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Dark Age of Camelot

A Tribute To Liras
von

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Wie Liras nach Thidranki kam

"Liras, bitte...!" Deriac war am Verzweifeln. Flehend schaute er seinen Freund an, doch der kleine Lurikeen schüttelte stur den Kopf. "Nein, sage ich! die Zeiten von Liras, mit dem man alles machen konnte, sind endgültig vorbei. Liras, die Fußhupe, Liras, der laufende Meter...aus, Schluss! bevor sich dieser Elf nicht bei mir entschuldigt hat, geh ich hier nicht weg." Deriac sah zu Cheres hinüber. Der Schwertmeister hob kurz den Blick, und fuhr fort, seine Waffen zu polieren. "Entschuldige." Liras sprang wütend von einem Bein aufs andere. "Das reicht nicht!" Deriac packte ihn energisch am Arm. "Doch, das reicht," sagte er zähneknirschend, "komm jetzt endlich!" Liras riss sich los. Mit unheilvollem Gesicht stapfte er zu dem sitzenden Elfen und starrte ihn drohend an. Cheres, der nicht einmal zu ihm aufschauen musste, starrte ungerührt zurück, während sich ein winziges Grinsen auf seine Lippen stahl. "Da!" wetterte Liras, "schon wieder! arrogantes, hochmütiges Spitzohr...nicht die Größe ist entscheidend!" Cheres blieb stumm, nur sein Mundwinkel zuckte leicht. Deriac massierte sich mit einer Hand die Schläfen. "Dana, gib mir Kraft," murmelte er. Liras beachtete ihn nicht. Erregt und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stapfte er vor dem Elfen auf und ab und warf ihm dann und wann ein paar tödliche Blicke zu. Im selben Moment betrat Leer, Cheres' jüngerer Bruder, die hibernianische Portalfestung. Er schlenderte auf die kleine Gruppe zu und lächelte. "Guten Morgen." Als ihn Liras' eisiger Blick traf, hob er eine Augenbraue. "Ist etwas passiert?" Liras schnaubte. "Allerdings. Frag deinen hochgeschätzten Bruder. So was Gemeines und Respektloses, das bringt nur einer fertig!" Leer sah irritiert zwischen den Dreien hin und her, und als sein Bruder schwieg und seelenruhig damit fohrtfuhr, seine Waffen zu polieren, wandte er sich an Deriac. "Was war es diesmal?" fragte er leise. Deriac seufzte sehr tief. "Die beiden machen mich fertig," knurrte er. "Das zieht sich nun eine halbe Stunde hin. Liras und ich wollten heute EIGENTLICH," dabei warf er seinem Freund einen höchst missvergnügten Blick zu, "ein paar Midgarder unglücklich machen. Wir fragten also Cheres, ob er mitkommen wollte, doch er sagte, er hätte keine Lust. Liras erklärte ihm, er würde da aber ordentlich was verpassen, er wäre jetzt...äh...voll in Stimmung." Deriac schwieg, und Leer sah ihn verständnislos an. "Ja? und?" der Barde zog eine Grimasse. "Darauf hat Cheres ihn ganz lange angeschaut, und gesagt: 'Dann haben die Mids ja jetzt ein richtiges kleines Problem.' Welches Wörtchen er dabei betont hat, kannst du dir denken." Leer hustete leise, warf Cheres einen halb vorwurfsvollen, halb amüsierten Blick zu und packte Liras, der sich nach wie vor nach Kräften bemühte, eine Furche in das Kopfsteinpflaster zu stapfen, sanft am Umhang.

"Nun beruhig dich doch," sagte er freundlich und massierte dem grummelnden Lurikeen die Schultern. "Warum ärgerst du dich so? kleinere Leute haben im Kampf doch nur Vorteile. Du kannst dich hinter jedem Keltenrücken verstecken, und wenn du dich hinter die Zinnen stellst, bist du auch..." weiter kam er nicht. Liras stieß einen wütenden Laut aus und schlug Leers Hand beiseite. "Ich will mich nicht verstecken!" knurrte er. "Ich will Vergeltung für all die Gemeinheiten, und ich will den dämlichen Christen und Stinkern zeigen, dass auch ein 'kleines Problem'," er warf Cheres, der schon wieder grinste, einen bösen Blick zu, "mächtig großen Ärger machen kann." Leer legte den Kopf schräg. "Das bezweifelt doch auch niemand. Nicht wahr, Bruder?" der Angesprochene nickte ergeben. Liras sah den schwarzäugigen Eldritch argwöhnisch an. "Meinst du das ernst?"

"Natürlich."

"Wirklich?"

"Ja doch."

Liras strahlte, schlang die Arme um Leers Hüften -höher kam er nicht- und herzte ihn überschwenglich. "Siehst du?" sagte er und streckte Cheres die Zunge heraus. Deriac schloss einen Moment die Augen und unterdrückte einen tiefen Seufzer. "Können wir dann jetzt...?" setzte er an, doch der Lurikeen schüttelte den Kopf. "Pass auf, Leer," sagte er ernst und blickte zu ihm auf, "ich werd dir meine Geschichte erzählen, dann verstehst du vielleicht, warum ich so gewisse Bemerkungen von gewissen Personen nicht ausstehen kann," er warf Cheres erneut einen bedeutsamen Blick zu, "und warum Deriac und ich eigentlich hier sind." Er ließ den Elfen los, setzte sich im Schneidersitz auf den harten Boden und bedeutete Leer, es ihm gleichzutun. Deriac sah aus, als würde er am liebsten das Festungstor zertreten. "Das kann sich jetzt nur um Stunden handeln. Mal wieder." Er sprach vorsorglich so leise, dass Liras ihn nicht verstehen konnte. Geschlagen ließ er sich neben seinen Freund nieder, unterdrückte ein Gähnen und bemühte sich um eine nicht allzu mürrische Miene. Unbeeindruckt faltete Liras die Hände im Schoß, räusperte sich lautstark und begann zu erzählen:
 

"Welcher unselige Dämlack war das?! oh na warte, wenn ich den erwische!" die Stimme der rundlichen Schankwirtin kippte über vor Wut. Und wenn man bedachte, dass ihre halbe Taverne unter Wasser -oder in diesem Falle Honig- stand, war das auch durchaus nachvollziehbar. Ein alter, weißhaariger Kelte, der gerade seinen vierten Frühstückshumpen Starkbier in Angriff nahm, beugte sich leicht schwankend vor. "Isch...weiß, wer dasch war, isch habs... je'sehen!" verkündete er und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den kleinen Lurikeen, der mucksmäuschenstill in einer Ecke saß und sich bemühte, so auszusehen wie eine Zierstatue. Die Wirtin wandte sich schweratmend von dem klebrigen Desaster ab. "Ist das wahr, Liras?" fragte sie mit bebender Stimme, wobei ihre kleinen Augen gefährlich funkelten. Der Jungeldritch errötete und fummelte nervös an einem Zipfel seiner schäbigen Kutte herum. "Ahem...also...indirekt, würd ich sagen," nuschelte er. "Indirekt? was soll das heißen?" schnappte die Frau. Liras schrumpfte noch ein bisschen mehr zusammen. "Ich wollte Llynn O'Bannon den bestellten Honig bringen, gestern war ja keiner mehr da. Und...die Gläser standen alle auf dem oberen Regal...u-und das eine...stand da mehr oder weniger nur halb drauf, es war wirklich eh kurz vorm runterfallen, und da habe ich, hmmm..." "WAS hast du?" bellte die Wirtin, als der Eldritch erneut schwieg. "Ich hab gegen das Regal getreten," flüsterte Liras, und sein Gesicht wurde nun so dunkel wie eine rote Rübe. "Ich wollte ja nicht, dass alle Honigtöpfe mitkommen..." er brach erneut ab, als die Wirtin einen Schritt auf ihn zutrat. "Du nichtsnutziger Tölpel, in deiner ganzen Zeit hier hast du mir mehr Ärger als Nutzen eingebracht! scher dich raus, ehe ich mich vergesse, und bete zu Dana, dass sie dich von einer deiner linken Hände erlöst. Und nun raus, raus, raus!! such dir einen anderen Dummen, bei dem du dir dein Brot verdienen kannst, ungeschickter Trampel!"
 

Liras räusperte sich kurz und sah Leer beinahe herausfordernd an. "Findest du das witzig?" brummte er. Der Elf biss sich einen Moment auf die Lippen, und schüttelte dann den Kopf. "Keineswegs," versicherte er in wenig überzeugendem Tonfall. "Gut," maulte Liras, "es geht nämlich noch weiter. Und hör auf zu stöhnen!" fuhr er Deriac an, als der Barde in seine Hände seufzte.
 

"Wenn du es richtig anstellst, stehen dir vielleicht schon in den kommenden Tagen alle Pforten offen!“ sagte der Altbarde eindringlich. "Und denk daran: Frauen sind unheimlich eitle Geschöpfe. Du musst ihnen imponieren, deine Worte in Samt und Seide hüllen, aber dennoch ein Mindestmaß an Ehrlichkeit bewahren, sonst durchschauen sie dich und sind schlimmer als eine verbrühte Katze. Hast du das alles verstanden?“ Deriac lächelte knapp. "Natürlich. Ich weiß schon ziemlich genau, wie ich es anstellen werde. Danke, Meister. Ich schätze, ich mache mich auf den Weg. Frauen sind nicht nur anspruchsvoll, sondern auch extrem ungeduldig, zumindest die holde Ceridwen O’Amallach.“ Der alte Barde lachte schallend und klopfte seinem Schüler anerkennend auf die Schulter. "Na, dann scher dich mal weg, Söhnchen.“

Deriac eilte flink nach Ardee. Schon von weitem sah er die großgewachsene Gestalt von Ceridwen O’Amallach am Brunnen stehen. Die Dame hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und wirkte ziemlich verärgert. Deriac beschleunigte seine Schritte, bemühte sich, vor Aufregung nicht über seine eigenen Füße zu stolpern und bremste dicht vor ihr ab, wobei er eine prächtige Staubwolke aufwirbelte. Ceridwen hustete demonstrativ und ihr finsterer Blick hellte sich nicht um einen Deut auf, als er sich nun tief vor ihr verneigte. "Verzeiht mir, meine Dame, ich bin gekommen, so schnell ich konnte. Den ganzen Tag bin ich schon auf den Beinen und durfte in Tir na mBeo mein bescheidenes Können demonstrieren, und die guten Leute wollten mich einfach nicht fortlassen, dabei fiebere ich unserem Treffen schon seit heute morgen entgegen!“ das alles sprudelte in einem Atemzug aus dem Jungbarden heraus und alles war schlichtweg gelogen- er hatte sich nicht einmal in der Nähe von Tir na mBeo aufgehalten und auf das Treffen hatte er sich auch nicht gefreut- dazu war die holde Ceridwen immer ein wenig zu humorlos und zu eingebildet. Ihr Blick machte auch klar, was sie davon hielt. "Nun denn, ich hoffe, Ihr hattet dennoch Zeit genug, Euch einen lyrischen Text zu meiner Person einfallen zu lassen. Wie Ihr zweifellos wisst, gedenke ich, diese kleine Ballade beim morgigen Fest vortragen zu lassen.“ Ihre Stimme klang sehr kühl, doch Deriac strahlte sie an. "Ihr hättet Euch keinen besseren Mann empfehlen lassen können,“ versicherte er. Sie verzog keine Miene. "Das wird sich herausstellen, denke ich. Und darüber hinaus hat man Euch nicht empfohlen, Euer Meister hat mich nur gebeten, Euch eine Chance zu geben.“ Deriac errötete leicht, doch er fing sich sofort wieder. "Ah, nun gut. Dürfte ich dann wohl beginnen?“ fragte er und verneigte sich erneut. "Bitte,“ sagte sie, ohne den Tonfall zu wechseln. Deriac räusperte sich bedeutungsvoll, verschränkte einen Arm hinter dem Rücken und begann zu singen:

"Glänzend wie Gold und wunderbar

Schimmert der Lady Seidenhaar.

Augen wie Sterne von tiefstem braun

Bisher nur gesehen in herrlichem Traum.

Eine Stimme, von Macht und von Wohlklang begleitet

Die einen zu Ehrfurcht und Anstand verleitet.

Jedoch…

Lässt man die Dame nur einmal allein,

benimmt sie sich gar wie ein Schwein.

Sie schlingt und schnauft und spricht beim Essen

Hat sogar die Funktion des Messers vergessen.

Von hoher Geburt ist sie, wohl wahr

Anstand und Liebreiz jedoch recht rar..."

Weiter kam er nicht. Ceridwen war hochrot geworden, und jetzt stampfte sie empört mit einem Fuß auf. "Das reicht! was für eine bodenlose Unverschämtheit! oh, wie könnt Ihr es nur wagen..." und ehe sich Deriac versah, landete ihre Hand schon mit einem schmerzhaften Klatschen auf seiner Wange. "Hinfort mit dir, du ungehobelter Klotz! hinfort, und wage es nicht, mir je wieder unter die Augen zu treten. Nie bin ich dermaßen beleidigt worden!" wie ein Fischweib keifend, und nach wie vor zornrot im Gesicht, drehte sie sich um und eilte auf eines der Häuser zu. Deriac blieb mit hängenden Schultern stehen und rieb sich die noch immer brennende Wange. "Frauen," brummte er schließlich. "Ich sollte doch aufrichtig sein. Hübsch ist sie ja, aber ihre Manieren sind dennoch nicht besser als die eines Trolls." Er verzog das Gesicht und dachte plötzlich beunruhigt daran, wie er diesen kleinen Zwischenfall wohl seinem Meister beibringen sollte.
 

Liras brach ab und warf Deriac einen kurzen Blick zu. Der Barde hatte das Gesicht zwischen den Armen vergraben und rührte sich nicht. Leer hingegen machte ein Gesicht, als hätte er einen Frosch im Mund, der unter keinen Umständen hinaus durfte. Cheres polierte noch immer seine inzwischen makellos glänzenden Klingen. "Tja," sagte Liras unwirsch, als das Schweigen peinlich zu werden drohte, "du hast also schon mitbekommen, dass wir's nicht unbedingt einfach hatten." Leer konnte nur nicken, er traute seiner Stimme nicht so recht. Liras warf ihm einen drohenden Blick zu. "Es geht ja noch weiter," sagte er gallig. "Ach?" machte Leer und bemühte sich um eine ernste Miene. "Liras, du kannst auch einfach den Mund halten und wir gehen die Midgarder besuchen," erscholl Deriacs gedämpfte Stimme unter seinen Armen. "Wenn ich eine Geschichte anfange, dann erzähle ich sie auch zu ende!" sagte Liras verärgert. Er zupfte Leer am Ärmel, um seine Aufmerksamkeit wieder zu gewinnen. "Also pass auf, es geht weiter."
 

Liras sah dem Markttreiben zu und hielt sich den Bauch, der vor Hunger vernehmlich knurrte. An Nahrungsmitteln mangelte es nicht, der Basar schien heute sogar noch mehr Gaumenfreuden zu bieten als jemals zuvor- eine elfische Meisterbäckerin bot heiße, mit Honig gesüßte Haferkuchen an, fette rote Äpfel spiegelten sich auf silberbeschlagenen Schalen, es duftete nach frisch gebratenem Fisch... Liras spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Sei's drum, dachte er betrübt, irgendwann muss sogar ein genügsamer Mann wie ich mal was essen. Er nahm einen der Fische ins Visier. Schönes, weißes Fischfilet, umhüllt von einer ganz sicher köstlichen Schicht bunter Gewürze. Liras' Magen grollte lauter, und er durchwühlte ohne viel Hoffnung die Taschen seiner zerschlissene Robe. Wie zu erwarten, stießen seine Finger nur auf ein paar Krümel und ein weiteres Loch in dem abgetragenen Stoff. Seit er sich diesen charmanten Ausrutscher in der Taverne -Liras nannte es selbst so- geleistet hatte, war seine Geldkatze mit schwindelerregender Eile leer geworden. Er hatte zumindest einmal den Versuch unternommen, bei der Schankwirtin wieder gutes Wetter zu machen, doch als ein leeres Honiggefäß nur Zentimeter neben seinem Kopf am Türpfosten zerschellt war, hatte er schleunigst wieder den Rückzug angetreten. Und nun besaß er nur noch einen kläglichen Rest müder Kupfermünzen, für die er sich nicht einmal einen der Äpfel leisten konnte. Sei's drum, dachte er wieder. Er pirschte sich an den Stand mit den Fischen heran, wobei er argwöhnische Blicke zu allen Seiten warf. Vorsichtig, langsam, streckte er die Hand aus. Der Fischverkäufer, ein blonder Kelte mit einem dichten, lockigen Bart, bemerkte ihn nicht und versuchte gerade, der Bäckerin schöne Augen zu machen. Liras ergriff den Fisch, zog ihn behutsam vom duftenden Haufen und drehte sich um. "Willst du das nicht bezahlen?" fragte der junge Barde, der nur Zentimeter von seiner Nase entfernt stand, neugierig und äußert lautstark. Der Fischverkäufer fuhr herum. Liras handelte geistesgegenwärtig. Hastig drückte er dem Barden den Fisch in die Hand. "Halt das mal, sei so gut!" sagte er eilig und stob davon, ohne sich um das reichlich dumme Gesicht des anderen zu kümmern. "Hey, was treibt ihr beiden da eigentlich für ein Spiel?" brüllte der Fischverkäufer erzürnt. Deriac starrte noch einen Moment auf den Fisch in seiner Hand, ehe er ihn hastig zurücklegte. "Gar keins, entschuldigt bitte," sagte er und wollte sich schon umdrehen, doch da packte ihn der ältere Mann roh an der Schulter. "Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid, dass ihr meint, aus reiner Langeweile mit meiner Ware herumspielen zu können? du wirst diesen Fisch sofort bezahlen und dann scher dich weg!" Deriac schielte auf die drohend erhobene Faust des Mannes, schluckte merklich und nickte dann kläglich. "Ist ja gut, ist ja gut..." unter den belustigten Blicken der übrigen Besucher zählte er dem Mann einige Silbermünzen in die Hand, nahm den leicht ramponierten Fisch und stapfte wütend in die Richtung, in die Liras verschwunden war.

"Heda!" rief er verärgert, als er den Lurikeen eingeholt hatte. Liras tat, als habe er ihn nicht gehört, und setzte seinen Weg in Richtung Druim Ligen fort. "Ich meine dich, Kurzer!" fauchte Deriac. Liras blieb wie von der Tarantel gestochen stehen. "Sag mal, was fällt dir eigentlich ein?" sagte Deriac zornig. "Wegen dir musste ich mein allerletztes Geld für diesen dämlichen Fisch hinlegen. Jetzt hab ich überhaupt nichts mehr, schönen Dank auch!" der Eldritch drehte sich langsam um. "Wie hast du mich genannt?" fragte er mit bebender Stimme. Deriac bemerkte das gefährliche Funkeln in des anderen Augen nicht. "Als ob ich nicht schon genug Ärger hätte," wetterte er weiter. "Bis auf die Knochen blamiert, da brauch ich erst in schätzungsweise zehn Jahren wieder auftauchen...was ist denn?" er hob eine Braue, als er das düstere Flackern von Magie zwischen den Fingern des Lurikeen bemerkte. "Achtung," rief Liras plötzlich, "runter mit dem Kopf!" Deriac handelte, ohne nachzudenken: Er warf sich bäuchlings auf den Boden und rollte sich reflexartig zur Seite. Er spürte einen feinen Luftzug, und nur wenige Zentimeter neben seinem Schädel krachte eine schwere Holzkeule auf den Boden. Der Barde blinzelte fassungslos und sprang eilig auf die Füße. Hinter ihm stand eine abgerissen wirkende Gestalt mit ungepflegten, strähnigen Haaren, schmutzstarrenden Kleidern und blutunterlaufenen Augen. Irgendein Wegelagerer, doch solche traf man so kurz vor Druim Ligen eigentlich nie an. "Was soll das?" schnappte Deriac, dem vor Schreck noch immer leicht die Knie zitterten. "Her mit deinem Geld, Bübchen, dann passiert dir nichts!" sagte der Streuner rauh und schwang langsam die Keule hin und her, während er einen Schritt auf Deriac zutrat. "Ich habe nichts!" fauchte der Barde und wich seinerseits ein wenig zurück. Der Wegelagerer grinste und entblößte eine Reihe gelber Zähne. "Nicht? irgendwas wird aus dir schon herauszuschlagen sein, Bengel!" damit sprang er mit einem überraschend flinken Satz vor und hob seine Keule. Deriac schrie auf vor Schreck und riss reflexartig die Arme hoch, da schoss ein Strahl reiner magischer Kraft an ihm vorbei und traf den Wegelagerer schwer an der Brust. Es roch nach verbranntem Stoff, der Mann heulte auf, ließ seine Keule fallen und gab Fersengeld. Deriac sah ihm mit großen Augen hinterher und drehte sich dann zu Liras um. Der kleine Eldritch grinste von einem Ohr zum anderen, kreiste einmal lässig mit den Schultern und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. "Warst du das?" fragte Deriac dümmlich. Liras grinste noch breiter. "Klar. Sieh es als Entschädigung für den Fisch...oh, der Fisch!" er starrte betroffen auf die kleine Köstlichkeit, die der Barde vor Schreck in den Staub hatte fallen lassen und auf die der Wegelagerer auch noch voller Umsicht getreten war. Deriac kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Weißt du was?" sagte er schließlich, "wir fangen uns einfach selbst was. Die Wucherpreise auf dem Basar fand ich eigentlich schon immer unverschämt, und du?" Liras grinste erneut. "Kann man so sagen, ja." Sie sahen sich noch einen Moment unsicher an, ehe sie zeitgleich in Gelächter ausbrachen. Während sie zum Fluss schlenderten, sagte Liras: "Ich hab da einen ziemlich netten Zauber, der Feinde für eine kurze Zeit betäubt. Ich wollte schon immer testen, ob er auch auf Fische wirkt."
 

Liras brach ab und strahlte Deriac an. "So in etwa war das, als wir uns kennen gelernt haben." Cheres sah endlich von seinen Schwertern auf. "Und?" fragte er. Liras sah ihn an. "Was und?" der Schwertmeister legte den Kopf schräg. "Habt ihr einen Fisch erwischt?" Leer kicherte leise, doch Liras reckte stolz den Kopf. "Zu deiner Information: Ich hatte lange nicht mehr so gut gegessen." Cheres grinste spöttisch: "Na dann." Liras ignorierte ihn und wandte sich abermals an Leer. "Das Beste kommt ja jetzt noch, sperr die Ohren auf!"
 

"Gut, also pass auf. Wie klingt das?:

Stark und tapfer, der Arm voller Kraft

Führt er Mann, Schwert und Schild mit Macht.

Ohne zu zögern zieht er ins Gefecht

Um dort zu sorgen für Sieg und Recht.

Die edlen Taten, bei jedem bekannt

Furchtloser Held im Heimatland.

Jedoch..."

Liras hob die Arme und brachte Deriac mit einer energischen Geste zum Schweigen. "Stopp, stopp, stopp! du machst es schon wieder!" Deriac sah ihn ungnädig an, er schätzte es nicht, während eines Liedes unterbrochen zu werden. "Was denn?" Liras räusperte sich. "Dieses 'Jedoch' verheißt nie was gutes. Immer, wenn du den nächsten Abschnitt damit einleitest, bewerfen uns die Leute kurze Zeit später mit fauligem Gemüse." Deriac sah ihn mit allen Zeichen von Empörung an. "Ein Barde soll doch von Wahrheiten singen! Fheyrian mab Briên ist vielleicht ein tapferer und geschickter Champion, aber eingebildeter als der Dorfhahn von Mag Mell. Er nimmt vor jeder größeren Schlacht ein Bad, geht nie unrasiert aus dem Haus und ich glaube, wenn man ihn nur ließe, würde er vor seinem Spiegel verhungern." Liras raufte sich die Haare. "Trotzdem, wenn du das singst, gibt es wieder eine Schlägerei! in Connla sind wir schon unerwünscht. Allmählich gehen uns auch die Städte aus." Deriac seufzte. "Meinst du wirklich?" der andere nickte. "Na ja, aber Geld haben wir heute trotzdem kaum eingenommen. Und Fisch kann ich allmählich nicht mehr sehen." Sie seufzten beide. "Wo wir gerade beim Spiegel sind...der Trick mit dem Kartenspiel klappt auch nicht mehr," sagte Deriac verdrießlich, "der alte Connelly ist mir gestern auf die Schliche gekommen. Er hat mir ja nie so recht geglaubt, dass meine ewigen Siege nur mit Intuition und taktischem Geschick zusammenhängen. Bei der vierten Runde hat er dann den Spiegel hinter seinem Rücken entdeckt." Liras zog eine Grimasse. "Und ich wollte dich den ganzen Tag schon fragen, woher dein blaues Auge stammt." Sie seufzten abermals. Während Liras nach dem Met griff -ob ihrer mageren Ersparnisse teilten sie sich einen Humpen- wurde die Tür aufgerissen und eine junge Keltin platzte in die Taverne. Ihr Haar war windzerzaust, die Augen vom Weinen gerötet. Sie starrte kurz in die Runde, ehe sie sich auf den erstbesten Stuhl sinken ließ, die Arme auf die Tischplatte bettete und erneut in Tränen ausbrach. Eine ältere Frau stand auf und trat zu ihr. "Was ist denn passiert, Mädchen?" fragte sie leise, während die übrigen Besucher neugierig oder verlegen dreinschauten. Das Mädchen hob den Kopf und blinzelte mühsam die Tränen fort. "M-mein Verlobter...Aidan MacGhaill...er ist nach Thidranki a-aufgebrochen...und nun... ist er schon zwei Tage spurlos verschwunden u-und ich habe keine Ahnung, w-wo..." schluchzte sie und zerfloss abermals in Tränen. Liras und Deriac sahen sich an. Sie kannten das Mädchen. Rosie, wie sie genannt wurde, war nicht nur ein naives und hübsches Ding, sondern hatte auch überaus wohlhabende Eltern. "Was meinst du, ob hier eine kleine Belohnung zu erwarten ist, wenn sie diesen Hohlkopf von MacGhaill zurückbekommt?" wisperte Deriac. Liras nickte kaum merklich. "Der Kerl ist zwar keine lausige Kupfermünze wert, aber sie betet ihn ja an," tuschelte er zurück. Indes weinte sich die junge Keltin noch immer die Seele aus dem Leib. Die alte Frau, die ihr tröstend den Rücken tätschelte, sah sich vorwurfsvoll um. "Na, ist keiner von euch Helden bereit, selbst nach Thidranki zu reisen und nach dem jungen MacGhaill zu suchen?" Deriac und Liras sprangen wie ein Mann auf. "Wir!" sagten sie in derselben Sekunde. Die alte Keltin hob beide Brauen, bis diese fast unter dem grauen Haar verschwanden, doch Rosie hob abermals den Kopf. "Das würdet ihr tun?" fragte sie mit noch recht zittriger Stimme. Deriac lächelte ihr samtweich zu. "Wenn du dann aufhörst, zu weinen," sagte er liebenswürdig. Die alte Keltin schnaubte leise, doch Rosie lächelte schwach. "Ich werde euch ewig zu Dank verpflichtet sein," sagte sie, stand auf und machte einen Knicks. Liras trank den letzten Schluck aus dem Humpen. "Es gibt da nur ein winziges Problem," sagte er leichthin. Rosie's Augen vergrößerten sich angstvoll, und Liras machte eine beschwichtigende Geste. "Wir haben unglücklicherweise nur ein wenig Kleingeld dabei, konnten ja nicht wissen, dass wir einer jungen Dame heute noch einen solchen Dienst erweisen würden. Wir müssten ja die Teleportmeister bezahlen..." erbost fuhr die alte Keltin dazwischen: "Dreister Bengel! das ist eine unverschämte Lüge! ihr zwei Halsabschneider seid so blank, dass ihr euch sogar das Gesöff teilen müsst, und außerdem bieten die Portmeister ihre Dienste schon seit einiger Zeit kostenfrei an, und das wisst ihr ganz genau!" Liras und Deriac erröteten, während die übrigen Tavernenbesucher in lautes Gelächter ausbrachen, doch Rosie hob wütend die Hand. "Seid still! natürlich werde ich euch für eure Mühen entlohnen, meine Freunde." Sie kramte in ihren Taschen, förderte eine prall gefüllte Geldkatze zum Vorschein und drückte den beiden eine Handvoll Goldmünzen in die bereitwillig ausgestreckten Hände. Die alte Keltin schnaubte erneut, doch Liras und Deriac verneigten sich tief. "Wir brechen sofort auf. Mach dir keine Sorgen, Rosie, wir finden Aidan." Und eilig verließen sie die Taverne.

Draußen grinsten sie sich ein wenig schuldbewusst an. "Die Portmeister bezahlen...also ehrlich!" sagte Deriac kopfschüttelnd. Liras verdrehte die Augen. "Mir fiel so schnell nichts anderes ein. Also los, suchen wir diesen MacGhaill. Der Kerl ist so blöde, bestimmt hat er nur das falsche Reiseziel angegeben und irrt nun ziellos durch die Jamtland Berge." Deriac grinste noch breiter. "Wäre durchaus möglich, aber ich finde, wir sollten uns trotzdem zuerst in Thidranki umschauen, oder?" Liras nickte. "Dann mal auf nach Druim Ligen."

Keine zehn Minuten später standen sie schon in der hibernianischen Portalfestung. Deriac sang ein leises Lied, und die erfrischende Reisemelodie fuhr beiden in die Beine. "Lauf du vor, dich kriegt man so schnell eh nicht zu packen," sagte der Barde und nahm dafür bereitwillig einen Tritt vors Schienbein in Kauf. Weit mussten sie allerdings nicht gehen. Liras kniff die Augen zusammen und deutete auf den Turm von Fagans Brücke. "Da oben ist jemand," sagte er leise. Deriac klopfte auf das schartige Schwert an seiner Seite. "Dann wollen wir uns doch mal anschauen, wer das ist." Sie kamen näher, und Liras pfiff leise durch die Zähne. "Donnerwetter, ich wusste zwar, dass MacGhaill ein Idiot ist, aber für SO beschränkt habe ich ihn nun auch nicht gehalten." Eine der beiden Personen im Brückenturm war tatsächlich der Gesuchte, ein junger Mann mit schwarzen Haaren und babyblauen Augen. Und in seinen Armen hielt er eine blondbezopfte Bretonin, die jetzt einen warnenden Ruf ausstieß und auf Liras und Deriac deutete. Aidan MacGhaill sah sich unwillig um und hob dann beide Brauen. "Ach nein, die beiden Versager vom Dienst," rief er ihnen zu. "Wie versucht ihr denn dieses Mal, euch Geld zu ergaunern?" Liras riss empört den Mund auf, doch Deriac legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. "Wir suchen dich, MacGhaill. Deine Verlobte macht sich Sorgen, weil du es nicht für nötig hältst, ihr deinen Aufenthalt mitzuteilen." Sein Gesicht zeigte einen leicht angewiderten Ausdruck. Aidan zuckte kaum merklich zusammen, befreite sich aus der Umarmung und kletterte die Leiter hinunter. "Wenn ihr nur ein Wort sagt, werdet ihr das bitter bereuen, ich schwörs," sagte er leise. "Einen Grund finde ich schon, euer Ruf eilt euch ja voraus." Liras stampfte mit einem Fuß auf. "So redest du nicht mit uns, du untreuer Lump!" keifte er. Aidan lief zornrot an. "Lump? sowas sagt der Richtige, du kleine Kröte!" er betonte das vorletzte Wort auf eigentümliche Weise, und Deriac musste seinen Freund an den Schultern packen, damit dieser sich nicht auf MacGhaill stürzte. "Kommst du mit, oder sollen wir Rosie erzählen, dass wir dich gefunden haben?" fragte er eisig. Die Aussicht schien MacGhaill nicht zu behagen. Hochmütig warf er den Kopf zurück. "Ich wollte eh gerade gehen," versetzte er und gab der Bretonin einen unnötigen langen Kuss, ehe er sich vor ihr verneigte. Liras gab ein Geräusch von sich, als müsse er sich übergeben. Die Bretonin warf ihm einen wütenden Blick zu, ehe sie Aidan noch einmal zärtlich in die Wange kniff, sich endlich abwandte und vom Brückenturm einen eleganten Kopfsprung in den Fluss tat.

Aufreizend langsam stolzierte MacGhaill an den beiden vorbei. Liras und Deriac folgten ihm in kurzem Abstand. "Weißt du was?" fragte Liras plötzlich laut. Deriac sah ihn fragend an, und der Eldritch ließ ein geradezu dreckiges Grinsen aufblitzen. "Mir ist gerade eine wunderbare Möglichkeit eingefallen, wie wir uns für heute Geld ergaunern können!" der Barde legte fragend den Kopf schräg, und Liras warf Aidan MacGhaill einen bedeutsamen Blick zu. "Ein gewisser Jemand möchte bestimmt nicht, dass Rosie erfährt, was wir hier gesehen haben..." Aidans Kopf fuhr herum. "Willst du mir drohen, Kleiner?" fragte er mit blitzenden Augen. Liras grinste noch eine Spur breiter. "Ich hab doch gar keine Namen genannt..." Deriac stieß plötzlich einen Warnschrei aus. "Midgarder!" sofort fuhren die drei herum und stoben auseinander. Deriac gab einen hohen, tremolierenden Ton von sich, und die heranstürmenden Midgarder -ein Hexenmeister, ein Geisterbeschwörer, zwei Krieger und ein Schamane- blieben mitten im Lauf stehen. "Kauf sie dir, Liras!" brüllte Deriac, "die schlafen eine Runde!" der kleine Eldritch nahm den Geisterbeschwörer ins Visier, hob die Hände und ließ diesen einen Schub zerstörerischer, magischer Kraft entweichen. Der Kobold schrie auf, gellte seinem schemenhaften Trolldiener einen unverständlichen Befehl zu und wollte fliehen. "Schnapp dir das Vieh!" fauchte Deriac Aidan zu, und der junge Fian gehorchte automatisch. Ein kräftiger Schildhieb brachte den Trolldiener ins Straucheln, während Liras den davoneilenden Kobold mit einem weiteren Zauber betäubte. Erneut wurde der Geisterbeschwörer von der feindlichen Magie getroffen, und noch ehe die Betäubung nachließ, brach er zusammen. Indes hatte sich Aidan den Schamanen vorgenommen und gab ihm einen mächtigen Hieb, als er gerade zu einem Heilzauber für den Kobold ansetzte. Der Frostalf stöhnte gepeinigt, als sein Arm mit einem nachdrücklichen Laut brach. Liras überließ Aidan den Schamanen und konzentrierte sich auf den Hexenmeister- Deriacs Zauber konnte nicht mehr lange halten. Der Midgarder stürzte geschlagen zu Boden, und im selben Moment kehrte langsam das Leben in die beiden verbliebenen Krieger zurück. Sie blinzelten irritiert und wurden schlagartig munter, als ihr Blick auf ihre leblosen Gefährten fiel. Aidan MacGhaill nahm sich den älteren der Beiden vor, einen blonden Nordmann mit einer stattlichen Sammlung von Narben im Gesicht. Beide schienen jedoch auf Liras erpicht, denn obwohl MacGhaills Schwert schwer auf seinen Schild prallte, lief der Krieger mit noch etwas wackelig wirkenden Bewegungen auf den Lurikeen zu. Liras drehte sich unverzüglich um und rannte davon. Er warf einen schnellen Blick über die Schulter, betäubte den zweiten Krieger und schleuderte dem, der immer noch von MacGhaill bearbeitet wurde, seine Magie entgegen. Der Nordmann brüllte halb zornig, halb gepeinigt auf und seine Bewegungen wurden langsamer, ehe ihn ein vernichtender Hieb des Fian endgültig zu Boden schmetterte. Liras hatte sich längst dem letzten Feind zugewandt, und unter einem mehr als kritischen Treffer schlug der jüngere Nordmann der Länge nach hin und rührte sich nicht mehr. Liras verbeugte sich ernst vor dem Toten und kam in gemächlichem Tempo zu den anderen zurück. Deriac grinste ihm entgegen. "Das war nicht schlecht, was?" Liras ließ lässig die Schultern kreisen. "Kleinigkeit." Er wandte Aidan kurz den Blick zu. "Gar nicht mal übel für'n Fian," bemerkte er grinsend. MacGhaill grunzte. "Ich hab auch schon Unfähigere als dich gesehen." Deriac schmunzelte und stimmte wieder sein Reiselied an. "Damit sind ja alle Nettigkeiten gesagt. Kommt jetzt, Kinder, hauen wir ab, ehe der rachsüchtige Rest hier eintrifft." Die beiden waren nicht abgeneigt, und unbehelligt erreichten sie die hibernianische Festung. "Hört mal," sagte Aidan mürrisch, "ich will nicht, dass ihr Rosie das hier erzählt. Ich...werd es selbst tun. Meinetwegen bekommt ihr auch Geld, wenn euch das die Lippen versiegelt," fügte er verächtlich hinzu. Deriacs Augen leuchteten auf, doch Liras sagte plötzlich sehr ernst: "Behalt dein Geld, aber sag es Rosie wirklich. Denn das war eine ziemliche Sauerei, wie du vielleicht selbst festgestellt hast." Einen Moment breitete sich Schweigen aus, ehe der Fian widerwillig nickte. "Gut. Und...danke." Er spie das letzte Wort förmlich aus, aber Liras grinste dennoch. "Aber gern doch."

Wenig später standen sie vor der Taverne. Mit einem fröhlichen "Wir sind wieder DA!" riss Liras die Tür auf. Die Anwesenden sahen erwartungsvoll auf und Rosie stieß einen Freudenschrei aus, als MacGhaill hinter den beiden Freunden die Taverne betrat. "Aidan! oh Aidan, wo warst du, ich habe mir solche Sorgen gemacht...!" sie beherrschte sich mühsam und wandte sich strahlend an Liras und Deriac. "Ihr habt ihn mir zurückgebracht! unversehrt! oh, ich danke euch, ich danke euch so sehr!" Deriac scharrte verlegen mit einem Fuß, doch Liras trat zu ihr, zögerte kurz und hielt ihr dann den Beutel mit den Goldmünzen entgegen. "Es war keine große Sache. Nimm das wieder an dich, Rosie. Es ist viel zu viel und wir haben's nicht verdient." Die alte Keltin, die noch immer bei Rosie am Tisch saß, hob einmal mehr die Augenbrauen, doch nun wirkte sie beeindruckt. "Hört, hört," murmelte sie. Rosie lächelte gerührt und drückte sanft Liras' Hand nach unten. "Allein dafür verdient ihr es doch." Aidan zupfte sie am Ärmel. "Rosie, ich muss dir was sagen," meinte er leise. "Lass uns nach Hause gehen, ja?" sie nickte willig, legte ihm einen Arm um die Hüften und strahlte Deriac und Liras noch einmal an. "Ich stehe so tief in eurer Schuld. Wenn ich irgendwann einmal etwas für euch tun kann, dann lasst es mich wissen. Gute Nacht!" sie winkte strahlend in die Runde und zog den eher unglücklich dreinblickenden MacGhaill hinter sich her. Liras und Deriac grinsten sich an. "Lohnendes Geschäft, dieses Thidranki, was?" fragte der Barde. Liras feixte. "Wohl wahr. Nicht nur zum Geld ergaunern- irgendwie fällt da ja richtig Ruhm ab."
 

Liras nickte nachdrücklich und streckte sich. "Hach ja, und ab dem Tag wurde alles irgendwie anders. Das Geldproblem hatte sich schnell erledigt und vor allem zollte man uns bald echten Respekt. Und bis auf ein paar ungehobelte Ausnahmen hat sich auch keiner mehr über mich lustig gemacht!" er schoss einen vielsagenden Blick auf Cheres ab, und der Schwertmeister erwiderte diesen ruhig. "Klein und klein ist nicht unbedingt Dasselbe. Wie du schon so treffend bemerkt hast, es kommt nicht auf die Größe an." Liras blinzelte. "Äh?" machte er und schüttelte dann den Kopf. "Elfen reden einfach zuviel ominöses Zeug, und du stellst alle anderen in den Schatten." Er wandte sich an Leer. "Und, was sagst du?" der junge Eldritch grinste. "Wenn Cheres keine Lust hat, gehe ich mit euch die Midgarder besuchen. Ich möchte jedenfalls nicht mit ihnen tauschen." Liras strahlte und stubste Deriac an. "Aufwachen, wir können los!" der Barde fuhr sofort hoch. "Nein, wirklich? und ich hatte die Hoffnung schon beinahe aufgegeben." Liras schnaubte, und begleitet von Leers fröhlichem Gelächter verließen die drei die Festung. Cheres blieb gemächlich sitzen und grinste still. "Ich möchte auch nicht mit ihnen tauschen," murmelte er vor sich hin und befestigte endlich seine Schwerter am Gürtel.



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