ich Ingo beim Aufräumen der ganzen Sachen. Jeder Handgriff saß, als hätte ich nie etwas anders gemacht. In den wenigen Tagen war mir das tägliche Prozedere einfach in Fleisch und Blut übergegangen. Ingo hatte zwar gemeint ich solle doch einfach den letzten Abend genießen, aber ich hatte abgelehnt. Es war einfach meine Art mit einer grandiosen Zeit abzuschließen und das ließ ich mir keinesfalls nehmen. Während ich zusammen mit ihm und Jules die Kartons verpackte und draußen stapelte, ruhten sich die Jungs im Backstagebereich aus. Es war allen klar dass es ein sehr langer Abend werden würde und wohl eine noch viel längere Nacht. Es war das letzte Mal wo alle zusammen sein konnten und es musste doch eine erfolgreiche Tour gefeiert werden und das war sie auf alle Fälle gewesen. Wenn sie damit nicht einen riesen Schritt vorwärts gekommen waren, dann hatten wohl alle ein anderes Konzert besucht gehabt als ich.
 

„Es fällt dir nicht leicht oder?“, fragte mich Jules ruhig die sich neben mir auf die Bordsteinkante gesetzt hatte.

„Hm?“, kam es von mir und ich sah Jules fragend an.

„Den Abschied meine ich“, sprach Jules und sah mich aufmerksam an.

„Wenn ich ja sagen würde, dann müsste ich lügen“, seufzte ich auf und spielte mit den Fingern mit ein paar Steinchen die zu meinen Füßen lagen.

„Was hast du jetzt vor? Ich meine wie soll es weitergehen?“

Seufzend zuckte ich mit den Schultern.

„Wenn ich das wüsste, dann wäre ich klüger“, meinte ich leise. Ich hatte keine Ahnung wie es jetzt weitergehen sollte. Die letzten Tage hatte es mir vor diesem Abend gegraut und ich hatte ihn immer weit von mir weg geschoben. Hatte immer wieder darüber nachgedacht und war doch auf keine Lösung gekommen.

„Habt ihr denn nicht darüber geredet?“

Ich sah auf die Straße und schüttelte den Kopf.

„Ihr habt wirklich nicht darüber gesprochen wie es nach Tourende weitergehen soll?“, fragte Jules doch ein wenig verwundert nach, weil sie sich das nicht so ganz vorstellen konnte.

„Nein haben wir wirklich nicht“, meinte ich leise und zuckte wieder mit den Schultern. „Wir wussten beide dass der Tag kommen würden, aber wir haben beide versucht ihn zu verdrängen. Wir haben nicht darüber gesprochen weil wir uns die Zeit bis dahin nicht vermiesen lassen wollten von dem Gedanken daran und jetzt wo er da ist, da hatten wir noch keine Zeit gehabt darüber zu reden.“

Schweigend saß Jules neben mir und sah ebenfalls auf die Straße hinaus.

„Weißt du Jules... Ich kann mir im Moment nicht einmal vorstellen wie ich es schaffen soll alleine in meiner Wohnung zu sitzen“, sprach ich leise und sah sie von der Seite her an. „Du weißt dass ich nie der Mensch gewesen bin der anderen Menschen längere Zeit um sich herum brauchen konnte und jetzt... Jetzt kann ich es mir anders nicht mehr vorstellen. Es war nur eine Woche gewesen und trotzdem hat sich so vieles bei mir geändert. Wenn ich aber schon nicht weiß wie ich das machen soll, wie soll ich dann wissen was... Was aus mir und Max werden soll.“

Ja während der Tour war alles so einfach gewesen. Man war zusammen schlafen gegangen, man war zusammen aufgestanden, man hatte zusammen gefrühstückt und wenn man den anderen gebraucht hatte, da hatte man nur hingehen brauchen. Wenn man das Gefühl bekommen hatte sich anlehnen zu müssen, dann hatte man es einfach getan. Jetzt war alles nicht mehr so einfach. Es war mir bewusst gewesen dass es nicht leicht werden würde, aber dass es so schwer werden würde, das war mir wohl doch nicht so klar gewesen.

„Ich weiß dass es Telefon gibt und ich weiß auch dass Berlin nicht aus der Welt ist, aber es ist einfach nicht das Gleiche“, sprach ich leise weiter und atmete tief ein. „Ich hätte niemals gedacht dass ein Mensch mir so wichtig werden könnte dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen kann, aber ich glaube das Leben selbst hat mich eines besseren belehrt.“

Ich drehte leicht meinen Kopf und sah Jules von der Seite her an.

„Darf ich dich mal etwas fragen?“

„Warum solltest du das nicht können?“, entgegnete Jules ein wenig verwundert.

„Glaubst an die Große Liebe Jules?“

Nun war Jules vollkommen verwirrt, dass ausgerechnet ich ihr eine solche Frage stellte. Solche Fragen war sie von mir eindeutig nicht gewohnt, denn ich war eigentlich immer diejenige von uns Beiden gewesen, die sich nie darüber Gedanken gemacht hatte. Die immer ein Leben in Freiheit vorgezogen hatte, der noch nie so der Beziehungsmensch gewesen war und nun stellte ausgerechnet ich ihr diese eine Frage.

„Wow... Jetzt hast du mich wirklich eiskalt erwischt mit deiner Frage“, kam es von Jules die nicht so recht wusste was sie mir jetzt sagen sollte. „Auch wenn sie mir noch nicht begegnet ist, so glaube ich dennoch, dass es sie gibt. Du hast sie scheinbar schon gefunden.“

Mit einem sanften Lächeln sah mich Jules an und legte mir dann den Arm um die Schultern.

„Und warum fühle ich mich dann gerade so schlecht?“, fragte ich leise und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter.

„Wenn du dich schlecht fühlst dann nur weil du nicht weißt wie es weitergeht“, sprach Jules ruhig. „Aber zeigt das nicht wie viel er dir bedeutet? Ich meine gerade du machst dir einen Kopf darüber wie du es ohne ihn aushalten sollst und das wo du früher nicht genug Ruhe vor anderen haben konntest. Du hast für andere damals immer nur ein müdes Lächeln übrig gehabt denen es so ging wie es dir nun geht. Hast immer gesagt wie einfach das doch alles sei und du das überhaupt gar nicht verstehen würdest können und jetzt sitzt du hier und weißt nicht mehr vor noch zurück. Dich hat es wohl zum ersten Male so richtig erwischt würde ich mal behaupten.“

Leise seufzte ich auf und wischte mir mit dem Arm über die Augen.

„Wenn er bei mir ist, dann habe ich immer das Gefühl dass es nicht auf der Welt gibt, das mir schaden könnte“, sprach ich leise und schloss leicht meine Augen. „Wenn ich ihn bei mir spüre, dann gibt es nichts vor dem ich mich mehr fürchte. Wenn ich ihm in die Augen blicke, dann weiß ich, dass ich verstanden werde. Dass er mich versteht auch ganz ohne Worte. Wenn er mich in den Arm nimmt dann fühle ich mich geborgen, beschützt und wenn er mich küsst, dann bleibt die Zeit stehen. Ich habe keine Angst mehr zu fallen, denn ich weiß dass es jemanden gibt, der mich wieder auffängt. Es gibt so vieles was ich ihm sagen möchte, doch wenn er dann vor mir steht, dann wird mir klar, dass kein Wort der Welt das ausdrücken könnte was ich für ihn empfinde. Weißt du Jules, manchmal habe ich sogar das Gefühl er wüsste schon lange vor mir was ich denken würde und umgedreht ist es nicht anders. Ich brauche ihn nur anschauen und weiß was in ihm vorgeht. Es klingt alles so verrückt, so unglaubwürdig, aber es ist so. Wenn ich ihn lachen sehe, dann bin ich glücklich. Wenn ich sehe wie viel Spaß es ihm macht auf der Bühne zu stehen, dann freue ich mich mit ihm. Alleine seine Stimme zu hören ist schon ein unheimlich beruhigendes Gefühl und ich... Ich will ihn einfach nicht verlieren.“

Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen und versuchte krampfhaft sie zu verhindern. Ich konnte doch jetzt nicht das heulen anfangen nur weil ich nicht wusste wie es weitergehen sollte. Es konnte doch nicht tatsächlich so weit mit mit gekommen sein, dass mich so etwas so dermaßen aus der Bahn werfen konnte. Es konnte, nein es durfte mir niemand so wichtig werden, dass ich mit dem Gedanken anfing zu spielen, mein komplettes Leben über den Haufen zu werfen. Alles hinzuwerfen was ich mir aufgebaut hatte nur damit ich in der Nähe von jemanden sein konnte.

„Och Mensch“, meinte Jules leise und nahm mich fester in den Arm. „Bitte lass den Kopf nicht so hängen. Es wird sich bestimmt ein Weg finden lassen. Da bin ich mir sicher.“

Jules wusste in dem Moment absolut nicht was sie sagen oder machen sollte. Wir kannten uns schon so viele Jahre und noch nie hatte sie mich in so einer Situation erlebt. Noch nie hatte sie mich so fertig mit den Nerven gesehen und vermutlich wollte sie mich auch nie wieder so sehen. Die Person von der sie immer geglaubt hatte dass es nichts gebe was sie umwerfen würde, saß nun wie ein Häufchen Elend neben ihr und zweifelte.

„Nur weil ihr jetzt nicht mehr jeden Tag zusammen sein könnt verlierst du ihn doch nicht gleich“, sprach Jules leise weiter und sah mich aufmunternd an.

„Ich... Er wird demnächst im Studio verschwinden und kaum erreichbar sein, ich soll in ein paar Tagen meinen Ferienjob antreten, kannst du mir sagen wie das funktionieren soll? Ein paar Minuten telefonieren in der Woche kann keine Beziehung aufrecht erhalten. Nicht auf Dauer und ich möchte nicht dass jeden Tag ein Stückchen mehr von mir stirbt“, meinte ich zu ihr und meine Stimme hatte etwas verzweifeltes bekommen. „Vielleicht... Vielleicht sollte ich es einfach beenden bevor... bevor ich es nicht mehr kann.“

„Nein das tust du nicht!“, widersprach mir Jules ernst und sah mich direkt an. „Das wirst du nicht tun haben wir uns da verstanden?! Denk gar nicht erst dran! Du würdest dich damit doch nur unglücklich machen und du würdest den Schritt schneller bereuen als du ihn gegangen bist. Also hör auf so einen Schwachsinn zu reden!“

„Wieso Schwachsinn?“, fragte ich leise und zuckte mit den Schultern. „Es würde nur das passieren, was früher oder später so oder so passieren würde. Ich würde es lediglich ein wenig beschleunigen.“

„Wenn du nicht sofort aufhörst so einen Unfug zu erzählen dann werde ich dir so eine scheuern, dass du in einer Woche noch alle 5 Finger von mir auf deiner Wange betrachten kannst!“, kam es von Jules die es wirklich ernst zu meinen schien mit ihrer Drohung. „Da findest du jemand der dir zum ersten Mal so richtig etwas bedeutet und du willst es einfach so wegwerfen ohne ihm und der Beziehung eine Chance gegeben zu haben? Du hast doch früher für alles gekämpft, warum willst du jetzt also einfach so aufgeben? Ich kapiere das nicht! Ich kapiere es wirklich nicht! Weißt du eigentlich wie viele Mädchen dich dafür beneiden? Die am liebsten mit dir tauschen würden und du, du willst da einfach mal kurz das Ganze beenden nur weil du nicht weißt wie es weitergehen soll? Wie wäre es wenn du dir lieber darüber Gedanken machen würdest anstatt darüber wie man das Ganze am ehesten beenden könnte.“

Ich ließ den Kopf hängen und stupste mit dem Finger einen Stein durch die Gegend. Irgendwie hatte sie ja schon recht mit dem was sie sagte. Er bedeutete mir so vieles und ich wollte das alles einfach so zu den Akten legen? Stimmt ich hatte früher immer und für alles mögliche gekämpft und mich von nichts unterkriegen lassen. Wenn ich gefallen war, war ich jedes mal wieder aufgestanden. Niemals war ich liegen geblieben, also warum wollte ich ausgerechnet jetzt damit beginnen? Es passte doch gar nicht zu mir. Ja er hatte mein Leben verändert aber sollte er es wirklich so weit verändern dass ich das aufgab, was ich war? Wollte ich überhaupt dass er es so weit veränderte? Und war ich überhaupt noch der Mensch den er kennengelernt hatte, wenn ich das alles aufgab? Nein das wäre ich nicht mehr. Ich wäre irgendjemand, aber nicht mehr die Person die ihn auf dem Parkplatz frech von der Seite angesprochen hatte, die ihm während der Woche immer wieder Kontra gegeben hatte und die ihm auch mal über den Mund gefahren war wenn es zu viel geworden war. Würde ich genau diesen Teil von mir ändern, dann wäre ich wirklich nicht mehr die Person die ich wirklich war. Es war ein wichtiger Teil von mir und den wollte ich einfach nicht aufgeben, für nichts und niemanden in der Welt. Das hatte ich mir selbst einmal geschworen und diesen Schwur sollte ich nicht brechen.

„Er würde mir die Hölle heiß machen“, sagte ich leise und ein schwaches Lächeln lag mir auf den Lippen.

„Was meinst du jetzt damit?“, fragte Jules verwundert nach, die der Wechsel doch ein wenig überrascht hatte.

„Max natürlich“, meinte ich zu ihr und sah sie von der Seite her an. „Er würde mir die Hölle heiß machen, sollte ich jetzt bei ihm auftauchen und ihm verkünden dass es besser sei es zu beenden bevor es richtig hat anfangen können.“

„Wie kommst du jetzt bitte da drauf?“, fragte Jules und zog leicht eine Augenbraue nach oben.

„Ich weiß nicht wie ich da jetzt drauf komme, aber ich weiß einfach dass es so wäre“, antwortete ich ihr und zuckte mit den Schultern. Nein ich konnte es wirklich nicht erklären, es war einfach eines meiner vielen Bauchgefühle.

„Und wenn er es tun würde, dann würde ich ihn dabei sogar noch unterstützen“, meinte Jules und nickte zur Unterstreichung ihrer Aussage mit dem Kopf.

„Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich es glatt drauf ankommen lassen“, sagte ich zu ihr und atmete tief durch.

„Das sagst du jetzt nur weil du weißt dass du es nicht tust“, meinte Jules und musterte mich von der Seite.

„Nein eigentlich nur deswegen weil ich gerne wissen würde ob ich wenigstens gegen euch im Doppelpack verliere“, meinte ich mit einem leichten Grinsen. „Im Einzel schlag ich euch ja immer.“

Jules lachte leise auf und drückte mich an sich.

„Das ist die Kämpferin die ich kenne“, meinte sie und man merkte, dass ihr ein riesen Stein vom Herzen gefallen war. Zwar war ich immer noch nicht schlauer, weil ich wusste noch immer nicht wie es weitergehen würde, aber zumindest hatte sie es geschafft mir die dummen Flausen auszutreiben die mich kurzzeitig überkommen hatten. Aber wenn man sich in einem Wechselbad der Gefühle befand war es schwer einen vernünftigen Gedanken zu fassen, da konnte es leicht zu solchen Aussetzer kommen. Wenigstens gab es noch Menschen die genau wussten wie sie damit umgehen mussten und wie man mich wieder auf andere Gedanken bringen konnte.

Doch während ich hier hier draußen saß, hatte Max drinnen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen.



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