Kapitel 4-II
Kapitel 4- II
‚Mission erfüllt.', dachte Lucius bitter, als er beobachtete, wie sich Potter
weiter schützend vor Draco schob und ihn warnend anblitzte.
Es grenzte beinahe an Hohn.
Da hat er in den letzten Wochen eine vollkommen depressive Narcissa
und unzählige Nächte auf der Couch ertragen müssen, weil sein Meister
nicht vernünftig in der Lage war, festzustellen, ob Draco tatsächlich tot
oder das Ganze ein abgekartetes Spiel zwischen ihm und Potter gewesen
ist.
Im Grunde genommen wunderte es ihn kein bisschen, dass Draco sich
nicht mehr bei ihnen gemeldet hatte.
Wenn sein Vater dasselbe mit ihm gemacht hätte wie er mit Draco, hätte
er seinen alten Herren schon längst in Grund und Boden verflucht.
Aber Draco schien seltsam ruhig.
Fast schon zu ruhig.
Als ob er am Ende am längeren Hebel sitzen würde.
Verärgert wollte Lucius diesen Gedanken beiseite schieben.
Doch als er in das eisige Silber des Jüngeren schaute, schauerte er
unwillkürlich.
Ihm ging unbewusst sogar eines dieser dämlichen Muggel- Sprichwörter
durch den Kopf: So fühlt es sich an, wenn jemand über dein Grab
schreitet- oder so ähnlich.
Am liebsten wäre er jetzt ganz weit weg, nur nicht hier.
Aber er hatte den Befehl von seinem Meister:
Draco um jeden Preis nach Hause nehmen.
Der Dunkle Lord wollte unbedingt hinter das Geheimnis seiner
Auferstehung und vor allem seiner Fähigkeit kommen, die es ihm
ermöglichte seine alte sterbliche Hülle wieder mitzubringen.
Vielleicht könnte man dasselbe Verfahren ja auch bei ihm anwenden...
Wenn nicht der Zauberstab Potters und dessen Warnung- von der er
wusste, dass sie alles andere als heiße Luft wäre- wären, dann würde er
sich seinen ungehorsamen Sohn am Schlafittchen packen und aus dieser
verdammten Halle schleifen.
Stattdessen konnte er nur durch zusammengebissene Zähne zischen:
„Jetzt mach hier keinen Aufstand und begleite uns nach Hause."
Draco schüttelte fast schon amüsiert den Kopf:
„Nein."
„Verdammtnochmal! Ich bin dein Vater! Du hast zu tun, was ich dir sage!",
donnerte er schließlich doch seine Kontenance verlierend.
Wenn es erst mal soweit war, wusste jeder, dass es besser war den Kopf
einzuziehen, wie die Schüler um die beiden jungen Männer herum es
taten.
Doch Potter und Draco wichen nicht einen Millimeter von ihren Plätzen
und hielten seinem zornigen Blick ohne weiteres stand.
Draco besaß sogar die Frechheit spöttisch zu lächeln und höhnisch eine
Augenbraue hochzuziehen:
„Darf ich dich daran erinnern, dass ich am 5. Juni siebzehn und somit
volljährig geworden bin? Ich bin nicht mehr an die Weisungen meiner...
Erzeuger gebunden."
Lucius konnte sich nicht helfen. Aber irgendwie wurde er das verdammte
Gefühl nicht los, dass sich Draco über irgendetwas köstlich amüsierte.
Und das hatte nichts mit Potter zu tun, über dessen verwuschelter Mähne
er sie beide anblitzte.
„Dann betrachte dich hiermit von der Familie Malfoy verstoßen.",
schnaubte er angewidert. Solchen Ungehorsam konnte er nicht dulden.
Schon gar nicht bei seinem eigenen Fleisch und Blut.
Und vielleicht war das sogar die einzige Möglichkeit Draco vor einem
weiteren Übergriff des Dunklen Lords zu schützen. Zumindest konnte
seine Lordschaft nicht mehr über ihn an Draco herankommen.
Die Strafe für diese... Befehlsverweigerung würde er schon überstehen.
So wie er auch die Beteiligung an der Folter seines eigenen Sohnes
überstanden hatte... und die darauffolgenden hysterischen Anfälle Cissas,
die ihm seitdem lediglich die kalte Schulter zeigte.
Erneut überraschte Draco ihn, indem er kurz auflachte und voll beißenden
Spottes meinte:
„Oh, herzlichen Dank, verehrter Vater!", verbeugte er sich voller
Sarkasmus. „Und keine Sorge, ich bin sicher, dass ich auch ohne Ihre...
„herzliche" Fürsorge zurechtkommen werde. Ich wage sogar zu
behaupten,", blitzte er seine Eltern jetzt wütend an. „... dass es mir ohne
den Namen Malfoy und euch um einiges besser gehen wird, als mit. Einen
schönen Tag noch, die Herrschaften. Hinter Ihnen ist der Ausgang."
Wieder lag diese undurchdringliche Miene über den Gesichtszügen
Dracos. Wieder blitzten die silbernen Seen Dracos kalt auf.
Selbst Cissa blieb angesichts dieses unverfrorenen und dennoch kalten
Rauswurfes alles im Halse stecken.
Stattdessen hackte sie sich hocherhoben Hauptes bei Lucius unter und
gemeinsam rauschten sie arrogant wie eh und je aus der Halle.
Die brennenden Blicke Dracos und Potters bis zum Ausgang in ihrem
Rücken spürend.
Kaum waren die Malfoys außer Sichtweite, gaben die Knie unter Harry
nach und er sackte auf den Steinplatten zusammen.
Der Zauberstab klapperte nutzlos zu Boden.
„Bei Merlin... ich hatte eine Scheißangst!", flüsterte er leise, so dass es nur
Draco mitbekam.
„Scht... schon gut, sie sind weg.", hörte er die leise Beruhigung Dracos
nahe an seinem Ohr. Das brachte ihn wieder zu Bewusstsein, dass
eigentlich der Slytherin von ihnen beiden derjenige war, der von seinem
eigenen Vater gefoltert worden ist. Sofort wandte er sich um, um ihn mit
sorgenvollen Blick zu mustern. Sanft strich er eine Strähne des
seidenweichen silberblonden Haares hinter das Ohr Dracos:
„Und bei dir? Alles in Ordnung?"
„Mir ging es nie besser.", zwinkerte ihm der Silberblonde frech zu.
„Soeben bin ich offiziell die Bürde des Namens Malfoy losgeworden. Das
heißt im Klartext, ich kann tun und lassen was ich will."
„Und wo besteht da der Unterschied zu vorher?", konnte sich Harry dann
doch nicht verkneifen zu fragen. Erntete aber nur wieder das amüsierte
Lachen des Slytherin.
„Übrigens Danke für den Heldenmut, mit dem du dich zwischen mich und
meinem Herrn Erzeuger gestellt hast."
Verlegen drehte Harry seinen Kopf weg, da ihm gerade in den Minuten
klargeworden ist, wie sinnlos sein Unterfangen eigentlich gewesen ist.
Seit wann brauchte der Tod schon einen Bodyguard?
Er spürte, wie ihn Draco mit sanfter Gewalt dazu zwang, ihn erneut
anzuschauen.
„Ich fand's süß. Danke.", mit diesen Worten beugte Draco sich ein wenig
nach vorn, um ihm einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze zu geben.
Draco wusste, dass in dem Moment, in dem Harry Lucius hier in der
Großen Halle entdeckt hatte, ein Schalter in dem Gehirn des
Schwarzhaarigen umgelegt worden war und Harry voll und ganz darauf
konzentriert gewesen war, zu verhindern, dass Draco nochmals von
Todesesser verschleppt und... mehr... wird.
Trotz der eigenen Angst, es könnte wieder seine Schuld sein.
Angst, wieder zu versagen.
Wieder nur hilflos alles mit ansehen zu können.
Und erneut daran zu zerbrechen.
Es spielte dabei keine Rolle, dass Harry eigentlich um seine neue
Existenz wusste. Für Harry war er jemand, der um jeden Preis beschützt
werden musste. Und das rührte ihn. Denn bisher hatte sich noch nie
jemand darum geschert, was aus ihm wurde oder wie es ihm ging.
Lächelnd hielt er dem Gryffindor die Hand hin, um ihm wieder auf die
Beine zu helfen. Stattdessen wurde er zu Harry nach unten gezogen, der
ihn verlegen anblickte:
„Ich glaube, meine Knie sind immer noch so weich, dass sie mich nicht
tragen."
Kopfschüttelnd zögerte Draco nicht lange und hob seinen kleinen Löwen
auf den Arm.
„Was meinst du? Frühstück in der Küche?", fragte er amüsiert, als er das
Unbehagen des Kleineren spürte. Harry vergrub sein Gesicht in der
Halsbeuge des Silberblonden und nickte verschämt.
Es war ihm mehr als unangenehm, dass Draco ihn zum zweiten Mal
innerhalb weniger Tage aus der Halle tragen musste.
Zurück ließen sie mal wieder Schüler und Lehrer, die von dem, was sie
gerade gesehen und gehört haben, mehr als baff? überrascht?
überrumpelt? waren. Und das ein oder andere Mädchen fand die Szene
mit Harry auf dem Arm von Draco, das Gesicht in der Halsbeuge des
Slytherin gekuschelt mehr als nur zuckersüß.
Und? Hat's gefallen?^.~
(oder soll ich ob des Zuckers einen Termin beim Zahnarzt Eures
Vertrauens klar machen^.~)
Bis demnächst
kessM^____^