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Bewohner der Dunkelheit

von

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Der Kampf

Eines nachts hielt sie es nicht mehr aus. Es war, als hätte sie eine innere Wildheit gepackt, die sie nicht mehr loslassen wollte. Jetzt hätte sie dreihundert Gargoyles gegen sich haben können, es wäre ihr egal gewesen. Sie stand sehr früh auf und schlich durch das Gebäude. Hoffentlich würde sie unentdeckt in die Nacht entfliehen können. Leise öffnete sie die kleine Tür, die sie, abgesehen vom Haupteingang, nach draußen führte. Genau so vorsichtig schloß sie diese wieder hinter sich und atmete erleichtert die kühle Nachtluft ein. Geschwind rannte sie los und sprang über sämtliche Hindernisse, die ihren Weg kreuzten. Schließlich tauchte sie in das Dunkel des Waldes ein und rannte blindlings drauf los. Sie hatte keine Ahnung, wo sie landen würde, doch sie war sich sicher, dass Rowen sie finden würde. Nach einiger Zeit landete sie auf einer Lichtung, die von Mondstrahlen beleuchtet wurde, die durch das nur noch dünne Astwerk brachen. Sie sah sich um. „Wo bist du nur?“, murmelte sie und sah sich um. „Rowen?!“, rief sie und ließ außer acht, dass jemand sie hören konnte, der sie nicht hören sollte. „Rowen?!“, rief sie erneut und klang nun verzweifelter. „Nun komm doch...“, murmelte sie und ließ sich an einem Baumstamm hinab gleiten. Über ihr raschelte etwas im Baumwipfel. Überrascht sprang Alira wieder auf und drehte sich dem Baum zu. „Ich wusste, du würdest mich finden.“, sagte Rowen und sprang hinab. Er landete gekonnt vor ihr. Hastig umarmte sie ihn. Auch er hatte seine Arme um sie gelegt. Sie spürte seinen warmen Körper und sein Herz, dass in seiner Brust schlug. „Ich habe dich vermisst.“, flüsterte sie. „Wo warst du so lange?“, erwiderte er. „Ich... es ging nicht. Es war zu viel los. Vampire werden vermisst... Keiner traut sich mehr hinaus. Und Lex... er läuft mir hinterher, wie ein Bluthund. Es tut mir leid.“ Er strich ihr über den Rücken. „Ist nicht schlimm. Jetzt bist du ja da.“ Langsam lösten sie sich voneinander. Dann nahm er sie auf den Arm. Überrascht sog sie die Luft ein. „Keine Angst. Ich will dir was zeigen.“ Mit einem gewaltigen Sprung schossen sie nach oben in die Baumwipfel, wo Rowen sicher auf einem starken Ast landete. Dort setzte er sie ab. Alira hielt sich an einem Ast fest. Sie waren weit über dem sicheren Erdboden und doch hatte sie keine Angst davor runter zufallen. Sie setzten sich auf eine Astgabel und sahen über den Wald hinweg. Von unten her sah der Baum bei weitem nicht so groß aus, wie er tatsächlich war. Das Pärchen genoss die tolle Aussicht über den Wald und lauschte einigen Grillen, die vor sich hin zirpten. Alira kuschelte sich an Rowen, der einen Arm auf ihre Schulter legte. Es herrschte eine anheimelnde Atmosphäre. Sie sah ihn an und beobachtete jeden seiner Gesichtszüge. Schließlich bemerkte sie, wie auch er sie aus den Augenwinkeln ansah. Das Gefühl ertappt worden zu sein, ließ sie erröten. Dennoch sah sie ihm in die Augen. Aufeinmal bemerkte sie, wie sich sein Gesicht ihrem näherte. „Was....?“, wollte sie beginnen, doch er legte ihr einen Finger auf den Mund. Sie stockte. Dann glitt sein Finger von ihren Lippen und er küsste sie zärtlich. Alira schloss ihre Augen und genoss den atemberaubenden Moment in vollen Zügen. In ihrem Körper machte sich ein heißes Gefühl breit, dass sich in allen Zellen ausbreitete. Nach einer Ewigkeit lösten sich seine Lippen von den ihren. Tief sah sie ihm in die Augen. „Wow....“, hauchte sie und lächelte. Auch sein Gesicht sprach Bände. Sie legte eine Hand auf seine Wange und strich über sie. „Weißt du, es ist schon verrückt, aber ich liebe dich.“, flüsterte sie. Rowen lächelte. Dann küsste er sie erneut. Es war die schönste Nacht, die Alira je erlebt hatte. Bei Rowen fühlte sie sich so frei, obwohl ihre Liebe verboten war. Und dieser Gedanke war der einzige Wermutstropfen, der ihr zu schaffen machte. Wie lange würde das wohl mit ihnen gut gehen, ohne das man sie erwischte? Aber im Moment war das egal. Die Vampirin genoss die schönen, langen Küsse und Rowen‘ s weiche Lippen, die auf ihren lagen. Das war es auf jeden Fall wert erwischt zu werden.

Kurz vor Sonnenaufgang betrat Alira wieder den Herrensitz. Es war ihr sichtlich schwer gefallen sich von Rowen zu trennen und auch er hätte alles für mehr Zeit gegeben. Doch die Sonne war gegen sie und so musste Alira schweren Herzens nach Hause eilen. Mit den Gedanken bei Rowen stieg sie die Treppe, die in den ersten Stock führte, hinauf und folgte dem langen Gang. In dem Haus war es ruhig geworden. Vor ihr öffnete sich eine Tür. Alira sah auf, als Lex auf sie zu eilte. „Wo bist du gewesen? Ich habe die Jäger los geschickt um dich zu suchen. Sie konnten dich nicht finden und mussten umkehren. Wir dachten schon, du wärest verschwunden.“, flüsterte er erregt. Sie antwortete nicht und sah durch ihn hindurch. Er schüttelte sie kurz. „Was ist los mit dir? Hast du jetzt schon nicht einmal mehr den Schneid mir zu antworten?“ Da war es, als wenn Alira aus einem Traum aufgewacht wäre. „Es geht dich nichts an, wo ich gewesen bin und was ich mache.“, antwortete sie unwirsch. „Und jetzt geh mir aus dem Weg. Ich bin müde.“ Lex sah sie wütend an. „Geh dich vorher duschen; du stinkst nach Werwolf.“, entgegnete er und ging zurück in sein Zimmer. Erschrocken sah Alira ihm nach. Hatte er Rowen tatsächlich riechen können, oder hatte er das nur so gesagt? Unsicher setzte sie ihren Weg fort.

In Rowen herrschte ein Gefühlschaos. Er hätte laut aufschreien können vor Glück. <Sie liebt mich!>, schrie seine innere Stimme. Er verwandelte sich in seine wölfische Gestalt und jagte durch die Landschaft. Sein Körper war voller Energie, die er unbedingt raus lassen wollte, da es sich sonst so anfühlte, als würde er explodieren. Schon wenig später durchschritt er die Metalltür, die sein zu Hause schützte. Vor ihm stand Taret, ebenfalls verwandelt. Ein leises Knurren entwich seiner Kehle. „Wo bist du gewesen?“ Rowen sah ihn an. „Das geht dich gar nichts an.“ Wütend starrten sich die beiden Werwölfe an. „Ich bin der Anführer dieses Clans und als dein Oberhaupt bestimme ich, was du zu tun und zu lassen hast, ist das klar?“ Rowen zog die Lefzen hoch. „Nein, das ist nicht klar. Ich mache, was ich will. Ist das klar?“, entgegnete er. „Du stellst also meine Herrschaft in Frage?“, erwiderte Taret und sah ihn herausfordernd an. „Ja, das tue ich. Und ich fordere dich hiermit zu einem Duell auf. Auf Leben und Tod.“ Der Clanführer sah in das verschlossene Gesicht seines Untergebenen. „Wie du willst, ich nehme an.“ Sie verließen das Gebäude und verschwanden im dichten Gehölz des Waldes. Schließlich standen sie sich gegenüber. Taret heulte einmal auf und griff Rowen dann an. Die beiden Werwölfe waren in einen erbitterten Kampf verwickelt. Sie krachten durch das Unterholz und fügten sich gegenseitig tiefe Wunden zu. Dann verbissen sie sich ineinander und rollten über den verwurzelten Boden. Schließlich konnte Rowen sich befreien. Die Beiden standen sich erneut gegenüber und keuchten. Ihnen tropfte das Blut von den Lefzen und sie waren beide schon ziemlich mitgenommen. Wieder war es Taret, der zuerst angriff. Rowen packte ihn und schleuderte ihn von sich weg. Laut polternd rollte er durch das Unterholz, dann fing er sich und sprang auf Rowen zu. Die beiden wurden wieder in einen unerbittlichen Nahkampf verwickelt, in dem keiner dem anderen auch nur den kleinsten Fehler erlaubte. Plötzlich gab es ein lautes Quieken, dann war es aufeinmal gespenstisch ruhig.

Alira schlief sehr unruhig. Sie hatte einen heftigen Alptraum und wälzte sich in ihrem Bett herum. Schweißgebadet schrak sie auf mit dem unguten Gefühl, etwas schreckliches wäre passiert. Sie entzündete die Kerze neben ihrem Bett und zog sich an. Schließlich zog sie die schweren Vorhänge, die vor ihrem Fenster hingen, zur Seite und betrachtete den Mond der blutrot über dem Wald hing. Ob es Rowen wohl gut ging? Sie verscheuchte den Gedanken, dass ihm etwas passiert wäre, schnell und ging zu ihrem Schrank. Dort nahm sie eine dünne Decke heraus. Es wäre bestimmt schön, wenn sie sich auf eine weite Wiese legen und zusammen die Sterne beobachten könnten. Lächelnd dachte sie an die vergangene Nacht. Es war einfach so wunderbar gewesen. Nur Rowen und sie. Was gab es schöneres? Schon bald war sie wieder im Wald verschwunden. Ob Rowen wohl wieder an der Lichtung auf sie warten würde? Schnell lief sie in die Richtung, in der diese lag. Im Wald war es aufeinmal sehr still. Verwundert hörte Alira sich um. Was war denn nur los hier? Zögernd ging sie weiter. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Als sie die Lichtung betrat, stieg ihr augenblicklich ein metallener Geruch in die Nase. Der Geruch von Blut. Sie erschrak. „Rowen?“, ängstlich sah sie sich um. Was war hier nur passiert? Auf dem Boden waren vereinzelt Blutlachen. Jemand schien sich hierher geschleppt zu haben. Etwas fiepte. Alira sah auf den Baum, in dem er das letzte Mal auf sie gewartet hatte. Eine große Gestalt, hing auf dem untersten Zweig. Er rutschte von dem Ast hinunter und fiel auf den Erdboden, wo er bewegungslos liegen blieb. „Rowen!“, rief sie aus und stürzte zu dem großen Werwolf hin. „Oh mein Gott, was ist passiert?!“, bestürzt sah sie ihn an. Zahlreiche tiefe Wunden waren über seinen Körper verteilt. Sein Atem ging rasselnd und seine Augen sahen sie müde an. „Ich kümmere mich um deine Wunden.“ Schließlich nahm sie die Decke und riss sie in viele Streifen, mit denen sie seine Wunden versorgte und die Blutungen stoppte. Seine Schulter sah besonders schlimm aus. Als sie den Arm vorsichtig anhob, zuckte sein Körper zusammen und er knurrte sie an. Erschrocken hielt sie in der Bewegung inne. „Bitte lass mich dir doch helfen.“, flüsterte sie flehend. Sein Körper erschlaffte wieder und Alira fuhr fort, ihm einen Verband anzulegen. Als sie damit fertig war, strich sie über seinen Kopf. Mit halb geschlossenen Augen sah er sie an. „Es wird alles wieder gut.“, sagte sie sanft. Schließlich schloss er die Augen. Sein Körper schrumpfte, sein Fell ging zurück und er verwandelte sich wieder in seine menschliche Gestalt. Sie nahm seine kühle Hand. Alira schluchzte einmal auf und eine Träne rann ihre Wange hinab. Hoffentlich würde Rowen es schaffen. Sie wünschte es sich so sehr. Innerlich zerriß es sie, dass er so schwer verletzt war und sie so gut wie nichts machen konnte. Was war nur geschehen?



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