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Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Eine Empty Trash FanFiction
von

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Ein Angebot

Nachdem der größte Trubel vorbei war, half ich Ingo noch beim zusammenpacken. Während wir das Zeugs verpackten, kümmerten sich andere darum, dass die Instrumente und das Equip ordentlich verpackt wurde. Die Jungs dagegen tummelten sich in der Menge und man bekam sie wenn immer nur kurz zu sehen. *Tobt euch ruhig aus*, dachte ich mir, denn je mehr sie sich austobten, desto ruhiger würden sie wohl später sein.

„Willst du ihnen nicht Gesellschaft leisten?“, fragte mich Ingo, als ich mir einen Karton schnappte und ihn nach draußen tragen wollte.

„Noch ist mir die Lynchgefahr zu groß“, meinte ich zwinkernd zu ihm was dazu führte dass er anfangen musste zu lachen und ihm dabei beinahe der Karton den er trug runter fiel.

„Ok... Gewonnen“, grinste er und bahnte sich seinen Weg zwischen ein paar Mädels hindurch, die so halb den Ausgang blockierten, da sie warteten bis sie sich ihre Autogramme unterschreiben lassen konnten. Sie gingen nur widerwillig aus dem Weg, denn sie hatten Angst, sie könnten ihren Platz in der Reihe verlieren und müssten deswegen noch länger warten. Während die einen nur murrend einen halben Schritt zur Seite gingen, kamen von anderen zickige Kommentare. Wenn ich eine Hand frei gehabt hätte, hätte ich mir in diesem Moment an den Kopf langen müssen. Wie konnte man nur so gierig nach einem unterschriebenen Stück Papier sein? Gab es denn nichts wichtigeres?
 

„He Ingo! Eigentlich sollte sie ja mir zur Verfügung stehen“, hörte man plötzlich Tims Stimme, der von Mädchen belagert wurde, die ihm alle irgendwas zum unterschreiben unter die Nase hielten.

„Ich passe nur auf dass ihr nichts passiert“, rief Ingo zurück und ignorierte die reichlich dumm dreinschauenden Mädels. Innerlich musste ich laut loslachen, denn die Gesichter die gerade gemacht wurden, waren einfach zu köstlich. Es schwankte zwischen überraschend, ungläubig, entsetzt und eifersüchtig. Aber sie wechselten nicht etwa von einem zum anderen. Nein es war alles auf einmal in den Gesichter zu erkennen. Am meisten jedoch musste ich über das Mädel grinsen, welches vorher von Benedikt ermahnt wurde und die jetzt scheinbar gar nichts mehr zu verstehen schien.
 

Die kühle frische Luft tat richtig gut nach einer warmen, verqualmten Halle, wo man kaum mehr richtig hatte atmen können. Dazu kam die Ruhe die hier draußen herrschte und die nur hin und wieder durch ein glückliches Aufquietschen von jemanden unterbrochen wurde. Ich reichte Ingo den Karton nachdem er seinen verstaut hatte und streckte mich erst einmal ausgiebig. Ich fühlte mich ein klein wenig müde, was auch nicht verwunderlich war, wenn man mal beachtete, wie wenig ich letzte Nacht geschlafen hatte.

„He hier wird aber nicht schlapp gemacht“, kam es von Ingo, der mit mit dem Finger in die Seite piekste, just in dem Moment wo ich mich gestreckt hatte. Ich zuckte zusammen und warf ihm einen gespielt bösen Blick zu.

„Keine Sorge so schnell kipp ich nicht aus den Latschen“, meinte ich grinsend zu ihm. „Ein bisschen frische Luft und schon ist alles wieder in bester Ordnung.“

„Sehr gut, weil Schlaf ist auf Tour immer ein wenig Mangelware“, kam es wieder von Ingo, der nun auch den anderen Karton verstaute. „Man weiß nie was als nächstes kommt und man weiß auch nie, was die anderen vorhaben.“

„Das glaub ich dir gerne“, lachte ich und folgte ihm wieder zurück ins SO36 um auch die letzten Kartons mit ihm nach draußen zu bringen. Die Bewegung tat nach dem vielen Sitzen und Stehen gut und ich merkte, wie die Müdigkeit so langsam wieder verschwand. Wäre ja auch peinlich gewesen, wenn ich im Halbschlaf irgendwo gesessen hätte, wenn um mich herum der Bär steppte. Nein den Abend wollte ich in vollen Zügen genießen und wenn ich es am nächsten Tag bereuen würde. Sei es weil mein Kopf breiter als die Türe war oder ich Streichhölzer brauchte, um die Augen wenigstens einigermaßen aufhalten zu können. So einen Tag gab es nur einmal im Leben und der musste einfach voll ausgekostet werden.
 

Nachdem endlich alles sicher verstaut war, war es im SO36 beinahe schon ruhig geworden. Klar standen noch hier und da Leute herum und unterhielten sich oder machten die Kneipen in der Nähe unsicher, aber die, die jetzt noch da waren, gehörten nicht mehr in die Kategorie „Personenbezogene Fans“. Die Jungs konnten sich jetzt wesentlich freier bewegen und nutzen das natürlich aus. Sie huschten von einem Eck ins andere um sich mal mit dem und mal mit dem zu unterhalten. Sie waren in Berlin und dementsprechend waren auch viele Leute anwesend, die sie schon sehr lange kannten. Freunde und Bekannte eben, für die sie jetzt erst die Zeit gefunden hatten.
 

Erschrocken fuhr ich herum als ich plötzlich eine Hand auf der Schulter spürte und rechnete schon mit einem neidischen Groupie, aber zum Glück war es nur Max der hinter mir stand.

„Also dass sich ein Mädel vor mir erschrocken hat, ist mir bisher auch noch nie passiert“, meinte er grinsend und drückte mir ein Bier in die Hand.

„Tja Max“, fing ich an, sah auf den Boden bevor ich ihn lächelnd ansah. „Es gibt für alles ein erstes Mal. Auch für dich.“

Ich lachte auf und zog schon mal aus weiser Voraussicht den Kopf zwischen die Schultern. Man konnte ja nie wissen was für eine Reaktion auf so etwas kommen konnte. Nicht dass ich schon wieder über die Schulter geworfen wurde, denn jetzt könnte das nämlich doch ziemlich peinlich für mich werden. Vorher waren ja nicht so viele Leute hier gewesen, aber jetzt?

„Du bist wohl auch nie um ein Kommentar verlegen oder?“

„Nö.“

Lachend schüttelte Max seinen Kopf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Theke.

„Und hast du deinen Bekannten schon erreicht?“, fragte er ruhig und nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche.

Ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich, ehe ich mir mit der flachen Stirn an den Kopf schlug.

„Ich bin doch....“, seufzte ich auf und hätte mir jetzt am liebsten selbst in den Hintern getreten, wenn ich hätte können.

„Du bist was?“

„Dämlich? Schusselig? Verplant? Unfähig?“, zählte ich ein paar Sachen auf, die alle einwandfrei auf mich zugetroffen hätten. Jetzt hatte ich doch glatt vergessen meinen Bekannten anzurufen und zu fragen, ob ich heute Nacht bei ihm übernachten konnte. Jetzt war es wohl dafür zu spät.

„Vergessen?“

„Aber völlig!“

Gab es denn nichts an diesem Tag was ohne Komplikationen klappte? Nichts was ausnahmsweise mal wie am Schnürchen funktionierte? Irgendwie hatte das Schicksal heute etwas gegen mich, wenn es mich von einem Extrem ins andere warf. Im einen Moment war ich oben und im nächsten ganz unten. Eine Achterbahnfahrt war ja ein Witz dagegen.

„Trifft sich hervorragend“, meinte Max ruhig und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Flasche.

„Trifft sich hervorragend? Aber sonst gehst noch oder?“, fragte ich vollkommen verwirrt, da ich gerade nur noch Bahnhof verstand. „Ich weiß nicht wie ich heimkommen soll, weiß nicht wo ich jetzt schlafen soll und du findest, dass es sich hervorragend trifft?“

„Jetzt lass mich doch erklären“, lachte Max und wollte schon die Hand heben um mir den Mund zu zuhalten, damit ich endlich aufhörte zu reden. „Ich hab da eine Idee.“

„Woher kommt mir das nur so bekannt vor?“, meinte ich zu ihm und spielte damit auf die Sache auf dem Parkplatz an. Da hatte er ja auch gesagt dass er eine Idee hatte und man hatte ja gesehen was passiert war.

„Nur mit dem Unterschied, dass ich bereits alles abgeklärt habe bevor ich dir die Idee verkünde.“

„Abgeklärt?“

Jetzt war wirklich alles zu spät. Ich verstand nichts, aber auch wirklich komplett gar nichts mehr. Was bitte hatte er abgeklärt und was sollte das bitte für eine Idee sein, wo man etwas abklären musste? Beinahe schon nervös hielt ich mich an der Bierflasche in meinen Händen fest. In Gedanken ging ich alle Möglichkeiten durch die mir so in den Kopf kamen, was man alles abklären konnte und die zu meiner Situation passen konnten. Aber alle erschienen mir vollkommen sinnlos und zu abgefahren.

„Komm einfach mal mit“, meinte er zu mir und ging auf den Backstagebereich zu, öffnete die Türe und ging wieder in den Raum, wo wir alle schon einmal gesessen hatten. Was zum Henker hatte er jetzt bitte vor? Konnte er mir das denn nicht auch draußen sagen oder war es so geheim, dass außer uns niemand etwas mitbekommen durfte? Obwohl wenn er es abgeklärt hatte, mussten ja schon jemand etwas davon wissen. *Gott ist das kompliziert*, ging es mir durch den Kopf, als ich mich in den Sessel sinken ließ und darauf wartete, dass er mir endlich erzählte was es mit der Idee auf sich hatte.

„Bevor ich dir sage was ich mir überlegt hab, sollte ich von dir 2 Dinge wissen“, fing Max an und setzte sich auf das Sofa. „Erstens, gibt es die Möglichkeit dass jemand anderes dein Auto holt und zweitens, hast du nächste Woche etwas vor oder hast du Zeit?“

Ich wusste jetzt nicht ob ich verwirrt oder überrascht sein sollte oder ob ich mir nicht besser veräppelt vorkommen sollte.

„Ich weiß jetzt absolut nicht warum du das wissen musst, aber lass mich mal überlegen“, meinte ich zu ihm und trank ein paar Schlucke, während ich mir so ein paar Sachen durch den Kopf gehen ließ. „Da die Raststätte wo mein Auto steht gerade mal 20km von mir daheim weg ist, könnten sich vielleicht meine Eltern darum kümmern wenn ich ihnen eine gute Begründung liefere warum ich es nicht kann. Müsste ihnen halt den Schlüssel vorbei bringen und was das andere angeht... Nein ich habe nächste Woche nichts vor. Weder muss ich arbeiten, noch muss ich an die Uni. Aber warum willst du das alles wissen?“

Ein breites Grinsen legte sich auf Maxs Lippen als ich ihm seine Frage beantwortete und das kam mir doch ein wenig unheimlich vor. Was bitte hatte das jetzt hier alles zu bedeuten?

„Perfekt! Einfach nur perfekt“, kam es von Max nur, anstatt mir meine Frage zu beantworten. „Besser konnte es gar nicht sein.“

„Ähm Max? Bekomme ich vielleicht auch mal eine Antwort?“

„Oh stimmt ja, sorry“, meinte er dann zu mir und setzte sich auf dem Sofa ein wenig auf. „Du kannst heute bei Stefan übernachten, immerhin kennt ihr 2 euch ja schon. Morgen Mittag werden wir dann zu deinen Eltern fahren damit du ihnen den Schlüssel geben kannst und dann zu dir, damit du ein paar Sachen zusammenpacken kannst. Danach fahren wir wieder nach Berlin und dann geht’s Abends in Richtung Nürnberg.“

Ich merkte nur wie ich meine Augen aufriss und Max anstarrte. Hatte ich das gerade richtig gehört oder spielte mir mein Gehirn jetzt einen Streich? Ich sah auf die Bierflasche in meiner Hand, doch die sah vollkommen normal aus. Eben so wie eine Bierflasche eben nun mal aussah. Aber es hieß ja noch lange nicht, dass der Inhalt auch dem entsprach, was auf dem Etikett stand. Wie in Trance stellte ich die Flasche auf den Tisch und sah Max einfach nur an.

„Andrea? Alles klar?“, fragte Max besorgt nach, denn ihm kam das jetzt doch reichlich komisch vor, dass ich so gar keine Reaktionen von mir gab. „Ich meine wenn du dazu keine Lust hast oder es nicht geht, dann ist das kein Problem. Ich dachte halt, dass es dir Spaß machen würde und ich meine wir alle verstehen uns ja und du bist denke ich mal verrückt genug für sowas. Es ist auch für alle kein Problem, die freuen sich sogar darüber und waren auch sofort von der Idee begeistert gewesen. Für Benedikt stellt es auch kein Problem dar und wegen dem Platz, da fällt uns garantiert auch etwas ein. Ich mein wenn es dir wirklich nicht gefällt, dann sag es. Aber bitte... Sag endlich überhaupt mal etwas.“

Das war ein Witz! Das war sicherlich eine Falle und die Sache musste doch irgendwo einen Haken haben. Aber wo war er dann wenn es einen gab? Es hörte sich alles so ungläubig an, so falsch, so unrealistisch. Ich kniff mir mit der Hand in den Arm und zuckte zusammen als es schmerzte. Ok ich war also wach und träumte nicht etwa, folglich musste mir Max gerade tatsächlich dieses Angebot gemacht haben.

„Ja“, krächzte ich leise, weil mein Hals mehr als nur trocken war.

„Wie?“, fragte Max nach, weil er es nicht verstanden hatte.

Ich stand langsam von meinem Sessel auf und bevor Max so richtig reagieren konnte war ich ihm um den Hals gefallen und das so schwungvoll, dass wir beide samt Sofa umflogen und auf dem Boden landeten.

„War das etwa ein Ja?“, fragte Max lachend und sah mich mit leicht geneigtem Kopf an.

„Und ob das ein Ja war!“, gab ich lachend zurück und konnte mein Glück noch gar nicht fassen. „Merkt man das denn nicht?“

Ich musste mich zusammenreißen um Max nicht auch noch zu drücken, so sehr freute ich mich. Ich war so glücklich, dass ich die ganze Welt umarmen hätte können. Das war wie Weihnachten, Ostern, Geburtstag und auch sonst alle Feiertage an einem einzigen Tag. Nein falsch! An einem einzigen Moment!
 

„Euch kann man aber auch keine 5 Minuten alleine lassen“, kam es mit gespielt vorwurfsvollen Unterton von der Türe her. „Jetzt gewinne ich schon und verliere trotzdem noch.“

Es folgte ein fröhliches Lachen und es war klar, dass es nur Tim sein konnte, der im Raum aufgetaucht war.

Ich rappelte mich vom Boden auf, hüpfte um das Sofa herum und fiel nun auch Tim um den Hals, der genauso wenig damit gerechnet hatte, aber gerade noch reagieren konnte, bevor wir ebenfalls auf dem Boden landete.

„So stürmisch? War Max denn so schlecht gewesen?“, fragte Tim lachend und sah zu Max, der mittlerweile auch wieder aufgestanden war.

Ich sah zwischen den beiden Jungs lachend hin und her und schüttelte den Kopf, weil ich mein Glück noch immer nicht fassen konnte.

„Tja Tim, das kann ich leider nicht beurteilen, da musst du wohl jemand anderes fragen“, meinte ich zu ihm und nahm jeden von ihnen an der Hand. „Aber egal ob gut oder schlecht... Ich würde vorschlagen, wir gehen jetzt erst einmal so richtig auf den Putz hauen.“

Ja das musste jetzt gefeiert werden und zwar so richtig. Mit allem was dazu gehörte.



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