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Liebe und Tabu

von

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Helles Sonnenlicht fällt durch die reich verzierten Fenster von Notre Dame de Paris in das Nebenzimmer auf den Spiegel, der das Abbild eines jungen Mannes in einem vornehmen Anzug zeigt. Mein Abbild. Ich richte noch einmal den Kragen meines Jacketts, schließlich ist heute dein Tag und wenn ich an deiner Seite stehe, will ich gut aussehen, damit du dich nicht für mich schämen musst. Ein letzter Blick, dann verlasse ich den Raum und gehe in das Zimmer der Braut, in dein Zimmer. Du stehst vor einem Spiegel, so wie ich es bis vor kurzem noch tat. Dein Anblick fesselt mich. Du siehst aus wie ein Engel in deinem schneeweißen Kleid, das mit silbernen und goldenen Mustern bestickt ist. Deine nachtschwarzen Haare fallen dir in großen Locken auf deine bloßen Schultern und in deinem blassen Gesicht stechen deine eisblauen Augen und korallroten Lippen noch stärker hervor, als es sonst der Fall ist. Noch eine Weile stehe ich da, unbemerkt von dir und beobachte jede deiner Bewegungen, deiner Atemzüge, deiner Wimpernschläge und es wird mir wieder bewusst, wie wunderschön du bist und es immer schon warst, obwohl ich es erst vor kurzem erkannte. Mit einer vorsichtigen Bewegung lässt du den Schleier über dein engelhaftes Gesicht fallen und drehst dich zu mir um. “Ist es schon soweit?”, fragst du etwas verunsichert. “Ja, alle sind schon auf ihren Plätzen, wir sollten sie nicht warten lassen.”, antworte ich sanft und hoffe dir ein wenig deiner Nervosität nehmen zu können. Du lächelst ein “Dankeschön” und lässt dich von mir zum Marsch der Orgelmusik durch die Kirche zum Altar geleiten. Der Priester beginnt die heilige Messe, predigt auf Latein, während ich ihm kaum zuhöre. Ich beobachte dich. Das schönste Wesen, dass jemals auf Erden gewandert ist, sehe ich in dir, das liebevollste Geschöpf, dass jemals die Luft dieser Welt eingeatmet hat und für mich das ideale Ebenbild der heiligen Maria, Mutter Gottes. Die Zeremonie schreitet voran, die Anwesenden sprechen ihre Gebete und singen ihre Lieder, auch ich. Dann kommt der Moment, den du so sehnsüchtig erwartet hast. “… bis das der Tod euch scheidet, so antworte mit: Ja, ich will.” “Ja, ich will.”, lautet deine Antwort und deine melodische, glockenhelle Stimme schallt durch den Raum und trägt das Urteil bis zu meinen Ohren. Deine Augen leuchten, wie der Mond in sternenklarer Nacht, als du deinen Schleier zurückwirfst und zwei Paar Lippen sich berühren. Der Priester spricht die letzten Worte, die Orgelmusik setzt wieder ein und die Gäste beobachten dich, wie du allen voran das Gotteshaus verlässt. Ich sehe, wie du hinaustrittst, in das gleißende Licht der Sonne, doch dein strahlendes Lächeln lässt sogar das Licht dieser Lufthoheit blass erscheinen. Doch dieses Lächeln gilt nicht mir, sondern dem Mann an deiner Seite, dem Marquis Bouregard. Ihr habt euch doch erst im letzten Monat zum ersten Mal gesehen und noch nie alleine miteinander gesprochen und trotzdem hast du nur Augen für ihn. Aber du scheinst glücklich zu sein und das ist alles, was für mich zählt. Jetzt hast du ihn und brauchst mich nicht mehr. Du hast mich eigentlich nie gebraucht. Ich habe dich doch dauernd beleidigt und dumme Späße mit dir gemacht, bis ich es nicht mehr tun konnte, bis du für Jahre hinter den Mauern des streng katholischen Klosters verschwandest, bis ich merkte, dass du mir fehlst. Und trotz all der Beleidigungen warst du immer freundlich zu mir und hast mich nicht ein einziges Mal verraten. Selbst da erkannte ich nicht, das du mir viel mehr bedeutest, als jeder andere Mensch auf der Welt, dass du mir zu viel bedeutest. Ich wusste, dass ich diese Gedanken, diese Gefühle nicht zulassen durfte und doch war ich so von dir gefangen, dass ich dich für mich alleine haben wollte. Doch das hat jetzt ein Ende. Nie wieder werde ich so denken. Nie wieder werde ich so empfinden. Nie wieder werde ich deine Ruhe stören. Nur noch ein letztes Mal … Verzeih, dass es ausgerechnet heute sein muss, an deinem Tag. Aber ich kann und will nicht weiterleben, in dem Wissen, das du einem anderen gehörst. Es wird besser sein, wenn ich nicht mehr unter den Lebenden bin. Ich habe einen Brief hinterlassen in dem ich schreibe, dass ich für eine hoffnungslose Liebe gestorben bin. Es wird sicher Menschen geben, die mich mutig nennen werden, weil ich für diese Liebe so weit gegangen bin, aber sie werden sich alle irren. Ich bin nicht mutig sondern feige, denn ich lebe nicht weiter mit den Schmerzen und Qualen meiner Gefühle, sondern wähle den leichten Ausweg … den Tod … und nun noch ein letztes Mal … verzeih meine geliebte …

Schwester …
 

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So, das wars!!

Ich hab schon ein paar Fragen dazu gekriegt, die ich hier auch gleich mal beantworten will.

Der junge Mann stirbt nicht IN der Kirche, sondern auserhalb und eigentlich ist es überhaupt nicht wichtig, WO er stirbt sondern, dass er stirbt.

Und sorry für so wenig Hintergrundinfos, aber wie gesagt ... ich hatte nur ne Seite ... und eigentlich wollte ich das Ding noch länger machen ...

Nya, hoffe ich kriege wenigsstens ein paar Kommis ...
 

See ya, hab euch lieb, Rose



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-06-10T15:21:19+00:00 10.06.2006 17:21
*Whoa*!!! Ich fands Hamma! Besonders der Schluss!!! Ich hab mich erst gewundert, weil ich gedacht hab, dass die beiden gute Freunde sind oder so was und da begleitet er sie zum Altar! Ich bin zwar nicht katholisch, aber ich denke mal, dass dann schon ein Verwandter sie dahin hätte bringen müssen! Also wenn die das nicht haben gewinnen lassen, dann weiß ichs auch nicht!
Von: abgemeldet
2006-05-16T11:24:01+00:00 16.05.2006 13:24
Ich finds gut. Ich hab zwar nicht so viel verstanden, es ging dir aber warscheinlich auch nicht darum, dem Leser das gesamte Geschehen zu präsentieren, sondern eben nur diesen einen Ausschnitt. Sprachlich finde ich den Text auch sehr gut. Er lässt sich flüssig lesen und man kann sich in die Geschichte hineinversetzen. Ich kann gar nicht verstehen, dass du keine Antwort kriegts. Wenn du schon nicht gewonnen hast, sollte man dir das wenigstens mitteilen. Aber abgesehen davon geht es ja auch nicht nur um den Sig, sondern vor allem darum, dass man Spaß am schreiben hat und das merkt man, wenn man deine Story liest.
Ich hab bei schreibwettbewerben auch kein glück ^^ Lass dich bloß nicht entmutigen!
Laluna


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