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Zodiakal

von

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Prolog

Der Wind griff mir in den Rücken und bauschte mein hellblaues Gewand auf. Ich hob die Hand zu meiner Wange um ein paar meiner Tränen wegzuwischen, eine Quelle, die seit Stunden nicht versiegen wollte, wie sehr ich mich auch bemühte.

„Hier.“

Ich blickte auf und sah die Frau vor mir stehen, die mit mir zusammen Wache hielt. Sie bot mir ein Taschentusch an, ich lächelte gequält und nahm es. Auch ihre Augen waren gerötet, doch war sie in der Lage, ihren Tränen Einhalt zu gebieten. Mit ihrer Waffe in der Hand ging sie auf ihren Posten zurück, auf der gegenüberliegenden Seite der Tür, neben der auch ich stand.

Die Waffen kamen mit jetzt sinnlos und lächerlich vor. Wie sollte man etwas bekämpfen, dass jemanden von innen und unsichtbar angreift?

„Yula? Was passiert, wenn…?“, fragte ich und die Frau sah zu mir, ihre Augen röteten sich wieder stärker.

„Das wird nicht passieren.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Doch, es wird. Wir wissen es doch alle. Also, sag mir, was geschieht dann?“

Yula senkte den Kopf, ihre zum Teil offenen Haare fielen ihr ins Gesicht.

„Ich weiß es nicht“, flüsterte sie.

„Geschieht es mit den anderen auch?“, fragte ich unerbittlich weiter.

Ihre Waffe stärker umklammernd schüttelte Yula wieder den Kopf.

„Ich weiß es nicht.“

Ich begann leise zu schluchzen.

„Sie stirbt. Sie ist die erste, und dann alle danach. Wenn es sie aber alle nicht mehr gibt, kann niemand mehr das Schicksal der Welt beeinflussen. Wir sind alle zum Scheitern verdammt.“

Jetzt wurden die Knöchel, die Yulas Stab festhielten, weiß.

„Sei leise, sprich nicht so.“

Ich schnaubte.

„Wird sie wieder gesund, wenn ich von all dem nichts sage, was sich hinter dieser Tür, die wir unnütz bewachen, ereignet? Ändert es was?“

„Nein.“

„Du magst erfahrener sein als ich, Yula, und vielleicht auch weiser, aber keine Weisheit der Welt kann uns im Moment sagen, warum diese Dinge geschehen. Und wenn sie weiter geschehen, existieren bald weder die zwölf Hüter, noch die Tempel, noch die Schätze!“

Große Tränen liefen jetzt über Yulas Wangen, als sie mich ansah. Ich fühlte mich schäbig, als mich die Erkenntnis durchzuckte, dass es mir jetzt besser ging. Ich hatte gesagt, was ich dachte, was jeder hier dachte. Und endlich war ich nicht mehr die einzige, die darüber weinte.

„Sei jetzt sofort still“, sagte sie mit Nachdruck.

Den Halt verlierend sackte ich an der Wand zusammen, die Waffe klirrte, als sie auf dem Boden aufkam.

„Jemand muss doch etwas tun… Jemand muss sie retten… Irgendjemand!“

Ich schluchzte und heulte.

„Niemand weiß, was zu tun ist, also kann niemand etwas tun, Namia.

Nimm wieder Haltung an, na los!“

Ich stemmte mich an der Wand hoch, bückte mich, um meine Waffe aufzulesen und weinte weiter, doch jetzt waren es stumme Tränen, die mich zu einer Erkenntnis trieben:
 

Wenn ich nicht selbst eine Lösung suchte, tat es niemand.



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