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Verletzungen

HG/SS-Story mit viel Drama, Action und auch ein bisschen Mystery
von

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61.-65. Kapitel

61. Versöhnung für Fortgeschrittene
 

Ron fand den Brief zuerst, der im Gemeinschaftsraum auf ihn und Ginny wartete. Er sah, von wem er kam und wollte ihn erst einfach wegwerfen, aber da er auch an seine Schwester gerichtet war, würde er den Inhalt besser nicht ignorieren.
 

Es war kein Brief, wie er erwartet hatte, sondern eine Einladung zu einem Weihnachts- und Versöhnungsessen am ersten Weihnachtsfeiertag. Ron pfefferte ihn in die Ecke. Dumme Gans! Er wollte bestimmt nicht mit ihr und Snape und der ganzen Truppe um Dumbledore Weihnachten feiern.
 

Das war sowieso schon alles viel zu schmerzhaft. Vor einem Jahr hatte er hier mit Harry noch Zaubererschach gespielt. Jetzt würdigten sie einander keines Blickes mehr und wenn Ron ehrlich zu sich selbst war, lag die Hauptschuld daran wohl bei ihm. Für Hermine hatte er damals ein Geschenk ausgesucht, was ihr das erste Mal wirklich gefiel und damals schien noch alles in Butter zu sein. Er verlor sich in Erinnerungen. Als er von einer zuschlagenden Tür in die Wirklichkeit zurückgeholt wurde, stand plötzlich Harry vor ihm.
 

„Hallo Ron, hast Du Hermines Einladung gesehen?“
 

„Was geht Dich das an?“
 

„Ich werde auch da sein. Das geht es mich an. Gehst Du hin?“
 

„Du kannst ganz beruhigt sein. Mit Sicherheit nicht!“ Ron wendete sich dem Schachbrett vor seiner Nase zu und versuchte Harry zu ignorieren.
 

Doch dieser setzte sich im gegenüber hin. „Hör mal Ron, willst Du das ganze Leben lang zornig auf Hermine sein und auch auf mich? Es würde ihr sehr viel bedeuten, wenn Du kommen würdest.“
 

„Mir egal. Geh mir aus dem Licht!“
 

„Du bist ein solcher Sturkopf! Dir eine Versöhnung anzubieten ist genauso effektiv, wie Voldemort die Friedenspfeife hinzuhalten. Ich geb’s auf. Solltest Du jemals mit mir reden wollen, weißt Du ja, wo Du mich findest.“
 

Ron fuhr sich durch die Haare, die es inzwischen längenmäßig fast mit Charlies’ aufnehmen konnten.
 

Das was er da eben gesagt hatte stimmt nicht und er war sich dessen voll bewusst. Hermine war ihm nicht egal und Harry war es auch nicht, aber er wollte nicht mit den beiden sprechen. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Über diesen Schatten konnte er einfach nicht springen! Er verließ den Gemeinschaftsraum, um draußen durch den Schnee zu stapfen und ein paar klare Gedanken fassen zu können.
 

Ginny schwang die Beine aus dem Bett und sah an die Uhr. Es war fast elf. Sie war verdammt froh, dass jetzt Ferien waren und sie nach ihren nächtlichen Treffen mit Draco wenigstens so lange schlafen konnte, wie sie wollte. Nach der Dusche ging es ihr schon besser und sie fühlte sich wie frisch geboren, als sie daran dachte, dass bald Weihnachten war.
 

Im Gemeinschaftsraum war niemand, aber ihr Blick blieb an einem Stück Papier hängen, das unter einem Tisch lag. Ginny angelte es hervor und war überrascht, dass es an sie und Ron adressiert war, noch dazu von Hermine, wie es schien.
 

Sie öffnete den Umschlag und fand die Einladung. Hermine wollte sich also versöhnen. Na toll! Das fiel ihr jetzt schon ein. Ginny wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Jetzt hatte sie zwei Möglichkeiten: Sie konnte sich mit Hermine, die scheinbar doch noch ihr Gedächtnis besaß, aussöhnen oder aber sie und Snape an Draco verraten. Beides schien ihr nicht besonders verlockend zu sein.
 

„Gehst Du wenigstens hin, oder blockst Du auch so ab, wie Dein idiotischer Bruder?“ ertönte da Harrys Stimme hinter ihr.
 

Ginny konnte ihm nicht in die Augen sehen, als sie sagte „Ja, ich werde wohl hingehen. Hermine fehlt mir und vielleicht sollten wir das endlich alles aus der Welt schaffen.“
 

Harry nickte. „Sehr schön, wenigstens eine mit Verstand in dieser Familie.“
 

Da war sich Ginny nicht so sicher.
 

Das Weihnachtsessen kam näher und Twinker bereitete bereits Tage zuvor mit Mabella die ersten Köstlichkeiten vor. Da wurde Fisch geräuchert und Süßigkeiten wurden hergestellt. Hermine musste hier Wein verkosten und dort entscheiden, welches Menü sie haben wollte. Sie war sich sicher, dass die beiden Hauselfen viel zu viel machten und sie sagte es ihnen mehrmals, doch es half nichts. Die Beiden gingen völlig in dieser ungewohnten Aufgabe auf.
 

Am Abend des 23. Dezembers stand plötzlich ein herrlich geschmückter Weihnachtsbaum im Wohnzimmer. Weder Hermine noch Severus hatten das verlangt, doch Mabella grinste vergnügt, als sie das Abendbrot brachte.
 

Severus gingen diese ganzen Vorbereitungen ziemlich auf die Nerven, doch er sagte nichts und er musste zugeben, dass sein Haus noch nie so schön ausgesehen hatte.
 

Nachdem sie gegessen hatten zog er sich mit Hermine im Arm zurück und die Hauselfen machten sich daran, immer weiter zu dekorieren. Ach, sollten sie doch, dann hatten sie wenigstens was zu tun.
 

Als Hermine später friedlich neben ihm lag und schlief, hatte er überhaupt keine Lust, das warme Bett zu verlassen, aber es war die einzige Möglichkeit, unbeobachtet aus dem Haus zu kommen. Es musste sein. So zog er sich schnell seine Hose und eine Robe über und schlich hinaus.
 

Hermine hatte nur darauf gewartet, dass er ging. Kaum hatte er den Raum verlassen, sprang sie auf und öffnete eine Schublade. Wenn sie heute nicht fertig wurde, dann war es zu spät.
 

Ginny schlich, wie nun fast jede Nacht, durch das alte Gemäuer. Sie hatte sich etwas vorgenommen und hoffte nur, sie würde sich selbst daran halten, wenn sie Draco erst einmal gegenüber stand. Er sollte ihr ein Versprechen geben.
 

„Hallo Draco.“ Sie ging auf ihn zu und küsste ihn.
 

„Na, heute so förmlich, Gin?“ Er zog sie einfach mit auf die Matratze, sprach einen Wärmezauber und begann sie von ihren Kleidern zu befreien.
 

„Warte Mal, ich muss Dir etwas sagen und Du musst mir etwas versprechen.“
 

Draco nickte, in der Gewissheit, dass er jetzt etwas Wichtiges zu hören bekam. „Klar, erzähl, was gibt es Neues?“
 

„Hermine hat mich zu sich eingeladen zum Weihnachtsessen und will sich mit mir und Ron versöhnen.“
 

„Dann weißt Du jetzt also, wo sie ist?“
 

„Nein, aber wir werden abgeholt, vor einem der Klassenzimmer. Hör mal Draco, Du kannst ja belauschen, wo es hingeht, aber versprich mir, dass Du nicht am Weihnachtsabend da hingehst und versprich mir auch, dass Hermine nichts passiert, nur Snape, ja?“
 

„Die Granger ist unwichtig. Ich will nur dafür sorgen, dass Snape vom dunklen Lord seine gerechte Strafe bekommt.“ Draco grinste im Dunklen in sich hinein.
 

„Okay, dann sei übermorgen 17.00 Uhr beim Klassenraum für Verwandlungen. Da werden Ron und ich abgeholt.“
 

„Aber ja, mein Schatz. Danke!“ Er küsste sie voller Leidenschaft. Kein Wunder, es machte ihn an, zu wissen, wie sehr sie ihre Freunde gerade verraten hatte.
 

„Scheiße, scheiße, scheiße!“ murmelte Ron in seinem Versteck und machte sich auf den Rückweg. Er wollte nicht unbedingt zum wiederholten Male mitbekommen, wie seine kleine Schwester von Malfoy vernascht wurde. Das eine Mal, als er in einem Versteck festsaß, aus dem er nicht weg konnte, hatte ihm völlig gereicht.
 

Jetzt hatte er aber ein anderes Problem. Ginny hatte alle ans Messer geliefert. Nicht nur Snape, bei dem er selbst auch keine Träne vergossen hätte, sondern auch Hermine, Harry, Dumbledore und wer auch immer sonst noch kommen würde. Er musste mit jemandem reden und zwar bald.
 

So wenig er sich auch mit Hermine versöhnen wollte, so wenig wünschte er ihr, von Todessern gefangen zu werden. Auch wenn Malfoy gesagt hatte, dass er ihr nichts tun würde, er traute ihm etwa so weit, wie er ihn werfen konnte.
 

Ron schlich in den Schlafsaal zurück und legte sich hin, doch der Vorhang seines Bettes wurde unsanft zur Seite gezogen und er konnte Harry im Mondschein erkennen.
 

„Wo treibst Du Dich jede Nacht rum, Ron? Übst Du schon mal für die Todessertreffen?“ Harrys Stimme war von Wut verzerrt.
 

Ron konterte. „Das brauch ich nicht, dass macht schon jemand anderes aus meiner Familie.“ Dann drehte er sich um, als sei nichts weiter gewesen.
 

Harry ließ sich aufs Bett plumpsen und starrte seinen ehemals besten Kumpel an. „Was soll das heißen, Ron?“
 

„Geht Dich nichts an.“ nuschelte dieser.
 

„Oh doch, das geht mich was an. Los spuck’s schon aus.“
 

„Ginny.“
 

„Ginny?“ Harry schüttelte sich. „Du meinst Ginny ist eine Todesserin?“
 

Ron setzte sich auf. „Nein, noch nicht, aber auf dem besten Weg, eine zu werden.“ Er schob allen Ärger beiseite und beschloss, dass er ebenso gut gleich Harry alles erzählen konnte, wenn er es sowieso loswerden musste. „Sie ist mit Malfoy zusammen und er nutzt sie aus.“
 

„Das ist nicht wahr. Das kann doch nicht war sein.“ Harry war mindestens so erstaunt, wie damals, als er von Hermine und Snape erfuhr, doch da hatte er zumindest vermutet, dass Snape auf der richtigen Seite stand. Bei Draco Malfoy war er sich sicher, dass das Gegenteil der Fall war.
 

„Doch es ist wahr und nun lass mich schlafen.“ Ron drehte sich wieder von ihm weg.
 

Doch Harry zauberte stattdessen Licht herbei und beschloss die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Ron sprach mit ihm, dann konnte man vielleicht gleich ein paar Missverständnisse ausräumen. „Schlafen kannst Du morgen bis in die Puppen. Lass uns jetzt endlich klären, was mit uns schief läuft.“
 

Ron seufzte. Das hatte er befürchtet. Er war niemand, der gern über Gefühle sprach. Und er war auch niemand, der gern zugab, Fehler gemacht zu haben. Jetzt kam er wohl um beides nicht herum. „Wenn Du unbedingt willst, Harry. Na dann leg mal los.“
 

„Ich? Sag mal spinnst Du? Hab ich Dich etwa grundlos verprügelt oder was? Sag mir endlich, warum Du so ausgetickt bist.“
 

„Darüber will ich nicht reden.“ zischte er.
 

„Wirst Du aber müssen, denn eher lass ich Dich nicht schlafen.“
 

„Du tickst wohl nicht richtig. Ich lass mich doch nicht von Dir erpressen.“
 

„Menschenskinder Ron, dass kann doch alles nicht wahr sein. Ich will doch nur verstehen, was bei Dir eigentlich los ist und wenn Du mir nebenher noch erklären könntest, was bei Ginny im Kopf vorgeht, wäre ich überglücklich.“
 

Ron, dankbar, dass Harry auf Ginny hingewiesen hatte, nutzte die Gelegenheit, nicht mehr über sich sprechen zu müssen. „Ginny war erst beleidigt, weil Hermine uns nichts gesagt hat und dann war sie todunglücklich, als Hermine abgegangen ist. Sie fühlt sich von mir vernachlässigt und von Dir ist sie enttäuscht, weil Du sie nicht liebst.“
 

„Und wie kommst Du dann darauf, dass sie eine Todesserin wird?“
 

„Weil sie vor Monaten angefangen hat sich mit Malfoy zu treffen. Ich hab versucht sie darauf anzusprechen, aber sie blockt ab und sagt, dass ginge mich nichts an. Also bin ich ihr nachgeschlichen und habe ihre Gespräche belauscht.“
 

„Muss ich Dir alles aus der Nase ziehen, oder sagst Du mir auch so, was Du gehört hast?“
 

„Er hat sie eingewickelt. Stück für Stück. Irgendwann ist ihr die Sache mit Snape und Hermine rausgerutscht und seit dem versucht Malfoy aus ihr rauszukriegen, wo die beiden sich aufhalten, um sie Du-weißt-schon-wem auszuliefern.“
 

„Aber das kann sie ihm doch gar nicht verraten, weil sie es nicht weiß.“ warf Harry ein.
 

„Das nicht, aber sie weiß, wann und wo sie zum Versöhnungstreffen abgeholt wird und Malfoy weiß das jetzt auch. Er braucht bloß zu lauschen und schon kennt er ihren Aufenthaltsort.“
 

„Scheiße!“
 

„Du sagst es.“
 

„Aber so blöd kann Ginny doch nicht sein, dass sie auf ihn reinfällt. Ich meine nur, Mensch, dass ist Malfoy! Jeder weiß, wie der drauf ist.“
 

„Das hat ihr aber nichts ausgemacht, wenn sie mit ihm geschlafen hat. Außerdem hat er sie wirklich total im Griff mittlerweile.“
 

„Und warum hast Du das niemandem gesagt?“
 

„Weil bisher niemand in Gefahr war und ich hab immer noch gehofft, dass sie es doch nicht über sich bringt, Hermine zu verraten. Ich wollte morgen sowieso zu Dumbledore.“
 

„Ich komm mit. Wir müssen Hermine schützen.“
 

„Ja.“ Ron grummelte noch irgendwas, das Harry nicht verstehen konnte.
 

„So und nun zu Dir. Was ist bei Dir los? Seit der Sache mit Hermine und Snape drehst Du doch auch völlig am Rad.“ machte Harry weiter.
 

„Nichts! Lass mich in Ruhe.“
 

„Ach, dann hast Du mich wegen nichts verprügelt und redest wegen nichts nicht mehr mit Hermine und mir und überhaupt benimmst Du Dich total komisch. Los spuck es jetzt aus, Ron!“
 

„Das verstehst Du ja doch nicht.“
 

„Komm schon, wir waren mal beste Freunde. Ich werd versuchen es zu verstehen.“
 

„Ich … ich … ach verdammt, ich war in Hermine verliebt. So jetzt weißt Du es und kannst über mich lachen.“
 

Harry schüttelte leicht den Kopf. „Ich lach aber gar nicht. Ich hab es nämlich sowieso schon geahnt. Das ist doch nicht schlimm. Was ich immer noch nicht weiß, ist warum Du nicht mehr mit Hermine redest und mich damals bei Hagrids Hütte verprügelt hast.“
 

Ron lief leicht rosafarben an. Das Ganze war ihm peinlich und jetzt, da er es aussprechen musste noch mehr. „Ich bin auf Hermine sauer, weil sie mit diesem Widerling schläft und auf Dich, weil Du noch mit ihr befreundet bist.“ Er machte eine kurze Pause. „Na ja eigentlich bin ich gar nicht mehr sauer, aber ich hab gedacht, dass ihr mich jetzt auch nicht mehr haben wollt. Außerdem war ich so mit Ginny beschäftigt …“
 

„Weißt Du, Ron, manchmal spinnst Du ganz schön.“
 

„Hm, is klar.“
 

„Und warum hast Du mich damals angegriffen?“
 

„Da habe ich das gerade raus gefunden mit Ginny und Malfoy, vorher hatte mich Dumbledore belehrt, dass ich mich über das Glück Anderer doch gefälligst freuen soll und dann hat Snape mich auch noch dumm angequatscht. Du warst einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“
 

„Okay, vergessen wir das. Bist Du immer noch sauer auf Hermine?“ Harry hatte das Gefühl, dass die Freundschaft mit Ron endlich wieder zu kitten sei.
 

„Nee, eigentlich nicht, aber … Aber wenn ich diesen verdammten Snape sehe, möchte ich ihm immerzu eins reinwürgen!“
 

Harry wusste, dass er sich mit der nächsten Bemerkung auf gefährliches Terrain begab. „Wahrscheinlich willst Du es nicht hören, aber er ist in Ordnung und er liebt Hermine. Zwischen den beiden ist viel passiert und jetzt sind sie verlobt.“
 

Rons Augen waren so weit aufgerissen, wie Harry es noch nie bei jemandem gesehen hatte. „Sag das noch mal.“
 

„Was? Das sie verlobt sind?“
 

Ron nickte und sackte dann in sich zusammen.
 

Harry legte tröstend einen Arm um seine Schulter. „Lass die beiden zusammen glücklich werden. Trennen kann man die eh nicht. Das haben sie probiert und sind beide fast daran kaputtgegangen.“
 

„Aber Snape! Ausgerechnet Snape!“
 

„Glaubst Du unsere Hermine hätte sich jemand bösen oder widerwärtigen ausgesucht? Er ist wirklich okay. Ich hab mit ihm so was wie Frieden geschlossen. Na ja, manchmal vergisst er das, aber meist erinnert er sich schnell wieder daran. Wenn man ihn etwas näher kennt ist er nicht mehr so schrecklich.“
 

„Verräter!“
 

„Er oder ich?“ Harry grinste, denn Ron hatte das nicht ernst gemeint.
 

„Du natürlich. Du bist zum Feind übergelaufen.“ Er knuffte Harry in die Seite.
 

„Und Du lässt Deine Schwester in die Arme von Malfoy rennen.“
 

Die Beiden diskutierten noch bis zum frühen Morgen. Es war fast sechs Uhr, als sich die Freunde, die sich ein halbes Jahr aus dem Weg gegangen und nur mit feindseligen Blicken begegnet waren, endlich in die Arme fielen und beschlossen, dass der Streit nun beendet sei.
 


 

62. Eingeständnisse und Pläne
 

Albus Dumbledore war sehr überrascht, als er die festlich geschmückte Halle zum Frühstück betrat und Harry und Ron miteinander schwatzend vorfand. Harry gab ihm auch gleich einen unauffälligen Wink und wartete mit Ron nach dem Essen auf ihn vor der Halle.
 

„Guten Morgen, Professor. Wir“ er deutete auf Ron und sich „müssen Sie unbedingt sprechen.“
 

Albus nahm sie mit in sein Büro und Ron blieb dort nichts anderes übrig, als das meiste, was er in der Nacht Harry verraten hatte noch einmal zu wiederholen. Es geschah nicht oft, dass Albus die Farbe aus dem Gesicht wich, doch als er hörte, was Ginny getan hatte, wurde er sehr bleich.
 

Über das Kaminnetzwerk holte er Minerva, Severus und Hermine zu sich und fasste für alle noch einmal zusammen, was Ron gesehen und gehört hatte.
 

Severus war überrascht davon, dass dieser Weasley-Junge scheinbar doch ein bisschen Verstand hatte, trotzdem zweifelte er an seiner völligen Loyalität.
 

Hermine war einfach nur geschockt darüber, wie Ginny sich verhielt. Es war zwar erfreulich, dass Ron endlich ein Einsehen hatte und zumindest mit Harry wieder sprach, doch auch in ihrem Hinterkopf echote noch Harrys Warnung herum, dass Ron ein Todesser sein könnte. Sie vertraute ihm noch nicht wieder.
 

Albus lief mit großen Schritten durch sein Büro und schien über einem Gedanken zu brüten. Minerva beobachtete ihn dabei und warf Ron immer wieder mal einen stechenden Blick zu, welche denen, die er von Snape erntet, in nichts nachstanden.
 

Ron fühlte sich sehr unwohl und nach ein paar Minuten platzte es aus ihm heraus. „Ich weiß, dass mir hier niemand mehr vertraut, aber es ist die Wahrheit.“ Er drehte sich zu Hermine um. „Sag bitte dieses Essen ab, bevor Dir noch irgendwas passiert.“
 

Sie war instinktiv einen Schritt zurückgewichen. Ja, Ron hatte Recht, außer vielleicht Harry vertraute niemand in diesem Raum ihm völlig.
 

„Seit wann sorgen Sie sich denn wieder um Hermines Wohl, Mr. Weasley?“ schnarrte Severus.
 

„Das hab ich immer und überhaupt, geht Sie das nichts an.“
 

Severus war mit einem großen Schritt bei ihm und hatte ihn am Kragen gepackt.
 

„Ach, das geht mich nichts an, ja? Ich will Ihnen sagen, was mich das angeht. Hermine ist meine Verlobt und ich liebe sie und wenn sie hier versuchen irgendeine linke Tour abzuziehen, dann werden Sie mir das büßen. Haben Sie mich verstanden, Mr. Weasley?“
 

Ron nickte. Er war nicht eingeschüchtert, denn er hatte nichts zu verbergen und scheinbar merkte das nun auch Snape, denn er ließ ihn los und ging zurück zu Hermine.
 

Sie griff nach Severus Hand und klammerte sich an ihn, nicht sicher, ob es war, um sich selbst sicherer zu fühlen, oder um ihn davon abzuhalten, Ron noch einmal anzufassen.
 

Albus hatte die Szene mit deutlichem Missfallen beobachtet, sich aber nicht eingemischt. „Ron, würden Sie zulassen, dass wir uns mit Legilimentik Ihrer Gesinnung versichern?“
 

Ron glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er wollte sofort den Kopf schütteln, doch Harry knuffte ihn in den Rücken und so nickte er schließlich.
 

„Gut, ich denke, dass wird uns allen sehr helfen, Ihnen wieder besser vertrauen zu können.“ Einige Sekunden später stand er dicht vor Ron, sprach den Zauber aus und drang in Rons Kopf ein. Es dauerte nur einige Momente, bis der Direktor sich wieder zurückzog. Er lächelte und tätschelte Ron die Schulter, sagte aber kein Wort.
 

„Albus, hättest Du wohl die Güte uns mitzuteilen, was Du gesehen hast?“
 

„Nichts, außer verschmähter Liebe und ein wenig Zorn. Keine Todessertreffen und keine Mordphantasien.“
 

Ron war bis zu den Ohrenspitzen rot angelaufen und wieder tätschelte ihm Albus die Schulter. „Kein Grund sich zu schämen, mein Junge. Sprechen Sie sich mit Hermine aus und dann wird das schon wieder.“
 

Hermine war sehr froh, dass zu hören und lächelte ihn offenherzig an. Selbst Severus schien sich ein bisschen zu entspannen.
 

Die nächste Stunde verbrachten sie alle damit Pläne zu schmieden, um die kommende Bedrohung abzuwenden. Die Feier sollte trotz allem stattfinden, jedoch nun zu einer kleinen Falle für Ginny und vor allem Draco werden.
 

Albus ging davon aus, dass nicht nur Draco erscheinen würde, sondern auch zumindest sein Vater, wenn nicht sogar noch mehr Todesser.
 

Der Orden wurde im Hauptquartier zusammengerufen und informiert. Sie kamen dabei nicht umhin die Ordensmitglieder in ihr Geheimnis einzuweihen. Die meisten hatten bereits vermutet, dass zwischen Severus und Hermine etwas lief, doch nun wussten sie es mit Bestimmtheit. Niemand schien sonderlich böse darüber zu sein, dass der griesgrämige Zaubertränkemeister jemanden gefunden hatte, der ihn etwas weicher und zugänglicher machen könnte.
 

Die Verlobung nahmen alle Anwesenden auch gut auf. Vereinzelte Gratulationen erreichten die Beiden. Nur Molly schien etwas perplex zu sein, fing sich aber wieder, als man sich wichtigeren Themen zuwandte und die Sprache auf Ginny kam.
 

Sie konnte kaum glauben, was sie von Albus und Ron zu hören bekam und brach in Tränen aus, als sie erfuhr, dass ihre Tochter Hermine und Severus tatsächlich verraten hatte.
 

Nachdem ein gemeinsamer Plan für den nächsten Abend erstellt war, verabschiedeten sich die meisten Ordensmitglieder. Nur Molly und Arthur, der sich endlich von seiner Arbeit hatte loseisen können, waren nun noch da. Arthur war zumindest genauso geschockt, wie seine Frau, jedoch packte ihn gleich die Wut und er wollte nach Hogwarts, um seiner Tochter die Leviten zu lesen. Albus und Minerva hielten ihn jedoch davon ab.
 

Als sich alle etwas beruhigt hatten, beschloss man, dass Molly und Arthur am morgigen „Fest“ teilnehmen sollten, um Ginny in Empfang zu nehmen. Das bot ihr die Möglichkeit, sich endgültig für eine Seite zu entscheiden. Würde sie die Todesser wählen, hätte man sie gleich unter Kontrolle und wenn sie sich für den Orden entschied, könnte man sie beschützen.
 

Als alles so weit geregelt schien, kehrten Molly und Arthur in den Fuchsbau zurück und der Rest von ihnen reiste wieder nach Hogwarts.
 

Hermine nahm Harry beiseite und fragte ihn, ob zwischen ihm und Ron wieder alles okay sei. Nachdem er es ihr bestätigen konnte, küsste sie Severus, flüsterte ihm zu, sie brauche etwas Zeit und würde nachkommen und griff nach Rons Hand. Sie zog ihn in ein leer stehendes Klassenzimmer im ersten Stockwerk, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
 

Ron brauchte etwas Anlaufzeit und wollte Hermine gegenüber noch weniger seine Gefühle äußern, als in der Nacht bei Harry. Es war ihm peinlich, wie er sich benommen hatte. Schließlich öffnete er sich doch ein Stück und fragte Hermine dann sogar, wie es so sei, mit Snape zusammen zu leben. Eigentlich war er sich sicher, dass er das gar nicht hören wollte, aber er war angenehm davon überrascht, dass sie ihm bestätigte, er sei zu ihr ganz anders, als im Unterricht und liebevoll und fürsorglich zu ihr.
 

Auf eine gewisse Art ekelte es ihn, das zu hören, aber nachdem er nun endlich einen ersten Schritt auf Hermine zugemacht hatte, wollte er ihn nicht wieder zurückgehen und sie vor den Kopf stoßen.
 

Es dauerte eineinhalb Stunden, bis die Beiden sich alles von der Seele geredet hatten, sich die Hände reichten und anschließend sogar vorsichtig umarmten. Beiden war klar, dass ihr gegenseitiges Vertrauen erst wieder wachsen musste, aber es war eindeutig die richtige Richtung, die sie heute eingeschlagen hatten.
 

Hermine kehrte erschöpft nach Hause zurück. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Severus stand bereits voll angezogen im Wohnzimmer und Hermine fragte sich, noch während sie die Asche von ihrer Robe klopfte, warum er aussah, als wolle er jeden Moment in die Kälte hinaus. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Heute war der 24. und sie hatten versprochen ihre Eltern zu besuchen. Es dauerte eine halben Minute, bis Hermine ihre Sachen zu sich geholt hatte und sich in Windeseile umzog. Manchmal war so ein Zauberstab recht nützlich.
 

Als sie fertig war fiel ihr Severus bewundernder Blick auf.
 

„Du siehst toll aus in diesem Kleid. Slytherinfarben, wie passend. Wo hast Du es her?“
 

„Meine Eltern haben es mir zum letzten Fest geschenkt. Ich habe es noch nie getragen und dachte, heute wäre der richtige Anlass dafür. Außerdem passt es so schön zu meinem Ring.“ Sie lächelte Severus liebevoll an.
 

„Ja, tut es und zu Deinem Geschenk auch.“ Er zog ein schmales Päckchen aus seiner Tasche. Es war nur so groß wie ein Puderdöschen und äußerst sorgsam verpackt.
 

Hermine war erstaunt. „Aber …:“

„Ja, ich weiß, wir wollten uns nichts schenken. Aber ich habe das in Hogsmeade gesehen und ich dachte, es würde sehr schön an Dir aussehen.“
 

Sie nahm das Geschenk entgegen und entfernte vorsichtig das Papier. Es war eine Schmuckschatulle. Hermine öffnete sie und fand einen Anhänger mit einem Saphir an einer silbernen hauchdünnen Kette und passende Ohrringe dazu. Sie konnte kaum glauben, dass er ihr so etwas Schönes und Wertvolles schenkte.
 

„Danke.“ hauchte sie. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
 

„Nichts, Du sollst den Schmuck nur tragen.“
 

Severus hatte sich hinter sie gestellt und nahm die Kette aus ihren Hängen. Mit geschickten Bewegungen hielt er ihr Haar hoch und legte ihr die Kette an. Hermine wechselte währenddessen ihre Ohrringe gegen die neuen aus. Dieser wundervolle Schmuck passte nicht nur zu ihrem Kleid, sondern auch zu ihrem Verlobungsring.
 

Sie drehte sich zu ihm um und legte die Arme um seinen Hals, um ihn zu sich hinunter zu ziehen.
 

„Warte hier. Ich bin gleich wieder da.“ flüsterte sie ihm zu, küsste ihn auf den Mund und verschwand schnell in ihrem Zimmer.
 

Kurz fragte er sich, was jetzt passieren würde, da stand Hermine auch schon wieder vor ihm. Etwas außer Atem reichte sie ihm ein kleines Kästchen.
 

„Ich habe natürlich auch etwas für Dich, Severus. Mach es auf.“
 

Er zog eine Augenbraue nach oben und fand einen Siegelring in der Schatulle. Er hatte einen leuchtend roten Stein.
 

„Es ist nicht nur ein Ring, Severus. Der Stein dieses Ringes wird Dir immer zeigen, wie sehr ich Dich liebe.“ Natürlich hatte sie bei der Auswahl ihres Geschenkes an Albus Worte gedacht, dass er immer wieder die Bestätigung brauchen würde, dass sie ihn liebte. „Ich habe ihn mit einem Ritual so verzaubert, dass er blasser wird beziehungsweise erlischt, wenn ich weniger für Dich empfinden sollte, was ich aber ganz bestimmt nicht tun werde.“ Sie küsste ihn noch einmal.
 

Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und er erwiderte den Kuss.
 

Hermine mummelte sich nun dick ein und hakte sich bei Severus unter, bevor sie in das dichte Schneetreiben, was draußen herrschte, eintauchten. Sie brauchten lange durch den hohen Schnee bis zur Appariersperre und sie kamen gerade noch so pünktlich an.
 

Ihre Eltern freuten sich und auch Hermines Großmutter und eine Schwester ihres Vaters drückten sie liebevoll an sich. Den großen schwarzen Mann mit dem finsteren Blick ignorierten sie vorerst, so lange sie noch konnten.
 

Severus nickte ihnen zu und gab nur Joan und Peter die Hand. Erst als Joan Severus als ihren baldigen Schwiegersohn vorstellte, klappten den Verwandten die Kiefer nach unten.
 

Hermine zog ihn schnell von ihnen weg und setzte sich in eine gemütliche Ecke auf dem Sofa. Sie wollte diesen Abend genießen, wenn das schon der einzige wirklich ruhige Weihnachtstag sein sollte.
 

Sie aßen gemeinsam und irgendwie schienen sich sogar Großmutter und Tante an Severus Anwesenheit zu gewöhnen. Jedenfalls sah es danach aus. Natürlich konnte es auch sein, dass sie beide beschlossen hatten, ihn einfach weiter zu ignorieren.
 

Hermine gähne unauffällig. Severus griff ihre Hand und drückte sie leicht. Sie sah ihn an und er lächelte schwach. Seine Lippen formten ein „Nachher.“ und so lehnte sie sich einfach an seine Schulter. Keine zwei Minuten später schlief sie ein. Tante und die Großmutter verabschiedeten sich und auch Severus erhob sich vorsichtig. Nachdem die Tür hinter den anderen ins Schloss gefallen war, verabschiedete er sich leise von seinen Fast-Schwiegereltern, mit denen er heute ganz gut ins Gespräch gekommen war und nahm Hermine vorsichtig auf die Arme. Ihre Jacke legte ihre Mutter über sie und Severus apparierte bis zur Grenze seines Grundstücks, stapfte durch den Schnee und lud Hermine schließlich in ihrem Bett ab.
 

Natürlich hätte er sie nach Hause schweben lassen können, doch sie war kein Ding, sie war fast schon seine Frau. In Gedanken betrachtete er sie schon so.
 

Als er sie zudeckte erwachte sie.
 

„Wo bin ich?“
 

„Scht, schlaf weiter, wir sind zu Hause.“
 

„Wie bin ich …“
 

„Ich hab Dich getragen, damit Du nicht aufwachst und nun schlaf.“ Er hatte seine Sachen abgestreift und legte sich neben sie.
 

„Gleich. Was hast Du mir vorhin sagen wollen?“
 

„Was meinst Du?“
 

„Als Du meine Hand gedrückt hast.“
 

„Oh, das! Ich wollte nur sagen, dass es mir bei Deinen Eltern gefiel. Ich bin es zwar nicht gewohnt an Familienfeiern teilzunehmen, aber es war nicht unangenehm. Deine Großmutter hat mich vielleicht etwas skeptisch betrachtet, aber sie wird sich an mich gewöhnen müssen.“
 

„Schön.“ kam noch von Hermine, bevor ihr Kopf auf seine Brust fiel und sie schon wieder schlief.
 

Er betrachtete sie noch ein paar Augenblicke und schloss dann ebenfalls die Augen.
 

63. Weihnachtsvorbereitungen der besonderen Art
 

Am nächsten Morgen musste Hermine erste einmal den beiden Hauselfen klarmachen, dass das Fest nicht gefeiert und das ganze Essen nicht gebraucht wurde. Sie hatte selten so enttäuschte Gesichter gesehen und so versprach sie ihnen, dass man das nachholen werde. Das heiterte Twinker und Mabella etwas auf.
 

Severus traf sich noch einmal mit Albus um einige Details wegen des Abends zu klären und kam erst gegen Mittag zurück. Er blickte sich nachdenklich um und sprach dann einige Bannsprüche auf das Wohnzimmer, insbesondere auf den Bereich vor dem Kamin. Hermine ging in der Zwischenzeit ums Haus, versiegelte jeden noch so kleinen Eingang und sprach Schutzzauber.
 

Gemeinsam holten sie dann noch aus dem Labor die Tränke, die sie vermutlich brauchen würden. Die Palette reichte von Schlafmitteln, die den „Opfern“ nur vor die Füße geschmissen werden mussten, bis zu Explosiven Mischungen, die wie kleine Handgranaten wirkten. Natürlich waren auch Mittel gegen Fluchauswirkungen dabei.
 

Als es draußen dunkel wurde trafen die Weasleys, Harry, Albus und Minerva ein. Ron sollte später mit Ginny gemeinsam abgeholt werden, um keinen Verdacht zu erregen.
 

Alle waren überaus angespannt und nicht mal für einen Moment schien jemand die Weihnachtsdekoration wahrzunehmen. Eine Viertelstunde später klopfte es an der Vordertür und Severus ließ Remus, Mundungus und Tonks ein.
 

Sie postierten sich in den oberen Stockwerken und behielte die Umgebung im Auge. Als Severus schließlich aufstand um die Geschwister abzuholen, schien die Anspannung ins Unermessliche zu steigen.
 

Beide warteten vorm Klassenraum für Verwandlungen auf ihn und nachdem er das Feuer im Kamin entfacht hatte, wies er sie an, sich nach Snape-Manor ins Wohnzimmer bringen zu lassen. Ron ging zuerst und Ginny als zweites. Severus blickte sich um und konnte erkennen, dass der junge Malfoy sich nicht besonders gewissenhaft versteckt hatte. Nun, es war egal. Sie wollten dieser Auseinandersetzung nicht aus dem Weg gehen. Besser jetzt, wo sie vorbereitet waren, als irgendwann überrascht zu werden. Sie hatten mehrere Trümpfe in der Hand. Unter anderem wussten die Todesser nicht, dass jetzt nahezu jedes Ordensmitglied ein Animagus war.
 

Albus hatte damals kaum im Orden erwähnt, dass man sich freiwillig zum Animagus machen lassen konnte, da hatten auch schon alle ihre Hände gehoben und sich dafür gemeldet. Keiner von ihnen wollte so einen strategischen Vorteil verschenken. Außerdem träumte wohl jeder Zauberer davon, sich blitzschnell in ein Tier verwandeln zu können.
 

Natürlich waren auch einige wenig praktische Tierarten zum Vorschein gekommen. So verwandelte sich Tonks beispielsweise in eine Schildkröte, doch insgesamt war es ein sehr erfolgreiches Konzept, auch wenn sie sich alle strafbar machten, indem sie sich nicht beim Ministerium meldeten. Sie hatten einen Bären, zwei Wölfe (unter anderem Arthur) und einen Puma unter sich, was bei einem Angriff sicher nicht unwichtig war. Einige andere hatten sich wie Harry in Vögel verwandelt, so auch Albus. Er war in Tiergestalt eine Schleiereule, Molly Weasley eine Taube.
 

Nur Remus Lupin nahm den Trank nicht zu sich. Die Gefahr, dass es Wechselwirkungen mit dem Wolfsbanntrank geben konnte, schien alle zu groß.
 

Severus stieg ins Feuer und verschwand. Draco Malfoy beobachtete ihn aus seinem Versteck heraus, sich völlig sicher, dass er unentdeckt geblieben war.
 

Er hatte gehört, wo sie sich befanden und das Feuer brannte noch. Der Zugang musste noch bestehen, zumal man ihn ja für den Rückweg auch brauchte.
 

Draco rannte aus der Schule nach Hogsmeade. Sein Vater wartete schon wie verabredet auf ihn. Seit ihm dieses Schlammblut Granger in der Nokturngasse nur knapp entkommen war hatte er einen unerbittlichen Hass auf sie. Heute würde er sie dank seines Sohnes kriegen. Sie und Severus Snape, diesen ach so getreuen Diener von Lord Voldemort, der sich heimlich mit einem Schlammblut eingelassen hatte. Endlich hatte er etwas gegen ihn in der Hand. Endlich nach so vielen Jahren!
 

Er hörte sich den Bericht von Draco an. Nun war sein nichtsnutziger Sohn also auch einmal zu etwas zu gebrauchen. Noch dachte dieser wohl, er selbst könne mit der Gefangennahme von Snape und Granger vorm Lord glänzen, aber Lucius dachte nicht daran, sich diesen Triumph nehmen zu lassen, noch dazu von seinem eigenen Balg.
 

Er rief die anderen Todesser zusammen und sie begannen ihren Plan umzusetzen. Nur gut, dass manch einer mehr ihm als Voldemort ergeben war. Ein Teil der Männer würde vor Snape-Manor apparieren, die anderen würden, so wie er selbst durch den Kamin ins Haus gelangen.
 

Auf dem Weg zur Schule lächelte Lucius in sich hinein. Das war das erste Mal, dass er dieses Gebäude mit Vorfreude betrat.
 

Als Severus in Snape-Manor eintraf fand er seine Freunde im Kreis stehend und mit Zauberstäben auf ihn zeigend vor. Sie senkten sie sofort, als sie ihn erkannten und ließen ihn durch. Neben ihren Eltern stand eine sichtlich verwirrte Ginny Weasley, die jetzt beiseite und in die Mangel genommen wurde.
 

Ron und ihre Eltern ließen keine Gnade walten und warfen ihr den begangenen Verrat vor. Ginny setzte sich auf den nächst besten Stuhl und fing an zu heulen. Ihr Vater schnauzte sie an, sie solle damit gefälligst aufhören. Wer seine Freunde verrate, müsse auch mit den Konsequenzen leben. Molly hatte zwar zwei Tage Zeit gehabt, sich auf diese Konfrontation vorzubereiten, aber trotzdem standen ihr die Tränen in den Augen.
 

Ginny versuchte von ihren Eltern wegzukommen und wollte sich im Bad einschließen, doch Ron war schneller und hielt sie davon ab.
 

„Und Ginny, was ist nun? Bist Du auf Malfoys Seite? Wirst Du Dich den Todessern, die hier gleich auftauchen, anschließen?“
 

Ginny sah ihn entsetzt an und schluchzte. „Hier kommt keiner her. Er hat es mir versprochen. Er wollte nur wissen, wo Snape ist. Das war alles!“
 

„Du bist wirklich so blöd, oder? Du glaubst Malfoy wirklich alles!“ Ron wendete sich ab und ließ sie stehen.
 

Ihre Mutter übernahm für ihn die weiteren Vorwürfe und irgendwann hielt Ginny es nicht mehr aus. Sie rutschte an der Wand herunter und machte sich so klein wie möglich, wollte nichts mehr sehen und hören und nur noch, dass das hier vorbei war.
 

Severus hatte sich bisher aus dieser Angelegenheit herausgehalten. Es war nicht an ihm, ihr die Leviten zu lesen. Ihre Eltern waren da, die das tun würden. Doch nun schottete sie sich ab und noch immer wussten sie nicht, auf welcher Seite dieses Mädchen stand.
 

Er warf Molly einen fragenden Blick zu und sie nickte.
 

Severus stellte sich genau vor sie, verschränkte die Arme und gab beabsichtigter Weise eine recht imposante Figur ab, als er sie ansprach.
 

„Nun, Miss Weasley, auf welcher Seite stehen Sie?“
 

Sie reagierte nicht.
 

Er wurde lauter. „Miss Weasley, ich habe Sie etwas gefragt!“
 

Noch mehr Tränen und Schluchzer, doch sie zeigte keine Reaktion. Er zog sie an den Schultern nach oben. „Ein letztes Mal, Miss Weasley, antworten Sie auf meine Frage. Auf welcher Seite stehen Sie?“ Seine Stimme hatte einen überaus bedrohlichen Ton angenommen.
 

Sie hob den Kopf an und sah ihm endlich ins Gesicht. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht mehr.“ Tränen rannen weiter über ihr Gesicht.
 

Jetzt, da sie wieder redete ließ er sie los. „Es gibt kaum etwas so Elementares, wie dies und Sie wissen in Ihrem Innersten sehr wohl, für welche Seite ihr Herz schlägt. Sagen Sie es uns. Niemand wird Sie gleich nach Askaban verbannen, wenn sie wirklich für den Dunklen Lord sind.“ Er wusste, das er sie damit provozierte und auch, dass sie nicht gegen sie war. Er hatte es in ihren Augen gesehen.
 

„Nun sagen Sie schon. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Die Todesser werden jeden Moment hier sein. Wollen Sie sich ihnen anschließen oder lieber in unseren Reihen bleiben?“
 

Hermine trat neben Severus und augenblicklich machte er einen Schritt zurück. Sie hockte sich vor die wieder in sich Zusammengesunkene.
 

„Ginny, wolltest Du uns wirklich verraten? Wolltest Du wirklich, dass man uns foltert und ermordet? Wolltest Du tatsächlich absichtlich alles verraten, was Du hast? Deine Eltern, Deine Freunde und Klassenkameraden, Deine Lehrer und den sogar den Orden? Hast Du das wirklich gewollt?“ Hermines Stimme war ruhig aber trotzdem energisch.
 

„Nein.“ war die Tränen erstickte Antwort. „Nein, das hab ich nicht gewollt.“
 

„Was dann, Ginny? Rache, weil wir Dich, aus Deiner Sicht, alleingelassen haben?
 

Ginny nickte.
 

„Dann bist Du also kein Muggelhasserin oder jemand, der Andere als Schlammblut beschimpft?“
 

Ein Kopfschütteln folgte.
 

„Okay, dann steh jetzt auf und hilf uns gefälligst, wenn die Todesser kommen. Dann kannst Du das wieder gutmachen, was Du angerichtet hast.“ Sie zog sie mit nach oben und Ginny starre sie durch einen Tränenschleier an.
 

„Bist Du mir böse?“
 

„Oh ja, aber darüber werden wir später sprechen.“
 

In diesem Moment flackerte das Feuer auf und ein Todesser zielte noch während seines Erscheinens auf Severus. „Stupor.“
 


 

64. Sehr seltsame Arten Weihnachten zu feiern
 

Severus wich dem Fluch aus und rief „Expelliarmus“, während Albus „Incarcerus“ aussprach und so den Mann fesselte. Da schien es noch einfach zu sein, mit den Todessern fertig zu werden, doch nach dem Ersten traten sie in rascher Folge aus dem Kamin und trotz des Bannes, der sie in einem Kreis davor hielt, schafften sie es Flüche quer durch den Raum zu jagen, die Molly lahm legten. Ginny fiel durch einen Beinklammerfluch hin und stieß sich Kopf und Schultern schwer an. Ihr Vater nahm den Fluch von ihr, konnte ihr aber ansonsten in diesem Gerangel nicht helfen.
 

Zur gleichen Zeit stürmten Tonks, Remus und Mundungus die Treppe hinab, weil sich auch von draußen schwarze Gestalten näherten. Zwar waren sie auf diese vorbereitet und hatten auch vor dem Haus noch einige Leute postiert, doch ehrlich gesagt hatte nicht einmal Albus damit gerechnet, dass so viele Todesser erscheinen würden.
 

Für einen Moment hörte der Kamin auf neue Bedrohungen auszuspucken, da stürmten auch schon fast ein Duzend Todesser durch den Haupteingang. Sie hatten die Posten kurzerhand überrannt und lahm gelegt.
 

Die Bannkreise hielten zumindest bis jetzt und halfen den Verteidigern Abstand zu halten. Sie unterstützten sich gegenseitig mit Schildzaubern, entwaffneten mehrere der Todesser und verhexten sie mit Beinklammerflüchen und dem Stupor, doch so, wie sie Molly schnell vom Fluch befreit hatten, arbeiteten auch die Feinde zusammen und nahmen gegenseitig die Flüche wieder von sich.
 

Seltsamerweise schien keiner von ihnen die verbotenen Flüche anzuwenden, bis zu dem Zeitpunkt, zu dem erst Draco und dann Lucius Malfoy auf der Bildfläche erschienen.
 

„Habt ihr Wichte sie immer noch nicht gefangen genommen?“ schrie Lucius durch den Raum.
 

„Master, wenn wir sie nicht töten sollen, wie sollen wir sie dann gefangen nehmen?“ rief einer der Todesser, der sich gleich schützend vor seinen Herrn stellte.“
 

„Hab ich euch etwa verboten den Crutiatusfluch zu benutzen?“
 

„Nein, Master.“
 

„Draco, zeig ihnen, wie es geht.“ Er stieß seinen Sohn in den Rücken, so dass dieser nach vorn stolperte und fast seinen Zauberstab hätte fallen lassen. Er entdeckte Ginny, die verletzt ohne Deckung unter einem Tisch lag und rief „Crucio“.
 

Sofort wand Ginny sich in unerträglichen Schmerzen und schrie. Severus zeigte mit seinem Zauberstab auf Draco und entwaffnete ihn, duckte sich und nahm den Fluch von Ginny.
 

Hermine nutzte die Gelegenheit, um Malfoy Senior, der in diesem Moment ohne Deckung war und abgelenkt zu sein schien, zu entwaffnen und ihm gleich darauf mit „Petrificus Totalus“ eine Ganzkörperklammer anzulegen.
 

Harry und Remus, die Hermines Absicht bemerkt hatten, verließen in diesem Moment ihre Deckung und schleuderten wild mit dem Stupor um sich. Am Ende ihrer Verzweiflungsaktion standen noch vier Todesser im Raum, bereits dabei, den anderen die Flüche wieder abzunehmen, doch Ginny, die in diesem Moment der Mut packte, lähmte einen von ihnen und zog so die Aufmerksamkeit auf sich. Sie wurde von zwei Cruciatus-Flüchen gleichzeitig getroffen und fiel gnädigerweise fast sofort in Ohnmacht.
 

Albus entwaffnete einen der Todesser, Severus einen anderen und Molly übernahm gemeinsam mit Ron die Stilllegung der Beiden, indem sie zwei von den Fläschchen mit dem Schlafmittel auf sie warfen. Den letzten beiden stehenden Todessern gelang es von ihrer Deckung aus Malfoy wieder zu befreien.
 

In seiner Wut schaffte er es mit dem Zauberstab eines der Gefesselten Severus zu entwaffnen und Hermine mit dem Crucio zu belegen.
 

Doch Tonks hatte er nicht bemerkt. Sie stand hinter ihm und schockte ihn, bevor er einen neuen Fluch aussprechen konnte.
 

Minerva beendete schnell Hermines Schmerzen, die in sich zusammenbrach. So etwas wie dies hatte sie noch nie in ihrem Leben gespürt. Sie wimmerte und wusste, dass sie in diesem Kampf zu nichts mehr zu gebrauchen war.
 

Ihre Hoffnung, dass es auch ohne sie gut ausgehen konnte war groß, denn eben waren nur noch zwei Todesser übrig gewesen.
 

Albus entwaffnete beide und Harry belegte sie gemeinsam mit Arthur mit dem Ganzkörperklammern-Fluch.
 

Alle atmeten auf, als sie sahen, dass sie gesiegt hatten. Hermine bekam das jedoch kaum mit. Sie sah noch immer rote und grüne Pünktchen vor ihren Augen schwirren und ihr Inneres fühlte sich an, als ob jemand ihr alle Eingeweide entfernt und sie dann einfach wieder in sie hinein gestopft hatte. Sie erbrach sich.
 

Severus eilte an ihre Seite und hob sie hoch. Er strich ihr das Haar aus der Stirn und küsste sie auf die Stirn. „Es wird alles wieder gut. In ein paar Minuten geht es Dir besser. Das klingt gleich ab.“ Er drückte ihr den Rand eine Ampulle an die Lippen. Was immer es war, es schmeckte furchtbar, doch es ließ die Schmerzen etwas abebben. Es hatte seine Vorteile mit einem Zaubertränkemeister zusammen zu sein.
 

Sie versuchte die Augen zu öffnen, doch es gelang ihr nicht. Sie blieb einfach auf dem Sofa liegen und Severus musste sich nun erst einmal anderen Dingen zuwenden.
 

Gemeinsam mit den Anderen schaffte er alle Todesser in die Mitte des Bannkreises im Wohnzimmer. Jeder von ihnen wurde noch einmal geschockt, nur zur Sicherheit. Ihre Zauberstäbe sammelten sie ein und brachten sie Albus zur Aufbewahrung.
 

Arthur steckte gerade im Esszimmer seinen Kopf in den Kamin um dem Ministerium Bescheid zu geben, dass es hier einen Angriff gegeben hatte und einige Personen auf die Verfrachtung nach Askaban warteten.
 

Doch es war Weihnachten und das Ministerium erwartungsgemäß nur minimal besetzt. Als er den Kopf zurückzog, warf ihm Albus einen wissenden Blick zu. „Sie holen sie nach den Feiertagen, richtig?“
 

„So in etwa.“ antwortete ihm Arthur mürrisch.
 

„Oh, ich denke, dann bringen wir sie halt persönlich hin, nicht wahr?“
 

Arthur nickte grinsend und verschwand nun ganz im Kamin. „Bin gleich wieder da.“
 

Erst jetzt fiel Remus die leblose Ginny auf, deren Körper durch die beiden Flüche, die sie gemeinsam getroffen hatten, in die hinterste Ecke des Wohnzimmers geschleudert worden war. Er gab einen kleinen Laut des Schreckens von sich und Mollys Blick folgte nun seinem. Sie war so schnell bei ihr, als wäre sie appariert.
 

Remus, Ron und auch die anderen folgten ihr. Molly schluchzte leise „Sie lebt. Ich kann einen Puls fühlen.“ Albus erinnerte sich plötzlich, dass das Mädchen von zwei Flüchen getroffen worden war und sprach mit auf sie gerichtetem Zauberstab schnell „Finite Incantatem“.
 

„Bringt sie zu Poppy. Los schnell. Macht schon.“ wies der alte Zauberer Molly und Ron an. Ron nahm seine Schwester hoch und lief los. Seine Mutter folgte ihm. Schnee stob beim Rennen in seine Schuhe, doch es war ihm egal. Er musste so schnell wie möglich das Ende der Appariersperre erreichen, um Ginny nach Hogwarts bringen zu können. Nach wenigen Minuten waren alle drei aus dem Sichtfeld der Anderen verschwunden.
 

Severus kniete sich neben die Couch und machte Anstalten Hermine hochzuheben, doch sie stand in diesem Moment selbst auf. Sie wankte etwas und hielt sich den Bauch, doch insgesamt schien es ihr etwas besser zu gehen.
 

Severus stützte sie. „Wie geht es Dir? Soll ich Dich besser auch zu Poppy bringen?“
 

„Mir geht es besser. Es wird schon wieder, aber habt ihr schon nach den anderen gesehen? Draußen waren doch auch noch drei Leute von uns, oder?“
 

Hatten sie nicht, doch glücklicherweise lagen die drei nur mit Ganzkörperklammern gefesselt im Schnee. Außer dem einen oder anderen Schnupfen würde das wohl keine Folgen haben.
 

Sie befreiten sie und halfen ihnen ins Wohnzimmer.
 

Erst jetzt schien der Kampf wirklich vorbei zu sein.
 

65. Günstige Gelegenheiten
 

Arthur sah nicht glücklich aus, als er wieder aus dem Kamin trat. „Wir können sie über die Feiertage nicht nach Askaban schaffen, Albus. Ich habe dem Minister gesprochen und mit ihm vereinbart, dass wir sie erst einmal in das Gefängnis im Ministerium schaffen.“
 

„Wirklich keine guten Neuigkeiten, aber ich habe es fast geahnt.“ Albus nickte, auch wenn er nicht davon begeistert war, eine Schneewanderung mit neunzehn Todessern vor sich zu haben. Der Rest von ihnen war mindestens genauso wenig erfreut darüber, wie er.
 

Doch alle Anwesenden zogen sich ihre warmen Sachen an und bevor sie das Haus verließen nahm Severus den Kamin vom Flohnetzwerk. Er wollte später nicht unbedingt von unliebsamem Besuch überrascht werden. Gemeinsam mit der wieder etwas besser aussehenden Hermine, versiegelte er das Haus, so als ob sie erst in einem Jahrzehnt wieder kommen wollten. Dann marschierten alle los und machten sich mit den vor ihnen schwebenden Todessern auf, in Richtung der Appariersperre.
 

Jeder von ihnen hatte ein bis zwei der schwarzen Gestalten übernommen und lenkte sie nun wenig vorsichtig, aber mit voller Aufmerksamkeit durch das dichte Schneetreiben. Mehrmals schlugen Köpfe oder Beine von ein paar Todessern aneinander. Den Ordensmitgliedern machte das nichts aus.
 

Als sie am Ende der Appariersperre ankamen fassten sie die Gefangenen wieder in einer Gruppe zusammen und apparierten mit ihnen gemeinsam vor das Ministerium.
 

Gerade als sie überlegte, wie sie am schnellsten als große Gruppe Zugang dazu bekommen konnten sahen sie, wie einige Todessermale der Gefangenen aufleuchteten und zwar so stark, dass ihr Leuchten durch die schwarzen Umhänge drang. Auch Severus hielt sich den Arm. Scheinbar wollte der Dunkle Lord auch ihn sehen. Er konnte sich sogar sehr genau vorstellen, wieso.
 

Die Ordensmitglieder sahen geschockt von einem zum anderen. Das verhieß nichts Gutes.
 

Albus brachte Ordnung in das sich bildende Chaos. Er stellte Remus zur Bewachung der Gefangenen ab, flüsterte ihm sehr leise etwas zu, ging ein Stück weg vom Geschehen damit die geschockten aber nicht bewusstlosen Todesser nichts hören konnten und scharte dann die Anderen um sich.
 

„Bitte hört mir alle gut zu. Ich werde euch jetzt etwas vorschlagen, dass allem widerspricht, was wir bisher getan haben. Bisher haben wir immer nur auf die Aktionen von Riddle und seinen Todessern reagiert.“ Er machte eine Pause.
 

„Dies hier ist die vielleicht einzigartige Möglichkeit, Riddle anzugreifen, ihn und fast alle seiner Anhänger festzusetzen und unserem Kampf endlich ein Ende zu setzen.
 

Wir sind kampfbereit und wir sind fast vollzählig. Die anderen sind im Hauptquartier und können in wenigen Minuten hier sein. Harry ist da um Riddle die Stirn zu bieten und wir sind in der Lage ihn aufzuspüren.“
 

Tonks fand nach dieser Rede als erste ihre Sprache wieder. „Wie?“ fragte sie.
 

„Es gibt eine Möglichkeit mit den gefangenen Todessern zu apparieren. Man muss sie nur berühren und dann ohne Ziel apparieren wollen. Das müsste uns zu ihm bringen, da die Todesser sich zwangsweise auf ihr Ziel konzentrieren.“
 

„Und das soll funktionieren?“ Das war Moody, der Albus zwar durchaus traute, aber dieser Transportmethode nicht. Er hatte so schon eine Abneigung gegen das Apparieren.
 

Vorsichtig nickte Albus. „Ja, es sollte, doch wenn ich ehrlich bin, wurde es so noch nie ausprobiert. Es ist eine Theorie und sie birgt Risiken.“
 

„Das sehe ich auch so.“ mischte sich Harry ein. „Aber wenn das die Chance ist, Voldemort anzugreifen, statt auf seinen Angriff warten zu müssen, dann sollten wir sie nutzen.“
 

Allgemeines Gemurmel entstand und erst als Severus darauf verwies, dass er ein paar Personen mit sich nehmen könnte, wurde es wieder etwas ruhig.
 

Albus zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Stimmen wir ab. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn wir dies wirklich tun wollen, muss ich alle Ordensmitglieder zusammenholen und ihnen die Situation ebenfalls erklären. Riddels Ruf wird nicht ewig andauern und deshalb sollten wir uns beeilen. Wer ist dafür, dass wir angreifen?“
 

Er musste die Hände nicht zählen, denn alle waren in der Luft. Jeder sah die Möglichkeit vor sich, ein Leben ohne Angst zu führen. Severus war dabei keine Ausnahme. Kurz hatte er eine Vision davon, wie ein friedliches Leben mit Hermine aussehen konnte. Ohne Todesser, die ihr oder ihm auflauerten, ohne Versteckspiele mit dem Dunklen Lord und ohne Angst, von diesem Monster gerufen zu werden, so wie jetzt. Doch er wurde von seinem Mal zurück in die Wirklichkeit geholt. Es schien immer schlimmer zu brennen, je länger er sich nicht zu seinem „Herrn“ begab.
 

„Albus, wir müssen uns beeilen, der Ruf wird stärker.“ rief er ihm über die Köpfe der anderen zu.
 

Dieser reagierte sofort. „McNum, Mundungus, Tonks und Arthur, ihr kommt mit und ruft mit mir die Anderen zusammen. Der Rest von euch bleibt hier und wartet auf uns.“ Sie disapparierten und über die Dagebliebenen breitete sich eine unheimliche Stille aus.
 

Ihnen wurde allmählich klar, dass dies wohl das entscheidende große Gefecht sein würde und auch, dass sie alle einander vielleicht zum letzten Mal lebend sahen.
 

Hermine ging auf Harry und Ron zu, die dicht nebeneinander standen und umarmte beide. „Es ist schön, dass wir uns alle versöhnt haben. Ich meine, bevor dies hier passiert.“ Sie versuchte nicht zu weinen und das war in diesem Moment wirklich schwer.
 

Die Beiden hatten ihre Umarmung natürlich erwidert, doch Harry schob sich von ihr weg. „Das hier ist keine Trauerveranstaltung, Mine und auch keine Verabschiedung. In ein paar Stunden haben wir es hinter uns und dann werden wir uns in den Armen liegen und freuen, dass wir ihn besiegt haben. Klar?“
 

Hermine nickte, lächelte ihn an und ging zu Severus zurück. Sie hatte ein ungutes Gefühl, was aber kein Wunder war, bei dem, was sie nun vorhatten.
 

Severus legte ihr seinen Schal um und zog sie zu sich. „Bist Du überhaupt in der Lage am Kampf teilzunehmen? Dich hat immerhin ein Fluch getroffen, das kann man nicht so einfach ignorieren.“
 

„Es geht mir soweit gut. Ich weiß nicht, was Du mir vorhin gegeben hast, aber es hat geholfen. Außerdem befürchte ich, dass wir jeden von uns brauchen werden.“
 

Er konnte ihr nicht widersprechen, zog sie aber noch enger an sich und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. „Ich will, dass Du weißt, dass ich Dich liebe, Hermine und ich will, dass Du Dich gleich im Hintergrund hältst. Verstanden?“
 

Hermine lachte leise aber glockenhell auf. „Severus, glaubst Du ernsthaft, bei diesem Kampf wird es eine zweite Reihe geben, aus der man kämpfen kann? Ich werde mit Dir und den Anderen Seite an Seite stehen und tun was notwendig ist, genau wie Du. Aber zu Deiner Beruhigung: Ich würde das auch gern überleben, okay? Ach und: Ich liebe Dich auch, Severus.“
 

Ab diesem Moment redete keiner mehr. Schnee und Dunkelheit ließen ihnen die Situation noch unwirklicher erscheinen, als sie ohnehin schon war.
 

Nach einigen Minuten, die wie Stunden auf die Wartenden wirkten, erschienen die Anderen wieder. Sie brachten viele mehr oder weniger bekannte Gesichter mit. Auch Molly und Ron kehrten mit Arthur zurück. Für Ginny sorgte Poppy, so gut es ging und hier wurde jeder Einzelne gebraucht.
 

Albus zählte schnell durch und kam auf 42 Leute. Bis auf drei Ordensmitglieder waren sie alle anwesend und diese drei verbargen sich unter den Anhängern Voldemorts und sollten somit bereits anwesend sein.
 

Severus verteilte eilig einige der Mittel, die er beim ersten Kampf des Abends nicht gebraucht hatte und erklärte die Wirkung.
 

Noch einmal fasste Albus den Plan für alle zusammen. Sie würden gemeinsam apparieren und die mitgebrachten Todesser dann mit den Schlafmitteln bewerfen, damit sie von anderen nicht von den Flüchen befreit werden konnten. Dann wollten sich alle in Tiere verwandeln und erst einmal die Lage sondieren.
 

Es hatte Vorteile, dass einige Vögel unter ihren Alteregos waren. So würden sie schnell und zuverlässig erfahren, wie viele Todesser anwesend waren.
 

Das sie bereits neunzehn von ihnen gefangen genommen hatten, war sicherlich kein Nachteil.
 

Alle verteilten sich zwischen den im Schnee stehenden und offensichtlich nichts ahnenden Todessern. Severus ging zu Moody und zwei anderen, die auch kaum Praxis im Apparieren hatten. Er würde sie mitnehmen. Als alle auf die Todesser verteilt waren rief Albus ihnen noch zu, dass sie nötigenfalls mit dem Crutiatus-Fluch arbeiten sollten, wenn sie die Todesser nicht anderes in den Griff bekämen. Dann gab er den Befehl zu apparieren.
 

TBC
 

Gemein, an dieser Stelle aufzuhören, ich weiß, aber da müsst ihr durch und morgen geht es ja schon weiter. Wenn ihr mir noch ein paar Reviews hintelasst, wäre ich echt dankbar.



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