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World of Faerûn - 5. Staffel

Ghosts Of Apocalypse
von

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Folge 84: Zeitlose Wege

„Bah, wozu brauchen wir Licht?“, fragte Baram leicht genervt über den Lichtzauber, den Kyren für die dunklen Pfade der Mine erschaffen hatte. „Im Gegensatz zu euch Zwergen sehen wir Elfen in totaler Dunkelheit auch nicht mehr als ein Mensch. Wir sind kein Volk deren Ursprünge in kalten, dunklen Höhlen liegen.“, erklärte sie, wogegen ihr Blick konzentriert nach besagten Hinweis suchte, der einen Pfad in das Reich der Eiskönigin ebnete.

Das Gemeckere des Zwerges ging noch eine ganze Weile weiter, aber Kyren versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren. Es war kein Geheimnis das Zwerge und Elfen nicht unbedingt die besten Freunde waren. Es schien fast so als ob beide Völker neidisch auf die Errungenschaften und Fähigkeiten des jeweils anderen Volkes waren. Elfen waren schöne Wesen, Zwerge robuster, Elfen waren Meister der Magie, Zwerge Erfindergenies – letztendlich glichen sich alle die Vor- und Nachteile aus.

Trotz der Pöbeleien ihres Mitstreiters erstrahlte Kyrens Gesicht als sie schließlich auf einen Minenpfad traf, dessen Wände mit Eis bedeckt waren. „Sie nur – wir haben es gefunden! Falk hatte recht!“, meinte sie erfreut, was Baram erst einmal zur Ruhe brachte. „Wurde ja auch Zeit. Wenn ich wegen dir den Weißen Falken nicht erwische, trete ich dir in deinen süßen Elfenhintern!“, grummelte er zurück und stampfte voraus. Normalerweise wäre Kyren bei solch einen Kompliment errötet, doch sie wusste wie es der Zwerg gemeint hatte und gab sich daher nur Mühe nicht allzu eingeschnappt zu wirken.

Baram scherte das wunderschöne Glitzerspektakel nicht, das all das Eis von der Decke und den Wänden im Glanze von Kyrens Lichtzauber hervorrief. Auch sie genoss das Schauspiel nur kurz, denn der Weg wurde mit jeden Meter steiler und enger, bis sie irgendwann nicht einmal mehr darum kam in gebückter Haltung weiter zu gehen. Baram tat sich auf Grund seiner Größe leichter. Bald darauf, kurz bevor Kyren schon dache, sie müsste auf allen vieren weiter, erreichte man schließlich das Ende des ersten Teilstücks. Beide wirkten etwas enttäuscht dass sich vor ihnen eine tiefe Schlucht auftat, die man mit einem einfachen Sprung nicht überwinden konnte.

„Okay, halt dich an mir fest. Ich kann uns mit einen Teleportzauber auf die andere Seite bringen.“, sagte Kyren, die nur kurz planlos gewirkt hatte. Barams Augen weiteten sich vor Schreck und er trat einen Schritt zurück. „Was?! Ich fass doch keine Elfe an und von deiner heimtückischen Magie will ich erst gar nichts wissen, geschweige denn spüren. Ich finde auch alleine auf die andere Seite.“, wies er den Vorschlag der Elfe zurück. „Hmf, wie du meinst.“, erwiderte Kyren mit aufgeblasenen Backen und konzentrierte sich anschließend auf ihren Zauber. Baram war bestens ausgerüstet und holte ein Seil aus seinem nimmervollem Beutel am Gürtel heraus. Rasch band er einen Knoten damit um seine Axt. Kyren brauchte weniger lang und teleportierte sich bereits auf die andere Seite. „Hee, kommst du?“, fragte sie winkend als sie auf der anderen Seite angekommen war. Baram reagierte leicht gereizt und warf ihr mit voller Wucht seine große Axt entgegen. Die Elfenmagierin erschrak, sah aber schnell dass er nicht auf sie gezielt hatte, sondern auf das Eis neben ihr, wo sich die Axt wie ein Anker eingrub. Mit den Seil, das am einen Ende an seiner Axt befestigt war und dessen anderes Ende er in Händen hielt, bot sich ihm eine einfache Möglichkeit auf die andere Seite zu gelangen und die gut 15 Meter breite Schlucht zu überbrücken. Erwartungsgemäß band er das andere Ende des Seils um einen der zahllosen Eiszapfen auf seiner Seite. Nachdem er noch einmal die Stabilität der Konstruktion prüfte, begann er sich von langsam herüber zu hangeln.
 

So minuziös auch alles geplant war, Baram hatte sein Gewicht ein wenig unterschätzt, weshalb das Seil sich auf halben Weg begann sich langsam aufzulösen. „Baram! Das Seil reist!“, rief Kyren besorgt, die jedoch nicht die einzige war, der diese Verschleißerscheinung auffiel. „Ich weiß!“, grölte Baram zurück, der immer hektischer versuchte das rettende Ende zu erreichen. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm den porösen Teil des Seils zu überbrücken, der kurz darauf zerriss. Folglich stand ihm ein harter Aufprall an einer Schluchtwand bevor, nun wo das Seil in zwei Hälfen zerrissen war. Kyren kniff die Augen zu als sie den Aufprall an der Schluchtwand vernahm, doch der Zwergenkrieger blieb wacker und hielt das Seil. Nun musste der den Rest des Weges nach oben klettern, doch ein Blick nach oben verriet ihn dass er sich damit nicht allzu viel Zeit lassen sollte. Auch Kyren bemerkte dass das Seil nun drohte an der Kante zu reißen an der es auflag. „Was …. was ist denn das für eine Billigware?!“, kreischte sie und griff sich panisch in die Haare, erzürnt über die Qualität des Seils. „Ich habe es von einem Elfen.“, tönte Baram ihr schnippisch zurück, obwohl es mehr so klang als sagte er das nur um sie abermals zu verunglimpfen. Trotz allem versuchte sie ihn nach oben zu ziehen. „Gnnn, keine Chance, ich bin nicht stark genug.“, sagte sie zähneknirschend. Resignierend unterband sie jeden weiteren Versuch als sie merkte dass dies auch nicht gerade zur Stabilität des Seils beitrug. Baram erwies sich derweil als guter Kletterer. Ihm fehlten fast nur noch 2 Meter bis er es nach oben geschafft hatte. Hektisch versuchte er weitere Zentimeter gut zu machen, doch schließlich riss das Seil an der kritischen Stelle. Kyren reagierte schnell und riss sich den Wintermantel vom Leib um ihn Baram wie eine Armverlängerung hinunter zu reichen. Dieser nahm dankbar an und so blieb es bei einem Stück Seil das in die Tiefe fiel. Kyren versuchte sein Gewicht zu halten, doch ihre kalten Hände hatten kaum Kraft und schmerzten mit jeder Sekunde mehr. „Beeil dich!“, krächzte sie mit angespannter Mimik. Zu allem Übel begann jetzt auch noch der Mantel zu reißen. Nach und nach lösten sich die Nähte, bis Kyren auf einmal erschreckt feststellte das sie nur noch einen abgerissen Ärmel in den Händen hielt und vom Schwung nach hinten umgeworfen wurde. Beängstigt sprang sie auf und rief den Namen ihres Begleiters.

„Ja, was ist denn?“, tönte es aus Richtung Schlucht und sie sah mit Freude das Baram es bereits geschafft hatte einen Arm über den Abhang zu bringen. „Du … du hast meinen Mantel kaputt gemacht.“, fuhr sie leicht zögerlich fort, um ihre Sorge ein wenig zu verstecken. „Das war der Mantel von Falk.“, belehrte er sie und brachte den Rest seines Körpers nach oben.
 

Nach einer kurzen Atempause ging es schließlich weiter für die beiden Abenteurer. Bald schon sollte sich ihnen eine weitere Hürde in den Weg stellen und wieder einmal sah es so aus als ob man klettern musste. Eine schier unendlich hohe Felswand musste erklommen werden, wollte man die Eiskönigin erreichen. Als Kyren nach oben, zum Ende der Felswand sah, wurde sie von hellem Licht geblendet, das durch die Reflexion des allgegenwärtigen Schnees noch viel heller war als üblich. Unerschrocken machte sich Baram daran die Felswand zu erklimmen und kurz darauf entschloss sie sich ihm zu folgen. Zum Glück war der Vorsprung gut zum klettern geeignet, so dass man recht schnell vorankam. Lediglich die allgegenwärtige Kälte machte der Elfin zu schaffen.

Baram wähnte sich schon fast am Ziel als Kyren plötzlich niesen musste. Das Geräusch hallte durch die ganze Ebene und löste am Ende des Felsvorsprungs eine Lawine aus. Erschrocken blickte Baram nach oben als die weißen Massen auf ihn herabstürzten. Unter der Wucht der Schneemassen verlor er den Halt und stürzte hinunter. Hektisch versuchte er nach irgendeinen neuen Halt zu greifen, der seinen Sturz vollends bremsen konnte. Ungewollt griff er sich einen von Kyrens stets herabhängenden Hosenträgern, was zur Folge hatte das er ihr nun langsam die Hose herunter zog. Sie hielt ihre Position, obwohl der Zwerg gewiss nicht leicht war. Ihre Empörung musste warten, denn schon Augenblicke danach erwischte sie die Schneedusche von oben. Eine glückliche Fügung verschonte sie von der vollen Wucht der Lawine, da diese durch herausragende Felsen immer wieder getrennt und geschwächt wurde. Dennoch kamen auch die beiden Abenteurer nicht ohne eine kräftige Portion Schnee davon.

Nachdem die Lawine vorüber war, gelang es Baram leicht wieder Halt an der Felswand zu finden. Kyren verharrte jedoch mit geröteten Wangen an ihrer Position. „Das ging gerade noch mal gut … eh … was ist mir dir?“, meinte Baram erleichtert, worauf er ihre starre Haltung bemerkte. Sie zitterte am ganzen Leib und begann nur verzögert zu antworten. „Schnee … in meiner Hose ist eiskalter Schnee …“, bibberte sie heraus und Baram begann zu realisieren das er nicht ganz unschuldig daran war. „Pah, Mädchen sollten Röcke tragen.“, grummelte er um seine Schuldgefühl zu verdrängen.

Trotz dieses kleinen Malheurs gelang es den beiden schließlich die Felswand zu erklimmen, an dessen Gipfel sie eine Halle aus Eis erwartete. Vereinzelt standen dort alte Möbelstücke, die vom Schnee überdeckt waren. Es war das Zimmer einer verlorenen Seele, eines jungen Mädchens, das sich in sich selbst verloren hatte. Kyren zitterte entsetzlich, aber Baram nahm keine Rücksicht darauf und sah sich erst einmal um. Kyren fiel ein kleines Bild auf das mit einer schmalen Eisschicht überdeckt war, während Baram unauffällig nach Wertgegenständen suchte.
 

Gedankenversunken starrte Salina währenddessen aus dem Fenster von Falks Hütte. Decan lehnte relativ lässig für seine Verhältnisse in einem Stuhl hinter ihr und zählte wohl innerlich die Zeit, die er warten wollte, bis er alleine weiter zog. Schließlich drehte sich die Elfin zu ihm um und äußerte ihre Gedankengänge. „Ich mache mir langsam Sorgen. Falk ist noch nicht zurück. Ob ihnen etwas passiert ist?“, meinte sie beunruhigt. Decan schnaufte desinteressiert und schien gerade etwas erwidern zu wollen als sich seine Augen schlagartig weiteten. Wie vom Blitz getroffen sprang er auf und blickte sich hektisch um.

„W-was ist denn?“, fragte Salina irritiert. „Irgendetwas stimmt nicht. …. ein Elementargeist! Ich spüre ihn ganz deutlich!“, erklärte er und ließ eines seiner Schwerter in seine rechte Hand gleiten. Seine Gefährtin wirkte verunsichert, denn so plötzlich konnte doch niemand erscheinen ohne das man ihn vorher erspürt hatte. Als die ersten leichteren Möbelstücke im Raum jedoch begannen zu schweben, merkte sie dass er nicht übertrieben hatte. Alles wirkte auf einmal so unwirklich wie eine Fatahmorgana.

Ein greller Lichtblitz ließ kurz darauf das ganze Haus um sie herum förmlich explodieren. Geblendet hielt man sich die Arme vor die Augen, aber selbst das half nicht viel.
 

Obwohl das grelle Licht nur kurz erschien, blieb man noch einige Sekunden wie erblindet. Erst langsam bildeten sich wieder Konturen vor den Augen der Abenteurer. Zu ihrer Überraschung stellte Salina fest das Shane erwacht war und in kniender Haltung nach Luft rang. Noch immer war er sehr blass. Er hielt sich die Hand gegen die Stirn und es deutete sich an das ihm schwindelig war. Einen Moment dachte sie das grelle Weiß würde gar nicht mehr aus ihren Blickfeld weichen, doch schnell realisiert sie das sich die Umgebung um sie herum verändert hatte.

Man war in einer horizontlosen Ebene gelandet, einer Zone wo es weder Boden, noch Himmel, weder Anfang noch Ende gab. Unwohlsein breitete sich in der Waldläuferin aus und das lag nicht einmal zwingend daran dass es nicht einmal Schwerkraft gab. Leicht genervt nahm sie zur Kenntnis dass ihre Waldläufertracht ihr zum Nachteil wurde und sie ihr Beinkleid mit einer Hand unten halten musste, wollte sie sich nicht allzu offenherzig präsentieren. Decan nahm die Situation deutlich ruhiger hin und schien einfach nur abzuwarten, sein Schwert noch immer fest in der Hand haltend.

„Wo sind wir?“, fragte Salina vorsichtig. Ein kurzes Grollen folgte auf ihre Worte, wenn gleich man nicht erahnen konnte woher das seltsame Geräusch kam. „Ihr seid fern von Zeit und Raum.“, tönte eine alte Männerstimme in folge des Grollens aus dem Nirgendwo hervor. „Ts, Taschenspielertricks. Valve, der Herr über Zeit und Raum, ist es nicht so?“, entgegnete Decan frech. Seine Annahme sollte sich kurz darauf bestätigen. Zugleich zog er die Aufmerksamkeit des Elementargeists auf sich. „Ah, der Gotteskrieger. Ich muss zugeben dein Gespür beeindruckt mich.“, gab die Stimme neugierig zurück. „Also, warum sind wir hier, Valve?“, konterte er leicht genervt. „Weil die Zeit knapp wird. Ich mag der Herr von Zeit, Raum sein, ich mag in die Zukunft und die Vergangenheit sehen können, aber ich kann nicht verhindern was geschehen wird. Zweifellos werdet ihr zu spät kommen um Noss zu stoppen. Leider verfüge ich nicht über die Mittel euch direkt zu ihm zu bringen ohne die Welt in seine Bestandteile zu zerreisen. Dennoch habt ihr eine Chance das Schlimmste zu verhindern. Wendet euch an jene Person, die dem Gotteskrieger im Traum erschien. Sie verfügt über das nötige Wissen und die Informationen die ihr braucht.“, erzählte Valve mit ernstem Ton. „Ihr erwartet dass wir einen Elementargeist trauen?“, fragte Decan höhnisch, aber Shane gab ihn überraschenderweise keine Gelegenheit darauf zu antworten. „Sagt … sagt mir nur eines … was …. was passiert in der Zukunft?“, fragte er mit schwacher Stimme. „Die Apokalypse.“, erwiderte Valve strikt und ließ seine Visionen durch die Köpfe der Abenteurer fließen. „Und ihr werdet es nicht verhindern können, wenn ihr mir nicht traut. Das Schicksal dieser Welt ist bereits besiegelt, solltet ihr diese Chance verspielen.“, ergänzte er streng. Decans Blick wurde finster als er diese Bilder sah. Auf einmal machte für ihn alles einen Sinn, was ihn die Götter gesagt hatten. „Die Toten werden auferstehen, Sinnfluten über die Ufer schlagen, Erdbeben und Vulkanausbrüche die Erde erschüttern, Stürme das Land verwüsten, Brände und Plagen die Ernten vernichten … all das ….“, sagte er mit angespannter Stimme vor sich hin, wenn gleich es Shane war, der das Ende des Satzes bildete. „All das sind die Merkmale der Apokalypse. Die Elementargeister sind also nichts anderes als die Vorboten der Apokalypse …“, ergänzte er in Wortbrocken und weit aufgerissenen Augen. Auch Salina begriff und erinnerte sich an einige Zeilen aus den Prophezeiungen des Alaundo. „Sieben ruhelose Geister werden die Welt erschüttern … und all jene die auf ihr leben.“, zitierte sie den legendären Wahrsager mit bleicher Miene.

„Es war von Anfang an klar das es passieren würde, ob nun durch Zephilia, Noss oder wen auch immer. Die Prophezeiung hätte ihren Weg zur Erfüllung gefunden.“, tröstete Valve die Abenteurer. „Es liegt an euch, ob ihr dieser Welt noch eine Zukunft geben könnt.“, ergänzte er mit verstummen seiner Stimme. Schließlich wich das weiß das sie umgab und man fand sich wieder in der Hütte wieder. Shane lag wieder im traumlosen Schlaf und alles wirkte so als wäre nichts gewesen. „Shane!“, rief Salina besorgt und versuchte ihn wieder wachzurütteln. „Vergiss es.“, sagte Decan mit schroffen Unterton. „Wir waren von dieser Welt getrennt. Der Fluch der auf ihm liegt, hat nicht so weit gereicht. Deshalb war er wach.“, ergänzte er nüchtern, wenn gleich es ihre Sorge nicht minderte.
 

Baram und Kyren hatten derweil einen riesigen Saal erreicht, der so wunderschön und trostlos zugleich wirkte. Eisskulpturen füllten den Raum, manche akkurat und grazil gefertigt, andere hatten eine gequälte Mimik und Haltung. Anhand ihrer Haltung ließ sich abschätzen dass sie Abenteurer waren, die das gleiche Übel wie Shane erlitten hatten, nur das ihnen niemand mehr zur Hilfe kam. Kyren spürte etwas Mächtiges in diesen Räumlichkeiten, auch wenn sie dessen Ursprung nicht orten konnte. Ohnehin blieb ihr dafür nicht allzu viel Zeit, denn schon bald ertönte die Stimme der Eiskönigin. „So, ihr wagt es in mein heiliges Reich einzudringen?“, tönte ihre Stimme von überall. „Wir sind nicht hier um gegen Euch zu kämpfen oder dergleichen. Ich bin gekommen weil ich eine Bitte an Euch habe.“, wirkte Kyren ihr entgegen und drehte sich dabei im Kreis. Die Eiskönigin schien einen Moment verwundert. Es dauerte etwas bis sie eine Antwort erhielt. „Was? Jemand wagt sich zu mir um mich um etwas zu bitten? Eine bessere Lüge ist euch wohl nicht eingefallen?“, höhnte sie, wenn gleich ihre Neugier geweckt war. „Um was möchtest du mich denn bitten?“, fragte sie entsprechend nach, noch immer ohne sich ihnen zu zeigen. „Mein Freund, Ihr habt ihn mit einem Zauber belegt. Ich gebe Euch mein Wort, ich schwöre bei allem was mir heilig ist – er hatte nichts Böses im Sinn. Gebt ihn von dem Fluch frei, der auf ihn liegt.“, erklärte sie. Schließlich erschien die Eiskönigin direkt neben ihr. Abermals baute sie sich aus heranwehenden Schnee auf und Griff sogleich den Hals der Elfe. Kyren erschrak, doch ihre Stimme erfror förmlich, so kalt war die Hand der Eiskönigin. „Dein Wort bedeutet mir nicht das Geringste, Mädchen. Aber ich werde Gnade walten lassen. Du wirst nicht so enden wie die anderen Eindringlinge. Ich werde …“, sagte sie, doch sie kam nicht dazu ihren Satz zu beenden, als eine heran fliegende Axt ihren Arm abtrennte, der sogleich zu Schnee zerfiel. Schnell stellte sich Baram als Werfer heraus, der weniger friedlich wie seine Gefährtin gesonnen schien. „Ihr seid nicht in der Position um über unsere Schicksale zu entscheiden.“, rief er und nahm seine zurückkehrende Axt in Empfang.

Mit dieser Aktion war Reisha nun sichtlich verstimmt und fixierte all ihre Wut auf den mutigen Zwergenkrieger. So unerschrocken er auch reagiert hatte, so schnell musste er nun laufen um ihren Eiszaubern zu entkommen. Clever nutzte er die frühren Opfer und Skulpturen als Deckung und attackierte sie immer wieder mit seiner Axt. Kyren war noch wie benommen vom eiskalten Griff Reishas und vermochte nicht helfend einzugreifen. Obwohl Baram immer wieder traf, setzte sich die Eiskönigin immer wieder aufs Neue zusammen. Schließlich endete sein Lauf als er auf eisglatter Fläche ins rutschen kam und unsanft auf dem Boden stürzte. Für seine Gegnerin war es die Gelegenheit und sie wusste diese zu nutzen. Hässlich grinsend trat sie vor ihm und bereitete den finalen Eiszauber vor. Der Zwerg starrte ihr dennoch trotzig entgegen, wohlwissend dass er wohl verloren hatte.
 

Baram hätte nie damit gerechnet dass ihn ausgerechnet ein Schneeball vor dem schlimmsten bewahren sollte, den die Eiskönigin gegen den Rücken geworfen bekam. Zunächst dachte er dass sich Kyren erholt hatte, doch die hielt immer noch ihren Hals. Wütend drehte sich Reisha um wo sie einen Mann ganz in Weiß in ihrem Blickfeld vorfand. Er saß auf eine der Skulpturen und jonglierte mit weiteren Schneebällen. „Ihr solltet Eure Gäste etwas freundlicher behandeln, My Lady.“, liebsäuselte er freundlich grinsend. Nicht nur Baram erkannte das es sich bei dem Mann um den Weißen Falken handelte. Dieses Mal kam er nicht von oben herabgeschwebt, schien dafür aber ganz und gar vergnügt. „Ihr müsst der Weiße Falke sein! Ihr seid dieser unverfrorene Mann, der es gewagt hat mir zu drohen!“, fauchte sie ihn an und richtete ihren Zauber nun gegen ihn. Trotzdem lächelte er ihr freundlich entgegen. Es kostete ihm nicht mehr als eine Bewegung seines kleinen Fingers um den Zauber an einer aus dem Boden schießenden Schneewand wirkungslos verpuffen zu lassen. „Na, na, na – das schickt sich aber gar nicht. Ein Lächeln würde Euch viel besser stehen.“, gab er gut gelaunt zurück. Reisha wirkte empört, nicht nur darüber das sie ihren Zauber abgewehrt hatte, sondern auch darüber das er ihr Vorschriften machte. „Wisst Ihr warum ich hier bin, verehrte Reisha?“, entgegnete er und beendete das Spiel mit den Schneebällen. „Ihr wollt mir meine Schönheit nehmen!“, gab sie aggressiv zurück. „Nicht ganz. Die Schönheit der Eiskönigin.“, sagte er und hüpfte von der Statue. Diese wirkte nun sichtlich irritiert, erst recht als er unerschrocken näher trat. „Denn hinter dieser Schönheit soll der Geschichte nach eine bezaubernde junge Frau namens Reisha stecken.“, schmeichelte er ihr, was die Eiskönigin verwirrt zurück schrecken ließ.

„Was redet Ihr da ...?“, fragte sie nervös und vergaß sogar dass sie sich kurz zuvor noch im Kampf befunden hatte. „Ich kann leider nicht nachempfinden was ihr durchmachen musstet, ich glaube niemand kann das, aber seht was aus solch einer bezaubernden Person geworden ist. Ich weiß, niemand hatte den Mut euch zu sagen das euer Mann im Krieg gefallen ist, weil sie alle wussten das Ihr es nicht wahrhaben wolltet. Und dennoch glaube ich das ihr es die ganze Zeit über wusstet.“, wirkte er auf sie ein, wenn gleich dies ihre Wut neu entflammte. „Das ist eine Lüge! Er ist nicht tot! Haltet euer Schandmaul!“, schrie sie verbittert und schickte ihm einen Eiszauber entgegen, den er abermals, wie schon zuvor, abwehrte. „Die Wahrheit tut manchmal weh, zumindest für Wesen die Dinge empfinden können. Eure verlorene Liebe wird nie wieder kehren, Reisha. Und falls es Euch nicht bewusst ist – das Ganze war vor vielen hundert Jahren. Wenn ihn nicht der Krieg gerissen hätte, dann wäre es die Zeit.“, erzählte er weiter. „Ihr sollt Schweigen!“, kreischte sie nun mehr tränenreich, wenn gleich diese Tränen sofort zu Schnee gefroren. „Nicht die Kälte hat Schnee und Eis in diese Höhle gebracht. Es sind die Millionen von Tränen, die ihr tag täglich vergossen habt. Glaubt Ihr Euer Mann hätte dieser Anblick erfreut? Ich glaube Reisha war eine gütige Person.“, meinte der Meisterdieb und schloss bedächtig seine Augen. „Was …?“, stotterte sie verunsichert. Der Weiße Falke nutzte die Gelegenheit nicht um sie heimtückisch zu attackieren, sehr zur Überraschung Barams, der dem ganzen Wortlos beiwohnte und auf eine günstige Gelegenheit wartete. „Wie viel Schnee muss noch fallen, bis Ihr die Realität akzeptiert? Wie lange noch müssen andere leiden, die Euch wohl gesonnen wären?“, fragte er und holte ein Bild unter seinen Umhang hervor, auf das Kyren in der Räumlichkeit zuvor Aufmerksam geworden war. Die Eisschicht darauf war mittlerweile weg geschmolzen und brachte ein Portrait von Reisha und ihrem Mann zum Vorschein. Der Meisterdieb hielt das Bild genau in das Blickfeld der Eiskönigin. Diese verlor sich regelrecht darin und nahm es schließlich an sich. Schwermütig fiel sie auf die Knie und starrte wie versessen auf das Bild. „Erkennt Ihr oder habt Ihr vergessen wer diese junge Frau auf dem Bild ist?“, fragte er zwanglos nach. „Das ist …. das bin …“, stotterte sie, während ihre Puppillen sich mit Trauer füllten. Sie konnte den Satz nicht vollenden, denn gleichzeitig sah sie ihr Spiegelbild auf der Glasoberfläche des Portraits. Ihre weiße, leblose Haut, ihr helles Haar und das gebrochene Herz das sich in ihren Augen widerspiegelte, ließ sie erkennen dass sie nicht länger das Mädchen auf dem Bild war. „Ein Leben in einer Traumwelt ist kein Leben, es ist die Flucht davor.“, sagte er und setzte somit den Kampf ein Ende. Die Eiskönigin gab sich geschlagen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Der Meisterdieb hatte seine Ankündigung wahr gemacht. Er hatte der Eiskönigin ihre Schönheit genommen, die nun nur noch eine weinende Frau war.

Schließlich trat Kyren vor sie und legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter. „Wisst Ihr Reisha, auch ich habe jemand besonderes in meinem Leben, aber auch er wird sterben wenn Ihr Euren Fluch nicht von ihm nehmt.“, meinte sie mit gütiger Miene. Noch immer trauernd sah sie zu ihr auf und nickte ihr einen Augenblick später verständnisvoll zu. Dies sollte das Ende der Eiskönigin sein und der Neuanfang für eine junge Frau Namens Reisha.
 

Überglücklich wank Kyren einige Zeit später ihren drei Gefährten zu. Shane war wieder völlig gesundet nachdem der Fluch von ihm genommen wurde. Lediglich Baram grummelte in seinen Zwergenbart. Zu gern hätte er sich den Meisterdieb geschnappt, doch ein Fünkchen Ehre reichte aus um ihn ziehen zu lassen, denn schließlich hatte er ihm das Leben gerettet. Der Dieb selbst, gönnte sie das Artefakt, das Reisha zu dem gemacht hatte, was sie war. „Ihr habt es geschafft!“, rief Salina erfreut, stolz über die Leistung der beiden. Kyren wollte Shane am liebsten in die Arme schließlich, doch stattdessen salutierte sie nur kurz vor ihm und setzte ein Lächeln auf. „Seid ihr dem Meisterdieb begegnet?“, fragte Shane neugierig, worauf sich Baram auf die Lippen beißen musste um nicht vor Frustration zu platzen. „Ja … schon, aber wir haben ihn ziehen lassen, nachdem er uns gerettet hat.“, erzählte Kyren an seiner Stelle. „Bedauerlich.“, tönte Decan nüchtern, lenkte seine Aufmerksamkeit jedoch schnell auf eine weitere Gestalt die sich hinzugesellte.

Die fröhliche Wiedervereinigung war nicht von allzu langer Dauer gewesen, denn ein seltsam umhülltes Mädchen trat an die Abenteurer heran. Decan erkannte das Mädchen wieder, das ihm bereits einmal in einen Traum erschienen war. Er erinnerte sich das Valve dieses Treffen vorausgesehen hatten und ließ es Geschehen. „Es wird Zeit. Hier ganz in der Nähe gibt es eine Höhle in dem ein altes Portal steht. Es führt euch nach Raurin.“, tönte eine Mädchenstimme unter der Umhüllung hervor, der Fremden hervor. Die Abenteurer wirkten sichtlich irritiert, wussten kaum einen klaren Gedanken zu fassen. „Was … wie?“, fragten Salina und Kyren synchron, schafften es aber im ersten Moment nicht eine klare Frage zu formulieren. Shane durchschlich ein ungutes Gefühl, beim Anblick des verhüllten Mädchens, denn ihr Erscheinen bestätigte das was er vor kurzem erfahren hatte. Der Elementargeist hatte gemahnt sich an das Mädchen zu wenden, das ihnen nun entschlossen entgegen blickte …



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