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Des Feuervogels Glut I

von

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Peinlich

Tokio, Seaside-Dome, Dezember
 

Etwas mitgenommen erreichte Kai an diesem Vormittag den alten Seaside-Dome. Da er und Mina vor etwa zwei Wochen das Nachfolgermodell im Meer versenkt hatten, blieb der BBA nichts anderes übrig, als den finalen Kampf zwischen Tyson und ihm hier zu veranstalten. Schon von weitem hatte er das Geschrei der Fans hören können, die sich bereits jetzt zahlreich am Haupteingang versammelt hatten, obgleich das eigentliche Match erst in einigen Stunden stattfinden sollte. Höchstens die Hälfte der Leute mit teuer erstandenen Tickets fand im Gebäude Platz und diese Tatsache sorgte für zahlreiche Ausschreitungen. Alle anderen fanden sich vermutlich schon jetzt auf den Fanmeilen ein, um sich die bestmöglichen Stehplätze vor den riesigen Videoleinwänden zu sichern.

Verwirrt suchte Kai nun nach dem VIP-Eingang. Der musste doch hier irgendwo sein...er kannte das Gebäude doch schon vom letzten Mal. Doch irgendwie hatte er die Orientierung verloren. Als sei heute nicht schon genug schief gegangen…

Und ausgerechnet an so einem beschissenen Tag sollte er um den Titel kämpfen, den Tyson ihm schon seit mehreren Jahren vorenthielt?
 

Schon um 5 Uhr morgens war er unfreiwillig aufgewacht - natürlich mit rasenden Kopfschmerzen und alleine. Schatten, oder wie immer er sie nennen sollte, war vermutlich mal wieder mitten in der Nacht abgehauen. Dass sie ihm Frühstück gemacht hatte, verbesserte den Tag nur ungemein...

Direkt nach dem Aufstehen stieß er sich selbstverständlich noch den Fuß an, humpelte in die Küche und gönnte sich an stelle des Frühstücks eine Aspirin. Das Zeug schmeckte abscheulich.

Die folgenden Stunden hatte er gelangweilt vor dem Fernseher verbracht, da er im Bett keinen Schlaf mehr fand. Stattdessen aber dauerte es nicht all zu lange, bis er auf seinem Sofa eindöste und viel zu spät wach wurde. Die Versammlung aller Teilnehmer sollte um 11 Uhr morgens (eine seiner Meinung nach völlig bescheuerte Zeit) stattfinden. Und er musste ausgerechnet um 10:35 aufwachen!

Wie ein Besessener stürmte er aus dem Haus und - wie sollte es auch anders sein – blieb ihm nichts anderes übrig, als zum mehrere Kilometer entfernten Stadion zu laufen.
 

Unterwegs blickte er immer wieder hektisch in alle möglichen Schaufenster, auf der Suche nach einer Uhr. Vermutlich war er sowieso schon viel zu spät dran, aber noch schneller konnte selbst er nicht laufen. Sogar die Straßen überquerte er ohne Vorsicht - und an diesem wunderbar beschissenen Morgen wäre ihm das auch noch fast zum Verhängnis geworden.
 

Er hastete gerade über eine Kreuzung, als ihn das Quietschen von Autoreifen zusammenzucken ließ. Er versuchte anzuhalten und sich gleichzeitig umzusehen, verlor den Halt und schlug der Länge nach hin. Ein dunkler Wagen raste mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit auf ihn zu, der Fahrer schien ihn fest im Blick zu haben und machte keinerlei Anstalten, ihm auszuweichen. Fast, als WOLLTE er ihn mit dem Fahrzeug rammen!

Der Schreck lähmte Kai und machte jeden Fluchtversuch unmöglich. Er blickte in die Front des immer schneller werdenden PKW und rechnete mit dem Schlimmsten. Gleich war alles aus. Kein Weltmeistertitel, kein Sieg über Tyson. Und Schattens Namen würde er auch nie erfahren...

Er kniff die Augen zusammen.
 

Ein heftiger Ruck erfasste ihn und schleuderte ihn einige Meter durch die Luft. Einen Moment später endete sein Flug mit einem schmerzhaften Aufprall.

Er begriff, dass es trotz der Härte nicht der Asphalt sein konnte, auf dem er gelandet war, also öffnete er die Augen.

...und erlebte die nächste böse Überraschung. Er blickte direkt in das Gesicht von Mina, die ihn offensichtlich in letzter Sekunde vor dem Verrückten hinter dem Steuer gerettet haben musste. Und damit nicht genug, sie hatte den Aufprall größtenteils mit ihrem eigenen Körper abgefangen. Erschrocken realisierte Kai, dass er auf ihr lag, was ihm äußerst peinlich war.

"Na? Glaubst du’s jetzt, du Vollpfosten?!", schrie sie ihn an und stieß ihn mit Rauer Gewalt von sich herunter.

"Was soll ich glauben?"

Mina richtete sich auf und renkte sich mit einer geschickten Bewegung ihre Schulter ein. Ihre Knochen machten dabei ein grauenhaftes Geräusch. Kai verzog angewidert das Gesicht.
 

"Das war gerade ein Attentat auf dich, Kai. Du hättest tot sein können. Und sag mir nicht, du hast keinen Schimmer, wer dahinter steckt!", warf sie ihm vor.

"Ist ja gut", mokierte er sich über ihre heftige Reaktion, "…dass du immer gleich so überreagieren musst. Vielleicht war der Typ auch einfach nur besoffen -"

"Besoffen? Um 11 Uhr morgens?", fiel sie ihm direkt in Wort, fügte dann aber noch in einem wesentlich ruhigeren Tonfall hinzu, "ich hätte dich da einfach liegen lassen sollen, du geistiges Vakuum!"

Erschrocken sprang Kai auf: "Verdammt! Ist es wirklich schon 11 Uhr?"

"Noch nicht, aber wenn du hier weiter dumm rum stehst und mich zutextest, kommen wir beide zu spät zum Dome."

"Wer textet denn hier wen zu?!"

Mit diesen Worten setzte der junge Mann seinen Sprint fort und stolperte, noch immer etwas verwirrt, die Straße entlang. Um Mina machte er sich keine besonderen Gedanken. Wenn sie es fertig brachte, sich nach einem Unfall selbst ihre Knochen zu sortieren, dann schaffte sie es auch alleine zum Stadion. Und abgesehen davon hatte er keine Lust, ihr bei irgendetwas zu helfen.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie ihm schon zum zweiten Mal das Leben gerettet hatte...ein äußerst entwürdigender Fakt…
 

Ein paar Minuten nach 11 erreichte er dann schließlich das Stadion…und jetzt fand er plötzlich den Eingang nicht mehr. Vielleicht hatte er bei dem Sturz ja doch etwas mehr abbekommen, als er dachte.

"Kai? Was machst du denn noch hier draußen?", riss ihn Tysons nervtötende Stimme aus seinen Gedanken. Orientierungslos fuhr er herum und suchte nach dem Ursprung der Stimme.

"Hinter dir...", rief der Junge ihm zu, "was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja aus wie ein platt gefahrener Igel!"

Das hätte Kai sich auch selbst denken können...aber die Vergleiche, die Tyson zog, waren dann doch etwas abstrakter als seine eigene Beurteilung.

Wortlos drehte er sich in Tysons Richtung und schob sich an ihm vorbei durch den Eingang. Die vorwurfsvollen Blicke der anderen Blader beeindruckten ihn in keiner Weise. Dass auch sie ihn schon im nächsten Moment ähnlich wie Tyson musterten, veranlasste ihn dann aber doch, sich auf der Toilette im Spiegel zu betrachten.

Als erstes musste er feststellen, dass sein ursprünglich teurer, hochwertiger Mantel kaum noch als ein Kleidungsstück zu identifizieren war. Sein linker Ellenbogen war aufgeschlagen, blutete aber nicht mehr. Ansonsten hatte er nur ein paar blaue Flecken davongetragen.

Das zerfetzte Kleidungsstück taugte nicht mal mehr zum Warmhalten – das, wofür er es in den kalten Dezembertagen eigentlich trug. Aber ohne das Teil fühlte er sich irgendwie nackt, und so behielt er ihn an.

Beim verlassen der Sanitärräume im Flur ordnete er beiläufig sein Haar und richtete sich den zerlumpten Kragen. Routiniert fasste er in seine Tasche. Dranzer war noch an Ort und Stelle, Wohnungsschlüssel und Brieftasche ebenfalls. Wenigstens der Verlust dieser Dinge war ihm erspart geblieben.

Frustriert machte er sich auf die Suche nach den Mitgliedern seines Teams. Systematisch klapperte er alle in irgendeiner Weise sinnvollen Räume ab, an denen sie sich wohl aufhalten konnten. Er warf sogar einen flüchtigen Blick in die Arena, wurde dann aber doch in einer der kleinen Lounges fündig. Es überraschte ihn, dass neben Alex und Brian auch Mina den Raum vor ihm gefunden hatte. Dass sie überhaupt so schnell hier her gekommen war, trotzdem sie so mitgenommen aussah, irritierte ihn. Ihre Jacke hatte den Sturz ähnlich gut verkraftet wie sein Mantel. Ihre Schulter war mittlerweile blau unterlaufen und auch sonst war sie übersät mit Blessuren. Der schlechte Zustand der Transsylvanierin war ihm vorhin am Unfallort nicht weiter aufgefallen, dafür tat er es jetzt jedoch umso mehr.

"Wieso bist du denn jetzt schon wieder vor mir hier?", fragte er sie provokativ.

"Erstens war unser Aufenthaltsraum ausgeschildert...und zweitens hatte ich keine 5 Meter von der Stelle, wo du wie ein Depp über die Straße gestolpert bist, mein Motorrad abgestellt. Ich hätte dich vielleicht sogar mitgenommen, wenn du etwas freundlicher zu mir gewesen wärst, aber du musstest natürlich gleich wieder wegrennen.", entgegnete sie ihm vorwurfsvoll.

Kai rollte mit den Augen und nach gegenüber von ihr in einem Sessel platz.

"Und woher habt ihr beiden jetzt die ganzen Schrammen? Ihr habt euch doch nicht etwa geprügelt?", kommentierte Brian ihre Verfassung, erhielt jedoch keine Antwort. Er dachte sich seinen Teil dazu.

Ein Kontrollton, der durch die Lautsprecher quietschte, zerriss die angespannte Stimmung für den Moment. Es folgte eine Durchsage, der Zufolge sich alle an der Weltmeisterschaft teilnehmenden Teams, egal ob ausgeschieden oder nicht, in der großen Hauptlounge einzufinden hatten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-05-11T15:57:32+00:00 11.05.2008 17:57
Okay, nächstes Kapitel. Ich muss zugeben: Ich hab schon wieder grinsend vorm PC gehockt, als ich das mit dem Unfall gelesen hab...xD

Von:  Silverphoenixdragon
2008-05-09T17:48:45+00:00 09.05.2008 19:48
Hey
Wieder auch ein tolles Kapitel
Mach ja weiter so

Sky
Von: abgemeldet
2008-05-04T19:15:38+00:00 04.05.2008 21:15
*sabber*
das is wieder mal geil xDDDDDDDDDDDDDDD
mach bloß wieter so xD
wenn de aufhörst renn ik dir mit dem besen hinterher xDDD
also ik freu mich schon riesig aus nächste kapitel xDDDD
hdl
blacky


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