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Ein unvergesslicher Abend

Die verworrene Liebe von Parn & Deedo
von

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Es war abends. Das Feuer im Kamin flackerte und draußen schneite es ein wenig. Parn und Deedo saßen am gedeckten Tisch und aßen zu Abend. Auf Außenstehende musste es den Eindruck machen, dass sie wie ein Ehepaar zusammenlebten, welches schon seit Ewigkeiten verheiratet ist.

Aber in Momenten wie diesen, wo sie wie hier in aller Stille ihre Mahlzeiten zu sich nahmen, kam es ihnen ein wenig absonderlich vor. Denn schließlich wussten sie doch beide, wie sie füreinander fühlten, nur wagte sich keiner den anderen darüber aufzuklären. Vergebens hofften sie darauf, dass der andere den ersten Schritt tat. Und gerade diese Situation, erinnerte sie mal wieder ganz verstärkt daran.

Darum war es auch nicht verwunderlich, dass sie konsequent damit zugange waren, ihren Blicken auszuweichen. Doch das machte es nicht erträglicher – im Gegenteil. Sie kamen sich dabei unheimlich dämlich vor. Aus diesem Grunde zwangen sie sich hin und wieder, ihr Stillschweigen zu brechen, indem sie sich doch kurz in die Augen sahen.

Schnell blickten sie wieder verlegen voneinander weg und versuchten sich mehr aufs Essen zu konzentrieren. Oh, zum Glück konnten sie essen! So hatten sie wenigstens eine Beschäftigung und mussten sich nicht nur hilflos ausgeliefert gegenüber sitzen.

Irgendwann muss ich es ihm sagen. Das kann doch nicht ewig so mit uns weiter gehen. Jetzt scheint es die perfekte Gelegenheit zu sein, aber... ich traue mich einfach nicht. Wieso fällt es mir denn nur so verdammt schwer, ihm meine Gefühle zu gestehen?, dachte Deedo und seufzte leise.

Der Ritter und die Elfe griffen, ohne sich dabei anzusehen, zur letzten Scheibe Brot und berührten sich ungewollt mit den Händen, die sie vor lauter Schreck sofort wegzogen. Sie erröteten.

„Du kannst die Scheibe Brot ruhig nehmen.“, begann Deedo schüchtern und neigte ihren Kopf zur Seite, um Parn bloß nicht ansehen zu müssen. Das war ihr alles schon peinlich genug.

„Nein, nimm du sie.“, erwiderte Parn beschämt, dessen Blick ebenso versteift auf dem Boden fixiert war, wie der seiner Angebeteten.

„Du kannst sie ruhig haben, ich habe sowieso keinen großen Hunger mehr.“

„Aber... wenn du keinen Hunger gehabt hättest, hättest du nicht nach ihr gegriffen und ich will dir nichts wegessen...“, erklärte ihr der Ritter zuvorkommend.

Ihre Blicke trafen sich erneut flüchtig und schweiften auf der Stelle auseinander.

„Vielleicht war ich vor einem Moment noch hungrig, aber jetzt bin ich’s nicht mehr.“, versuchte Deedo ihm zu versichern.

Er konnte die Scheibe wirklich nehmen. Schließlich war er ein junger Mann, der ordentlich essen sollte. Zudem war Deedo als Elfe ohnehin unheimlich aufopfernd, so dass sie ohne weiteres auf diese Scheibe Brot verzichten konnte. Parn zuliebe.

„Hast du gerade vielleicht gesagt?“, hakte er sicherheitshalber nach.

„Wie bitte?“, entfloh es der Elfe entgeistert.

„Du hast gerade vielleicht gesagt, was bedeuten könnte, dass du vorhin nicht hungrig warst. Aber es kann auch der Fall sein, dass du immer noch hungrig bist.“

Parn versuchte ihr doch tatsächlich einzureden, dass sie immer noch Hunger hatte. Konnte er sich nicht damit zufrieden geben, dass Deedo ihm die Scheibe Brot freiwillig überließ? Was sollte das? Wollte er sie ärgern? Deedo fühlte Zorn in sich aufsteigen und fuhr ihren Liebsten wütend an.

„Parn! Was redest du denn da?! Ich bin nicht hungrig! Und jetzt nimm endlich die verdammte Scheibe Brot!“

„Nein! Nicht solange du noch hungrig bist!“

Er reagierte genauso erzürnt. Deedo hatte ihn mit ihrer aufgebrachten und laut zischenden Stimme provoziert und angesteckt. Sie tobte leidenschaftlich weiter.

„Woher willst du denn wissen, dass ich noch Hunger habe?“, konterte sie. „Du bist schließlich nicht ich! Und außerdem, wenn ich noch nicht satt wäre, könnte ich auch etwas anderes essen!“

Hatte er es doch gewusst! Parn schlug rechthaberisch die Arme übereinander und schloss die Augen. Andeutend schob er die Brauen aufwärts.

„Also hast du doch noch Hunger!“, hielt er sich dran.

Deedo schlug nun erbost mit den Fäusten auf den Tisch. Nun reichte es aber. Wie lange wollte Parn denn noch auf seine Ansicht bestehen, dass Deedo hungrig sei, obwohl sie es gar nicht war?

„Parn, jetzt hör endlich auf damit! Manchmal ist es wirklich kaum auszuhalten mit dir!“, brüllte sie.

„Wie du meinst!“ Parn war eingeschnappt. „Dann lassen wir das Brot eben vor sich hin vegetieren!“, kommentierte er bissig.

„Von mir aus!“, zischte die Elfe und verzog ihr sonst so feines und niedliches Gesicht zu einer hochmütigen Fratze. Beide blickten beleidigt zur Seite. Nach einer Pause setzte Parn reumütig an und wollte Deedo mit einem Vorschlag besänftigen, der wohl beide zufrieden stellen dürfte. Sie sollten einfach teilen.

„Vielleicht sollten wir...“, fing er an und sah zu Deedo herüber. Die unerwartete Ernsthaftigkeit, mit der sie ihn anstarrte, brachte Parn ganz durcheinander.

„Parn?“, unterbrach sie ihn schlagartig und mit weniger wütender Stimme, die dafür sehr angespannt klang.

„Äh... ja?“, fragte dieser überrascht.

Deedo wollte den Moment nutzen und es endlich hinter sich bringen. Irgendeiner musste doch mal den Anfang machen. Deedo fasste sich ein Herz. Sie konnte nicht länger darauf warten, sonst würde sie noch wahnsinnig werden.

„Ich... ich... lie...“, stammelte Deedo mit hochrotem Kopf und ohne weiter nachzudenken drauf los.

Sie musste ganz schön kämpfen, um ihre innere Beklommenheit zu vergessen. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Sofort sprang Parn auf um sie zu öffnen. Deedo ließ er verdattert am Tisch zurück und hatte nicht den Hauch einer Ahnung davon, dass sie ihm gerade versucht hatte, ein Liebesgeständnis zu machen. Herrje, welcher Idiot musste denn ausgerechnet jetzt anklopfen?

„Einen Moment!“

Er öffnete die Tür und blickte in Etos Gesicht.

„Eto?!“, freute sich Parn.

„Hallo Parn! Ich hoffe, ich störe nicht?“, sagte der Priesterkönig und setzte sein fröhlich strahlendes, typisches Lächeln auf die Lippen.

Deedo senkte ihren Blick erbittert nach unten herab.

Ich hätte die Scheibe Brot einfach nehmen sollen, dann hätte ich wenigstens noch genug Zeit gehabt, es ihm zu sagen, erkannte die Elfe unglücklich.

Stattdessen hörte sie Parn nur sagen:

„Ach, keineswegs. Komm rein und setz dich zu uns.“

Was für eine vertane Chance. Eto ließ sich nicht lange bitten und betrat das Haus. Er legte seinen Umhang ab und ohne vorher aufgefordert zu werden, nahm er am Tisch Platz.

„Hallo Deedo!“, begrüßte Eto seine alte Kameradin.

„Eto!“, grüßte sie kühl zurück.

Es klang irgendwie sehr bedrohlich und das spürte Eto sogleich.

Hui, anscheinend komme ich doch etwas ungelegen, stellte der Priester beunruhigt fest.

Aber dennoch ließ er seinen Blick aufdringlich über den reichlich gedeckten Tisch wandern.

„Oh, bedien dich ruhig!“, sagte Parn einladend, als er dessen Bedeutung entschlüsselt hatte.

Und wie konnte es anders sein? Eto griff sich natürlich die letzte Scheibe Brot, um die sich Parn und Deedo gerade noch so wunderbar gestritten hatten und sich nicht einigen konnten, wer sie nun essen durfte. Jetzt hatten sie ihren Verspeiser gefunden. Eto biss nichts ahnend ein Stück davon ab. Parn spürte Deedos giftigen Blick auf sich sitzen. Als er sie anzuschauen wagte, hob Deedo aus Trotz ihre Nase empor und schaute pikiert weg.

Parn kratzte sich am Hinterkopf und lächelte gequält. Eto blickte die beiden fragend an. Was war denn mit denen los? Hatten sie etwa Streit?
 


 

Später spielten Parn und Eto Schach. Deedo machte derweilen den Abwasch und stand dabei mit dem Rücken zum Tisch, an dem die beiden saßen. Parn gähnte gelangweilt. Ihm fielen schon fast die Augen zu. Er war selbst so schwach, dass er seinen Kopf mit der Hand tragen musste.

„Ich kann mich für dieses Spiel einfach nicht begeistern. Es macht mich jedes Mal müde...“

„Das liegt daran, dass du dich nicht genug konzentrierst, Parn.“, stellte Eto klar heraus.

„Nein, es ist so langweilig, weil du immer gewinnst.“, beharrte der Ritter.

„Ja, weil du dich nicht richtig konzentrierst.“ Eto lächelte.

„Glaub mir, Schach zu spielen ist wichtig! Es hält den Geist fit! Allein körperlich in Topform zu sein, reicht nicht aus. Das gilt auch für Ritter!“

Er blickte betonend zu Parns Schwert hinüber, das nicht weit von ihnen in einer Ecke stand, eingehüllt in der Schwertscheide. Parn betrachtete seinen Freund genervt. Eto verstand es nur allzu gut, Parn über alles mögliche Vorträge zu halten und ihm seine Mankos aufzuzeigen. Manchmal ging er ihm damit ganz schön auf den Geist.

Nur weil er Farispriester war, brauchte er sich nichts darauf einzubilden und einen ständig belehren. Wenn es damit schlimmer wird, musste Parn sich mit Eto wohl mal ernsthaft auseinandersetzen.

Dabei war es doch ganz einfach – Eto war schlichtweg besser im Schach spielen! Das hatte nichts mit Topform und Ritter sein zu tun.

„Was verschafft uns eigentlich die Ehre deines Besuches, Eto?“, wechselte Parn das Thema. Er legte die Finger seiner Hände ineinander und stützte sich neugierig mit dem Kinn auf sie.

„Kann der König von Valis sein Reich einfach so verlassen?“

„Ich musste mir mal eine kleine Erholung gönnen und um Valis brauchst du dich nicht zu sorgen.“, erzählte Eto.

„Ich habe viele kompetente Männer, die mich während meiner Abwesenheit dort vertreten.“

„Du machst also Urlaub?“

„Ganz recht. Ich glaube, als straperzierter König bin ich meinem Land nicht gerade von Nutzen, deshalb musste ich mal eine Auszeit nehmen und da dachte ich mir, dass ich doch mal meine alten Freunde in Zaxon besuchen könnte.“

Parn lächelte begeistert von dieser Idee seines alten Freundes. Deedo schepperte wütend mit dem Geschirr herum und ließ die Teller auf die Arbeitsfläche knallen. Ganz ohne Rücksicht.

„Deedo, geht das nicht etwas leiser?“, bat Parn sie zaghaft.

Er versuchte es mit ruhiger Stimme zu sagen, denn schließlich war seine Elfe immer noch gereizt. Dass sie lange beleidigt sein konnte, hatte Parn während ihres Zusammenlebens schon herausgefunden.

Er und Eto fuhren erschrocken zusammen, als sich Deedo, vor Wut fast überschäumend, zu ihnen drehte. Ihre Augenbrauen waren tief ins Gesicht gedrückt, die Wangen knallrot. Sie zog eine Miene zum Fürchten.

Ihre Ohren standen ihr spitz vom Kopf ab und sie funkelte Parn eisig durch ihre zu Schlitzen verengten Augen an.

„Nichts gegen deine Anwesenheit, Eto! Aber wolltest du mir nicht eigentlich beim Abwasch helfen, Parn?“

„Ja schon, aber...“, versuchte er sich verzweifelt herauszureden. Deedo beschwerte sich ungerührt weiter.

„Deinetwegen verzögert sich alles und dadurch komme ich zu spät zu meiner Verabredung!“

Bei diesen Worten kippte Parn fast vom Stuhl und auch Eto schien überrascht zu sein! Hatte sie tatsächlich Ver-ab-re-dung gesagt?

„Du bist verabredet? Mit wem?“, fragte der Ritter bestürzt.

„Eigentlich geht dich das überhaupt nichts an!“ reizte sie ihn und machte Parn damit nur noch rasender. Aber genau das wollte sie ja erreichen. Ein wenig Eifersucht schadete ihm nicht. Wenns darum ging, war Deedo nie abgeneigt. Und es fruchtete. Denn schon erhob Parn drohend die Stimme.

„Deedo!“

Die Elfe wusste, dass Parn nicht eher aufgeben würde, bis sie ihm alles erzählt hatte. Deedo wendete sauer ihr Gesicht von ihm ab und räumte widerwillig ein:

„Mit Sheeris!“

„Ach so!“, Parn stieß erleichtert, die vor Angst aufgestaute Luft aus seiner Lunge.

„Na, dann hast du doch noch genug Zeit. Sheeris verspätet sich doch eh immer!“, sagte er einfach, ohne sich etwas dabei zu denken.

Das war ja keineswegs rücksichtsvoll von ihm. War Deedo denn seine persönliche Hausangestellte, und durfte sie erst zu ihrer Verabredung gehen, wenn sie all ihre Arbeiten erledigt hatte und Parn es ihr gestattete?

Eto, mit seiner sensiblen Ader für solche Dinge, verstand Deedos Verärgerung natürlich sofort. Sie kochte so sehr vor Wut, dass es einem jetzt wirklich Angst einjagte. Ihre Wängelchen plusterten sich auf und heißer Dampf stieß durch ihre Nasenlöcher in die Stube.

Nun musste Eto Parn aus der Patsche helfen. Um ihn einen deutlichen Wink zu geben, trat der Priester ihm gegen das Bein. Doch wie so oft, kapierte Parn mal wieder nicht, was los war.

„Au! Mensch Eto, was soll denn das?!“, klagte er und motzte seinen Freund an, der ihm doch nur helfen wollte.

Nun schritt Eto selbst ein. Deedo war ihm zu bedrohlich geworden. Sie hatte schon ihre Fäuste aus lauter Zorn geballt und in ihren angespannten Armen, reckten sich die vielen Adern hervor. Das war dem friedliebenden Eto gar nicht geheuer. Deshalb sagte er ihr die Worte, die sie hören wollte.

„Geh ruhig, Deedo. Parn und ich erledigen den Rest!“

Parn blinzelte Eto mit verdutzten, großen Augen an. Hatte er was nicht mitbekommen? Worum ging’s hier eigentlich? Deedo war bereits an der Tür und warf sich ihren Umhang um.

„Bis Später!“, sagte sie kurz und knapp.

Eto lehnte sich in seinen Stuhl zurück und winkte ihr lächelnd zu.

„Ja, bis später...“, erwiderte Parn immer noch ahnungslos, als Deedo schon zur Tür raus war. Sie flog mit einem Knall zu.

„Es ist gar nicht so einfach mit ihr zusammenzuleben, was?“, zwinkerte ihm Eto neckisch zu.

„Hach…“, seufzte Parn. „…das wäre alles kein Problem, wenn sie nicht so furchtbar launisch wäre. Und ich glaube, bei Elfen wechselt die Laune auch noch extrem häufig...“, jammerte er bedauernswert.

Eto konnte nicht anders und musste darüber lachen.

„Na ja, du bist bestimmt auch nicht gerade einfach, Parn. Aber wie heißt es doch so schön, was sich liebt, das neckt sich.“, zog er den Ritter auf.

In diesem Satz steckte immerhin mehr, als nur 'ein' Funke Wahrheit. Parn wurde ganz verlegen. Er spürte, wie seine Wangen sich erhitzten.

„Hör auf, so was zu sagen, Eto!“, befahl er.

Eto stand vom Stuhl auf und meinte nur zu ihm:

„Also, dann lass uns mal anfangen.“

Parn schaute ihn verwundert an. Mit was sollten sie denn anfangen, fragte er sich.

„Oder willst du lieber weiter Schach spielen?“, hakte der Priester nach, denn er wusste ja, dass Parn sich für das kleinere Übel entscheiden würde.

Eto gehörte sowieso zu denjenigen, die Parn gut einschätzen konnten. Kein Wunder, schließlich kannten sie sich von Kindesbeinen an. Parn war wieder eingefallen, worum es ging und winkte schon groß mit den Händen ab. Die Aufregung um Deedos Verabredung, hatte sein Gedächtnis vorübergehend geschwächt.

„Bloß das nicht!“, sträubte er sich.

Eto lächelte zufrieden. Hatte er es doch ohne große Schwierigkeiten geschafft, Parn zur Hausarbeit zu bewegen. Das machte ihn schon irgendwie…stolz.
 


 

Deedo saß in der Schenke allein an einem Tisch. Sie stützte ihren Kopf mit der Hand auf und tippte mit den übrigen Fingern ungeduldig über die Tischplatte.

Unauffällig beobachtete sie einige Männer, die neben ihr an einem Tisch waren und sich lauthals unterhielten.

Auch ein Barde war in der Schenke anwesend. Er saß auf einem kleinen Hocker, nicht weit vom Schanktisch.

Deedo wollte das Gerede der Männer überhören und versuchte sich auf seinen Gesang, der von Harfenspiel begleitet wurde, zu konzentrieren. Doch die Stimmen der Männer waren einfach zu aufdringlich.

Wo bleibst du denn so lange, Sheeris? Ich fühle mich hier ziemlich unwohl, so ganz allein..., flehte Deedo innerlich um Sheeris’ erlösende Gegenwart.

Plötzlich sprach einer der Männer sie an. Das hatte Deedo schon die ganze Zeit befürchtet.

„Hey kleine Elfe, was sitzt du denn da so alleine?“, fragte er sie frech. „Komm doch zu uns her und leiste uns Gesellschaft! Na, was ist?“

Deedo blickte giftig zu ihnen herüber, um ihm zu signalisieren, dass er sie ja in Ruhe lassen sollte. Sie wollte sich garantiert nicht mit diesen albernen, primitiven Gestalten an einen Tisch setzen. Wer wusste schon, was sich gerade in ihrer Phantasie abspielte. Es war bestimmt nur Anstößiges dabei. Vermutlich würden sie wer weiß was mit Deedo machen wollen.

Sie angrapschen, sie bedrängen und noch schlimmeres, über das sie gar nicht erst nachzudenken wagte. Betrunken genug dafür waren sie ja. Ein weiterer von ihnen mischte sich ein.

„Oder bist du etwa mit jemanden verabredet?“

Deedo machte ein schmollendes Gesicht. Natürlich war sie verabredet. Was für eine Frage. Solch eine Schönheit wie sie, verbrachte den Abend doch nicht allein im Wirtshaus, dachte sie herablassend. Gekränkt reckte sie die Nase in die Höhe um den Männern ihre Missachtung zu zeigen.

„Oh, oh! Wisst ihr was?“, rief ein Mann mit zerzauster Frisur, dessen Haare nahezu wie kleine spitze Ecken vom Kopf standen. „Ich glaube, unsere kleine Elfe ist versetzt worden!“, grinste er schalkhaft.

Die Männer verfielen in ein dauerhaft gemeines Lachen. Deedo schmollte wieder verärgert. Sie machten sich tatsächlich über sie lustig!

Nachdem diese abscheulichen Kerle sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, ergriff gleich der Nächste das Wort.

„Tja, unser Parn hat dem Schwertkampf schon immer mehr Beachtung geschenkt als allem anderen. Ich gehe jede Wette ein, dass er jetzt gerade wieder trainiert während du hier auf ihn wartest. Das Schwert stand bei ihm schon immer an erster Stelle! Da kann man nichts machen!“, beichtete er Deedo die ganze Wahrheit.

Die Männer lachten von neuem. Ach herrje, sie kannten Parn auch noch, schoss es Deedo durch den Kopf. Wie entsetzlich!

Aber was machte Deedo sich auch für Gedanken? Sie war schließlich nicht mit Parn, sondern mit Sheeris verabredet. Die konnte jetzt aber auch wirklich mal langsam hier auftauchen.

Die Elfe blickte noch mal flüchtig zum Nachbartisch. Mit was für Gestalten umgab sich Parn da bloß?, fragte sich Deedo fassungslos. So was war doch kein Umgang für ihn. Da musste sie ihn demnächst mal drauf ansprechen.

„Irgendwie tut sie mir ganz schön Leid...“, sagte einer von ihnen mitfühlend, der im Vergleich zu den anderen, ein sehr freundlicher zu sein schien. „Sie hat so großen Liebeskummer wegen ihm und der Schussel bemerkt es noch nicht mal!“, schimpfte er, verständnislos über Parns Verhalten.

„Du solltest dir jemand anderen suchen, glaub mir!“, meinte derjenige von ihnen, der Deedo gerade von Parns übertriebener Liebe zu seinem Schwert berichtet hatte.

„Wie wär’s denn mit einem von uns?“, fragte er sie mit gespielter Ernsthaftigkeit und deutete mit der Hand durch die Runde. „Wir würden uns schon richtig um dich kümmern, darauf gebe ich dir mein Wort!“, zwinkerte er der verdutzten Deedo zu, die vor Sprachlosigkeit fast aus allen Wolken fiel.

Sie konnte sich schon denken, was er unter ‚richtig kümmern’ verstand. Verbissen versuchte sie ihr ungläubiges Augenblinzeln wieder zu kontrollieren.

„Jetzt sei doch nicht so schüchtern und komm schon her zu uns!“, forderte der Kerl, der sie auf die Verabredung angesprochen hatte.

Er breitete empfangend die Arme aus. Doch Deedo schmollte nur wütend und schloss krampfhaft die Augen zusammen.

Konnten sie nicht endlich damit aufhören? Trotzend wandte sie ihr Gesicht von ihnen, so dass sie richtig eingebildet rüber kam.

Den Männern am Tisch war das jedoch vollkommen egal. Statt sie in Frieden zu lassen, machten sie mit ihren Späßen weiter und deuteten Umarmungen und Küsse an, während sie sich dabei kringelig lachten.

Der Barkellner kam zu ihrem Tisch und stellte den Männern Krüge voller Bier hin.

„Was treibt ihr denn hier wieder für dolle Spielchen, hm? Lasst sie gefälligst in Ruhe oder ich sorge dafür, dass ihr Hausverbot bekommt, ist das klar?!“, drohte er ihnen.

„Jetzt hab dich doch nicht so! Wir machen doch nur Spaß!“, versicherte ihm der Kerl, der Deedo als erstes angesprochen hatte.

„Ich bin ja mal gespannt, ob Parn das auch nur als Spaß ansehen wird, wenn er davon erfährt, dass ihr seine Liebste belästigt habt!“, warnte er die Männerrunde und stemmte hämisch die Arme in die Seiten. Immerhin hatte er diese Bande in der Hand.

Die Männer grölten nochmals drauf los, als sie hörten, dass er Deedo als Parns Liebste bezeichnete. Die Elfe lief dabei ganz rot an. Sie sah beschämt zu Boden. Man musste doch nicht so unverblümt darüber sprechen, dass sie ein Liebespaar waren.

Hach, es war einfach zu offensichtlich. Jeder im Dorf wusste anscheinend, wie es um Parn und Deedo stand.

„Ja, falls er nicht gerade leidenschaftlich sein Schwert umklammert und es dabei mit voller Hingabe durch die Lüfte schwingt!“, bemerkte der mit der zerzausten Frisur belustigt und stellte es ihnen obendrein auch noch bildlich dar.

Schon ertönte wieder tosendes Gelächter vom Tisch her. Der Barkellner sah die ungeplanten Stimmungsmacher zweifelnd an und konnte abschließend nur noch seufzen.

Er schaute zu Deedo rüber. Die hatte sich wieder in ihren sicheren Schmollwinkel zurückgezogen. Die Augenbrauen tief zusammengezogen über der Nasenwurzel. Darunter lagen ihre mit Wut aufgeblähten roten Wangen und eine Schnute, die trotz der ganzen Verärgerung immer noch niedlich aussah.

Die Elfe versuchte die Männer und alles, was sie sagten und taten, wie Luft zu behandeln. Es musste schön eingebildet und stolz auf sie wirken. Sie sollten merken, dass ihr das dumme Geschwätz nichts ausmachte und sie vollkommen darüber stand.

Plötzlich flog die Tür auf und Sheeris trat herein. Die Männer zuckten zusammen und verstummen auf der Stelle, so wie die gesamte Schenke eigentlich, nur den Barden und sein Harfenspiel hörte man noch.

Der Barkellner lächelte schadenfroh vor sich hin. Jetzt bekamen die Verrückten endlich ihre verdiente Abreibung.

Deedo, um Gottes Willen, Deedo strahle und war überglücklich Sheeris zu sehen. Diese stolzierte zu ihr rüber und musterte die Männer mit einem niederträchtigen Blick, als sie an ihnen vorbei ging.

Die Runde verfolgte sie etwas beunruhigt mit den Augen und versuchte allesamt harmlos zu wirken. Sie hatten doch nichts getan. Es gab nicht das Geringste wofür sie sich schuldig fühlen mussten.

„Männer...“, zischte Sheeris angewidert.

„Hm?“, machten alle im Gleichklang.

„Es ist eigentlich reine Zeitverschwendung wegen solchen Trotteln Liebeskummer zu haben!“, behauptete sie.

„Was fällt dir ein, unseresgleichen als Trottel zu beschimpfen?!“, beschwerte sich einer. Es war derjenige, der diese ganze Geschichte überhaupt ins Rollen gebracht hatte und es nicht lassen konnte, Deedo anzusprechen.

Sheeris verschränkte die Arme zur Seite, als wenn es da nichts zu fragen gäbe.

„Weil ihr eben Trottel seid, da gibt’s nichts abzustreiten!“

„Wie bitte?!“, fragte ein anderer brüskiert. Er fühlte sich ziemlich vor den Kopf gestoßen durch Sheeris’ unverhohlene Äußerung, die keineswegs der Wahrheit entsprach.

„Ihr seid schließlich soo dämlich, dass ihr noch nicht mal bemerkt, wenn eine Person euch offensichtlich furchtbar gern hat, um nicht zu sagen, liebt!“, fuhr Sheeris einfach fort und versuchte etwas Aufklärungsarbeit zu leisten, obwohl das bei denen wohl eh nichts bringen würde.

„Was macht ihr stattdessen?“

Die Männer blickten sich ratlos an.

„Ihr kümmert euch mit voller Liebe um total nebensächliche Dinge, wie zum Beispiel Schwertkämpfe oder das Saufen oder was weiß ich, wofür ihr eure Zeit sonst noch vergeudet!!“, stellte sie unmissverständlich klar.

„Das ist ja auch so ungeheuer wichtig, als sich von seiner Verklemmtheit zu befreien, falls ihr doch irgendwann mal bemerkt, dass auch ihr etwas für eine gewisse Person empfindet.“ Sheeris holte Luft.

„Aber statt euch zu öffnen und euch zu euren Gefühlen zu bekennen, steigert ihr euch aus lauter Verzweiflung und Feigheit immer weiter in diese Unsinnigkeiten hinein und dann macht ihr euch über sie auch noch lustig?!“, sagte sie aufgebracht und mit lauter werdender Stimme, während ihr Finger auf Deedo deutete.

Die Männer blickten erst Sheeris und dann Deedo mit entgeisterten Gesichtszügen an.

„Ihr amüsiert euch auf ihre Kosten!“, beschimpfte Sheeris sie unbeherrscht. Ihre Stimme war so klar, durchdringend und voller Ernst. Sie betonte jedes Wort! Kein Wunder, dass es in der Schenke mucksmäuschenstill geworden war und ein jeder ihr zuhörte.

„Sie leidet doch nur euretwegen, weil ihr Männer euch so verdammt gefühllos verhaltet!!“ Sie stoppte kurz um die alles entscheidende Frage zu stellen.

„Ich frage euch, wann habt ihr denn das letzte Mal einer Frau eine Liebeserklärung gemacht, hm?“ Sie sah jeden einzelnen Kerl erwartungsvoll an.

Die Männer wichen ihrem Blick natürlich sofort aus und schauten sich um oder lächelten nur verlegen vor sich her. Mit Stillschweigen wollten sie dieses unliebsame Thema loswerden.

Aber in ihren Köpfen wussten sie, dass Sheeris mit jedem Wort Recht hatte. Als sie einer Frau das letzte Mal eine Liebeserklärung gemacht hatten, lag schon Ewigkeiten zurück.

„Ich wusste es doch!“, meinte Sheeris und fühlte sich in ihrem Verdacht bestätigt. „Wie ich bereits sagte, entweder wart ihr so dumm und habt ihre Gefühle noch nicht einmal bemerkt oder ihr wart zu feige, ihr zu gestehen, was ihr empfindet!!“, warf sie ihnen zum x-ten Mal an den Kopf, um ihnen noch mehr Salz in die Wunden zu streuen.

Immerhin war es ihr gutes Recht! Schließlich hatten sie Deedo verspottet und Sheeris war als ihre Freundin nur allzu gern dazu bereit, sie zu verteidigen.

Plötzlich erklang eine widersprechende Stimme vom Tisch.

„Aber es ist doch nicht unsere Schuld, wenn Parn sich so verhält! Du kannst nicht von ihm auf andere schließen!“

„Oh, ich denke schon, dass ich das kann! Ich beobachte dieses Phänomen nämlich besonders häufig!“, entgegnete Sheeris kaltschnäuzig.

Nun, da sie endgültig als Versager gebrandmarkt waren, schauten sie Sheeris Mitleid erregend an, damit sie endlich einen Schlussstrich setzte. Auf einmal tippte ihr jemand auf die Schulter. Es war Deedo, die hinter ihr stand.

„Sheeris, ich wäre dir dankbar, wenn du mein Liebesproblem mit Parn nicht in aller Öffentlichkeit breittreten würdest.“, flüsterte sie ihr ins Ohr.

Sheeris konnte das nicht nachvollziehen und fuhr mit gewohnt lauter Stimme fort.

„Wieso? Sie sollen ruhig wissen, welche Qualen du wegen ihrem Verhalten durchmachst! Sie sollten sich schämen...“

Sie unterbrach sich selbst, als einer der Männer unerwartet zu weinen anfing. Damit hatte nun keiner gerechnet. War sie wirklich so hart gewesen?

Jeder blickte neugierig zu ihm hin. Die Männer am Tisch hielten ihn wohl schon für einen Weichling. Es war der Freundliche von ihnen, der allmählich das Ausmaß ihrer Beleidigungen begriff und verstand, wie sehr sie Deedo damit verletzt hatten.

„Oh, es tut mir so Leid... Ich hatte ja keine Ahnung, dass wir solche Tölpel sind!“, schluchzte er. „Kannst du mir verzeihen, Deedlit?“, ersuchte er die Elfe mit schlechtem Gewissen.

„Äh... j...“

Deedo wollte seine Entschuldigung annehmen, doch Sheeris platzte gleich dazwischen.

„Nein, das kann sie nicht! Schämt euch!“, schnauzte sie erbarmungslos und gab ihrer Meinung nach, die einzige richtige Antwort darauf.

Ihre Stimme klang garstig und sie strafte den Haufen Männer vor ihr, mit einen scharfen Blick, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie zuckten vor Schreck zusammen.

„Aber...“, wollte Deedo einwendend sagen, doch ihre Worte verflogen, als sie hilflos mit ansah, wie sich der freundliche Mann an den Arm seines Nachbarn klammerte und bitterlich zu heulen anfing. Obwohl es seinem Nachbarn schon sehr unangenehm war, streichelte er ihm dennoch beruhigend über den Kopf.

„Also, es ist doch immer wieder ein Vergnügen, deinem Schauspiel zuzusehen!“, grinste der Barkellner vergnügt. Er hatte die ganze Zeit bei ihnen gestanden und zugeschaut.

„Wie bitte? Das ist kein Schauspiel!“, fauchte Sheeris ihn erbost an. „Hach, du bist doch genauso wie die anderen!“, stieß sie zusätzlich abwertend hinzu.

Der Barkellner rang sich ein entschuldigendes Lächeln ab und ging vorsichtshalber etwas auf Abstand.

„Los, hol uns sofort Wein! Zumindest dazu müsstest du in der Lage sein!“, befahl ihm Sheeris kurzerhand.

„Aye, aye, Madam!“, erwiderte er im Soldatentonfall und hob die Hand zum Gruß. Er machte auf Absatz kehrt und verschwand zwischen den Tischen.

Deedo und Sheeris setzten sich und ignorierten für den Rest des Abends die leiser gewordenen Männer vom Tisch nebenan.

„Du denkst mal wieder nur ans trinken!“, tadelte Deedo ihre Freundin.

„Hey?! Was soll denn das, wieso greifst du mich an?!“, fragte Sheeris unschuldig. „Das hier ist ‘ne Schenke und es ist normal, dass hier getrunken wird und mal ganz nebenbei, du hast den Ort doch schließlich vorgeschlagen.“, verteidigte sie sich.

„Schon gut.“, sagte Deedo beruhigend. Sie hatte keine Lust sich mit ihr darüber zu streiten.

„Also, was hast du auf dem Herzen?“, quetschte sie die Elfe neugierig aus. „Warte, sag nichts, dein Problem fängt wie das Problem selbst mit einem „P“ an, nicht wahr?“, schlussfolgerte sie korrekt. „Also, was ist mit Parn?“

Deedo druckste herum. Sie wusste nicht so recht wie sie davon anfangen sollte. Es war immer eine heikle Sache über ihr Liebesleben mit Parn zu sprechen und das fiel ihr weiß Gott nicht einfach. Sheeris rutschte ungeduldig mit dem Po auf dem Stuhl herum.

„Deedo!“, verlangte sie.

Die Elfe riss sich zusammen und begann schließlich sich ihre Sorgen von der Seele zu reden.

Dabei platzierte sie ihre Ellebogen auf dem Tisch und tippte schüchtern ihre Zeigefinger gegeneinander. Sie konnte Sheeris während des Sprechens nicht in die Augen sehen.

„Also, weißt du, wir beide kennen uns schon so lange...“

„Was? Du und ich? So lange kennen wir uns nun auch wieder nicht.“, fiel ihr ihr Gegenüber einfach ins Wort.

Deedo fluchte innerlich. Es hatte ihr sowieso schon viel Mühe gekostet, damit anzufangen. Wegen Sheeris durfte sie gleich wieder einen neuen Versuch starten. Das war eine Qual für sie.

Konnte Sheeris sie nicht einfach ausreden lassen? War das denn zu viel verlangt?

„Nein, ich meine doch Parn und mich!“, gab sie gereizt zurück.

„Oh ja, natürlich. Wie dumm von mir!“, lächelte Sheeris um Deedo somit um Verzeihung zu bitten.

Deedo räusperte sich und blinzelte nervös den Boden an.

„Also, Parn und ich kennen uns jetzt schon ziemlich lange... und wir haben schon so viel miteinander erlebt – wir haben gemeinsam gelacht, geweint und unsere Sorgen und Ängste geteilt.“

Sheeris nickte und Deedos Wangen hüllte ein leicht rotfarbner Schimmer ein.

„Und mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich gerne mein ganzes Leben mit ihm verbringen und irgendwann... vielleicht auch mal... ein Kind mit ihm haben möchte.“, stammelte die Elfe völlig verlegen.

Sheeris nickte mit einem gleichzeitigen Seufzer.

„Aber ich werde einfach nicht schlau aus ihm!“, erzählte Deedo bedrückt weiter. „Je länger ich mit ihm zusammen bin, desto mehr sehne ich mich nach Zärtlichkeiten... Ich möchte, dass er mich auch mal in den Arm nimmt, mit mir kuschelt... und mich... küsst...“, stockte sie und senkte dabei ihre Stimme. Das musste ja schließlich nicht jeder hören. Es handelte sich um eine sehr intime Angelegenheit.

„Aber er macht nichts dergleichen und langsam zweifle ich daran, ob er überhaupt dasselbe für mich empfindet und ich habe Angst davor, dass meine Zweifel berechtigt sind.“ Sie pausierte kurz.

„Alles, was ich doch nur von ihm hören will, ist, dass er mich auch mag...“, flüsterte Deedo hoffnungslos.

Man hörte aus ihren Worten deutlich heraus, wie ratlos und verzweifelt sie war. Sie tat einem wirklich leid. Da hatte Sheeris viel vor sich, wenn sie sie wieder bestärken wollte.

„Oh Mann, das ist ja gleich das volle Programm. Hör zu, als erstes solltest du deinen Parn damit nicht überfordern.“, riet sie ihr. „Du musst ihm zunächst erst mal klar machen, wie viel er dir bedeutet.“

„Aber...“

„Du kannst nicht darauf warten, dass er den ersten Schritt macht. Parn bekommt in einem Jahr vielleicht das „Ich“ von „Ich liebe dich“ zustande, falls überhaupt!“, versuchte Sheeris ihr zu verdeutlichen.

„Die meisten Männer sind in so was eben nicht besonders gut, du brauchst nur mal zum Tisch neben uns zu sehen, dann verstehst du, was ich meine!“

Wenn Deedo wissen wollte, ob Parn sie liebt, musste sie auf ihn zugehen und den ersten Schritt tun. Das musste Sheeris ihr nur irgendwie verständlich machen.

„Oh Mann, wo bleibt eigentlich unser Wein?“, sie drehte sich zum Schanktisch um. „Na ja, egal.“

Sie wandte sich wieder Deedo und ihrem wichtigen Gespräch zu.

„Was ich damit sagen will, Deedo, ist, dass du dich nicht fürchten musst. Geh hin und sieh, wie er darauf reagiert, sonst wirst du es nie erfahren!“

Sheeris hoffte, dass diese Worte ermutigend genug waren.

„Aber ich weiß nicht, wie ich’s ihm sagen soll...“, versuchte sich Deedo selbstquälerisch davor zu drücken.

„Sag ihm einfach das, was du mir gerade erzählt hast.“, schlug ihr Sheeris vor. Als sie sah wie Deedo vor lauter Schamgefühl und Bedenken errötete, meinte sie nur:

„Hach, ich hätte es aufschreiben sollen, das vergesse ich jedes Mal...“

Deedo sah sie irritiert an.

„Meinst du wirklich?“, forschte die Elfe noch mal unsicher nach und sah ihr zur Abwechslung mal direkt in die Augen.

„Na klar!“, winkte Sheeris ihr anspornend zu und lächelte. „Hattest du denn bis jetzt noch keine Gelegenheit mit ihm darüber zu sprechen?“

„Doch, schon.“

Sie senkte ihren Blick abermals und schaute sich selbst dabei zu, wie sie die Hände auf ihrem Schoß faltete.

„Und?“

„Uns ist etwas dazwischen gekommen.“

„Und was?“, bedrängte Sheeris sie anhaltend.

„Eine Scheibe Brot...“, gestand Deedo letztlich.

„Wie bitte?“, erkundigte sich Sheeris nochmals und war ein wenig irritiert.

„Wir konnten uns nicht einigen, wer wem die letzte Scheibe Brot überlässt...“, begründete Deedo, deren Gesicht vom Rotwerden gepeinigt wurde.

„Was? Wirklich?“, begann Sheeris lauthals drauf los zu lachen. „Ich hätte ja gar nicht gedacht, dass Parn so zuvorkommend ist! Ich hab ihn immer für total ungehobelt gehalten!“, gestand sie Deedo.

„Aber daran kann man sofort erkennen, dass ihr zusammengehört. Glaub mir, Parn empfindet dasselbe für dich, das zeigt euer Streit eindeutig! Wer sich so schön über Bagatellen aufregen kann...“, deutete sie mit einer ebenso schwärmerischen Stimme wie Blick an.

„Was? An so was kannst du das erkennen?“, fragte Deedo ungläubig.

Sheeris nickte heftig.

„Soll ich dir noch ‘ne Garantie schreiben?“, scherzte sie. Dann drehte sie sich zum Kellner und schrie:

„Hey, was ist mit unserem Wein?! Wird das heute noch mal was?!“

Sie ließ ihre Stimme voller Ungeduld durch die Schenke randalieren.
 


 

Als sie später ins Haus zurückkehrte, musste Deedo lächeln, als sie feststellte, wie perfekt die Küche aufgeräumt war. Es glänzte alles und nirgends war mehr ein Krümel zu sehen. Sogar die Stühle waren ordentlich an den Tisch gestellt.

Auf leisen Füßen schlich sie ins Schlafgemach und dort stellte sie sich mit einem Abstand vor Parns Bett.

Voller innerlicher Aufregung umklammerten sich ihre Hände und ihr Kopf neigte sich beschämt nach unten. Ab und an blickte sie zu dem Bett hinauf.

„Du, Parn... ich muss dir schon seit langem etwas sagen... und... das fällt mir nicht gerade leicht...“, begann sie stockend nach langem hin und her, mit kaum hörbaren Worten.

Es bewegte sich im Bett und der Schlafende gab ein brummigen Laut von sich.

Deedo räusperte sich und prustete in ihre Hand hinein, die sie sich an den Mund hielt.

Parn trat leise durch die offene Tür herein und näherte sich Deedo von hinten, ohne dass sie was davon merkte. Er schlug die Arme übereinander und hörte ihr gebannt zu.

„Ich bin heute irgendwie mit Sheeris... darüber ins Gespräch gekommen, woran man erkennt, dass man... dass man jemanden... liebt...“

Sie hielt inne. Parn wurde auf einmal sehr hellhörig. Deedo druckste herum und suchte nach den richtigen Worten.

Sie spürte, wie die Wärme in ihr hoch quoll und ihre Stirn in Schweiß tränkte. Ihre roten Wangen konnten indes den ganzen Raum erhellen.

„Wenn... wenn man jemanden liebt, dann mag man ihn.“, machte sie weiter.

„Wenn man jemanden liebt, dann weil man ihn schätzt. Wenn man jemanden liebt, dann findet man ihn sympathisch...“

Deedo räusperte sich erneut. Wenn sie es nicht besser wüsste, könnte sie meinen, das Dampf ihren Hitze geladenen Kopf verließ. Damit steckte sie Parn schicksalhaft an. Diese werdende Liebeserklärung rührte ihn zutiefst. Es ging weiter.

„Wenn... wenn man jemanden liebt, hat man ihn in sein Herz geschlossen. Wenn man jemanden liebt, dann empfindet man starke Gefühle der Zuneigung... Und wenn man jemanden liebt, dann... dann vergöttert man ihn...“ Deedo fielen die Worte mit einem mal zu wie noch nie.

„Und deshalb... deshalb...“, setzte sie ein paar Mal hintereinander an.

Doch bei dem entscheidenden Satz verlor Deedo ungewollt die Nerven. Sie hielt sich die Hände ans Gesicht um die größte Verlegenheit zu verbergen, die sie jemals durchlebt hatte.

Ihr wurde bewusst, wie lächerlich sie sich in diesem Moment machte.

„Nein! Ich kann das nicht!“, rief sie erschüttert und suchte mit den Augen das Loch zum verschwinden. Parn tat sie leid. Dann platzte es schließlich aus Deedo heraus.

„Ich… ich liebe dich, Parn!“, schoss es voller Erleichterung aus ihrem Mund.

Da Parn nichts darauf erwiderte, fragte sie stutzig nach.

„Parn?"

Als sich dann urplötzlich Eto zu ihrer Seite drehte, stand Deedo da, wie vom Donner gerührt. Das war zu viel für sie.

„Eto?!“, rief sie entsetzt und konnte es immer noch nicht glauben.

Ihre Gefühle mischten sich aus Fassungslosigkeit und Enttäuschung. Was für ein Hereinfall. Endlich hatte sie allen Mut zusammengenommen, und dann geschah so was!

Deedo drehte sich um und erblickte nichts ahnend den völlig geplätteten Parn, der sie voller Erstaunen anblinzelte. Deedos Brust begann sich vor enormer Wut einzuengen. Sie bleckte die Zähne.

„Parn?!“, knurrte sie aufgebracht. „Hast du mir etwa die ganze Zeit zugehört ohne was zu sagen?!“

Deedo ging zähneknirschend auf ihn zu und bei jedem ihrer Schritte trat Parn ängstlich einen zurück.

„Sollte ich das denn nicht hören?“, fragte er kleinlaut nach und verschränkte seine Arme hilflos vor sich. Immerhin war die Liebeserklärung doch an ihn gerichtet gewesen.

Deedo versuchte Parn eine Ohrfeige zu geben, aber er wich ihr mit seinem Kopf geschickt aus. Das machte Deedo noch rasender.

Sie probierte es ein weiters Mal, aber diesmal hielt Parn sie am Handgelenk fest, zog sie zu sich und küsste sie innig.

Das kam so unerwartet, so überraschend. Deedo konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles was sie noch tun konnte, war, Parn mit weit aufgerissenen, erstaunten Augen anzublinzeln. Ihr Herz machte Luftsprünge als Parn seine weichen Lippen fest auf die ihrigen drückte und sich fest sog. Gefesselt von diesem Liebesausbruch, gab sich die Elfe ihrem Ritter hin. Sie war kein bisschen mehr auf ihn böse. Verständlich, oder? Deedo war von diesem umwerfenden Gefühl so angetan, dass sie sich fühlte, als würde sie in Parns Armen dahin schmelzen.

Um Halt zu finden, legte sie ihre Arme um seinen Nacken, währenddem Parn ihre glühende Wange sanft mit seiner Hand streichelte.

Auf einmal erhob sich Eto aus dem Bett und hielt sich eine Hand schützend vor seine Augen.

„Hey, was tut ihr denn da? Habt ihr ganz vergessen, dass hier ein Priester anwesend ist?“, predigte er entsetzt. „Ihr könnt so was doch nicht in meiner Gegenwart machen!“

Er schlich sich leicht stolpernd zur Tür hin, denn seine Augen konnte er nicht ohne Abdeckung sehen lassen.

Parn und Deedo ignorierten ihn einfach. Sie waren viel zu beschäftigt, um Eto zuzuhören. Wild verschränkten sie ihre Köpfe zur Seite und erkundigten stürmisch ihre Mundhöhlen mit den Zungen.

Eto schüttelte verzweifelt den Kopf als er ihren schmatzenden Küssen und begierigen, leisen Seufzern lauschte. Nach längerem Tasten fühlte er endlich den Türknauf zwischen seinen Fingern und so schnell es ging, verschwand er hinaus.
 


 

Draußen lehnte Eto sich mit dem Rücken an die geschlossene Tür und seufzte erleichtert. Er ließ die beiden jetzt wohl lieber alleine und zwinkerte sich selbst amüsiert zu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yokiko_Asakura
2009-06-22T13:41:42+00:00 22.06.2009 15:41
Oh mein Gott! *kreischend im Kreis renn*
Wie ich dieses Pair LIEBE!
Ich bin so glücklich, endlich einen schönen OS von den beiden gefunden zu haben!
Und "schön" ist in vielerlei Hinsicht zu betrachten:

1. Wird in diesem Os wirklich VORALLEM die Liebe zwischen Parn und Deedlit eingegangen.
2. Kommen Gefühle und Gedankengänge, sowie Handlungen gut und verständlich rüber.
3. Sind deine Beschreibungen total detailliert und Charaktergetreu.
4. Ist deine Wortwahl wirklich gut und anspruchsvoll!

Oh ja, ich liebe diesen OS! *______*
Deshalb habe ich nur noch zwei Sachen zu sagen (und nichts zu bemängeln).
Und zwar...
Es ist schön, dass ich letztenslich wirklich und wahrhaftig einen stilvollen OS über eines meiner absoluten Lieblingspairs gefunden habe und es ist wirklich schade, dass dies nur ein OS ist.
Ich hätte wirklich liebend gern weitergelesen ^-^

LG,
Yokii
Von:  Woflu
2008-04-07T11:20:54+00:00 07.04.2008 13:20
Ich liebe die Beiden! Endlich hat er es geschafft, mann oh mann Männer *g*
Von: abgemeldet
2007-12-30T11:15:02+00:00 30.12.2007 12:15
Ich finde dein oneshort echt gut. schade das es so wenig von ROLW gibt^^
Lg justanotherexcuse
Von:  Akami_
2007-01-27T10:58:39+00:00 27.01.2007 11:58
ich find die geschichte super schreib schnell weiter ja bitte
Von:  Rose1
2006-06-11T19:59:56+00:00 11.06.2006 21:59
Ja ich muss Fine nur recht geben. Die Gesichte ist einfach super. Schreib bitte ganz schnell weiter.

Tschau
Von:  Fine
2006-06-06T16:45:57+00:00 06.06.2006 18:45
Das hast du sehr schön beschrieben!
Besonders Deedos Wutausbrüche kamen gut rüber.
Schreib schnell weiter, ja?
Liebe Grüße
Fine


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