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Heldentat

- Ken kills
von

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Beginn?

Disclaimer : Projekt Weiß

Warnung : multiple Gewalt

Erklärung : eine Theorie von kissos

Widmung : klar - kissos
 


 

„Ich kann nicht….“ Brüllte es laut, den Kopf in den Nacken gelegt. Erteilte seiner letzten Chance eine Absage. Schrie es in die Welt hinaus. Schluss. Der Versuch war gescheitert. Endgültig.

Unglaublicher Schmerz ließ ihn keuchen, übertönte das Schluchzen hinter ihm.

Trieb ihn hinaus, auf die Straße. Weg, nur weg.

Erst ging er schnell. Kam über das Traben ins Laufen. Rannte, bis die Lungen brannten. Und hörte doch nicht auf.

Bilder trieben ihn weiter. Bilder, entsetzlich und schön, in hektischer, unlogischer Abfolge. So unsortiert wie sein ganzes Dasein. Hektisch, unlogisch und immer wieder fremdbestimmt.

Flash. Der Park. Die weite Wiese. Die Ball spielenden Kinder.

Flash. Das weite Stadionrund. Die tobende Menge. Er auf der Linie.

Flash. Stevie mit dem Messer am Hals. Seine Mutter mit den Geldscheinen in der Hand. Und der zitternde Junkie, der sie anschrie, es seien nicht genug.

An dieser Stelle bissen sich seine Erinnerungen fest. Zogen als Film an ihm vorbei.

Langsam, fast in Echtzeit.

Er sah sie wieder, die dunkle Ecke in dem heruntergekommenen Viertel, das bessere Zeiten gesehen hatte. Jetzt war es die letzte Bastion vor der Obdachlosigkeit.

Da waren sie plötzlich vor ihm, zu dritt vereint durch die Drohung des Todes.

Und er, er sah nur die riesengroß verschreckten Augen des Jungen. Und reagierte.

Nutze das Messergefuchtel des Junkies zum Angriff. Drückte den Messerarm mit seiner Linken herunter, um das Kind zu schützen.

Landete einen mächtigen Hieb im Gesicht des Drogensüchtigen, trieb diesen damit nach hinten. Schützte den Jungen mit seinem Körper, schubste ihn seiner Mutter entgegen. Und bekam einen Stich in den Oberarm, weil er sich halb gedreht hatte.

Die Sicherheit des Kindes war ihm das Wichtigste in diesem Moment.

In der nächsten Sekunde übermannte ihn die Wut. Der plötzliche Schmerz hatte eine Instinkthandlung ausgelöst, die durch nichts mehr zu stoppen war.

Und er machte es richtig. Brach den Messerarm am Ellbogen, nahm das Messer aus der nun kraftlosen Junkiehand und steckte es zwischen dessen Rippen ins Herz.

Dieser Typ würde keine Bedrohung mehr darstellen. Nie wieder.

1

Cut.

Wieder kurzes Bilderrasen. Verwirrend schwirrten Einzelaufnahmen vorbei.

Da lag jetzt eine Leiche, er musste weg. Aber was war mit dem Kind?

Hatte dann den Jungen auf dem Arm.

Nahm die Frau mit der freien Hand und zog sie hinter sich her.

Kurze Verbindungsgasse zwischen zwei Blocks.

Die nächste Ecke und ihr plötzlicher Stopp.

„Nicht nach rechts. Hier lang, komm.“ Ihre Stimme, tonlos, aber bestimmt.

Und sie nahm ihn am Ärmel, zog ihn. Ortskundig war sie und entschlossen.

Dann standen sie vor dem Riesenklotz. Der Eingang war beleuchtet. Ein Wunder in dieser Gegend.

„Lass Stevie runter.“

Sie war an der Tür, wollte aufschließen. Da sah sie das Blut an seiner Hand.

„Du bist verletzt. Er hat Dich erwischt.“ Keine Frage, sondern Feststellung.

Zum ersten Mal sah sie ihn an. „Komm mit hoch. Ich sehe mir das an.“

Immer noch bestimmt. Kein Vorschlag, sondern Tatsachenentscheid.

Und er, er ging einfach hinterher. Die Hand in der Tasche, um kein Blut auf den Boden zu tropfen. Anstand, gemischt mit Vorsicht.

In dem kleinen Appartement wusste er nicht mehr, warum er mitgegangen war.

Drehte sich, wollte sich verabschieden, gehen.

Aber sie drückte ihm einfach ein Handtuch in die Hand. „Setz Dich, ich komme gleich. Ich bringe erst Stevie ins Bett.“

Und er, er setzte sich auf die kleine Coach und wartete. Wollte gerade die Jacke ausziehen und den Schaden selbst beheben, da ging die Tür des Nebenraums wieder auf.

Der Junge kam im Pyjama auf ihn zu. Ernst, viel zu ernst für sein Alter.

Die dunkelblausten Augen im blassen Gesicht. Sah ihn an und verbeugte sich.

„Danke, dass Du meiner Mum und mir geholfen hast.“ Sah ihn wieder an, hob seinen Kopf etwas höher. „Wie heißt Du? Sagst Du es mir?“

Und seine Mutter, dahinter, am Türrahmen, lächelte. Stolz.

2

„Ich heiße Ken. Schlaf gut Stevie.“

Kurze Worte, viel Botschaft. Ein echtes Männergespräch.

Kurz darauf kam sie zurück. Wortlos setzte sie sich zu ihm, versorgte den Stich. Schnell und fachmännisch. Und er, er fragte sie, ob sie Krankenschwester sei.

Sie lachte. Eine schöne Stimme, aber das Lachen von Bitterkeit durchsetzt.

„Schön wär’s“ war ihre Antwort, damals.
 

Seine Beine hatten jetzt einen harten, stampfenden Rhythmus gefunden, sie würden noch lange durchhalten. Seine Muskeln, ja, auf die konnte er sich verlassen. Aber sonst?

Im Gleichklang der Schritte kamen neue Bilder.
 

Das erste Gespräch. Seine Fragen, warum sie mit dem Jungen abends noch unterwegs war, in so ner Gegend. Ob sie nicht wenigstens ein Taxi nehmen könnten. Das Übliche halt.

Und ihre Antworten. Teilweise in ihrer Mimik zu lesen. Abwehr. Grenzverteidigung.

Alles, nur keine Rechtfertigung.

Aber auch Einsicht. Sie schuldete ihm was. Und er fragte nicht plump, zudringlich, ermahnend. Nur besorgt. Und fürsorglich. Und auf irgendeine unbeschreibbare Art… nett.

Und so bekam er Antworten. Zäh schienen sie aus ihrem Mund zu tropfen.

Ungeübt schien sie. Rau war der Klang und hart ihre Wortwahl.

Spärlich die Informationen.

Stevie blieb üblicherweise zu Hause. Eine ältere Nachbarin passte auf. Aber wenn die nicht da war…. Und im Club war in der Garderobe eine Ecke…. Da konnte er schlafen. Und das Geld für ein Taxi… war nie da. Und wäre sie nicht so müde gewesen, wäre der Junkie nie an den Jungen ran gekommen. Sie ging auch nicht ohne Messer aus dem Haus, wenn sie zur Arbeit musste.

Zur Arbeit. Die Worte schienen Salzsäure in ihrer Kehle. Ganz heiser, ganz leise, ganz sacht, flüsterte sie dann noch ein Wort. „Danke.“

3

Zeitsprünge. Sein Hirn memorierte nur die wichtigsten Momente.

Das Viertel mit den Bars und Bordellen. Der Türsteher ‚ihres Clubs’, der für genügend Schmiergeld immer die wichtigsten Details durchgab: ‚heute bleibt sie länger, sie hat den Jungen dabei, nein, ich soll ihr kein Taxi rufen…’.

Gut investiertes Geld in jedem Fall.

Anfangs fuhr er nur dorthin, wenn sie Stevie dabei hatte. Es dauerte nicht lange und er war immer gegenüber im Schatten der Toreinfahrt, wenn sie lange dort blieb. Folgte gekonnt und unauffällig.

Wartete, bis in ihrem Appartement das Licht anging. Und blieb oft noch stehen, nicht wissend, warum. Irgendwie erschien es ihm richtig. War erleichtert, für diese Nacht.

Bis zum nächsten Abend.

Kam ins Schlingern, als er für eine Mission geplant war und nicht den unsichtbaren Begleitschutz antreten konnte, überlegte, wen er fragen konnte.

Kurz erwog er, einen professionellen Bodyguard anzuheuern. Verwarf den Gedanken sofort wieder. Die Typen, die er so kannte in diesem Job, waren allesamt zu plump, zu ungeschickt. Sie war klug und misstrauisch, sie würde so einen Typen bestimmt entdecken. Und er war sich nicht klar über ihre Reaktionen.

Was wäre, wenn sie in Panik fliehen würde? Stevies und ihre wenigen Sachen zusammenraffen und verschwinden? Er würde die Beiden dann vielleicht nie wieder sehen. Spürte deutlich einen Anflug von Traurigkeit und überlegte weiter.

Sai brachte ihn auf die Idee. Und so ging er zu Yohji.

Der Lange hat nicht schlecht gestaunt, damals. So kannte er Ken nicht.

Zwei kurze Sätze, wer, wo und wann und dann direkt die Bitte. „Du weißt, dass ich heute Nacht raus muss. Du bist nicht geplant. Bitte Yohji, pass Du auf sie auf, ja?“

„Okay Amigo. Heute habe ich keine konkreten Pläne. Will eh nur so ein bisschen durch die Nacht…. Aber die Frau muss es ja voll drauf haben. Mann, bin ich gespannt. Wie heißt sie eigentlich?“

Gute Frage vom Langen. Er hatte keine Antwort. Damals.

4

„Lou-Ann, ich heiße Lou-Ann. Aber hier bin ich Honey.“ Ihre Stimme wurde leiser.

„Oder Süße, Sugar, Schlampe...“.

Abrupt drehte sie den Kopf. Sie war fast so groß wie er, schaute genau in seine Augen.

Er konnte die Wut in ihren sehen. Und er sah, wie schön sie waren, trotzdem.

Vielleicht auch gerade deswegen.

Und wie im sanften Licht der schwachen Straßenbeleuchtung die kleinen Bernsteine darin funkelten. Mitten im warmen Braun. ‚Bambi’ schoss ihm durch das Hirn.

Unwillkürlich lächelte er. Das war ein Fehler.

Eine tiefe Doppelfalte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen.

„Was gibt es hier zu grinsen? Ich habe Dich gefragt, warum Du hinter mir her spionierst? Und ich will eine Antwort. Jetzt.“

„Das tu ich nicht, Lou-Ann. Schöner Name, amerikanisch?“

„Lenk nicht vom Thema ab. Du schleichst seit mindestens drei Blocks hinter mir her.“

„Du hast es gemerkt?“ Sie war unglaublich. Er hatte doch einen Riesenabstand gehalten, wie hatte diese Frau…?

Und genau an dieser Stelle milderte sich die Zornesfalte.

Ihr Gesicht blieb ernst, aber ihre Stimme klang nicht mehr ganz so zornig.

„Ich bin nicht blöd, Ken. Unser Türsteher hat sich früher nicht um mich geschert. Auf einmal fragte er mich beim rein gehen, wie lange ich wohl bleiben würde. Und dann griff er immer sehr eilig nach seinem Handy. Also habe ich den Spieß mal umgedreht. Habe mal ein paar Kolleginnen auf ihn achten lassen. Und rate mal, was die mir erzählt haben? Da kommt so ein gut aussehender Japaner, wenn ich Schluss mache und gibt ihm hastig einige Scheinchen… und hastet dann hinter mir her. Und jetzt will ich wissen, was das soll.“

Er wusste nicht, was sagen… wie erklären…. Jedes Wort konnte falsch sein, alles verderben. Mit seiner Rechten ließ er die Fingerknöchel seiner linken Hand knacken.

Wie viel leichter war es, einen Angreifer zu bekämpfen. Sich mit Kraft durchzusetzen.

Vor ihrem Blick fühlte er sich hilflos. Aber sie würde auf einer Antwort bestehen, und sie hatte eine verdient.

5

„Die Gegend hier… ist gefährlich.“ Er schaute in ihr Gesicht, dann auf seine Stiefelspitzen. „Das hätte böse enden können, neulich….“

Seine Stimme endete in einem Murmeln.

Jetzt und hier kam sie ihm alles andere als hilflos vor… und er sich wie ein Idiot.

„Ich wollte aufpassen, auf Stevie… und auf Dich. Du solltest es nicht merken….“
 

Zwingend war ihr Blick, suchte seine Augen. Direkter Kontakt. Um dann nur ein Wort herauszuschleudern. „Warum?“
 

Und wieder wusste er nicht, was er sagen sollte. Zuckte mit seinen Schultern.

Verfluchte seine Sprachlosigkeit. Beneidete Yohji, der hätte schon längst….

Und wieder traf ihn ihre Stimme, weicher jetzt. „Warum sollte ich nichts merken?“
 

Komplettes Durcheinander. Konfusion pur. Einzelne Worte machten sich selbstständig, tanzten Reigen… weigerten sich hartnäckig, sinnvolle Sätze zu bilden.

Zornig wurde er, gegen sich… und auf sie, weil sie ihn so hilflos machte.

Weil er ihr nichts erklären konnte, was er selbst nicht verstand.

Und weil er ihr unbedingt antworten wollte. Weil er genau wusste, dass sie keine Lüge, kein Ausweichen verzeihen würde. Das war ihm klar, intuitiv.
 

In die Enge getrieben, seinen Zorn nur gezügelt durch seine Aufrichtigkeit, seinen Willen, ihr ehrlich zu antworten… sprach er, ohne weiter zu überlegen.

„Weil Du bestimmt super sauer geworden wärst.“

Um sich im nächsten Augenblick eine Faust ans eigene Kinn geben zu können.

Dämlicher hätte er sich nicht ausdrücken können. Er war ein Riesenidiot.

Seine Haut spannte über den Wangenknochen. Er spürte, wie sich das Blut dort sammelte. Und korrigierte sich. Er war ein dämlicher, rot werdender Riesenidiot.

Aber kein Feigling.

Hob den Kopf und schaute ihr in die Augen. Wollte sich ihrem Spott stellen und dann gehen.

Registrierte zuerst das Funkeln der Bernsteinlichter. Und sah ihre Mundwinkel zucken. Hörte dann ihre Stimme. Müde, aber friedlich. „Dann komm.“

6

Das erste echte Gespräch. Sie schien zu müde, um sich einzuigeln wie üblich. Die Wärme ihrer kleinen Wohnung, der Tee, nach der feuchten Kälte der Nacht, seine unaufdringliche Art… sie wirkte friedlich.

Und es schien Ken damals, als sei sie gnädig gestimmt, gewillt, ihm Erklärungen zu geben. Fragen zu beantworten, die Ken nicht stellen wollte, aber die ihm auf der Seele brannten.

Und so sprach sie ruhig, mit einer viel weicheren, nur leicht rauchigen Stimme.

Sprach von der teuren Privatschule, die Stevie seit Monatsbeginn besuchte, weil sie endlich das Schulgeld regelmäßig aufbringen konnte. Dass sie ihn morgens, nach einem gemeinsamen Frühstück los schickte und ihn dort sicher wusste. Mit warmer Schulspeisung und Ganztagsunterricht, teilweise in der Begabtenförderung, an der ihr Stevie nach einem entsprechenden Test teilnehmen durfte. Dass er dann am späten Nachmittag allein in die Wohnung zurückfuhr und nie wieder in den Club musste. Weil ihr kluger Sohn vernünftig genug war, sich mit ihren wenigen freien Tagen zufrieden zu geben.
 

Und Ken hörte ihren Monolog. Und genoss ihre Sorge um ihren Sohn. Die Tatsache, sie nur über Stevie reden zu hören, machte ihn irgendwie froh. Und so hatte er es irgendwie auch erwartet.

Und er sah ihre schönen Augen zum ersten Mal in voller Wärme. Ihre mittelbrauen Haare mit dem lebhaften Rotstich, je nach Beleuchtung unterschiedlich hell oder dunkelrot. Volle Wellen bis über die Schultern. Ganz natürlich. Ganz sie.
 

Sie hatte schon eine ganze Weile geschwiegen, er hatte es nicht bemerkt.

War versunken, in der Wärme, ihrem Anblick und in dem momentanen Frieden in der kleinen Wohnung.

Und so schreckte er auf, als er plötzlich ihr kehliges Lachen hörte… und platzte mir der denkbar blödesten Frage raus. „Wo zum Teufel, ist eigentlich Stevies Dad?

Warum kümmert sich der Kerl nicht um ihn?“

7

„Was zur Hölle…?“

Halb hatte es sie hoch gerissen. Mitten im Zorn versagte ihre Stimme. Siegte die Müdigkeit. Oder war es schon Resignation?

Und in derselben Sekunde erkannte er die Gefahr. Sprang auf.

Hier, in der Sicherheit ihrer eigenen kleinen Wohnung… hier würde sie keine Zudringlichkeit dulden. Distanzlosigkeit, Penetranz, Belästigung… ihre täglichen Berufsrisiken… hier strengstens verboten.

Und wieder einmal schimpfte er sich einen Riesenidioten. Merkte, dass ihm das Blut aus dem Kopf sackte, wie im Schock. Schluckte trocken. Hielt hilflos, tonlos, in stummer Geste eine Hand in ihre Richtung.

Stand dort wie ein armer Sünder an der Himmelspforte. Um Einlass bittend, trotz begangener Sünden.

Stand, auf ihren Entscheid wartend. Im vollen Wissen um seine Machtlosigkeit.

Ausgeliefert ihrer Gnade, ihrem Verzeihen. Unfähig zu erklären, dass es einem Mann wie ihm nicht in den Sinn käme, einen Klasse-Jungen wie Stevie allein zu lassen. Sich nicht zu kümmern. Wahrscheinlich nicht mal wissen zu wollen, ob es ihm gut ginge. Ihm… und seiner Mum.

Und gerade seine Sprachlosigkeit, sein Verzicht auf wortgewandte Ausreden, machten seinen Fehler wieder wett.

„Setz Dich wieder hin, Ken.“

Und so sprach sie von dem amerikanischen Süden, von den malerischen Bayous.

Erzählte brutal knapp von den ständigen Übergriffen auf die Mädels.

Wie viele schwanger wurden, kaum dass sie einen BH trugen. Und dass sie nicht abwarten wollte, eventuell ihren eigenen Bruder zur Welt zu bringen. Keine Seltenheit in der Gegend. Sie lief davon, trampte, ging mit den Truckern in die Koje… tat alles, um von Zuhause wegzukommen und rannte doch ihrem Schicksal entgegen.

In Las Vegas hatte sie eine kurze Zeit lang Glück. Groß und langbeinig, bekam sie einen der hinteren Plätze in einer drittklassigen Show. Verliebte sich in einen jungen Artisten… und wurde dann doch schwanger. Der Artist verschwand über Nacht, wie fast immer in solchen Stories und so wurde sie, der Not gehorchend, die Mätresse eines reichen Japaners.

Den sie nach ein paar Wochen nach Tokyo begleitete. In der Hoffnung, er würde weiter für sie sorgen. Aber als ihr Bauch dicker wurde, sagte auch der reiche Japaner Sayonara. Und wieder bleiben ihr nur Jobs, die behütete Mädels nicht machen… schon gar nicht für Geld.

Ihre Stimme war so hart wie ihre Geschichte. Bis sie von Stevies Geburt erzählte.

„Weißt Du Ken, ich bin keine anständige Frau, aber ich tue alles, um Stevie ein gutes Zuhause zu geben. Und so etwas wie eine Zukunftsperpektive.“

8

Nun war sein Lauf locker und gleichmäßig. Sein trainierter Körper trug ihn durch das nächtliche Tokyo, der City entgegen. So würde er traben, bis er umfiel.

Und mit jedem Plop der Stiefel auf dem harten Pflaster, kamen die letzen Bilder.

Die der jüngsten Vergangenheit, die Guten, die Heiteren, die… die heile Welt zeigten.
 

Stevies Freude, als er ihn mitnahm zu einem Fußballspiel. Seine Freude, als er mit dem Jungen im Park kickte und eine Menge Talent entdeckte. Die Zufriedenheit, ihn in bei einem guten Nachwuchstrainer untergebracht zu haben. Und das Glück, als er mit Lou-Ann bei Stevies erstem Spiel zuschaute, den Sieg seiner Mannschaft bejubeln konnte. Sie ihm um den Hals fiel beim Jubeln… und es zu einem behutsamen, sanften, unendlich kostbaren Kuss kam. Ohne jede Geilheit, ohne Peinlichkeit, einfach natürlich. Gewollt von beiden. Das Versprechen eines Anfangs. Eines Versuchs. Dem beschissenen Leben zum Trotz.
 

Für ein paar Wochen war da eine Vision. Die Möglichkeit, Harmonie zu finden.

An den freien Wochenenden aufs Land zu fahren. Ein geliehener Wagen, ein bestellter Picknickkorb… und die beiden Wochenenden, an denen Stevie mit seinem Team unterwegs war. So unbegreiflich schön wie eine Fata Morgana. Fast hatte er vergessen, dass er ein Wüstenbewohner war. Und die Wüste hat ihre eigenen, grausamen Gesetze.

So lebte er, immer auf die nächste Oase hoffend, völlig verdrängend, dass er die Karawanenstraße schon vor langer Zeit verlassen hatte. Dass er nur noch die dunklen Pfade der Wüstenräuber betreten durfte.
 

Plötzlich… Hupen, wütend und schrill. Quietschend packten Bremsen. Gummi rutschte über den Asphalt, rieb sich auf, hinterließ üblen Gestank.

Mitten auf der Kreuzung, im Scheinwerferkegel, unter einer Kanonade von Beleidigungen, wie sie weltweit nur Taxifahrer von sich geben können…

riss es ihm den Kopf herum und bremste ihn abrupt.

Keuchend registrierte er den Wagen und seine Umgebung. Instinktiv war er Richtung Headquater gelaufen. Was zur Hölle wollte er hier?

Hier war das die Wurzel des Übels. Hier wurde er fast täglich aufs Neue zum Mörder gemacht, hinausgeschickt, Menschen zu töten.

Um im nächsten Moment seinen Kopf müde zu schütteln. Den Taxifahrer ignorierend,

schleppte er sich zur anderen Straßenseite. Nein, es gab keine Ausrede. Ken wurde nicht zum Mörder gemacht… er war ein Killer. Die Menge der Opfer war so nebensächlich wie nur Irgendwas. Und niemandem konnte er die Schuld geben.

Es war sein verfluchtes Schicksal. Life is a bitch. Merk dir das, Ken. Und hör das verfluchte Träumen auf. Es gibt keine heile Welt für Berufskiller. Punkt.
 

Die Sache vorhin…. Dummer Zufall, mehr nicht. Aber lehrreich. Hatte ihm die Augen geöffnet, ihm geholfen, nicht noch mehr Bockmist zu bauen. Die beiden hatten eine kleine Chance… ohne ihn, natürlich. Er war Gefahr für alle in seiner Umgebung.

Und dass er auf einem Hit ausgerechnet Lou-Ann vor die Füße springen musste, dass sie ausgerechnet heute, ausnahmsweise, Stevie dabei hatte, obwohl das normalerweise anders geregelt war…. Peanuts. Nicht wichtig. Wäre es nicht so, wäre es halt woanders passiert. Irgendwie wäre die Bombe geplatzt… und dann vielleicht drastischer. Obwohl, war ja wohl ein ekliger Anblick für den Jungen…. Ken mit ausgefahrenen Bugnuks.

Stevies Stimme klang noch deutlich in seinem Kopf. ‚Ken?’. Dieser fragende, ungläubige Unterton. Diese Bitte um eine harmlose Erklärung, die es natürlich nicht gab. Und dann, stahlhart, ihre Stimme, den Jungen an sich ziehend.

‚Leb wohl, Ken’. Mit der unausgesprochenen Drohung, ihren Jungen nicht mehr zu behelligen. Ihn nicht mit diesem Milieu zu konfrontieren.

Und sein stummes Nicken. Ja, Lou-Ann. Ich halte mich fern von euch. Ich habe euch zu lieb.

Sie hatte schnell verstanden. Was seinen ‚Job’ anging… und was sein Versprechen anging. Sie schloss die Augen, drehte sich um und ging, Stevie an der Hand.

Nahm den letzten Rest von Kens Herz mit. Die allerletzte Hoffnung. Und sein Bemühen, ein normales Leben führen zu wollen. Endgültig.

Er legte seinen Kopf an die raue Mauer, drehte sein Gesicht zur Wand.

Flüsterte es noch mal. ‚Ich kann nicht… kann nicht mehr.’

Ende!

Er aß, er trank, er atmete, er tötete. Wie immer.

Stand seinen Mann im Team wie gewohnt. Ohne Furcht ging er durch die Missionen. Schien den Tod treffen zu wollen, ohne ihn direkt zu suchen.
 

Seine alten Kameraden stellten Fragen… und bekamen Antworten.

‚Lass mich in Ruhe, Yohji.’ Tonlos gesprochen.

‚Geh mir aus dem Weg, Aya.’ Mit geballter Faust.

Um Omi stumm aus dem Weg zu schieben…. Keine Kraft mehr übrig.
 

Fast war ihm die Gesellschaft der Schwarz lieber. Crawford, Nagi, Farfarello… konnte er ertragen. Ihr Schweigen schonte seine Seele. Die spöttischen Seitenblicke Schuldigs merkte er kaum. Sollte dieser ihn foppen wollen… konnte es nicht quälender werden als das Mitleid Omis.
 

Nun stieg er in den BMW, schaute blicklos auf seine Fahrerin… und dachte sofort wieder zwanghaft an die andere Frau. Genoss den einsetzenden Schmerz, bejahte ihn als Versprechen, sie nie zu vergessen.
 

„Sie hat es geschafft.“

Sais leise, dunkle Stimme beamte ihn zurück. Dann hatte wenigstens das noch geklappt. Diese verschämte Aktion, sie noch aus der Ferne zu behüten, ihr eine reelle Chance einräumen zu lassen.

Wenn Kerle wie er schon haltlos durch das Leben getrieben wurden, so konnte er doch Menschen wie Lou-Ann und Stevie unbemerkt eine feste Basis schaffen lassen.

Dank der Mithilfe einer anderen Haltlosen….
 

Die Visitenkarte des würdigen, unauffälligen, älteren Herrn, der so überhaupt nicht in diese maximal mittelmäßige Bar passen wollte, hielt Lou-Ann für einen Moment des Grübelns fest.

Wie oft bekam sie diese billigen Kartonagen zugesteckt, um sie ohne hinzuschauen in den Abfallkübel zu schmeißen, wo sie sich dann mit Limettenschalen und nicht verzehrten Oliven zu ekelhaftem Brei vermengten, sobald die hoch verehrten Herren Gäste das Etablissement verlassen hatten.

Und doch… irgendetwas war anders.

Es konnte vielleicht nicht schaden…. Und so steckte sie die Karte in ihre Geldbörse zu den wenigen Scheinen, die ihr als Tipp zustanden.

‚Nakashiro inc.’ Sie hatte von dem Riesenkonzern natürlich gehört. Dass die immer geschickte Hände für Fabrikation suchten, klang plausibel. Und ihre Hände waren nun mal unbestritten sehr geschickt.

Sie würde um einen Termin bitten, sich um eine Anstellung bemühen. Doch, ja. Denn wenn es wirklich Weiterbildungsmaßnahmen für fleißige, junge Arbeiter gab… dann war das die Chance ihres Lebens. Und Stevies.
 

„Sie hat es geschafft.“ Die Botschaft klang in ihm nach. Ließ ihn Sai langsam, stumm zunicken. Sah in ihre Augen wie in einen Spiegel. Sah die Akzeptanz, die Bejahung, das Versprechen. Es war nie zu spät. Für die Anderen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (54)
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Von: abgemeldet
2008-08-17T10:30:45+00:00 17.08.2008 12:30
Ken ist, für mich, eine der tragischsten Figuren im ganzen WK-Universum. Er ist nicht der tollpatschige Fußball-Fanatiker, wie er in den meisten Geschichten dargestellt wird.
Das Bild, das nach dem Lesen deiner Story in mir entsteht, passt tausendmal besser zu ihm – und zu dem, wie ich ihn mir seit dem Sehen der OVAs vorstelle. Tragisch. Düster. Die endgültige Abkehr von der heilen Welt, der Welt der normalen Leute…

Besonders gut gefallen hat mir an deiner Story, dass ich das Yuriko-Szenario wieder vor Augen habe. Wenn auch diesmal mit einem, wie soll ich sagen, fast schon erfreulichem Ausgang. Doch es bleibt eigentlich immer dasselbe – Ken, der sich für die anderen aufopfert, der sich nach und nach selbst verliert, damit andere wenigstens ein Stück glücklicher werden können.

Du hast eine absolut runde, gut durchdachte Story geschaffen, die ich einfach nur toll finde. Trotzdem bleibt ein Nachgeschmack zurück, fahl und blass und bitter. Weil man mit Ken mitfühlen kann, und die Story deshalb unheimlich traurig wird. Ganz großes Kino.

Von:  abranka
2008-08-05T17:52:12+00:00 05.08.2008 19:52
„Er aß, er trank, er atmete, er tötete. Wie immer.“
=> Geniale Beiläufigkeit.

Sai als Überbringerin der guten Botschaft... Eher ungewöhnlich für sie, aber das macht es so authentisch.

Und es ist typisch Ken, dass er wenigstens aus der Ferne der Beschützer ist, wenn er es in der Nähe schon nicht sein kann – um die beiden – aber auch sich selbst – zu schützen...

Lou-Ann bekommt eine Chance. Ihre Chance, die eine große Chance. Und ich denke, sie wird sie auch nutzen...
Nein, für sie ist es wirklich nicht zu spät. Und für Stevie erst recht nicht.

Für Ken und die anderen? Vielleicht... Vielleicht auch nicht.
Wie heißt es doch? Wer aufgibt, der hat schon verloren... Und Aufgeben ist nichts, was irgendeinem von ihnen steht. Ken und Sai als allerletztes.
Von:  abranka
2008-08-05T17:47:04+00:00 05.08.2008 19:47
Was wäre wenn... Diese Szenen gehen uns allen manchmal durch den Kopf, besonders wenn uns gerade jemand Neues begegnet ist, der irgendetwas in uns berührt, eine Saite zum Klingen bringt.

Was wäre wenn... Eine heile Welt wäre für Ken wünschenswert, vielleicht für jeden aus Weiß Kreuz. Aber machbar... eher nicht. Weil die Vergangenheit nicht auslöschbar ist. Und weil er nur ein Wolf im Schafspelz wäre, eine verkleidete Raubkatze.

Und weh tut’s trotzdem... Zu wissen, dass man nicht haben kann, was man will... In Kens Fall eine Chance auf ein „normales“ Leben...
Von: abgemeldet
2008-06-08T20:24:16+00:00 08.06.2008 22:24
Meine Gedanken, als ich die Geschichte das erste Mal gelesen hatte, gingen in eine leicht andersartige Richtung, und jetzt ist es selbst für mich spannend, diese Veränderung aufzuschreiben.
Ich bin beim ersten Mal ganz entzückt davon gewesen, dass es Sai ist, die ihm die Hoffnung wieder reicht. Wenn schon nicht auf eine gemeinsame Liebe mit Lou-Ann, doch wenigstens den Funken, dass es ihr und Stevie gut ergehen wird. Also ein Happy-End ... trotz allem. Aber zu mehr bin ich nicht gekommen, obwohl da noch was nagte ...

Jetzt les ich es noch mal und hake mich gleich an dem fünften Satz fest:
<<Schien den Tod treffen zu wollen, ohne ihn direkt zu suchen.<<
Das ist keine Furchtlosigkeit, das ist Mutlosigkeit, finde ich. Genau wie danach die Erklärungen über seine Kumpel, Yohji, Aya, Omi, die von ihm aus dem Weg gestoßen, geschoben werden. Weil sie seine Mutlosigkeit nicht ertragen und fragen werden, und ich glaube, Ken hätte Angst vor seinen eigenen Antworten.
Dann der Schwung zu Schwarz, diejenigen, die mit den Worten 'Liebe', 'Gemeinschaft' nicht viel anfangen wollen und auch können. Wenn jemand keine Furcht mehr vor dem Tod zeigt, dann hat er keinen Mut mehr für das Leben und Leben bedeutet auch Liebe, denke ich. In ihrer Gesellschaft fühlt er sich wohl, weil sie kaum überhaupt Gefühle zeigen, die auf ein 'wir' hinführen, wenn man aus gesunder psychologischer Sicht sieht.
Er fühlt sich verwandt.
Sai ist nicht nur hier der Katalysator.
... er dachte zwanghaft an die andere Frau ... Selbstmitleid? Sich selbst Schmerz zufügen, wenn es auch 'nur' innerlicher ist?
Und ihre Stimme ist leise und dunkel. Es sind niemals die lauten Töne, die Ken wieder hervorholen aus seiner eigenen Dunkelheit. Es sind leise und dunkle, etwas mit dem er umgehen kann. In dem er sich wohlfühlt und was er kennt, aus seinem eigenen Inneren.
Sai kennt ihn und reagiert bewußt oder unbewußt? Das ist egal, es ist hier die Hauptsache, dass sie reagiert und mit knappen, leisen, dunklen Tönen ihm diesen Funken Hoffung wieder gibt. Was er daraus macht, ist ganz allein sein Ding und dafür schätzt er sie. Akzeptanz heißt für mich auch das.
Dein Schluß schenkt mir noch einmal das tiefe Verstehen, dass die beiden für sich und den anderen fühlen und ist hier nicht nur die Geschichte von Lou-Ann, Stevie und Ken.
So viel vielschichtiger.
Eine Liebesgeschichte?
Eine Lebensgeschichte.
Deine Elster.
Von:  kissos
2008-06-02T07:51:48+00:00 02.06.2008 09:51
Vorneweg, ich bin wirklich froh über den Epilog. Auch, wenn der Ton bitter ist, so hat der Epilog für mich zur gleichen Zeit etwas 'Versöhnliches'. Hängt wohl damit zusammen, dass Lou-Ann eine Chance eröffnet wurde, von der ich sicher bin, dass sie sie nutzen wird.

Und es gibt doch keine bessere Tat, als jemandem zu helfen, ohne selbst davon zu profitieren. Ken eben. Wenigstens das kann ihm keiner nehmen. Auf seine Art ist und bleibt er ein guter Mensch. Das macht seine Trauer in meinen Augen umso wertvoller.

Besonders gefallen hat mir hier mal wieder die Einteilung, und die Übergänge. Die Szenenwechsel fließen unheimlich gut, finde ich.

Lieblingssätze/Lieblingsstellen hatte ich hier viele. ^^

>Schien den Tod treffen zu wollen, ohne ihn direkt zu suchen.

>Genoss den einsetzenden Schmerz,
>bejahte ihn als Versprechen, sie nie zu vergessen.

>Es war nie zu spät. Für die Anderen.

Das Ende ist schon hart, Hoffnung für die einen, und ein vorgezeichneter Weg ohne Hoffnung für die anderen. Das einzige, was mich als Leser etwas versöhnen konnte, ist die Tatsache, dass Ken jemanden hat, mit dem er sein 'Schicksal' teilt. Jemand, der ihn versteht.

Ich war beim Lesen überrascht, dass die ganze, letzte Sequenz in Wahrheit nur aus drei Zeilen besteht. So viel Inhalt, Gefühl und Wirkung mit so wenigen Worten.

Das Ende ist einfach perfekt. Die Heldentat ist damit eine von allen Seiten runde, geschlossene Geschichte. Soweit mein Eindruck.

*schnief*
War mir ein großes Vergnügen. ^^
oxx kissos

Von: abgemeldet
2008-04-25T20:10:36+00:00 25.04.2008 22:10
Die Wahrheit ist so verdammt grausam und deine Geschichte zu lesen hat mich hin und her geschüttelt zwischen Ungläubigkeit und Hoffen auf diese verwischte Fata Morgana und der Wut auf das reelle Leben, die Ohnmächtigkeit, etwas ändern zu können, die einen manchmal anspringt.
Ken ist, meines Erachtens, der einzige der ehemaligen Weiß, der so einen Schlag in seine Gefühlswelt ... hm ... ich hätte fast 'abfangen kann' gesagt, aber das trifft es nicht. Denn er fängt es ja nicht ab, er nimmt es an, als etwas, was nicht zu ändern ist.
Und gerade weil es aus Liebe geschieht, ist es für ihn auszuhalten. Und nur deshalb.
Den Blickkontakt hatte ich sehr bildhaft in meinem Kopf, dieser Ernst, diese letzten Gefühle zwischen den beiden Erwachsenen und dieses leise 'Knack' von Stevies Kinderherzen, der nicht versteht, warum er verraten wird. Ich glaube, seine Mutter hält die Erinnerung an Ken nicht aufrecht. Aber ich glaube, Stevie erinnert sich sein Leben lang an Ken, und nicht nur an diesen letzten Moment, sondern bestimmt auch daran, dass er es geschafft hat, seiner Mutter ein Leuchten zu schenken und nicht nur ihm.
Und ja, tough, ich hatte wirklich Tränen in den Augen, vielen Dank. Es war ein sehr emotionales Lesen und es hat gut getan.
Deine Elster.
Von: abgemeldet
2008-04-16T16:02:37+00:00 16.04.2008 18:02
Er tut mir leid...
Obwohl 'leid' das falsche Wort ist. Auch wenn ich sagen würde, dass es selbstverschuldet ist, würde es nicht genau zutreffen.
Er ist in etwas hineingerutscht. In einen Sog, dem man nicht entrinnen kann, aber bei dem man doch den Blick für das Wesentliche, das Eigentliche behält. Und man hat immer eine Wahl, wenn es ums töten geht. Töte ich oder töte ich nicht. Seine erste und einzige Wahl fiel auf töten und dann gab es keine mehr.
Er hat nicht viel Spielraum, was das Wesentliche angeht.
Als Killer hat Töten höchste Priorität, gefolgt vom verstecktem Leben, dem Leben als Schatten.
Ganz am Schluss das Herz, dessen Wünsche und Sehnsüchte. Das Herz ist am fehlerhaftesten, die Gefühle schön, aber trügerisch. Da muss er Abstriche machen, für die Liebe, das Glück, welches die beiden eben nur ohne ihn haben. Schmerzhaft, aber wahr. Ein sehr trauriges Kapitel, aber autenthisch.
Alles andere ist Trugschluss, Irrsinn, unrealistisch.
Du bringst es auf den Punkt.
Was wäre, wenn...?

jenki
Von:  kissos
2008-04-13T15:25:09+00:00 13.04.2008 17:25
In diesem Kapitel gab es vieles, was mir besonders gut gefallen hat (wie immer, und mich deshalb fast ein bisserl traurig stimmt, dass es schon das Letzte ist...). Aber am meisten hat mich die Szene beeindruckt, in der Ken und Lou-Ann sich gegenüberstehen. So gut wie keine Worte werden gewechselt - vielleicht ist es auch gerade deshalb ein so intensiver Moment.

Es tut weh, Ken so zu "lesen", weil man ihm ein besseres Leben von Herzen gönnen würde. Weiß nicht, gereade aus seinem Mund ist es besonders bitter, die Einsicht zu hören, dass es dazu niemals kommen wird.

Die Rückblicke, gerade auch die Erinnerung an das Fußballspiel - eine perfekt schöne "Familienszene" - muss Ken ja regelrecht zerreißen, dieses "hätte könnte, wenn nicht wäre". Ein solches Leben ginge einfach mit seiner Natur mehr konform als das, welches er jetzt gerade führt.

Eine traurige Geschichte mit leisen Tönen, stellenweise menschlich wunderschön, und das Ende, auch wenn ich mir (ganz realitätsfern) ein anderes gewünscht hätte, könnte besser gar nicht sein. Eines von den besten Teilen der fic, finde ich.


Ich hoffe ja... auf einen Epilog. ^^

oxx kissos
Von:  sanisa
2008-02-21T17:30:04+00:00 21.02.2008 18:30
Hy,
erst mal ein dickes sorry das ich erst jetzt dazu gekommen bin weiter zu lesen wie immer hat es mir gefallen nur leider wider ein bisschen kurz aber dafür ist der Inhalt ja groß so in dem sinne nen lieben Gruß von sanisa by
Von: abgemeldet
2008-01-18T09:27:21+00:00 18.01.2008 10:27
Geht es um Ken?
Kinder sind der Grund, warum man jeden Schmerz wirklich auf sich nehmen kann, wenn man es zuläßt. Kinder sind auch der Grunde, warum man sich von Grund auf ändern kann, egal in welche Richtung.
Und das ist die Verbindung für mich hier, mal wieder so punktgenau aufgezeigt durch dich.
Ken möchte vielleicht mehr von ihr, aber sein Hauptaugenmerk liegt in der Liebe zu ihrem Sohn.
Er ist so herzzerreißend ehrlich, so offen und weit in seinen Gefühlen, dass er in dieser Ehrlichkeit das einzig Richtige macht und nichts sagt, sondern ihr 'nur' seine Gefühle auf seiner Handfläche bietet.
Trotzdem ein tragisches Kapitel.
Darf ich es schreiben, dass ich kaum hellere Wolken als lichtes grau für die beiden sehe?
Ich bin gespannt.
Alles Gute
von der Elster.



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