Ein Halbes Jahr Später
Konohagakure Ende Februar im Jahr 70
Schwer atmend und mit kaltem Schweiß getränkt, erwachte Sakura Haruno aus einem Alptraum.
Dem Üblichen, natürlich. Der, der sie seit über einem Jahr nun schon fast jede Nacht verfolgte und gnadenlos mit ihrer eigenen Dummheit konfrontierte.
Wie hatte sie damals nur so blöd sein können? So… Unglaublich dämlich, einfach. Denn wie dämlich hatte sie sein müssen, um zu glauben, dass Sasuke Uchiha ihr auch nur zuhören würde? Sie war Sakura Haruno! Und Sasuke Uchiha hörte nicht auf das, was Sakura Haruno sagte. Oder sagen wollte.
Jetzt, ein halbes Jahr später, war sie fertig.
Fertig mit ihm, fertig mit ihren romantischen Kleinmädchenfantasien, fertig mit der Nutzlosigkeit, fertig mit kindischen Rivalinnen, fertig mit obsessivem Stalking und fertig mit ihrer Ausbildung zum Medic-Nin.
Na ja, fast.
So ganz fertig mit ihrer Ausbildung war sie bestimmt noch nicht. Hoffte sie zumindest.
Sie hatte das letzte halbe Jahr nämlich unter dem folterähnlichen Training von Tsunade persönlich verbracht.
Und dadurch war sie so mehr oder weniger wie ihre Meisterin geworden.
Tsunade war vieles für sie; ihre Meisterin, eine ihrer besten Freundinnen, eine zweite Mutter. Wovon sich mittleres wirklich… Interessant anhörte, angesichts der Tatsache, dass Tsunade fast vierzig Jahre älter war als sie.
Aber es stimmte.
Sakura fuhr sich durch die Haare und schlinste auf den Wecker neben ihrem Bett. Halb sechs morgens. Na, das erklärte zumindest, warum es draußen noch dunkel war. Und verriet ihr des Weiteren, dass sie noch gut eine Stunde Zeit hatte, bis sie aufstehen und entweder auf irgendeine sinnlose Mission gehen musste, welche die Beschäftigungstherapie für Naruto darstellte, solange Jiraiya sich irgendwo rumtrieb und „Informationen sammelte“, oder eine weitere folterähnliche Trainingseinheit mit Tsunade. Und sollte beides nicht drin sein, würde sie einfach ein wenig praktische Arbeit im Krankenhaus verrichten.
Sie mochte arbeiten im Krankenhaus. Da fühlte sie sich so, als würde sie tatsächlich was tun. Zur Abwechslung mal.
Und in der Zwischenzeit würde sie einfach nur daliegen und aus dem Fenster gucken, in dieses wunderschöne, vernebelte Dorf und…
… Ein grinsendes Gesicht auf einem orangefarbenen Etwas, welches an ihr Fenster klopfte.
„Naruto!“, keifte sie, bevor sie schnell das Fenster öffnete. „Was willst du denn hier?“
„Oma hat uns zu sich gerufen.“, erwiderte er, aus irgendeinem Grund schien er in Höchststimmung.
„…Sie ist schon wach?“, fragte Sakura skeptisch.
„Na ja, sowas ähnliches. Und so drauf wie sonst auch, also beeil dich lieber!“ Mit diesen Worten sprang er von ihrem Fenster auf die Straße, wohin sie ihm zehn Minuten später folgte.
„Was will sie denn von uns?“, fragte Sakura im Rennen, während sie sich Netzarmstulpen überstreifte. Sie mochte die Dinger. Naruto fand sie irgendwie nicht so toll und Ino spottete darüber, dass sie damit wie ein Emo aussehen würde. Che, die hatten einfach keinen Geschmack.
„Keine Ahnung.“, erwiderte Naruto und beäugte ihre Stulpen wie immer skeptisch. Hey, er trug einen orangen Strampelanzug, bei solchen Dingen sollte er die Klappe halten. „Muss aber wohl was wichtiges sein…“