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Drachenherz

Ein kleiner Zujin Roman
von

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Jin-Napping

Irgendwann, gegen Morgengrauen, übernahm die Erschöpfung das Regiment über Jins Körper und zwang sie in ungewollten Schlaf.

Sie wachte nicht auf, als es Zeit wurde zur Arbeit zu gehen und auch nicht mittags, als der Traum schließlich begann.
 

Diesmal war alles leer.

Da war keine Landschaft, keine Menschen. Nichts. Nur Dunkelheit.

Die Stille bohrte sich in ihren Ohren.

Doch dann wurde sie unterbrochen.

Von einem Summen. Oder war es ein Stöhnen?

Es war leise, nur ab und an zu hören.

Ganz langsam wurde es lauter.

Weinen! Es war leises, unendlich trauriges Weinen.

Keines von der Art, die auf irgendwelche Zuhörer spekuliert. Keines, das mit Trost oder Zuspruch rechnete.

Es war eine zutiefst verzweifelte, trostlose Klage um das Liebste!

Als es näher kam, nahm Jin einen matten, grünen Lichtschimmer wahr.

Sie ging darauf zu.

Im Zwielicht zeichneten sich vage die Umrisse eines riesigen Körpers ab.

Es war der scharlachrote Drache! Er lag am Boden.

Jins zwang sich, noch näher zu gehen.

Der große, majestätische Kopf des Wesens hatte gerade genug Platz auf dem Schoß der Frau.

Sie summte ihm mit leiser, brüchiger Stimme ein uraltes Lied ins Ohr.

Jin kannte diese Weise. Jedes Kind kannte sie!.

`Lauf der Zeit´

Unendlich zärtliche Hände strichen über die Stirn des Drachen, aber die goldenen Augen blieben geschlossen.

Die Melodie brach ab, als Hsui wieder zu weinen begann.

Nie hatte Jin einen traurigeren Menschen gesehen.

Dann begriff sie, dass es ihr sobald sie aufwachte ebenso erginge.

Auch sie musste mit dem Wissen leben, es würde nie wieder gut werden.

Jin holte zitternd Luft.

Hsuis Kopf fuhr hoch und Jin sah zum ersten mal ihre Augen.

Ungläubig blickte sie in tränennasse Jade.

Augen wie ihre eigenen.

Einen Augenblick starrte ihr Gegenüber sie nur an, dann hob Hsui bittend eine Hand.

„Urma ti men Tatzu!“

Jin schüttelte verständnislos den Kopf.

„URMA TI MEN TATZU! ... Hilf meinem Drachen!“

„A ... aber wie?“, stammelte Jin. „Ich weiß nicht wie!“

„Hilf ihm! Er stirbt!“, flehte Hsui.

Jin schüttelte den Kopf, machte ein paar Schritte rückwärts.

Was verlangte die Frau denn von ihr?

„BITTE!! Hilf Ihm! … Du Musst!“
 

Jin schreckte aus dem Schlaf.

Schreiend, tränenüberströmt, bis ins Mark frierend.

Ihr Atem ging stossweise, Schweißtropfen rannen ihren Rücken hinab.

Eine zeitlang sass sie orientierungslos im Bett, dann strampelte sie die völlig verhedderte Decke von den Beinen und stand mit zitternden Gliedmaßen auf.

Sie musste zu ihm! Sofort!

Hektisch wusch sie sich, schlüpfte in ihre Kleider und schnappte sich Meister Yoms Passierschein.

Sie hatte den seltsam toten Blick seiner Augen doch gesehen.

War es ihr denn egal gewesen?

Warum nur hatte sie seinen Schmerz nicht gesehen?

Weil ihr eigener zu groß gewesen war!

So groß, dass sich alles ganz taub angefühlt hatte.

Sie musste zu Ihm!
 

Hinter dem zweiten Hauseck, um das Jin rannte wäre sie beinahe in einen freundlichen, älteren Herren gerasselt.

„Oho, so eilig?“

„Ja … ich … Verzeihung!“

„Nichts geschehen! Keine Sorge … Hoppala! Wie ungeschickt!“

Etwas war ihm aus der Hand geglitten, und rollte nun munter in eine kleine Gasse. Schwerfällig versuchte der offensichtlich nicht mehr ganz so rüstige Mann, dem Ding hinterher zu laufen.

„Lassen Sie nur, ich hol´s schon!“ Jin wuselte in die Gasse, dem kullernden Mysterium hinterher.

Offensichtlich eine Kugel. Darum rollte es auch so weit.

Wer schleppte denn bitte schön eine Kugel mit sich herum?

Sie bückte sich, um die rote, runde Murmel aufzulesen.

Leider ... stand sie nicht wieder auf.

Zwei Minuten später trat der offensichtlich doch nicht ganz so unrüstige Mann aus der Gasse, umsichtig einen seltsamen Sack geschultert.

Fon überlegte, ob er pfeifen sollte, aber das wäre dann wohl doch zu viel der Unauffälligkeit gewesen.

Man durfte schließlich nie übertreiben.
 

„Ich hoffe sehr, Du warst vorsichtig, Fon!“

„Hoheit! Kein Haar hab ich dem Mädel gekrümmt! Will meine Zunge schließlich behalten.“

„Woher soll ich das denn bitte schön wissen, Fon? So selten wie Du das Ding benutzt …“

Eilig arrangierte Iroh Tatzu große, weiche Kissen, auf die nun mit äußerster Sorgfalt der schlaffe Körper der jungen Frau gelegt wurde.

„Fon … ich schätze, ab jetzt sind wir offiziell unzurechnungsfähig.“

„Sprich bitte nur für Dich selbst, Hoheit. Ich hab nur den Befehl ausgeführt.“

„Meinst Du, sie wird Kopfschmerzen haben?“

„Kann schon sein. Mit etwas Glück hätte ich sie gar nicht betäuben müssen. Das Mädel hätte sich nämlich fast den Schädel an meinem gestossen, so schnell ist sie gerannt.“

„Wie lange wird sie bewusstlos bleiben?“

Fon zuckte mit den Schultern, fuhr dann aber schmerzhaft zusammen.

Er hatte das Persönchen den ganzen Weg hierher schleppen müssen. Und das kleine Ding war ziemlich, äh ... gepolstert … Na ja, knochig war sie nicht gerade!

„Weiß nicht. Nicht lange, schätze ich. Hab nur ganz wenig Druck ausgeübt. Sollte ER einen blauen Fleck an ihr entdecken, kann ich mir gleich meine nächste Inkarnation aussuchen.“

„Ah! Hat sie grade geatmet?“

„Wenn sie´s nicht mehr tut, sind wir geliefert, Hoheit!“

„Du weißt doch was ich meine! Ich glaube, sie hat sich bewegt.“
 

Jin hatte Kopfschmerzen!

Kein Wunder, sie hatte ja auch schreckliche Dinge geträumt, oder?

Aber das mit dem Träumen schien irgendwie so gar nicht mehr aufhören zu wollen, denn das Kissen unter ihrer Wange war EINDEUTIG nicht ihres.

Warum sie sich so sicher war? Weil das Ding mehr wert war, als sie in einem ganzen Monat verdiente.

Außerdem roch es hier nicht wie zu Hause.

„Ich glaube, sie ist wach.“

Diese wilde Theorie widersprach völlig ihrer eigenen. Zeit, die Sache zu überprüfen.

Versuchsweise setzte Jin sich auf. Alles drehte sich.

Blinzelnd strich sie sich über die Stirn.

„Ich wusste doch, dass sie Kopfschmerzen haben wird!“

„Das nächste Mal kannst Du sie ja entführen, Hoheit.“
 

Hoheit?

Warum denn jetzt schon wieder Hoheit?

Ihr Leben schien im Moment wirklich zu tun was es wollte!
 

„Möchtest Du vielleicht Tee, Kind?“

Tee?

Ah ja … heißes Wasser mit Blättern drin. Warum nicht.

„Ja … bitte.“

„Höflich ist sie, soviel steht fest.“

„Fon! Vielleicht könntest Du Dich nützlich machen, und den Tee bringen?“

Leise maulend schlurfte Fon aus dem Zimmer, um das gewünschte zu holen.

„Nun, Fräulein, ich hoffe, wir haben Sie nicht all zu sehr erschreckt.“

War das nicht … Sie kannte diesen Mann.

Der Teekoch. Nein Lees Onkel!

Nein, auch nicht! Denn Lee war ja gar nicht Lee.

„Ich glaube, ich bin momentan zu verwirrt, um erschrocken zu sein“, gab Jin zu.

„Ja, es tut mir leid, dass wir Dich - Verzeihung, Sie - so überfallen haben.“

„Ich glaube, das `Du´ ist mir lieber.“

`Sieh an, Missy ... Gehört es neuerdings zum guten Ton, seinem Entführer das `Du´ anzubieten?´

„Ah, wie nett von Dir! Vor allem, da wir ja ohnehin bald verwandt sein werden.“

„Werden wir das?“

„Nun … ich denke man kann das ziemlich eindeutig so sagen, ja. Es sei denn, Du würdest Dich außer Stande sehen, meinem Neffen zu verzeihen.“

Der alte Mann blickte ihr forschend in die Augen, „Das wäre allerdings jammerschade, denn ich hatte mich schon so gefreut, den Jungen endlich einmal glücklich zu sehen.“

„Ich … ich wollte doch sowieso herkommen“, sagte Jin leise.

„Wirklich? Fon, hast Du das gehört? Sie wollte sowieso herkommen!“

„Ich hab doch gesagt, sie ist gerannt wie bekloppt … äh, Entschuldigung Fräulein!“

Inzwischen war der Tee da und Jin bekam eine warme, tröstliche Tasse in die Hand gedrückt.

Auf diese Weise ermutigt, stellte sie ihre nächste Frage.
 

„War er denn nicht glücklich? Ihr Neffe?“

„Zuko? Nein. Nein, das kann man wirklich nicht behaupten.“

Zuko … Das klang so anders.

Viel strenger, bedeutender aber auch unnahbarer.

„Er hatte es die meiste Zeit nicht gerade leicht. Und diese Tatsache, zusammen mit seinem eher, äh ... unversöhnlichen Temperament machte ihn zuweilen ein wenig schwierig. Aber die größten Schwierigkeiten hatte Zuko immer mit sich selbst. Er geht mit sich selbst zumeist viel zu hart ins Gericht. Vielleicht sollte ich Dir ein bisschen über ihn erzählen. Er st wohl zu verschlossen, um tiefe Einblicke zu gewähren. Allerdings weiß ich nicht, was er Dir schon erzählt hat.“

Jin nahm einen tiefen Schluck Tee. Er linderte ihre Kopfschmerzen.

„Ich weiß nur, dass sein Vater ihm … das Gesicht verbrannt hat, und … und ihn verbannte, weil er angeblich unehrenhaft und feige gewesen sei.“

„DAS hat er gesagt? Das Feigheit der Grund war?“

„Ja.“
 

Der alte Mann wirkte plötzlich müde.

„Feige … er denkt das immer noch? Er … er glaubt immer noch an dieses Gewäsch, das Ozai verbreitete? Er war nicht feige! Und schon gar nicht ehrlos!"

Iroh blickte auf und sah die Verwirrung in Jins Blick.

Das arme Mädel hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Vielleicht sollte er die Sache näher beleuchten.

„Am Tag vor seiner Verbannung - es war ein Dienstag, glaube ich - hatte Ozai den Kriegsrat einberufen. Und Zuko ... der Junge wollte unbedingt mit hinein. Egal, was ich sagte. Vielleicht hätte ich es ihm einfach verbieten sollen. Aber wahrscheinlich hätte er ohnehin nicht auf mich gehört. Und dann, nachdem sie eine Stunde um den heißen Brei herumgeredet hatten, machte einer der Generäle einen Vorschlag. Ein Vorschlag, von dem ich gewusst hatte, dass jemand ihn machen würde." Iroh holte schwerfällig Luft, als die Erinnerungen auf ihn eindrangen. "Eine ganze Division junger, unerfahrener Kerle sollte bei einer unbedeutenden Schlacht als Kanonenfutter herhalten, um als Ablenkung für den eigentlichen Angriff zu dienen. Als Zuko das hörte, machte er den Generälen Vorhaltungen. Bittere Vorhaltungen! Er nannte sie ehrlos. Das ganze überhebliche, menschenverachtende Dutzend. In einem Raum voller gestandener Männer, war er der einzige, der genug Mumm in den Knochen hatte, um aufzustehen und gegen diese himmelsschreiende Ungerechtigkeit vorzugehen. Ein Dreizehnjähriger! Nicht mal ich hatte den Schneid dazu, in Ozais Kriegsrat die Stimme gegen ihn zu erheben.“ Ein schwerer Seufzer entrang sich Iroh. Er sah auf seine Hände hinab. „Und Ozai? Ozai witterte endlich die Gelegenheit, den Jungen los zu werden. Er benutzte Zukos eklatantes `Fehlverhalten´ als Vorwand, seinen Sohn zu einem Feuerduell zu zwingen. Gegen den eigenen Vater! Er hatte den Jungen in der Zwickmühle. Hätte Zuko sich dem Duell gestellt, wäre es eine unfassbare Respektlosigkeit wider seinen Lord und Vater gewesen. Er verweigerte. Und schon schnappte Ozais Falle zu. Er konnte Zukos Verhalten als Feigheit deklarieren und ihn in die Wüste schicken. So, oder so. Er hatte einen Weg gefunden, sein ungeliebtes Balg loszuwerden.“

Der General fuhr sich über die Augen.

„Es tut mir leid … Ich hätte mich nicht so hineinsteigern dürfen. Aber dass der Junge sich selbst die Schuld gibt, ist wieder einmal typisch!“

Das Gefühl hatte Jin allmählich auch.

„Doch die Tatsache, dass er Dir überhaupt von der Sache erzählt hat, ist der Beweis, wie sehr er Dir vertraut, Jin“

„Er ...  er hat mir nicht genug vertraut, um mir zu sagen, wer er ist.“
 

Iroh sah in Jins bekümmertes Gesicht und sah sich veranlasst, ihre Hand zu nehmen.

„Jin … Ich weiß nicht, wie oft Zuko dafür gehasst wurde, der zu sein, der er ist. Sein eigener Vater hat ihn gehasst, seine Schwester hat ihn verachtet. Der einzige Mensch, der ihn liebte, war seine Mutter. Und als sie fortging, war er vollkommen auf sich allein gestellt. Ich kam aus dem Krieg heim und fand dieses vernachlässigte, innerlich völlig verwahrloste Kind vor. Und selbst ich habe zu Anfang versucht, ihn wegzustossen. Aber Zuko war, Agni sei Dank, hartnäckig genug. Er hatte nun mich. Doch sonst stieß er überall nur auf Ablehnung. Egal, ob er sie verdiente oder nicht. Selbst wenn er jemandem zuvor geholfen hatte; sobald seine Name fiel, wurde er gehasst! Das war die Lektion, der er gelernt hat, Jin. Fast sein ganzes Leben lang. Und er hat sie gut gelernt.“

Durch einen Tränenschleier blickte Jin auf ihre verknoteten Finger.

„Aber ich hätte ihn doch niemals hassen können!“

„So?“, fragte Iroh sanft. „Auch nicht gestern?“

„Ich … Nein. Nicht mal gestern. Ich war ... verstört. Und wütend. Na ja, sehr, sehr wütend. Aber gehasst hab ich ihn nicht! Hat er das gesagt? Dass ich ihn hassen würde?“

„Gesagt? Sie denkt er sagt noch was? Das ist echt lustig!“

„Fon!“

„`Tschuldigung!“

„Was Fon sagen will ... Zuko ist seit gestern Abend ziemlich verändert. Er bewegt sich, spricht und atmet. Viel mehr aber auch nicht. In seinen Augen konnte ich in der Vergangenheit schon vieles lesen. Auch viele unschöne Dinge. Aber leer … leer waren sie bisher noch nie. Wir ... äh, wir haben uns die Sache einfach zusammengereimt, Fon und ich, und uns erlaubt eigenmächtig zu handeln.“

„Wir? Das warst Du!“

„Dann weiß … Zuko hiervon gar nichts?“ Es fühlte sich seltsam an, diesen Namen auszusprechen.

Iroh zupfte derweil an seiner Nasenspitze.

„Ich fürchte nicht“, gab er zu.

„Wenn er´s wüsste, hätten wir hier drin ungefähr fünfhundert Grad mehr.“

„Fon! Ich versuche hier zu verhandeln.“

„Verhandeln? … Das sieht ja wohl ein Blinder, dass sie verrückt nach ihm ist. Was gibt´s da noch zu verhandeln? Nichts für ungut, Fräulein!“

„Fon, geh ja niemals in die Politik!“, meinte Iroh, mit Blick auf die krebsrote Jin lakonisch. „Aber in einem hat Fon Recht“, fuhr er fort, „Du hast eine besondere Bindung zu meinem Neffen, nicht wahr?“

Er beobachtete Jin sehr genau. Dann holte er tief Luft.

„Manche Dinge, Jin We, sind Bestimmung. Sie bergen das Potential zu größtem Glück oder Unglück in sich. Je nachdem, ob sie eintreffen, oder nicht. Und es gibt … Seelen, denen es bestimmt ist, zusammen zu sein. Unsere Urahnen nannten es das Truokimo. Die Doppelseele.“ Er lachte leise und schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich hältst Du das nur für das alberne Geschwätz eines senilen, alten Mannes.“

„Nein! Ich ... Früher vielleicht. Aber … ich habe Träume. Seltsame Träume. Manchmal sind sie wie Erinnerungen und manchmal fast wie Vorahnungen. Da ist dieser Mann, der zum Drachen wird. Eigentlich sind es zwei. Und eine Frau. Sie gehört zu einem der Drachenmänner. Sie ... sie hat mich dazu gebracht herzukommen.“ Jin zuckte verlegen mit den Schultern.

„Eine Frau?“, fragte Iroh hellhörig.

„Ja. Ihr Name ist Hsui.“
 

In der folgenden Stille hätte man ein Reiskorn fallen hören können.

Jin sah auf. Hatte sie etwas falsches gesagt?

„Hsui? Du träumst von HSUI?“ Die Männer tauschten Blicke.

„Wie heißt der Halbdrache?“, wollte der General wissen.

Fräulein We kramte nervös in ihren Erinnerungen.

„Tatzu?“

„Heilige Flamme!“

„Ich werd nicht mehr!“

Jins Augen glitten zwischen ihren perplexen Entführern hin und her.

„Was? Was ist denn?“

„Mein liebes Kind! Hsui war die geliebte Gefährtin von Tatzu, dem ersten Feuerlord. Sie waren beide Halbdrachen. Hsui war eine Erddrachenfrau. Sie trug ihren Namen, wegen ihrer grünen Augen. Es ist das alte Wort für Jade. Und Tatzu bedeutet Drache. Es ist auch der Name unserer Familie. Er war einer der letzten Feuerhalbdrachen. Tatzu, der Goldäugige.“

Iroh sprang auf und begann umherzuwandern.

„Agni, kein Wunder ist der Junge fast hinüber vor Trauer. Ich wusste es! Ich wusste immer, dass da was ist! Verflucht ... Er ist einer der Wiederkehrer. Deswegen dieses Licht bei seinem Sonnentrallala, Fon! Darum hatte sich die Flamme bei seiner Krönung von selbst entzündet. Er … er hat eine der Drachenseelen. Und nicht nur irgendeine, sondern die von Tatzu!“

Darum also hatte Zuko von Anfang an dieses Riesenpotential gehabt, aber niemals gewusst, wie er damit umgehen sollte. Bis er dann schließlich den Tento entdeckt hatte.
 

Jin verstand kein Wort!

Oder vielleicht jedes vierte?

Gut. Der Mann sprach über Halbdrachen.

Über Halbdrachen, die ... zusammengehörten.

Aber er meinte doch wohl nicht, dass Zuko und sie mit diesen Wesen …

„Und sie,“ Iroh deutete mit beiden Händen auf Jin. „Trägt die Seele seiner Gefährtin!“

Für den Augenblick hätte Jin wirklich viel darum gegeben, eine schwächliche Konstitution zu haben, um in Ohnmacht zu fallen.

„Äh … Hoheit? Das Mädel ist ein bisschen blass.“

„Ah, nicht doch! Das sind doch wundervolle Nachrichten!“ Iroh strahlte Jin an und drückte ihr ein Glas Wasser in die Hand.

„Wirklich?“, fragte sie schwach.

„Aber sicher!“

„Ich will aber keinen Drachen in mir haben.“

„Es ist doch nur ihre Seele.“

`Das erklärt jetzt vielleicht auch den Dickkopf, den Du manchmal an den Tag legst. Hm, Missy?´

„Na gut“, flüsterte sie kläglich und so gar nicht dickköpfig.
 

„Mach Dir keine Sorgen, mein Kind! Meinem Neffen ergeht es wie Dir. Er kommt gegen diese Bindung ebenso wenig an, wie Du.“

„Ja?“

„Darf ich Dir eine Frage stellen?“

„Mhm.“ Das klang wenig überzeugend, aber Iroh stellte die Frage trotzdem.

„Hältst Du Zuko für einen sentimentalen Menschen?“

Ihr Lee?

Niemals!

Wie ... auch immer er nun heißen mochte, sentimental war er jedenfalls nicht.

„Nein, bestimmt nicht. Ich glaube, er ist manchmal eher zu nüchtern.“

„Wenn er grade keinen Temperamentsausbruch hat, ja.“

„Fon!“

Fon verdrehte die Augen. Wenn er hier gar nichts mehr sagen durfte …

„Nun, er ist so nüchtern, weil die meisten seiner Emotionen ihm nur Ärger eingehandelt haben. Aber, wie erklärst Du Dir dann dies?“

Zukos Onkel zog einen Stoffstreifen aus der Tasche. Es war schilfgrüne, brüchige Seide.

„Erkennst Du es?“

Jin schüttelte den Kopf. „Sollte ich?“

„Nun, es ist ein altes Haarband. Bestimmt hast Du es gar nicht vermisst, nachdem Du es im Teehaus verloren hattest.“

„Mein …? Aber wie kommt Ihr dazu?“

„Ich fand es heute Morgen in einem der Kamine. Und das hat mich mehr als erstaunt, muss ich sagen. Zuko hütete dieses Ding immer wie seinen Augapfel. Doch ich schätze, nach gestern Abend wäre er die Erinnerungen gerne losgeworden.“

Jin starrte eine Weile auf das poröse Gewebe. Dann kramte sie etwas aus ihrer Manteltasche.

Sacht nahm sie das verschlissene Haarband und wickelte es vorsichtig um den alten Tee-Coupon.

Die Gegenstände begannen, zwischen ihren Handflächen zu kribbeln.

`Hilf ihm!´

Sie blickte zwar nicht auf, doch Iroh sah die Tränen trotzdem kullern.

Zumindest so lange, bis sie achtlos weggewischt wurden.

„Ich muss zu ihm!“

Warme, gütige Hände legten sich über ihre.

„Ja, das musst Du. Aber zunächst, gestatte einem alten Mann, ein bisschen Theater zu spielen.“

Jin wusste nun wirklich nicht, was sie von dieser Idee zu halten hatte.
 


 

Einige Zimmer weiter
 

Die Flammen im Kamin zogen es vor zu verlöschen, als sich die Hülle dessen näherte, der einstmals ihr Gebieter gewesen war.

Noch immer trug Feuerlord Zuko den Odoro.

Warum auch nicht?

Er hatte so oder so zu viel Ähnlichkeit mit seinem Vater, da konnte er das Ding genauso gut auch anbehalten.

Es war nur ein Kleidungsstück wie jedes Andere auch.
 

Da das Feuer im Kamin nicht weiter brannte, wurde es schnell kühl in dem riesigen Raum.

Zuko war das egal.

Er spürte den Unterschied nicht. Es war eben kalt.

Es war die ganze Zeit über kalt gewesen, während dieses glorreichen Tags, an dem es endlich gelungen war, den Erdbändigern die so dringend benötigte Hilfe abzuringen. Und nicht nur Hilfe.

Das Arrangement, das getroffen worden war, überstieg sämtliche Erwartungen. Gegenseitiger Austausch von Arbeitskräften und Rohstoffen, neue Handelsabkommen ...

Ja, er hatte wahrlich Grund zum feiern, an diesem Tag.

Diesem einen, kalten, glorreichen Tag.

Das eine einzige Umdrehung der Erde einen solchen Unterschied machen konnte …

Hätte er die Wahrheit einen Tag früher aufgedeckt, vielleicht wäre sein Glück nicht zerbrochen.

Aber persönliches Glück wurde ohnehin überbewertet, oder nicht?

Was zählte waren Ziele. Erreichbare Ziele, denen man sich Schritt für Schritt nähern konnte.

Schritt für Schritt. In seiner Privatangelegenheit hatte ihn dies scheitern lassen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hätte sie ihn auch dann zum Teufel gejagt, wenn er ihr gleich zu Anfang gestanden hätte, wer er war.

Auch egal.

Aus kalten Augen starrte Zuko durch das kalte Glas auf eine kalte Stadt.

Er war es nicht gewohnt, dass ihm kalt war. Ganz und gar nicht!

Am besten beschleunigte er die Abreise.

Morgen wäre ein guter Tag, diese Stadt hinter sich zu lassen.

Nie hergekommen zu sein, wäre zwar ein noch grandioserer Plan, aber den konnte er wegen des beschissenen, linearen Zeitablaufs leider vergessen.

Sie ließ sich weder vor-, noch zurückdrehen, die Zeit. Sie verging eben. Kriechend langsam und quälend. Herzschlag für Herzschlag.

Herz …

Warum hieß dieses Ding, das mechanisch seinen Kreislauf antrieb, überhaupt so? Es war schließlich nur eine Pumpe, wozu sollte man ihm einen so hochtrabenden Namen geben?

Sein wirkliches Herz blieb hier, in Ba Sing Se.

Er musste ohne es weiterleben.

Dann musste er sich schon nicht damit herumplagen ...
 

Es klopfte. Unaufgefordert öffnete sich die Tür.

„Ich sagte, ich möchte nicht gestört werden!“ Zukos Stimme war kalt und glatt, wie die Glasscheibe, durch die er immer noch nach draußen starrte.

„Oh, mein Fehler! Aber ich wollte Euch nur etwas bringen.“

„Ich brauche nichts! Weder Tee, noch Musik, noch Unterhaltung, noch sonst irgendetwas!“

Nun, Iroh fand, übers Knie gelegt zu werden, wäre vielleicht doch etwas, das sein Neffe bräuchte.

„Oh, aber es ist etwas ganz besonderes!“, sagte er munter. „Wirklich außergewöhnlich. Da die Verhandlungen heute so reibungslos und erfolgreich verliefen, hielt der Erdkönig es für angebracht, Euch ein Geschenk Eurer Wahl zu überreichen. Ihr schient mir jedoch nicht in der richtigen Stimmung zu sein. Und so habe ich mir erlaubt, die Wahl an Eurer Stelle zu treffen.“

Leider bekam der General keine Reaktion. Doch damit hatte er gerechnet. Zeit die stärkeren Geschütze aufzufahren.

„Ich bin mir sicher, Euren Geschmack auf den Punkt genau getroffen zu haben. Das Mädchen entspricht wirklich in jeder Hinsicht Euren Vorlieben!“, endete er genüsslich.

Da! Endlich drehte Zuko sich um.

„Was redet Ihr da?“

War der Alte verrückt geworden?

Hinter seinem Onkel konnte er im Schatten tatsächlich die Umrisse einer Frauengestalt ausmachen …

„Schafft sie weg, Onkel. Augenblicklich!“

„Wegschaffen? Ihr habt doch noch nicht mal einen Blick auf sie geworfen. Sie wird Euch gefallen, soviel ist Sicher!“

„Schafft! Sie! Weg!“ Die Glasstimme begann bedrohlich zu knacken.

„Also … Wenn IHR den Erdkönig so vor den Kopf stossen wollt, bitte! Aber zu dieser Unhöflichkeit müsst Ihr Euch schon selbst herablassen. Und wenn Ihr das Mädel partout nicht wollt, sagt es ihr ins Gesicht!“

Damit zog Iroh besagte Dame ins Licht.
 

Noch nie hatte sich verärgerte Gleichgültigkeit in so tiefes, fassungsloses Entsetzen gewandelt.

Jin!

Was hatte sein Onkel getan?

Ihm nachspioniert, soviel stand fest!

Hatte er Jin dazu gezwungen herzukommen?

Hatte der Erdkönig sie unter Druck gesetzt?

Sein Herz, dieser nutzlose Muskel, krampfte sich zusammen.

Trauer, Verzweiflung, Abscheu vor sich selbst ... die ganze verfluchte Skala, die es gestern schon durchlaufen hatte plagten es erneut.

„Soll das ein Scherz sein?“ Zukos Raunen klang unheilvoll. „Lasst sie gehen!“

„Ich halte sie doch nicht auf! Ihr könnt sie ja wegbringen, wenn sie Euch stört.“

Damit dampfte Iroh ab. Für den Augenblick.
 

Jin schluckte.

Eigentlich wollte sie ja zu ihm laufen, aber auf Pudding ging das schlecht.

Stattdessen konnte sie nur in ein brennendes Augenpaar blicken.

Dann erinnerte sich Zuko der letzten Forderung, die sie an ihn gestellt hatte. Schnell wandte er sich ab.

Auf diese Weise konnte er sich auch wieder zur Ruhe zwingen.

„Verzeiht! Das Ganze ist ein schrecklicher Irrtum!“

Er klang so kalt, als ginge die Sache ihn überhaupt nichts an.

„Irrtum, Hoheit? Was denn? Dass Euer Onkel dachte, Ihr würdet mich wollen?“

Zuko presste die Zähne aufeinander. Es kam einem Wunder gleich, dass sie nicht zerbarsten.

Sie hatte alles Recht der Welt, ihn zu verspotten.

Mit Dingen, die er nie würde haben können.

„Mein Onkel hatte keine Befugnis, Euch hierher zu bringen!“

„Nein, anscheinend nicht.“

„Das Ganze tut mir unendlich leid! Mehr als ich sagen kann. Ihr werdet für die erlittene Demütigung so gut es geht entschädigt werden.“

„Entschädigt?“

Wie wollte er sie denn bitte entschädigen, wenn er die ganze Zeit in diesen kalten Kamin stierte, statt zu ihr zu kommen?

Jin machte ein paar Schritte, versuchte, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, doch er drehte den Kopf fort.

„Ihr hattet mir von Eurem Wunsch erzählt, mit einer Freundin eine kleine Weberei zu gründen. Ich werde diesen Wunsch natürlich unterstützen.“

„Unterstützen?“, fragte Jin hohl. „Mit ... Geld?“

„Ja.“

Langsam kroch die Wut in ihr hoch.

„Wirklich? Und wie hoch setzen wir den Preis für ein paar Küsse und einige kleinere Entgleisungen denn an, Hoheit? Bekomme ich den Tarif einer Hafendirne, oder vielleicht doch den eines Fürstenliebchens?“ Inzwischen knirschte sie fast mit den Zähnen.

Zuko versteifte sich.

„Ich wollte keinesfalls andeuten …“

„Darf ich“, fuhr Jin dazwischen. „mein Herz ebenfalls auf die Rechnung setzten? Oder ist es ein zu unbedeutendes Ding für Euch?“

„Ji…“ In letzter Sekunde verhinderte Zuko, dass ihm das Wort über die Lippen kam.

`Sagt meinen Namen nicht. Nie wieder!´

Zukos Finger krampften sich zusammen

Nein. Es gab nichts mehr zu sagen. Er schien sie nur immer weiter zu demütigen. Dabei war es das letzte, was er wollte.

„Ich werde veranlassen, dass man Euch nach Hause eskortiert.“

Noch immer war seine Stimme glatt, nirgends ein Hauch von Zedernrauch.
 

Jin hatte die Faxen dicke! Sie stapfte um ihn herum.

Er drehte sich weg.

Was, zum Teufel sollte das?

„Warum wendest Du Dich ständig ab?“

Zuko schloss die Augen. Wenn sie doch nur endlich ginge!

Ihre Gegenwart ließ ihn fühlen. Und Fühlen bedeutete Schmerz.

„Ich erspare Euch lediglich meinen Anblick.“
 

Was?

Was tat er?

Ihre eigenen, vernichtenden Worte von gestern fielen Jin wieder ein.

Alles, was sie sah, war sein Rücken.

Abweisend. Angespannt. Einsam.

„Das ist unnötig!“, flüsterte sie, plötzlich mit Tränen in den Augen. „Ich werde Deinen Anblick so oder so für den Rest meiner Tage vor Augen haben, egal was Du tust.“

Zuko ballte unmerklich die Fäuste. So sehr hasste sie ihn also?

„Es tut mir leid …“, rang er sich ab.

Endlich!

Endlich zeigte seine Stimme Emotionen. Rau, brüchig.

Jin baute sich vor ihm auf, doch die vernarbte Hälfte seines Gesicht entzog er weiterhin ihren Blicken. So blieb ihr nur die Tatkraft. Sie umfasste seine Wange und zog, bis sie ihm frontal in die Augen sehen konnte.

Fast. Denn seine waren geschlossen.

„Sechs Jahre hab ich´s nicht geschafft, Dein Gesicht zu vergessen! Und Deine Augen … soll ich die auch vergessen? Siehst Du mich deshalb nicht an? Glaubst Du, so vergesse ich das Schönste, was ich kenne?“
 

Ihre Wut konnte er ja verstehen, aber dieser Hohn war zu viel!

„Seid Ihr fertig?“, fragte er kalt.

Jetzt öffnete er die Augen. Jedoch nur, um glatt durch Jin hindurch zu sehen.

„Habt Ihr mich jetzt genug gequält? Oder gibt es noch mehr Spott, den Ihr über mich ergießen möchtet? Wenn nicht, werden meine Wachen Euch jetzt nach Hause begleiten!“

Was? Hatte er ihr denn nicht zugehört?

Anscheinend nicht, denn er machte auf dem Absatz kehrt und schritt zur Tür.

„Zuko!“
 

Zuko hatte sich oft gefragt, wie es sein würde, seinen richtigen Namen von ihr zu hören. Jetzt wusste er es. Es zerrte an seiner Seele.

„Würdest Du Dir BITTE anhören, was ich zu sagen habe?“ Sie schrie beinahe.

Agni! Was wollte sie denn noch von ihm?

Konnte sie ihn nicht einfach krepieren lassen?

Er musste sich zum Sprechen zwingen.

„Glaubt mir, keiner Eurer Vorwürfe könnte schwerer wiegen, als meine eigenen. Ich wünschte, Ihr hättet mir nie begegnen müssen, ich wünschte, ich könnte Euren Kummer rückgängig machen!“

„Aber das kannst Du doch!“

Lieber Gott! Warum drehte er sich nicht endlich um?

Warum sah er sie nicht an?

Wieso musste ausgerechnet sie sich mit dem stursten Mannsbild herumschlagen, das diese Erde je heimgesucht hatte?

Aber gut!

Dann würde sie sich eben mit seinem Rücken auseinandersetzen.
 

„Bitte! Wenn Du es wieder gut machen willst, dann dreh Dich verdammt noch mal um und sieh mich an!“

Doch er bleib nur wie angewurzelt stehen.

„Fein, dann lauf eben weg, Drache! Versuch es, aber ich werde Dich einholen. Verschanz Dich hinter Deinen Mauern! Dann werde ich sie eben einreißen. Ich will nicht mehr ohne Dich sein! Aber vor lauter Selbstvorwürfen siehst Du das nicht, oder?“

Ärgerlich wischte Jin ein paar Tränen weg. Wieder einmal.

Wie oft musste sie wegen dieses Kerls eigentlich noch heulen?

„Aber vielleicht willst Du es ja so. Vielleicht gefällt es Dir ja, hoch oben, auf Deinem einsamen Drachenhort. Dort brauchst Du Dich um nichts zu kümmern, nicht wahr? Auch nicht darum, ob jemand Dich liebt. Ist es das, was Du willst? Alleine gelassen zu werden?“

Die nachfolgenden Stille dehnte sich, bis eine Ewigkeit verging und Jin sich wünschte, sie hätte die Frage nicht gestellt.

Was, wenn es so war?

Was, wenn sein Onkel sich geirrt hatte?
 

„Nein!“, presste er durch die Zähne. „Weh Dir, wenn Du lügst, Jin! Denn zurück nehmen kannst Du es nicht. Nicht noch einmal!"

Er drehte sich um, seine Augen brannten sich in ihre. „Weh Dir, wenn Du lügst!“

Er war so schnell, dass sie nicht wusste, wie sie in seine Arme gekommen war.

Wichtig war ohnehin nur, dort zu sein!

Jin klammerte sich an ihn, obwohl dies vollkommen unnötig war, denn er presste sie so fest an sich, dass sämtliche Atemluft aus ihren Lungen entwich.

Stöhnend vergrub Zuko sein Gesicht in ihrem Haar, atmete tief seine Erlösung.

„Jin?“ Seine Stimme war brüchig.

„Ich bin hier, Drache!“, wisperte sie und schmiegte ihr Gesicht an seinen Hals.

Er beschränkte sich auf die einzelne Silbe ihres Namens. Stammelte sie, einer Litanei gleich, wieder und wieder in ihre Locken.

Vielleicht sollte sie den Gefallen erwidern?

„Zuko ...“ Sie sah auf.

Es klang noch immer ungewohnt.

Am besten übte sie noch ein bisschen.

„Zuko!“ Sie streichelte sein Gesicht

Gleich hatte sie den Dreh raus …

„Zuko!“ Sie begrub ihren Kopf wieder an seiner Halsbeuge.

Mit diesem letzten Flüstern merkte sie, wie richtig dieser Name war.

Er war stärker, entschlossener, hatte soviel mehr Ecken und Kanten.

Und sie kannte nichts, das mehr Ecken und Kanten hatte als dieser Mann.
 

Es war zweifellos pure Seligkeit, so gehalten zu werden.

Zu fühlen, wie sein Herz schlug. In seinem Duft zu baden. Mit den Händen über sein Haar zu streicheln.

Aber er könnte doch eigentlich auch sein ausstehendes Versprechen einlösen, oder?

„Soweit ich mich erinnere, hattest Du mir für heute Abend eine Unmenge an Küssen versprochen, Dra…“

Der erste Kuss war beinahe schmerzhaft. Eine Spur Verzweiflung klang in ihm nach. Ein wenig Einsamkeit, ein Rest Angst.

Der zweite zerriss Jin fast, vor Sehnsucht und machte aus ihren Gedanken ein solches Wirrwarr, dass sie das Zählen aufgab.

Es war ja auch egal, beim wievielten Kuss er mit dem Daumen zärtlich die Feuchtigkeit von ihren Wangen wischte, beim wievielten sie ihre Finger so tief in die tintenschwarze Mähne grub, bis die dumme Krone nicht mehr hielt.

Sie wusste später auch nicht mehr, welcher Kuss es gewesen war, der seine Lust nicht mehr hinter anderen Gefühlen versteckte.

Kurze Zeit später waren ihre Hände auf dem bestem Weg, sich durch seine Kleidung zu arbeiten.

Doch wie immer, war sein Erfahrungsschatz der bei weitem größere.

Seine schwieligen Hände lagen schon an ihrer Taille, dort, am empfindsamsten Punkt über den Lenden, wo ihre Haut so wunderbar samtig war ...

„Zuko!“

Ah, das Sirenenflehen!

Dass sie diesmal SEINEN Namen benutzte, ließ Zuko fast den Kopf verlieren. Fast!

Ein anderes, hartnäckigeres Geräusch verlangte jedoch nach seiner Aufmerksamkeit.
 

Jin schwor sich, ihn zu erwürgen.

Immer hörte er dann auf, wenn sie kurz davor war, zu verglühen!

Diesmal würde sie ihn einfach nicht loslassen.

„Jin?“, schnaufte er.

Verdammt! Reden konnte er doch auch ein ander Mal, oder?

„Jin … Ich denke … mein Onkel will uns mit ... dem Gefummel an der Klinke ... etwas sagen!“

Sie war damit beschäftigt, an seinem Hals zu nagen.

„Was?“ Verwirrt sah sie auf.

„Mein Onkel, Jin!“

„Ach Du lieber Himmel!“

Wie … Was hatte er denn in der kurzen Zeit mit ihrer Kleidung angestellt?

„Herrje … Jetzt hilf mir doch mal!“

„Ich hab hier selbst ein paar Dinge zu ordnen, Jin!“

„Wie kann man denn so viele winzige Knöpfe in so kurzer Zeit aufkriegen? Übst Du an irgendwelchen Puppen?“ Sie keuchte, als wäre sie dreimal um die Stadtmauer gerannt.

„Wo ist die Hono?“

„Die was?“

„Hono! Die Flamme, Jin! Das Teil für meinen Kopf.“

Jin beschloss derweil, es sei am einfachsten, den Mantel über diesem Durcheinander an Kleidern zu schließen.

„Wen interessiert denn das? Angezogen bist Du auch ohne das Ding!“

„Von wegen!“, schnaubte er.

Mittlerweile hatte sich lautes Hüsteln zu dem Zerren an der Türklinke gesellt.

„Ja doch, Onkel! Wir haben Euch gehört!“, brüllte der Diener Agnis auf der Suche nach seinem Kopfputz.

„Oh, da! Sie hängt in Deinen Haaren fest.“

„Wie ist sie da hin gekommen?“

„Vielleicht ungefähr so, wie Deine Hand unter meine Röcke?“, zischte der Kobold aufgebracht.

Klar, jetzt war mal wieder alles IHRE Schuld!
 

Als Iroh den Raum betrat, sah er sich zwei engelsgleichen Erscheinungen gegenüber.

Das Mädchen strahlte ihn an, nichts als Unschuld, während sein Neffe ungerührt dastand, ein Muster an Würde.

Der General versuchte die leichte Schräglage der Fünfflammigen zu übersehen. Ebenso, wie die Tatsache, dass die Knöpfe von Jins Mantel nicht in den dazugehörigen Knopflöchern steckten.

Allem Anschein nach hatte sein Neffe sein Geschenk also doch ausgepackt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  brot_kater
2008-04-25T05:58:03+00:00 25.04.2008 07:58
und wieder ein kommi von mr
die kapitel sind alles klasee
und von diesem kapitelende mit dem satz Anscheinent hat er sein Geschenk doch ausgepackt. hat mich zum kuggeln gebracht vor lachne.
Von:  Bernsteinseele
2008-02-05T19:24:24+00:00 05.02.2008 20:24
Verdammter Stolz *Zuko würg schüttel* .. aber Ende gut alles gut ... so ne Männer muss man einfach lieben *g*

Bin gespannt was da noch kommt *wink und weiter wussel*
Von:  JD1990
2007-12-01T19:36:18+00:00 01.12.2007 20:36
das war sooo geil
das mit den Seelen errienrt mich gerade an eines meiner Mystery hefte die ich immer lese Dort gibt es Seelengefährten, der eine Teil ist ein Wesen der Nacht (also Vampir,Gestaltenwandler etc.) undd er andere ein Mensch. Solche Bindungen sind in der Welt der Nacht und in der Welt der Menschen nicht erlaubt,sollte es ans licht kommen bedeutet das Urteil für beide: Tod.
Von:  Xanderle
2007-09-28T13:57:15+00:00 28.09.2007 15:57
Nichts wirklich wichtiges... ich feil nur teilweise noch am Layout (Zeilensprünge etc...) und gaaanz manchmal noch an ein paar Ausdrücken, oder flicke hier und da nen Satz ein.
Wie z.B. in Kapi 15, da hab ich seine Fiebervision in einem Satz kurz eingebaut, damit man weiss, woher er wusste, dass seine Ma noch lebt.
Von:  Mystery-Vampire
2007-09-26T17:30:11+00:00 26.09.2007 19:30
OMG, ist das alles süß!!!
Ich habe deine FF erst vor drei Tagen entdeckt und kam einfach nicht mehr davon los!
Dein Schreibstiel ist einfach umwerfend und deine Sory richtig schön. Die Charaktere sind nicht zu kitschig und schnulzig, aber trotzdem... echt süß! Zuko ist auch so, wie man sich ihn vorstellt (ich habe schon Storys zu Gesicht bekommen, bei denen er die große Liebe entdeckt, sofort mit ihr zusammen kommt und dann aller zwei Sätze seine Liebe gesteht, am besten noch mit ner Rose im Mund *mit dem Kopf schüttel).
Nur habe ich gerade gesehen, dass sie die FF dem Ende zuneigt.
Schade, kann nämlich gerade von Jin und Zuko nicht genug bekommen.
Habs jetzt mal auf meine Favo-Liste gesetzt und freue mich schon aufs nächste Kapi.

LG,
Mystery

Von:  Schreiberling
2007-09-26T08:14:26+00:00 26.09.2007 10:14
JUHU!!!!
Das nenne ich mal ein Geschenk.
Danke fuer die ENS. Ich hab mich echt gefreut ueber das Kapitel, obwohl die zwei ja erst wieder aneinander vorbei geredet haben.
Aber endlich sind sie zusammen.
Was fehtl jetzt noch?
Also ich moechte mehr ueber Tatzu und seine Liebste erfahren. Wieso haben gerade die beiden die Seelen?
Ich hoffe, dass da noch ganz viel mehr kommt.
Super schoenes Kapi.
Liebe Gruesse
Von:  Xanderle
2007-09-25T21:11:54+00:00 25.09.2007 23:11
Das das mit der Mystik nicht jedermanns Sache sein wird, hab ich mir schon gedacht ^^
Aber das steckte vom ersten Satz an dahinter... sorry. ;-)

Von: abgemeldet
2007-09-25T20:53:09+00:00 25.09.2007 22:53
Yeah ein neues Kapitel und endlich geht es auf das Happy End zu. Wobei mit der End-teil daran nicht so gefällt. Aber nun gut, ich schätze ich kann dich nicht zwingen nach dem Ende noch unzählige Fluff-Kapitel zu posten^^
Aber diesmal habe ich sogar einen Kritikpunkt, ich mag die Mystik und Wiedergeburtensache nicht so. Ich finde es schöner, wenn man einfach so merkt, dass die beiden zusammen gehören und mann das nicht extra noch so beweisen muss. Ansonsten super wie immer und am Schluss musste ich auch wieder lachen und konnte mein Grinsen einfach nicht unterdrücken.
Von:  suz
2007-09-25T20:22:53+00:00 25.09.2007 22:22
SUPER KAP
ich glaub onkel iroh hat nen riesendicken knutscha verdient für seine gerissene dreistigkeit
aber es sollen ruhig alle mittel recht sein, um zuko und jin zusammenzubringen
gurz suz
Von:  Prises
2007-09-25T19:26:10+00:00 25.09.2007 21:26
Irgendwas kommt auch immer wieder dazwischen! ich finde das war bisher dein bestes Kapitel, mach weier. so. ^^


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